Materialkunde. Knoten mindern die Bruchlast des Materials um 50%!

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1 Materialkunde 1. Allgemeine Informationen / Normung des Materials Es dürfen nur solche Materialien verwendet werden, die aus dem Bergsportbereich kommen. Die Bergsportausrüstung, die auf dem Europäischen Markt gehandelt wird, muss mit dem CE- Kennzeichen (CE = Communautes Europeennes = Europäisches Komitee) oder dem EN- Kennzeichen (EN = Europäische Norm) zertifiziert sein. Diese Kennzeichnung garantiert die Einhaltung bestimmter Normen und somit einen Mindestsicherheitsstandard. Die Vereinigung europäischer Bergsportverbände (UIAA) hat darüber hinaus noch strengere Normen und Prüfungen entwickelt. Obwohl sie nicht verbindlich sind, orientieren sich viele Hersteller an diesen. Wichtig. Immer den Beizettel lesen. Er gibt Auskunft über Art und Weise der Benutzung, Pflege, Lagerung, u.s.w.! 2. Beschreibung der einzelnen Materialien 2.1. Seile und Bandmaterial Es gibt im Wesentlichen zwei grundlegend verschiedene Seiltypen: statische und dynamische Seile. Hinzu kommen Reepschnüre und Bandschlingen, welche zu den statischen Materialien gehören. Knoten mindern die Bruchlast des Materials um 50%! Korrektes Seilaufnehmen Um ein langfristig gutes Handling der Seile zu gewährleisten, ist es unbedingt notwendig die Seile richtig aufzunehmen. Ansonsten werden die Seile schnell durch Krangeln und Verdrehen unbrauchbar. Siehe hierzu nebenstehende Zeichnung Dynamische Seile (Kletterseile) Einfachseile sind speziell zum Klettern entwickelte Seile, die eine Dehnung von ca. 8% aufweisen, welche eventuelle Stürze dämpft. Das Einfachseil ist auf der Banderole am Seilende durch eine eingekringelte 1 gekennzeichnet. Durch seine dynamischen Fähigkeiten ist es in der Lage Sturzenergie abzubauen und somit für das Vorstiegsklettern geeignet. Die Norm schreibt eine Belastbarkeit von mindestens 5 Normstürzen vor Statische Seile Statische Seile sind ursprünglich für die Höhlenforschung entwickelte Seile, die kaum Dehnung aufweisen (unter 5%). Sie werden bis auf wenige Ausnahmen zum Klettern nicht genutzt, da sie im Falle eines Sturzes die Sturzenergie nicht aufnehmen können. Statische Seile haben eine Mindestbruchlast von 22 kn (ca. 2,2 t). Auf Grund der geringen Dehnung und der Teils großen Sicherheitsreserven eignen sie sich vor allem für das Abseilen und den Aufstieg am Seil Reepschnüre Reepschnüre sind statische Seile geringen Durchmessers (4-8mm). Die Mindestbruchkraft einer Reepschnur lässt sich nach folgender Formel errechnen: Durchmesser² x 20 entspricht der Mindestbruchlast in dan, bzw. Kg. Bsp.: 6 mm Reepschnur: 6 x 6 x 20 = 720 Die Mindestbruchlast liegt also bei 720 dan oder 720 Kg.

2 Reepschnüre werden vor allem als Prusikschlinge mit dem Prusikklemmknoten verwendet. Z.B. als Rücksicherung beim Abseilen oder zum behelfsmäßigen Aufstieg am Seil Bandschlingen Es gibt Bandschlingen als Meterware und als vernähte Rundschlinge. Vernähte Schlingen werden zum Einrichten von Fixpunkten oder auch zur Selbstsicherung verwendet. Die Mindestbruchlast beträgt bei vernähten Bandschlingen immer 22 kn (2,2 t). Bei loser Meterware ist die Anzahl der Kennfäden ausschlaggebend. Ein Kennfaden bedeutet eine Mindestbruchlast von 5 kn Karabiner, Sicherungs- & Abseilgeräte Bei Karabinern unterscheidet man verschiedene Typen. Alle Karabiner sind in der idealen Belastungsrichtung (Längsrichtung) auf 20 kn Mindestbruchlast genormt. Im Falle einer Quer- oder Schnapper-Offen-Belastung verringert sich der Wert auf nur noch 7 kn. Die Werte sind auf dem Karabiner vermerkt. Gefährlich ist eine seitliche Biegebelastung des Karabiners über eine Kante. Die Biegebelastung oder Knickbelastung von Karabinern ist unbedingt auszuschließen und die ideale Belastungsrichtung zu beachten! Karabiner und Abseilachter aus dem Bergsportbereich werden aus einer Aluminiumlegierung hergestellt, die den optimalen Kompromiss zwischen Stabilität und Gewicht garantiert Schraubkarabiner Schraubkarabiner sind Karabiner mit einer Verschlusssicherung zum schrauben, eine Überwurfmutter verhindert das unbeabsichtigte Öffnen des Karabinerschnappers. Sie werden z.b. zum Einrichten von Fixpunkten oder Umlenkungen benutzt HMS-Karabiner HMS-Karabiner sind größere Karabiner in Birnenform mit Verschlusssicherung. Sie wurden speziell zum Sichern mit Halbmastwurf-Sicherungstechnik (HMS) entwickelt. Der HMS-Karabiner wird zum einen bei der HMS-Sicherung eingesetzt, er ist aber auch immer dann von Vorteil, wenn ein großer Karabiner benötigt wird HMS-Karabiner mit Sicherheitsverschluss Bei den Safebinern wird durch einen speziellen Verschlussmechanismus das ungewollte Öffnen und Aufschrauben des Karabinerverschlusses vermieden. Das Öffnen des Verschlussmechanismus muss immer drei verschiedene Bewegungen erfordern. Z.B. Ziehen und drehen der Verschlusshülse und Aufdrücken des Schnappers. Auch wenn es sich bei dem Verschluss meist um einen automatischen Mechanismus handelt (der Verschluss sollte von alleine vollständig schließen) muss das korrekte Schließen des Verschlusses immer kontrolliert werden. Durch Verschmutzung oder Einklemmen von Kleidung, etc. kann das korrekte Schließen verhindert werden Abseilachter

3 Der Abseilachter ist ein Gerät welches, in Kombination mit einem Karabiner mit Verschlusssicherung, zum Sichern und Abseilen verwendet werden kann fixierter Abseilachter Der fixierte Abseilachter ist eine Kombination aus einem Verschlusskarabiner, der in dem kleineren Auge des Abseilachters eingehängt ist. Beide sind mit einem Gummi vor dem Verrutschen gesichert. Ein fixierter Abseilachter hat den Vorteil, dass er immer optimal nach dem Seilverlauf ausgerichtet ist und eine Querbelastung des Karabiners ausgeschlossen wird. Beim Gebrauch von fixierten Abseilachtern muss immer überprüft werden, dass HMS-Karabiner und Abseilachter direkt ineinander greifen und nicht nur durch das Gummi verbunden sind Grigri Beim Grigri handelt es sich um ein halbautomatisches Sicherungsgerät, welches bei korrekter Handhabung im Falle einer Belastung des Sicherungsseils automatisch blockiert. Die Benutzung des Grigri birgt einige nicht offensichtliche Fehlerquellen und ist nur nach eingehendem Studium der Betriebsanleitung und mit entsprechender Übung einsetzbar. Es eignet sich auch zum Aufstieg am Seil Tube Als Tube oder Tuber werden beim Klettern röhrenförmige Abseil- und Sicherungsgeräte bezeichnet. Sie sind eine Weiterentwicklung der Stichtplatte. Tubes besitzen eine dynamische Bremswirkung und ermöglichen ein schnelles Ausgeben und Einholen des Seiles. Sie können sowohl im Toprope als auch beim Vorstieg verwendet werden. Da Das Seil bei nach oben gehaltener Bremshand nur um den Karabiner Umgelenkt wird und somit keinerlei Bremskraft hat ist das saubere Sichern mit abgeknicktem Bremsseil unerlässlich! 3. Umgang, Pflege und Aussonderung des Bergsportmaterials Das verwendete Material muss vor jedem Einsatz auf Funktionsfähigkeit überprüft werden! 3.1. Textiles Bergsportmaterial Seile, Schlingen, Reepschnüre und Gurte sind aus speziellen hochfesten Materialien gefertigt. Bei unsachgemäßer Benutzung können sie jedoch innerhalb kürzester Zeit z.b. durch zu große Hitze, (Batterie-)Säureeinwirkung oder mechanische Belastungen, wie Scheuern über scharfe Kanten, zerstört werden. Auch die Inhaltsstoffe verschiedener Filzmarker (z.b. Edding) wirken sich schädlich auf das Material aus, also keine Seilmarkierung mit Filzmarkern oder auch Klebeband anbringen. Schmutz in der Gewebestruktur führt über lange Zeit durch Zerschneiden einzelner Fasern zu einer Schwächung und einem erhöhten Verschleiß des Materials. Besondere Aufmerksamkeit muss auch den Nähten und Verschlüssen (z.b. bei Gurten) gewidmet werden. Etwaige Schäden sind Grund zur sofortiger Aussonderung. Sehr dreckiges Material muss mit klarem, lauwarmem Wasser gereinigt und dann zum Trocknen aufgehängt werden. Dabei ist darauf zu achten, dass das Material von direkten Wärmequellen (Heizung, Ofen, o.ä.) ferngehalten wird Alumaterial Alumaterial kann durch Abnutzung und unsachgemäße Verwendung beschädigt werden. Im Falle von Kerben, Macken, scharfen Graten oder Verbiegungen muss das Alumaterial aussortiert werden. Wenn die Abnutzung zu einer Verringerung der Materialstärke um mehr als 20 % geführt hat, ist das Material ebenfalls auszusortieren. Gleiches gilt, wenn mechanische Komponenten wie z.b. der

4 Schnappmechanismus oder die Verschlussschraube eines Karabiners nicht mehr oder nur eingeschränkt funktionieren. Das Alumaterial sollte von allzu starkem Schmutz, gegebenenfalls mit Hilfe von lauwarmem Wasser gereinigt, und Trocken gelagert werden, um Korrosion zu vermeiden. Knotenkunde Achtung: Knoten mindern die Mindestbruchkraft des verwendeten Materials um bis zu 50%! 1. Der Achterknoten 1.1. Der gelegte Achterknoten (Achterknotenschlaufe) Der gelegte Achterknoten wird z.b. zum Einhängen von Seilen mittels Karabiner in Fixpunkte benutzt. Der Achterknoten muss an allen Enden festgezogen werden. Alle offenen Seilenden müssen mindestens 10 cm lang sein Der gesteckte Achterknoten (Achterknotenschlaufe) Der gesteckte Achterknoten wird zum direkten Einbinden benutzt. Der gesteckte Achterknoten muss an allen Enden festgezogen werden. Alle offenen Seilenden müssen mindestens 10 cm lang sein. 2. Gelegter Sackstich Der gelegte Sackstich wird z.b. zum Knoten der Prusikschlingen verwendet (Immer zwei Stück, entgegen Skizze). Der gelegte Sackstich muss an allen Enden festgezogen werden. Alle offenen Seilenden müssen mindestens 10 cm lang sein. 3. Ankerstich Der Ankerstich wird z.b. zum Einrichten von Anschlägen mit Rundschlingen benutzt. Er eignet sich auch zum Verbinden von Rundschlingen.

5 4. Prusikknoten Der Prusikknoten wird z.b. als Rücksicherung beim Abseilen mit Abseilachter benutzt. Wichtig ist, dass der Sackstich der Prusikschlinge außerhalb der Wicklungen des Prusikknoten liegt. 5. HMS-Knoten Der HMS-Knoten kann zur Sicherung oder in Kombination mit einem Schleifknoten verwendet werden um ablassbare Fixpunkte zu bauen.