Wirtschaftskraft der Agglomeration Bern
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- Heinz Frank
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1 Beat Stamm / BAK Basel Economics 1
2 Wie hoch ist die Wirtschaftskraft der Agglomeration Bern? Um diese Frage zu beantworten, werden die wichtigsten volkwirtschaftlichen Kennzahlen für die Agglomeration Bern mit den Daten für die anderen grossen urbanen Schweizer Wirtschaftsräume verglichen. Im Zentrum steht dabei das Bruttoinlandsprodukt, das nach wie vor der wichtigste volkswirtschaftliche Indikator für die Messung der Wirtschaftskraft darstellt. In einem nächsten Schritt wird aufgezeigt, welche Branchen für die gemessene Wirtschaftsleistung und -dynamik der Agglomeration Bern verantwortlich sind. Im letzten Teil werden einige zentrale Standortfaktoren dargestellt, welche für das Wirtschaftspotential der Region eine entscheidende Bedeutung haben. Beat Stamm / BAK Basel Economics 2
3 Die Agglomeration Bern setzt sich aus der Kernstadt Bern und 12 Agglomerationsgemeinden zusammen, welche durch Pendlerströme eng mit der Stadt Bern verflochten sind. Die 12 Agglomerationsgemeinden haben aggregiert gesehen eine fast gleich grosse Bevölkerung wie die Stadt Bern. Die verwendete Agglomerationsdefinition (Quelle: Bundesamt für Statistik, 2014) ist eng gefasst und bezieht sich auf den urbanen Kern. Die Agglomerationen beinhalten jeweils nur die Agglomerationskerngemeinden und keine Agglomerationsgürtelgemeinden. Beat Stamm / BAK Basel Economics 3
4 Die Agglomeration Bern gehört zu den grössten urbanen Räumen der Schweiz. In den folgenden Folien wird die Agglomeration Bern mit den sieben grössten Schweizer Agglomerationen sowie dem Kanton Bern und der Gesamtschweiz verglichen. Die urbanen Räume der Vergleichsagglomerationen sind nach demselben Prinzip wie bei der Agglomeration Bern abgegrenzt und enthalten nur die Gemeinden, die zum Agglomerationskern gehören (Quelle der Agglomerationsdefinition: Bundesamt für Statistik, 2014). Aufgrund der Datenverfügbarkeit werden in dieser Präsentation nur Schweizer Gemeinden berücksichtigt, womit die Agglomerationen Basel und Genf in dieser Auswertung nicht vollständig erfasst werden können. Beat Stamm / BAK Basel Economics 4
5 Die Agglomeration Bern ist bei der erarbeiteten Wirtschaftsleistung pro Kopf mit Basel-Stadt und Zürich in der Spitzengruppe und damit deutlich über dem Schweizer Durchschnitt. Beat Stamm / BAK Basel Economics 5
6 Beim Blick in die Agglomeration Bern zeigt sich, dass in der Stadt Bern im Vergleich zu den Agglomerationsgemeinden deutlich mehr Wirtschaftsleistung pro Einwohner realisiert wird. Die Wirtschaftsleistung in der Stadt Bern ist damit fast doppelt so hoch wie im Schweizer und kantonalen Durchschnitt. Die Wirtschaftsleistung pro Kopf ist im Kanton Bern im Schweizerischen Vergleich leicht unterdurchschnittlich. Beat Stamm / BAK Basel Economics 6
7 In absoluten Zahlen ist die Agglomeration Zürich der mit Abstand grösste Wirtschaftsraum. Die Agglomeration Bern folgt knapp vor Lausanne auf dem vierten Platz hinter Basel-Stadt und Genf, wobei der Unterschied zu diesen beiden Zentren unter Einbezug der ausländischen Agglomerationsgemeinden noch deutlicher ausfallen würde. Beat Stamm / BAK Basel Economics 7
8 In der Agglomeration Bern sind die Konjunkturschwankungen wesentlich milder als in den anderen Schweizer Agglomerationen. Die Finanzkrise, welche in allen anderen Schweizer Agglomerationen eine heftige Wachstumsdelle verursachte, wirkte sich nur wenig auf das Wirtschaftswachstum in der Agglomeration Bern aus. Aufgrund des leicht tieferen aber stetigen Wachstums liegt die Agglomeration Bern am Ende der betrachteten Dekade beim kumulierten Wirtschaftswachstum nur wenig unterhalb der meisten anderen Agglomerationen. Beat Stamm / BAK Basel Economics 8
9 Im Vergleich zum Kanton Bern wächst die Agglomeration Bern deutlich schneller. Die regionale Aufspaltung der Agglomeration Bern zeigt, dass das Wachstum zu einem überwiegenden Teil in den Agglomerationsgemeinden stattfindet. Die Agglomerationsgemeinden sind in der letzten Dekade sehr dynamisch gewachsen. Beat Stamm / BAK Basel Economics 9
10 In den Jahren vor dem Jahr 2011 befand sich das Bevölkerungswachstum der Agglomeration Bern auf einem deutlich unterdurchschnittlichen Niveau. Seit dem Jahr 2011 wächst die Agglomeration Bern nur noch leicht unterhalb des Schweizer Durchschnitts. Beat Stamm / BAK Basel Economics 10
11 Seit der Wachstumsbeschleunigung im Jahr 2011 distanziert die Agglomeration Bern den Kanton Bern beim Bevölkerungswachstum deutlich. Insbesondere seit dem Jahr 2011 ist zwischen den Agglomerationsgemeinden und der Stadt Bern in Bezug auf das Bevölkerungswachstum kaum ein Wachstumsunterschied auszumachen. Beat Stamm / BAK Basel Economics 11
12 Die Betrachtung der Branchenstruktur der Agglomeration Bern zeigt, wie sich die Wirtschaftskraft der Agglomeration Bern zusammensetzt. Die Agglomeration Bern zeichnet sich durch einen sehr hohen Anteil des Dienstleistungssektors aus. Beat Stamm / BAK Basel Economics 12
13 Der starke Dienstleistungssektor macht sich auch bei den Branchenspezialisierungen (Werte > 1 überdurchschnittliche, < 1 unterdurchschnittliche Konzentration im Vergleich zum Schweizer Durchschnitt) bemerkbar: Im Vergleich zur Schweiz fällt bei der Agglomeration Bern die stark überdurchschnittliche Konzentration in den Branchen Information/Kommunikation (u. a. Swisscom), öffentliche Verwaltung/Bildung (u. a. Bundesverwaltung und Hochschulen) und Verkehr/Lagerei (u. a. SBB) auf. Ebenfalls beeindruckend ist die Untervertretung des produzierenden Sektors. Lediglich bei der Branche Energie/Wasserversorgung (u. a. EWB) liegt der Wert in der Agglomeration Bern leicht über dem Schweizer Durchschnitt. Beat Stamm / BAK Basel Economics 13
14 Die starke Spezialisierung der Agglomeration Bern im Bereich der öffentlichen Verwaltung/Bildung ist auch bei der Betrachtung der relativen Branchengrössen (Wertschöpfungsanteile am Dienstleistungssektor) ersichtlich. Mehr als ein Viertel der der Wertschöpfung im Dienstleistungssektor und in der Stadt sogar beinahe ein Drittel, wird in der Branche öffentliche Verwaltung/Bildung erwirtschaftet. In den Agglomerationsgemeinden macht sich die Spezialisierung im Bereich Information/Kommunikation bemerkbar. Die Spezialisierung im Bereich Verkehr/Lagerei ist gemessen an den Branchenanteilen sowohl in der Stadt als auch in den Agglomerationsgemeinden weit weniger bedeutend. Ansonsten unterscheidet sich das Branchenportfolio der Stadt Bern und den Agglomerationsgemeinden vor allem in Bezug auf die Branchengrössen beim Handel und Gesundheitswesen. Beat Stamm / BAK Basel Economics 14
15 Ausser dem Gesundheitswesen weisen in der Stadt Bern alle bedeutenden Dienstleistungsbranchen (>6% Wertschöpfungsanteil) ein bescheidenes Wachstum aus oder schrumpfen sogar. Die starke Wachstumsdelle bei der Branche Verkehr/Lagerei im Jahr 2013 ist auf die Umklassifizierung der Postfinance (neu: Finanzsektor) zurück zu führen, welche in diesem Jahr die Banklizenz erhalten hatte. Beim Finanzsektor ist die Gegenbewegung weit weniger gut ersichtlich, weil erstens der Finanzsektor sonst geschrumpft wäre und zweitens die Postfinance im Verhältnis zur Branchengrösse im Finanzsektor weniger Bedeutung hat als in der Branche Verkehr/Lagerei. Der ähnlich grosse Rückgang bei der Branche Information/Kommunikation ist auf die Aufgabe des Swisscom-Standortes an der Ostermundigenstrasse und der Verschiebung von Arbeitsplätzen in den Business Park in Ittigen zurück zu führen. Beat Stamm / BAK Basel Economics 15
16 In den Agglomerationsgemeinden sind hingegen alle bedeutenden Dienstleistungsbranchen (>6% Wertschöpfungsanteil) auf Wachstumskurs. Bei der Branche Information/Kommunikation ist die spiegelbildliche Gegenbewegung zur Entwicklung in der Stadt Bern aufgrund der Verlegung des Standorts der Swisscom gut ersichtlich. Beat Stamm / BAK Basel Economics 16
17 Die Qualität der Standortfaktoren determiniert das wirtschaftliche Potential einer Region. Die Agglomeration Bern vermag bei der Unternehmenssteuerbelastung mit den grossen Schweizer Agglomerationen mitzuhalten. Bei der Besteuerung der Hochqualifizierten (Annahme: Nachsteuereinkommen > Euro) gehört die Agglomeration Bern zu den teuren Standorten. Die steuerliche Standortattraktivität der Agglomeration Bern ist leicht höher als diejenige des Kantons Bern. Beat Stamm / BAK Basel Economics 17
18 Bei der Unternehmensbesteuerung dürfte sich die Situation in absehbarer Zeit zuungunsten des Standorts Bern verändern. Im Rahmen der gescheiterten Unternehmenssteuerreform III (USR III) haben insbesondere die Kantone Basel-Stadt, Genf und die Waadt markante Gewinnsteuersatzsenkungen angekündigt, die wahrscheinlich mit der anstehenden Steuerreform 2017 (SV 17) umgesetzt werden. Gegenwärtig sieht es danach aus, als würde in der Zukunft nur noch die Agglomeration Zürich, welche allerdings die Hochqualifizierten deutlich milder besteuert, die Unternehmen ähnlich stark besteuern wie die Agglomeration Bern. Beat Stamm / BAK Basel Economics 18
19 Bei der wirtschaftlichen Erreichbarkeit schneiden alle Gemeinden der Agglomeration Bern sowohl beim Privatverkehr Beat Stamm / BAK Basel Economics 19
20 wie auch beim öffentlichen Verkehr im Vergleich zur Gesamtschweiz überdurchschnittlich ab (Indexwert der Stadt Bern und aller Agglomerationsgemeinden > 100, Schweiz = 100) Beat Stamm / BAK Basel Economics 20
21 Die Agglomeration Bern verfügt über eine bedeutende Anzahl an Hochqualifizierten und Fachkräften. Fast 50 Prozent der Erwerbstätigen verfügen in der Agglomeration Bern einen tertiären Bildungsabschluss. Beat Stamm / BAK Basel Economics 21
22 Gemessen an den internationalen Patentanmeldungen erreicht die Agglomeration Bern bei der technologischen Innovationskraft eine Platzierung im hinteren Mittelfeld. In Anbetracht der vergleichsweise kleinen wirtschaftlichen Bedeutung der Industriebranchen in der Agglomeration Bern ist die industrielle Wissensbasis jedoch respektabel. Beat Stamm / BAK Basel Economics 22
23 Im Schweizer Vergleich verfügt die Agglomeration Bern über relativ gute Karten im Standortwettbewerb. Allerdings fehlt der absolut herausragende Standortfaktor, so zusagen der «Trumpf Bauer» (höchste Karte im Jass). Beat Stamm / BAK Basel Economics 23
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