ENERGIE DER ZUKUNFT. E-Trans 2050

Größe: px
Ab Seite anzeigen:

Download "ENERGIE DER ZUKUNFT. E-Trans 2050"

Transkript

1 Programmsteuerung: Klima- und Energiefonds Programmabwicklung: Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft mbh (FFG) ENERGIE DER ZUKUNFT Endbericht E-Trans 2050 Nachhaltige Energie der Zukunft: Soziotechnische Zukunftsbilder und Transformationspfade für das österreichische Energiesystem AutorInnen: Harald Rohracher, Anna Schreuer, Philipp Späth IFZ Interuniversitäres Forschungszentrum für Technik, Arbeit und Kultur Markus Knoflacher, Klaus Kubeczko, Manfred Paier, Matthias Weber AIT Austrian Institute of Technology Michael Ornetzeder, Petra Wächter ITA Institut für Technikfolgen-Abschätzung der ÖAW Graz & Wien, Februar 2011

2 Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung Zur angewandten Methodik Inhaltliche Darstellung Vergleich internationaler Szenarioanalysen Drivers und Trends für Veränderungen des Energiesystems Rahmenszenarien Ausarbeitung von Zukunftsbildern Nachhaltigkeitsbewertung der Szenarien Identifikation von Kernhandlungsfeldern Handlungsfeld Nachhaltiges Energiesystem und Raumentwicklung Handlungsfeld Neue Governanceformen am Beispiel Smart Grids Handlungsfeld Potentiale für eine stärkere Involvierung der Zivilgesellschaft Ergebnisse und Schlussfolgerungen Ausblick und Empfehlungen Literaturverzeichnis

3 1. Einleitung Aufgabenstellung Foresight oder Szenariostudien über die zukünftige Entwicklung des Energiesystems sind im allgemeinen sehr stark output -orientiert, d.h. ihr Schwerpunkt liegt besonders im Bereich der Quantifizierung des Energiebedarfs und anderer Parameter bei Eintreffen bestimmter Entwicklungen (business-as-usual, forcierte Einsparung etc.). Während Forecasting Projekte mit unterschiedlichen Methoden versuchen, die Entwicklungspotentiale neuer Technologien abzuschätzen, steht in Szenariostudien zumeist die Modellierung des Energiebedarfs unter bestimmten Annahmen (gesellschaftliche Trends, Marktdurchdringung bestimmter Technologien) im Vordergrund. Solche Modellierungen erlauben eine zunehmend detaillierte Abbildung komplexer Zusammenhänge. Die Modelle und Szenarien sind sehr stark von Annahmen über künftige sozio-ökonomische, institutionelle und kulturelle Entwicklungen geprägt. Komplementär und aufbauend auf solchen quantitativ orientierten Szenario-Modellierungen stellt sich das in diesem Bericht dargestellte Projekt E-Trans 2050 zur Aufgabe, die Fundierung solcher Annahmen und den Prozess der Veränderung des Energiesystems aus einer sozio-technischen Perspektive zu analysieren. Sozio-technisch meint dabei, dass verfügbare Technologieoptionen und die Nutzung und Verbreitung neuer Energietechnologien eng mit sozio-ökonomischen Rahmenbedingungen (wirtschaftliche Entwicklung, Demographie, gesellschaftliche Trends) auf der einen und der institutionellen, sozialen und ökonomischen Struktur des Energiesystems auf der anderen Seite zusammenhängen. Wie können wir uns also die schrittweise Entfaltung möglicher Zukünfte für das österreichische Energiesystem vorstellen? Welche Antriebskräfte und relevante Rahmenbedingungen gibt es dabei? Welche Wechselwirkungen und Zusammenhänge zwischen technischen Möglichkeiten, ökonomischem Umfeld, sozialen Entwicklungen und politischen Steuerungsmöglichkeiten sind zu beachten? Welche konsistenten Bilder für die Energieerzeugung und -nutzung im Jahr 2050 lassen sich auf dieser Basis zeichnen? Zur Beantwortung dieser Fragen will das Projekt und damit der vorliegende Bericht einen Beitrag leisten. Eine solche strukturierte Auseinandersetzung mit möglichen Zukünften und den Wegen dorthin, ist eine wichtige Grundlage für die Formulierung und Bewertung gegenwärtiger Handlungsmöglichkeiten und für die Reflexion bereits eingeschlagener Strategien. Eine Auseinandersetzung mit diesen Fragen ist auch deshalb angezeigt, weil eine langfristige Transformation des Energiesystems, wie sie das Programm Energie der Zukunft zum Gegenstand hat, zweifellos einen komplexen gesellschaftlichen Gestaltungs- und Lernprozess erfordert und eine Vielzahl von Akteuren und mehrere Ebenen der Transformation umfasst. Notwendige Systeminnovationen erfordern dabei ein entsprechendes Zusammenspiel von Technologien, Institutionen (z.b. Regulierung, aber auch informelle Normen, wie Professionskulturen oder Leitbilder), sozialen Praktiken (z.b. NutzerInnenverhalten, Lebensstile) und kulturellen Werten. Auch die Interessen und Strategien verschiedener Akteure sind entsprechend einzubeziehen. Für die politische und gesellschaftliche Gestaltung eines solchen Prozesses bedarf es der Entwicklung gemeinsam geteilter Zielvorstellungen über die mögliche Zukunft des Energiesektors sowie der Analyse und ständigen Anpassung der Entwicklungsschritte hin zu diesen Zielen. 3

4 Aufgabe dieses Projekts und der Szenarioworkshops war es daher vor allem, unterschiedliche Zukunftsszenarien zu entwickeln, die keine Prognosen sind, aber in sich konsistente Vorstellungen möglicher künftiger Entwicklungen beinhalten und sich voneinander hinreichend unterscheiden sollen, um einen Möglichkeitsraum für die Weiterentwicklung des Energiesystems und seiner Rahmenbedingungen aufzuspannen. Diese strukturierte Darstellung möglicher künftiger Entwicklungen auf Basis unseres gegenwärtigen Wissensstandes (und damit natürlich auch eingeschränkten Vorstellungsvermögens darüber, was möglich sein könnte) bietet eine reichhaltigere Basis für die Entwicklung von Handlungsstrategien als die Fortschreibung der gegenwärtigen Situation und dominierender Erwartungen. Szenarien erlauben dabei, wie weiter unten noch näher ausgeführt wird, Zusammenhänge zu erkennen und zu diskutieren, Unsicherheiten und Inkonsistenzen zu identifizieren und können vor allem wenn sie in einem kollektiven und interaktiven Prozess entwickelt werden als ein Element sozialen Lernens aufgefasst werden. Das Projekt will vor diesem Hintergrund zu einem vertieften Verständnis der sozioökonomischen Aspekte bei der Entwicklung möglicher Energiezukünfte beitragen und Handlungsoptionen in einzelnen Kernfeldern aus sozio-technischer Sicht analysieren. Schwerpunkte des Projektes Die oben aufgeworfenen Fragen wurden in zwei Phasen bearbeitet. In der ersten Phase ging es um die Entwicklung von Zukunftsbildern für ein nachhaltiges Energiesystem in Österreich, die zum Einen auf einer Analyse von internationalen Energieszenarien aufbauen und zum Anderen im Rahmen von zwei Stakeholder-Workshops verfeinert und an die österreichische Situation angepasst wurden. Basierend auf diesen Zukunftsbildern wurden dann in einer zweiten Projektphase drei generische Handlungsfelder ausgewählt, d.h. Handlungsfelder, die einerseits quer zu bestehenden Politikbereichen liegen und anderseits als Voraussetzung dafür eingeschätzt wurden, den dominanten Entwicklungspfad der Weiterentwicklung unseres Energiesystems zu durchbrechen und in eine nachhaltigere Richtung zu lenken. Die wesentlichen Projektschritte umfassten damit: 1. Analyse bestehender Energieszenarien und sozio-ökonomischer Trends und Treiber; Entwicklung von drei Rahmenszenarien zur Beschreibung möglicher zukünftiger Entwicklungen unter unterschiedlichen sozio-ökonomischen Rahmenbedingungen. 2. Ausarbeitung von in sich konsistenten und plausiblen sozio-technischen Zukunftsbildern innerhalb dieser Rahmenbedingungen in zwei Workshops mit VertreterInnen verschiedener Stakeholder -Gruppen. 3. Nachhaltigkeitsbewertung der unterschiedlichen Zukunftsbilder und Identifikation von sozio-ökonomischen Kernhandlungsfeldern, die für den weiteren Entwicklungsverlauf des Energiesystems als zentral angesehen werden. 4. Detaillierte Analyse von drei ausgewählten Kernhandlungsfeldern in Hinblick auf deren Bedeutung für einen Wandel zu einem nachhaltigen Energiesystem sowie erforderlicher Systeminnovationen. Bearbeitet wurden die Themen: - Nachhaltiges Energiesystem und Raumentwicklung - Neue Governanceformen am Beispiel Smart Grids - Potentiale für eine stärkere Involvierung der Zivilgesellschaft. 4

5 5. Zusammenstellung von Handlungsempfehlungen für die Politik, aber auch andere gesellschaftliche Gruppen, die sich aus der Analyse der drei Kernhandlungsfelder ergeben haben bzw. von Vorschlägen, die auch über diese drei Felder hinausgehen und eine Voraussetzung für eine Transformation des Energiesystems darstellen können. Einordnung in das Programm Energie der Zukunft Bei dem Projekt handelt es sich um eine Studie zur Zukunft des österreichischen Energiesystems als Teil des Themenfelds 7 von Energie der Zukunft : Foresight und Strategie unterstützende Querschnittsfragen. Durch seine Ausrichtung auf soziale, ökonomische und kulturelle Dimensionen der Transformation des Energiesystems und auf die aus dieser Perspektive identifizierten und analysierten Handlungsoptionen in strategisch besonders bedeutsamen Kernfeldern, soll der vorliegende Bericht einen Beitrag zur Strategieentwicklung auf der Ebene der Politik, des Programms und der beteiligten Akteure aus dem Energiesektor leisten. Aufgrund seiner Querschnittsorientierung ist das Projekt E-Trans auch an den meisten der Programmziele von Energie der Zukunft ausgerichtet: Effizienter Energieeinsatz Erneuerbare Energien Intelligente Energiesysteme Sicherung des Wirtschaftsstandortes Erhöhung der F&E-Qualität Nachhaltiges Energiesystem Reduktion der Klimawirkungen. Die Schwerpunktsbereiche effizienter Energieeinsatz, erneuerbare Energie und intelligente Energiesysteme sind zweifellos zentrale Themenbereiche für Zukunftsbilder und Handlungsfelder des Energiesystems. Innerhalb dieser Themenbereiche werden jedoch Kernfragen bzw. Kernhandlungsfelder aus sozio-ökonomischer Perspektive analysiert, die für den weiteren Entwicklungsverlauf des Energiesektors essentiell sind. Eine besondere Qualität des Projekts liegt darin, dass diese Felder einerseits mit langfristigen gesellschaftlichen Zielsetzungen, wie Nachhaltigkeit, Klimaschutz und Erhaltung bzw. Verbesserung ökonomischer Wettbewerbsfähigkeit in Verbindung gesetzt werden und andererseits gegenwärtig bestehende Handlungsoptionen aus einer sozio-ökonomischen Perspektive analysiert werden. Beides, die Langfristperspektive und die Einbeziehung der sozio-ökonomischen Dimension des Energiesystemwandels, sollen Politik und Programmmanagement bei der Entwicklung von Strategien für die sozio-ökonomische Einbettung neuer Energietechnologien unterstützen und auf diese Weise den Beitrag dieser Technologien zu den Programmzielen (Wirtschaftsstandort, Nachhaltigkeit, Klimaschutz) unterstützen. Aufbau der Arbeit Der vorliegende Bericht ist im Wesentlichen entlang den oben skizzierten Arbeitsschritten aufgebaut. Das folgende Kapitel gibt Hintergrundinformation zu einigen der angewendeten 5

6 Methoden und stellt die konkrete Vorgehensweise dar. Kapitel 3 zur inhaltlichen Darstellung der Studie erläutert zusammenfassend (1) die vergleichende Analyse bestehender Szenariostudien, (2) darauf aufbauend die Identifikation unterschiedlicher sozio-ökonomischer und technischer Trends und Drivers, die die Entwicklung des Energiesystems beeinflussen, (3) die aus den bestehenden Szenariostudien und sozio-ökonomischen Trends konstruierten drei Rahmenszenarien, (4) die im Rahmen der beiden Szenario-Workshops entworfenen Zukunftsbilder für das österreichische Energiesystem, sowie (5) eine detaillierte Darstellung der drei in separaten Workshops und Literaturstudien bearbeiteten Kernhandlungsfelder (Nachhaltiges Energiesystem und Raumentwicklung; Neue Governanceformen am Beispiel Smart Grids; Potentiale für eine stärkere Involvierung der Zivilgesellschaft). Im abschließenden Kapitel werden schließlich Schlussfolgerungen aus den Diskussionen zu den Kernhandlungsfeldern gezogen und eine Reihe von Handlungsempfehlungen vorgelegt. 6

7 2. Zur angewandten Methodik Das folgende Flussdiagramm gibt einen ersten Überblick über die unterschiedlichen Methoden, die für die Projektschritte zur Anwendung kamen und zu einer Reihe von Teilergebnissen des Projekts führten. Vorgangsweise / Methode Projektergebnisse Recherche / internationaler Vergleich: Analyse internationaler sozio-technischer Szenario- und Foresight-Studien; Identifikation sozio-ökonomischer Trends und Treiber, die der Entfaltung dieser Szenarien zugrunde liegen. Szenarienworkshops: 2-stufige Workshopreihe mit Stakeholdern (Energieversorger, NGOs, WissenschafterInnen, FirmenvertreterInnen etc.) zur Verfeinerung der Rahmenszenarien und Anpassung an die österreichische Situation. Trends/Treiber/Rahmenszenarien: Variation typischer Rahmenbedingungen (sozio-ökonomische Bedingungen, Energiepreisentwicklung, Lebensstile, Governanceformen, Regulierungsdruck) als Gerüst für Rahmenszenarien. Sozio-technische Zukunftsbilder: Plausible und in sich konsistente Beschreibungen für die Zukunft des Energiesystems mit Schwerpunkt auf Zusammenhängen zwischen sozialen, ökonomischen und technischen Elementen Nachhaltigkeitsbewertung durch die Workshopteilnehmer mithilfe eines Multi-Criteria-Mapping -Verfahrens Hot-spots für Systemtransformationen; Kernhandlungsfelder aus soziotechnischer Perspektive ExpertInnenpanels zur Detailanalyse jedes der drei Kernhandlungsfelder: Handlungsoptionen, Forschungsbedarf, Transformationspfade; Ergänzende Experteninterviews und Recherchen. Handlungsstrategien in drei ausgewählten Kernfeldern Wo kann aus sozio-ökonomischer, struktureller Perspektive am wirkungsvollsten angesetzt werden? Wo sind zentrale Barrieren? Wo bedarf es Systeminnovationen? Nachstehend sollen die wichtigsten der im Projekt angewandten Methoden etwas ausführlicher dargestellt und diskutiert werden. 7

8 Literaturanalyse bestehender Energieszenarien Erster Schritt in der Entwicklung von Zukunftsbildern des österreichischen Energiesystems war eine Analyse bestehender internationaler Szenarien. Basierend auf einer detaillierten Literaturund Internetrecherche wurden Szenariostudien vergleichend dargestellt und in den wichtigsten Elementen und Ergebnissen zusammengefasst. Der Fokus der einbezogenen Szenarien liegt naheliegender weise auf dem Bereich Energie ; es wurden aber auch Studien, die sich mit angrenzenden Themen wie Verkehr befassen, miteinbezogen. Als relevant wurden vor allem Szenariostudien erachtet, die explizit sozio-ökonomische Aspekte in ihre Analysen mit einfließen ließen und darstellen. Auf diese Weise wurden 46 Studien ausgewählt, die gegliedert wurden in internationale Studien (oft mit einer globalen Perspektive), Studien mit dem Fokus auf Europa insgesamt und schließlich länderspezifische Studien (Großbritannien, Schottland, Österreich, Deutschland, Niederlande, Nordische Länder und die USA). Die Analyse der einzelnen Studien beinhaltet eine kurze Beschreibung über den Inhalt, die Ziele, den Fokus und die Reichweite der Studie. Auch die verwendeten Methoden werden beschrieben und ein kurzer Überblick über die Szenarien gegeben. In einem weiteren Schritt wurden diese Szenarien sowie zusätzliche Publikationen (z.b. Technology Roadmaps) analysiert, um zugrundeliegende soziale, politische, ökonomische und technische Trends und Antriebskräfte ( drivers ) für weitere Entwicklungen zu identifizieren. Aus diesen internationalen Szenarien, Trends und Antriebskräften wurden dann erste Rahmenszenarien als Grundlage der darauf aufbauenden partizipativen Szenarioworkshops erstellt. Szenarien und Zukunftsbilder Zukunftsbilder und sozio-technische Szenarien stellen das Kernelement dieses Berichts dar. Solche langfristigen Orientierungen und Zielvorstellungen spielen eine wichtige Rolle bei der Integration und Vernetzung unterschiedlicher Akteure, sie verweisen auf bestehende oder mögliche technische Alternativen und sie stellen einen Rahmen für die Ausrichtung von Erwartungen an die zukünftige Entwicklung des Energiesystems dar. Historisch war beispielsweise die Vollversorgung mit Elektrizität ein solches Leitbild, ebenso wie energieautarke Region ein aktuelles regionales Beispiel für einen solchen Orientierungsrahmen darstellt. Die Entwicklung von und Auseinandersetzug mit Zukunftsbildern hat auch eine wichtige Funktion im langfristigen Management von Wandlungsprozessen, da die interaktive Entwicklung und Analyse solcher Zukunftsbilder Möglichkeiten für Reflexion und Lernprozesse eröffnet. Grundsätzlich gibt es eine Reihe unterschiedlicher Methodologien und Nutzungsformen für Szenarien (vgl. z.b. Börjeson et al., 2006; van Notten et al., 2003). Szenarien sind keine Vorhersagen, sondern stories describing different but equally plausible futures that are developed using methods that systematically gather perceptions about certainties and uncertainties. Scenarios are not intended to be truthful, but rather provocative and helpful in strategy formulation and decision-making. (Selin, 2006: 1) In den letzten Jahren verschiebte sich der Fokus von Szenarien mit einer vorwiegenden Orientierung auf Technologien zunehmend in Richtung einer stärkeren Einbeziehung sozio-ökonomischer Kontexte. 8

9 Szenarien werden zunehmend partizipativ erstellt und haben zunehmend die Gestaltung anstelle der Vorhersage künftiger Entwicklungen im Auge (Weber, 2006). Eine fundamentale Unterscheidung besteht zwischen explorativen und normativen Szenarien. Explorative Szenarien fragen Was kann geschehen? und erkunden unterschiedliche konsistente Bilder zukünftiger Entwicklungen unter variierenden externen Faktoren oder Perspektiven. So unterscheidet das im britischen nationalen Technologieforesight entwickelte UK Futures Scenario etwa vier Szenariogrundtypen: Weltmarktorientierung, globale Verantwortung, lokale Verankerung und nationale Unternehmung (Berkhout und Hertin, 2002). Normative Szenarien wiederum werden auch als prospektive, strategische oder Politikszenarien bezeichnet und gehen von der Frage aus Wie kann ein bestimmtes Ziel z.b. ein nachhaltiges Energiesystem erreicht werden? Normative Szenarien werden meist durch Backcasting -Prozesse ergänzt, die nach den notwendigen Schritten und Strategien zum Erreichen dieses wünschenswerten Zukunftsbildes fragen (siehe unten). Szenarien können eine Reihe von Funktionen für langfristige Wandlungsprozesse erfüllen (siehe z.b. Wiek et al., 2006): Am offensichtlichsten helfen sie Wissen um komplexe zukünftige Zusammenhänge zu generieren und integrieren, ebenso über die möglichen Entwicklungen des Systems und seines sozio-ökonomischen Kontexts; sie erlauben es, Zusammenhänge zu erkennen und zu diskutieren, Unsicherheiten und Inkonsistenzen zu identifizieren, aber sie können auch zum Kompetenzaufbau der beteiligten Akteure beitragen, Zusammenarbeit erleichtern (indem etwa in der gemeinsamen Szenarioentwicklung unterschiedliche Standpunkte verhandelt werden müssen) und der Politikberatung dienen. Berkhout et al. weisen allerdings darauf hin, dass bisher zuwenig Wert auf die detaillierte Arbeit an sozialen und ökonomischen Zukunftsbildern gelegt wurde, die von essentieller Bedeutung für die Abschätzung z.b. von Klimafolgen und den Umgang mit diesen sind. Dieses Defizit hat auch mit grundlegenden Schwierigkeiten zu tun, z.b. Unterbestimmtheit durch mangelhaft verstandene sozio-ökonomische Strukturen und Prozesse, Diskontinuität durch unvorhersehbaren Wandel sozialer Systeme, Reflexivität durch die Möglichkeit von Akteuren, ihr Verhalten an zukünftige Erwartungen anzupassen, sowie legitimer Weise unterschiedliche Ansichten über den Zustand und die Zukunft der Gesellschaft (Berkhout et al., 2002, S ). In jedem Fall sind Szenarien aber von großer Bedeutung für soziale und organisationale Lernprozesse der beteiligten Akteure, können eine wichtige Rolle für die Verständigung zwischen unterschiedlichen Akteuren des Energiesystems spielen und eine Grundlage weiterer Handlungen und Maßnahmen bilden. Foresight kann deshalb ein wichtiger Bestandteil reflexiver und adaptiver Governance-Strategien sein und kann strategisches Verständnis über Portfolios von Optionen über unterschiedliche Szenarien hinweg und während unterschiedlicher Phasen des Politikprozesses unterstützen (Weber, 2006). Konkret basieren die in diesem Projekt entwickelten Rahmenszenarien auf der PREST- Methode der α-β-δ Szenarien (Crehan, 2009). Dabei handelt es sich um eine Kombination von normativen und explorativen Szenarioelementen. Das Alpha-Szenario repräsentiert dabei die business-as-usual Zukunft im Sinne der Extrapolation gegenwärtiger Kräfte und Prozesse (was nicht unbedingt eine Extrapolation von Trends bedeutet). Die Rahmenbedingungen bleiben hier in Bezug zu den identifizierten Einflussfaktoren weitestgehend bestehen. Es basiert auch auf Veränderungen, die bereits 9

10 geplant sind oder von denen man ausgehen kann. Das bezieht sich auf Strategien und Maßnahmen mit konkreten Umsetzungsplänen und auch solche, die in der Schublade liegen aber rasch implementiert werden könnten (z.b. Ökosteuern). Diesen Annahmen entspricht das später im Text dargestellte Szenario A. Das Beta-Szenario bezieht sich auf jene Dinge, die schief gehen können. Zur Diskussion steht: Unter welchen Umständen könnte das business-as-usual Szenario schief gehen? Das Ziel ist, gegenläufige Entwicklungen zu identifizieren, Gründe zu beleuchten, warum eine optimistische Haltung auf wenig begründeten Annahmen beruhen könnte und neue Herausforderungen, die durch den eingeschlagenen Weg im Alpha-Szenario im worst-case zu erwarten sind. Diesen Annahmen entspricht das Szenario C. Das Delta-Szenario berücksichtigt potentielle Richtungsänderungen. Das Ziel ist es, über die Analyse von Erfolgsfaktoren und Versagen von Plänen und Entwicklungen im business-asusual Szenario hinauszugehen. Beispielsweise könnten neue Ziele auftauchen, neue Rahmenbedingungen und Spielregeln entstehen. Es sollen dabei explizit auch visionäre Faktoren eine Rolle spielen, insbesondere wenn es um die Lösung großer gesellschaftlicher Herausforderungen geht. An diesen Annahmen orientiert sich das Nachhaltigkeits-Szenario B. Darüber hinaus wurden bei der Definition der Szenarien noch einige Entscheidungen in Bezug auf Systemgrenzen und zeitliche Dimensionen getroffen: Systemabgrenzung Der Gegenstand der im Projekt angestellten Szenarioüberlegungen, das Energiesystem, kann natürlich unterschiedlich eng oder weit gefasst werden. Gerade bei einem Schwerpunkt auf soziale, ökonomische oder politische Aspekte der Weiterentwicklung des Energiesystems wäre es zu einschränkend, auf eine enge technische Eingrenzung des Gegenstandsbereichs aufzubauen. Daher wurde eine eher pragmatische Herangehensweise verfolgt, die eine Konzentration auf ausgewählte Bereiche des Energiesystems zulässt und gleichzeitig offen gegenüber Randaspekten bleibt. Der Begriff Energiesystem umfasst dabei alle technischen Vorrichtungen, Akteure (Firmen, Organisationen, Individuen) und Institutionen (z.b. Regulierungen, aber auch dominierende Leitbilder) und Aktivitäten (auch z.b. Dienstleistungen), die sich auf die Erzeugung, Verteilung und Nutzung von Energie (in Form unterschiedlicher Energieträger und Nutzenergiearten) beziehen. Das heißt, dass sowohl Haushalte, Industrie als auch der Verkehrssektor einbezogen sind, allerdings mit Konzentration auf ihre energiesystemrelevanten Aspekte. Die Entwicklung von Szenarien und Zukunftsbildern des Verkehrssystems steht darum nicht im Vordergrund, allerdings muss das Thema Treibstoffe oder die Auswirkungen von Elektromobilitätskonzepten für die Entwicklung des Energiesystems ausreichend in Betracht gezogen werden. Eine weitere zentrale Eingrenzung ist der Fokus auf das österreichische Energiesystem, allerdings auch hier unter Berücksichtigung der hohen (und weiter steigenden) Einbettung in europäische und globale Infrastrukturen. Unterschiedliche Zeithorizonte Neben den Systemgrenzen ist natürlich auch der Zeithorizont eine wesentliche Rahmenbedingung für die Entwicklung von Szenarien. Für den durchgeführten Szenarioprozess wurde ein langfristiger Zeithorizont bis zum Jahr 2050 also etwa 40 Jahre angenommen, um auch maßgeblichere Änderungen des Energiesystems denkmöglich zu machen. In vielen Fällen war es aber sinnvoll, die Entwicklung dahin über einzelne 10

11 Zwischenstufen zu skizzieren. In Anknüpfung an das englische Intelligent Infrastructure Foresight Programm können dabei drei verscheiden weit reichende Zeithorizonte unterschieden werden (Sharpe und Hodgson, 2006): bis etwa zum Jahr 2020 wird es vor allem zu einem Roll-out bekannter technischer Entwicklungen kommen was nicht jetzt bereits in einer Pilot- oder Demonstrationsphase ist, wird zu diesem Zeitpunkt nicht am Markt sein; bis etwa zum Jahr 2035 kann davon ausgegangen werden, dass dann einsetzbare Technologien zumindest bereits Gegenstand heutiger Forschung sind, wobei in diesem Zeitraum durchaus auch stärkere Marktumbrüche vonstatten gehen können; bei der letzten Phase bis 2050 schließlich, geht es eher um das Erkunden kreativer und plausibler Visionen, deren Prognosewert relativ gering ist, die aber gegenwärtiges Handeln motivieren und orientieren können. Der spekulative Anteil lässt sich aber etwas eingrenzen, indem man berücksichtigt, dass sich auch solche Visionen über die ersten beiden Stufen hinweg entfalten müssen. Nachhaltigkeitsbewertung Als Grundlage für die Nachhaltigkeitsbewertung der Szenarien und Subszenarien aus dem ersten Workshop diente das Konzept nachhaltiger Entwicklung der Hermann-von-Helmholz- Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren (HGF-Konzept) aus dem Jahr 2001 (Kopfmüller et al., 2001). Dieses Konzept geht davon aus, dass ökologische, ökonomische, soziale und institutionell-politische Dimensionen zukunftsfähiger Entwicklung prinzipiell gleichrangig und integriert zu behandeln sind. Im Gegensatz zu anderen Ansätzen (z.b. im Vergleich zum so genannten das Drei-Säulen-Modell) zeichnet sich das HGF-Konzept auch dadurch aus, dass hier möglichst viele relevante gesellschaftliche Aktivitäten berücksichtigt werden. Aufgrund starker gegenseitiger Abhängigkeiten einzelner Bereiche und gesellschaftlicher Subsysteme wird in diesem Ansatz versucht, die verschiedenen Dimensionen von Nachhaltigkeit systematisch in einem integrativen Konzept miteinander zu verknüpfen. Als das zentrale Kriterium dient aber auch in diesem Modell das in allen Nachhaltigkeitsdiskursen relevante Postulat der inter- und intragenerativen Gerechtigkeit. Daraus resultiert schließlich ein Ansatz, in dem für drei zentrale gesellschaftliche Ziele in Summe 15 substanzielle Mindestanforderungen formuliert werden. Die drei generellen Ziele, die der weiteren Operationalisierung von Nachhaltigkeit nach HGF zu Grunde gelegt werden, lauten: 1. Sicherung der menschlichen Existenz 2. Erhaltung des gesellschaftlichen Produktivpotenzials 3. Bewahrung der Entwicklungs- und Handlungsmöglichkeiten der Gesellschaft D.h. je besser es Gesellschaften gelingt, die Sicherung der menschlichen Existenz zu gewährleisten, die natürlichen, kulturellen und geistigen Ressourcen zu erhalten und die Entwicklungs- und Handlungsmöglichkeiten gegenwärtiger und zukünftiger Generationen zu bewahren, desto stärker entwickeln sie sich in Richtung Nachhaltigkeit, Diese normative Ausrichtung des HGF-Ansatzes fußt einerseits auf zentralen Leitgedanken des internationalen 11

12 Nachhaltigkeitsdiskurses, wie sie bereits im Brundtland-Bericht in der Agenda 21 formuliert werden von großer Bedeutung ist hier sicherlich der umfassend verstandene Gerechtigkeitsbegriff, der allen Nachhaltigkeitskonzeptionen gemeinsam ist und andererseits auf den bereits vorhandenen nationalen wie internationalen Vereinbarungen (wie z.b. das Übereinkommen über die biologische Vielfalt). Innerhalb der drei Hauptziele geht es im Wesentlichen um die folgenden Aspekte: a. Das Ziel der Sicherung der menschlichen Existenz bezieht sich sowohl auf gegenwärtige als auch auf zukünftige Generationen. Um dieses Ziel zu erreichen, muss die menschliche Gesundheit geschützt, die Befriedigung der materiellen Grundbedürfnisse sichergestellt, eine selbstständige Existenzsicherung gewährleistet, die Umweltnutzungsmöglichkeiten gerecht verteilt und extreme Einkommens- und Vermögensunterschiede ausgeglichen werden (vgl. Kopfmüller et al., 2001: 190f.) b. Um die Erhaltung des Produktivpotenzials von Gesellschaften zu gewährleisten, wird gefordert, dass sowohl erneuerbare als auch nicht-erneuerbare Ressourcen nachhaltig genutzt werden, die anthropogenen Stoffeinträge (Abfall, Emissionen etc.) die Aufnahmefähigkeit der Umweltmedien und Ökosysteme nicht überschritten wird, unvertretbare technische Risiken vermieden und das Sach-, Human- und Wissenskapital so entwickelt werden, dass die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit erhalten bleibt oder verbessert wird (vgl. Kopfmüller et al., 2001: 219f.). c. Die dritte zentrale Zielsetzung bezieht sich auf die Bewahrung der Entwicklungs- und Handlungsmöglichkeiten der Gesellschaft. Wichtige Regeln, die sich daraus ableiten, beziehen sich auf die Herstellung von Chancengleichheit im Hinblick auf Bildung, Beruf und Information, die Möglichkeit zur Beteiligung an gesellschaftlichen Entscheidungsprozessen, die Erhaltung des kulturellen Erbes und der kulturellen Vielfalt, die Erhaltung der kulturellen Funktion der Natur (z.b. als Gegenstand kontemplativer Erfahrung) sowie auf die Erhaltung sozialer Ressourcen, die notwendig sind, um den Zusammenhalt der Gesellschaft zu sichern (Toleranz, Solidarität, Rechts- und Gerechtigkeitssinn und die Fähigkeit zur gewaltlosen Konfliktbewältigung) (vgl. Kopfmüller et al., 2001: 246f.). Für die Nachhaltigkeitsbewertung im vorliegenden Projekt wurde für jedes der sieben Subszenarien anhand der 15 Mindestanforderungen innerhalb des Projektteams diskutiert, in welchem Ausmaß diese in Zukunft besser, etwa gleich oder weniger gut erfüllt werden könnte. Die Ergebnisse dieser qualitativen Abschätzung des Nachhaltigkeitspotenzials der einzelnen Subszenarien wurden tabellarisch dargestellt und am Beginn des zweiten Workshops präsentiert. Partizipative Elemente Ein wesentlicher Gesichtspunkt für das Design der Szenarioentwicklungen und Ausarbeitung von Handlungsfeldern war die Einbeziehung unterschiedlicher Stakeholdergruppen, um robustere Ergebnisse zu erzielen. Robust, weil dadurch einerseits umfangreiches Wissen über verschiedenste Aspekte des österreichischen Energiesystems und dessen zukünftige Herausforderungen nutzbar gemacht werden konnte; robust aber auch, weil unterschiedliche gesellschaftliche und ökonomische Interessen in der Szenarioentwicklung und -bewertung 12

13 vertreten waren und ihre jeweilige Sicht und Perspektive einbringen konnten. Ein solcher partizipativer Prozess lässt daher eine vielfältigere, zwischen unterschiedlichen Perspektiven ausgewogenere und facettenreichere Beschreibung möglicher Zukünfte erwarten. Für die Entwicklung der Zukunftsbilder und Szenarien wurden zwei Stakeholder-Workshops durchgeführt. Dabei waren 12 VertreterInnen von Ministerien (BMVIT), Landespolitik (Landesenergiebeauftragte), Energieversorgern (EVN, OMV), Interessenverbänden (Pelletsverband) und Wissenschaft (verschiedene Universitäten, WIFO, UBA) an den Diskussionen beteiligt. Im Rahmen der Workshops kam ein Mix unterschiedlicher Moderations- Methoden zum Einsatz, etwa World-Cafés, Diskussion in Kleingruppen, verschiedene Strategien zur Bewertung der entwickelten Szenarien, etc. Ähnlich aufgebaut waren die drei daran anschließenden Workshops mit ExpertInnen zu den ausgewählten Kernhandlungsfeldern (Nachhaltiges Energiesystem und Raumentwicklung; Neue Governanceformen am Beispiel Smart Grids; Potentiale für eine stärkere Involvierung der Zivilgesellschaft). Handlungsstrategien in den ersten beiden Themen Energie und Raum sowie Governance von Smart Grids wurden dabei im Rahmen von Backcasting-Prozessen entwickelt, die nachfolgend noch etwas ausführlicher dargestellt werden sollen. Das dritte Thema Zivilgesellschaft war für diese Methode hingegen nicht geeignet, da es dabei weniger um Schritte und Strategien hin zu einem möglichen Zukunftsbild ging, sondern vielmehr um spezifische Voraussetzungen, einen solchen Prozess auf breiter gesellschaftlicher Basis in Gang zu bringen. Die jeweils ca. 10 TeilnehmerInnen in den drei Expertenworkshops waren dem Thema entsprechend ausgewählt, d.h. VertreterInnen einer Reihe wichtiger NGOs zum Thema Zivilgesellschaft (neben Akteuren aus Politik und dem Energiesektor), TechnologieexpertInnen und EVUs beim Thema Smart Grids und ExpertInnen zum Thema Raumplanung und Energie im ersten Workshop. Backcasting Innerhalb der Expertenworkshops zum Thema Raum sowie Smart Grids wurde ein Backcasting-Zugang verfolgt. Ein Backcasting-Prozess kann als eine Form der Szenarioanalyse verstanden werden, die explizit normativ ausgerichtet ist. Im Backcastingprozess werden, ausgehend von einem festgelegten Zukunftszenario, die Erfordernisse und Voraussetzungen für dessen Erreichung entgegen der Zeitentwicklung (vom Szenario zurück in die Gegenwart) analysiert. Backcastingprozesse erleichtern die geistige Loslösung der Teilnehmer von Zwangsbedingungen der Gegenwart und fördern die Wahrnehmung von kritischen Entwicklungen. Eine wesentliche Rolle spielt dabei der Kippeffekt bei der Einschätzung zeitlicher Entwicklungen: Werden im Forecasting die Zeiträume für Entwicklungsänderungen unterschätzt, so werden sie im Backcasting leichter überschätzt. Durch den Vergleich von Ergebnissen aus beiden Verfahren werden die Dringlichkeiten von Handlungen oder Entscheidungen deutlicher. Grundprinzipien des Backcasting Der Zugang des Backcasting entwickelte sich in den 1970er und 1980er Jahren in der Forschung und Strategieentwicklung im Energiebereich in Kanada und den USA im bewussten Gegensatz zu den relativ weit verbreiteten Forecasting Studien. Während Forecasting generell darauf abzielt, eine Prognose zu den wahrscheinlichsten zukünftigen Entwicklungen abzugeben, geht es beim Backcasting wie eingangs erwähnt um die Entwicklung möglichst 13

14 erstrebenswerter Zukunftsbilder und um die Auslotung möglicher Entwicklungspfade zu diesen Zukunftsbildern hin (Robinson, 2003). Damit betont der Zugang des Backcastings also den gesellschaftlichen Handlungsspielraum in der Gestaltung zukünftiger Gegebenheiten, insbesondere etwa durch die Implementierung politischer Maßnahmen oder Maßnahmenbündel. Oft werden im Rahmen eines Backcasting Prozesses auch Zukunftsszenarien entwickelt, die einen bewussten Bruch mit gegenwärtigen Trends darstellen (Robinson, 2003). Nach Dreborg (Dreborg, 1996) ist ein Backcasting Zugang daher unter anderem dann zielführend, wenn die Problemlage komplex ist und es einen Bedarf nach tief greifenden Veränderungen gibt, wenn vorherrschende Trends Teil des Problems sind und wenn der Zeithorizont lang genug ist, um einen beträchtlichen Handlungsspielraum zu eröffnen. Seit den 1980ern hat der Zugang des Backcastings auch in anderen Themenbereichen, die in Zusammenhang mit nachhaltigen Entwicklungszielen stehen, Anwendung gefunden, etwa im Bereich der Mobilität, der Ernährung oder der nachhaltigen Landnutzung (Quist und Vergragt, 2006, Quist, 2007). Darüber hinaus wird beim Backcasting zunehmend auch auf partizipativ angelegte Prozesse gesetzt ( participative backcasting ), in die sich verschiedene gesellschaftliche Akteure einbringen können (Quist und Vergragt, 2006, Robinson, 2003). Weiters wird Backcasting mittlerweile auch für Strategieentwicklungsprozesse auf Ebene einzelner Regionen oder auch Unternehmen angewandt, sodass sich der Aspekt der Identifizierung von Entwicklungspfaden nicht mehr ausschließlich auf politische Maßnahmen bezieht (Quist und Vergragt, 2006). Vorgangsweise bei Backcasting Prozessen Backcasting-Prozesse können in der Umsetzung etwas variieren, bestehen aber meist aus den folgenden Schritten (vgl. dazu Quist und Vergragt, 2006, S und Quist 2007 S ): (1) Strategische Problemfeldanalyse (Analyse des Ist-Zustands, Festlegung grundsätzlicher Ziele und Bewertungskriterien, Berücksichtigung externer Faktoren etc.) (2) Entwicklung und Bewertung von Zukunftsbildern oder Szenarien (3) Strategieentwicklung zur Erreichung der erstrebenswerten Zukunftsbilder bzw. des erstrebenswerten Zukunftsbildes (4) Auswahl und Ausarbeitung konkreter Maßnahmen (5) Implementierung und Nachbearbeitung In der Literatur wird der Begriff Backcasting unterschiedlich verwendet. Manche Autoren fassen unter diesem Begriff den Gesamtprozess die Szenarioentwicklung und den eigentlichen Backcastingsprozess zusammen, andere verwenden diesen Begriff nur für den eigentlichen Backcastingsprozess. 14

15 3. Inhaltliche Darstellung Das folgende Kapitel erläutert die Teilergebnisse der wichtigsten Arbeitsschritte des Projekts, nämlich (1) die vergleichende Analyse bestehender Szenariostudien, (2) darauf aufbauend die Identifikation unterschiedlicher sozio-ökonomischer und technischer Trends und Drivers, die die Entwicklung des Energiesystems beeinflussen, (3) die aus den bestehenden Szenariostudien und sozio-ökonomischen Trends konstruierten drei Rahmenszenarien, (4) die im Rahmen der beiden Szenario-Workshops entworfenen Zukunftsbilder für das österreichische Energiesystem, sowie (5) eine detaillierte Darstellung der drei in separaten Workshops und Literaturstudien bearbeiteten Kernhandlungsfelder (Nachhaltiges Energiesystem und Raumentwicklung; Neue Governanceformen am Beispiel Smart Grids; Potentiale für eine stärkere Involvierung der Zivilgesellschaft) Vergleich internationaler Szenarioanalysen Ein Ziel des Projekts war es, aufbauend auf bereits bestehende Szenarioanalysen vor allem solchen mit starker sozio-ökonomischer Komponente langfristige Zukunftsbilder für das Österreichische Energiesystem zu entwickeln. Zu diesem Zweck wurden etwa 40 internationale Energie- und Klimaszenarien einer detaillierten Analyse unterzogen. Folgende Szenarien wurden dabei zusammengefasst und ausgewertet: 1. INTERNATIONALE EBENE 1.1 Dedicated to making a difference: World Business Council for Sustainable Development, 2004 Pathways to Energy & climate change 2050, World Business Council for Sustainable Development, Renewable Energy Scenario to 2040 Half of the global supply from Renewables in 2040, EREC European Renewable Energy Council, May Stockholm Environment Institute: Branch Points: Global Scenarios and Human Choice, Stockholm Environment Institute, 1997 Great Transition: Umbrüche und Übergänge auf dem Weg zu einer planetarischen Gesellschaft, Stockholm Environment Institute, Tellus Institute, Über Kioto hinaus denken Klimaschutzstrategien für das 21. Jahrhundert, WBGU, Wissenschaftlicher Beirat der Bundesregierung globale Umweltveränderungen, Global Trends 2025: A Transformed World, NIC, National Intelligence Council, Energy, Technology, Perspectives 2008 zur Unterstützung des G8- Aktionsplans Szenarien und Strategien bis 2050, Internationale Energie- Agentur, International Energy Agency: World Energy Outlook 2008, International Energy Agency, Stern Review: The Economics of Climate Change, Deciding the Future: Energy Policy Scenarios to 2050 Promoting the sustainable supply and use of energy for the greatest benefit of all, World Energy Council, Globale Energie-[r]evolution Ein Weg zu einer nachhaltigen Energie-Zukunft für die Welt, EREC, European Renewable Energy Council, Greenpeace, Januar IPCC Climate Change 2007; IPCC Special Report on Emission Scenarios 15

16 1.12 Review of Renewable Energy in global scenarios, Center for Resource Solutions, San Francisco, CA, Shell Szenarien People and Connections, Shell International 2002 Shell Global Scenarios to 2025, Shell International, 2005 Shell energy scenarios to 2050, Shell International BV, EUROPÄISCHE EBENE 2.1 EurEnDel Technology and Social Visions for Europe s Energy Future a Europe-wide Delphi Study IZT, Institute for Future Studies and Technology Assessment (D), EC BREC/ IBMER EC Baltic Renewable Energy Centre (PI)/ Institute for Building Mechanisation and Electrification of Agriculture, IEFE, Università Bocconi (I), Prospektiker European Institute for Future Studies and Strategic Planning (E), Riso Riso National Laboratory (Dk), Pictures of the future Scenario Horizons 2020: Horizons 2020 die Bühne der Zukunft, Siemens, LÄNDERSPEZIFISCHE STUDIEN 3.1 GROSSBRITANNIEN Energy The Changing Climate, Royal Commission on Environmental Pollution, Foresight Futures 2020, Department of Trade and Industry, Long- term reduction in greenhouse gas emission in the UK, Report of an Interdepartmental Analysts Group (IAG), ENERGY WHITE PAPER Our energy future - creating a low carbon economy, Department for transport, department for Environment, Food and Rural Affairs, Scenario exercise on moving toward a sustainable energy economy, Institute for Alternative Futures; Institute for Innovation Research, University of Manchester, Electricity Network Scenarios for 2050, SuperGen Future Network Technology Consortium, A bright future Friends of the Earth s electricity sector model for 2030, Friends of the Earth, Intelligent Infrastructure Futures: Scenarios Toward 2055, Office of Science and Technology London, LENS - Long-term Electricity Network Scenarios, Institute for Energy and Environment, SEMBE: Powering our Lives: Sustainable Energy Management and the Built Environment, The Government Office for Science, Tyndall Centre for Climate Change UK Electricity Scenarios for 2050, Tyndall Centre for Climate Change Research and SPRU Science and Technology Policy Research, University of Sussex, 2003 The Hydrogen energy economy: its long term role in greenhouse gas reduction, Tyndall Centre for Climate Change, 2005 World transport scenarios, Tyndall Centre for Climate Change, 2005 Tyndall decarbonisation scenarios, Tyndall Centre for Climate Change, 2008 Tyndall decarbonising Modern Societies, Tyndall Centre for Climate Change,

17 3.2 SCHOTTLAND Energy futures Report of the Foresight consultation seminar, Foresight Consultation seminar, Scotland s renewable Energy potential: realising the 2020 target, Future Generation Group Report, ÖSTERREICH ARTEMIS Partizipative Entwicklung von Schwerpunkten und Handlungsfeldern im Einsatz von Technologien zur Nutzung von erneuerbaren Energien der e5- Gemeinde Raabau- Lödersdorf, SERI, 2007 Neue Wege der integrierten Bewertung von nationalen Energieszenarien für Österreich Erneuerbare Energie in Österreich: Modellierung möglicher Entwicklungsszenarien bis 2020, DEUTSCHLAND Nachhaltigen Energieversorgung unter den Bedingungen der Globalisierung und Liberalisierung, Enquete Kommission, Deutscher Bundestag, Integrierte Mikrosysteme der Versorgung, Das Bundesministerium für Bildung und Forschung BMBF, NIEDERLANDE The next 50 years: Four European energy futures, ECN Energy research Centre of the Netherlands, The next 50 years: Four European energy future: A sustainable energy system in 2050: promise or possibility? A vision by ECN and NRG, ECN Energy research Centre of the Netherlands, NORDISCHE LÄNDER Nordic H2: External Scenarios for Nordic H2 Energy Foresight, Eriksson, E. Anders:, USA US Energy Scenarios: Solutions - U.S. Energy Scenario for the 21st century, PEW Center on Global Climate Change, Contours of the future: Alternative Scenarios for the Boston Region, Boston Scenarios Project, Tellus Institute, April 2008 Bei den analysierten Szenarien handelt es sich großteils um qualitative Szenarien. Bei einigen der Szenarien wurden im Vorfeld quantitative Modellierungen vorgenommen. In einer ersten inhaltsanalytischen Auswertung der ausgewählten Szenarien (Reindl, 2010) wurden sieben für die weitere Analyse relevante Dimensionen identifiziert. Diese sind wirtschaftliche Aspekte, wie vor allem Wirtschaftswachstum, politische Dimensionen, (soziale und politische) Werte, technologische Entwicklungen bzw. technologische Innovationen, umweltrelevante Aspekte, Globalisierung sowie sozialstrukturelle beziehungsweise demographische Veränderungen. Diese Themenbereiche kommen in unterschiedlicher Intensität sowie mit unterschiedlichen Schwerpunkten und Ausprägungen in den Szenarien vor. Dabei werden Beschreibungen über wirtschaftliche und politische Gegebenheiten am häufigsten in den Szenarien aufgegriffen und es wird ihnen auch die größte Bedeutung beigemessen. Die Themenbereiche, die nach den wirtschaftlichen und politischen Aspekten am häufigsten und detailliertesten in den Szenarien erläutert werden, sind generell verschiedene Werte und Verhaltensweisen in der Zukunft, Globalisierung sowie sozialstrukturelle Merkmale und 17

18 demographische Trends. Auch andere Dimensionen werden in den Szenarien thematisiert, allerdings in geringerem Umfang, wie Gleichheits- und Ungleichheitsverhältnisse, Konflikte, Arbeits- und Freizeitverhalten, Wohlfahrt sowie Kommunikation und Medien. Mittels der Darstellung dieser Aspekte werden gesellschaftliche Strukturen und Prozesse beschrieben und es wird ein gewisses Bild über eine mögliche zukünftige Gesellschaft vermittelt (Reindl, 2010). Eines der untersuchten Szenariobeispiele sei hier exemplarisch herausgegriffen: Die Studie Branch Points: Global Scenarios and Human Choice des Stockholm Environment Institute hat die Darstellung von globalen sozio-ökonomischen Szenarien und deren Nachhaltigkeitsauswirkungen zum Ziel. Es wird das jetzige globale System, Dynamiken, die es beeinflussen bzw. verändern und eine mögliche Zukunft, auch in Hinblick auf eine nachhaltige Entwicklung, beschrieben. Die Kernfelder, die dabei berücksichtigt wurden sind Human Predicament (Schwierigkeiten und Herausforderungen in der menschlichen Geschichte, voneinander abhängige globale Systeme, Kalter Krieg, Lifestyle usw.) Sustainability Notion (Ressourcen sind knapp, wie kann man die Erde sinnvoll nutzen? usw.) und Policy Context (Globalisierung, Armut und Reichtum usw.). Die Zukunft ist vor allem auch dadurch unsicher, da sie von menschlichen Entscheidungen, die erst gemacht werden, beeinflusst wird. The evolving world system can be considered a socio-ecological system, comprised of environmental and human subsystems and their interactions [...] (Gallopin et al., 1997, S.5). Quelle: Gallopin et al., 1997, S.6 Die Szenarien beschäftigen sich mit Schlüsselproblemen, Wahlmöglichkeiten und Unsicherheiten. Es werden Prozesse und Bedingungen beschrieben, die als Antrieb von Veränderung gelten, wie zum Beispiel Bevölkerungswachstum, Wirtschaftswachstum, technologische Veränderungen, Ressourcenabbau und Knappheit oder Bevölkerungs- und 18

19 globale Umweltveränderungen. In diesen Szenarien werden diverse gesellschaftliche, ökonomische, sowie auch politische Aspekte miteinbezogen. In diesem Projekt wurden drei Hauptszenarien erstellt. Die Szenarien basieren auf einer zweistufigen Hierarchie und beinhalten classes und variants. Classes based on fundamentally different social visions and variants reflecting a range of possible outcomes within each class. (Gallopin et al., 1997, S.11) Für jede Class wurden zwei Variants definiert, das ergibt insgesamt sechs Sub-Szenarien. Quelle: Gallopin et al., 1997, S.13 Diese Szenarien wurden einige Jahre später unter dem Titel Great Transition: The Promise and Lure of the Times Ahead weiter fortgeführt (Raskin et al., 2002). Dabei werden die globalen Szenarien aus Branch Points insbesondere in Bezug auf die Perspektiven für eine nachhaltige Entwicklung aufbereitet. Bei der Diskussion über nachhaltige Entwicklung beziehen sich die Autoren auf das Modell der vier Säulen der Nachhaltigkeit (Ökonomie, Ökologie, Politik, Soziales). Wir befinden uns derzeit in der Zeit eines historischen, krisenhaften Übergangs. Kennzeichen dafür sind Strukturbrüche, Krisen und Turbulenzen. Die Gesellschaft kann sich dabei in unterschiedliche Richtungen, abhängig von der Art der 19

20 sozialen und ökologischen Konfliktlösung und von Strukturentscheidungen, entwickeln. Von den Autoren werden diese Herausforderungen historisch in eine Serie überragender Makrotransformationen eingebettet: - Übergang von der Steinzeit zu den Hochkulturen - Übergang von den Hochkulturen zur Moderne - derzeit befinden wir uns also wieder in einer Übergangsphase, hin zur planetarischen Phase der Zivilisation Durch diese Epochenumbrüche kommt es zu enormen Änderungen hinsichtlich des gesamten gesellschaftlichen Bezugssystems und dem Verhältnis der Menschheit zur Natur. Wir treten nun in die sogenannte planetarische Phase ein und es entwickelt sich ein neues globales System. Es ergeben sich drei mögliche Welten und diese stellen die Szenarien dar, die bereits in den vorigen Arbeiten entwickelt worden sind (siehe oben): - Konventionelle Welt - Welt des Verfalls - Welt der großen Übergänge Das hier dargestellte Beispielszenario soll an dieser Stelle vor allem illustrieren, wie bestehende sozio-ökonomisch orientierte Szenarien häufig aufgebaut sind und dass sie sich, wenn auch meist auf einer eher allgemeinen Ebene, zur Analyse zugrundeliegender Einflussfaktoren und Trends eignen. Durch vergleichende Analyse dieses und der anderen Szenarien wurden dort identifizierte Treiber und Trends systematisch extrahiert und als Grundlage in das Rahmenszenario für das österreichische Energiesystem 2050 einfließen gelassen. Der nächste Abschnitt stellt die Ergebnisse dieser vergleichenden Analyse dar Drivers und Trends für Veränderungen des Energiesystems Der Wandel des Energiesystems kann Ursachen und Antriebskräfte auf verschiedenen Ebenen haben. Die folgende Darstellung basiert auf der vergleichenden Analyse der ausgewählten bestehenden Szenarioanalysen und soll ein erster Schritt sein, die Bandbreite dieser Faktoren aufzuspannen, die bestimmte Entwicklungskorridore für das Energiesystem möglich machen oder verhindern können. Die Gliederung der unterschiedlichen Drivers in thematische Kategorien erfolgt nach dem STEEP Schema (social, technical, economic, environmental, political), wobei der Schwerpunkt im ersten Teil der Darstellung auf den sozioökonomischen und politischen Faktoren liegt und anschließend ein Überblick über verschiedene technische Entwicklungen gegeben wird, die einem Energiesystem der Zukunft zugrunde liegen können. Folgende Aspekte und Begriffe sollten dabei unterschieden werden: 1. Drivers sind Faktoren oder Ursachen für einen Wandel des Energiesystems, z.b. die demographische Entwicklung der Bevölkerung. 2. Drivers können verschieden ausgeprägt sein, im Fall der demografischen Entwicklung kann es Wachstum, Stagnation oder Schrumpfung für einzelne Teilpopulationen bedeuten. 20

21 3. Ein Trend ist die extrapolierte Entwicklung eines bestimmten Drivers, z.b. Bevölkerungswachstum in Entwicklungsländern bei gleichzeitiger Stagnation/Schrumpfung in Industrieländern. Solche Trends sind aber mit (oft bedeutenden) Unsicherheiten behaftet und sind gleichzeitig auch meist gesellschaftlich beeinflussbar und damit änderbar. 4. Über bestimmte (meist komplexe und nicht mono-kausale) Wirkungsmechanismen beeinflussen Drivers die Entwicklung des Energiesystems, z.b. Zunahme der Wirtschaftsleistung und damit erhöhter Energiebedarf durch Bevölkerungszunahme (eine solche Energieverbrauchszunahme kann aber gleichzeitig durch andere Entwicklungen wieder kompensiert werden, z.b. zunehmende Entkopplung von Wirtschaftswachstum und Energieverbrauch). Im Zusammenhang mit Energieszenarien stellt sich also die Frage nach derzeitigen Entwicklungstrends, nach anderen Ausprägungen der Driver unter geänderten Rahmenbedingungen, nach deren Auswirkungen auf die Entwicklung des Energiesystems und nach der Beeinflussbarkeit dieser Faktoren durch Politik und andere Akteure. Die nachstehende Zusammenstellung wichtiger Trends und Drivers, baut auf einer vergleichenden Analyse von mehr als 40 internationalen Szenario-Projekten auf. Die unterschiedlichen Ebenen (z.b. ökonomisch, gesellschaftlich) sind nicht immer klar trennbar, was jedoch unproblematisch ist, da es vor allem um eine übersichtliche Strukturierung geht. Auch hängen die Drivers oft untereinander zusammen ein bestimmter Driver kann z.b. zu den Ursachen eines anderen Drivers gehören. Schließlich muss betont werden, dass diese Darstellung bei weitem nicht erschöpfend oder vollständig ist, sondern einen ersten Eindruck von der Art sozio-ökonomischer Driver und Rahmenbedingungen geben soll, die einen Einfluss auf die künftigen Entwicklungsmöglichkeiten des Energiesystems ausüben. Gesellschaftliche Faktoren Driver: Demographischer Wandel Demographischer Wandel ist ein weithin akzeptierter Einfluss für die Entwicklung des Energiesystems. Eine wachsende Bevölkerung korreliert im Allgemeinen mit steigendem Wirtschaftswachstum und steigender Energienachfrage (direkt über den individuellen Energiekonsum und indirekt über eine erhöhte Güternachfrage und Wirtschaftsleistung). Ein gegenwärtiger Trend mit hoher Prognosewahrscheinlichkeit ist eine Gesamtzunahme der Weltbevölkerung (nach UN Prognosen auf mehr als 9 Milliarden Menschen bis 2050). Die Bevölkerungsentwicklung ist jedoch sehr ungleich verteilt und geht einher mit einer Abnahme bzw. Überalterung der Bevölkerung in industrialisierten Ländern (allerdings nicht nur den alten westlichen Industriestaaten sondern auch in Ländern wie Russland und China) sowie einer starken Bevölkerungszunahme in Entwicklungs- und Schwellenländern. So kann man davon ausgehen, dass bis zum Jahr % des Bevölkerungswachstums in Entwicklungsländern stattfinden wird. In vielen dieser bevölkerungsstarken Länder geht das Bevölkerungswachstum bisher auch mit ökonomischem Aufstieg und einem starken Wachstum der Mittelklasse einher. Tendenziell werden damit die Bedürfnisse der Mittelschicht der BRIC-Staaten (Brasilien, Indien, China) die Waren- (und damit auch Energie-) Märkte der Zukunft bestimmen. Ein weiterer Trend, der die Entwicklung der Energieversorgung zumindest auf globaler Ebene beeinflussen kann, ist ein Trend zu verstärkter Urbanisierung. 21

22 Driver: Soziale Ungleichheit (national, international) Eine nicht unbedeutende Rahmenbedingung für die Entwicklung des Energiesystems kann auch das jeweilige Maß sozialer Ungleichheit auf nationaler oder internationaler Ebene sein. So können sich auf nationaler Ebene stark steigende Energiepreise drastisch auf ökonomisch benachteiligte Bevölkerungsgruppen auswirken, die politischen Druck verursachen können, ausgleichende Maßnahmen zu ergreifen. Zugleich gibt es Evidenz dafür, dass viele Energiesparmaßnahmen eher durch die soziale Mittelschicht gesetzt werden, weil diese sie sich eher leisten kann, entsprechende Einstellungen zu Umwelt- und Klimaschutz aufweist und weil der ökonomische Druck die eigene Lebensplanung weniger dominiert. Auf internationaler Ebene wird die oben genannte ungleiche Bevölkerungsentwicklung bei gleichzeitig sehr ungleicher Verteilung der ökonomischen Teilhabemöglichkeiten voraussichtlich zu weiterhin erhöhtem Migrationsdruck führen, der durch besonders negative Auswirkungen des Klimawandels auf viele Entwicklungsländer noch verschärft werden dürfte. Zumindest auf indirekte Weise kann das auch auf die weitere Entwicklung von Energiesystemen und Klimaschutz Einfluss nehmen, z.b. durch erhöhte internationale Spannungen, Auseinandersetzung um Ressourcen oder verringerte politische Kooperationsbereitschaft. Andere indirekte Wirkungen sozialer Ungleichheit können z.b. in vermehrtem politischen Widerstand gegen ökonomische Globalisierung und Handelsliberalisierung bestehen und damit ebenfalls den Rahmen für die Energiesystementwicklung beeinflussen. Driver: Individuelle Werte und Einstellungen Ein für die Entwicklung der Energienachfrage zentraler gesellschaftlicher Faktor liegt auf der Ebene der individuellen Einstellungen, Werte und wenn damit auch nicht in unmittelbarem Zusammenhang den damit verbundenen Verhaltensweisen. Diese Einstellungen und Verhaltensweisen können beispielsweise entweder von zunehmender Individualisierung und Konsumorientierung geprägt sein, oder aber von einer zunehmenden Gemeinschafts- (und Gemeinwohl-) Orientierung. Von besonderer Energie-Relevanz sind gesellschaftlich dominante Konsum- und Lebensstile nicht nur im Sinne von Konsummustern, sondern auch weiter gefasst im Sinne von Freizeitverhalten (z.b. Fernreisen), Wohnpräferenzen oder der Verbindung von Leben und Arbeiten. In Verbindung mit diesen Lebensstilgruppen stehen oft auch individuelle Einstellungen zu Umwelt, Energie oder Klimaschutz. Die Verwirklichungschancen für neue Energiekonzepte (vor allem deren nachfrageseitige Aspekte) können in beträchtlichem Maß von solchen Lebensstiländerungen, Einstellungen und Bereitschaft zu Verhaltensänderungen abhängen. In Bezug auf Konsum und Lebensstile werden unterschiedliche Trends konstatiert. Vor allem in ökonomisch wohlhabenden Ländern wird ein Trend zu nachhaltigen Konsummustern erwartet ein Lifestyle of Health and Sustainability (LOHAS), dem bis zu 30% der US- Konsumenten zugerechnet werden (für Europa werden ähnliche Zahlen vermutet). Damit einher geht ein Trend zur Moralisierung der Märkte (Stehr, 2007) und politischem Konsum, d.h. der bewussten Orientierung von Konsumentscheidungen an gesellschaftlichen und ökologischen Überlegungen (fair trade, Ökostrom etc.). In solchen gesellschaftlichen Gruppen dürfte auch eine Bereitschaft zu Verhaltensänderungen im Sinne effizienter und allgemein 22

23 nachhaltiger Energienutzung gegeben sein. Gleichzeitig ist eine zunehmende Pluralisierung von Lebensstilen zu beobachten. Auf einer globalen Ebene kann gleichzeitig eine kulturelle Globalisierung (oder auch Hybridisierung durch Verbindung globaler Trends mit lokalen Werten und Traditionen) beobachtet werden, mit globalen Massenmedien, Internet, aber auch einem Trend zur Übernahme westlicher Konsumideale Trends, die in Verbindung mit der oben konstatierten Zunahme der sozialen Mittelschicht in BRIC-Ländern zu einem starken Anstieg der globalen Energienachfrage führen können. Wirtschaft Driver: Wirtschaftswachstum Ein bedeutsamer Einflussfaktor auf die Entwicklung des Energiesystems ist die wirtschaftliche Entwicklung (als Wachstum, Stagnation oder Kontraktion). Zwar hat es in den letzten Jahrzehnten in Teilbereichen eine gewisse Entkopplung zwischen Wirtschaftswachstum und Energieverbrauch gegeben (besonders im Industriebereich), doch ist der Energieverbrauch in den meisten Ländern (stark) im Steigen begriffen (in Österreich z.b. besonders in den Sektoren Haushalt und Verkehr). Relevant für die Energieverbrauchsstruktur ist auch die oft unterschiedlich verlaufende Entwicklung in einzelnen Wirtschaftsbranchen etwa die Auslagerung von Grundstoffindustrien in andere Länder (z.b. mit geringeren Umweltvorschriften), oder die Verschiebung der Wirtschaftsstruktur hin zu Dienstleistungen. Ein Klima wirtschaftlicher Instabilität kann darüber hinaus die Handlungsmöglichkeiten für eine Änderung des Energiesystems beschränken und hat einen Einfluss auf das Verhalten und die Strategien der betroffenen Akteure. Driver: Entwicklung der Energiepreise Energiepreise können eine wichtige Antriebskraft (oder Bremse) für die Umgestaltung des Energiesystems darstellen. Ein zentraler Faktor dabei ist die Entwicklung des Preisniveaus unterschiedlicher fossiler Energieträger (wobei nicht nur der nominale Wert einen Einfluss hat, sondern auch die Volatilität der Preise, die erwartete Entwicklung etc.), bzw. generell das relative Preisgefüge zwischen unterschiedlichen Energieträgern. Eine Reihe von politischen Instrumenten zielt auf die Veränderung dieses Preisgefüges, z.b. differenzierte Energiesteuern (oder auch CO 2 -Steuern), aber auch diskutierte Instrumente wie die Internalisierung externer (volkswirtschaftlicher) Kosten oder das EU-weit praktizierte Emission Trading, durch welches CO 2 -Emissionen mit einem Preis versehen werden. Energiepreise basieren daher auf einem Mix eher schwerer zu beeinflussender Komponenten (z.b. Verhältnis Ressourcenangebot-Nachfrage, Absprachen in Oligopol-Märkten) und leichter steuerbarer Teile, wie Energiesteuern, Zertifikatpreise etc. Die Energiepreise sind also eng mit anderen hier dargestellten Drivers verknüpft, etwa der Wirtschaftsentwicklung (und damit der Nachfragesituation), technologischen Entwicklungen oder der generellen Verfügbarkeit von Ressourcen (Stichwort: Peak Oil). 23

24 Driver: Globalisierung / internationale Verflechtung Globalisierung und internationale ökonomische Verflechtung sind Faktoren, die in den vorangegangenen Punkten bereits mehrfach angesprochen wurden und einen wichtigen Kontext für die Entwicklung auch des österreichischen Energiesystems darstellen. Zum einen geht es dabei um die globale Verflechtung von Produktion und Warenströmen, d.h. um die Entwicklung des Welthandels und institutioneller Regimes (WTO, Liberalisierung), die Verschiebung ökonomischer Gewichte (als Trend in Richtung China und Indien), oder um Fragen der technologischen Integration und Standardisierung als Voraussetzung für weitere ökonomische Integration. Zum anderen ist die Entwicklung der Energiesysteme auch durch eine zunehmende Internationalisierung und Globalisierung des Energiesektors selbst gekennzeichnet die zunehmende Verflechtung und Internationalisierung von Unternehmen, die Erweiterung von Energiemärkten, wie dem europäischen Energiemarkt, den weiteren Ausbau und die Integration von Infrastrukturen etc. Driver: Änderungen der Produktionsweise Eine wichtige sozio-ökonomische Ebene, die Auswirkungen auf zukünftige Anforderungen an ein Energiesystem hat, ist die jeweilige Struktur einer Wirtschaft die Art der nachgefragten Produkte, die vorherrschende Weise sie zu produzieren etc. Schlagworte, die das Produktionssystem von morgen (und teilweise bereits von heute) charakterisieren sollen, sind zunehmende Dienstleistungsorientierung (anstelle klassischer Industriegüterproduktion) bzw. damit einhergehend eine De-Materialisierung der Wirtschaft und eine zunehmende Wissensbasierung der Ökonomie. Wie weit die zunehmende Bedeutung von Wissen und Dienstleistungen tatsächlich eine Reduktion materieller Produktion bedeutet und diese nicht einfach in andere Länder verlagert wird (siehe oben) ist in diesem Zusammenhang eine nach wie vor kontrovers diskutierte Frage. Neue Produktionsweisen und Technologien gehen oft auch einher mit verändertem Transportaufkommen für (Teil-)Produkte und Mobilitätsanforderungen für Personen: etwa durch Trends in Richtung einer Mobilisierung der Arbeit; Verkürzung von Produktlebenszyklen; einem zunehmenden Trend von Massenmärkten zu Mikromärkten ( Vernischung von Märkten; Personal Fabrication, mass customization; Do-it-yourself Ökonomie etc.). Der Zusammenhang solcher Transformationen unserer Produktionssysteme mit der Veränderung des Energiesystems ist vielfältig und komplex, aber zumindest potentiell von großer Bedeutung für die Struktur des Energiebedarfs, die Möglichkeiten des Verbrauchsmanagements etc. Politik Driver: Einfluss und Handlungsfähigkeit der Politik Eine dritte Ebene von Einflussfaktoren auf die Art der zukünftigen Entwicklung des Energiesystems ist die Politik. Zentrale Aspekte sind hier die Fähigkeit Rahmenbedingungen zu gestalten und einen steuernden Einfluss auf gesellschaftliche und ökonomische Verhältnisse auszuüben, die Struktur des nationalen und internationalen politischen Systems, sowie das Zusammenwirken unterschiedlicher Politikebenen und Politikfelder. 24

25 Derzeit wird aufgrund steigender gesellschaftlicher Komplexität eine zunehmende Verteilung der gesellschaftlichen Steuerung konstatiert, hin zu einer Vielzahl politischer und anderer (z.b. ökonomischer oder zivilgesellschaftlicher) Akteure. Dies bedeutet tendenziell einen Kontrollverlust nationalstaatlicher Politik, eine verringerte Macht des Staates, Regulierungen, Umweltsteuern oder ähnliches durchzusetzen gegenüber einer zunehmenden Macht transnationaler Konzerne und globaler Marktkräfte; ein Bedeutungsgewinn neuer Akteurstypen, wie internationale NGOs oder globale korporative Akteure. Mit solchen Verschiebungen im Mix von staats- oder marktorientierten Steuerungsformen einher gehen häufig auch spezifische Regulierungsformen und -stile. Die aktuelle Wirtschaftskrise und die damit einhergehenden Diskussionen geben einen Hinweis darauf, dass sich unter bestimmten Umständen solche Governanceformen und Normen möglicherweise relativ abrupt ändern könnten so dass auch der Wille und die Kapazität in die Entwicklung des Energiesystems steuernd einzugreifen sich schnell grundlegend ändern könnten. Driver: Einfluss unterschiedlicher Governance-Ebenen Neben der allgemeinen Kapazität von Staat und anderen Akteuren, lenkend in die Entwicklung des Energiesystems einzugreifen, ist ein weiterer Faktor der Einfluss und das Zusammenwirken unterschiedlicher Politikebenen. Eine zentrale Frage für die Möglichkeiten einer globalen Klimapolitik ist das Ausmaß und die Institutionalisierung internationaler Koordination und Kooperation ( global governance ), sei es als Kooperation von Nationalstaaten in internationalen Regimen, seien es zivilgesellschaftliche Netzwerke oder Kooperationen sub-nationaler Einheiten (z.b. Kommunen). Dem gegenüber steht die Dominanz nationalstaatlicher Strategien, in den Wirtschaftsbeziehungen etwa als nationaler Protektionismus. Von besonderer Auswirkung auf die österreichische Situation ist die Koordinationsfähigkeit auf europäischer Ebene und die Fähigkeit der Europäischen Union, eine gemeinsame Energiepolitik zu gestalten und durchzusetzen. Auf regionaler und lokaler Ebene wiederum stellt sich die Frage der Möglichkeiten kommunaler Politik an der Gestaltung des Energiesystems teilzuhaben und spezifische Perspektiven und Bedürfnisse einzubringen. Zudem geht es hier um die Fähigkeit, neue, an die Verfügbarkeit und den lokalen Energiebedarf angepasste Steuerungsebenen zu etablieren und für Umbau des Energiesystems zu nutzen. Gesamt betrachtet beeinflusst die Fähigkeit der Politik, auf verschiedenen Ebenen das Energiesystem zu gestalten sowie die Art und Stärke der Koordination dieser unterschiedlichen Ebenen ganz wesentlich, welche Art eines künftigen Energiesystems sich entfalten kann. Driver: Geo-politische Konstellationen Bei vielen Gegenüberstellungen von Szenarien wird danach unterschieden, ob die internationalen Beziehungen stärker von Kooperation oder von Konflikt und nationalstaatlichem Denken geprägt sind. Ersteres würde sich in den Handelsbeziehungen wahrscheinlich in einer Zunahme des internationalen Handels auswirken, letzteres eher in Handels-Protektionismus. Fortgesetzte Unilateralität in der Außenpolitik wichtiger Nationalstaaten wie der USA, Russlands oder Frankreichs etwa könnten den Trend zu globalem Freihandel untergraben und zu kleinregionaler Kooperation in neuen Handels- Blöcken oder gar zu einer zunehmenden Bedeutung nationaler Autarkie führen. 25

26 Driver: Politikintegration Wissenschaftliche Erkenntnisse über die vielschichtige Natur heutiger globaler Probleme wie des Klimawandels und der Anspruch, nachhaltige Entwicklung zu ermöglichen, führen dazu, dass die Segmentierung nationaler und internationaler Politiken nach Sektoren und Politikfeldern (z.b. Energie, Landwirtschaft, Umwelt, Wasser) zunehmend in Frage gestellt wird. Die jüngste Diskussion um Biokraftstoffe ist ein Beispiel dafür, dass eine integrierte energie- und landwirtschaftspolitische Sichtweise vermutlich zu anderen Strategien und Zielen für die Gestaltung des Energiesystems kommen würde, als eine eher isolierte Fokussierung auf Energiefragen. In welchem Ausmaß es zukünftig gelingen wird, die Segmentierung von Zuständigkeiten in Strategie- und Gesetzgebungsprozessen nach Politikfeldern und Ressorteinteilungen zu überwinden, wird maßgeblichen Einfluss darauf haben, von welchen Politikzielen die Entwicklung der Energiesysteme beeinflusst wird. Driver: Neue gesellschaftliche Bedrohungsbilder / Politikziele Neben zwischenstaatlichen und innerstaatlichen Konflikten, z.b. im Zusammenhang mit Ressourcenknappheit (Energie, Wasser, Land), sind in den letzten Jahren andere Bedrohungsbilder wie nationaler und internationaler Terrorismus zunehmend in den Mittelpunkt politischer Strategien gerückt. Auch im Zusammenhang mit der Gestaltung des europäischen und des österreichischen Energiesystems wird Versorgungssicherheit zunehmend prominent diskutiert. Im Falle vermehrter terroristischer Anschläge könnte auch die Abschirmung zentraler Energie-Infrastruktur plötzlich zu einem wichtigen politischen Thema werden. Umwelt Unter den Umwelteinflüssen wird vor allem der Klimawandel und damit verbundene Entwicklungen (Desertifizierung, Meeresspiegelanstieg, Extremwetterereignisse) eine zentrale Rolle spielen. Diesen wird auch eine einschneidende Wirkung auf andere Drivers zugetraut. Der inzwischen erwartete Meerespiegelanstieg könnte etwa zu einem starken Migrationsdruck aus betroffenen Regionen führen, und die Aufwendungen zur technischen Absicherung von Siedlungsgebieten könnten die Haushalte einiger Staaten stark belasten. Die direkten Auswirkungen auf das österreichische Energiesystem werden wahrscheinlich erst in einigen Jahrzehnten größere Ausmaße annehmen. Die Erzeugung (alpiner) Wasserkraft wird jedoch wahrscheinlich zunehmend eingeschränkt werden. Der Klimawandel beeinflusst über die landund forstwirtschaftliche Erzeugung und über die Art der Flächennutzungen auch indirekt das Energieangebot in diesem Sektor. Technik Die Diskussion um die mittelfristige Zukunft unseres Energiesystems steht gegenwärtig ganz im Zeichen zweier massiver globaler Probleme: des Klimawandels und der physischen wie der politisch-strategisch bedingten Verknappung des Erdöls. Aus rein technologischer Sicht mangelt es kaum an machbaren Lösungen und potenziell Erfolg versprechenden neuen Technologien. Bisher hat der technologische Wandel auf allen Stufen der Energieversorgung, angefangen von der Aufbringung verschiedener Primärenergieträger, über die 26

27 Energieumwandlung bis hin zum Endverbrauch in Haushalten, Industrie und Verkehr in vielen Fällen (wenn auch nicht immer) zu steigender Effizienz in der Energienutzung geführt. Trotz mehrerer tiefgreifender Systemtransformationen (von Holz über Kohle hin zu Erdöl) in den letzten zwei Jahrhunderten sind eine Reihe von Grundelementen des Energiesystems im Wesentlichen erhalten geblieben. Angesichts der gegenwärtigen globalen Bevölkerungsentwicklung und des bereits massiv einsetzenden Klimawandels scheint es jedoch höchst fraglich, ob inkrementelle Energieinnovationen wie bisher ausreichen, um einen Kollaps zu vermeiden. In wirtschaftlich hochentwickelten Ländern wird der Einsatz neuer Energietechnologien nach wie vor maßgeblich von wirtschaftspolitischen Interessen bestimmt. Es ist auch eine steigende Endnutzerorientierung und die sukzessive Einführung von Marktelementen im Energiesektor festzustellen, die auf lange Sicht zu mehr Effizienz geführt haben. Zumindest in der Mehrzahl der europäischen Länder werden neue Energietechnologien auch hinsichtlich ihrer ökologischen Nachhaltigkeit bewertet, und es wird versucht, die Energieversorgung auf eine Basis höherer gesellschaftlicher Akzeptanz zu stellen und dezentral verfügbare (erneuerbare) Ressourcen zu stärken. Es stellt sich die Frage, ob die immer drängender werdenden globalen Klimaprobleme nicht einen rascheren und radikaleren Umbau des Energiesystems zu mehr Nachhaltigkeit erfordern und mit welchen Technologien bzw. welchem Energiemix dies möglich ist? Innerhalb der EU wird das konkrete Klimaziel, die Emission von Treibhausgasen bis 2050 um 60-80% zu reduzieren, nur dann als erreichbar gesehen, wenn es gelingt, das gesamte Energiesystem über inkrementelle Innovationen hinaus radikal umzustellen. Die Europäische Kommission setzt in ihrem strategischen Energietechnologie-Plan (SET-Plan) auf eine drastische Reduktion beim Einsatz fossiler Energieträger (durch Forcierung von Kernenergie und erneuerbarer Energien wie Windenergie, Solarenergie und Bioenergie), die Realisierung von Carbon Sequestration-Technologien (Abscheidung und Speicherung von CO 2 bei der Verbrennung fossiler Energieträger) und Effizienzsteigerung (z.b. durch den Aufbau intelligenter Netze bei Aufbringung und Verteilung elektrischer Energie). Eine Reihe einschlägiger EU-Technologieplattformen bzw. Joint Technology Initiatives unterstreichen diese Schwerpunkte der europäischen Forschung und Technologieentwicklung, die von der Industrie mitgetragen werden und die nächsten Jahrzehnte wohl maßgeblich bestimmen werden (Smart Grids, CO 2 -Abscheidung, biogene Treibstoffe, Brennstoffzelle, Photovoltaik, Solarthermie, Wind, Wasserstoff). Im Rahmen einer Vielzahl sektoraler, nationaler und europäischer Foresight-Studien wie etwa im European Foresight Monitoring Network (EFMN) dokumentiert wurden auch für das Energiesystem Szenarien entwickelt und relevante technologische Treiber für die Entwicklungen in den nächsten Jahren bzw. Jahrzehnten identifiziert. Fossile Energieträger Die Energieversorgung basiert heute fast ausschließlich auf den fossilen Energieträgern Kohle, Öl und Gas. Die Diskussionen um die Zukunft der fossilen Energieträger sind dominiert von der Kontroverse um den globalen Peak-Oil, d.h. den Zeitpunkt der höchsten Erdölförderung, ab dem die Knappheit auf den Erdölmärkten ohne einen tiefgreifenden Wandel im Energiesystem rasch zu drastischen Auswirkungen auf die Weltwirtschaft führen würde. Während davon ausgegangen werden kann, dass der regionale Peak-Oil in den USA bereits in den späten 1960er Jahren (Hubbert, 1956) überschritten wurde, gehen die Einschätzungen zum globalen Peak-Oil stark auseinander. Die optimistischsten Schätzungen gehen von

28 aus, wobei Energieeffizienz und Kostenentwicklungen in der Förderung von Erdöl, Ölschiefern und Ölsanden eine entscheidende Rolle spielen. So geht das US Department of Energy etwa davon aus, dass der Abbau von Ölschiefer im Tagebau derzeit ab einem Ölpreis von über 54 Dollar pro Barrel wirtschaftlich ist (DoE, 2004). CCS (Carbon Capture and Storage)-Technologien: Angesichts der Dringlichkeit den CO 2 - Ausstoß dramatisch zu reduzieren, rückt die Abscheidung und Speicherung dieses wichtigsten Treibhausgases, das bei der Verbrennung organischer Substanzen entsteht, ins Zentrum der energiepolitischen Aufmerksamkeit. Generell gibt es drei verschiedene Grundprinzipien (Oxyfiring, post-combustion Technologien und pre-combustion-technologien) für die CO 2 - Abscheidung in der Kohle- oder Gasverbrennung. Weitere Elemente von CCS sind der Transport und die Endlagerung des verdichteten Kohlendioxids. In der EU werden CCS- Technologien im Rahmen der ZEP Technologieplattform (Zero Emission Fossil Fuel Power Plants) gefördert. Die Integrated Gasification Combined Cycle (IGCC) Technologie ist eine pre-combustion-technologie und die einzige schon heute in großem Maßstab realisierbare Lösung. Dabei wird aus Kohle ein Synthesegas erzeugt dessen CO 2 -Anteil vor dem Verbrennungsprozess abgeschieden wird. Entsprechend ihrer Reife unterstützt die EU in ihrer CCS Direktive diese Technologien als kurzfristige Problemlösung im Hinblick auf die vereinbarten Klimaziele, verweist aber auf die weiterhin unverminderte Notwendigkeit, langfristig auf erneuerbare Energieträger umzusteigen. Bis 2013 sollen in der EU CCS- Technologien in den Emissionshandel aufgenommen werden und bis 2020 kommerziell nutzbar sein. Methanhydrat ist in gefrorenem Wasser eingelagertes Methan in fester Form, das in großer Menge in den Kontinentalabhängen (in 500 bis 1000 Metern Tiefe) vorkommt, wo der Druck hoch und die Temperatur niedrig genug ist. Bei geschätzten zwölf Billionen Tonnen Methanhydrat ist dort möglicherweise mehr als doppelt so viel Kohlenstoff gebunden wie in allen Erdöl-, Erdgas- und Kohlevorräten der Welt. Theoretisch könnte es somit als Energieressource für Jahrhunderte dienen. Zurzeit ist jedoch noch unklar, ob die Gewinnung technologisch in absehbarer Zeit gangbar wird, da das Methan bei Druckminderung sofort als Methangas entweicht. Eine umfangreiche Nutzung des Methanhydrats scheint angesichts der Klimaproblematik jedoch nur im Zusammenspiel mit CCS-Technologien möglich. Kernenergie Die globale Diffusion der Atomkraft fand im Zeitraum von 1962 bis 1988 statt (1989: 423 Reaktoren weltweit). Vor dem Hintergrund des globalen Klimawandels blickt die Kernspaltung nach einem durch Katastrophen wie Tschernobyl (1986) verursachten Errichtungs-Moratorium wieder einer leichten Forcierung entgegen: Die Kernspaltung wird trotz ihrer Risiken in Betrieb und Endlagerung von den meisten Industrieländern (mit einigen wenigen Ausnahmen) als wichtige CO 2 -Vermeidungstechnologie bezeichnet. Bereits in der zweiten Hälfte der 1990er Jahre wurde der Europäische Druckwasserreaktor (European Pressurized Water Reactor, EPR), ein erheblich sichereres System als der bisherige Stand der Technik, von Siemens und Framatome (heute: Areva NP) entwickelt. Der erste Reaktor dieses Typs (Generation 3+) soll in Finnland 2012 in Betrieb gehen, auch im Norden Frankreichs wird ein EPR gebaut. Weitere Anlagen sind in China, Litauen, USA, Südafrika und Indien geplant. Trotzdem ist in Anbetracht der begrenzten Lebensdauer der bestehenden Anlagen und der langen Bauzeiten von oftmals 10 bis 20 Jahren auch unter Berücksichtigung aller momentan in Planung befindlichen Projekte davon auszugehen, dass 28

29 im nächsten Jahrzehnt global nie mehr als 4 bis 5 Anlagen pro Jahr in Betrieb genommen werden. Mittelfristig kommt es daher angesichts der Altersverteilung des Anlagenbestandes global zu einer sinkenden Anzahl von Atomkraftwerken (Biermayr und Haas, 2008). An der Kernfusion wird weltweit seit mehr als 50 Jahren geforscht, da man sich von ihr eine sichere und emissionsfreie Energieversorgung verspricht, was bei der Kernspaltung nicht gewährleistet ist. Bislang konnte in der weltweit größten Fusionsanlage, dem Joint European Torus (JET), Fusionsenergie im Megawattbereich von mehreren Sekunden erzeugt werden. Nun wird von der EU, Japan, Russland, China, Südkorea und den USA der experimentelle Kernfusionsreaktor ITER (International Thermonuclear Experimental Reactor) gebaut und soll, vorausgesetzt der Testbetrieb läuft erfolgreich, ab 2038 in Betrieb gehen (Gazsó, 2005). Mit einem Durchbruch der Kernfusion wird jedoch nicht vor 40 bis 50 Jahren gerechnet, und zudem wird die Beherrschung der Radioaktivität (Tritium) weiterhin eine Begleiterin der Kernfusion sein (Böck und Rauch, 2003). Erneuerbare Energieträger Biomasse Forstliche Biomasse wird in Österreich traditionell zur Erzeugung von Raumwärme und Prozesswärme (industrielle Biomasse, v. a. in der Sägeindustrie, Papier- und Zellstoffindustrie, holzverarbeitenden Industrie) verwendet. Dabei entfällt der größte Anteil auf traditionelle und moderne Stückholzfeuerungen, etwa ein Drittel auf Hackgut und Pelletsfeuerungen und der Rest auf Rindenfeuerungen und Biomasse-Heizwerke. Holzenergie-Contracting (der bäuerliche Biomasseerzeuger betreibt die Feuerungsanlage und verkauft nur die Wärme) ist ein neues vielversprechendes Geschäftsmodell für den ländlichen Raum (Zwettler, 2008). Das Ausbaupotenzial für forstliche Biomasse ist in Österreich jedoch beschränkt. Ein hohes Ausbaupotenzial wird hingegen der landwirtschaftlichen Biomasse (inklusive landwirtschaftlicher Abfälle) attestiert. Sie stellt ein sehr großes, derzeit noch wenig genutztes Potenzial dar, könnte bis 2050 jedoch die bedeutendste Form der Biomasse werden vorausgesetzt die Landwirtschaft entwickelt sich in Richtung Brennstoffe bzw. Energieerzeugung (Kranzl et al., 2008). Von manchen Experten wird allerdings der Effekt auf die Reduktion von Klimagasen in Frage gestellt (Crutzen et al., 2008) Biogene Treibstoffe Biogene Treibstoffe werden durch mechanische und/oder biotechnologische Verfahren aus landwirtschaftlichen Produkten erzeugt (z.b. EU-Ziel 5% Anteil im Diesel bis 2010), um die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern zu reduzieren. Im Zentrum der Entwicklungen stehen die Erhöhung des Hektarertrags, Aufbringungslogistik, Effizienz in der Energieumwandlung und die Erreichung einer nachhaltigen Produktion. Biogene Treibstoffe werden zunehmend kontrovers diskutiert (Stichwort Agrosprit vs. Biodiesel ), da sie nur 20% Reduktion der CO 2 - Emissionen erreichen und zudem auf globalem Maßstab eine Konkurrenz zur Nahrungs- und Futtermittelproduktion darstellen. Mit einer zweiten Generation von Biotreibstoffen und neuen Energiepflanzen (Beispiel Jatropha) wird derzeit experimentiert, über deren Nachhaltigkeit herrscht noch Unklarheit. Biogas Biogas ist ein methanreiches Gas, das durch biotechnologische Reakionen aus organischen Materialien pflanzlicher wie tierischer Herkunft (aus Mülldeponien, Abwässer, feste wie flüssige landwirtschaftliche Abfälle sowie energy crops) hergestellt werden kann. Der größte Anteil des 29

30 Biogases in der EU stammt aus Deponiegas (50,6%). Die Energieproduktion aus Biogas ist in den letzten Jahren stark gestiegen und hier vor allem dem enormen Zuwachs bei energy crops zu verdanken. Entsprechend werden dezentrale Biogasanlagen, die derzeit noch über Einspeisetarife für aus Biogas in CHP erzeugten Strom gefördert werden, eine immer wichtigere Rolle spielen. Wasserkraft In Österreich wird in den Sommermonaten theoretisch der gesamte Strombedarf aus Lauf- und Speicherkraftwerken abgedeckt. In der Praxis wird aber der in Speicherkraftwerken generierte Spitzenstrom teilweise exportiert und ein Teil der Grundlast durch thermische Kraftwerke abgedeckt. Die Austrian Energy Agency schätzt den Ausbaugrad in Österreich auf 60-70%. In den letzten Jahren erlangen Umweltschutzaspekte jedoch immer größere Bedeutung, sodass der weitere Ausbau der Wasserkraft in Österreich nur unter strengen Umweltschutzauflagen erfolgen kann. Neben den großen Wasserkraftwerken der Energieversorgungsunternehmen existiert in Österreich eine Vielzahl kleiner und kleinster Kraftwerke. Ihre geringe Umweltauswirkung und ihre emissionsfreie Stromproduktion machen sie zu äußerst umweltfreundlichen Energieerzeugern. Derzeit speisen mehr als Kleinwasserkraftwerke CO 2 -freien Strom in das öffentliche Versorgungsnetz ein. Das Potential im Bereich der Kleinwasserkraftnutzung ist nach Schätzungen des Österreichischen Vereines zur Förderung von Kleinkraftwerken erst zu 40 bis 45% ausgebaut. Windenergie Die Europäische Technologieplattform für Windenergie (TPWind) geht davon aus, dass bis zum Jahr 2050 ein Viertel der Europäischen Stromverbrauchs (300 GW) aus Windenergie erzeugt wird. Diese Zahlen setzen jedoch nicht nur den Ausbau des Windparks sondern eine Reihe von Zusatzmaßnahmen voraus, allen voran das Funktionieren des Elektrizitätsmarktes und eine Trennung von Erzeugung und Verteilung in Europa. Obwohl die Technologie seit Jahrzehnten marktreif ist, werden noch technologische Herausforderungen wie Standortwahl, Materialverbesserung, Meteorologie (extreme Witterung), Betriebssteuerung und Kapazitätsmanagement oder die Übertragungsinfrastruktur, und in bewohnten Gebieten auch gesellschaftliche Akzeptanz genannt. Photovoltaik Trotz Wachstumsraten von global über 35% bei der installierten Leistung wird die Photovoltaik kurzfristig noch keine große Rolle für die Energieversorgung spielen. In Österreich ist die Neuinstallation seit der Deckelung der Förderungen 2004 sogar dramatisch eingebrochen. Erst ab 2030 wird ein nennenswerter Anteil der gesamten Stromerzeugung auf die Photovoltaik entfallen, wobei Deutschland, die USA und Japan die Vorreiter sein werden. Wesentlich für eine weitere Diffusion ist derzeit vor allem, dass Fördermaßnahmen (Einspeisetarife) geeignet gesetzt werden. Die European Photovoltaics Technology Platform (2007) geht für die nächsten Jahre von einer jährlichen Preissenkung von 5% bei PV-Anlagen aus, und dass PV in zehn Jahren mit dem konventionellen Strompreis konkurrieren kann. Solarthermie Die Basistechnologien für die Nutzung solarer Wärme sind durch drei Jahrzehnte F&E etabliert. Trotzdem bleibt Solarwärme hinter ihren Möglichkeiten zurück. Eine Ausnahme stellt der österreichische Markt dar. Rund Haushalte sind mit einer thermischen 30

31 Solaranlage ausgestattet und jährlich kommen zwischen und Quadratmeter Kollektorfläche hinzu. Pro Einwohner liegt Österreich damit weltweit seit Jahren auf Platz drei hinter Zypern und Israel. Die Strategische Forschungsagenda der European Solar Thermal Technology Platform (ESTTP) schätzt in ihrer Roadmap für 2030 das Potenzial der Solarthermie auf 50% des gesamten Wärmebedarfs, wenn gleichzeitig der Wärmebedarf durch Energiesparmaßnahmen gesenkt wird. Dafür notwendige Anwendungen beinhalten Aktive Solar Gebäude, die Aktiv Solare Sanierung, Industrielle Prozesswärme (bis 250 C) und der Einsatz von Solarwärme in Fernwärme- und Kühlungssystemen. Geothermie Geothermische Energie kann sowohl direkt als oberflächennahe Geothermie im Wärmemarkt (Wärmepumpenheizung) genutzt werden, als auch als tiefe Geothermie zur direkten Nutzung im Wärmemarkt oder auch indirekt zur Stromerzeugung verwendet werden. Im Gegensatz zu Ländern wie Island wird das wirtschaftliche Potenzial für tiefe Geothermie in Österreich jedoch auch langfristig aufgrund der hohen Kosten als gering erachtet. Für eine Nutzung kommen noch am ehesten die Regionen Oststeiermark, das Wiener Becken und das (nord)westliche Oberösterreich in Frage. Umwandlungs- und Speicherungstechnologien Wasserstofftechnologie und Brennstoffzellen Langfristig hat Wasserstoff aus regenerativen Quellen bei der Ausweitung des Versorgungsbeitrags regenerativer Energien aus mehreren Gründen gegenüber anderen chemischen Energieträgern (Methanol u.ä.) wesentliche Vorteile. Er kann einfach aus elektrischer Energie (aus regenerativen Quellen) dezentral und flexibel hergestellt werden, ist multifunktionell nutzbar und kann effizient in Brennstoffzellen genutzt werden. Außerdem kann in der Verteilung auf vorhandenen Infrastrukturen aufgebaut werden. So könnte als Übergangstechnologie die Erdgasinfrastruktur über anteilige Einspeisung von Wasserstoff neben dem Aufbau und der späteren Vernetzung dezentraler, lokaler Wasserstoffnetze genutzt werden (Nitsch, 2003). Die Europäische Joint Technology Initiative (JTI) ist 2008 aus der entsprechenden Europäischen Technologieplattform hervorgegangen, wird in den nächsten sechs Jahren eine Milliarde Euro in F&TD investieren. Market Rollout einzelner Entwicklungen im Bereich Wasserstoff und Brennstoffzellen wird mit 2020 angestrebt. In ihrem Implementierungsplan (2006) werden vier Innovation and Development Actions (IDA) genannt: Wasserstofffahrzeuge und Tankstellen, nachhaltige H 2 -Produktion, Brennstoffzellen für KWK, Marktanwendungen von (Mikro-)Brennstoffzellen. Energiespeicher Energiequellen mit starken Schwankungen in der Erzeugung (z.b. Dargebot von Wind und Sonnenenergie) würden stark an Wert gewinnen, wenn nicht nur momentane Verwendung bzw. Netzeinspeisung, sondern auch Speicherung und kontrollierte Freisetzung dieser Energie möglich wäre. Die Speicherung von Energie ist jedoch ein großes technisches Problem. Die für die Energiewirtschaft derzeit wichtigsten Typen von Energiespeichern sind Pumpspeicherkraftwerke (mechanische Energie), reine Energiebehälter (geologische Kavernen und Porenspeicher, Tanks), Chemische Speicher (Akkumulatoren, Batterien, Redox- Flow-Zellen), sowie Wärme- und Adsorptionsspeicher. 31

32 Verteilung und Endenergieverbrauch Intelligente Netze Als Smart Grids werden Stromnetze bezeichnet, welche durch ein abgestimmtes Management mittels zeitnaher und bidirektionaler Kommunikation zwischen Netzkomponenten, Erzeugern, Speichern und Verbrauchern einen energie- und kosteneffizienten Systembetrieb für zukünftige Anforderungen unterstützen. Die größten Herausforderungen für die Zukunft liegen zum einen darin, dass die bestehenden Strominfrastrukturen an die Grenzen ihrer Belastbarkeit gelangt sind. Zum anderen ist auf Erzeugerseite ein Dezentralisierungsprozess in Gang, der durch die zunehmende Anzahl kleinerer und mittelgroßer Anlagen das Gesamtsystem immer komplexer macht. Um diesen erhöhten Anforderungen an die Strominfrastruktur gerecht zu werden, erscheinen neben kostenintensiven Netzverstärkungen auch intelligentere Stromnetze ( Smart Grids ) eine geeignete Lösungsvariante zu sein. Um die technologischen Voraussetzungen zu schaffen bzw. die notwendige F&E zu koordinieren, haben sich auf EU- wie auf nationaler Ebene eine Reihe von Technologieplattformen etabliert. Gegenwärtig wird von der nationalen Technologieplattform Smart Grids Austria an einer Roadmap gearbeitet, die auf die sehr ausgeprägten österreichischen Spezifika des Stromsystems eingeht und als nationale Stärkefelder die Bereiche Kunde und Markt, Systembetrieb und management, Kommunikations- und Informationsinfrastruktur, sowie Intelligente Komponenten nennt. Effizienz Der Endenergieverbrauch hat sich in Österreich in den letzten 10 Jahren vor allem im Bereich Verkehr, sowie im Energiedienstleistungssektor beim Verbrauchszuwachs an elektrischer Endenergie (über 3% p.a.) erhöht. Die Energieintensität hat sich in diesem Zeitraum nur geringfügig verbessert. Im Fall der Umsetzung der EU-Richtlinie zur Endenergieeffizienz und zu Energiedienstleistungen deren Vorgabe einer Steigerung der Energieeffizienz von etwa 2% p.a. entspricht liegen die Anforderungen deutlich höher: Die Österreichische Energieagentur hat repräsentative Maßnahmen zur Erreichung dieser Ziele entwickelt, die Gebäude im Wohn- und Dienstleistungsbereich (thermische Sanierung, Heizung, energieeffiziente Neubauten) sowie Industrie (Elektrische Antriebssysteme, Standmotoren, Beleuchtung, Energiemanagementsysteme) und Endgeräte (Beschaffung effizienterer Geräte) betreffen (Lechner, 2005) Rahmenszenarien Die bisher skizzierten unterschiedlichen Rahmenbedingungen und Einflussfaktoren für die Entwicklung des Energiesystems können sich natürlich auf unterschiedliche Weise entfalten. Trends können gewisse Anhaltspunkte geben, doch ist gerade im sozio-ökonomischen Bereich aus verschiedenen Gründen die weitere Entwicklung kaum prognostizierbar. Einerseits sind gesellschaftliche Entwicklungen zu komplex, um auf zuverlässige Modelle reduziert zu werden, andererseits stehen dem auch grundsätzliche Eigenschaften sozialen Wandels entgegen, wie seine Reflexivität, d.h. dass Vorhersagen oder Zukunftserwartungen das gegenwärtige Handeln und damit die weitere Entwicklung beeinflussen. Zudem zeigt der 32

33 Verlauf der Geschichte die große Bedeutung von Diskontinuitäten (Kriege, politische Ereignisse, Wirtschaftskrisen etc.), die als solche nicht prognostizierbar sind. Technische Faktoren, die den Wandel von Energiesystemen beeinflussen, können demgegenüber etwas besser abgeschätzt werden, zumindest wie eingangs erwähnt innerhalb bestimmter Zeithorizonte. Doch auch hier gibt es historisch unzählige Beispiele für grobe Fehleinschätzungen und Entwicklungen, die im Vorhinein nicht erkennbar waren. Ziel der Szenarienentwicklung war es daher nicht, Prognosen für die weitere Entwicklung des Energiesystems abzugeben, sondern plausible und in sich konsistente Zukunftsbilder als Diskussionsbasis für gegenwärtige Handlungsstrategien zu nutzen. Als Basis für die Szenarioworkshops wurde daher ein erster grober Rahmen für unterschiedliche Energiezukünfte aufgespannt, der auf den Erfahrungen und Ergebnissen der bestehenden internationalen Szenarioprozessen aufbaute. Aufgabe der Szenarioworkshops war die Weiterbearbeitung dieser Rahmenszenarien, d.h. österreichspezifische Voraussetzungen für solche Szenarien zu diskutieren, eine Differenzierung in plausible Unter-Varianten einer Szenariokategorie vorzunehmen, mögliche Auswirkungen solcher Szenarien auf Gesellschaft, Umwelt und Wirtschaft in Österreich abzuschätzen sowie zentrale Handlungsfelder zur Unterstützung einer nachhaltigeren Entwicklung des Energiesystems zu identifizieren. Die nachstehenden drei Rahmenszenarien stellten die Grundlage für diese Diskussionen dar. Ihnen liegen unterschiedliche Annahmen zur Entwicklung von künftigen Kontextbedingungen und Voraussetzungen (d.h. unterschiedlichen Kombinationen und Ausprägungen der vorhin identifizierten Drivers ) zugrunde. Wie im Methodikteil dargestellt wurden die Szenarien so konstruiert, dass ein ausreichend großer Szenarioraum für die weiteren interessierenden Fragen aufgespannt wurde. Die einzelnen Entwicklungsverläufe, die aus Nachhaltigkeitsgesichtspunkten sehr unterschiedliche Qualitäten aufweisen, wurden nach der PREST-Methode gegliedert in: A) eine Weiterentwicklung des Energiesystems entlang bestehender Trajektorien; B) eine radikale Umgestaltung des Energiesystems in Richtung Nachhaltigkeit, C) ein Break-Down Szenario mit der Frage, was alles schief gehen oder ungünstig verlaufen könnte. Diese drei Rahmenszenarien sollen im folgenden Abschnitt etwas detaillierter skizziert werden. A) Systemoptimierung und inkrementelle Weiterentwicklung des Energiesystems Dieses Rahmenszenario folgt einem Business-as-usual Pfad, der die aktuellen Strategien weiterführt, Systemoptimierungsmöglichkeiten und moderate Reformpotentiale nutzt, um den Politikzielen Energiesicherheit und Einschränkung von Treibhausgasemissionen entgegenzukommen. In diesem Szenario wird davon ausgegangen, dass die derzeitige Konfiguration der Stromnetze weitgehend beibehalten und inkrementell weiterentwickelt wird, d.h. vorwiegende Orientierung auf Stromerzeugung in größeren Kraftwerkseinheiten in Österreich sowie Sicherstellung von Import-Exportmöglichkeiten; das Netz wird wo erforderlich an zunehmende dezentrale Einspeisung (z.b. PV) angepasst; moderate Diversifizierung der Gasversorgung in Einklang mit der europäischen Union. 33

34 Trotz weiterer Bemühungen steigt der Energiebedarf in Österreich weiterhin leicht an. Das ist nicht zuletzt auf moderate Bevölkerungszunahme (vorwiegend durch Migration) und steigenden Wohlstand (höhere Wirtschaftsleistung, Zunahme der Wohnflächen z.b. Seniorenwohnungen etc.) zurückzuführen. Ein Teil dieses Zuwachses wird durch Energiesparmaßnahmen kompensiert, vor allem durch die forcierte thermische Sanierung von Wohnbauten. In Neubauten setzt sich ab ca der Passivhausstandard durch. Im Bereich der fossilen Energieträger liegt der Schwerpunkt zunehmend auf Erdgas. Insgesamt erweist sich die Verfügbarkeit von Erdöl doch als umfangreicher, als von vielen Warnern ( Peak Oil ) vorhergesagt. Mit Hochdruck wird auch an der Weiterentwicklung von Clean Coal Technologien (Vergasung, Verflüssigung) gearbeitet, die aber erst nach 2030 in nennenswertem Umfang eingesetzt werden, auf welchen jedoch die längerfristigen Zukunftshoffnungen ruhen. Österreich bleibt weiterhin kernenergiefrei. Kraftstoff Nr. 1 für den Verkehr sind weiterhin Benzin und Diesel, aufgrund stetiger Preissteigerungen steigt die Effizienz der Fahrzeuge deutlich (effizientere Motoren, Verringerung der Hubraumgrößen und Fahrzeuggewichte). Der Modal Split ändert sich nur unwesentlich, auch im Bereich des Güterverkehrs. In Städten erreicht der Anteil von Elektrofahrzeugen bis zu 30%, doch auch im ländlichen Raum wird schrittweise eine Versorgungsinfrastruktur errichtet; die Verbreitung bleibt jedoch gering. Die Fahrzeugbatterien werden zunehmend in das Lastmanagement des Stromnetzes integriert und dienen als Pufferspeicher vor allem für Strom aus erneuerbaren Energieträgern. Erneuerbare Energieträger werden nach Möglichkeit weiter ausgebaut und durch verschiedenste Maßnahmen und Programme unterstützt. Ab ca wird Photovoltaik auch für den breiteren Einsatz attraktiver (allerdings nach wie vor teurer als Strom aus zentraler Erzeugung). Biomasse wird für die Wärmeversorgung weiter ausgebaut und zunehmend auch in kleineren Einheiten (bis Haushaltsebene) mit Stromerzeugung gekoppelt. Wasserkraft wird wieder verstärkt ausgebaut, allerdings nicht ohne Konzessionen an Ökologie und Landschaftsschutz. Dennoch wächst der Anteil erneuerbarer Energieträger auch bis zum Jahr 2050 nicht über 30% (nicht zuletzt aufgrund weiterer Verbrauchszunahme). Als zusätzliche Maßnahme für Klimaschutz und aufgrund von EU Regulierungsvorgaben werden Pilotanlagen zur CO 2 -Abscheidung errichtet, welches in ehemaligen Erdgaslagerstätten eingelagert wird. Der Beitrag dieser Maßnahme zur Reduktion der Treibhausgase bleibt jedoch in Österreich bescheiden und unter 5% der CO2-Emissionen. Die internationale Kooperation zur Einschränkung des Klimawandels wird intensiviert, hat aber weiterhin nur einen beschränkten Effekt. In den aufstrebenden Ökonomien in Indien, China und Brasilien (BRIC-Staaten) sowie in den weiterhin unterentwickelten Ländern in Afrika wächst die Mittelklasse bedeutend an und treibt den weltweiten Energiebedarf deutlich in die Höhe. Folge davon ist ein langfristig starker Anstieg der Energiepreise, der allerdings gleichzeitig weitere Vorkommen fossiler Energieträger lukrativ erschließbar macht. Kohletechnologien erleben einen weltweiten Aufschwung. Insgesamt steigt der Ausstoß von Treibhausgasen weiterhin beträchtlich mit wahrnehmbaren Auswirkungen auf das Erdklima was sich in Österreich im Gegensatz zu vielen Entwicklungsländern allerdings nur moderat auswirkt. 34

35 B) Radikaler Wandel zu einem nachhaltigen Energiesystem Dieses Szenario soll Bilder davon entwickeln, wie die Entwicklung hin zu einem nachhaltigen Energiesystem aussehen könnte. Im Folgenden seien nur einige Eckpunkte und Voraussetzungen für ein Energiesystem, das radikal auf erneuerbare Energieträger, effiziente Energienutzung und globale CO 2 -Vermeidung setzt, skizziert. Neben vorwiegend lokaler Wärmeerzeugung und verteilung wird Strom zu einem zunehmend zentralen Energieträger. Der hohe Anteil erneuerbarer Energieträger und die technischen Anforderungen des Verbrauchsmanagements erfordern einen radikalen Umbau der Stromnetze. Dies umfasst zum einen den Netzausbau verstärkt in Bereichen mit hoher Einspeisung von Strom aus Erneuerbaren, zum anderen die Stärkung der internationalen Netzintegration zur besseren Verteilung der zentralen Erzeugung von Strom aus Erneuerbaren Energien (v.a. Offshore-Windstrom aus Nord-, Ostsee, Atlantikküsten sowie u.u. PV-Strom aus Maghreb-Ländern) durch ein neues Supergrid. Gleichzeitig werden die Möglichkeiten zur IKT-Nutzung ( Smart Grids ) für ein integriertes Management von Erzeugung und Verbrauch massiv vorangetrieben. Im Bereich der Gasnetze wird vor allem die Einspeisung von Biogas forciert (in unteren Netzebenen in Verbindung mit Speicherung) sowie der Ausbau von Mikro-Netzen für z.b. Ortsversorgungen unabhängig vom Erdgasnetz. Neue Konzepte (z.b. virtuelle Pipelines ) ermöglichen die zunehmende Nutzung von Biomethan als Kraftstoff für Fahrzeuge. Dezentrale Energieerzeugung durch erneuerbare Energieträger wird massiv ausgebaut und durch steigende Energiepreise zunehmend lukrativ. Ein massives Investitionsprogramm in PV-Erzeugung macht viele Gebäude zu Plusenergiehäusern die einen Netto-Überschuss in das Netz einspeisen. Auch bei anderen erneuerbaren Energieträgern werden die Potentiale im ökologisch verträglichen Rahmen genutzt (Windenergie, Kleinwasserkraft, Biomasse). Gleichzeitig werden Effizienzpotentiale durch drastische Regulierungsmaßnahmen so weit möglich ausgeschöpft. Gravierende Änderungen gibt es auch auf der Verbraucherseite. Aufgrund von global abgestimmten Maßnahmen wie der Zuteilung persönlicher CO 2 -Budgets wird eine drastische Absenkung des persönlichen Energiebedarfs erzwungen der Energieverbrauch wird zur limitierenden Größe bei Konsumentscheidungen, zwingt zu verdichteten Wohnformen, einer Reduktion von materiellem Konsum sowie von (Fern-) Reisemöglichkeiten. Im Verkehrsbereich wird öffentlicher Verkehr massiv ausgebaut, vor allem in Städten verschiebt sich der Modal Split deutlich weg von motorisiertem Individualverkehr, der zunehmend mit Elektro- oder (Bio-)Gasfahrzeugen stattfindet. Elektromobilitätskonzepte sind in hohem Maß in das integrierte Energieerzeugungs-, -speicher- und -verbrauchsmanagement eingebunden. Vor allem im Bereich der Speichertechnologien, in die schwerpunktmäßig R&D- Mittel investiert wurden, konnten technologische Durchbrüche erzielt werden. Durch die Kombination von Verbrauchsreduktion und verstärkte Nutzung erneuerbarer Energieträger gelingt es, den Anteil fossiler Energie bis 2050 auf unter 20% des Gesamtbedarfs zu senken. CO 2 -Abscheidungsmaßnahmen sowie Kernenergienutzung sind in diesem Szenario nicht erforderlich. Ein zentrales Element österreichischer (und damit zugleich europäischer) Energiepolitik ist die intensive globale Kooperation, die ökonomisch weniger entwickelten Ländern 35

36 Wohlstandserhöhung basierend auf neuen Technologien ermöglicht, bei gleichzeitiger Senkung der globalen CO 2 -Emissionen um 80% ausgehend vom derzeitigen Emissionsniveau. C) Break-Down Szenario Was kann schiefgehen? Dieses Szenario stellt eine Art Gegenfolie zum Nachhaltigkeitsszenario dar und soll vor allem danach fragen, was in der weiteren Entwicklung alles schiefgehen kann bzw. wie sich die weiteren Rahmenbedingungen auf sehr ungünstige Weise entwickeln können. Auch in einer solchen Entwicklungsvariante kann davon ausgegangen werden, dass erneuerbare Energien weiter ausgebaut und Energieeffizienzpotentiale genutzt werden wenn auch nur marktgetrieben, d.h. in den Bereichen, in denen erneuerbare Energieträger aufgrund steigender Energiepreise profitabel eingesetzt werden können und beschränkt auf regional vorhandene Ressourcen. Daraus können auch regionalspezifische Ressourcenkonflikte enstehen, wenn Abhängigkeiten von lokal verfügbaren erneuerbaren Ressourcen zu starken Preisschwankungen und / oder spürbaren Verknappungen führen. Gleichzeitig werden energieintensive Industrien gestützt und von höheren Auflagen oder zusätzlicher Energiebesteuerung weiter abgesehen, um ein endgültiges Abwandern dieser Industriezweige ins Ausland zu verhindern und um die Preise für Grundstoffe konkurrenzfähig zu halten. Am einschneidendsten auf die Entwicklung ab 2010 wirkt sich die anhaltende Wirtschaftskrise aus, die nach einigen Jahren ohne Wirtschaftswachstum in den großen Industriestaaten durch wieder rasant steigende und stark schwankende Energiepreise maßgeblich verschärft wird. Der Zusammenbruch einzelner Volkswirtschaften mit hyperinflationärer Währungsentwicklung schwächt das internationale Finanzsystem weiter und führt zu einer Verstärkung protektionistischer Maßnahmen. Die ökonomische Entwicklung aufstrebender Volkswirtschaften allen voran China zeigt sich dieser Kombination aus globaler Wirtschaftskrise und Energiekrise auf Dauer nicht gewachsen, was zu chaotischen Entwicklungen einschließlich Ressourcenkonflikten und einem global deutlich erhöhten Migrationsdruck mit gleichzeitig erhöhten sozialen Spannungen in den Zielländern der Migration führt. Koordinierte Klimaschutzmaßnahmen sind in dieser Situation nicht mehr in nennenswertem Umfang möglich, durch bilaterale Abkommen versuchen sich die ökonomisch und militärisch stärksten Länder ausreichenden Zugang zu fossilen Ressourcen zu sichern. Die internationalen Beziehungen sind in Summe durch Protektionismus, Kampf um Ressourcenzugang und Abschottung vor Migration gekennzeichnet. Etwas Druck wird vom Energiesystem genommen, da durch die schwache Wirtschaftsentwicklung und Energiekrise, Industrieproduktion, Frachtverkehr und Haushaltskonsum (besonders auch Fernreisen etc.) zurückgehen. Als Maßnahme gegen den spürbar werdenden Klimawandel setzen die Industriestaaten vor allem auf Adaptationsstrategien zum Schutz ihrer Landwirtschaft und Umwelt. Durch die relativ bevorzugte Lage und noch ausreichende Wasserreserven ist hier Österreich im europäischen Vergleich ein bevorzugter Standort. 36

37 3.4. Ausarbeitung von Zukunftsbildern Basierend auf den bisher dargestellten Vorarbeiten wurden im Rahmen von zwei ganztägigen ExpertInnenworkshops am 3. April 2009 und am 27. Mai 2009 gemeinsame sozio-technische Zukunftsbilder für das Österreichische Energiesystem entwickelt. Die Ausarbeitung dieser Szenarien erfolgte in einem Wechselspiel zwischen Projektteam und WorkshopteilnehmerInnen. Als Input in den ersten Workshop dienten die Szenario-Skizzen (Rahmenszenarien), die im Rahmen des ersten Workshops auf Plausibilität überprüft und verfeinert wurde (welche Akteure sind relevant?, welche Institutionen?). Aus diesen Inputs wurden durch das Projektteam weiter in Subszenarien aufgegliederte Szenarien ausgearbeitet und einer qualitativen Nachhaltigkeitsbewertung unterzogen. Im 2. Workshop wurden diese weiter diskutiert und konsolidiert. Im Folgenden werden diese drei in den Workshops erarbeiteten Energiesystemszenarien inklusive der Sub-Szenarien skizziert. Diese nehmen einerseits auf eine internationale Einbettung des Österreichischen Energiesystems Bezug und haben gleichzeitig lokale Eigenständigkeit im Fokus. Entsprechend den in die Rahmenszenarien eingeflossenen Drivers und Trends sind die Szenarien gegliedert in eine Beschreibung der wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen sowie in eine Beschreibung der Umweltbedingungen und des Energiesystems. Darauf aufbauend werden gesellschaftliche Rahmenbedingungen, wichtige Akteure und Institutionen, sowie am Ende der Szenarienbeschreibungen entsprechende Handlungsfelder, die sich in den Diskussionen ergeben haben, dargestellt. Szenario A: Systemoptimierung und ökologische Modernisierung Dieses Szenario folgt einem Pfad, der die aktuellen Strategien weiterführt und Systemoptimierungsmöglichkeiten und moderate Reformpotentiale nutzt, um den Politikzielen Energiesicherheit und Einschränkung von Treibhausgasemissionen entgegenzukommen. Wesentliche Charakteristika unseres Energie-, Wirtschafts- und Gesellschaftssystems bleiben in diesem Szenario jedoch erhalten. Es wird davon ausgegangen, dass wie bei anderen Umweltproblemen der Vergangenheit Lösungen, insbesondere auch technologischer Art zur Bewältigung der Herausforderungen beitragen. a) Wirtschaftliche und politische Rahmenbedingungen Prinzipiell werden kurzfristige Politikziele verfolgt und es dominiert die ökonomische Rationalität bei der Entwicklung des Energiesystems. Strategien durch welche politische und wirtschaftliche Strukturen radikal verändert werden könnten setzten sich nicht durch. Man setzt auf inkrementelle Anpassungen des Energiesystems. Daher findet auch kein deutlich wahrnehmbarer institutioneller Wandel im Energiesystem statt. Als Grundkonsens dominiert weiterhin Marktliberalisierung und Globalisierung die Ausgestaltung Energie- und Wirtschaftspolitik in der Europäischen Union und auch in Österreich. Eine Politik wenig regulierter Märkte im Energiesektor zielt auf Effizienzgewinne und die Entwicklung und Diffusion diesbezüglicher technologischer Innovationen. Eine verstärkte Internalisierung externer Effekte (Preiswahrheit) und technologische Lösungen stehen im Vordergrund. Eine weit reichende Umstrukturierung des Energiesystems durch 37

38 Internalisierung externer Effekte wird durch ein lock-in der institutionellen Strukturen verhindert. Zentrales Politikinstrument ist in diesem Szenario die Einführung eines Ökosteuersystems (wie sie bereits in anderen Ländern in Europa eingeführt wurde) mit einem Bündel an fiskalischen Maßnahmen zur Entlastung des Produktionsfaktors Arbeit und zur Abfederung negativer sozialer Auswirkungen (Heizkosten für einkommensschwache Bevölkerungsgruppen, Transportkostenanstieg für Pendler, erhöhte Lebensmittelpreise etc) und ökologische Effekte (klimarelevante Nebeneffekte wie Lachgas- Emissionen aus der landwirtschaftlichen Energieproduktion, Reduktion von Artenvielfalt etc.). Die Komplexität des Maßnahmenbündels führt durch den Interessenausgleich zwischen vielen Politikfeldern zu moderaten Internalisierungseffekten. Teilweise wird das Ökosteuerpaket durch zusätzliche Maßnahmen wie Internalisierungsklauseln bei Beschaffungsprozessen (auf Basis des Bestbieterprinzips mit Bevorzugung nachhaltigerer Angebote). Flankierend werden FTI-politische Maßnahmen gesetzt. Es werden zwar Krisen aufgrund von Preisschwankungen und langfristigen Preisanstiegen erwartet, jedoch wird davon ausgegangen, dass diese mithilfe der Ökosteuern (durch den relativ geringeren Einfluss des Rohölpreises auf den Endverbraucherpreis) abgefedert werden können und technologisch zu lösen sind. Die Einführung des Ökosteuerpaketes (Ökologische Steuerreform) war geprägt durch einen langwierigen Prozess des Interessenausgleichs zwischen wesentlichen gesellschaftlichen Gruppen (Industrie, Dienstleistern, Land- und Forstwirtschaft, Investoren, EVUs, ArbeitnehmerInnen, Haushalten, ), der nur durch wiederkehrende krisenhafte Ereignisse und eine aktive Rolle der Politik (Policy Entrepreneurship) zustande gekommen ist. U.a. besteht das Ökosteuerpaket aus fiskalischen Maßnahmen zur Bepreisung von fossiler Energie, Emissionshandel, Quoten, Düngemittebesteuerung (zur Änderung der Landnutzung, Wiedereinführung 1994 abgeschafften Steuer), Ausgleichszahlungen zur Reduktion der Arbeitskosten und der sozialen Absicherung der Einkommensschwachen betroffenen Bevölkerungsgruppen, etc. Reboundeffekte werden durch die Anpassung der Bepreisung von GHG-Emissionen bzw Energie überkompensiert, in dem die Kosten für Energiedienstleistungen relativ konstant gehalten werden. Ein Monitoringsystem sorgt dafür, dass dafür die Preise für GHG-Emissionen bzw Energie schneller ansteigen als die Reboundeffekte eintreten können. Ein wesentlicher Faktor für die Einführung der ökologischen Steuerreform war die horizontale Koordination der betroffenen Politikfelder über integrative Strategieprozesse (z.b. durch Adaptive Foresights). b) Umweltbedingungen und Energiesystem Insgesamt ist dieses Szenario (wie auch die anderen) durch Knappheit von Energieträgern gekennzeichnet, doch werden diese Engpässe durch technologische Maßnahmen und Aufrechterhaltung eines national und global sehr ungleich verteilten Zugangs zu Ressourcen bewältigt. Der Klimawandel wirkt sich aufgrund der erforderlichen Anpassungsmaßnahmen bereits auf die wirtschaftliche Entwicklung aus. Als reicher Industriestaat kann Österreich besser als andere Länder mit den dadurch induzierten Auswirkungen arrangieren. Trotz weiterer Bemühungen steigt der Energiebedarf in den meisten Nutzungskategorien weiterhin leicht an. Das ist nicht zuletzt auf eine moderate Bevölkerungszunahme und auf steigenden Wohlstand zurückzuführen. Ein Teil dieses Zuwachses wird durch Energiesparmaßnahmen kompensiert, vor allem durch die forcierte thermische Sanierung 38

39 von Wohnbauten. In Neubauten setzt sich ab ca der Passivhausstandard vollständig durch. In diesem Szenario wird davon ausgegangen, dass die derzeitige Konfiguration der Stromnetze weitgehend beibehalten und inkrementell weiterentwickelt wird, d.h. vorwiegende Orientierung auf Stromerzeugung in größeren Kraftwerkseinheiten in Österreich sowie Sicherstellung von Import- und Exportmöglichkeiten. Das Netz wird, wo es erforderlich ist, an eine zunehmende dezentrale Einspeisung (z.b. durch Photovoltaik und Biomasse- KWKs) angepasst. In Österreich wird weiterhin keine Kernenergie produziert, jedoch nimmt die Bedeutung von Importen von Atomstrom weiter zu. Im Bereich der fossilen Energieträger liegt der Schwerpunkt zunehmend auf Erdgas, wobei es zu einer moderaten Diversifizierung der Gasversorgung in Einklang mit der europäischen Union kommt. Insgesamt erweist sich die Verfügbarkeit von Erdöl und nicht-konventionellen fossilen Energieträgern, auch nach sinkender Verfügbarkeit von konventionellem Erdöl ( Peak Oil ) und dem damit einhergehenden Druck zur Suche nach Alternativen ausreichend. Wichtigste Kraftstoffe für den Verkehr sind weiterhin Benzin und Diesel, aufgrund stetiger Preissteigerungen steigt die Effizienz der Fahrzeuge deutlich (effizientere Motoren, Verbesserung der Aerodynamik und Gewichtsreduktionen). Der Modal Split ändert sich nur unwesentlich, auch im Bereich des Güterverkehrs. In Städten erreicht der Anteil von Elektrofahrzeugen ein nicht unwesentliches Ausmaß (E-Mobility), die Verbreitung im ländlichen Raum bleibt jedoch gering. Die Fahrzeugbatterien werden zunehmend in das Lastmanagement des Stromnetzes integriert (Smart-Grids unter Nutzung von E-Mobility) und dienen als Pufferspeicher vor allem für Strom aus erneuerbaren Energieträgern. Auch gasförmige Energieträger können flüssige zum Teil ersetzen. Technologien zur Nutzung erneuerbare Energieträger werden nach Möglichkeit weiter entwickelt und deren Diffusion durch verschiedenste Maßnahmen und Programme unterstützt. Als Maßnahme für den Klimaschutz und aufgrund von EU Regulierungsvorgaben werden auch in Österreich Anlagen zur CO 2 -Abscheidung errichtet. Der Beitrag dieser Maßnahme zur Reduktion der Treibhausgase bleibt jedoch in Österreich bescheiden. Die internationale Kooperation zur Einschränkung des Klimawandels wird intensiviert, hat aber weiterhin nur einen beschränkten Effekt. In den aufstrebenden Ökonomien in Indien, China und Brasilien (BRIC-Staaten) sowie in den weiterhin unterentwickelten Ländern in Afrika wächst die Mittelklasse bedeutend an und treibt den weltweiten Energiebedarf deutlich in die Höhe. Folge davon ist ein langfristig kontinuierlicher Anstieg der Energiepreise, der allerdings gleichzeitig weitere Vorkommen fossiler Energieträger lukrativ erschließbar macht. Kohletechnologien erleben einen weltweiten Aufschwung. Insgesamt steigt der Ausstoß von Treibhausgasen weiterhin beträchtlich mit wahrnehmbaren Auswirkungen auf das Erdklima was sich in Österreich im Gegensatz zu vielen Entwicklungsländern bis 2050 allerdings nur moderat auswirkt.. Für die nächsten Jahre (bis ) werden 2050 dann auch dringende Anpassungsmaßnahmen erforderlich, wie Sie bis dahin in anderen Ländern bereits etabliert sind. c) Gesellschaftliche Rahmenbedingungen und wichtige Akteure und Institutionen Die wesentlichen Akteure beherrschen auch weiterhin das Energiesystem in Österreich, in dem die momentane Struktur der Energieerzeugung im Großen und Ganzen beibehalten wird. Große internationale Energieversorgungsunternehmen (EVUs) werden aber zusätzlich 39

40 auf den Markt drängen (z.b. Solarstrom aus Nordafrika). Es wird zu neuen Schnittstellen zur Abgabe von Energieträgern und zu einer Neuentstehung von Institutionen zur Nutzung von Biotreibstoffen und Smart-Grids kommen. Die Zivilgesellschaft und deren aktive Beteiligung an Entscheidungsprozessen spielt keine wesentlich größere Rolle als heute. Der Einfluss und die Rolle der Massenmedien sind gleich wie heute als wichtige Faktoren für die Formulierung gesellschaftlicher Herausforderungen anzusehen. Subszenario α1: Ökologische Modernisierung mit nationaler Eigenständigkeit Im Bereich des Energieaufkommens kann bis zu einem Fünftel des derzeitigen Gasimports durch Biogas ersetzt werden. Nachwachsende Rohstoffe werden aufgrund der Effizienzsteigerungen ihren traditionell hohen prozentuellen Anteil im Bereich Wohnen und auch geringfügig im Bereich der Stromerzeugung steigern können. In absoluten Zahlen werden hier allerdings weniger nachwachsende Rohstoffe zum Einsatz kommen, da mehr davon für Mobilität genutzt wird. Neue Formen der Flächenbewirtschaftung sind erforderlich, um einem größeren Flächenbedarf für Energiepflanzen Rechnung zu tragen. Es entstehen regional vermehrt Initiativen zur lokalen Verwertung erneuerbarer Energieträgern. Das Eigentum an Flächen zur energetischen Nutzung gewinnt dadurch an Bedeutung wodurch sich regionale Machtverhältnisse zu Gunsten großer Eigentümer (Großgrundbesitzer und gemeinschaftliche Grundbesitzer von land- und forstwirtschaftlich genutzten Flächen) verändern. Neue Konflikte können national bzw. innerhalb der EU gelöst werden. Subszenario α2: Ökologische Modernisierung mit starker EU, Liberalisierung und Globalisierung Die EU verfügt über Institutionen, die die Versorgungssicherheit geopolitisch als auch energie- und sozialpolitisch gewährleisten. Die Bedeutung großer europäischer Konzerne im Allgemeinen und jener von EVUs nimmt zu, sodass auch der Import von Atomstrom eine größere Rolle spielen wird und somit die fehlende lokale Stromproduktion nicht nur ausgeglichen werden kann sondern auch regionale Initiativen nur sehr eingeschränkt an Bedeutung zunehmen. Die Gasimporte sind durch Versorgungssysteme wie die Nabucco- Pipeline langfristig gesichert und machen daher keinen Umstieg auf Biogas notwendig. Elektrische Energie wird im Bereich Mobilität (e-mobility) wichtiger. Europaweites Lastmanagement ist zentral für ein smart-grid mit starker EU-weiter (und mediterraner) Vernetzung. Auf zwischenstaatlicher Ebene gewinnen EU-Institutionen betreffend den Emissionshandel und transnationalen Energietransfer an Bedeutung, was sich auch in völkerrechtlich verbindlichen Verträge (Post-Kyoto Mechanismen) widerspiegelt. Die EU verstärkt ihre FTI-politischen Aktivitäten, um die gesellschaftlichen Herausforderungen wie Klimawandel, Versorgungssicherheit zu bewältigen. 40

41 Handlungsfelder Anpassung der Bepreisung fossiler Energieträger zur Reduktion von Energieverbrauch und Emissionen und zur Vermeidung von Reboundeffekten Emissionshandel (Bepreisung von GHG-Emissionen) Quoten zb bei der Zuteilung von Emissionszertifikaten Missionsorientierte FTI-Politik (Smart-Grid, E-mobility, Energieproduzierende Gebäude, Passivhausbau, ) Förderungen zum Ausgleich nicht intendierter Effekte der Ökosteuer Öffentliche Beschaffung Ausschreibungsverfahren mit der Möglichkeit zur Bevorzugung innovativer, energieeffizienterer Lösungen Standardisierung (z.b. Passivhausstandard) Vernetzung unterschiedlicher Governance-Ebenen und von Akteuren Sozio-ökonomischer Forschungsbedarf Evaluierung der Effekte der Ökosteuersysteme anderer Länder Umgang mit kollateralen Auswirkungen des Ökosteuersystems (soziale Ungleichgewichte, ökologische Auswirkungen, veränderte Flächennutzung, Technikfolgen) Wie kommt man zu einem politischen Handeln (Policy Entrepreneurship) bei der Notwendigkeit zu einem komplexen Policy-Mix. Institutionelle Barrieren zur / und Pfadabhängigkeiten bei der Umsetzung eines Ökosteuersystems Untersuchung der Reboundeffekte technologischer Effizienzsteigerungen und deren Berücksichtigung im Ökosteuersystem Abfederung von extremen Preisschwankungen im Emissionshandel Szenario B: Radikaler Wandel zu einem nachhaltigen Energiesystem Dieses Szenario soll Bilder davon gestalten, wie die Entwicklung hin zu einem radikal nachhaltigeren Energiesystem aussehen könnte. Im Folgenden seien einige Eckpunkte und Voraussetzungen für ein Energiesystem in 2050 skizziert, das im Fall eines radikalen Wandels massiv auf erneuerbare Energieträger, effiziente Energienutzung des und globale CO 2 - Vermeidung setzt. Wesentliches Charakteristikum dieses Szenarios ist, dass sich der Wandel des Energiesystems nicht nur auf neue Technologien und Ressourcen stützt, sondern auf einem grundlegenden Wandel unserer Werte, der Art zu wirtschaften und Energie zu nutzen aufbaut. Es wird davon ausgegangen, dass ein derartiger radikaler Wandel nur durch eindringliche Krisenerfahrungen eingeleitet und unterstützt werden kann, auch wenn sich diese über einen sehr langen Zeitraum aufbauen können und nicht als abrupter Schock erlebt werden müssen. a) Wirtschaftliche und politische Rahmenbedingungen Seitens der Politik kommt es vor allem in der ersten Phase der Entwicklung stärker zu regulierenden Eingriffen in den spezifischen Umgang mit Energie, was von der Bevölkerung 41

42 akzeptiert wird, auch wenn dies die individuellen Entscheidungsspielräume einschränkt. Das Gefühl der Betroffenheit fördert die Akzeptanz der politischen Maßnahmen, da die Ziele und Wirkungsmechanismen transparent kommuniziert werden. Der Staat besitzt das Selbstvertrauen, gemeinwohl-orientierte Entscheidungen auch gegen starke Wirtschaftsinteressen durchzusetzen und Machtkonzentrationen im Unternehmenssektor einzudämmen. So kommt es zu einer stärkeren Entflechtung von Politik und Wirtschaft, wobei das neue Paradigma wirtschaftlicher Aktivität sich an langfristigen sozialen, ökologischen und kulturellen Zielen orientiert. Externe Kosten werden weitgehend internalisiert, wodurch sich die Preise für ökologisch und sozial nachhaltige Produkte relativ vergünstigen. Einkommensschwache Haushalte erhalten großzügige staatliche Unterstützungen, um Investitionen in effiziente Energietechnologien tätigen zu können. Die stärkere Rolle der Zivilgesellschaft und partizipative Entscheidungsverfahren sind von zentraler Bedeutung und stellen eine radikale Umgestaltung im Vergleich zu heute dar. Der Staat schafft die dafür notwendigen Rahmenbedingungen durch die Ausweitung der institutionalisierten Beteiligungsmöglichkeiten, wie sie etwa im Bereich lokaler Agenda 21 Prozesse bereits ansatzweise eingeführt wurden. Dies gilt als Alternative zu verstärkter Hierarchisierung und autoritären Regimes, um mit komplexen gesellschaftlichen Herausforderungen und großen Unsicherheiten klar zu kommen. b) Umweltbedingungen und Energiesystem Neben vorwiegend lokaler Wärmeerzeugung und -verteilung wird Strom zunehmend zu einem zentralen (Zwischen-)Energieträger. Der hohe Anteil erneuerbarer Energieressourcen und die technischen Anforderungen des Verbrauchsmanagements erfordern einen radikalen Umbau der Stromnetze. Dies umfasst zum einen den Netzausbau verstärkt in Regionen mit hoher Einspeisung von Strom aus Erneuerbaren, zum anderen die Stärkung der internationalen Netzintegration zur besseren Verteilung der zentralen Erzeugung von Strom aus Erneuerbaren Energien aus entfernteren Regionen (v.a. Offshore-Windstrom aus Nordund Ostsee, Atlantikküsten sowie Solar-Strom aus Maghreb-Ländern) durch ein Supergrid. Gleichzeitig werden die Möglichkeiten zur Informationstechnologienutzung ( Smart Grids ) für ein integriertes Management von Erzeugung und Verbrauch massiv vorangetrieben. Im Bereich der Gasnetze wird vor allem die Einspeisung von Biogas forciert (in unteren Netzebenen in Verbindung mit Speicherung) sowie der Ausbau von Mikro-Netzen z.b. für Versorgungen von Gemeinden durch Biogas unabhängig vom Erdgasnetz. Neue Konzepte ermöglichen die zunehmende Nutzung von Biogas als Kraftstoff für Fahrzeuge. Dezentrale Energieerzeugung durch erneuerbare Energieträger wird massiv ausgebaut und durch steigende Energiepreise zunehmend lukrativ. Ein massives Investitionsprogramm in PV-Erzeugung macht viele Gebäude zu Plusenergiehäusern, die einen Netto-Überschuss in das Netz einspeisen. Auch bei anderen erneuerbaren Energieträgern werden die Potentiale im ökologisch verträglichen Rahmen genutzt (Windenergie, Kleinwasserkraft, Biomasse). Gravierende Änderungen gibt es auch auf der VerbraucherInnenseite. Aufgrund von global abgestimmten Maßnahmen wie der Zuteilung persönlicher CO 2 -Budgets wird starker Druck auf eine drastische Absenkung des persönlichen Energiebedarfs ausgeübt der Energieverbrauch wird zur limitierenden Größe bei Konsumentscheidungen, zwingt zu 42

43 verdichteten Wohnformen, einer Reduktion von materiellem Konsum sowie von (Fern-) Reisemöglichkeiten. Im Verkehrsbereich wird öffentlicher Verkehr massiv ausgebaut, vor allem in Städten verschiebt sich der Modal Split deutlich weg von motorisiertem Individualverkehr. Der Individualverkehr wird weniger Energieintensiv und findet zunehmend mit Elektro- oder (Bio-) Gasfahrzeugen stattfindet. Elektromobilitätskonzepte sind in hohem Maß in das integrierte Energieerzeugungs-, -speicher- und -verbrauchsmanagement eingebunden. Vor allem im Bereich der Speichertechnologien, in die massiv F&E-Mittel investiert wurden, konnten technologische Durchbrüche erzielt werden. Durch die Kombination von Verbrauchsreduktion und verstärkter Nutzung erneuerbarer Energieträger gelingt es, den Anteil fossiler Energie bis 2050 auf unter ein Fünftel des Gesamtbedarfs zu senken. CO 2 -Abscheidungsmaßnahmen sowie Kernenergienutzung sind in diesem Szenario nicht erforderlich. Ein zentrales Element europäischer (und damit zugleich österreichischer) Energiepolitik ist die intensive globale Kooperation, die ökonomisch weniger entwickelten Ländern Wohlstandserhöhung basierend auf neuen Technologien ermöglicht, bei gleichzeitiger Senkung der globalen CO 2 -Emissionen um vier Fünftel, ausgehend vom Emissionsniveau von Das Energiesystem wird auch dadurch verändert, dass durch ein neues Ökostromgesetz das stetige Wachstum erneuerbarer Energieträger ermöglicht wird. Zusätzlich bewirken Energiesteuern eine Ökologisierung des allgemeinen Steuersystems. c) Gesellschaftliche Rahmenbedingungen und wichtige Akteure und Institutionen Der umfassende Wertewandel hin zu post-materiellen Werten drückt sich beispielsweise durch neue Akteure mit Interesse an nachhaltigen Energiesystemen aus. Die gemeinsamen Leitbilder und Orientierungen finden eine breite, öffentliche Unterstützung und einen nachhaltigen Lebensstil zu prägen, wird ein identitätsstiftendes Projekt der gesamten Gesellschaft. Nicht mehr das wirtschaftliche Wachstum, sondern soziale Gleichheit und Nachhaltigkeit machen den Erfolg einer Gesellschaft aus. Die Medien nehmen ihre Aufgabe als Informationsquelle verstärkt wahr und tragen wesentlich zu einer Änderung des Bewusstseins bei. Umweltrelevante Inhalte werden so vermittelt, dass die Bevölkerung versteht, warum es wichtig ist, dass sie selbst bestimmte Aktionen setzen. Die so entstehende Masse an interessierten BürgerInnen hat mehr Möglichkeiten, sich aktiv an der Politikgestaltung zu beteiligen und hat genügend zeitliche und finanzielle Ressourcen, auch tatsächlich zu partizipieren. Von staatlicher Seite werden die dazu notwendigen Rahmenbedingungen wie flache Verwaltungsebenen und eine Erstarkung von regionalen Entscheidungsgremien implementiert. Eine weit reichende Energiewende wird durch eine Verknüpfung mit einer langfristigen Planung von Regionalentwicklung erreicht und umfasst auch Bereiche wie die Energiebilanzen der Gemeinden. Weiters sind alle BürgerInnen aufgefordert, auch selbst das Energiesystem mitzugestalten, wie das beispielsweise durch Solarselbstbaugruppen erreicht werden kann: Partizipation ist ein soziales Ereignis und ein Beitrag zur Nachhaltigkeit. Im Bereich der Bildung wird schon in der Volksschule begonnen, den Informationsstand und die neuen Werte zu mehr Nachhaltigkeit zu vermitteln und eine entsprechende Erziehung 43

44 zu umweltbewusstem Verhalten zu initiieren. Dies hat langfristig zu einer Veränderung des Verhaltens beigetragen. Eine Änderung des Konsumverhaltens wird nicht nur über Preissteigerungen erreicht, sondern der Wertewandel drückt sich auch in einer veränderten Nachfrage aus. Eine nachhaltige Energienutzung wird zu einem hohen gesellschaftlichen Ziel. Subszenario δ1: Globale Nachhaltigkeit Dieses Subszenario ist charakterisiert durch die oben angeführten Änderungen des Energie-, Wirtschafts- und Gesellschaftssystems, allerdings als stark global integrierte Entwicklung, die zu einem Ausgleich massiver globaler Ungleichheiten beiträgt. Im Vordergrund eines solchen global koordinierten Vorgehens steht nicht nur ein gemeinsames Management globaler Energieressourcen, sondern auch die Eindämmung der Erderwärmung, die sich nur in globalem Maßstab erzielen lässt. Internationale Organisationen legen in diesem Teilszenario an Bedeutung zu. Dies betrifft sowohl die zwischenstaatliche Ebene als auch internationale NGOs, Energieagenturen und Netzwerke unterschiedlichster Arten. Neue Strukturen und Organisationsformen lassen sich in den Bereichen Energiewirtschaft, Ressourcenmanagement, Klimaschutz und wirtschaftliche Entwicklung finden, wobei die Verbindung von regionaler Orientierung mit internationaler Koordination und Zusammenarbeit eine wesentliche Rolle spielt. Dies macht den Einsatz von neuen Akteuren für den globalen Transfer von Technologien und Know-how notwendig. Subszenario δ2: Nachhaltiges Österreich Im Gegensatz zum ersten Subszenario geht es hier stärker um ein Energiesystem auf nationaler Ebene, d.h. es steht eher die Konzentration auf regionale Ressourcen und Senkung des Energiebedarfs im Vordergrund, während eine maßgebliche globale Reduktion der Treibhausgasemissionen durch eine solche Strategie nicht erzielt werden kann. Bei diesem Szenario steht eine starke nationale Orientierung aller ökonomischen Akteure, auch der Energiewirtschaft, im Vordergrund. Dadurch kommt es zu Regelungen zur Stärkung nationaler und regionaler ökonomischer Aktivitäten gegenüber dem Ausland. Andere Strukturen und Regulierungen zur koordinierten Ressourcennutzung im Inland verändern auch das Management der nationalen Ressourcen und die Schutzmaßnahmen zu den Auswirkungen des Klimawandels. Eine ausführlichere Diskussion dieses Subszenarios in den Workshops, kommt allerdings zum Schluss, dass eine solche Insel der Nachhaltigkeit wenn, dann nur auf europäischer Ebene Realisierungschancen hat (im Sinne einer Festung Europa mit allen problematischen Auswirkungen), ein nationaler österreichischer Alleingang wird nicht als umsetzbare Option gesehen. Handlungsfelder Raumplanung, Siedlungsstrukturen, Raumordnung Stärkere Regionalisierung der Produktion Pioniere und Experimente, Demonstration fördern 44

45 Filme ( s ist ernst ), Motivation Bildungsinhalte Politische Konsistenz, Nachhaltigkeits-Mainstreaming Innovationspotenziale heben statt Rationalisierung (Wirtschaftspolitik) Lebensstile und Routinen ( Coaching ) Langfristigkeit, Planbarkeit umweltpolitischer Vorgaben für die Industrie Wertewandel, Bewusstseinswandel Glaubwürdige, transparente, einfache Labels Szenario C: Break-Down Szenario (Krisenszenario) Was kann schiefgehen? Dieses Szenario stellt eine Art Gegenfolie zum Nachhaltigkeitsszenario dar und soll vor allem danach fragen, was in der weiteren Entwicklung alles schief gehen kann bzw. wie sich die weiteren Rahmenbedingungen auf sehr ungünstige Weise entwickeln können. Grundsätzlich ist eine solche internationale Krisenvariante, in der ein koordinierter Umbau zu einer global nachhaltigen Wirtschafts- und Lebensweise nicht gelingt, aber keineswegs auszuschließen. Die Frage, wie man in Österreich auf eine solche krisenhafte Entwicklung reagieren könnte, um das Schlimmste zu vermeiden, ist daher durchaus von politischer Relevanz. a) Wirtschaftliche und politische Rahmenbedingungen Am einschneidendsten auf die Entwicklung seit 2010 hat sich in diesem Szenario die anhaltende Wirtschaftskrise ausgewirkt, die nach einigen Jahren ohne Wirtschaftswachstum in den großen Industriestaaten durch wieder rasant steigende und stark schwankende Energiepreise maßgeblich verschärft wurde. Der Zusammenbruch einzelner Volkswirtschaften mit hyperinflationärer Währungsentwicklung schwächt das internationale Finanzsystem weiter und führt zu einer Verstärkung protektionistischer Maßnahmen. Die ökonomische Entwicklung aufstrebender Volkswirtschaften allen voran China zeigt sich dieser Kombination aus globaler Wirtschaftskrise und Energiekrise auf Dauer nicht gewachsen und führt zu chaotischen Entwicklungen einschließlich Ressourcenkonflikten und einem global deutlich erhöhten Migrationsdruck mit gleichzeitig erhöhten sozialen Spannungen in den Zielländern der Migration. b) Umweltbedingungen und Energiesystem Die Klimaveränderungen treten rascher und dramatischer ein, als bisher angenommen wurde. Dennoch können die Umweltauswirkungen etwas gedämpft werden und es wird auch etwas Druck vom Energiesystem genommen, da durch die schwache Wirtschaftsentwicklung und Energiekrise, Industrieproduktion, Frachtverkehr und Haushaltskonsum (besonders auch Fernreisen etc.) zurückgehen. Die Ölreserven und andere fossile Energieträger gehen rapide einem Ende zu, was sich in einem hohen Preis für Öl und Gas widerspiegelt. Rational denkende KonsumentInnen suchen nach kostengünstigeren Alternativen, wobei eine umweltschonende Nutzung von Energieressourcen aber politisch nicht ausreichend vorbereitet wurde und daher als kurzfristige Option nicht zur Verfügung steht. Durch die anhaltende Wirtschaftskrise wurden kaum Investitionen in den Ausbau von erneuerbaren Energieträgern getätigt, weswegen die erneuerbaren Energieträger stark hinter den lang erhofften Erwartungen zurückbleiben. Energieeffizienzpotentiale können dort in geringem Ausmaß genutzt werden, wo sie marktgetrieben auch profitabel vermarktet werden können. Durch diese Entwicklungen kommt 45

46 es generell zu einer Verknappung der Energieressourcen, da die fossilen Energieträger sehr teuer und erneuerbare Energiequellen nur sehr eingeschränkt verfügbar sind. Die mangelhaften Versorgungsmöglichkeiten durch Energie prägen die wirtschaftliche und gesellschaftliche Situation. Weiters können auch regionalspezifische Ressourcenkonflikte entstehen, wenn Abhängigkeiten von lokal verfügbaren erneuerbaren Ressourcen zu starken Preisschwankungen und / oder spürbaren Verknappungen führen. Gleichzeitig werden energieintensive Industrien gestützt und es wird von höheren Auflagen oder zusätzlicher Energiebesteuerung weiter abgesehen, um ein endgültiges Abwandern dieser Industriezweige ins Ausland zu verhindern und die Preise für Grundstoffe konkurrenzfähig zu halten. Koordinierte Klimaschutzmaßnahmen sind in dieser Situation nicht mehr in nennenswertem Umfang möglich, durch bilaterale Abkommen versuchen sich die ökonomisch und militärisch stärksten Länder ausreichenden Zugang zu fossilen Ressourcen zu sichern. Als Maßnahme gegen den spürbar werdenden Klimawandel setzen die Industriestaaten vor allem auf Adaptationsstrategien zum Schutz ihrer Landwirtschaft und Umwelt. Durch die relativ bevorzugte Lage und noch ausreichende Wasserreserven ist hier Österreich im europäischen Vergleich ein bevorzugter Standort. Die internationalen Beziehungen sind in Summe durch Protektionismus, Kampf um Ressourcenzugang und Abschottung vor Migration gekennzeichnet. c) Gesellschaftliche Rahmenbedingungen und wichtige Akteure und Institutionen Weltweit vergrößern sich die Unterschiede in der Einkommens- und Vermögensverteilung. Einerseits nimmt die Disparität zwischen reichen Industriestaaten und armen Entwicklungsländern zu, andererseits auch die Vermögensunterschiede in Österreich. Besonders betroffen sind die auch heute schon benachteiligten Gruppen wie Frauen und Alleinerziehende, die der hohe Preis für Energie ungleich mehr trifft. Aufgrund fehlender Staatseinnahmen kann von staatlicher Seite hier kein Ausgleich stattfinden. Insgesamt betrachtet trifft die reichen Staaten (auch Österreich) die Energiekrise weniger, da sich diese den Zugang zu den noch vorhandenen Energiereserven besser sichern können. Das gesellschaftliche Klima ist von Angst und Unsicherheit geprägt. JedeR ist nur auf den eigenen Vorteil bedacht, solidarisches Verhalten wird durch Abschottung ersetzt. Ausgehend von diesen Rahmenbedingungen lassen sich drei Subszenarien beschreiben, wie genau in dieser Krisensituation die Entwicklungen von statten gehen könnten. Subszenario β1: Lokalisierung Da der Staat nicht angemessen auf die Krise reagieren kann, weil die staatlichen Handlungsinstrumente geschwächt sind, kann er nur mehr eine untergeordnete Rolle spielen. Es wird versucht, verstärkt auf lokaler und regionaler Ebene die Krise zu überwinden. Dies bedeutet eine verstärkte Abschottung zwischen einzelnen Regionen, insbesondere treten vermehrt Konflikte zwischen ländlichen und städtischen Regionen auf, weil aufgrund mangelnden Kooperationswillens die vorhandenen Energieressourcen nicht geteilt werden. Dies führt zur Entstehung kleiner, regionaler EVUs und Energieagenturen, die in einem kleinen, abgeschlossenen Gebiet die Versorgung mit Energie sicherstellen sollen. 46

47 Die Gesellschaft ist durch EinzelkämpferInnentum und kleinräumige Strukturen charakterisiert. Der Schutz des privaten Eigentums hat höchste Priorität, der durch private BürgerInnenwehren organisiert wird. Da der geschwächte Staat nur mehr auf wenige Bereiche Einfluss hat, kommt Initiativen der Zivilgesellschaft eine größere Bedeutung zu. Diese Initiativen zielen jedoch darauf ab, das wenig vorhandene möglichst gut vor anderen Einzelpersonen und auch vor anderen Regionen abzuschotten. Weiters kommt es aufgrund des geschwächten Staates zu einem dramatischen Ansteigen der Korruption, was sich in einem vermehrten Ansteigen einer Schattenwirtschaft widerspiegelt. Subszenario β2: Zentralisierung In diesem Szenario wird versucht die Krise zu bewältigen, indem der Staat eine noch größere Verfügungsgewalt hat und eine weit reichende Kontrolle in allen relevanten gesellschaftlichen Handlungsfeldern besitzt. Besonders im Bereich der Energieversorgung verfügt der Staat über ein Entscheidungsmonopol. Es gibt lediglich ein staatliches Versorgungssystem, das vorwiegend die teuren, fossilen Energiequellen verwendet und aufgrund wirtschaftlicher Engpässe keine Investitionen zur Energiebereitstellung durch erneuerbare Energieträger tätigen kann. Die Regierung stellt eine gewisse Grundversorgung sicher, indem jeder/m BürgerIn Energie (mittels Energiescheinen) zugeteilt wird. Mit diesen Energiescheinen kann auch Handel betrieben werden. Durch Energieengpässe kommt es generell zu einer Mangelbewirtschaftung und der Staat kann die Grundversorgung in anderen Bereichen auch nur mangelhaft sicherstellen. Mit einem starken, staatlichen Gewaltmonopol wird versucht, sozialen Unruhen entgegenzutreten. Subszenario β3: Mischform aus Lokalisierung und Zentralisierung Als österreichische Lösung wird versucht, in Anknüpfung an sozialpartnerschaftliche Traditionen der Krise bestmöglich entgegenzutreten. Der Staat kontrolliert die Organisation der lokalen und regionalen Energiedienstleistungsunternehmen, um eine bestmögliche, einigermaßen gerechte Verteilung von Energie für die Bevölkerung sicherzustellen. Die regionalen EVUs sind über nationale und internationale Netze miteinander in Verbindung und unterstehen einer staatlichen Regulierung. Durch staatliche Regulierungsfunktionen bleiben einerseits lokale und regionale und anderseits zentralistische Gesellschaftsstrukturen in ihrer Grundstruktur erhalten. Die materielle Grundversorgung kann auf geringem Niveau aufrechterhalten werden, sodass das wenige nach sozialen Kriterien gerecht verteilt wird. Dies sorgt für eine gesellschaftliche Stabilität und ein für ein solidarisches Klima, dass die Krise gemeinsam überwunden werden kann. Handlungsfelder Reduktion der Auslandsabhängigkeit Nutzungsketten verkürzen Energieautarke Regionen, Kreislaufwirtschaft, Bewusstsein Bewusstsein schaffen, dass die Krise kommen kann Raumwärmebedarf reduzieren Stromnetzdiversifikation, autonome Inseln verbunden durch Netzinfrastruktur 47

48 In der Grundschule mit Bildung zu Energie beginnen Institutionelle Veränderungen (z.b. Schaffung eines Energieministeriums) Langfristige Raumplanung Rücknahme von De-Regulierungen der Energiemärkte Staatliche Kontrolle von Energie sichern 3.5. Nachhaltigkeitsbewertung der Szenarien Um eine bessere Einschätzung der möglichen Konsequenzen und Eigenschaften der erarbeiteten Szenarien zu erlangen, wurde im Rahmen der Szenarioworkshops eine qualitative Bewertung von Nachhaltigkeitsaspekten der einzelnen Szenarien vorgenommen. Eine ausführliche, quantitative Bewertung der Szenarien hätte einerseits den Zeitrahmen des Projekts gesprengt, wäre in vielen Bereichen aufgrund der oft allgemeinen und qualitativen Beschreibungen der Szenarien auch schwer möglich gewesen zumindest ohne die Vielzahl von Zusatzannahmen, wie sie in quantitativen Szenariorechnungen zu tragen kommen. Bei der Analyse der verschiedenen langfristigen Zukunftsszenarien zeigte sich, dass die beiden Nachhaltigkeitsszenarien (B1 und B2) zwar erwartungsgemäß ein deutlich höheres Nachhaltigkeitspotenzial aufweisen als die Varianten der A- und C-Szenarien, hinsichtlich einiger zentraler Zielsetzungen nachhaltiger Gesellschaften offensichtlich aber auch innerhalb der als nachhaltig und plausibel erachteten B-Szenarien ein Spielraum für weitere Verbesserungen besteht. Insbesondere den möglichen Wechselwirkungen des Energiesystems mit Fragen der Bewahrung der Entwicklungs- und Handlungsmöglichkeiten von Gesellschaften (Chancengleichheit, Partizipation, Erhaltung sozialer Ressourcen etc.) wurden im Rahmen des Szenarioentwicklungsprozesses zu wenig Augenmerk geschenkt. Diskussion der BAU-Szenarien (Alpha-Szenarien) Zu den aus Sicht des HGF-Ansatzes positiven Aspekten der beiden Alpha-Szenarien, die auf weitgehend bekannte Strategien ökologischer Modernisierung zurückgreifen, zählen die Sicherstellung der materiellen Grundversorgung (Wohnen, Ernährung, Kleidung, Gesundheit) und die dazu notwendige Versorgung mit Energie sowie die Gewährleistung jeder Bedingungen, die als Voraussetzungen, die eine selbstständige Existenzsicherung aller Gesellschaftsmitglieder durch frei übernommene Tätigkeiten (Zugang zum Arbeitsmarkt, Versicherungssysteme und Transferzahlungen) ermöglicht. Eine weitere Stärke im Sinne von mehr Nachhaltigkeit der Alpha-Szenarien, in denen der wirtschaftlichen Entwicklung und der damit in Verbindung stehenden technischen Innovationsfähigkeit eine wichtige Rolle zukommt, liegt im Bereich der Entwicklung des Sach-, Human- und Wissenskapitals. Die Sicherung und der Ausbau dieser Ressourcen ist gewissermaßen die Voraussetzung, dass die Strategie der ökologischen Modernisierung überhaupt gelingen kann. Neben diesen überwiegend positiv eingeschätzten möglichen Auswirkungen auf eine nachhaltige Entwicklung zeigt sich bei den untersuchten Alpha-Szenarien aber auch eine Reihe von eher problematischen Aspekten. In Hinblick auf eine gerechte Verteilung der Möglichkeiten zur Nutzung öffentlicher Umweltgüter (Klima, Boden, Luft, Wasser, biologische 48

49 Vielfalt etc.) muss man davon ausgehen, dass sich die beiden Szenarien der ökologischen Modernisierung global gesehen eindeutig negativ auswirken würden. Wobei die möglichen Folgen auf die Verteilung der Umweltnutzungsmöglichkeiten in Variante A2, aufgrund forcierter Liberalisierung, wirtschaftlichem Wettbewerb und nahezu ungeschränkter Globalisierung, im Vergleich zur Modernisierung mit nationalem Schwerpunkt (A1) als noch stärker negativ eingeschätzt wurden. Darüber hinaus kann für beide Sub-Szenarien angenommen werden, dass sie sich auf das Ziel, einen gerechteren Ausgleich zwischen extremen Einkommens- und Vermögensunterschieden herzustellen, tendenziell nachteilig und nur im besten Fall neutral auswirken würden. Kaum positive bis negative Auswirkungen sind auch in Hinblick auf die Nachhaltigkeit der Nutzung erneuerbare, nicht-erneuerbarer Ressourcen sowie in Hinblick auf das Ziel, die Aufnahmefähigkeit der Umweltmedien und Ökosysteme durch anthropogene Stoffeinträge (Abfall, Emissionen etc.) nicht zu überschreiten, zu erwarten und zwar im Wesentlichen bedingt durch weiteres quantitatives Wachstum, die zunehmende Bedeutung von Erdgas und Kohle als Energieträger, durch Investitionen in Anlagen zur CO 2 -Abscheidung und die Tatsache, dass Rebound-Effekte auf Dauer durch fiskalische Maßnahmen nicht verhindert werden können. In Hinblick auf Ziele der ökologischen Nachhaltigkeit schneidet das Subszenario A1 tendenziell etwas besser ab, da es hier besser gelingt, regional verfügbare, erneuerbare Ressourcen (v.a. Biomasse, Biogas) zu erschließen und damit fossile Energieträger, die bislang importiert werden mussten, zu substituieren. Sub-Szenario A2 weist aufgrund des höheren Anteils an importiertem Atomstrom hinsichtlich der Zielsetzungen Vermeidung unvertretbarer technischer Risiken und nachhaltige Nutzung der Umwelt als Senke deutlich höhere Nachhaltigkeitsdefizite auf. Hinsichtlich der Ziele, die im HGF-Ansatz zur Bewahrung der Entwicklungs- und Handlungsfähigkeit der Gesellschaft formuliert werden, wurden die beiden BAU-Szenarien weitgehend neutral bewertet, d.h. wir gehen davon aus, dass sich im Vergleich zur heutigen Situation keine wesentlichen Vor- oder Nachteile ergeben würden. Mögliche Beeinträchtigungen könnten sich am ehesten in den Bereichen Partizipation an gesellschaftlichen Entscheidungsprozessen sowie in Bezug auf die Erhaltung der kulturellen Funktion der Natur ergeben. Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass die Stärken der beiden Alpha-Szenarien im Bereich der Grundversorgung sowie bei der Entwicklung des Sach-, Human- und Wissenskapitals liegt. Aus Sicher nachhaltiger Entwicklung eindeutig problematisch werden hingegen die wahrscheinlichen Folgen in Bezug auf die Nutzung natürlicher Ressourcen gesehen. Besonders nachteilig fällt diese Einschätzung für das Sub-Szenario A2 aus. Diskussion der Nachhaltigkeits-Szenarien (Beta-Szenarien) Wenig überraschend unterstützen die beiden in Hinblick auf ein möglichst nachhaltiges Energiesystem konzipierten Sub-Szenarien (B1 und B2) die überwiegende Mehrheit der im HGF-Ansatz formulierten Zielsetzungen. In besonders hohem Ausmaß werden in beiden Szenarien die Anforderungen zum Schutz der menschlichen Gesundheit, zur nachhaltigen Nutzung von Umweltressourcen, zur Vermeidung technischer Risiken, zur Ermöglichung von Beteiligung an gesellschaftlichen Entscheidungsprozessen sowie zur Erhaltung der sozialen 49

50 Ressourcen erfüllt. Hinsichtlich dieser Anforderungen kann im Vergleich zur derzeitigen Situation mit deutlichen Verbesserungen gerechnet werden. Ermöglicht wird dies vor allem durch das zentrale Charakteristikum dieser beiden Szenarien, dass darin besteht, dass sich der Wandel des Energiesystems nicht nur auf neue Technologien und Ressourcen stützt, sondern auf einem grundlegenden Wandel unserer Werte, der Art zu wirtschaften und Energie zu nutzen aufbaut. Wesentlich in diesem Zusammenhang ist auch, dass in den Nachhaltigkeits-Szenarien das Energiesystem als integrierter Bestandteil der Gesellschaft gesehen wird. Auf diese Weise werden Fragen der sozialen Nachhaltigkeit, die sich beispielsweise auf den Ausgleich extremer Einkommens- und Vermögensunterschiede, auf Chancengleichheit in Hinblick auf Bildung und Information oder auf den Erhalt der kulturellen Vielfalt und der kulturellen Funktion der Natur beziehen, zumindest teilweise berücksichtigt. Keine oder nur geringe Verbesserungen im Vergleich zur heutigen Situation wurden nur in Bezug auf die Bedingungen zur selbstständigen Existenzsicherung und in Bezug auf die Erhaltung des kulturellen Erbes und der kulturellen Vielfalt gesehen. Insgesamt wurde angenommen, dass Verschlechterungen für alle 15 Mindestanforderungen des HGF-Ansatzes ausgeschlossen werden können. Beim Vergleich der beiden Sub-Szenarien zeigen sich einige Unterschiede im Detail. Im Szenario Globale Nachhaltigkeit (B1) wurden im Vergleich zu B2 größere Potenziale für die gerechte Verteilung der Umweltnutzungsmöglichkeiten, bedingt vor allem durch die in diesem Szenario vorgesehene Verbindung von regionaler Orientierung mit internationaler Koordination, gesehen. Insgesamt wurde Szenario (B1) über alle Faktoren hinweg am Besten bewertet. Zu den Vorzügen von Szenario B2 ( Nachhaltiges Österreich ) zählen die Gewährleitung der Grundversorgung, durch die in diesem Szenario stark betonte Konzentration auf regional verfügbare Ressourcen, sowie das etwas größere Potenzial zur Erhaltung der kulturellen Funktion der Natur. Zusammenfassend zeigt die Bewertung der beiden Nachhaltigkeitsszenarien, dass sie die Erreichung der im HGF-Ansatz formulierten Anforderungen hinsichtlich der meisten Ziele unterstützen. Potenziale zur Verbesserung bestehen nur in einzelnen Bereichen, vor allem in Hinblick auf Zielsetzungen der sozialen Nachhaltigkeit, wie in Bezug auf die materielle Sicherung der menschlichen Existenz sowie auf den Erhalt des kulturellen Erbes. Diskussion der Krisen-Szenarien (Delta-Szenarien) Bei der Bewertung der drei Krisenszenarien zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen den drei Varianten. Aus Gesichtspunkten der Nachhaltigkeit schneidet die Sub-Szenario C3 (Mischform aus Lokalisierung und Zentralisierung zur Krisenbewältigung) wesentlich besser als die beiden anderen Sub-Szenarien (C1 und C2) ab. Sub-Szenario C1 ( Lokalisierung ) wirkt sich hinsichtlich der Erreichung der Mindestanforderungen von Nachhaltigkeit am ungünstigsten aus. Bedingt durch die weitgehende Schwächung nationalstaatlicher Einrichtungen und Strukturen führt C1 zu deutlichen Verschlechterungen in allen Teilbereichen. In C1 sind die menschliche Existenz, das gesellschaftliche Produktivpotenzial und die Entwicklungs- und Handlungsmöglichkeiten massiv bedroht. Durch einen dramatischen Anstieg der Korruption und Schattenwirtschaft und 50

51 durch die starke Entsolidarisierung der Gesellschaft weist C1 auch nicht in Hinblick auf die Nutzung natürlicher Ressourcen keine Vorteile auf. Obwohl auch C2 in vielen Bereichen zu großen Defiziten führt (etwa in Hinblick auf die Ziele Selbstständige Existenzsicherung und Nachhaltige Nutzung der Umwelt als Senke ) gibt es hier auch einige Ziele, für die keine nennenswerte Verschlechterung angenommen werden kann. So kann hier durch staatliche Kontrolle die nachhaltige Nutzung erneuerbarer Ressourcen erhalten werden und auch die gesellschaftlichen Entwicklungs- und Handlungsmöglichkeiten bleiben größtenteils aufrecht. Sub-Szenario C3, in dem angenommen wird, dass die Wirtschafts- und Ressourcenkrisen mit Hilfe einer Mischform aus Lokalisierung und Zentralisierung überwunden werden können, weist hingegen eine Reihe von positiven Anknüpfungspunkten für mehr Nachhaltigkeit auf. Die Sicherung der menschlichen Existenz gelingt hier weitgehend und auch in Hinblick auf einige ökologische Ziele der Nachhaltigkeit zeigen sich positive Aspekte. Im Großen und Ganzen ist Sub-Szenario C3 hinsichtlich des Nachhaltigkeitspotenzials vergleichbar mit Sub-Szenario A1 ( Ökologische Modernisierung mit nationaler Eigenständigkeit ). Zusammenfassend kann man sagen, dass die Krisenszenarien sich nur dann eindeutig negativ in Hinblick auf die hier zu Grunde gelegten Nachhaltigkeitsziele auswirken, wenn die staatlichen Handlungsinstrumente weitgehend zusammenbrechen. Wenn es gelingt, in Krisen die rechtsstaatliche Kontrolle und Steuerung aufrecht zu erhalten sowie ein solidarisches Klima in der Gesellschaft zu bewahren, zeigen sich in vielen Bereichen Ansätze zu mehr Nachhaltigkeit. 51

52 Nachhaltigkeitsbewertung nach: Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren (HGF): Systeme von Nachhaltigkeitsindikatoren Bewertung der Energie-Szenarien + nachhaltiger im Vergleich zur gegenwärtigen Situation o in etwa gleich wie bisher - weniger nachhaltig als jetzt Subszenario A1: Ökologische Modernisierung mit nationaler Eigenständigkeit Subszenario A2: Ökologische Modernisierung mit starker EU und Liberalisierung/ Globalisierung Subszenario B1: Globale Nachhaltigkeit Subszenario B2: Nachhaltiges Österreich Subszenario C1: Lokalisierung Subszenario C2: Zentralisierung Subszenario C3: Mischform aus Lokalisierung und Zentralisierung I: Sicherung der menschlichen Existenz - Schutz der menschlichen Gesundheit o o o o o o o o - + o o - Gewährleistung der Grundversorgung + o o + o o + o o o o o - Selbständige Existenzsicherung + o o + o o o o o + o o o o - - Gerechte Verteilung der Umweltnutzungsmöglichkeiten o o - o o o o o - + o o - Ausgleich extremer Einkommens- und Vermögensunterschiede o - - o o + o o o o + o o II: Erhaltung des gesellschaftlichen Produktivpotentials - Nachhaltige Nutzung erneuerbarer Ressourcen o o - o o o o o - o o o + o o - Nachhaltige Nutzung nicht-erneuerbarer Ressourcen o o o - - o o - - Nachhaltige Nutzung der Umwelt als Senke o o - o o o o o - Vermeidung unvertretbarer technischer Risiken + o o o o o - o - - o o - - Nachhaltige Entwicklung des Sach-, Human- und Wissenskapit + o o + o o + + o + o o o o - o o - III: Bewahrung der Entwicklungs- und Handlungsmöglichkeiten - Chancengleichheit im Hinblick auf Bildung, Beruf, Information o o o o o o + o o + o o o - - o o o o o o - Partizipation an gesellschaftlichen Entscheidungsprozessen o o - o o o + + o o o - o - - o o - - Erhaltung des kulturellen Erbes und der kulturellen Vielfalt o o o o o o o o o + o o o - - o o o o o o - Erhaltung der kulturellen Funktion der Natur o o - o o - + o o + + o o - - o o o o o o - Erhaltung der sozialen Ressourcen o o o o o o + + o + + o o - - o o - o o -

53 3.6. Identifikation von Kernhandlungsfeldern Basierend auf den drei Hauptszenarien wurden im Rahmen des 2. Workshops daraufhin unterschiedliche Handlungsfelder identifiziert und bewertet. Als ersten Schritt wurden in einem Brainstorming-Prozess unterschiedliche Handlungstypen und strategien gesammelt und in unterschiedliche Themen geclustert. Im Rahmen des Szenario-Workshops wurden folgende drei Felder ausführlicher diskutiert, um Grundlagen für die weitere Bearbeitung von Handlungsfeldern im zu liefern. 1. Ökonomische Instrumente 2. Raumplanung und Regionalisierung 3. Wertewandel, Lebensstile, Bildung Für die vertiefte Bearbeitung von Kernhandlungsfeldern in der zweiten Projektphase wurde jedoch beschlossen, die Arbeitsgruppenthemen des 2. Workshops nicht eins-zu-eins zu übernehmen, sondern noch weitere Überlegungen einfließen zu lassen. Wie auch in den Workshop-Diskussionen festegestellt wurde, sind einzelne Handlungsfelder bereits jetzt im Zentrum der Debatte über den Wandel unseres Energiesystems und haben oft zu detaillierten Konzepten und Vorschlägen geführt. Insbesondere gilt das für das Handlungsfeld Ökonomische Instrumente, doch auch anderen Themen kommt bereits ein ähnlicher Stellenwert zu etwa der Frage Internationaler Vereinbarungen, Regulierung von Energiesystemen oder generell der Förderung technischer Innovationen. Für die Auswahl der für die Weiterbearbeitung im Projekt vorgesehenen Felder wurde beschlossen, solche bereits intensiv diskutierten Themen nicht nochmals aufzugreifen, sondern Handlungsfelder zu wählen, die quer oder komplementär zu den derzeit öffentlich diskutierten Haupthandlungsfeldern liegen, d.h. aus diesem Grund auch meist querschnittsartig mehrere Politikfelder umfassen; die damit auch neue und bisher wenig beachtete Perspektiven auf die Transition unseres Energiesystems ermöglichen; die eine besondere Nähe zum konzeptionellen Hintergrund dieses Projekts aufweisen, d.h. zu einem integrierten sozio-technischen Verständnis des Wandels von Energiesystemen, die aber dennoch das Potential haben sollten, den gegenwärtigen Trend der Entwicklung von Energiesystemen zu brechen bzw. die als Voraussetzung für einen Wandel zu nachhaltiger Energie angesehen werden können. In diesem Sinn wurde folgende Auswahl für die weiter zu bearbeitenden Kernhandlungsfelder getroffen: Nachhaltiges Energiesystem und Raumentwicklung Neue Governanceformen am Beispiel Smart Grids Potentiale für eine stärkere Involvierung der Zivilgesellschaft Das erste Feld wurde mehr oder weniger direkt aus der Arbeitsgruppe des Szenarioworkshops übernommen, allerdings mit einer ausgeweiteten Perspektive, die nicht nur Fragen der

54 Raumordnung und Raumplanung umfassen sollte, sondern auch Fragen etwa der Flächenkonkurrenz durch dezentrale Energieerzeugung oder der räumlichen (globalen) Organisation von Produktionsprozessen. Das zweite Feld zur Governance des Wandels von Energiesystemen widmet sich der Frage, wie Politikstrategien, die auf einen langfristigen Energiesystemwandel abzielen, aussehen können d.h. Strategien, die unter Bedingungen unsicherer Rahmenbedingungen und eingeschränkten Wissens über technologische Optionen erarbeitet werden müssen und Strategien, die berücksichtigen, dass ein solcher Wandel nur unter Beteiligung einer Vielzahl unterschiedlicher Akteure erfolgen und nicht zentral politisch gesteuert werden kann. Um diesen Fragen einen konkreten Rahmen zu geben, sollten solche Governancestrategien am Beispiel Smart Grids diskutiert werden. Das dritte Feld schließlich bezieht sich auf das Erfordernis einer stärkeren Beteiligung der Zivilgesellschaft als Voraussetzung für einen substantielleren Wandel des Energiesystems einer Frage, die im Rahmen der Szenarioworkshops oft angesprochen wurde und auch Aspekte des Themas Wertewandel und Lebensstile umfasst. Jedes dieser drei ausgewählten Kernhandlungsfelder wurde auf verschiedene Weise weiter bearbeitet: Zum Einen wurden im Rahmen einer Hintergrundanalyse z.t. Interviews mit entsprechenden ExpertInnen in Österreich durchgeführt und wurde der Stand der Forschungsdiskussion recherchiert; zum Anderen wurde in jedem der drei Felder ein Expertenworkshop organisiert, um Handlungsstrategien zu präzisieren und auf ihre Machbarkeit zu überprüfen. Die folgenden Unterkapitel stellen das Ergebnis der jeweiligen Hintergrundrecherchen dar, während das daran anschließende Kapitel 4 die Ergebnisse der Diskussionen in den Expertenworkshops und die Schlussfolgerungen daraus präsentiert Handlungsfeld Nachhaltiges Energiesystem und Raumentwicklung 1. Problemaufriss Fragen der räumlichen Organisation des Energiesystems adressieren eine Vielzahl von umweltbezogenen, institutionellen und sozialen Dimensionen. Energie und die Nutzung von Land befinden sich dabei in einer wechselseitigen Abhängigkeit: Einerseits wirken sich Energieproduktion und Energienutzung unmittelbar auf die Landnutzung aus. Dies betrifft alle Formen von Energie, die auf unterschiedliche Weise einen Einfluss auf den Raum ausüben. Bei einem weiteren Ansteigen der Nutzung insbesondere von erneuerbaren Energieressourcen wird dies in noch stärkerem Ausmaß zutreffen. Ob und welche Energieträger eingesetzt werden, hat direkte Auswirkungen darauf, wie das verfügbare Land genutzt wird. Andererseits beeinflusst die Nutzung von Land und die Strukturierung der verfügbaren Fläche v.a. über die Organisation und die Bebauungsdichte von Siedlungen sowie über die Struktur von Verkehrswegen den Energieverbrauch in ganz entscheidendem Ausmaß (Walker, 1995). In der Praxis orientieren sich Entscheidungen in der Raumplanung in der Regel nicht an den in vielen Konzepten bereits ausformulierten Nachhaltigkeitszielen (vgl. ÖROK 2002). Obwohl von Seiten der zuständigen Institutionen immer wieder auf Nachhaltigkeitsaspekte hingewiesen wird, haben viele Richtlinien nur einen empfehlenden Charakter, sodass den Anforderungen einer nachhaltigen Entwicklung nur selten nachgekommen wird. Gerade im Bereich der 54

55 Raumplanung ist dies aber von großer Bedeutung, da die Zeitspannen zwischen den Änderungen von Richtlinien und ihren spürbaren Effekten mit zwanzig Jahren oder mehr besonders lange sind. Einhergehend mit dem Ruf nach Unabhängigkeit von fossilen Energieträgern ist zu beobachten, dass die Verbindung von Raum und Energie besonders im lokalen und regionalen Kontext in den letzten Jahren verstärkt in den Mittelpunkt des Interesses gerät. Immer mehr Regionen setzen sich mit der Zukunft ihrer Energieversorgung auseinander und positionieren sich bewusst als Energieregion. Ambitionierte Projekte wurden in den letzten Jahren als best-practice Beispiele beschrieben und mehrfach Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen (Madlener et al., 2007; Bohunovsky et al., 2007; Blaschke, 2006; Späth und Rohracher, 2010). Dem auffallend geringen Einfluss von Leitbildern und Richtlinien auf konkrete Planungsentscheidungen im Allgemeinen stehen einzelne konkrete Initiativen zu einer Neuausrichtung lokaler Energieversorgungsstrukturen gegenüber. Integrierte Konzepte, mit dem Anspruch, Fragen der Siedlungsentwicklung, der Mobilität und der lokalen/regionalen Energieversorgung miteinander zu verbinden und entsprechende Lösungen zu entwickeln, fehlen bislang zur Gänze. Im Folgenden werden die wichtigsten Problembereiche im Handlungsfeld Raumentwicklung und Energie kurz dargestellt. Problembereich 1: Verfügbarkeit erneuerbarer Energieträger und Flächennutzungskonflikte Für die Raumplanung ist die Nutzung erneuerbarer Energieressourcen eine zentrale Fragestellung. Zunächst geht es dabei um die Frage, von welchen Potenziale für die einzelnen Energieformen in Österreich überhaupt ausgegangen werden kann. Dazu wurden in den letzten Jahren eine Reihe von Potenzialschätzungen und Roadmaps für einzelne erneuerbare Energieträger erstellt: Solarenergie (Biermayr et al., 2009; Fechner und Lugmaier, 2007), Biomasse (Biomasseverband, 2006; Brainbows, 2007; Jauschnegg, 2007; Kletzan et al., 2008; Kranzl et al., 2008), Wind (Hantsch und Moidl, 2007; Krenn et al., 2010; Regio Energy, 2008) Wärmepumpen und Geothermie (Faninger, 2007; Haas et al., 2009). Aufbauend auf diese technologiespezifischen Abschätzungen einzelner Potenziale wurde im Auftrag der österreichischen Raumordnungskonferenz unter Berücksichtigung der tatsächlichen Nutzungsmöglichkeiten für alle erneuerbaren Energieträger ein umfassender Überblick unter der Berücksichtigung von Überschneidungen ermittelt und kartografisch dargestellt (ÖROK, 2009). Die Modellrechnungen zeigen beachtliche, bislang nicht genutzte Potenziale bei Photovoltaik, Solarthermie, Wind, Umgebungswärme und bei der oberflächennahen Geothermie. Zusätzliche Potenziale bei der Wasserkraft und der Biomasse können hingegen auch unter der Annahme einer Maximalszenarios nur mehr in weit geringerem Ausmaß erschlossen werden, wenn auch ökologische Nachhaltigkeitskriterien berücksichtigt werden. Zudem zeigt sich, dass bestimmte Potenziale, etwa der oberflächennahen Geothermie, räumlich sehr ungleich verteilt sind, d.h. bei der weiteren Erschließung erneuerbarer Energiequellen regional unterschiedliche, maßgeschneiderte Konzepte gefragt sein werden. Nutzungskonflikte zwischen erneuerbaren Energieträgern: Das tatsächlich nutzbare Angebot an erneuerbaren Energieträgern ist durch ihre natürliche Begrenztheit und durch den Bestand an versiegelter Fläche klar eingeschränkt. Auf diese 55

56 naturräumlichen und sozialen Beschränkungen wird schon seit Jahrzehnten hingewiesen (O Banion, 1980). Folglich kann davon ausgegangen werden, dass bei einem forcierten Ausbau erneuerbarer Energieträger über die zur Verfügung stehenden Flächen Konflikte über deren Nutzung entstehen werden. Solche kompetitiven Flächennutzungen betreffen zunächst die verschiedenen erneuerbaren Energiequellen selbst. Vorstellbar ist etwa eine Konkurrenz zwischen der Nutzung von Acker- und Wiesenflächen für die Erzeugung von Solarstrom und dem Anbau von Energiepflanzen. Nutzungskonflikte zwischen erneuerbaren Energieträgern und der Nahrungsmittelerzeugung: Während beispielsweise bei der Nutzung von Reststoffen wie Gülle und Stroh keine Nutzungskonflikte entstehen, wird bei Intensivierung der Produktion von Energiepflanzen eine Konkurrenz zum Pflanzenanbau für Lebens- oder Futtermittel erwartet (Heißenhuber, 2008). Besonders auf globalem Niveau wird der Konflikt deutlich, wenn durch den verstärkten Anbau von Energiepflanzen die Produktion der Pflanzen für Lebensmittel dadurch eingeschränkt wird und sich der erhöhte Nachfragedruck in steigenden Preisen bemerkbar macht. In diesem Zusammenhang ist den vergangenen Jahren vor allem um die Produktion flüssiger Biokraftstoffe eine heftige Kontroverse entbrannt ( food vs. fuel Debatte ). Nutzungskonflikte zwischen erneuerbaren Energieträgern und Siedlungsflächen: Auch durch die steigende Nachfrage nach Bauland bzw. die bereits vergebenen Bebauungsrechte und der damit verbundenen Infrastruktur zur Erschließung neuer Siedlungen wird die verfügbare Fläche für erneuerbare Energieträger eingeschränkt. Zusätzliches Konfliktpotenzial entsteht vielfach auch schon durch die räumliche Nähe von Siedlungsgebieten und Kraftwerksanlagen. BewohnerInnen können sich hier aufgrund von Geruchs- und Schadstoffemissionen, die beispielsweise in Biomasse-Heizwerken entstehen, beeinträchtigt fühlen. Bei Windrädern müssen aufgrund des Schattenwurfs und des entstehenden Lärms Mindestabstände zu Siedlungsflächen eingehalten werden. Darüber hinaus können sich BewohnerInnen aber bereits von der Sicht auf Windkraftanlagen gestört fühlen. Die Verfügbarkeit erneuerbarer Energieträger ist in besonderem Ausmaß an Fragen der Raumnutzung und -entwicklung gebunden. Die theoretisch vorhandenen Potenziale zur Nutzung von Wind, Sonnenenergie, Wasserkraft oder Biomasse werden allerdings durch technische und wirtschaftliche Faktoren stark eingeschränkt; die verbleibenden Potenziale schließlich stehen vielfach in Konkurrenz mit anderen Nutzungsmöglichkeiten. Zudem ist zu beachten, dass die Verfügbarkeit der erneuerbaren Energieträger räumlich gesehen in zum Teil sehr unterschiedlichem Ausmaß vorliegen und daher potenzialbezogene, regional angepasste Ausbaustrategien als aussichtsreich angesehen werden (ÖROK, 2009). Problembereich 2: Siedlungsstrukturen Resultate aus anderen Projekten (ÖROK, 2008; Umweltbundesamt, 2010) zeigen, dass die Nachfrage nach Land am meisten in den Bereichen Siedlungen und Mobilität zunimmt. So stieg in Österreich die durchschnittlich versiegelte Fläche pro Person von 200m 2 im Jahr 1955 auf 560m 2 im Jahr Eine der Gründe dafür ist der starken Anstieg im Bereich der Ein- und Zweifamilienhäusern, die in dieser Zeit neu errichtet wurden (Umweltbundesamt, 2010). Die so entstandenen Siedlungen sind in der Regel nicht oder nur unzureichend an das öffentliche Verkehrsnetz angebunden, was wesentlich zu einem starken Ansteigen des motorisierten Individualverkehrs beigetragen hat. Der Trend zur weiteren Zersiedelung in den bisher 56

57 siedlungsfreien Gebieten und die Errichtung neuer Siedlungsbauten, zumeist Einfamilienhäuser auf bisher unbebauten Flächen, tragen maßgeblich zu einer weiteren Steigerung der Energienachfrage bei. Damit einhergehend hat sich einerseits das Verkehrsaufkommen im Zeitraum österreichweit nahezu verdoppelt (Umweltbundesamt, 2010) und andererseits muss auch die notwendige Infrastruktur für die Erschließung neuer Siedlungen (Kanalsystem, Stromnetze, Straßen etc.) erst implementiert werden, was Lärm und Geruchsbelästigung zur Folge hat. Somit findet einerseits ein vermehrter Energiebedarf durch den Siedlungsbau statt und andererseits ist der Energieverbrauch in Einfamilienhäusern höher, da mehr Energie für Heizzwecke und Strom aufgewendet werden muss. Problembereich 3: Mobilität Besonders im Verkehrssektor hat sich der Energieverbrauch in den letzten zwei Jahrzehnten nahezu verdoppelt, damit einhergehend sind auch die klimarelevanten Emissionen im selben Ausmaß gestiegen. Durch die anhaltenden Zersiedlungstendenzen werden auch die täglich zurück gelegten Wege länger, da die neu entstandenen Siedlungen von wenig infrastruktureller Mischung geprägt sind. Somit steigt das Verkehrsaufkommen durch das tägliche Pendeln vom Wohnort zur Arbeitsstätte und aufgrund fehlender Einrichtungen der Nahversorgung, deren Erreichbarkeit oftmals nur durch motorisierten Individualverkehr möglich ist. Zwar kann durch den Ausbau des öffentlichen Verkehrsnetzes teilweise diesem Trend entgegengewirkt werden, ungelöst bleibt aber in der Regel das sogenannte first and last mile problem. D.h. der erste oder letzte Teil vieler Wegketten wird mittels motorisierten Individualverkehrs bewältigt. Zudem kommt, dass in Österreich Entscheidungen, die den Transportsektor und die Raumplanung betreffen, innerhalb politisch-administrativer Grenzen getroffen werden, was in vielen Fällen zu verkehrsplanerisch suboptimalen Lösungen geführt hat (z.b. große Einkaufszentren ohne ausreichende Anbindung an das öffentliche Verkehrsnetz). Durch den Bau neuer und den Ausbau schon bestehender Straßen wird weitere Nachfrage erzeugt. Dieser Effekt der sich in den vergangenen Jahrzehnten ebenfalls auf die Zunahme des Energieverbrauchs im Verkehrsbereich ausgewirkt. Fragen der Raumplanung und -nutzung haben einen entscheidenden Einfluss auf die Erzeugung und den Verbrauch von Energie. Die vorhandenen Infra- und Siedlungsstrukturen beeinflussen die Nachfrage nach Energie langfristig und strukturell. Hier können langfristig gesehen auch enorme Einsparungen erzielt werden. Dazu kommt, dass sich die Bedeutung der Raumplanung allein durch den bereits beschlossenen Ausbau der erneuerbaren Energieträger von derzeit rund 25% auf 34% im Jahr 2020 verändern wird. 2. Energie und Raum: Ein nachhaltiges Zukunftsbild für das Jahr 2050 Zur weiteren Bearbeitung der oben jeweils kurz vorgestellten Problembereiche wurde ein Zukunftsbild für den Bereich Raum und Energie ausformuliert, das sich an zentralen Zielsetzungen von Nachhaltigkeit orientiert. Dieses Zukunftsbild baut zum einen auf die beiden Nachhaltigkeitsszenarien (siehe Abschnitt 3.4) auf, zum anderen sind hier auch Einschätzungen aus den im Projekt durchgeführten Interviews mit ExpertInnen aus dem Bereich Energie und Raum eingeflossen. Ziel war es, eine möglichst konkrete und gleichzeitig in sich konsistente Beschreibung eines zukünftigen nachhaltigen Energiesystems in Österreich mit dem Schwerpunkt auf Fragen der Raumplanung und -nutzung zu skizzieren. Dieses 57

58 Zukunftsbild bildete den Ausgangspunkt für den im Projekt durchgeführten Backcasting Prozess. Allgemeine Eckdaten: In Österreich leben etwas mehr als 9,5 Mio. Menschen. Der Bruttoinlandsverbrauch im Jahr 2050 beträgt rund 800 PJ und liegt damit beinahe 50% unter dem Niveau von 2008 (rund 1400 PJ). Der Gesamtstromverbrauch hat hingegen zugenommen, und zwar um rund 20% im Vergleich zu 2010 (bedingt vor allem durch einen nennenswerten Anteil an Elektromobilität und durch einen höheren Bedarf in Gebäuden und der Industrie). Erneuerbare Energieformen decken rund 90% des energetischen Endverbrauchs, wobei Umwandlungsverluste erheblich verringert werden konnten. Die Energieaufbringung aus erneuerbaren Energien wird dabei fast ausschließlich durch inländische Aufbringung gedeckt. Der Energiemix umfasst eine Vielzahl an Energieformen und Technologien. Die CO 2 -Emissionen liegen rund 80% unter dem Wert von Preise für Energie: Insgesamt sind die Preise für Energie wesentlich höher als im Jahr 2010, jedoch haben sich die Preise verschiedener Energieformen sehr unterschiedlich entwickelt. Während die Preise für die meisten Formen erneuerbarer Energie etwas gesunken sind, sind die Preise für fossile Energien massiv angestiegen. Die Ausgaben der Haushalte für Energie liegen dennoch wie im Jahr 2010 bei rund 7% des verfügbaren Einkommens, da die höheren Energiekosten durch den geringeren Energieverbrauch kompensiert wurden. Die Preise von fossilen Energieformen betragen etwa das Doppelte im Vergleich mit dem Durchschnitt der verschiedenen erneuerbaren Energieträger. Soziale Verzerrungen werden aber über das Steuersystem das insgesamt reformiert wurde und über monetäre Sozialtransfers so weit wie möglich verhindert. Energieeffizienz und Netzinfrastruktur: Energie wird extrem effizient genutzt. Die Übertragungsverluste im Bereich des elektrischen Stroms wurden durch die Errichtung effizienter Anlagen (KWKs, Mikro-KWKs) sowie durch den grundlegenden Aus- und Umbau der Netzinfrastruktur (smart grids) stark reduziert. Darüber hinaus wurden regionale Speichermöglichkeiten (z.b. Druckluftspeicher, Pumpspeicherkraftwerke) ausgebaut. Elektrische Endgeräte erfüllen durchgehend die EU-Richtlinien zur Energieeffizienz, die bereits vor 2010 in Kraft getreten, seitdem aber mehrmals verschärft worden sind. Mehr als 50% der Gebäude entsprechen dem Passivhausstandard, der Heizenergiebedarf der restlichen Bauten liegt im Durchschnitt unter 50 kwh/m2a. Räumliche Dimensionen der Energieerzeugung: Erneuerbare Energieformen werden in großem Umfang genutzt. Die verschiedenen Arten erneuerbarer Energien sind weitgehend ausgebaut sowie räumlich und technisch optimiert und werden entsprechend den lokalen Gegebenheiten verwendet. Das vorhandene Potenzial an Dachflächen und Fassaden wird teils für die Solarstromerzeugung aber in größerem Ausmaß für Solarthermie genutzt. Das Potenzial der Wasserkraft zur Stromerzeugung wird im Vergleich zu 2010 ebenfalls stärker eingesetzt, allerdings wurden die bereits bestehenden Kapazitäten nur in beschränktem Umfang weiter ausgebaut (kleinere Flusskraftwerke, Kleinstanlagen, Speicher). Die bereits damals bestehenden Großanlagen (Donaukraftwerke, größere Speicherkraftwerke) wurden modernisiert und geringfügig erweitert. Biomasse wird in einem ökologisch verträglichen Ausmaß vorwiegend zur Erzeugung von Wärme genutzt. Um Flächennutzungskonflikte mit der Nahrungsmittelproduktion zu vermeiden werden dafür insbesondere auch vorher brachliegende Flächen genutzt, es werden schnell nachwachsende Hölzer angebaut und darüber hinaus wurde die Waldbewirtschaftung verbessert. Regionaler Wärmeüberschuss wird gegebenenfalls an andere, angrenzende Regionen exportiert. Um Übertragungsverluste gering 58

59 zu halten, liegen Erzeugung und Verbrauch im Wärmesektor jedoch in möglichst enger räumlicher Nähe. Wo immer es sinnvoll und möglich ist, wird die eingesetzte Energie kaskadisch genutzt. Industrielle Abwärme wird auch zu Heizwecken (bzw. zum Kühlen) oder zur Erzeugung von Strom verwendet. Kaskadische Nutzungen finden sich aber auch auf der Betriebs- und Haushaltsebene, im Bürobereich und sogar innerhalb einzelner technischer Systeme. Mobilität und Verkehrsinfrastruktur: Mobilität ist weiterhin ein zentrales Bedürfnis bzw. eine Notwendigkeit der Gesellschaft, jedoch befindet sich der zur Deckung von Mobilität notwendige Energieverbrauch deutlich unter dem Niveau von Dies hat vor allem zwei Gründe: die verwendeten Technologien nutzen Energie weitaus effizienter (Elektroautos, Hybridsysteme mit gasbetriebenen Motoren) und es hat sich das Verkehrsaufkommen, v.a. in Bezug auf das tägliche Pendeln zwischen Wohnort und Arbeitsplatz bzw. Einrichtungen der Nahversorgung deutlich reduziert. Dies wiederum liegt am wesentlich besseren Angebot des öffentlichen Verkehrs, am höheren Anteil mobil arbeitender Personen, am Bedeutungsgewinn regionaler Zentren als Erwerbsraum und nicht zuletzt an kompakteren Siedlungsstrukturen in den urbanen Zentralräumen (siehe unten, Abschnitt Siedlungsstrukturen ). Kurze Distanzen werden zu einem Großteil mit modernen Fahrrädern zurückgelegt. Ein hoher Anteil an Elektrorädern hat die Kilometerleistung sowie die Bereitschaft, auch längere Strecken mit dem Fahrrad zurückzulegen, signifikant erhöht. Die gut ausgebaute Stromtankstelleninfrastruktur und die Möglichkeit, Fahrräder jederzeit im öffentlichen Verkehr zu transportieren, tragen ebenfalls zur Beliebtheit dieses Verkehrsmittels bei. Durch solche intelligente Verkehrssysteme kann zudem erreicht werden, dass auch der jeweils erste und letzte Streckenabschnitt eines Weges in ländlichen Regionen gut abgedeckt sind ( first and last mile problem ). Im Bereich des Warentransports haben sich vor allem in den urbanen Zentralräumen hocheffiziente Logistiklösungen durchgesetzt. Siedlungsstrukturen: Die gesamte bebaute Fläche (Siedlungs- und Verkehrsflächen) hat im Vergleich zu 2005 ( ha) deutlich zugenommen und beträgt nun rund ha. Vor allem regionale Zentren (wie z.b. Horn, Eisenstadt, Freistadt oder Zell am See, Bezirkshauptstädte) haben an Bedeutung als Wohn- und Arbeitsort gewonnen. Große Zentralräume (z.b. Wien, Graz) sind kompakt, d.h. im Vergleich zu 2010 vor allem an den Rändern verdichtet, darüber hinaus aber nicht weiter gewachsen. Aus den ehemaligen dünner besiedelten Stadtrandgebieten sind verdichtet bebaute ökologische Stadtteile mit hoher Lebensqualität, guter Infrastruktur, lokalen Arbeitsplätzen, kurzen Wegen und einer exzellenten Anbindung an intelligent ausgebaute öffentliche Verkehrsnetze geworden. Die Verkehrsinfrastruktur in den Zentralräumen und in den regionalen Zentren ist ein hochflexibles und individuell zugängliches und nutzbares System. Der öffentliche Verkehr bietet zudem eine gute Anbindung kleinerer Orte an die jeweiligen regionalen Zentren. Regionale Zentren haben insbesondere auch als Erwerbsraum an Bedeutung gewonnen. Dadurch hat sich das Verkehrsaufkommen durch PendlerInnen reduziert (weniger PendlerInnen unter den BewohnerInnen regionaler Zentren, kürzere Strecken für die PendlerInnen aus kleineren Orten, da sie weniger in große Zentralräume und unter der Ausnutzung öffentlicher Verkehrsmittel vermehrt in regionale Zentren pendeln). In den kleineren Orten in manchen ländlichen Regionen finden wir nennenswerte touristische Nutzungen und dementsprechend auch ein Angebot an Arbeitsplätzen, andere Regionen haben sich auf Grund guter Ausgangsbedingungen auf die Produktion erneuerbarer Energien 59

60 (z.b. Biomasse) spezialisiert. Andere kleinere Orte in ländlichen Regionen haben als Erwerbsraum jedoch nur eingeschränkte Bedeutung und hier hat es im Vergleich zu 2010 auch keinen weiteren Siedlungszuwachs gegeben. Verglichen mit 2010 gibt es auch einen größeren Anteil an Gebieten, die naturschutzrechtlich geschützt sind. Das Zukunftsbild diente zum einen als Grundlage für die allgemeine Erörterung wichtiger Themen im Handlungsfeld Raumentwicklung und Energie. Zum anderen bildete es in leicht modifizierter Form den Ausgangspunkt für die Diskussion ausgewählter Ansatzpunkte zur Entwicklung von konkreten Strategien im Rahmen des Backcasting. 3. Ergebnisse Die im Folgenden zusammengefassten Ergebnisse basieren auf den Diskussionen mit den TeilnehmerInnen des Backcasting-Workshops sowie den Ergebnissen aus den Interviews mit ExpertInnen aus dem Bereich von Raum und Energie. Punktuell wurden die hier zusammenfassten Ergebnisse durch Literaturverweise ergänzt. Allgemein wurde von mehreren Seite angemerkt, dass drastische Veränderungen des Energiesystems so weit wie möglich vermieden werden sollten, da bei schnellen und zahlreichen Änderungen die Gefahr besteht, dass bestimmte soziale Gruppen deutlich schlechter gestellt und benachteiligt werden. Zudem würde damit auch die Wahrscheinlichkeit zunehmen, dass Entscheidungen hinsichtlich der zukünftigen die Flächennutzung letztlich suboptimal erfolgen mit entsprechend langfristigen Auswirkungen. Erneuerbare Energieträger Beim Ausbau von erneuerbaren Energieträgern sollte durch regionale Ressourcenpläne und regionales Ressourcenmanagement und der Erstellung von Roadmaps für Regionen sichergestellt werden, dass Flächen optimal je nach vorhandenen Ressourcen verwendet werden. Als Beispiel dafür, wie dies auf der Planungsebene realisiert werden könnte, wurde das Projekt Mühlviertler Ressourcenplan erwähnt. In diesem noch laufenden Projekt wird ein Instrument zur Steuerung der Ressourcennutzung auf Regionsebene, mit dem Ziel entwickelt, alle relevanten Material- und Energieströme zu erfassen, um auf dieser Basis zukünftige Planungsentscheidungen zu ermöglichen (Hellein, o.j.). Biomasse wird als ein zentrales Element einer nachhaltigen Energieversorgung in Österreich gesehen. Potenzialschätzungen bestätigen eine erhebliche Verfügbarkeit dieses Energieträgers, dennoch bedarf es neuer planerischer Instrumente, die Aufschluss darüber geben, wo und in welchem Ausmaß Biomasse genutzt werden soll. Bei forstwirtschaftlich nachhaltiger Nutzung ist das Potenzial nur eingeschränkt nutzbar und es gibt nur mehr wenig Ausbaupotential (im Minimalszenario der ÖROK-Studie wird ein Ausbau des zurzeit genutzten Potenzials um rund 10% angenommen, während das technisch nutzbare Potenzial mehr als das Doppelte der zurzeit genutzten Ressourcen beträgt; ÖROK, 2009, S. 71). Nachteilig auf den Flächenbedarf wirkt sich auch die geringe Energiedichte von Biomasse aus. Somit wäre, sagen ExpertInnen, eine flächendeckende Neuorganisation der Waldnutzung notwendig, um Biomasse optimal auf nachhaltige Weise nutzen zu können. Auch die direkte Nutzung von Sonnenenergie soll im Hinblick auf eine nachhaltige Energieversorgung forciert werden. Eine wichtige Grundlage aus Sicht der Raumplanung dafür sind solar-optimierte Bebauungspläne, die die aktive und passive Nutzung von Sonnenenergie begünstigen. Darüber hinaus ist es wichtig, das enorme Potenzial an 60

61 vorhandenen Dachflächen und Fassaden in Zukunft besser zu nutzen und dafür die planerischen Grundlagen zu schaffen. Detaillierte Vorschläge zur weiteren Verbreitung und Nutzung solarthermischer Anlagen sind in Fink et al. (2008) zusammengefasst. Fechner und Lugmaier (2007) diskutiert hingegen Potenziale und konkrete Maßnahmen zur Verbreitung von Photovoltaik. Es wurde die Meinung vertreten, dass Solarenergie auch heute schon in größerem Ausmaß (v.a. zur Stromerzeugung) genutzt werden könnte, wenn in diesem Bereich mehr Kapital eingesetzt werden würde, da sowohl theoretisch als auch praktisch genügend Flächen vorhanden sind. Auch hier werden lokal angepasste Lösungen als notwendig erachtet, denn in urbanen Räumen werden vermutlich andere Lösungen benötigt als in ländlichen Regionen. Fern- und Nahwärmenetze besonders wenn sie mit Biomasse und Solarenergie betrieben werden können auch weiterhin eine wichtige Rolle vor allem in dichter bebauten Siedlungen spielen, in denen der Wärmebedarf noch deutlich über dem Passivhaus-Standard liegt. Das zukünftige Potenzial der Fernwärme muss im Spannungsfeld von Netzauslastung und fortschreitender Sanierung von Gebäuden gesehen werden. In Zukunft könnte die Sinnhaftigkeit bestehender Netze, durch abnehmenden Verbrauch bei gleich bleibender Netzgröße, in Frage gestellt werden. Entscheidungen über den Erhalt bestehender oder die Errichtung neuer Netze werden in enger Abstimmung mit den vorhandenen baulich-räumlichen Gegebenheiten zu treffen sein. Wiederholt wurde in den Diskussionen und Interviews auf die natürlichen Grenzen erneuerbarer Energieträger hingewiesen. Geeignete Pläne über deren Nutzung sollten erstellt und verstärkt dazu eingesetzt werden, um EntscheidungsträgerInnen eine ausreichende Informationsbasis zur Verfügung stellen zu können. Initiativen auf regionaler Ebene, die sich auf das Thema Energie konzentrieren (Energieregionen, Energieautarke Regionen, 100%-EE-Regionen etc.), sollen weiter forciert und unterstützt werden. Solche Initiativen sind wichtige Lern- und Experimentierfelder und haben einen wichtigen Vorbildcharakter für weitere Projekte. Die Entwicklung von Groß- Demonstrationsprojekten, in denen integrierte Lösungen (Siedlungsstruktur, Mobilität, Energie etc.) geplant und umgesetzt werden, soll das Spektrum der best-practice Beispiele in den kommenden Jahren erweitern. Ein weiterer Aspekt, durch den sich ein auf erneuerbare Energieträger basiertes System auszeichnen wird, ist die größtmögliche Nähe von Erzeugung und Verbrauch. Dies gilt vor allem für den Bereich der Wärmeenergie. Energieerzeugungsanlagen sollen dort vorhanden sein, wo die entsprechenden Ressourcen zur Verfügung stehen, und die Transportwege von Rohstoffen und der erzeugten Energie sollen so kurz wie möglich gehalten werden. Vor allem bei Biomasse gilt, dass sowohl die Rohstoff- und Energiezentren als auch die EndkundInnen räumlich möglichst nahe beieinander liegen sollen. Während diese Forderung im ländlichen Raum in der Regel relativ einfach erfüllt werden kann, stellt sie in dichter bebauten, urbanen Räumen eine große Herausforderung dar, die wesentlich mehr als raumplanerische Lösungsansätze erfordert. Die räumliche Entwicklung der Produktion und Verteilung von Wärme und Strom muss getrennt voneinander betrachtet werden. In einem nachhaltigen Energiesystem kann bzw. soll die Wärmeproduktion weitgehend regionalisiert werden. Biomasse, Umgebungswärme und Solarthermie sollen wie oben bereits erwähnt möglicht vor Ort erzeugt und ohne Transportverluste verwendet werden. Hingegen wird für die Stromproduktion angenommen, 61

62 dass eine überregionale und zum Teil sogar supranationale Vernetzung für den weiteren Ausbau erneuerbarer Energietechnologien notwendig sein wird. So könnte gewährleistet werden, dass sich regionale und zeitliche Schwankungen im Energieangebot besser ausgleichen lassen und Strom, der an peripheren Standorten (z.b. aus Offshore-Windparks oder Solarkraftwerken) erzeugt wird, zu den VerbraucherInnen transportiert werden kann. Raumordnung Die Gesetze der Raumordnung stammen größtenteils aus den 1970er Jahren und sind in jedem Bundesland unterschiedlich. Raumordnungsgesetze, Sachprogramme und Regionalpläne werden in den Landtagen beschlossen. Auf Gemeindeebene liegt es im Kompetenzbereich des Gemeinderates über Flächenwidmungen, das örtliche Entwicklungskonzept und über den Bebauungsplan zu entscheiden. Immer wieder wird die Forderung laut, diese Kompetenzverteilung neu zu gestalten, um Interessenskonflikte und das Durchsetzen von Individualinteressen zu vermeiden, Widmungsverfahren von Grundstücken transparenter zu machen und an Nachhaltigkeitskriterien zu binden. Als Ursache für Planungsfehler wurden Informationsdefizite bezüglich der bestehenden umweltrelevanten Auswirkungen seitens der EntscheidungsträgerInnen im Planungsbereich genannt. Die Etablierung einer starken Regionalplanung hat ein hohes Nachhaltigkeitspotenzial. Als best-practice Beispiel wurden die Niederösterreichischen Regionalpläne, die auf die überörtliche Koordination raumrelevanter Entwicklungen abzielen, genannt. Eine andere Möglichkeit zur besseren Umsetzung von Nachhaltigkeitskriterien wäre die Etablierung von einheitlichen, bundesweiten Vorschriften zur Siedlungsentwicklung. Es ist jedoch nicht zu erwarten, dass sich an der Kompetenzverteilung in absehbarer Zeit grundsätzlich etwas ändern wird, und darüber hinaus ist es auch zu einfach gedacht, dass eine Umverteilung der Kompetenzen schnell Grundlegendes ändern würde. Vielmehr gilt es, so die überwiegende Meinung, die bestehenden Möglichkeiten und Instrumente der Raumplanung bestmöglich zu nutzen. Dazu zählen auch Konzepte wie das Österreichische Raumentwicklungskonzept (das neue ÖREK 2011 ist zurzeit in Ausarbeitung und soll im Sommer 2011 beschlossen werden), das in verbindliche Gesetze münden soll. Eine Neugestaltung der Raumordnung ist aber mit der Tatsache konfrontiert, dass auch mit einer Umsetzung bis 2015 die Wirkungen erst frühestens ab spürbar werden. Auf Gemeindeebene kann auch durch Rückwidmungen von Bauland das Instrument der Flächenwidmung im Sinne der Nachhaltigkeit eingesetzt werden, wenn die EigentümerInnen nicht ihren Anspruch auf Bebauung geltend machen. Durch gezielte Flächenwidmungen kann verdichtetes Bauen und Flurbereinigungen für Siedlungsparzellen erzwungen werden. Siedlungsstrukturen Gebiete, die zum Großteil aus Einfamilienhäusern bestehen, sollten mit weiteren Infrastruktur- Angeboten ausgestattet werden, um die Lebensqualität zu verbessern und den motorisierten Individualverkehr zu reduzieren. Zentrale Forderungen in diesem Zusammenhang beziehen sich auf die Schaffung von Arbeitsplätzen in der Nähe von Wohngebieten und die Entwicklung von flexiblen Arbeits- und Wohnsystemen. Zudem sollen Einrichtungen der Nahversorgung inklusive medizinische Versorgung, Schulen sowie attraktive Naherholungsgebiete vorhanden sein. Solche Weiterentwicklungen bestehender Siedlungen sollen zunächst in kleinstädtischen Strukturen und Einfamilienhaus-Gebieten am Stadtrand sowie in regionale Zentren vorangetrieben werden. Im Fall von regionalen Zentren muss zusätzlich auf eine breite Branchenstruktur, vielfältige Arbeitsplätze und ausreichende Bildungs- und 62

63 Freizeiteinrichtungen geachtet werden. Die Ausweisung von funktionellen Regionen kann die Umsetzung kompakter und gemischter Siedlungsstrukturen weiter unterstützen. Zusätzlich kann das Angebot noch um Serviceleistungen wie Kinderbetreuung, Car-pool, Fahrradreparaturwerkstätten und ähnlichem ergänzt werden. Mehrfachnutzungen und Gemeinschaftsnutzung von Flächen und auch Gerätschaften sollen zunehmen, beispielsweise die Nutzung eines Gartens durch mehrere Wohneinheiten (community garden). Besonders in der Stadt sollen leer stehende Gebäude genutzt werden können, die beispielsweise aus Spekulationsgründen nicht verwendet werden. Hohe Mieten für Geschäftsräume führen auch in innerstädtischen Lagen zu einem Ausdünnen der Geschäftsstruktur, was durch Mietobergrenzen vermieden werden könnte. Zersiedlung Das Problem zerstreuter Siedlungsstrukturen liegt zu einem wesentlichen Teil im Bestand. Für strukturschwache Regionen wird oftmals als einzige Lösung gesehen, in den Bestand einzugreifen, damit Nachhaltigkeitsziele erreicht werden können. Viele Gebäude mit hohem Energiebedarf abseits von regionalen Zentren müssten abgerissen werden sollen, damit das nachhaltige Zukunftsbild erreicht werden kann. Bei steigenden Energiepreisen wird die Attraktivität von Häusern in zersiedelten Regionen abnehmen, sodass die Dynamiken des Marktes für vermehrten Leerstand sorgen werden. Geplanter Rückbau als Strategie wird als unwahrscheinlich erachtet, sodass die Herausforderung darin besteht, bestehende Siedlungen bestmöglich und sinnvoll zu gestalten und einzubinden. Durch Instrumente wie der Flächenwidmung und den Bebauungsplänen kann verdichtetes Bauen erzwungen werden; durch Anreizstrukturen für Absiedlungen aus Streusiedlungen besteht die Chance, Ansiedlungen in regionalen Zentren zu begünstigen. Dabei ist jedoch darauf zu achten, dass Siedlungsgebiete auch nicht zu stark verdichtet werden. Insbesondere in größeren Städten besteht die Gefahr, dass die Wohnbevölkerung stark verdichtete Stadtgebiete mit wenigen Grünflächen als gering attraktiven Erholungsraum betrachtet. Eine Folge davon wäre wiederum ein stärkeres Verkehrsaufkommen an den Wochenenden, um der Stadt zu entfliehen. Regionen Eine stärkere Fokussierung auf regionale Strukturen und Systeme bietet die Chance, spezifisch auf kleinräumige Unterschiede eingehen zu können und Ressourcen dort zu nutzen, wo sie auch vorhanden sind. Auf diese Weise können auch regionale Wirtschaftskreisläufe gestärkt und ausgebaut werden. Planung sollte sich stärker an Funktionen (Wohnen, Arbeiten, Warenaustausch, Wärmeversorgung) orientieren, was bedeuten würde, dass je nach Funktion, die es zu erfüllen gilt, andere Regionsgrößen zum Tragen kommen. Vor allem die historisch gewachsenen politisch-administrativen Bezirks- und Landesgrenzen müssten dabei hinterfragt und punktuell aufgehoben werden. Je nach zu erfüllender Funktion und den Stärken und Schwächen lokaler Einheiten sollten übergreifende Konzepte forciert und durch übergeordnete Förderprogramme unterstützt werden. In diesem Bereich gibt es bereits eine Fülle an Erfahrungen, auf die in Zukunft weiter aufgebaut werden kann. Als Beispiel wurde die regionsübergreifende Zusammenarbeit, wie sie in der Großregion Oststeiermark seit einigen Jahren praktiziert wird, hervorgehoben. Es besteht dabei jedoch auch die Gefahr, dass sich neu etablierte Regionen wieder zunehmend voneinander abgrenzen. Dies schlägt sich beispielsweise in hohen Aufwendungen 63

64 für die regionale Markenbildung nieder und wird vom Druck auf RegionalpolitikerInnen weiter getrieben, die sich mit ihren Regionen präsentieren und profilieren wollen. Die hohen Kosten, die mit regionaler Markenbildung verbunden sind könnten durch verstärkte Zusammenarbeit mit anderen Kleinregionen vermieden werden. Als problematisch ist auch die Haltung, eine positive Entwicklung bzw. Aktivität nur deswegen nicht anzustreben, da diese schon in der Nachbargemeinde oder im Nachbarbezirk stattgefunden hat. Subventionen und Steuern Ein großes Hindernis auf dem Weg zu nachhaltigen Siedlungsstrukturen ist die bestehende Form der Wohnbauförderung. Die Errichtung neuer Einfamilienhäuser wird immer noch in großem Umfang gefördert. Das gilt für alle Bundesländer, auch wenn sich die konkreten Förderbestimmungen und Förderhöhen je nach Bundesland unterscheiden. Dadurch wird der Bau von neuen Einfamilienhäusern und sonstigen Gebäuden weiter forciert. Durch gezielte Umlenkung der finanziellen Mittel und infrastrukturellen Maßnahmen wie einer Förderung der Durchmischung von Siedlungen könnte es zu nachhaltigeren Entwicklungen kommen. In Hinblick auf das Zukunftsbild sollte die Errichtung von Einfamilienhäusern nicht mehr gefördert werden, sondern es sollen stattdessen vermehrt Mittel für die Sanierung von Häusern, zur Belebung von Leerstand und zur Nachverdichtung zur Verfügung gestellt werden. Leitbilder und Werte Auch der Bereich der Bewusstseinsbildung ist für den nachhaltigen Umbau des Energiesystems von großer Bedeutung. Dies umfasst die Bereiche der (Aus-) Bildung und Informationen zu umweltrelevanten Fragen und ein kritisches Hinterfragen tradierter Werte und Bilder. So tragen etwa spezielle Leitbilder, wie das der glücklichen Familie im eigenen Haus mit Garten, wesentlich dazu bei, den Wunsch nach einem eigenen Haus auf der grünen Wiese zu verwirklichen. Insbesondere die Verfügbarkeit von Informationen muss in großem Umfang vorangetrieben werden. Besonders in der Schul- und Erwachsenenbildung, aber auch in der Etablierung regionaler Energieagenturen und Informationsstellen, die auch räumliche Nähe zu den Menschen aufweisen, besteht die Möglichkeit zur Verbreitung von weiterführenden Informationen. Es bedarf zudem eines gesellschaftlichen Konsenses über das Ziel eines nachhaltigen Energiesystems. Sowohl auf institutioneller wie auch auf zwischenmenschlicher Ebene soll das Leitbild einer verbesserten Kooperationsbereitschaft mehr in den Mittelpunkt gerückt werden. Das Handeln soll nicht vom Streben nach mehr Wachstum geprägt sein, sondern durch gegenseitige Unterstützung, Zusammenarbeit und Langfristigkeit. Ein Grundeinkommen könnte dazu beitragen, den Zwang zu täglicher Erwerbsarbeit verringern, wodurch auch Mobilitätsanforderungen abnehmen würden. Als wichtig wird auch der Aspekt des Verzichtens erachtet, sei es auf Energie oder auch Mobilität. Alleine durch Energieeffizienzgewinne ist es nicht möglich, grundlegende Ziele für ein nachhaltiges Energiesystem wie etwa eine Verringerung des Energieverbrauchs zu erreichen. Mobilität Prinzipiell geht es nicht notwendigerweise darum, Mobilität zu verringern, sondern, dass der durch Mobilität induzierte Energieverbrauch im Vergleich zu heute erheblich abnimmt. Dabei kann die Vermeidung von Wegen jedoch ein entscheidender Faktor sein. So ist etwa die 64

65 Struktur von Siedlungen in hohem Maße für das Verkehrsaufkommen durch Automobilität verantwortlich. Durch bessere Nutzungsdurchmischung können viele Wege des täglichen Bedarfs auch zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurückgelegt werden. Darüber hinaus könnte eine Streichung der PendlerInnenpauschale für den motorisierten Individualverkehr zielführend sein. Weiters wäre es wichtig, Mobilität vom Besitz eines Autos zu entkoppeln. Das öffentliche Verkehrsnetz sollte weiter ausgebaut werden und durch günstige und flexible Preisgestaltung und durch individuelle Zugänglichkeit als attraktive Alternative zum Autoverkehr entwickelt werden. Viele Schwierigkeiten wie etwa das first and last mile problem könnten durch intelligente Lösungen und Systeme in den Griff bekommen werden. Auch Informationstechnologien sollen im öffentlichen Verkehr an Bedeutung gewinnen, wodurch er einfacher nutzbar ist. Die Umstellung auf öffentlichen Verkehr soll dennoch graduell erfolgen, um auch allen Aspekten neuer Lösungen gerecht zu werden, zum Beispiel wird bei Park&Ride Lösungen ein erhöhter Platzbedarf benötigt. Unterschiedliche Platzansprüche gilt es auch beim Ausbau des Fahrradwegenetzes zu beachten. Auch für den Warenverkehr sollten Logistiksysteme optimiert und Bahn und E-Mobilität vermehrt eingesetzt werden. Durch den massiven Ausbau der Infrastrukturen für E-Mobilität könnte es zudem gelingen, CO 2 Emissionen zu reduzieren. Wenn Lösungen zur Speicherung von Elektrizität gefunden werden und somit die Reichweite mit der eines Benzinautos vergleichbar ist, kann E-Mobilität eine Alternative sein, die auch tatsächlich von vielen angenommen wird. Weiters wäre eine vermehrte Verwendung von Elektro-Fahrrädern wünschenswert vor allem im Verbund mit öffentlichen Verkehrssystemen zur Lösung des first and last mile Problems. Der öffentliche Verkehr sowie regionale Verkehrsverbünde sollten sich an regionalen Zentren ausrichten. Dort finden sich Knotenpunkte von öffentlichen Verkehrsmitteln. Wenn die Kosten für Mobilität höher werden, steigen auch die Mobilitätskosten in zersiedelten Gebieten erheblich, wodurch ein Anreiz zur Absiedelung aus diesen Gebieten entsteht. Generell muss bei neuen Verkehrskonzepten danach unterschieden werden, was auf globaler Ebene (beispielsweise Flugverkehr) und was auf nationaler und regionaler Ebene geschehen kann. 4. Empfehlungen für das Handlungsfeld Raum und Energie Die folgenden Handlungsempfehlungen basieren im Wesentlichen auf den Ergebnissen des Backcasting Workshops zum Thema Raum und Energie. Sie stellen eine gezielte, im Workshop getroffene Auswahl aus den im vorangegangenen Abschnitt behandelten generellen Handlungsmöglichkeiten dar. Zwei Kriterien lagen dieser Auswahl zu Grunde: zum einen die zeitliche Dringlichkeit der Maßnahmen in Bezug auf die Erreichung des Zukunftsbildes ( Was sollte sofort bzw. in den kommen den Jahren an Angriff genommen werden? ) und zweites die mögliche Wirkung bzw. die Erfolgsaussichten der vorgeschlagenen Maßnahmen. 65

66 Regionale Energieressourcen gezielt nutzen Problemanalyse Ein Merkmal vieler erneuerbarer Energieträger ist ihr hoher Flächenbedarf. Da die für die Energieproduktion verfügbare Fläche aber begrenzt ist), gilt es beim Ausbau der erneuerbaren Energieressourcen einen jeweils an die lokalen Bedingungen optimal angepassten Nutzungsmix zu finden. Allgemeiner gesagt es, geht es dabei um einen konstruktiven Umgang mit den unterschiedlichen Ansprüchen, wie Land genutzt werden soll. Mögliche Nutzungskonflikte betreffen einerseits die verschiedenen Formen erneuerbaren Energieressourcen selbst (etwa die Frage, ob Flächen für Photovoltaik oder zum Anbau von Energiepflanzen verwendet werden sollen) und andererseits alle anderen möglichen Nutzungen (Energie- oder Lebensmittelproduktion, Anbaufläche oder Siedlung). Ebenfalls an Bedeutung gewinnen wird in diesem Zusammenhang die Frage, in welcher räumlichen Nähe unterschiedliche Nutzungen zugelassen werden. Das nutzbare Potenzial von Windkraftanlagen hängt beispielsweise stark davon ab, in welchem Abstand solche Anlagen zu Siedlungen errichtet werden. Neben dem Umgang mit den verschiedenen, sich überlagernden Nutzungsansprüchen geht es beim Ausbau der erneuerbaren Energieträger aber auch um die Entwicklung von Synergien. Ein Beispiel dafür wäre die Kombination von Windenergienutzung und dem Anbau von Biomasse. Bei der Nutzung von erneuerbaren Ressourcen muss auch unterschieden werden, ob diese zur Gewinnung von Wärme oder zur Stromproduktion eingesetzt werden, was unterschiedliche Ansprüche und Konsequenzen mit sich bringt. Um Verteilungsverluste möglichst gering zu halten, ist es prinzipiell sinnvoll, Wärmeenergie möglichst in räumlicher Nähe zum Endverbrauch zu erzeugen. Die Produktion von elektrischem Strom durch erneuerbare Energieträger soll hingegen dort geschehen, wo dies den höchsten Ertrag bringt. Zudem ermöglichen entsprechend ausgebaute Stromnetze einen besseren Ausgleich der regionalen und zeitlichen Schwankungen des Energieangebots. Besonders relevant für Österreich ist die Nutzung der Biomasse, der in Studien hohes technisches Potenzial zugeschrieben wird. Aufgrund der geringen Energiedichte von Biomasse wäre jedoch eine grundlegende Neuorganisation der Flächennutzung (Wald- und Ackerflächen) notwendig, um Biomasse in größerem Ausmaß nachhaltig nutzen zu können. Maßnahmen Erstellung nationaler und regionaler Ressourcenpläne Österreich ist geprägt durch starke regionale Unterschiede in den klimatischen und naturräumlichen Bedingungen geprägt. Dementsprechend groß sind auch die Unterschiede in Bezug auf die regional jeweils verfügbaren erneuerbaren Energieressourcen. Durch die Erstellung von flächendeckenden Ressourcenplänen kann erreicht werden, dass Ressourcen möglichst optimal genutzt werden. Ressourcenpläne sollen Informationen über naturräumliche und wirtschaftlich nutzbare Potentiale, aber auch über bestehende Ansprüche und mögliche Nutzungskonflikte enthalten. Dadurch stellen Ressourcenpläne eine wichtige Grundlage für die weitere Planung bzw. den weiteren Ausbau erneuerbarer Energieträger dar. Lokal angepasste Energieversorgungskonzepte Ausgehend von lokal verfügbaren räumlich-strukturellen Gegebenheiten und den lokal verfügbaren Ressourcen sollen aufbauend auf den regionalen Ressourcenplänen 66

67 entsprechende Energieversorgungskonzepte ausgearbeitet werden. Der Fokus dieser Konzepte soll die Region mit den dort vorhandenen Potenzialen sein und nicht politischadministrative Einheiten wie Gemeinde, Bezirk oder Land. Dadurch kann das tatsächliche Potenzial der funktionalen Region, die sich durch ähnliche Merkmale in der Verfügbarkeit von Energieressourcen kennzeichnet, optimal genutzt werden. Institutionelle Kompetenzen Durch die Neudefinition des Begriffs Region bedarf es auch neuer Institutionen, die für die Umsetzung dieser neu geschaffenen Energieregionen und für das Ressourcenmanagement zuständig sind. Bei den bisherigen best-practice Beispielen kooperieren in der Regel mehrere Gemeinden in einem Netzwerk. Dazu muss auf bestehende regionale Strukturen aufgebaut werden oder es müssen bei Bedarf auch neue Strukturen entwickelt werden. Von Bedeutung ist dabei die finanzielle und fachliche Unterstützung von außen damit neue institutionelle Kompetenzen geschaffen werden können und damit die Voraussetzung für den Aufbau regional angepasster Energiesysteme vorliegen. Koordination von Energie- und Raumplanung Problemaufriss In einem nachhaltigen Energiesystem kommt regional verfügbaren Ressourcen eine große Bedeutung zu (siehe oben). Daher müssen Fragen des Umbaus des Energiesystems stärker als bisher an Fragen der Raumplanung und umgekehrt Fragen der Siedlungs- und Flächenentwicklung stärker an die Energieplanung gekoppelt werden. Raumplanerische Maßnahmen sind notwendig, wenn die Energieversorgung weitgehend durch erneuerbare Energieressourcen sichergestellt werden soll. Dabei ist insbesondere zu bedenken, dass ein wesentlicher Anteil am Energieverbrauch dem Verkehrssektor zukommt. Als eine der Hauptursachen für den hohen Energieverbrauch im Verkehrsbereich gilt die Zersiedelung, da durch verstreute Siedlungsstrukturen sowohl der Energiebedarf für die Errichtung entsprechender Versorgungsinfrastrukturen steigt, als auch der Energiebedarf für Mobilität zunimmt. Auch der Wärmebedarf ist an raumplanerische Entscheidungen gebunden, da verschiedene Gebäudearten einen unterschiedlich hohen Energiebedarf aufweisen (z.b. Einfamilienhaus vs. großvolumiger Wohnbau). Maßnahmen Integrale statt sektoraler Strukturen in der Energie- und Raumplanung Die Erstellung regionaler Ressourcenpläne sowie lokal angepasster Energieversorgungskonzepte (siehe oben) muss in enger Koordination bzw. institutioneller Anbindung mit der Raumplanung erfolgen. Es ist also eine Umwandlung weg von sektoralen und hin zu integralen Strukturen hinsichtlich Raumplanung und Energieplanung nötig. Mit solchen integralen Planungsstrukturen soll berücksichtigt werden, dass sich die Raumentwicklung an der Verfügbarkeit regionaler Ressourcen, insbesondere auch an den verfügbaren Energieressourcen, orientieren muss. Umgestaltung der Wohnbauförderung Aufgrund eines höheren Energiebedarfs von Einfamilienhäusern sollte die Förderung der Errichtung neuer Einfamilienhäuser eingestellt werden. Insbesondere sollen keine Gebäude abseits von regionalen Zentren unterstützt werden, da damit zusätzlicher 67

68 Energiebedarf für Mobilität entsteht. Vielmehr sollte die finanzielle Unterstützung für die Sanierung schon bestehender Einfamilienhäuser ausgeweitet werden. Beihilfen sollen auch bei Nachverdichtungen in schon besiedelten Gebieten, besonders im urbanen Raum, geleistet werden. Baulandwidmungen an Nachhaltigkeitskriterien koppeln Ein Schritt um den Anstieg des Energiebedarfs einzudämmen ist es, die Widmungen von Bauland an Kriterien einer nachhaltigen Energieversorgung zu koppeln. Somit kann vermieden werden, dass durch neu errichtete Häuser und Siedlungen die Energienachfrage mehr als notwendig steigt. Zusammenarbeit über Gemeindegrenzen hinweg Ein koordiniertes Vorgehen bei der Erstellung örtlicher Entwicklungskonzepte, der Flächenwidmung sowie der Erstellung von Bebauungsplänen über Gemeindegrenzen hinweg ist notwendig um Zersiedelungstendenzen weiter einzudämmen. Entwicklung nachhaltiger Siedlungs- und Regionalmodelle Problemaufriss Die im nachhaltigen Zukunftsbild für das Jahr 2050 beschriebenen Siedlungsstrukturen ermöglichen eine weitgehende Nutzung lokal verfügbarer, erneuerbarer Energieressourcen und zeichnen sich gleichzeitig durch einen stark reduzieren Verbrauch aus. Die Verbrauchsreduktionen werden im Bereich des Wohnens durch höhere Verbauungsdichten, hohe thermische Standards der Gebäude sowie durch (passive) solare Gewinne erreicht. Zusätzliche Reduktionen werden im Bereich der Mobilität erzielt, und zwar durch ein verbessertes öffentliches Verkehrssystem, durch einen hohen Anteil an Elektromobilität sowie durch einen deutlichen Rückgang des Verkehrsaufkommens. Diese Zukunftsbeschreibung unterscheidet sich deutlich von der gegenwärtigen Situation. Im Workshop wurde festgestellt, dass es in Österreich bislang überhaupt keine Erfahrungen mit solchen integrierten Siedlungsmodellen gibt. Die kommunalen und regionalen Modellprojekte, die in den letzten 15 Jahren entwickelt und umgesetzt wurden, konzentrieren sich auf jeweils ganz bestimmte Teilaspekte (Verkehr, erneuerbare Energieträger, Siedlungsorganisation). Aus diesem Grund wurde als wichtiger nächster Schritt die Entwicklung von integrierten Modellen diskutiert. Konkrete Ansatzpunkte für solche Modellvorhaben wurden vordringlich in zwei Bereichen gesehen: a) in bislang eher dünn besiedelten Stadtrandgebieten sowie b) in regionalen Zentren, von denen (nicht nur in unserem Zukunftsbild) angenommen wird, dass sie zukünftig als Arbeits- und Wohnorte an Bedeutung gewinnen werden. Wichtig bei der Entwicklung solcher Modellvorhaben ist aus Sicht der WorkshopteilnehmerInnen nicht nur, dass hier zum ersten Mal die wichtigsten Funktionen (Arbeiten, Wohnen, Mobilität) neu in Hinblick auf die Zielsetzungen einer nachhaltigen Energieversorgung organisiert werden, sondern auch, dass insgesamt die Attraktivität für die dort lebenden Menschen möglichst hoch ist. Gedacht wird an gemischte Siedlungsstrukturen, die eine möglichst gute Versorgung mit Lebensmitteln, medizinischer Versorgung, Schulen, Freizeiteinrichtungen und -angeboten, Dienstleistungsangeboten etc. bieten. Integrierte Modellprojekte können in Form von Stadterweiterungsvorhaben aber vor allem auch in bereits bestehenden Strukturen umgesetzt werden. Sie stellen einen konkreten Schritt in Richtung Zukunftsbild dar und bieten gleichzeitig Raum für notwendige soziale und technische 68

69 Lernprozesse. Die Umsetzung von Modellvorhaben wird im Vergleich zu top-down orientierten Strategien, wie der Änderung der Planungskompetenzen als eine der zurzeit vordringlichsten und gleichzeitig aussichtsreichsten Strategien angesehen. Maßnahmen Forschung zum Thema integrierte Siedlungsmodelle Aufgrund der Tatsache, dass integrierte Siedlungsmodelle bislang hauptsächlich als Konzeptideen existieren, gibt es eine Vielzahl offener Fragen. Technisch gesehen geht es etwa um die Auswahl der geeigneten Technologien und deren Integration auf der Gebäude- sowie der Siedlungsebene. Neben dem Einsatz bereits marktüblicher Technologien müssen dazu auch neue Technologien entwickelt und für einen Einsatz in Form von Pilotanwendungen vorbereitet werden. Auch hinsichtlich der Planung umfassender Lösungen sind noch viele Fragen zu klären, beispielsweise hinsichtlich der (minimalen und maximalen) Größe solcher Vorhaben, in Bezug auf das Zusammenspiel von Siedlungsorganisation und neuen Mobilitätskonzepten oder hinsichtlich der (internationalen) Erfahrungen mit vergleichbaren Projekten. D.h. zusammengefasst, viele Aspekte, die zur Vorbereitung integrierter Modellvorhaben notwendig sind, fallen in den Bereich der angewandten Forschung. Darüber hinaus bieten realisierte Vorhaben eine Fülle an Möglichkeiten, um aus den Praxiserfahrungen zu lernen (Evaluationsforschung). Entwicklung geeigneter Developer- und Beteilungsmodelle Neben der Klärung von konzeptionellen und technischen Fragen müssen auch Strukturen zur Durchführung solcher weit reichender Projekte entwickelt werden. Dabei geht es zum einen um wirtschaftliche, rechtliche und organisatorische Voraussetzungen (Gründung geeigneter Developer- und Betreiberorganisationen, Einbindung der öffentlichen Hand etc.) aber auch um Fragen der Prozessorganisation. An erfolgreichen Projekten kann man sehen, dass die Organisation von Kommunikations- und Abstimmungsprozessen innerhalb von Projektkonsortien aber auch die Kommunikation nach außen, vor allem was die Einbeziehung der (zukünftigen oder gegenwärtigen) BewohnerInnen und sonstigen direkt betroffenen Gruppen betrifft, einen entscheidenden Erfolgsfaktor darstellt. Politische Unterstützung und geeignete Rahmenbedingungen Für die Umsetzung von nachhaltigen Siedlungs- und Regionalmodellen sind entsprechende Rahmenbedingungen zu schaffen. Grundlagen für konkrete Projekte können im Bereich der örtlichen Raumplanung geschaffen werden. Die Finanzierung könnte zum Teil mit Mitteln der Wohnbauförderung erfolgen. Von großer Bedeutung sind darüber hinaus auch entsprechende Forschungsprogramme (wie etwa die Programme Smart Energy Demo oder SET plan Smart City). 69

70 3.8. Handlungsfeld Neue Governanceformen am Beispiel Smart Grids Im Abschnitt 3.2 wurde bereits im Rahmen der Drivers und Trends auf die Bedeutung der Politik für die Gestaltung des Energiesystems hingewiesen. In diesem Abschnitt gehen wir nun an Hand des Beispiels Smart Grids näher auf die politischen Gestaltungsmöglichkeiten dieses komplexen sozio-technischen Systems ein, insbesondere darauf, wie damit das Ziel eines nachhaltigeren Energiesystems erreicht werden kann. Häufig eher als Marketing- denn als technischer Begriff verwendet, werden unter dem Begriff Smart Grids unterschiedlichste Technologien zusammengefasst, die einen energie- und kosteneffizienteren Systembetrieb als bisher ermöglichen. Smart Grids sind intelligente Stromnetze, die mittels zeitnaher und bidirektionaler Kommunikation zwischen den Netzwerkkomponenten die Transparenz und Steuerbarkeit des Stromnetzes insgesamt erhöhen. Damit wird das Stromnetz zu einem wesentlich komplexeren und dynamischeren Elektrizitätssystem aus Netzkomponenten, Erzeugern, Speichern und verbraucherseitigen Endgeräten (ERGEG, 2009; Nationale Technologieplattform Smart Grids Austria, 2010). Angesichts der Tatsache, dass erneuerbare Energieträger häufig angebots- und nicht nachfragedeterminiert sind, sind Smart Grids neben neuen Speichertechnologien eine wesentliche Grundlage für die umfassende Nutzung erneuerbarer Energieträger. Zudem sind für die soziale und ökonomische Nachhaltigkeit beim Aufbau von Smart Grids die Fragen der Partizipation, des Zusammenspiels der verschiedenen Politikebenen, sowie Fragen der Integration der unterschiedlichen relevanten Politikfelder wesentlich. Die Diskussion ist gerade deswegen besonders aktuell, da zurzeit wichtige regulative Weichenstellungen für den Aufbau der Smart Grids erfolgen, die die Nachhaltigkeit dieses komplexen sozio-technischen Systems entscheidend beeinflussen werden. In diesem Abschnitt wird das Handlungsfeld Neue Governanceformen am Beispiel Smart Grids systematisch diskutiert. Die Ergebnisse basieren auf wissenschaftlicher Literatur, aktuellen Diskussionsbeiträgen in Medien und auf den Ergebnissen eines Expertenworkshops, den das Projektteam unter Teilnahme von acht ExpertInnen aus Industrie, Netzbetreiber, EVU, Energiepolitik, Beratung/Medien/PR sowie Forschung (Politikwissenschaft, Energiewirtschaft, Regionalökonomie) im Oktober 2010 in Wien durchgeführt hat. Die Mehr-Ebenen-Perspektive als methodischer Rahmen In der politischen Ökonomie werden unter Governance alle Formen und Mechanismen der Koordinierung zwischen mehr oder weniger autonomen gesellschaftlichen Akteuren verstanden, deren Handlungen interdependent sind, die sich also wechselseitig beeinträchtigen oder unterstützen können (Benz et al., 2007). Regelsysteme, welche die Organisation von Entscheidungen festlegen, werden als Governance-Mechanismen bezeichnet. Wir wollen auf eine engere Definition des Begriffes fokussieren und in Bezug auf die Governance von Smart Grids die Gestaltungsspielräume der staatlichen Akteure verstehen, die im Zusammenspiel mit privaten und zivilgesellschaftlichen Akteuren gestaltend in die Entwicklung dieser Energiesysteme eingreifen. 70

71 Solange die langfristige Entwicklung des Energiesystems einen hohen Grad an Unsicherheit und Pfadabhängigkeiten mit sich bringt, stellt sich die Frage, welche Governance-Strukturen eine Transition zu einem nachhaltigen Energiesystem voranbringen können. Soziale Systeme mit demokratischen Governance-Strukturen sind nicht vollständig steuerbar oder kontrollierbar im Sinne einer mechanistischen Betrachtungsweise. Vielmehr werden soziale Systeme durch Interventionen der beteiligten Akteure bestimmt. Betrachtet man ein soziales System als im Sinne Luhmanns (1984) autopoietisches, operativ geschlossenes System, müssen Politik, ökonomische Akteure und die Zivilgesellschaft anerkennen, dass auf Grund der Komplexität der Zusammenhänge keine unabhängigen Lösungen einzelner Stakeholder entwickelt werden können. Strategisches Handeln muss daher reflexiv mit Unvorhersehbarem umgehen können, durch Selbstorganisationsmechanismen unterstützt werden und experimentell alternative Lösungsszenarien entwickeln. Derzeit wird häufig ein Kontrollverlust nationalstaatlicher Politik aufgrund steigender gesellschaftlicher Komplexität konstatiert, die sich in verringerter Macht des Staates, Regulierungen, Umweltsteuern oder ähnliches durchzusetzen, äußern. Dem gegenüber nimmt der Einfluss der europäischen als auch der regionalen administrativen Ebenen sowie privatisierter Energiekonzerne, transnationaler Konzerne, der Finanzdienstleister und globaler Marktkräfte zu. Dies geht mit einem Bedeutungsgewinn neuer Akteurstypen, wie internationale NGOs oder globale korporative Akteure einher. Zudem deuten die Diskussionen über die Finanzkrise und die darauf folgende Wirtschaftskrise darauf hin, dass sich unter bestimmten Umständen Governanceformen auch abrupt ändern können sodass auch der Wille und die Kapazität in die Entwicklung des Energiesystems steuernd einzugreifen sich schnell grundlegend ändern können. Im Kontext der Analyse komplexer sozio-technischer Transformationen wurde die so genannte Mehr-Ebenen-Perspektive ( multi-level-perspective ) als methodischer Rahmen populär (z.b. Geels, 2002, 2010; Genus und Coles, 2008; Markard und Truffer, 2008). Diese Mehr-Ebenen- Perspektive nimmt drei unterschiedliche, sozio-technische Ebenen an, die sich durch zunehmende Breite, Inklusion und Resilienz voneinander unterscheiden: - Nischen: Als Nische wird das so genannte Produktions-Konsumptions-System im vorliegenden Fall das Elektrizitätssystem als die operative Ebene (Kunden, Lieferanten usw.) des Energiesystems verstanden. Die Einführung von Smart Grids stellt einen radikalen Umbruch im System dar und soll im Rahmen eines Regimewandels zu einer weitverbreiteten Nutzung erneuerbarer Energien beitragen. - Regime: Das Regime bezeichnet die Steuerungsebene, der Politik, Forschung, Interessensvertretungen, und andere Stakeholdergruppen angehören, die durch ein gemeinsames Regelsystem miteinander verbunden sind. Eine Transition vom derzeitigen Energiesystem zu einem nachhaltigen Energiesystem wäre im Mehr-Ebenen-Modell ein Wechsel auf der Regimeebene. - Landschaft: Die sozio-technische Landschaft umfasst das gesellschaftliche Umfeld des betrachteten Systems, das sich durch gesellschaftspolitische Konventionen, Werte und Handlungsroutinen auszeichnet, sich langfristig etabliert hat und nur langsam veränderbar ist. Hierzu gehören für den Energieverbrauch relevante Verhaltensweisen, Werthaltungen (Klimarelevanz), oder Toleranzniveaus (z.b. gegenüber Ausfallsrisiken, oder Risiken der Kernenergienutzung). 71

72 Der Fokus dieser Überlegungen richtet sich auf das sozio-technische Regime, das durch seine Mittelstellung zwischen der Ebene des Produktions-Konsumptions-Systems und der Ebene der sozio-technischen Landschaft, eine Transition hin zu mehr Nachhaltigkeit bewirken soll. Angesichts des skizzierten Komplexität scheint der Reflexive Governance -Ansatz (Voß et al., 2006) als konzeptionelle Basis hilfreich, um das Kernhandlungsfeld Governance, wie es im vorliegenden Projekt identifiziert wurde, näher zu betrachten. Reflexive Governance bezieht sich auf die Herausforderung gesellschaftliche Entwicklungen mittels reflexiver Strategien zu beeinflussen. Zu beachten ist dabei das Phänomen, dass Steuerungshandlungen in Bezug auf das Objekt der Beeinflussung rückwirkend auch das Subjekt und seine Fähigkeit zur Gestaltung beeinflussen (Kemp und Loorbach, 2006). Beispielsweise kann die Umgestaltung des Fördermanagements auf strategischer Ebene zu veränderten Gestaltungsspielräumen für die demokratisch legitimierte Politik führen. So kann etwa F&E-Politik zum Entstehen neuen Wissens beitragen, das rückwirkend wiederum die F&E-Politik beeinflusst. Neue Regulierungen können im Rahmen ihrer Umsetzung Neuformulierungen von Doktrinen erzwingen auf denen Energiesysteme langfristig aufbauen. Der Elektrizitätssektor als komplexes Produktions-Konsum-System Im Vergleich zum gegenwärtigen zentralisierten, unidirektionalen Elektrizitätssystem 1 sind Smart Grids wesentlich komplexer und dynamischer. Ein derartiges Produktions- und Konsumsystem lässt sich weder durch reine Marktmechanismen, noch durch hierarchische und starre Beziehungen zwischen Versorger und Endnutzer steuern. Im vorliegenden Projekt wurde (in Bezug auf das Szenario eines nachhaltigen Energiesystems) keine Alternative zu einem dezentral organisierten Produktions- Konsumsystem gesehen. Bevorzugt wird ein System in dem Endnutzer gleichzeitig unter Nutzung erneuerbarer Ressourcen (z.b. Wind, Biogas-Kraft-Wärme Kopplungen, Photovoltaik) auch zur Stromproduktion beitragen. Unter solchen Bedingungen weit gestreuter und ausbalanzierter politischer und wirtschaftlicher Macht zwischen Politik, Verwaltung, privaten Wirtschaftssektoren, Produzenten, Konsumenten und der Zivilgesellschaft macht ein Regimewechsel einen hohen Grad an Regulierung und Flexibilität notwendig. Aus der Perspektive der Steuerung sozialer Systeme scheint eine netzwerkorientierte, Reflexive Governance als erstrebenswert. Allerdings stehen wir hier erst am Beginn der Entwicklung entsprechender Instrumente. Reflexive Governance als Moderation von Systemtransitionen Die zentrale Herausforderung für die Politik liegt in der Gestaltung der Systemtransformation hin zu mehr Nachhaltigkeit, unter Berücksichtigung neu zu überprüfender energiepolitischer Ziele, die von einer Vielzahl von Stakeholdern mit unterschiedlichen Interessenslagen formuliert werden. Die Politik muss etwa bei der Formulierung neuer Spielregeln und Institutionen in einem sich wandelnden dezentralen Produktions- und Konsumsystem rasch reagieren können, um kurzfristige exzessive Marktphänomene oder Schwarmverhalten auszubalancieren (Abbate, 1999). In eine derart komplexen Dynamik muss Politik daher von 1 im Sinne der eindeutigen Zuordnung der Produktion zu großen Unternehmen und des Konsums zu kleinen Abnehmern, ohne dass eine systemrelevante Rückspeisung erfolgt 72

73 vornherein mit reflexiven Handlungsstrategien, also mit Reflexive Governance agieren. Als einen wesentlichen Aspekt davon gehen wir speziell darauf ein, wie Politikkoordination im Bereich Energie entlang der dreier unterschiedlicher Dimensionen erfolgen kann (Ornetzeder et al., 2010, S.10): - Horizontale Politikkoordination stellt die Abstimmung mit anderen Politikbereichen (wie Forschung und Innovation, Mobilität, Umwelt und Klima, Bauwirtschaft, öffentliche Verwaltung, Beschaffung, Bildung, soziale Kohäsion usw.), die für eine nachhaltige Energiepolitik mit verantwortlich sind, her. - Vertikale Politikkoordination bezieht sich auf die Abstimmung zwischen den politischen Hierarchieebenen, von der regionalen, zur nationalen bis hin zur Ebene der Europäischen Union, und schließt gegebenenfalls auch Institutionen auf globaler Ebene ein. - Mehr-Ebenen-Koordination schließlich bezeichnet im Sinne der skizzierten Mehr-Ebenen- Perspektive das Zusammenspiel der politischen Ebene (Regulierungsregime) mit der operativen Ebene der Energieversorgung (Nische bzw. Produktions-Konsumsystem) auf der einen Seite, und der gesellschaftspolitischen Ebene (Landschaft, Rahmenbedingungen) auf der anderen. Angesichts der Vielzahl relevanter Akteure in diesem komplexen System mag es nicht verwundern, dass es zwar eine Reihe von Steuerungsinstrumenten gibt, die der Politik im Prinzip zur Verfügung stehen und über deren Wirksamkeit in Expertenkreisen kein Zweifel besteht, dass es aber vielfach an der Umsetzung mangelt. Das Beispiel der Ökosteuern, die in Österreich seit mehr als zehn Jahren diskutiert werden, ist nur eines von vielen in diesem Zusammenhang. Vielfach fehlt bei den Proponenten das Bewusstsein für Lock-In-Situationen, Pfadabhängigkeiten, Selbstorganisation und die Reflexivität von gesetzten Handlungen. Da marktorientierte Koordinationsmechanismen (wie beispielsweise Emissionshandel und Ökosteuern) primär auf Effizienzsteigerungen ausgerichtet sind, deren Effektivität durch Lobbyismus gegen Null zu gehen droht (zu hohe Quoten an CO 2 -Zertifikaten oder zu moderate Steuerbelastungen), wäre es sinnvoll Instrumente einzusetzen deren Wirkung auf Effektivität abzielen und nicht solche die aufgrund weicher Spielregeln zu rhetorischen Hüllen werden. Dies bedeutet unter anderem, dass ökonomische Instrumente durch andere Mechanismen der Governance begleitet werden müssen. Die Einbeziehung aller wichtigen Akteursgruppen ist eine Voraussetzung für Reflexive Governance. Entsprechende partizipative Instrumente zur Formulierung von Leitbildern, zur Adaptation unterschiedlicher Interessenslagen und zur Entscheidungsfindung für den Transitionsprozess bietet die Methodologie des Foresight an (Weber, 2006). Ein Beispiel dafür sind Foresightprozesse, die den beteiligten Politikakteuren zu alternativen, proaktiven Handlungsoptionen verhelfen und die durch die Einbindung unterschiedlicher Akteursnetzwerke als Stakeholder robust sind. Partizipation im Sinne einer beratenden Rolle von Stakeholdern, kann die Interaktion von vielfach unverbundenen Netzwerken von Stakeholdergruppen ermöglichen, die Bildung neuer Netzwerke stimulieren und das Entstehen gemeinsamer Leitbilder unterstützen. So können nachhaltigere Politikstrategien formuliert werden, als es jene unter einem marktorientierten Regulierungsansatz erlauben. Aufgrund der Langfristigkeit der anzustrebenden Transition des Energiesystems wird es auch immer wichtiger, neue Routinen zu institutionalisieren, die reflexive Governance ermöglichen 73

74 und unterstützen. Dies umfasst veränderte Rollen von bestehenden Organisationen und zusätzliche Organisationen (wie bspw. regionale Koordinationsstellen) als auch neue und adaptierte Regulierungen (z.b. innovationsfördernde Prozeduren der öffentlichen Beschaffung). Aber auch energiepolitische Grundsätze, wie etwa die absolute Versorgungssicherheit der Stromversorgung (eine energiepolitische Doktrin, die seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs eng mit dem gesellschaftspolitischen Auftrag der Daseinsvorsorge verbunden ist), können in diesem Rahmen neu diskutiert werden. Wissen und Information als Grundlage für einen gesellschaftlichen Wertewandel Um eine Transition zu einem nachhaltigen Energiesystem einzuleiten und konsequent weiter zu führen gilt es, einen Diskurs zu führen um möglichst umfassend gesellschaftliche Interessen und relevante Ideen einzubringen und daraus ein konsensfähiges Leitbild für ein nachhaltiges Energiesystem zu erreichen (Schreuer, Rohracher et al. 2010). Dazu ist eine weitreichende Einbeziehung der Stakeholdergruppen sowohl auf Seiten der Energieproduktion, Energieverteilung als auch der Verbraucher in Entscheidungsprozesse erforderlich. Als Voraussetzung ist darauf zu achten, dass Informationsasymmetrien beseitigt werden. So muss der mündige Bürger Zugang zu Daten und aufbereitetem Wissen haben. Eine derartige Forderung hat weitreichende Auswirkungen vom Mediensektor bis in den Bildungssektor. In den Szenario-Workshops (Kapitel 3.4) konstatierten die TeilnehmerInnen einen Mangel an Bewußtsein für langfristiges Capacity Building und begleitende Maßnahmen, um eine relevante Einbeziehung von weniger informierten Stakeholdern zu gewährleisten. Insbesonders Bürger und NGOs sind hiervon betroffen. Es wurde betont, dass Reflexive Governance ohne Einbindung von Massenmedien in die Wissensdiffusion wenig erfolgversprechend ist. Dies entspricht der gesellschaftlichen Funktion der Massenmedien, nämlich die gesellschaftliche Selbstbeobachtung und Weltbeschreibung zu dirigieren (Luhmann, 1996) indem sie informieren, interpretieren und visionieren (Czerny et al., 2007). Für den langfristigen Transformationsprozess spielt Bildung eine entscheidende Rolle, um Grundwissen zu allen Aspekten nachhaltiger Entwicklung in der Bevölkerung zu verankern. Dies bezieht sich auf Wissen über Begrenztheit von Ressourcen (z.b. Ökologischer Fußabdruck), ökonomische Aspekte nachhaltiger Energieerzeugung und -nutzung (z.b. Peakoil) und neue technologische Möglichkeiten (z.b. Brennstoffzellen, Elektromobilität). Ebenso wichtig wird die Befähigung zukünftiger Generationen, mithilfe dieses Wissens an wichtigen Entscheidungsprozessen aktiv teilnehmen zu können, indem politische Bildung eine dafür notwendige Grundlage schafft. Die Herausforderung für das Bildungssystem (Schulen und Universitäten) ebenso wie für die Massenmedien bedarf der Unterstützung durch (a) demokratisch legitimierte Institutionen und (b) die Wissenschaft, um einen breit angelegten gesellschaftlichen Diskurs einzuleiten. Dazu bedarf es im Bildungssystem neuer Routinen (z.b. neue Formen des interaktiven und problemorientierten Lernens, neue oder neu gestaltete Unterrichtsfächer und Lerninhalte) und Institutionen (z.b. neue Curricula für Lehrerausbildungen und neue Klassenformate). 74

75 Smart Grids für ein nachhaltiges Energiesystem Als Beitrag zum den Umbau des Energiesystems hin zu mehr Nachhaltigkeit wird Smart Grids ein hohes Potenzial zugesprochen (z.b. Luther, 2010). Zum einen können sie die CO 2 -Bilanz der Energieerzeugung verbessern, da sie als avancierte Verteilinfrastruktur die Einbeziehung Erneuerbarer Energieträger ermöglichen. Aufgrund der höheren Transparenz erlauben sie die Erhöhung der Übertragungseffizienz (zeitlicher und räumlicher Lastausgleich) und ein stärkeres Platz Greifen von Marktkräften (sowohl bei Erzeugung, Verteilung und Verbrauch), die zu Kostenreduktion führen können. Ferner sind sie stärker dezentral organisiert, als das bisher im Stromnetz der Fall ist, was sich günstig auf die soziale Nachhaltigkeit auswirken kann. Die Roadmap Smart Grids Austria nennt als wesentlichste Punkte einer nachhaltigen Smart Grids-Vision a) den Zugang für jeden Kunden zu einer sicheren, kosteneffizienten und ökologischen Stromversorgung, b) einen kompetitiven, nachhaltigen und effizienten Marktplatz für elektrischen Strom, und c) die Positionierung der im Bereich Smart Grids aktiven österreichischen Technologieunternehmen an der Weltspitze (Nationale Technologieplattform Smart Grids Austria 2010). Diese Vision ist zwar wesentlich breiter als das hier skizzierte Nachhaltigkeitsszenario, die möglichen Beiträge von Smart Grids zu mehr Nachhaltigkeit stehen jedoch keinesfalls dazu in Widerspruch. Zukunftsbild Nachhaltige Smart Grids Im Rahmenszenario Radikaler Wandel zu einem nachhaltigen Energiesystem (vgl. Abschnitt 3.3) das in der ersten Projektphase entwickelt wurde, nehmen wir an, dass in Österreich bis 2050 ein Energiesystem realisiert ist, das radikal auf erneuerbare Energieträger, effiziente Energienutzung und globale CO 2 -Vermeidung setzt. Das Szenario ist dadurch charakterisiert, dass der Anteil fossiler Energieträger auf unter 20% des Gesamtbedarfs gesenkt wurde (Ornetzeder, Wächter et al. 2010). Im Hinblick auf Smart Grids enthält dieses Szenario die Annahme, dass elektrischer Strom zum wichtigsten Endenergieträger avanciert. Smart Grids sind demnach 2050 Teil einer integrierten Energieinfrastruktur, an dem der Kunde als aktiver, zeitnaher Teilnehmer des Elektrizitätssystems als Produzent und bewusster Konsument teilnimmt (Smart Client). Das Balancing zwischen Erzeugung und Verbrauch ist auf dezentraler Ebene möglich. Der hohe Anteil erneuerbarer Primärenergieträger und die technischen Anforderungen des Energieverbrauchsmanagements bedingen eine dezentrale Struktur der Stromnetze. Dezentrale Energieerzeugung durch erneuerbare Energieträger wurde massiv ausgebaut und durch steigende Energiepreise zunehmend lukrativ. PV-Erzeugung, Windenergie, Kleinwasserkraft und Biomasse werden im ökologisch verträglichen Rahmen weitestgehend genutzt und gleichzeitig werden Effizienzpotentiale durch drastische Regulierungsmaßnahmen ausgeschöpft. Die Stromnetze sind intelligent gesteuert, was durch Verfügbarkeit und Akzeptanz intelligenter Endgeräte sowie ausreichende flächendeckende IKT-Infrastruktur gewährleistet ist. Zum anderen wurden die regionalen Stromnetze dort ausgebaut, wo hohe Einspeisung aus Erneuerbaren Energieträgern erfolgt, und ein überregionales Supergrid zur Netzintegration der großtechnischen Stromerzeugung aus Erneuerbaren Quellen installiert (Offshore- 75

76 Windstrom, PV-Großanlagen in Wüstengebieten). Konkreter weist das Smart Grid folgende Funktionalitäten auf: - Infrastruktur: Es existieren ausreichende überregionale Transportwege für Strom aus Erneuerbaren Energieträgern. Es wird darauf Wert gelegt, dass es nicht zu Stromautobahnen kommt, die ihrerseits wieder Verkehr anziehen und der Effizienz des Elektrizitätssystems entgegenwirken. IKT-Infrastruktur für den notwendigen Datenaustausch ist flächendeckend in Form von Breitbandverbindungen in jedem Haushalt vorhanden. Dies ist durch die Konnektivität gewährleistet, die für TV und Telekommunikation ohnehin vorhanden ist. - Speicherung/Pufferung: Aufgrund der unterschiedlichen Lastgänge von Aufbringung und Verbrauch sind Energiespeicher und -puffer in Häusern und auf kommunaler Ebene vorhanden. Strom wird hierbei in andere Energieformen umgewandelt, d.h. als physikalische oder chemische Energie zwischengespeichert. Smart Grids finden auch im überregionalen Management knapper Ressourcen Anwendung. - Elektromobilität: Elektromobilität inklusive einer voll ausgebauten Verteilinfrastruktur hat so breite Anwendung gefunden, dass die vorhandene Flotte an Elektrofahrzeugen als Energiespeicher bzw. Puffer für das Stromnetz systemrelevant ist. - Großunternehmen/Kommunen: Kommunale Infrastrukturen (z.b. Wasserwerke), große und mittlere Firmen sind in die Energieversorgung regional eingebunden. Neue Contracting- Modelle sind durch die Implementierung von Smart Grids weit verbreitet. - Aktives Verteilnetz: Durch ausreichende Kommunikation im Netz wird der Strommarkt hinsichtlich Versorgungssicherheit, Geographie, Primärenergieträger, zeitlicher Verfügbarkeit usw. differenzierbar. Das heißt z.b., dass einzelne Endkunden für nicht zeitkritische Anwendungen Windstrom konsumieren können, wenn dieser im Netz verfügbar ist. Ausgehend von diesem Zukunftsbild wurde im Expertenworkshop ein Backcasting-Prozess durchgeführt, der speziell auf die Governance-Aspekte im Aufbau von Smart Grids abzielte. Notwendige Rahmenbedingungen für den Aufbau nachhaltiger Smart Grids Backcasting ist eine etablierte Planungsmethodik, die sich speziell für komplexe Problemstellungen eignet, wie sie typischer Weise in Multi-Stakeholder-Kontexten auftreten. Backcasting geht von einem gewählten Zukunftsbild aus und untersucht, wie die dieses erreicht werden kann. Damit betont Backcasting den gesellschaftlichen Handlungsspielraum in der Gestaltung zukünftiger Gegebenheiten, insbesondere etwa durch die Implementierung politischer Maßnahmen im Kontext inkompatibler gegenwärtiger Trends und Treiber (Holmberg und Robèrt, 2000; Robinson, 1982; Vergragt, 2005). Im Expertenworkshop wurde Backcasting eingesetzt, um Fragen der Politikgestaltung für die zukünftige Entwicklung von Smart Grids zu diskutieren. Nach überwiegender Auffassung der WorkshopteilnehmerInnen ist vor allem der Strommarkt Treiber für die Entwicklung von Smart Grids. Nicht die technologische Entwicklung, sondern die Preisentwicklung für Strom wird demnach darüber entscheiden, wie schnell und in welcher Form sich Smart Grids-Technologien durchsetzen immerhin existieren in vielen Fällen die technischen Komponenten ja schon. Für die Politik wurden daher vor allem regulative 76

77 Rahmenbedingungen für die Implementierung des Systems als relevant betrachtet. Im Rahmen des Backcasting-Prozesses wurde eine Zeitreihe aufgestellt, die zur Erreichung der oben beschriebenen nachhaltigen Smart Grids notwendig sind : Nach 20 Jahren starken Ausbaus erneuerbarer Erzeugungskapazitäten auf regionaler Ebene ist der angepeilte Strommix (80% Erneuerbare Energieträger) erreicht : EU-Direktiven sind national implementiert, sodass massive Investitionen in Erneuerbare Energien beginnen. Energieregionen spielen dabei eine zentrale Rolle : Der legistische Rahmen für eine neue Energiemarktregulierung im Sinne von mehr Nachhaltigkeit ist auf EU-Ebene beschlossen. Er ermöglicht den Aufbau regionaler Managementstrukturen, die regionale Energiestrategien formulieren und umsetzen : Das Lobbying zur Umgestaltung der EU-Energiepolitik muss unmittelbar beginnen, wofür der Aufbau gesamteuropäischer Akteursnetzwerke aus der Vielzahl kleiner Initiativen notwendig ist. Die Aufgabe dieser Netzwerke ist die Formulierung eines nachhaltigen Leitbildes für Smart Grids, das mehrheitsfähig werden muss. Demonstrationsregionen (Smart Cities, Smart Regions) spielen als Instrumentarium im Lobbying-Prozess eine entscheidende Rolle, und sollen in große Modellprojekte in Forschung / Implementierung auf EU-Ebene münden. Diesem Backcasting entsprechend haben die Fragen des zivilgesellschaftlichen Handlungsbedarfs, welcher der Politikgestaltung vorausgeht, gerade höchste Aktualität. Übereinstimmend waren die DiskussionsteilnehmerInnen der Ansicht, dass es gelingen muss, eine Verbindung zwischen den vielen derzeitigen energiepolitischen Diskussionen in den unterschiedlichen Stakeholder-Communities herzustellen. Diesen Fragen wird sich Kapitel 3.9. widmen. Zuvor stellen wir die offenen Fragen und Herausforderungen in Bezug auf Smart Grids zur Diskussion, die sich aus dem Backcasting für die Politikgestaltung ergeben. Fragen und Herausforderungen angesichts aktueller Entwicklungen An den Anfang des Backcastings wurde normativ das Zukunftsbild eines nachhaltigen Energiesystems gestellt. Daraus und aus der zeitlichen Abfolge zu realisierender politischer Rahmenbedingungen, die zur Erreichung dieses Zukunftsbildes erforderlich sind, ergeben sich in der Konfrontation mit existierenden Trends und Weichenstellungen zahlreiche Fragen und Widersprüche. Die folgende Zusammenstellung fasst die wichtigsten der im Workshop thematisierten Problemkreise zusammen. Smart Metering Zugpferd oder Trojanisches Pferd? Eine aktuelle Entwicklung in der Energiepolitik der Europäischen Union ist von der Forderung gekennzeichnet, Smart Metering, d.h. digitale Stromzähler (und auch Gaszähler) sowie Datenübertragungsgeräte, die den endnutzerseitigen Lastgang sehr genau erfassen und an den Netzbetreiber übermitteln können, in allen Mitgliedsländern zu implementieren. Als Rahmenbedingungen dienen dazu die Richtlinien 2009/72/EG für Strom und 2009/73/EG für Gas (E-Control, 2010). Das Smart Metering im Strombereich bildet die Basistechnologie für eine spätere Netzintegration, d.h., dass Endnutzer an einem automatisierten Stromeinzelhandel in einem zukünftigen Smart Grid teilnehmen können und auch zu Prosumern werden. Derzeit ist 77

78 jedoch die Verwendung von Smart Meters auf Grund der fehlenden netzseitigen Smart Grid- Komponenten noch auf nutzerseitiges Monitoring beschränkt. Während diese Regulierungsmaßnahme also zweifellos für interessierte Nutzergruppen mehr Transparenz und damit Effizienz in den Energieverbrauch bringen kann, wirft sie auch mehrere Fragen auf: Neben dem Datenschutzproblem ist unklar, wie hoch die im Gesamtsystem erzielbare Energieersparnis in einem dynamischen Endverbraucher-Strommarkt tatsächlich sein wird, und wie weit sich damit Maßnahmen für mehr Nachhaltigkeit realisieren lassen. Der Aufbau einer smarten Infrastruktur beginnt mit dem Rollout der Smart Metering-Hardware (digitale Stromzähler und Datenübertragungsgeräte), das in Österreich 2011 beginnen und in etwa fünf Jahren im Wesentlichen abgeschlossen sein soll (Nationale Technologieplattform Smart Grids Austria 2010). Diese Infrastrukturinvestition wird von den Netzbetreibern forciert und stellt eine erste Voraussetzung für die Einbeziehung der Nutzer in das Konzept eines späteren Smart Grids dar. Aufgrund der langen Lebensdauer der Hardware wird die hierbei ereichte Interoperabilität der Geräte festlegen, wie weit die EndnutzerInnen bis zum Jahr 2050 in das Smart Grid eingebunden werden können. Eine Studie für die österreichische Regulierungsbehörde E-Control kommt unter der Annahme von relativ hohen Einsparpotenzialen auf Konsumentenseite zu dem Schluss, dass eine zu 95% vollständige Einführung von Smart Metering bis zum Jahr 2017 für Strom und Gas zu einem positiven gesamtwirtschaftlichen Effekt führt (Haider und Smole, 2010). Demgegenüber macht laut einer Studie von CapGemini für den Verband der Elektrizitätswirtschaft Österreichs (Österreichs Energie) die flächendeckende Einführung von Smart Metering nach reinen Wirtschaftlichkeitskriterien zurzeit keinen Sinn (avanttime, 2010). Für einen Durchschnittshaushalt mit einem Jahresverbrauch von 3500 Kilowattstunden und einer Jahresrechnung von zirka 650 Euro errechnet die Studie ein Einsparungspotenzial von etwa zwölf Euro im Jahr. Smart Clients als Hoffnungsträger Smart Grids gehen konzeptuell weit über die Funktionalität von Smart Metering hinaus, da sie die Marktteilnahme des einzelnen Endnutzers ermöglicht. Es handelt sich dann nicht mehr um einen reinen Stromkonsumenten, sondern um einen voll informierten Nutzer, der über ein differenziertes Energiedienstleistungsangebot und mit intelligenten Endgeräten über kurzfristige Informationen verfügt, und sie handlungsleitend für die aktive Teilnehmer am Energiesystem nutzt. Allerdings wird auch bezweifelt, dass alle Konsumenten auch Smart Clients werden wollen. Es braucht ein differenziertes Angebotsprofil für unterschiedliche Kundengruppen. Das Angebot soll sich demnach nicht nur an Einzelkunden richten, sondern auch an Aggregatoren, z.b. Gewerbe, Wohnbaugenossenschaften, Hausverwaltungen, Infrastrukturbetreiber oder Kommunen. Dies impliziert, dass neue Marktstrukturen entstehen und neue Rollen müssen ermöglicht werden. Je mehr Verantwortung dem Haushalt abgenommen wird, desto höher wird der systeminterne Managementbedarf. Energiesparpotenzial von Smart Grids Effizienz im Stromsystem kann nicht nur als isoliertes Thema für Verbraucher bzw. Geräte gesehen werden, sondern auch als effiziente Netznutzung. Smart Grids bieten im Zusammenspiel mit intelligenten Endgeräten und Puffern mehr Spielraum den Verbrauch zu beeinflussen (über Lastverschiebung) um so Kosten für den Netzausbau zu minimieren. Das 78

79 Energiesparpotenzial beschränkt sich auf Vermeidung von Leitungsverlusten. Hinzu kommt, dass Smart Grid-Infrastruktur selbst auch Energie verbraucht, sodass noch nicht restlos geklärt ist, welches Energiesparpotenzial Smart Grids überhaupt aufweisen. Unklar ist auch, wie stark sich der Rebound-Effekt im Fall der Smart Grids auswirken wird, d.h. ob Endkunden etwa sogar mehr Strom verbrauchen, wenn dies smart und CO 2 -neutral möglich ist (Haas et al., 2008). Elektromobilität und Smart Grids Die dynamischen Entwicklungen im Bereich der Elektromobilität lassen eine steigende Nachfrage nach elektrischem Strom erwarten, was wenn sie durch Erneuerbare Energieträger gedeckt werden kann ein hohes Potenzial für mehr Nachhaltigkeit im Verkehrsbereich mit sich bringt. Erreichen diese Anwendungen eine systemrelevante Größenordnung, sind massive Verschiebungen innerhalb des Tageslastganges und hohe Investitionen in die Leitungs- und IKT-Infrastruktur erforderlich. Ersteres betrifft den Ausbau lokaler Ladekapazitäten, zweiteres die Möglichkeit Strom in öffentlich zugänglichen Ladestationen zu tanken. International sind die Treiber dieser Entwicklung die Automobilindustrie sowie die Technologiepolitik, die mit Clusterinitiativen und Roadmaps zur E-Mobilität diese aktiv vorantreibt (z.b. Electrification Coalition, 2009), sodass von dieser Seite für die Entwicklung von Smart Grid-Lösungen ein starker Rückenwind zu erwarten ist. Der österreichische Umsetzungsplan sieht die Fokussierung auf wenige besonders erfolgversprechende Einsatzbereiche (Nahverkehr, öffentliche und private Flotten, first-mile usw.) vor, setzt auf Impulse in der öffentlichen Beschaffung, technologiepolitische Initiativen und grundlegende Koordinationsagenden (Dorda, 2010). Systeminnovation Wer agiert, wer hat den Nutzen? Ausgehend von hohen Investitionskosten in die Verteil- und Übertragungsinfrastruktur für eine zunehmend dezentrale erneuerbare Stromerzeugung werden die Kosten über neue Verrechnungsmodelle neu verteilt werden müssen (Lettner, 2010). Neue Geschäftsmodelle sind im Sinne von Nachhaltigkeit und sozialer Verträglichkeit eingehend auf deren übergeordnete Auswirkung für alle Akteure zu prüfen. Darüber hinaus werden detaillierte technologie- und anwendungspezifische Kosten-Nutzenanalysen auf Akteursebene empfohlen (Prüggler, 2010). Elemente von Reflexive Governance für den Aufbau Nachhaltiger Smart Grids In diesem Abschnitt diskutieren wir nun Governanceformen, die im Rahmen von Reflexive Governance für den Aufbau nachhaltiger Smart Grids wie im Nachhaltigkeitsszenario beschrieben beitragen können. Die im Workshop erarbeiteten Herausforderungen und Lösungsansätze ordnen wir dabei den verschiedenen Dimensionen von Reflexive Governance - horizontale und vertikale Politikkoordination sowie Mehr-Ebenen-Koordination zu. Zuvor sei noch einmal betont, dass es als absolut notwendig erachtet wurde, alle Stakeholdergruppen voll in die Entscheidungs- und Entwicklungsprozesse einzubinden. Wesentlich für die Einführung von Smart Grids ist auch, dass dabei völlig neue Akteure auf den Plan treten (etwa Bereitsteller Erneuerbarer Ressourcen, regionale und lokale Politik, bislang sektorfremde Unternehmen wie Einzelhandelsketten) die einen wesentlichen 79

80 Zusatznutzen für das Gesamtsystem einbringen können. Regionale, nationale und supranationale Technologieplattformen haben sich weltweit bereits als erfolgreiches Instrument für die Koordination von Aktivitäten einer derartig breiten Palette von Stakeholdern erwiesen. Für Österreich wurde auf diese Weise eine Roadmap Smart Grids erstellt (Nationale Technologieplattform Smart Grids Austria 2010). Horizontale Politikkoordination Die Transition des Energiesystems zu mehr Nachhaltigkeit setzt eine Abstimmung der Energiepolitik mit anderen Politikbereichen voraus. Im Vordergrund stehen hier vor allem die Bereiche Umwelt und Klima, Mobilität, sowie Forschung und Innovation. Angesichts einer über 50%igen und weiter steigenden Importabhängigkeit bei Energie, verfolgt die Europäische Union eine Änderung ihrer Energiepolitik, die auf Low-Carbon-Technologies und Erneuerbare Energieträger setzt. Neben dem Unbundling von Erzeugung und Verteilung sollen die Netzkapazitäten den Anforderungen der stark schwankenden Erneuerbaren Energieträger angepasst werden. Ein Fokus der horizontalen Politikkoordination sind gemeinsame Initiativen von Energie und Forschungspolitik, wie sie etwa die Strategic Research Agenda für Smart Grids formuliert (European Technology Platform European Technology Platform Smart Grids, 2007). Diese Forschungsthemen betreffen unter anderem die Bereiche Smarte Verteilinfrastruktur, Smarter Netzbetrieb, Smart Grid Asset Management und Interoperabilität. Nationale Politikstrategien für Energie und Forschung abstimmen Auf nationaler Ebene ist neben den Energieagenden (Bundesministerium für Wirtschaft, Familie und Jugend, sowie Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft) das Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie im Thema Smart Grids aktiv. Die Ministerien übergreifende Forschungsstrategie wurde vom Rat für Forschung und Technologieentwicklung formuliert (Cerveny et al., 2010). Abgewickelt werden Smart Grids-relevante F&E- sowie Innovationsaktivitäten über den Klima- und Energiefonds. Im Rahmen seiner Förderlinien Forschung und anwendungsorientierte Technologieentwicklung, sowie Markteinführung und Marktdurchdringung werden u.a. die Integration Erneuerbarer Energien und verteilter Erzeugung, effiziente Energienetze, Ressourcenoptimierung, Elektromobilität gefördert, sowie Energieregionen mit hohem Grad an Eigenversorgung unterstützt. Vertikale Politikkoordination Neben den vielfältigen regionalen Gestaltungsmöglichkeiten im Bereich der Erneuerbaren Energieträger ist wurde auf die Bedeutung einer funktionierenden vertikalen Koordination (regional-national-europäisch) in der Energiepolitik hingewiesen. Hierbei stehen die Koordinationsbestrebungen auf europäischer Ebene im Vordergrund, sowie die Fähigkeit der nationalen Institutionen, eine gesamteuropäische Energiepolitik umzusetzen. Österreich ist gemäß dem 2008 verabschiedeten Klima- und Energiepaket der EU dazu verpflichtet, den Anteil erneuerbarer Energieträger am Bruttoenergieendverbrauch bis 2020 auf 34% zu erhöhen. Zur Implementierung von Smart Grids definiert das österreichische Elektrizitätswirtschaftsgesetz Aufgaben und Pflichten der Netzbetreiber, in Übereinstimmung 80

81 mit den Vorgaben der Elektrizitätsbinnenmarkt-Richtlinie der EU (Kirchner et al., 2010, S. 94). Weiters ist eine Verringerung der CO 2 -Emissionen in Form von konkreten Zielen durch eine Vielzahl an EU-Richtlinien festgeschrieben (z.b. die Ziele der Europäischen Union, die EU-Gebäuderichtlinie, und die Emissionshandelsrichtlinie). Die Region als Raum für Demonstration nutzen Die Förderung regionaler Demonstrationsprojekte stellt eine Möglichkeit dar, mit den relevanten Akteuren zu erproben, was die verschiedenen zukünftigen Nutzergruppen der Smart Grids wirklich brauchen, und welche Funktionalitäten notwendig sind, um darauf entsprechende Dienstleistungen aufsetzen zu können. Derartige Smart Grids-Experimente können wenn auch isoliert und auf kleinem Maßstab die Basis für ein Konzept Energieregion der Zukunft schaffen. Ebenso können akteurszentrierte Versuche für Energieerzeuger, Stromhändler, Großkunden und smarte Prosumer good practice-beispiele generieren (Schauer et al., 2010). Die Aufbringung erneuerbarer Energie ist naturgemäß starken regionalen Unterschieden unterworfen. Daher wird auch die Auslegung der Smart Grids regional unterschiedlich sein. Eine wichtige Frage ist, auf welcher Ebene Konzepte und Standards verallgemeinerbar sind, sodass ein überregionaler Verbund möglich ist. Jedenfalls sind Demonstrationsprojekte auf regionaler Ebene durchführbar und dafür geeignet, eine nachhaltige regionale Vision zu schaffen, Wie die Energieregionen im Kontext der Regionalentwicklung zeigen (Späth und Rohracher 2010). International finden sich eine Reihe von interessanten Demonstrationsprojekten, so etwa im Rahmen des regionalen Energiespeicher-Programms in den USA (Open Energy Info, 2009), oder im Programm E-Energy in Deutschland, in dem Schlüsseltechnologien sowie Geschäftsmodelle für ein "Internet der Energie" für die regionale Anwendung entwickelt werden (E-Energy, 2011). Letzeres findet in Zusammenarbeit mehrerer Bundesministerien mit sechs Modellregionen statt, ist also auch ein Musterbeispiel für vertikale Poltikkoordination. Federführend sind dabei regionale Energieversorger, Telekommunikationsunternehmen oder Stadtwerke. Die Problemlagen sind vielfach regional spezifisch, wie das Beispiel der Wintertourismusregionen in Österreich zeigt. Dort muss die regionale Leitungsinfrastruktur darauf ausgelegt sein, dass an wenigen Tagen im Jahr sämtliche Bescheiungsanlagen in Betrieb sind. In diesem Fall wird deutlich, dass ein regionales Gesamtenergiekonzept von entscheidendem Vorteil wäre. Nach Meinung der WorkshopteilnehmerInnen braucht es dafür eine neue Institution die für das regionale Gesamtsystem, von der Energieraumplanung bis zur Ebenen übergreifenden Koordination, verantwortlich ist. Dafür wurde die Einrichtung eines regionalen Energiemanagers vorgeschlagen. Im Vergleich zum regionalen Netzbetreiber nimmt der Energiemanager längerfristige Planungsaufgaben wahr, und kann im Netzwerk mit anderen Regionen agieren. Auf ähnliche Ansätze im betrieblichen Bereich kann bereits aufgebaut werden. Offen bleiben musste die Frage, auf welchen regionalen Größenordnungen ein derartiges integriertes Energiemanagement sinnvoll ist. Mehr-Ebenen-Koordination Wie bereits erläutert, ergeben sich aus der Mehr-Ebenen-Perspektive drei sozio-technische Ebenen: Die Ebene der operativen Prozesse (Nische), die Ebene der gesetzlichen 81

82 Rahmenbedingungen (Regime), sowie die Ebene der gesellschaftlichen Rahmenbedingungen (Landschaft). Sie sind durch spezifische Funktionen charakterisiert und entsprechend durch unterschiedliche Governance-Formen veränderbar. Im Sinne einer umfassenden Nachhaltigkeit wird ein konstruktives Zusammenspiel dieser drei Ebenen als notwendig erachtet. Den gesellschaftlichen Diskurs über Ziele und Wege der Transition führen (Landschaft) Die Rolle zivilgesellschaftlicher Institutionen für die Transition zu einem nachhaltigen Energiesystem wird in Kapitel 3.9 ausgeführt. Fragestellungen im Zusammenhang mit Smart Grids sind etwa, welchen Wert Nachhaltigkeit und Preis an sich haben sollen, welche Rolle Autarkie für Haushalte wie für Regionen spielen soll, oder wie hoch die Toleranz für eine Flexibilisierung der Versorgungssicherheit ist. Rahmenbedingungen durch Regulierung und Standards schaffen (Regime) Die Ebene der Regulierung und der gesetzlichen Rahmenbedingungen ist dafür verantwortlich, dass ein geordneter Regimewechsel vonstatten gehen kann. Damit eine Abstimmung zwischen den auf operativer Ebene stattfindenden technologischen und marktbezogenen Entwicklungen und den gesellschaftlichen Problemstellungen erfolgen kann, ist eine aktive Energiestrategie auf allen Politikebenen von der Region bis zur EU vonnöten. Ein vielversprechendes Motto könnte sein: Vision ohne Aktion ist ein Tagtraum. Aktion ohne Strategie ist ein Albtraum (Dorda 2010, S. 31). Zuständig für alle Fragen der Strommarktregulierung ist in Österreich die Energie-Control GmbH (E-Control). Wichtige Regulierungsaspekte sind das Smart Metering, wo die EU die Voraussetzungen für ein flächendeckendes Roll-out durchgesetzt hat. Ob nach dem niederländischen Fall, wo es aus Datenschutzgründen ein Opt-out aus der digitalen Stromverbrauchserfassung gibt, weitere Länder folgen, die diesen Vorgaben nicht entsprechen werden, bleibt noch offen. Fest scheint nach Expertenmeinung zu sein, dass Smart Metering wenn schon nicht völlig flächendeckend, so doch in großem Maßstab eingeführt wird. Die Regulierung muss im Sinne der Nachhaltigkeit Zusatzmaßnahmen ergreifen, um nicht den Aufbau von Erneuerbaren Energieträgern um viele Jahre zu verzögern. Im Gegensatz zu Deutschland spielt in Österreich der Telekom-Sektor derzeit noch keine Rolle im Zusammenhang mit Smart Grids oder Smart Metering. Diesbezügliche Regulierungsaktivitäten sind entscheidend dafür ob Netzbetreiber in die Datenübertragung einsteigen oder ob umgekehrt derartige Anwendungen im Energiebereich von Telekom- Unternehmen übernommen werden. Einen Regulierungsrahmen benötigt auch die Aushandlung von Geschäftsmodellen. Dazu werden Arbeitsgruppen eingeführt (von der Technologieplattform Smart Grids Austria, wie auch vom Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie, und dem Bundesministerium für Wirtschaft, Familie und Jugend). Die 2001 durchgeführte vollständige Strommarktliberalisierung in Österreich führte in der Elektrizitätswirtschaft zu einem Rückgang der Investitionen in die Erzeugungs- und Netzinfrastruktur. Seit 2006 besteht ein anreizbasiertes Regulierungssystem für Investitionen in die Stromerzeugung. Im Vergleich zu anderen europäischen Staaten ist Österreich aufgrund seiner hohen Wasserkraftressourcen trotz allfälliger Auswirkungen der Wasserrahmenrichtlinie vom Bezug fossiler Brennstoffe aus dem Ausland nicht so stark betroffen (Verbund 2007). Trotzdem ist es empfehlenswert, dass die Regulierung Investitionen in Richtung Nachhaltigkeit besonders begünstigt. 82

83 Die Setzung von Normen und Standards (in Zusammenarbeit von Industrie, Forschung und anderer Stakeholder) ist ebenfalls als Governance-Mechanismus zu verstehen. Für die Einführung von Smart Grids wird die Technologie selbst (Hardware) im Allgemeinen nicht mehr als Barriere gesehen. Die Hauptbarriere ist vielmehr im Bereich der Organisation des komplexen sozio-technischen Systems zu suchen. Ein erster Schritt wäre eine Priorisierung jener Aspekte, die den größten Kundennutzen im Hinblick auf ein interoperables und sicheres Smart Grid aufweisen. Viele Normen und Standards existieren bereits (z.b. für Datenkommunikation, Datensicherheit, Ausfallssicherheit, Smart Metering, Lastmanagement, Elektrofahrzeuge, oder automatisierte Transformatoren) und könnten sofort im Deployment von Smart Grid-Technologien eingesetzt werden (IEC, 2010; Von Dollen, 2009). Österreich ist in der internationalen Standardisierung durch das Österreichische Elektrotechnische Komitee (OEK) im OVE vertreten. Auf allen Ebenen der Normund und Standardisierung sind neben den bereits existierenden Normen weiterreichende Standardisierungsaktivitäten im Gange (IEC, CENELEC), und langfristige Roadmaps sind vielfach definiert (Stein, 2010). In Österreich wurden zur Bündelung unterschiedlicher Normungsaktivitäten in den Bereichen e-mobility und electrical vehicles sowie Smart Grids im Österreichischen Elektrotechnischen Komitee (OEK) zwei Arbeitsgruppen eingerichtet. Neue Chancen und Komplementaritäten erkennen (Nischen) Innovationen entstehen auf der operativen Ebene der Produktions-Konsumptions-Systeme, die Systemumbrüche auslösen können, so sie nicht durch die Rahmenbedingungen des Regulierungsregimes und die Resilienz gesellschaftlicher Gegebenheiten daran gehindert werden. Regulierung kann jedoch darauf hinwirken, dass Systemtransitionen in gesellschaftlich wünschenswerter Richtung erfolgen. Die Gestaltung von Geschäftsmodellen wird die Struktur des zukünftigen Elektrizitätssektors entscheidend beeinflussen. Im Hinblick auf das Funktionieren von Marktmechanismen in einem zukünftigen Stromsystem wird gegenwärtig konstatiert, dass eine erhebliche Unsicherheit bezüglich der Geschäftsmodelle für potenzielle Marktteilnehmer besteht. Einzelne Geschäftsmodelle für Erzeuger, Prosumer, Vertrieb und Netzbetreiber sind in Erprobung. Bisherige Erfahrungen zeigen jedoch die Schwierigkeit ausgewogene Geschäftsmodelle zwischen bestehenden institutionellen Akteuren und Newcomers zu entwickeln (Prüggler 2010). Zusammenfassung und Schlussfolgerungen Als Abschluss der obenstehenden Analyse zum Handlungsfeld Neue Governanceformen am Beispiel Smart Grids unterstreichen wir einige Thesen und Beobachtungen. 1. Die höhere Komplexität des zukünftigen Smart Grids gegenüber dem bisherigen Elektrizitätssystem besteht zum einen in der größeren Heterogenität der Systemelemente. So bekommen die bisherigen Endnutzer von elektrischer Energie eine zusätzliche Rolle, da diese im systemrelevanten Ausmaß zu intelligenten Nutzern und Produzenten von Energie werden, die ihre Konsum- bzw. Produktionsentscheidungen dezentral und auf Basis genauer Systeminformationen treffen ( Prosumer ) können. Nachhaltige Energieformen variieren zudem häufig in der Aufbringung sowohl regional als auch zeitlich. Die Forderung nach einem nachhaltigen Energiesystem erhöht die Notwendigkeit, neben der Marktsteuerung über Preise ein koordiniertes strategisches Handeln zu 83

84 ermöglichen um nachhaltigen Energietechnologien zum Durchbruch zu verhelfen. Die gesellschaftspolitische Tragfähigkeit eine der drei Säulen der Nachhaltigkeit des Smart Grids-Konzeptes erfordert die laufende Einbindung aller Stakeholdergruppen, sowohl für den Aufbau, als auch für den Betrieb der Smart Grids. 2. Ein mehrheitsfähiges Leitbild für Smart Grids ist ausständig. Im vorliegenden Projekt bewerten wir die Bedeutung von Smart Grids im Hinblick auf ihr Potenzial für die Erreichung eines nachhaltigen Energiesystems. Derzeit ist zu befürchten, dass von Partikularinteressen getriebene Weichenstellungen erfolgen, die vor allem auf die Beibehaltung des institutionellen Status quo hinauslaufen und die Nachhaltigkeit stark in Frage stellen. Generell sehen wir Foresight-Methoden als geeignete Verfahren, mit allen involvierten Akteursgruppen gemeinsam langfristige Leitbilder und Strategien zu entwickeln. Die wichtigsten dieser Akteursgruppen sind Endverbraucher (spätere Prosumer ), Netzbetreiber, Kraftwerksbetreiber, Dienstleistungsunternehmen, Regierungsstellen von der regionalen bis zur europäischen Ebene, Technologiehersteller, Normungsorganisationen, F&E-Einrichtungen und zivilgesellschaftliche Organisationen. 3. Unter Reflexive Governance verstehen wir eine Form politischer Steuerung, die berücksichtigt, dass das Ergebnis eines Steuerungseingriffs auf die Steuerungsebene zurückwirkt und zu einer unmittelbaren Adaptation von Steuerungsmaßnahmen an die neuen Gegebenheiten kommt. Wir sehen sie als Voraussetzung dafür, dass ein sozioökonomischer Transitionsprozess ( regime shift ) in einem derartig komplexen System wie dem Energiesystem erfolgreich in Richtung auf mehr Nachhaltigkeit gesteuert werden kann. Wichtig dabei ist, dass Problemsicht, Wertungskriterien und Handlungsstrategien der involvierten Akteure transparent gemacht und in einem frühen Stadium miteinander konfrontiert werden. Unterschiedliche Dimensionen von Reflexive Governance sind horizontale und vertikale Politikkoordination, sowie die Mehr-Ebenen- Koordination. 4. Die horizontale Politikkoordination zur Förderung von mehr Nachhaltigkeit im Energiesystem erfordert die Koordination mit Politikfeldern wie Umwelt und Klima, Verkehr, Bauwirtschaft, Landwirtschaft, bis hin zur öffentlichen Verwaltung und zur Beschaffung). Im Bereich Smart Grids geht es um das Ermöglichen bzw. Verbessern des Zusammenspiels von Stromnetzen und IKT-Netzen, also um Energie- und Telekommunikationspolitik, und hier vor allem um Regulierungsfragen. Mit dem Bereich der Forschungs- und Technologiepolitik ergeben sich Synergien mit der Förderung nachhaltiger Produktionstechnologien. Auch Datenschutzaspekte werden als wichtige politisch-rechtliche Rahmenbedingung für die Akzeptanz von Smart Grids-Technologien gesehen, da sie ein sehr hohes Maß an Transparenz über das Alltagsverhalten der Haushalte mit sich bringen. 5. Unter vertikalen Koordination verstehen wir die Koordination zwischen den politischen Hierarchieebenen (Regionen Nationalstaaten EU) und darüber hinaus die Koordinationsbestrebungen auf internationaler, d.h. globaler Ebene. Als ein Kernergebnis des Projektes ist hervorzuheben, dass der regionalen Ebene im Energiesystem in Zukunft eine wesentlich stärkere Rolle zuerkannt wird, als dies bisher der Fall ist. Das häufig diskutierte Konzept der (bilanzbezogenen) Autarkie für Regionen im Allgemeinen wird als ein zu enges betrachtet, beeinflussen doch die ökologischen, ökonomischen, sozioökonomischen Gegebenheiten in entscheidender Weise die Energiebilanz einer Region. Dass unterschiedliche Energieprofile (sowohl aufbringungsseitig, als auch 84

85 verbrauchsseitig) auf höherer Ebene in sinnvoller Weise abgeglichen werden können, setzt die Formulierung einer regionaler Energiestrategien, die Implementierung intraregionalen Energiemanagements, und eine regionsübergreifende Koordination voraus. Die systematische Förderung regionaler Experimente (Demonstrationsprojekte) kann im Rahmen von Strategic Niche Management als längerfristig angelegte Politikstrategie dazu beitragen, dass in einem stark resilienten System neuen Ansätzen zum Durchbruch verholfen wird. 6. Fragen der Mehr-Ebenen-Koordination betreffen die Abstimmung zwischen den Akteuren auf der technisch-operativen Ebene von Smart Grids, der politisch-regulativen, und der gesellschaftspolitischen Ebene. Auf der technisch-operativen Ebene geht es um das Erkennen von Synergien und sozio-technischen Möglichkeiten, die sich aus der Kombination unterschiedlicher Nischen ergeben, wie z.b. zwischen E-mobility und Smart Grids. Für ein Funktionieren von Marktmechanismen in zukünftigen Smart Grids sind derzeit noch Geschäftsmodelle zu erproben. Auf der politisch-regulativen Ebene sind Regulierungsmaßnahmen erforderlich, die das Verhältnis des Telekom-Sektors und der Energieversorgung klären, sowie Investitionen in nachhaltige Energieaufbringung fördern. Standardisierungsaktivitäten sind in umfangreichem Ausmaß im Gange; hier wäre darauf zu achten, dass organisationale Schnittstellen zur Integration von Regionen in einem zukünftigen Smart Grid geschaffen werden. 7. Voraussetzung für eine Transition zu einem nachhaltigen Energiesystem ohne größere Friktionen im gesellschaftlichen System ist ein institutionelles Setting, in dem ein laufender gesellschaftlicher Diskurs über Ziele und Wege der Transition geführt werden kann. Voraussetzung ist ein ausreichend hoher Informations- und Wissensstand bei allen Stakeholdern Handlungsfeld Potentiale für eine stärkere Involvierung der Zivilgesellschaft Die zunehmende Bedeutung zivilgesellschaftlichen Engagements Ein radikaler Wandel zu einem nachhaltigen Energiesystem ist nicht nur zu komplex, um zentral gesteuert zu werden, sondern bedarf auch der aktiven Mitwirkung unterschiedlicher gesellschaftlicher Gruppen, um wirksam zu werden. Viele der notwendigen Maßnahmen für einen neuen Umgang mit Energie setzen eine hohe Bereitschaft und Motivation von BürgerInnen für neue Verhaltensweisen und die Mitwirkung und Vermittlung sozialer Bewegungen und zivilgesellschaftlicher Organisationen zwischen lokalen Ideen und Anliegen und nationalen oder globalen politischen Handlungsformen voraus. Im Rahmen der Szenariodiskussionen um die sozialen Voraussetzungen für ein nachhaltiges Energiesystem wurde mehrfach darauf hingewiesen, dass unsere bisherigen Modelle von Politik, mit einer engen Verflechtung von politischen und wirtschaftlichen Eliten und der Einbeziehung weniger organisierter Interessensgruppen in den Politikprozess, den Herausforderungen ökologischen Wandels nicht gerecht werden und es neuer Beziehungen und neuer Schnittstellen zwischen staatlicher Politik und zivilgesellschaftlichen Aktivitäten bedarf, um diese Potentiale entsprechend nutzen zu können. Politik ohne breite gesellschaftliche Unterstützung, so wurde betont, kann nicht gesellschaftlich wirksam werden, während gleichzeitig soziale 85

86 Bewegungen, wenn sie nicht in politische Gestaltung und institutionelle Änderungen münden, langfristig zu wenig Effekt haben. In diesem Kapitel soll das Handlungsfeld Unterstützung zivilgesellschaftlichen Engagements systematisch diskutiert werden. Die folgenden Analysen basieren zum Einen auf international publizierter Literatur zu diesem Thema, zum Anderen auf der Auswertung eines ExpertInnenworkshops bei der das Projektteam mit acht VertreterInnen unterschiedlicher Organisationen (z.b. Greenpeace, Ökobüro, Transition towns, Umweltbundesamt, Klimabündnis, AEE Niederösterreich) Fragen der Potentiale der Zivilgesellschaft auf dem Weg zu einem nachhaltigen Energiesystem diskutierte und Handlungsstrategien für eine stärkere Beteiligung entwarf. Zivilgesellschaft ist in diesem Zusammenhang ein vielschichtiges und durchaus nicht unkontroversielles Konzept. Im Allgemeinen beschreibt es den Handlungsraum, der zwischen den Polen Staat, Markt und Individuen aufgespannt wird. Es wird gemeinhin genutzt, um die ganze Bandbreite formeller und informeller nicht-staatlicher Organisationen, Gruppen und Vereinigungen zu beschreiben, die gemeinsam den sogenannten dritten Sektor oder Freiwilligensektor ausmachen. Gemeint sind alle Arten von Vereinen und nicht profitorientierten Freiwilligenorganisationen auf lokaler, nationaler oder internationaler Ebene, Aktivisten- und Protestgruppen, Gewerkschaften und natürlich alle Spielarten von Nicht- Regierungsorganisationen (NGOs) (siehe McIlwaine, 2009). Oder wie es Keane (2010) ausdrückt, [the concept] both describes and anticipates a complex and dynamic ensemble of legally protected nongovernmental institutions that tend to be nonviolent, self-organizing, selfreflexive, and permanently in tension, both with each other and with the governmental institutions that frame, constrict and enable their activities. Sehr oft wird Zivilgesellschaft auch eher normativ gebraucht, um sich auf Werte in Verbindung mit Partizipation und Kooperation zu beziehen. Andere Autoren stellen sich Zivilgesellschaft auf drei unterschiedlichen Ebenen vor: Auf einer Sektorebene kann Zivilgesellschaft als eigenständiges Organisationsfeld gesehen werden, das von Staat und Markt abgegrenzt ist. Auf der Ebene einzelner Organisationen handelt es sich um eine Vielzahl von freiwilligen, gemeinschaftlich orientierten Organisationen und Vereinen, die nicht profitorientiert sind. Auf der Mikro-Ebene einzelner Akteure wiederum, geht es dann um das zivile Engagement von BürgerInnen, die auf die eine oder andere Art in Verbindung mit kollektiven Organisationsformen stehen. (Lorentzen und Hustinx, 2007, 101-2) In der Praxis ist die Trennung in staatliche, ökonomische und zivilgesellschaftliche Akteure oft nicht so klar, da verschiedenste Hybridformen, Kooperationen und Überlappungen möglich sind. Auch die untenstehende Grafik, auf der sich TeilnehmerInnen des ExpertInnenworkshops zwischen diesen Polen verorteten, zeigt die Verschmiertheit dieser Grenzen. Um ein Beispiel herauszugreifen: Ist das UBA in Österreich eine zivilgesellschaftliche Organisation? Es ist keine Behörde mehr, erfüllt aber immer noch viele der ursprünglichen Aufgaben, ist großteils staatlich finanziert, aber zunehmend auf eigene Projekte und Aktivitäten angewiesen. 86

87 Abb.: Einordnung der Organisationen am ExpertInnenworkshop Über die letzten Jahrzehnte hinweg hat der zivilgesellschaftliche Sektor einen bemerkenswerten Wandel und ein enormes Wachstum erfahren. Einzelne AutorInnen sprechen von einer globalen associational revolution, die in ihrer Bedeutung für das ausgehende 20. Jahrhundert das sein könnte, was der Aufstieg des Nationalstaates für das späte 19. Jahrhundert war (Salamon, 1994). Wie Bach und Stark (2004, 102) betonen, hat es seit den 80er Jahren ein exponentielles Wachstum ziviler internationaler Vereinigungen gegeben, die direkt oder auch an den Rändern an der Transformation des nationalen, internationalen und transnationalen politischen Raums beteiligt sind. Auch die Daten des Johns Hopkins Center for Civil Society Studies zeigen, dass der dritte Sektor in allen europäischen Ländern und darüber hinaus markant angewachsen ist im Durchschnitt mit einer Rate von 8% jährlich, was mehr als das Doppelte des allgemeinen Wirtschaftswachstums ist (Salamon et al., 2007). Etwa 5% der Gesamtbeschäftigung entfällt auf den Non-Profit-Sektor, obwohl der Großteil dieser Organisationen im Bereich der Erziehung, Gesundheit und der sozialen Dienste tätig ist und nur zu 3,3% dem Umweltsektor zurechenbar ist (Salamon et al., 2000b). Gründe für die steigende Bedeutung zivilgesellschaftlicher Organisationen bei der Gestaltung ökologischen und sozialen Wandels können auf mehreren Ebenen gefunden werden: Einerseits in der zunehmenden Wahrnehmung von Risiken, Problemen und Krisen im Umweltund Energiebereich durch engagierte BürgerInnen, andererseits aber auch im teilweisen Rückzug des Staates aus dem Management und der gezielten Gestaltung von Infrastrukturen und öffentlichen Gütern sowie als Konsequenz wirtschaftlicher Globalisierung und der Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologien zur Vernetzung von BürgerInnen und Organisationen auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene. 87

Foresight-Prozess FVA 2050. Möglichkeiten und Grenzen einer Methode; Ziele, Nutzen, Architektur und Ablauf.

Foresight-Prozess FVA 2050. Möglichkeiten und Grenzen einer Methode; Ziele, Nutzen, Architektur und Ablauf. Foresight-Prozess FVA 2050 Möglichkeiten und Grenzen einer Methode; Ziele, Nutzen, Architektur und Ablauf. FreightVision Austria 2050 Zentrale Begriffe Szenarien bilden, ausgehend von der Gegenwart, qualitativ

Mehr

Das Integrative Nachhaltigkeitskonzept der Helmholtz-Gemeinschaft Idee - Anwendung - Perspektiven

Das Integrative Nachhaltigkeitskonzept der Helmholtz-Gemeinschaft Idee - Anwendung - Perspektiven Das Integrative Nachhaltigkeitskonzept der Helmholtz-Gemeinschaft Idee - Anwendung - Perspektiven INSTITUT FÜR TECHNIKFOLGENABSCHÄTZUNG UND SYSTEMANALYSE (ITAS) Workshop des Netzwerks Nachhaltigkeit am

Mehr

Smart Cities-Strategie und 1. Ausschreibung Stadt der Zukunft

Smart Cities-Strategie und 1. Ausschreibung Stadt der Zukunft Smart Cities-Strategie und 1. Ausschreibung Stadt der Zukunft DI Michael Paula michael.paula@bmvit.gv.at Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie Austrian R&D-Policy Federal Research,

Mehr

Themen für Seminararbeiten WS 15/16

Themen für Seminararbeiten WS 15/16 Themen für Seminararbeiten WS 15/16 Institut für nachhaltige Unternehmensführung Themenblock A: 1) Carsharing worldwide - An international Comparison 2) The influence of Carsharing towards other mobility

Mehr

UN Decade Education for Sustainable Development 2005-2014 (DESD)

UN Decade Education for Sustainable Development 2005-2014 (DESD) UN Decade Education for Sustainable Development 2005-2014 (DESD) Das internationale Umsetzungsmodell der UNESCO (International Implementation Scheme, IIS, in: 172EX/11) Mag. Gabriele Eschig Generalsekretärin

Mehr

Infrastrukturaufbau für ein nachhaltiges Energiesystem

Infrastrukturaufbau für ein nachhaltiges Energiesystem Infrastrukturaufbau für ein nachhaltiges Energiesystem Ein Multi-Agenten-Modell für Investitionen in Smart Grids Manfred PAIER Manuela KORBER, Ernst GEBETSROITHER, Klaus KUBECZKO, Doris SCHARTINGER, Alexander

Mehr

Soziale Innovation im internationalen Diskurs

Soziale Innovation im internationalen Diskurs Soziale Innovation im internationalen Diskurs 1. Dortmunder Forschungsforum Soziale Nachhaltigkeit 20. Oktober 2014, DASA Prof. Jürgen Howaldt 1 Soziale Innovation auf dem Weg zum Mainstream (2) 1985:

Mehr

Strategisches Management im öffentlichen Sektor: Eine Übersicht über den aktuellen Stand der Forschung

Strategisches Management im öffentlichen Sektor: Eine Übersicht über den aktuellen Stand der Forschung Strategisches Management im öffentlichen Sektor: Eine Übersicht über den aktuellen Stand der Forschung Prof. Dr. Isabella Proeller Universität Potsdam Workshop der WK ÖBWL Uni Mannheim, 9.10.2009 1 Strategisches

Mehr

Aktuelle Erfahrungen mit Constructive Technology Assessment am Beispiel der Brennstoffzellentechnologie

Aktuelle Erfahrungen mit Constructive Technology Assessment am Beispiel der Brennstoffzellentechnologie Aktuelle Erfahrungen mit Constructive Technology Assessment am Beispiel der Brennstoffzellentechnologie Michael Ornetzeder, ITA/ÖAW, Wien Anna Schreuer und Harald Rohracher, IFZ/IFF, Graz Helmut Loibl,

Mehr

Nachhaltigkeit Grundlegendes und Beispiele aus dem Bereich Materialwissenschaften

Nachhaltigkeit Grundlegendes und Beispiele aus dem Bereich Materialwissenschaften Nachhaltigkeit Grundlegendes und Beispiele aus dem Bereich Materialwissenschaften Anke Nellesen, Hochschule Bochum Hochschule Bochum, 31. August 2012 Forschung für die Nachhaltigkeit 31.08.2012 Anke Nellesen

Mehr

Dr. Anita Idel, Wirtschaftsmediatorin (MAB) Projektmanagement Tiergesundheit & Agrobiodiversität, Berlin

Dr. Anita Idel, Wirtschaftsmediatorin (MAB) Projektmanagement Tiergesundheit & Agrobiodiversität, Berlin Klimawandel, Welternährung, Rohstoffkrise: Reichen die Konzepte der Nachhaltigkeitspolitik? BMU, UBA, DNR, BUND, NABU, Berlin, 3.12.2008 Der Weltagrarbericht IAASTD: Herausforderungen und Perspektiven

Mehr

Nachhaltige Geschäftsmodelle: Unternehmen in der Transformation

Nachhaltige Geschäftsmodelle: Unternehmen in der Transformation Nachhaltige Geschäftsmodelle: Unternehmen in der Transformation Leuphana Universität Lüneburg Centre for Sustainability Management (CSM) IÖW Jahrestagung 2013 Geschäftsmodell Nachhaltigkeit Berlin, 21.

Mehr

Die Zukunft von Führung ist kollektiv - Was zukunftsorientierte Unternehmen von Multi-Akteurs-Initiativen lernen können

Die Zukunft von Führung ist kollektiv - Was zukunftsorientierte Unternehmen von Multi-Akteurs-Initiativen lernen können IÖW Jubiläumstagung: Workshop 3 - Partnerschaften für den Wandel Die Zukunft von Führung ist kollektiv - Was zukunftsorientierte Unternehmen von Multi-Akteurs-Initiativen lernen können PETRA KUENKEL Mitglied

Mehr

Interkulturelles Projektmanagement in internationalen Projekten am Beispiel von afghanischen Mitarbeitern. Bachelorarbeit

Interkulturelles Projektmanagement in internationalen Projekten am Beispiel von afghanischen Mitarbeitern. Bachelorarbeit Interkulturelles Projektmanagement in internationalen Projekten am Beispiel von afghanischen Mitarbeitern Bachelorarbeit zur Erlangung des akademischen Grades,,Bachelor of Science (B.Sc.) im Studiengang

Mehr

Klima-Governance und Dekarbonisierung: Beispiele sozialwissenschaftlicher Forschung am KlimaCampus Prof. Dr. Anita Engels Centrum für Globalisierung

Klima-Governance und Dekarbonisierung: Beispiele sozialwissenschaftlicher Forschung am KlimaCampus Prof. Dr. Anita Engels Centrum für Globalisierung Klima-Governance und Dekarbonisierung: Beispiele sozialwissenschaftlicher Forschung am KlimaCampus Prof. Dr. Anita Engels Centrum für Globalisierung und Governance (CGG) Exzellenzcluster Integrated Climate

Mehr

Partizipation und Klimawandel

Partizipation und Klimawandel A. Knierim, S. Baasch, M. Gottschick (Hrsg.) Partizipation und Klimawandel Ansprüche, Konzepte und Umsetzung Klimawandel in Regionen zukunftsfähig gestalten / Band 1 18 Partizipation und Klimawandel Zur

Mehr

[ Nr. 05 2012 ] vom 03.07.2012

[ Nr. 05 2012 ] vom 03.07.2012 Nationale Kontaktstelle Umwelt Newsletter Nachhaltige Landnutzung (Umwelt und Gesundheit) Im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung Nachhaltige Landnutzung [ Nr. 05 2012 ] vom 03.07.2012

Mehr

Anforderungen an Zivilgesellschaft, Wissenschaft und Politik

Anforderungen an Zivilgesellschaft, Wissenschaft und Politik Das Konzept der Planetary Boundaries Anforderungen an Zivilgesellschaft, Wissenschaft und Politik Moritz Remig Institute for Advanced Sustainability Studies e.v. IASS Potsdam Institute for Advanced Sustainability

Mehr

www.bmwfj.gv.at FP7-Energie im Kontext

www.bmwfj.gv.at FP7-Energie im Kontext FP7-Energie im Kontext http://ec.europa.eu/energy/technology/set_plan/ doc/2007_memo_graphical.pdf The inter-related challenges of climate change, security of energy supply and competitiveness are multifaceted

Mehr

Solar Heating and Cooling for a Sustainable Energy Future in Europe. Vision Potential Deployment Roadmap Strategic Research Agenda.

Solar Heating and Cooling for a Sustainable Energy Future in Europe. Vision Potential Deployment Roadmap Strategic Research Agenda. Solar Heating and Cooling for a Sustainable Energy Future in Europe Vision Potential Deployment Roadmap Strategic Research Agenda Zusammenfassung Zusammenfassung Solarthermie ist sowohl eine äußerst praktische

Mehr

Globale energiepolitische Herausforderungen 2050*

Globale energiepolitische Herausforderungen 2050* Energiezukunft: Ausgangssituation & Herausforderungen Wolfgang Anzengruber, Generaldirektor VERBUND MSc-Lehrgang Management & Umwelt, 19.01.2012 VERBUND AG, www.verbund.com Globaler Kontext Globale energiepolitische

Mehr

Den Transformationsprozess für das Future inet Office 2.0 steuern

Den Transformationsprozess für das Future inet Office 2.0 steuern Den Transformationsprozess für das Future inet Office 2.0 steuern - Ein Praxisbericht in einem laufenden Transformationsprozess, von der Idee bis zum neuen Office 2.0 mit Wissensarbeitsplätzen der Zukunft

Mehr

PRESS RELEASE Launch of the Renewables Global Futures Report

PRESS RELEASE Launch of the Renewables Global Futures Report PRESS RELEASE Launch of the Renewables Global Futures Report Media Contact: Lily Riahi, Policy Advisor, REN21 +33 1 44 37 50 93; lily.riahi@ren21.net http://www.ren21.net/gfr Erneuerbare Energien: Große

Mehr

Querschnittstechnologien inkl. Geothermie F&E Schwerpunkte und deren Implementierungsstrategie

Querschnittstechnologien inkl. Geothermie F&E Schwerpunkte und deren Implementierungsstrategie Querschnittstechnologien inkl. Geothermie F&E Schwerpunkte und deren Implementierungsstrategie Michael Monsberger AIT Austrian Institute of Technology Themenüberblick (2 Panels) Geothermie Oberflächennahe

Mehr

Transformationsaspekte und Models of Change: Wie kann gesellschaftlicher Wandel angestoßen werden?

Transformationsaspekte und Models of Change: Wie kann gesellschaftlicher Wandel angestoßen werden? Transformationsaspekte und Models of Change: Wie kann gesellschaftlicher Wandel angestoßen werden? Überlegungen aus dem UFOPLAN-Vorhaben Transformationsstrategien und Models of Change für nachhaltigen

Mehr

DISKUSSIONSBEITRÄGE DER FAKULTÄT FÜR BETRIEBSWIRTSCHAFTSLEHRE MERCATOR SCHOOL OF MANAGEMENT UNIVERSITÄT DUISBURG-ESSEN. Nr. 350

DISKUSSIONSBEITRÄGE DER FAKULTÄT FÜR BETRIEBSWIRTSCHAFTSLEHRE MERCATOR SCHOOL OF MANAGEMENT UNIVERSITÄT DUISBURG-ESSEN. Nr. 350 DISKUSSIONSBEITRÄGE DER FAKULTÄT FÜR BETRIEBSWIRTSCHAFTSLEHRE MERCATOR SCHOOL OF MANAGEMENT UNIVERSITÄT DUISBURG-ESSEN Nr. 350 Ein konzeptioneller Business-Intelligence-Ansatz zur Gestaltung von Geschäftsprozessen

Mehr

Erneuerbare Energien: die zentrale Herausforderung für die Energiepolitik im 21. Jahrhunderts

Erneuerbare Energien: die zentrale Herausforderung für die Energiepolitik im 21. Jahrhunderts Erneuerbare Energien: die zentrale Herausforderung für die Energiepolitik im 21. Jahrhunderts 10. Münchner Wissenschaftstage Wie weit kommen wir mit regenerativen Energien Dr. Felix Chr. Matthes München,

Mehr

Neue E-Business Modelle zwischen sozialer Utopie und Wirklichkeit. TransactiveEnergy das Ende der zentralen Energiesysteme

Neue E-Business Modelle zwischen sozialer Utopie und Wirklichkeit. TransactiveEnergy das Ende der zentralen Energiesysteme U. Hofmann Salzburg Research AK E-IKT Neue E-Business Modelle zwischen sozialer Utopie und Wirklichkeit TransactiveEnergy das Ende der zentralen Energiesysteme Einleitung: Arbeitskreis Energie IKT Ziele

Mehr

2.0 aus Erfahrung lernen

2.0 aus Erfahrung lernen Enterprise 20Fallstudien 2.0 aus Erfahrung lernen Prof. Dr. Andrea Back Institut für Wirtschaftsinformatik, Universität St. Gallen Prof. Dr. Michael Koch Forschungsgruppe Kooperationssysteme, Universität

Mehr

Reflexions Workshop. Wie leben wir 2025 in Leoben klimaschonend, umweltgerecht, energiesparend UND mit hoher Lebensqualität?

Reflexions Workshop. Wie leben wir 2025 in Leoben klimaschonend, umweltgerecht, energiesparend UND mit hoher Lebensqualität? Reflexions Workshop Wie leben wir 2025 in Leoben klimaschonend, umweltgerecht, energiesparend UND mit hoher Lebensqualität? Die Umsetzung im Sinne einer Smart City Leoben Leoben, 17. November 2011 Kammersäle/Sitzungszimmer,

Mehr

Wie grün ist der Islam?

Wie grün ist der Islam? Wie grün ist der Islam? Umwelt- und Klimaschutz mit muslimischer Perspektive Tagung am 5. und 7. November 2010 Gefördert durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt und die Dr. Buhmann Stiftung Religionen

Mehr

Sustainable Trade Nachhaltigkeit im weltweiten Handel. Workshop B1 Nachhaltigkeit und Finanzdienstleistungen Green Economy Konferenz - Berlin

Sustainable Trade Nachhaltigkeit im weltweiten Handel. Workshop B1 Nachhaltigkeit und Finanzdienstleistungen Green Economy Konferenz - Berlin Sustainable Trade Nachhaltigkeit im weltweiten Handel Workshop B1 Nachhaltigkeit und Finanzdienstleistungen Green Economy Konferenz - Berlin Trade Austausch von Waren und Dienstleistungen kann durch verschiedene

Mehr

Cloud Architektur Workshop

Cloud Architektur Workshop Cloud Architektur Workshop Ein Angebot von IBM Software Services for Cloud & Smarter Infrastructure Agenda 1. Überblick Cloud Architektur Workshop 2. In 12 Schritten bis zur Cloud 3. Workshop Vorgehensmodell

Mehr

Programm zur Führungskräfteentwicklung des Management Systems Network

Programm zur Führungskräfteentwicklung des Management Systems Network Hans-Gerd Servatius Programm zur Führungskräfteentwicklung des Management Systems Network Düsseldorf 2013 Themenschwerpunkt 1: Strategische Führung, M&A, Organisation (1) 1.1 Wettbewerbsvorteile mit leistungsfähigen

Mehr

Johannes Förster johannes.foerster@ufz.de Helmholtz Zentrum für Umweltforschung UFZ

Johannes Förster johannes.foerster@ufz.de Helmholtz Zentrum für Umweltforschung UFZ Johannes Förster johannes.foerster@ufz.de Helmholtz Zentrum für Umweltforschung UFZ Workshop oikos international Leipzig, 29. November 2012 Was ist Green Economy? Eine Grüne Ökonomie/Wirtschaft menschliches

Mehr

Energieeffizienz im internationalen Vergleich

Energieeffizienz im internationalen Vergleich Energieeffizienz im internationalen Vergleich Miranda A. Schreurs Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU) Forschungszentrum für Umweltpolitik (FFU), Freie Universität Berlin Carbon Dioxide Emissions

Mehr

POLICY BRIEF ZU DEN NORRAG NEWS 40 BILDUNG FÜR EINE NACHHALTIGE ENTWICKLUNG? ODER, DIE NACHHALTIGKEIT VON BILDUNGSINVESTITIONEN?

POLICY BRIEF ZU DEN NORRAG NEWS 40 BILDUNG FÜR EINE NACHHALTIGE ENTWICKLUNG? ODER, DIE NACHHALTIGKEIT VON BILDUNGSINVESTITIONEN? POLICY BRIEF ZU DEN NORRAG NEWS 40 BILDUNG FÜR EINE NACHHALTIGE ENTWICKLUNG? ODER, DIE NACHHALTIGKEIT VON BILDUNGSINVESTITIONEN? Diese Spezialausgabe behandelt viele verschiedene Dimensionen von Bildung

Mehr

EUROPÄISCHE Plattform für Vorausschau und ihre Beziehung zu den Regionen

EUROPÄISCHE Plattform für Vorausschau und ihre Beziehung zu den Regionen EUROPÄISCHE Plattform für Vorausschau und ihre Beziehung zu den Regionen Regionen an der Grenze - Regionale Vorrauschau und Innovationsentwicklung in Ostdeutschland, 20/21 Juni 2005, Berlin Dr. Werner

Mehr

Wie eine Spinne im Netz? Die mächtige Rolle der Weltbank in der internationalen Klima- und Energiepolitik

Wie eine Spinne im Netz? Die mächtige Rolle der Weltbank in der internationalen Klima- und Energiepolitik Wie eine Spinne im Netz? Die mächtige Rolle der Weltbank in der internationalen Klima- und Energiepolitik Daniela Setton McPlanet.com Klima der Gerechtigkeit 4.-6. Mai 2007, Berlin Power Point zum Workshop

Mehr

Environmental management in German institutions of higher education: Lessons learnt and steps toward sustainable management

Environmental management in German institutions of higher education: Lessons learnt and steps toward sustainable management Environmental management in German institutions of higher education: Lessons learnt and steps toward sustainable management Lüneburg, Juni 23/24, 2005 Joachim Müller Sustainable Management of Higher Education

Mehr

Vom Versprechen zur Wirkung

Vom Versprechen zur Wirkung Vom Versprechen zur Wirkung Impact Monitoring Framework für Offene Daten Dr. Marcus M. Dapp Digital Sustainable Commons ETH Zurich Uni Bern OKF Germany 4. OGD DACHLI»openX«, Wien, 2015 06 24 Das Open Data

Mehr

Arbeiten 4.0. Cyber-physikalische Systeme revolutionieren unsere Arbeitswelten und Leitmärkte. Margit Noll Corporate Strategy

Arbeiten 4.0. Cyber-physikalische Systeme revolutionieren unsere Arbeitswelten und Leitmärkte. Margit Noll Corporate Strategy Arbeiten 4.0 Cyber-physikalische Systeme revolutionieren unsere Arbeitswelten und Leitmärkte Margit Noll Corporate Strategy Cyber-physische Systeme bezeichnet den Verbund informatischer, softwaretechnischer

Mehr

Interdisziplinäre Forschung zu Nachhaltigkeit: Potentiale und Schwierigkeiten

Interdisziplinäre Forschung zu Nachhaltigkeit: Potentiale und Schwierigkeiten Interdisziplinäre Forschung zu Nachhaltigkeit: Potentiale und Schwierigkeiten Workshop KIT Karlsruhe 19/11/2010 Universität Basel Programm Nachhaltigkeitsforschung Übersicht 1. Bekannte Argumente für interdisziplinäre

Mehr

INTERREG IIIa Project R&D - Ready for Research and Development Project results and ongoing activities

INTERREG IIIa Project R&D - Ready for Research and Development Project results and ongoing activities INTERREG IIIa Project R&D - Ready for Research and Development Project results and ongoing activities Györ, 5th December 2007 Key regions + perifary for surveys Background objectives CENTROPE needs a strategy

Mehr

Sozial-Ökologische Forschung und Systemtransformation. Der Kern der SÖ-Modellansätze. Frankfurter Modell. Definition Sozial-Ökologie.

Sozial-Ökologische Forschung und Systemtransformation. Der Kern der SÖ-Modellansätze. Frankfurter Modell. Definition Sozial-Ökologie. Definition Sozial-Ökologie Sozial-Ökologische Forschung und Systemtransformation KH Simon, Kassel Unter sozialer Ökologie wird die Wissenschaft von den Beziehungen der Menschen zu ihrer jeweiligen natürlichen

Mehr

IT & Energy. Umwelt- und Energiemanagement im Wandel. München, 20. November 2013. Dr. Bernd Kosch FUJITSU IB Solutions, Technology Office

IT & Energy. Umwelt- und Energiemanagement im Wandel. München, 20. November 2013. Dr. Bernd Kosch FUJITSU IB Solutions, Technology Office IT & Energy Umwelt- und Energiemanagement im Wandel München, 20. November 2013 Dr. Bernd Kosch FUJITSU IB Solutions, Technology Office Klimaschutz: Politische Aspekte Erderwärmung um mehr als 2 0 C bedeutet

Mehr

DISKUSSIONSBEITRÄGE DER FAKULTÄT FÜR BETRIEBSWIRTSCHAFTSLEHRE MERCATOR SCHOOL OF MANAGEMENT UNIVERSITÄT DUISBURG-ESSEN. Nr. 348

DISKUSSIONSBEITRÄGE DER FAKULTÄT FÜR BETRIEBSWIRTSCHAFTSLEHRE MERCATOR SCHOOL OF MANAGEMENT UNIVERSITÄT DUISBURG-ESSEN. Nr. 348 DISKUSSIONSBEITRÄGE DER FAKULTÄT FÜR BETRIEBSWIRTSCHAFTSLEHRE MERCATOR SCHOOL OF MANAGEMENT UNIVERSITÄT DUISBURG-ESSEN Nr. 348 Konzeption eines Projektvorgehensmodells für die Business-Intelligence-Strategieberatung

Mehr

Welche Rolle kann gemeinwohlorientierte Wissenschaft/Forschungspolitik für die Entwicklung und Umsetzung einer zukunftsfähigen Green Economy spielen?

Welche Rolle kann gemeinwohlorientierte Wissenschaft/Forschungspolitik für die Entwicklung und Umsetzung einer zukunftsfähigen Green Economy spielen? Welche Rolle kann gemeinwohlorientierte Wissenschaft/Forschungspolitik für die Entwicklung und Umsetzung einer zukunftsfähigen Green Economy spielen? - In welcher Verbindung stehen gemeinwohlorientierte

Mehr

Anforderungen an Klimawandelpartnerschaften: Sicht der Zivilgesellschaft (WWF-Sicht)

Anforderungen an Klimawandelpartnerschaften: Sicht der Zivilgesellschaft (WWF-Sicht) Anforderungen an Klimawandelpartnerschaften: Sicht der Zivilgesellschaft (WWF-Sicht) Arbeitstreffen des Deutschen Global Compact Netzwerks (DGCN) Berlin,3/11/2008, Matthias Kopp, WWF Agenda Klimawandel

Mehr

Kooperative Technikgestaltung

Kooperative Technikgestaltung TA-Konferenz, 27.5.2002 Kooperative Technikgestaltung Erfahrungen mit 'Constructive Technology Assessment' am Beispiel intelligenter Gebäudetechnologien Michael Ornetzeder Zentrum für Soziale Innovation,

Mehr

Risikomanagement für IT-Projekte: Vergleich von Risiken und Methoden

Risikomanagement für IT-Projekte: Vergleich von Risiken und Methoden Sperrvermerk Risikomanagement für IT-Projekte: Vergleich von Risiken und Methoden Bachelorarbeit Zur Erlangung des akademischen Grades Bachelor of Science (B.Sc.) im Studiengang Wirtschaftswissenschaft

Mehr

Kapitel 5 Mit Wissensmanagement zur lernenden Organisation

Kapitel 5 Mit Wissensmanagement zur lernenden Organisation 70 Teil I Konzepte zum Wissensmanagement: Von der Information zum Wissen Kapitel 5 Mit Wissensmanagement zur lernenden Organisation Die lernende Organisation als Ziel des Wissensmanagements: mit Wissensmanagement

Mehr

Deutschland braucht Smart-Grids für die Energiewende schon heute

Deutschland braucht Smart-Grids für die Energiewende schon heute Energiewende als Gemeinschaftsprojekt Deutschland braucht Smart-Grids für die Energiewende schon heute Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Klaus Töpfer Institute for Advanced Sustainability Studies e.v. (IASS Potsdam)

Mehr

ITIL & TOGAF die Doppelspitze für IT Governance

ITIL & TOGAF die Doppelspitze für IT Governance 1 ITIL Day 2014 ITIL & TOGAF die Doppelspitze für IT Governance Referenten: Arif Chughtai, Matthias Gessenay 2 Referenten Arif Chughtai mail@arifchughtai.org www.arifchughtai.org Matthias Gessenay matthias.gessenay@corporatesoftware.ch

Mehr

Clashing Cultures. Wenn Software-Ingenieure auf Wissenschaftler treffen Seminarvortrag Beiträge SE

Clashing Cultures. Wenn Software-Ingenieure auf Wissenschaftler treffen Seminarvortrag Beiträge SE Clashing Cultures Wenn Software-Ingenieure auf Wissenschaftler treffen Seminarvortrag Beiträge SE Andre Breitenfeld 10.12.2015 Agenda 1. Thematische Einordnung 2. Scientific Software Development 3. Papers

Mehr

Thementisch Anwendungsgebiete und

Thementisch Anwendungsgebiete und Thementisch Anwendungsgebiete und b Erfolgsgeschichten KMUs und Big Data Wien 08. Juni 2015 Hermann b Stern, Know-Center www.know-center.at Know-Center GmbH Know-Center Research Center for Data-driven

Mehr

Ideenaustausch. ReAdy 4 the big bang. 24. September 2015 Alte Papierfabrik, Steyrermühl

Ideenaustausch. ReAdy 4 the big bang. 24. September 2015 Alte Papierfabrik, Steyrermühl Ideenaustausch 4.0 ReAdy 4 the big bang 24. September 2015 Alte Papierfabrik, Steyrermühl Ready for the next Industrial Revolution Die Vernetzung von roboterbasierten Systemen mit unterschiedlichen Diensten

Mehr

Workshop mit der Local Action Group für den Regierungsbezirk Düsseldorf

Workshop mit der Local Action Group für den Regierungsbezirk Düsseldorf SPIDER Meeting 25.11.2004 Workshop mit der Local Action Group für den Regierungsbezirk Düsseldorf Z_punkt GmbH The Foresight Company Karlheinz Steinmüller / Cornelia Daheim / Ben Rodenhäuser Der Workshop

Mehr

Smart Cities - urbane Strategien für Energie-Effizienz

Smart Cities - urbane Strategien für Energie-Effizienz Smart Cities - urbane Strategien für Energie-Effizienz T. Zillner, M. Paula Abteilung Energie- und Umwelttechnologien Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie World Sustainable Energy

Mehr

Social Software im Change Management. Bachelorarbeit

Social Software im Change Management. Bachelorarbeit Social Software im Change Management Bachelorarbeit zur Erlangung des akademischen Grades Bachelor of Science (B.Sc.) im Studiengang Wirtschaftswissenschaft der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der

Mehr

Die Destabilisierung von Gerechtigkeitsmaßstäben als nachhaltigkeitspolitischer Fortschritt Reframing Local Justice

Die Destabilisierung von Gerechtigkeitsmaßstäben als nachhaltigkeitspolitischer Fortschritt Reframing Local Justice Die Destabilisierung von Gerechtigkeitsmaßstäben als nachhaltigkeitspolitischer Fortschritt Reframing Local Justice DGS-Sektion Soziologie und Ökologie 32. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie

Mehr

European Qualification Strategies in Information and Communications Technology (ICT)

European Qualification Strategies in Information and Communications Technology (ICT) European Qualification Strategies in Information and Communications Technology (ICT) Towards a European (reference) ICT Skills and Qualification Framework Results and Recommendations from the Leornardo-da-Vinci-II

Mehr

Zukunftsszenario: Eine kurze Reise in die Zukunft. Nach: Minx (2006); Nagel / Wimmer (2009)

Zukunftsszenario: Eine kurze Reise in die Zukunft. Nach: Minx (2006); Nagel / Wimmer (2009) Zukunftsszenario: Eine kurze Reise in die Zukunft Nach: Minx (2006); Nagel / Wimmer (2009) Zukunftsszenario: Eine kurze Reise in die Zukunft Grundgedanke Im Unterschied zu Prognosen versucht die Szenario-Methode

Mehr

Das Konzept der Nachhaltigkeit

Das Konzept der Nachhaltigkeit Universität Passau Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät im Rahmen der Wissensinitiative Passau Plus Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Internationales Management Prof. Dr. Carola Jungwirth Seminararbeit

Mehr

Anhang zum Studienplan Master of Science in Applied Economic Analysis (M Sc AEA) vom 18.10.2012

Anhang zum Studienplan Master of Science in Applied Economic Analysis (M Sc AEA) vom 18.10.2012 Anhang zum Studienplan Master of Science in Applied Economic Analysis (M Sc AEA) vom 18.10.2012 Dieser Anhang legt die Anzahl der erforderlichen Kreditpunkte und die Veranstaltungen je Modul gemäss Artikel

Mehr

Titel Land use and climate change new approaches to integrate climate adaptation into stakeholder

Titel Land use and climate change new approaches to integrate climate adaptation into stakeholder Titel Land use and climate change new approaches to integrate climate adaptation into stakeholder Name processes Institution Julia Oberdörffer, Nana Karlstetter, Ulrich Scheele, Reinhard Pfriem ARSU (GmbH),

Mehr

Big Data aus Sicht eines globalen Unternehmens

Big Data aus Sicht eines globalen Unternehmens Big Data aus Sicht eines globalen Unternehmens Impulsbeitrag FES/ver.di Expertengespräch Prof. Dr. Gerhard Satzger, Director IBM Business Performance Services Berlin, 25.6.2014 IBM ein traditionsreiches,

Mehr

Energy Automation das zentrale Element in intelligenten Stromnetzen von der Erzeugung bis zur Verteilung

Energy Automation das zentrale Element in intelligenten Stromnetzen von der Erzeugung bis zur Verteilung Life Needs Power 2015 / April 2015 Energy Automation das zentrale Element in intelligenten Stromnetzen von der Erzeugung bis zur Verteilung siemens.com/energy-management Mehr als je zuvor hängt unser tägliches

Mehr

Masterstudium General Management

Masterstudium General Management Masterstudium General Management (gültig ab 01.10.2015) Name: Matr.Nr.: Tel.Nr: email: 1. Pflichtfächer/-module (48 ECTS) "General Management Competence" Strategic Management ( ECTS) Prüfung KS Master

Mehr

Social Media, Partizipation, Nachhaltige Entwicklung. Daniel Schulz Entscheidungen mit Umweltfolgen zwischen Freiheit und Zwang

Social Media, Partizipation, Nachhaltige Entwicklung. Daniel Schulz Entscheidungen mit Umweltfolgen zwischen Freiheit und Zwang Social Media, Partizipation, Nachhaltige Entwicklung Daniel Schulz Entscheidungen mit Umweltfolgen zwischen Freiheit und Zwang 18.09.2010 1 Gliederung Einführung Exkurs: Web 2.0 Bestandsaufnahme: Web-Partizipations-Formate

Mehr

The Solar Revolution New Ways for Climate Protection with Solar Electricity

The Solar Revolution New Ways for Climate Protection with Solar Electricity www.volker-quaschning.de The Solar Revolution New Ways for Climate Protection with Solar Electricity Hochschule für Technik und Wirtschaft HTW Berlin ECO Summit ECO14 3. June 2014 Berlin Crossroads to

Mehr

Diplomarbeit. gframe und das gedas Human Change Management Framework am Beispiel einer SAP R/3 Einführung im iranischen Automotive Sektor

Diplomarbeit. gframe und das gedas Human Change Management Framework am Beispiel einer SAP R/3 Einführung im iranischen Automotive Sektor Hochschule Harz Wernigerode Fachbereich Wirtschaftswissenschaften Studiengang Wirtschaftsinformatik Diplomarbeit gframe und das gedas Human Change Management Framework am Beispiel einer SAP R/3 Einführung

Mehr

Titel der Präsentation

Titel der Präsentation Titel der Präsentation Untertitel der Präsentation Kreativität in der Produktion audiovisueller Unterhaltung Strategie für eine digitale Medienwelt? Pamela Przybylski Institut für Kommunikationswissenschaft

Mehr

Exkursion zu Capgemini Application Services Custom Solution Development. Ankündigung für Februar 2013 Niederlassung Stuttgart

Exkursion zu Capgemini Application Services Custom Solution Development. Ankündigung für Februar 2013 Niederlassung Stuttgart Exkursion zu Capgemini Application Services Custom Solution Development Ankündigung für Februar 2013 Niederlassung Stuttgart Ein Nachmittag bei Capgemini in Stuttgart Fachvorträge und Diskussionen rund

Mehr

Konkretisierung und Weiterentwicklung von Mapping und Assessment of Ecosystems and their Services (MAES) für Deutschland

Konkretisierung und Weiterentwicklung von Mapping und Assessment of Ecosystems and their Services (MAES) für Deutschland Tim Caspary, Pixelio.de Konkretisierung und Weiterentwicklung von Mapping und Assessment of Ecosystems and their Services (MAES) für Deutschland C. Albert, C. Görg, C. Neßhöver & H. Wittmer Leipzig, 1.

Mehr

Fachtagung Umwelt und Klima 2014. Fortbildungsangebote. Umwelt, Klima, Biodiversität: Lernen aus der Zukunft

Fachtagung Umwelt und Klima 2014. Fortbildungsangebote. Umwelt, Klima, Biodiversität: Lernen aus der Zukunft Fachtagung Umwelt und Klima 2014 Fortbildungsangebote Kurze Beschreibung von Inhalt und Methodik/Zeitplan Freitag, 22.08. bis Samstag 23.08.2014 Das neue Klimafinanzierungstraining der GIZ CliFit2 Freitag,

Mehr

Was ist die Szenariotechnik?

Was ist die Szenariotechnik? Szenariotechnik Eine Methode der Zukunftsforschung zur systematischen Analyse zukünftiger Entwicklungen und Erarbeitung von qualitativen alternativen Prognosen Was ist die Szenariotechnik? Die Szenariotechnik

Mehr

Cloud Computing in Industrie 4.0 Anwendungen: Potentiale und Herausforderungen

Cloud Computing in Industrie 4.0 Anwendungen: Potentiale und Herausforderungen Cloud Computing in Industrie 4.0 Anwendungen: Potentiale und Herausforderungen Bachelorarbeit zur Erlangung des akademischen Grades Bachelor of Science (B.Sc.) im Studiengang Wirtschaftsingenieur der Fakultät

Mehr

Beim Kunden wahrgenommene Qualität von IT-Services Ein wichtiger Faktor in der Beschaffung von Cloud Services

Beim Kunden wahrgenommene Qualität von IT-Services Ein wichtiger Faktor in der Beschaffung von Cloud Services Beim Kunden wahrgenommene Qualität von IT-Services Ein wichtiger Faktor in der Beschaffung von Cloud Services BICCnet Arbeitskreistreffen "IT-Services" am 14. November bei fortiss Jan Wollersheim fortiss

Mehr

Führungsstile: Literaturrecherche und Ausblick für die Informationssicherheitsforschung

Führungsstile: Literaturrecherche und Ausblick für die Informationssicherheitsforschung Führungsstile: Literaturrecherche und Ausblick für die Informationssicherheitsforschung Bachelorarbeit zur Erlangung des akademischen Grades Bachelor of Science (B.Sc.) im Studiengang Wirtschaftswissenschaft

Mehr

Gas in der europäischen Netzplanung. 6. EUM-Fachtagung Eva Klotz Prognos AG Flensburg, 01.04.2016

Gas in der europäischen Netzplanung. 6. EUM-Fachtagung Eva Klotz Prognos AG Flensburg, 01.04.2016 Gas in der europäischen Netzplanung 6. EUM-Fachtagung Eva Klotz Prognos AG Flensburg, 01.04.2016 Agenda 01 Hintergrund und regulatorischer Rahmen 02 Einflüsse auf die Höhe des Gastransportbedarfs 03 Entwicklung

Mehr

Energieeffizienz und Erneuerbare Energien Programme der EZ -- ein Zwischenstand

Energieeffizienz und Erneuerbare Energien Programme der EZ -- ein Zwischenstand Energieeffizienz und Erneuerbare Energien Programme der EZ -- ein Zwischenstand Climate Policy Capacity Building Seminar Kiew 07.10.04 Klaus Gihr Senior Project Manager Europe Department Was sind unsere

Mehr

Mit Führungs-Persönlichkeit zu Performance Excellence

Mit Führungs-Persönlichkeit zu Performance Excellence Mit Führungs-Persönlichkeit zu Performance Excellence Der Einsatz von Persönlichkeitsinstrumenten am Beispiel des MBTI Cynthia Bleck / Hannover, 12. Februar 2009 Überblick People Excellence bei Siemens

Mehr

Postheroisches Management und die Zukunft von Organisation Die Gesellschaft wird anders

Postheroisches Management und die Zukunft von Organisation Die Gesellschaft wird anders Postheroisches Management und die Zukunft von Organisation Nachlese eines Dialogs mit Dirk Baecker Die Qualität von Beratung (und auch von Führung) hängt nicht zuletzt davon ab, ob sie eine solide Theoriebasis

Mehr

Europäische Endkunden auf dem Energiemarkt: Eine Vision für 2020 Gemeinsame Erklärung

Europäische Endkunden auf dem Energiemarkt: Eine Vision für 2020 Gemeinsame Erklärung Europäische Endkunden auf dem Energiemarkt: Eine Vision für 2020 Gemeinsame Erklärung 13. November 2012 Aktualisiert in Juni 2014 E nergie spielt eine zentrale Rolle in unserem Leben. Unser persönliches

Mehr

maxgrafconsulting Strategie «Die richtigen Dinge tun» Inhaltsverzeichnis

maxgrafconsulting Strategie «Die richtigen Dinge tun» Inhaltsverzeichnis maxgrafconsulting Strategie «Die richtigen Dinge tun» Inhaltsverzeichnis 1 Ziel... 2 2 Zweck / Nutzen... 2 3 Inhalt / Vorgehen... 2 3.1 Informationsanalyse... 3 3.2 Individuelle Wertvorstellungen / harmonisiertes

Mehr

WORKSHOPREIHE»ARBEITSWELTEN DER ZUKUNFT«

WORKSHOPREIHE»ARBEITSWELTEN DER ZUKUNFT« WORKSHOPREIHE»ARBEITSWELTEN DER ZUKUNFT«Ziele, Ergebnisse und Teilnehmer der Workshopreihe im Rahmen der Strategischen Partnerschaft»Fit für InnovationInventing Future Services«2014 Bild: BoschRexroth

Mehr

23.01.2014. IKT.NRW Roadmap 2020. Kommunikationsnetze für CPS im Horizon 2020 Forschungsprogramm. Ausgangspunkt der Betrachtung: IKT.

23.01.2014. IKT.NRW Roadmap 2020. Kommunikationsnetze für CPS im Horizon 2020 Forschungsprogramm. Ausgangspunkt der Betrachtung: IKT. CPS-Expertennetzwerk NRW IKT.NRW Roadmap 2020 Kommunikationsnetze für CPS im Horizon 2020 Forschungsprogramm Prof. Christian Wietfeld Technische Universität Dortmund (CNI) Cyber Physical NRW Ausgangspunkt

Mehr

Open Innovation Readiness:

Open Innovation Readiness: Stiftung Industrieforschung - Forum Junge Spitzenforscher und Mittelstand - Petersberg, 23.06.2010 Open Innovation Readiness: Wie Sie erkennen, ob Ihr Unternehmen für offene Innovationsprozesse bereit

Mehr

Ressourcen und Architektur Resources and Architecture

Ressourcen und Architektur Resources and Architecture BauZ! Ressourcen und Architektur Resources and Architecture Prof.Mag.arch Carlo Baumschlager Wiener Kongress für zukunftsfähiges Bauen, 22.02.2013 M. Hegger, Energie-Atlas: nachhaltige Architektur. München

Mehr

TMF projects on IT infrastructure for clinical research

TMF projects on IT infrastructure for clinical research Welcome! TMF projects on IT infrastructure for clinical research R. Speer Telematikplattform für Medizinische Forschungsnetze (TMF) e.v. Berlin Telematikplattform für Medizinische Forschungsnetze (TMF)

Mehr

Governance von Trade- offs zwischen Ökosystemleistungen im deutschen Küstenraum

Governance von Trade- offs zwischen Ökosystemleistungen im deutschen Küstenraum Governance von Trade- offs im deutschen Küstenraum Klara J. Winkler, M.Sc. Lehrstuhl für Ökologische Ökonomie Universität Oldenburg @kj_winkler, klara.johanna.winkler@uni- oldenburg.de Das IBR ist ein

Mehr

Unternehmensstrategien

Unternehmensstrategien Unternehmensstrategien Methoden- Präsentation Vorgehensweise zu ihrer Entwicklung Henstedt-Ulzburg, 7. Juli 2008 Bei der Entwicklung von Strategien haben wir ein System im Blick Ansatz bei der Entwicklung

Mehr

CleanTech-Cluster als Katalysatoren für nachhaltige Systeme: Was zeichnet Spitzencluster aus?*

CleanTech-Cluster als Katalysatoren für nachhaltige Systeme: Was zeichnet Spitzencluster aus?* Hans-Gerd Servatius CleanTech-Cluster als Katalysatoren für nachhaltige Systeme: Was zeichnet Spitzencluster aus?* Die dritte Runde des 2007 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) ins Leben

Mehr

Optimale Integration der IT-Security in Geschäftsprozesse

Optimale Integration der IT-Security in Geschäftsprozesse Optimale Integration der IT-Security in Geschäftsprozesse A Min TJOA Edgar WEIPPL {Tjoa Weippl}@ifs.tuwien.ac.at Übersicht Einleitung ROPE (S. Tjoa, S. Jakoubi) MOS³T (T. Neubauer) Security Ontologies

Mehr

Substitution von Rohstoffen durch Abfälle

Substitution von Rohstoffen durch Abfälle Kunststoffabfälle Substitution von Rohstoffen durch Abfälle Spielregeln Abfall Sammlung+ Vorbehandlung Abfälle Beseitigung Ersatz- Rohstoff Erlöse= Kosten Produktionsprozess Produkt Die Erlöse für die

Mehr

Themenbroschüre Führungskräfte- Entwicklung IPA. Personalentwicklung und Arbeitsorganisation

Themenbroschüre Führungskräfte- Entwicklung IPA. Personalentwicklung und Arbeitsorganisation Themenbroschüre Führungskräfte- Entwicklung IPA Institut für Personalentwicklung und Arbeitsorganisation Kann man gute Führung lernen? Sie wissen, dass Ihre Organisation exzellente Führungskräfte benötigt,

Mehr

Wann gehen die Öl- und Gasvorräte der Erde zu Ende?

Wann gehen die Öl- und Gasvorräte der Erde zu Ende? Kurzfassung von Manfred Popp Email Manfred.Popp@energie-fakten.de Hier die Fakten vereinfachte Kurzfassung Peak Oil knapp und teuer Geht uns der Sprit aus? Sind wir erpressbar? lautete der Titel des letzten

Mehr

Creating your future. IT. αacentrix

Creating your future. IT. αacentrix Creating your future. IT. αacentrix We bring IT into Business Context Creating your future. IT. Wir sind eine Strategie- und Technologieberatung mit starkem Fokus auf die IT-Megatrends Cloud, Mobility,

Mehr