Texte zur Dorfgeschichte von Untervaz

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1 Untervazer Burgenverein Untervaz Texte zur Dorfgeschichte von Untervaz 1968 Alte Bauten in Untervaz Weitere Texte zur Dorfgeschichte sind im Internet unter erhältlich. Beilagen der Jahresberichte Anno Domini unter

2 Alte Bauten in Untervaz Christoph Simonett Simonett Christoph: Die Bauernhäuser des Kantons Graubünden. Band II. Verlag Schweizerische Gesellschaft für Volkskunde, Basel Auszug ohne Anmerkungen - S. 29: An das Wohnhaus angebaute Stallscheunen mir separaten Eingängen. Eine der hauptsächlichsten Haus-Stall-Kombinationen des Prättigaus zeigt das Haus in der Hangrichtung und die mit ihm durch das Dach verbundene Stallscheune im rechten Winkel dazu, also quer zur Hangrichtung. Im idealen Fall bilden Hausfront und <Vorschub> der Scheune eine Gerade. Der überdachte Gang zwischen Haus und Stall, Streia genannt, ist vorn nicht immer, aber doch meistens offen. An der Rückwand befindet sich oft der Abort. Selten ist die Kombination von querliegendem Haus mit senkrecht vorstehendem Stall, mit Streia, häufiger jene, wo Haus und Stall, beide quer zum Hang liegend, direkt aneinander anstossen. Sehr verbreitet ist im Prättigau schliesslich das senkrecht zum Hang stehende Haus mit hinten in gleicher Firstrichtung anschliessender Stallscheune, eine Kombination, die in Graubünden weit verbreitet ist keineswegs nur in lawinengefährdeten Gebieten. In St. Antönien begegnet man sodann mehrmals einer Variante der erstgenannten Prättigauerkombination, der Anlage, wo Haus, Streia und Stall nebeneinandergereiht unter einem First liegen.

3 -3- Die Streia erscheint hier vorn ganz geschlossen, wie bei einem im wesentlichen gleichen Beispiel in Tenna. Im ganzen übrigen Graubünden fehlt die Streia; die 1/1 - und 1 1/2-Stallscheunen sowie Doppelställe schliessen direkt an das Haus an, mit dem sie den First gemeinsam haben wie viele Stallscheunen, die nur durch das Haus erreichbar sind. Zu den an das Haus angebauten Stallscheunen mit separaten Eingängen gehört auch das bei uns einzig im Churer-Rheintal auftretende Mittertennhaus des Schweizer Mittellandes und des Jura (Abb. 97). Richard Weiss nennt es «Dreisässenhaus». Zwischen Haus und eigentlicher Stallscheune befindet sich die Tenne mit darüberliegendem Garbenraum. Ein Futtergang fehlt. Das Heu, das von der Tenne aus in den Heuraum hinaufgeworfen wird, gelangt später durch ein Abwurfloch direkt in den Viehstall. Die ältesten uns bekannten Bündner Mittertennhäuser stammen aus der Zeit um Interessant ist eine entsprechende Anlage in Untervaz, wo ein sehr altes Haus erst nachträglich durch einen gestrickten Kammeranbau mit der Scheune verbunden wurde (Abb. 98). Unter dem Kammeranbau liegt die mit grossen Türflügeln versehene Einfahrt für Heu und Getreide. Die Dreschtenne befindet sich hier aber hinter der Stallscheune in einem separaten Anbau (s. Abb. 212 b). 97. Untervaz. Mittertennhaus (Haus, Tenne, Stallscheune)

4 Untervaz. Nachträglich zu einem Mittertennhaus entwickelte Anlage S. 66: Am Stall angebaute Garbenspeicher mit Dreschtenne. Nur in Mastrils und in Untervaz sahen wir derartige zwei- oder dreigeschossige Anlagen. Beim Beispiel in Untervaz betritt man die Dreschtenne sozusagen ebenerdig (Abb. 212b). Über ihr liegt der Raum für das Stroh und über diesem ein Garbenboden. Die verhältnismässig kurze, aber breite Dreschtenne ist vorn mit einem mächtigen Torflügel abgeschlossen, dessen Bretter ausschliesslich mit dicken Holznägeln an der Verstrebung befestigt sind (Abb. 213). Die Tenne selbst erscheint, da ihre Wände 1, 50 m hoch sind, wie ein in den Raum hineingestellter Behälter. Der Boden besteht aus satt anliegenden massiven Bohlen, die oben abgeschrägte Wand aus horizontal angebrachten, mit Holznägeln angenagelten Brettern (Abb. 214). Das Stroh wird vom Hof aus in den obern, mit zwei Flügeltüren versehenen Raum hinaufgeworfen. Die ganze Anlage entspricht derjenigen des Mittertennhauses, nur liegt der Wohntrakt hier ausnahmsweise abseits (s. Abb. 98).

5 - 5 - S. 67: 212b Untervaz. Grundriss. Angebauter Garbenspeicher mit Dreschtenne 213 Tor der Dreschterme Abb. 212b

6 Detailaufnahmen zur Dreschtenne Abb. 212b S. 193: Fische. Gleich wie das Kreuz symbolisiert auch ein einzelner Fisch Christus. Eine auf einem steinernen Türsturz in Rueun eingemeisselte Figur macht das besonders deutlich, weil das Christusmonogramm an Stelle des Auges getreten ist. Einen einzelnen Fisch, diesmal mit Rötel seitlich der Haustüre hingezeichnet, sahen wir noch in Donath, wo uns in der Leibung eines Torbogens auch zwei mit Rötel gezeichnete Gruppen zweier gekreuzter Fische auffıelen. Welche Bedeutung sie hatten, Wissen wir nicht. 524 Untervaz. Gekreuzte Fische neben einer Stubentüre

7 - 7 - Drei gekreuzte Fische aber sind ein beliebtes Symbol für die heilige Dreieinigkeit. Als Regenbogenforellen, blau mit bunten Tupfen bemalt, sind solche vor dem Stubeneingang eines Hauses in Untervaz zu sehen (Ab b.524). Weitere entsprechende farbige Bilder kennen wir aus dem Skizzenbuch der Kunstschlosser Laim von Alvaneu (18. Jahrhundert) und von einer Tonschüssel der Hafnerei Lötscher in St. Antönien (um 1840). S. 220: Geregelte Gehöfte In Brusio und im Misox wie auch im untern Münstertal, das mehr nach Italien und nach dem Tirol orientiert war als nach dem Engadin, liegen Wohn- und Wirtschaftsbauten - getrennt oder vereinigt - öfters an einem offenen Vorhof, der gegen die Strasse hin durch eine Mauer mit monumentalem Tor abgeschlossen ist. Im Münstertal ist die gleiche Vorliebe für Zinnenbekrönung festzustellen wie in Bormio. Auffallend ist nun, dass ähnlich abgeschlossene Vorhöfe italienischer Art im Churer Rheintal, von Felsberg bis Maienfeld, häufig bei Bauernhäusern vorkommen, ohne Zweifel aus Sicherheitsgründen. Vorbild mögen die vielen hier vorhandenen Herrensitze gewesen sein, und die Vorsicht war vielleicht durch die Nähe der Städte Chur und Maienfeld gegeben. Dass diese allerhand fahrendes Volk anlockten, geht aus ihren Verordnungen hervor. Besonders zahlreiche Anwesen mit Torabschluss lassen sich in Untervaz nachweisen. Sie wirken manchmal beinahe wie eine Burganlage mit Binnenhof (Abb. 586). Beim abgebildeten Beispiel handelt es sich um ein grösseres Haupthaus und um eine kleinere, nachträglich wahrscheinlich über einer ehemaligen Kelter errichtete Alterswohnung. Anmerkungen: Abb. 97 Salabrüggli, Heimwesen Krättli von Süden Abb. 98 Hintergasse, Haus Krättli, Ansicht von Süden Abb. 212b Hintergasse, Haus Krättli, Grundriss Abb. 213 Hintergasse, Haus Krättli, Tordetail Abb. 524 Hintergasse, ht. Haus Bürkli, Mauerdetail Abb. 586 Hintergasse, ht. Haus Bürkli, Grundriss Unter- und Obergeschoss oben rechts Einfahrt auf den Stall von Osten her.

8 - 8 - S. 221: Internet-Bearbeitung: K. J. Version 01/