Basale Selbstbestimmung und hoher Unterstützungsbedarf: Herausforderungen für Teilhabe
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- Marielies Amsel
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1 LH-Tagung: Was ist Teilhabe? Marburg Basale Selbstbestimmung und hoher Unterstützungsbedarf: Herausforderungen für Teilhabe Dr. rer. soc. Dipl.-Päd. Christian Weingärtner
2 Personenkreis Tradition der Negativ -Definitionen: (vgl. Lars Mohr, Zürich) Nicht-Können und Defizite der Betroffenen werden hervorgehoben und aufgereiht Schwerste Intelligenzminderung bzw. schwerste geistige Behinderung nach ICD-10: IQ unter 20 (bei Erwachsenen Intelligenzalter unter 3 Jahren). Die eigene Versorgung, Kontinenz, Kommunikation und Beweglichkeit sind hochgradig beeinträchtigt (ICD-10-GM, Version 2013, F73.-). 2
3 Personenkreis Ein Mensch ist vor allem ein Mensch und nicht vor allem behindert Menschen, deren Denken weitgehend durch die sensomotorischen Ebene nach Piaget beschrieben werden kann. Menschen, die mit Gegenstände, wie etwa einen Papierkorb hantieren, ohne die übliche Funktion zu verwenden. 3
4 Personenkreis (Begriffe) Menschen mit hohem Unterstützungsbedarf Menschen mit schwerer geistiger Behinderung Menschen mit schwerer und mehrfacher Behinderung Menschen mit Komplexer Behinderung (Fornefeld) Menschen mit umfassender intellektueller Beeinträchtigung Menschen die aufgrund.wechselwirkung von Beeinträchtigung und umweltbedingten Barrieren massiv an der Teilhabe an der Gesellschaft eingeschränkt sind. (ICF..) 4
5 Personenkreis (Bedürfnisse) benötigen viel körperliche und emotionale Nähe, um direkte Erfahrungen sammeln und Andere wahrnehmen zu können, Tatsächliche Beschreibungen 5
6 Basale Selbstbestimmung als versuchte Antwort auf eine Frage Menschen mit schwerer geistiger Behinderung Menschen mit Komplexer Behinderung Menschen mit hohem Unterstützungsbedarf Idee der Selbstbestimmung Autonomie Moderne Aufklärung 6
7 Antworten auf die Selbstbestimmungsfrage Menschen mit intellektuellen Beeinträchtigungen Selbstbestimmung 7
8 Spannungsverhältnis Menschen mit schwerer geistiger Behinderung Menschen mit Komplexer Behinderung Menschen mit hohem Unterstützungsbedarf Idee der Selbstbestimmung Autonomie Moderne Aufklärung 8
9 Positionen zur Selbstbestimmung und Menschen mit schwerer geistiger Behinderung Kaum denkbar Genauso, wie bei Menschen mit leichterer Behinderung Anthropologische ethische Pos. Wünschenswert aber nicht machbar 9
10 Praktische Fragestellungen Essen Bewegen Toilettengang Therapie Motorischen Bereich 10
11 Selbstbestimmung meint, dass eine Person ihre eigenen Vorstellungen oder Wünsche, beziehungsweise ihr eigenes Wollen in wesentlichen Bereichen ihres Lebens umsetzen kann. Selbstbestimmung reduziert sich dabei nicht nur auf eine Willensbekundung, sondern umfasst immer auch die Veränderungs- und Handlungsperspektive mit ein 11
12 Pragmatische Dimension von Selbstbestimmung den etymologischen Aspekt, als den Befehl über etwas haben (vgl. Waldschmidt 2003, 14ff), den philosophischen Aspekt, wenn der Handlungsaspekt von Freiheit hervorgehoben wird (vgl. Frankfurt 2001), den politikwissenschaftlichen Aspekt, der einen Staat als selbstbestimmt (autonom) bezeichnet, wenn er seine Gesetze auch umsetzen kann, den (menschen-) rechtlichen Aspekt, wonach GG Artikel 2 die Freiheit der Person als Handlungsfreiheit im umfassenden Sinne meint. 12
13 Struktur der Institution Heim Personal ausgerichtet an Therapie und Förderung Rahmenbedingungen Mehr an Fremdbestimmung Individuelle Schädigun g Notwendigkeit von umfassenden pflegerischen Maßnahmen 13
14 Elemente Basale Selbstbestimmung Hahn Kognitive intellektuelle Dimension Antizipation Selbstentscheiden Selbstwirksam keit Koppelung von Handlung und Erfahrung Selbsttätigkeit Eigenaktivität Motorisches Handeln Selbstinitiiertes Tun Eigener Impuls Eigener Rhythmus 14
15 Autonomieprinzip Martin. T. Hahn Prinzip Entscheidenlassen/ Autonomieprinzip: Die helfende Person fragt, welche Mütze aufgesetzt werden soll fragt, welcher Apfel, welches Bonbon gewünscht wird fragt, welche Hand zuerst gewaschen werden soll, Fremdbestimmung, wo Selbstbestimmung möglich wäre: Die helfende Person setzt die Mütze auf gibt einen Apfel oder ein Bonbon nimmt eine Hand zum Waschen 15
16 Selbstwirksamkeit Umwelt (personal, sozial ud physisch) Umwelt 1 2 Mensch ( Mensch 3 Umwelt 16
17 Selbsttätigkeit Bsp.: Herr X möchte Apfelsaft zum Mittagessen Ansatz oder Prinzip Fremdbestimmung (im Alltag weit verbreitet) Autonomieprinzip oder Prinzip entscheiden lassen Assistenzprinzip Technische Hilfsmittel Vorbereitete Umgebung Sozial integrierte Aufnahme von Selbsttätigkeitsimpulsen Beschreibung der Situation Der Betreuer schenkt ihm ohne zu fragen Orangensaft ein Der Betreuer fragt, ob er Apfelsaft oder Orangensaft möchte. Er verdeutlicht diese Frage eventuell und versucht selbst kleinste Regungen zu interpretieren Der Mensch mit Behinderung äußert, dass er Apfelsaft möchte. Der Assistent füllt Apfelsaft ein Durch einen entsprechenden Automaten kann der Mensch mit Behinderung sich Apfelsaft einschenken lassen. Er bedient durch Fernsteuerung o.ä. das Gerät Durch entsprechende Anordnung der Gläser und Flaschen kann der Mensch mit Behinderung selbstständig sein Glas füllen Die Situation wird berücksichtigt, dass eventuell alle anderen Essensteilnehmer sich ihr Getränk aussuchen. In diesem Kontext wird nun Herr X teilweise mit Hilfsmittel sein Glas füllen, dies geschieht in sozialer Aufmerksamkeit Tabelle: Systematik von Selbsttätigkeit und Selbstbestimmung 17
18 Elemente Basale Selbstbestimmung Hahn Kognitive intellektuelle Dimension Antizipation Selbstentscheiden Selbstwirksam keit Koppelung von Handlung und Erfahrung Selbsttätigkeit Eigenaktivität Motorisches Handeln Selbstinitiiertes Tun Eigener Impuls Eigener Rhythmus 18
19 Skizze: Hängestuhl 19
20 Stuhl und Tisch Skizze: Tisch 20
21 21
22 Elemente Basale Selbstbestimmung Hahn Kognitive intellektuelle Dimension Antizipation Selbstentscheiden Selbstwirksam keit Koppelung von Handlung und Erfahrung Selbsttätigkeit Eigenaktivität Motorisches Handeln Selbstinitiiertes Tun Eigener Impuls Eigener Rhythmus 22
23 Umsetzung der Basalen Selbstbestimmung Theorie-Praxis-Verhältnis Technologieproblem Geisteswissenschaftliche Tradition Empirisch-analytische Tradition Evidenzorientierte Ansätze 23
24 Umsetzung der Basalen Selbstbestimmung Notwendigkeit von Handwerkszeug Ermöglichung von Freiheit Fortbildungen für Wohngruppenmitarbeiterinnen (1-2 Tage) Handlungspläne 24
25 Modul 1 Fremdbestimmung Schritt 1 Personenauswahl Schritt 2 Tagesablauf Schritt 3 Situationen mit Fremdbestimmung Schritt 4 Aspekte der Fremdbestimmung Schritt 5 Bewertung 25
26 Exemplarisches Bsp: 7 Uhr Wecken durch MA Sie würde gerne ausschlafen 7.30 Uhr Anziehen Kleidung wird von MA ausgesucht, sie kann nicht selbst entscheiden 8 Uhr Frühstück Teller wird von MA gerichtet. Sie darf Belag nicht selbst aussuchen 9 Uhr Zähneputzen Teilweise durch MA 26
27 Modul 2 Selbstbestimmung Schritt 1 Träume der Selbstbestimmung Schritt 2 Pro und contra Schritt 3 Bewertung Schritt 4 Konkrete Bestimmung der Selbstbestimmung Schritt 5 Handlungs- und Organisationsplan 27
28 28
29 Basale Selbstbestimmung und Menschen mit hohem Unterstützungsbedarf: Herausforderung für Teilhabe Basale Selbstbestimmung (aktive) Teilhabe an Selbsttätigkeit Selbstwirksamkeit Selbstentscheiden Elementaren Lebenssituationen (Essen, eigene Körper ) Gemeinschaftlichen Situationen Sinnorientierten Dialogen 29
30 VDS Positionspapier und Marburger Erklärung Alle Menschen sind auf dialogische Begleitung und Anregung angewiesen. Sie lernen aber im Laufe ihrer Entwicklung, zunehmend darauf verzichten zu können. Manche Kinder und Jugendlichen benötigen dazu länger oder sind zeitlebens auf besondere und einfühlsame Aufmerksamkeit, Achtsamkeit, Unterstützung, Anregung angewiesen. 30
31 VDS(mod.) Angemessene Teilhabe basiert auf der Begegnung von Menschen. Begegnung verwirklicht sich in Austausch und Kommunikation. Der dialogische Austausch wird unterstützt durch Bereitstellung und Anbahnung vielfältiger Kommunikationsformen. Die professionelle Unterstützung von Menschen mit hohem Unterstützungsbedarf ist gekennzeichnet durch intensive Beziehungsaufnahme, reflexive Distanz und Austausch im Team. 31
32 . Möglichkeiten einer eigenaktiven Auseinandersetzung mit der Umwelt sind zu bevorzugen. Basale Selbstbestimmung für die Teilhabe ist gekennzeichnet durch die Dimensionen Selbsttätigkeit, Selbstwirksamkeit, Selbstentscheiden. 32
33 Die Förderung der Autonomie in Situationen der Nahrungsaufnahme sowie der Verrichtung existenzieller Körperfunktionen ist mit Priorität zu versehen. Dementsprechend ist Pflege ein integraler Bestandteil der Teilhabe. Pflegerische Situationen basierend auf stabilen Beziehungsund Kommunikationsstrukturen bieten vielfältige Lernangebote. Pflege ist ein gemeinsames Anliegen aller an der Begleitung beteiligten Personen. 33
34 Zukunft: Basale Teilhabe Basale Selbstbestimmung Kommunikation Pädagogische (Andragogische) Beziehung Soziale Beziehungen 34
35 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit
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