Texte zur Dorfgeschichte von Untervaz

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1 Untervazer Burgenverein Untervaz Texte zur Dorfgeschichte von Untervaz 1982 Die Fünf Dörfer im Aufwind Weitere Texte zur Dorfgeschichte sind im Internet unter erhältlich. Beilagen der Jahresberichte Anno Domini unter

2 Die Fünf Dörfer im Aufwind Christoffel Brändli Terra Grischuna, Nr Seite Zizers, winterliches Dorfbild mit der reizvollen katholischen Pfarrkirche St. Peter und Paul. S. 21: Mit Ausnahme der «Berggemeinden)» Mastrils und Says weisen alle Gemeinden der Fünf Dörfer, nämlich Haldenstein, Trimmis, Zizers, Untervaz und Igis, eine ausserordentliche Bevölkerungszunahme auf.

3 - 3 - Diese Tatsache fällt in unserem Kanton, in welchem zahlreiche Talschaften gegen eine immer stärkere Entvölkerung kämpfen, besonders auf. Mit dieser Entwicklung wird oft auch die allerdings nicht ganz richtige Vermutung verbunden, dass diese Gemeinden in wirtschaftlicher Sicht zu den bevorzugten unseres Kantons gehören. Ziel dieses kurzen Artikels soll es sein, einige wirtschaftliche und kulturelle Aspekte der Entwicklung in den Gemeinden Zizers, Trimmis, Igis und Says aufzuzeigen. Bevorzugter Standort Die Fünf Dörfer liegen aus verschiedener Sicht an einem bevorzugten Standort unseres Kantons. Es bestehen relativ gut ausgebaute Verkehrsverbindungen zu den wirtschaftlichen Zentren und somit auch zu einem reichhaltigen Angebot an kulturellen und sportlichen Einrichtungen. In nächster Nähe befindet sich auch ein sehr vielseitiges Ausbildungsangebot für unsere Jugend. In weniger als einer Stunde sind S. 22: Eine moderne Plakatwand und ein alter Brunnen verlocken die Igiser Kinder zu vergnüglichen Spielen.

4 - 4 - attraktive Kur- und Ferienorte wie Arosa, Davos und Flims erreichbar. Die günstige Verkehrslage der Region hat mit dazu beigetragen, dass sich Gewerbe und Handel in einer sehr vielfältigen Art und Weise in der Region verbreiten konnten und man heute einen Arbeitsmarkt vorfindet. wie er in seiner Vielschichtigkeit andernorts im Kanton Graubünden nicht vorzufinden ist. Diese günstigen Standortvoraussetzungen sind einer der wichtigsten Gründe für die positive Entwicklung der Region. Schmale Finanzbasis Trotz der Vielfalt der Arbeitsplätze und der einleitend dargelegten attraktiven Lage, ist die finanzielle Lage der Gemeinden so, dass neben der Erfüllung des Zwangsbedarfes wenig Spielraum übrig bleibt. Ein Blick auf das Pro-Kopf- Einkommen im Vergleich mit dem kantonalen Mittel untere streicht diese Feststellung: Selbstverständlich ist bei Interpretation dieser Zahlen zu berücksichtigen, dass die Gemeinden der Fünf Dörfer, mit Ausnahme von Says und Mastrils, zur Lösung ihrer Infrastrukturprobleme relativ günstige Voraussetzungen aufweisen. Anderseits unterstreichen die Zahlen doch deutlich, dass die finanziellen Möglichkeiten im Gestaltungsbereich der Gemeinden sehr schmal sind. S. 23: In der Folge soll die Entwicklung der einzelnen Gemeinden etwas näher beleuchtet werden. Zizers Der Kreishauptort Zizers hat seit jeher im Kreis Fünf Dörfer eine hervorragende Bedeutung eingenommen. Er war lange Zeit wichtiger Marktflecken und ist heute noch Sitz der Gerichtsbarkeit. Zahlreiche markante Bauten zeugen heute noch von der geschichtlichen Bedeutung dieser Gemeinde.

5 - 5 - Der bäuerliche Dorfkern der Churer Vorortgemeinde Trimmis. Im Hintergrund neuere Wohnhäuser von Zuzügern. Ab den 60er Jahren dieses Jahrhunderts ist Bewegung in das bis zu diesem Zeitpunkt eher traditionsbewusste Dorfleben gekommen. Die Bevölkerungsentwicklung unterstreicht dies deutlich: Einwohner Einwohner Einwohner Einwohner Einwohner Einwohner Ursache dieses starken Wachstums in den letzten Jahren ist der heutige Modetrend, die Städte zu verlassen und sich auf dem Lande niederzulassen. Zahlreiche neue Einwohner der Gemeinde Zizers gehen denn auch nach wie vor ihrer Arbeit in Chur oder anderen Gemeinden nach. Die Trennung von Arbeitsort und Wohnort bringt ohne Zweifel Probleme mit sich, da eine Integration dieser neuen Einwohner in die traditionelle Dorfgemeinschaft durch diese Trennung erschwert wird.

6 - 6 - In bezug auf Zizers kann allerdings festgestellt werden, dass sich die Neuzuzüger sehr stark um die Dorfgemeinschaft bemühen und sich auch traditionellen Werten gegenüber sehr aufgeschlossen zeigen. Bei den meisten Zuzügern handelt es sich um Leute, die sich in Zizers niedergelassen haben, um dauernd in dieser Gemeinde Wohnsitz zu nehmen S. 24: und die auch gewillt sind, ihren Beitrag für die Dorfgemeinschaft zu leisten. Das kompakte Dorfbild sowie das vorwiegend auf Einfamilienhäuser ausgerichtete Wachstum erleichtern die Förderung der Dorfgemeinschaft. Eine wichtige Rolle spielen in diesem Zusammenhang auch die traditionsbewussten und starken Dorfvereine. Hauptsorge des Strassendorfes Zizers ist die Verkehrsbelastung. Die Erwartungen, dass der Ausbau der N 13 eine Entlastung mit sich bringe, haben sich nicht erfüllt. Heute durchfahren mehr als 5000 Fahrzeuge, davon gegen 1000 Lastenzüge, täglich das Dorf Zizers. Zusammen mit der Nachbargemeinde Igis soll versucht werden, durch neue Strassenanlagen, diesem Problem zu begegnen. Trimmis Trimmis, welches über viele Jahre hinweg als vorwiegend landwirtschaftliche Siedlung eine mässige Entwicklung wie übrigens auch Zizers und Igis verzeichnete, ist in den letzten Jahren ebenfalls vom Trend «zur Stadt hinaus» erfasst worden. Mit einer Busverbindung in das Stadtzentrum wurde diese Entwicklung zusätzlich gefördert. Das Wachstum der Gemeinde zeigt folgendes Bild: Einwohner Einwohner Einwohner Einwohner Einwohner Einwohner heute ca Einwohner

7 - 7 - Es liegt auf der Hand, dass die aufgezeigte Entwicklung der letzten Jahre ein Dorfbild vollständig verändert. Neben dem alten Kern mit seinen Gassen und geräumigen Dorfplätzen ist ein neuer Dorfteil entstanden, in welchem die Einfamilienhäuser wie Pilze aus dem Boden schiessen. Es wird einige Zeit brauchen, bis Trimmis diese Entwicklung auch aus der Sicht der Dorfgemeinschaft verkraftet haben wird. Die Entwicklung bringt einen wesentlichen Vorteil mit sich: die Dorfschule kann wieder für alle Klassen im eigenen Dorfe geführt werden. Die Bedeutung dieser Tatsache können jene Gemeinden ermessen, die wegen Bevölkerungsverlusten ihre Schulen aufgeben mussten. Trotz diesem positiven Ansatz wird es bei Alteingesessenen und Neuzuzügern besonderer Anstrengungen bedürfen, um Trimmis nicht zu einem «Vorort» von Chur werden zu lassen. Der Förderung eigener Einkaufsmöglichkeiten sowie von Arbeitsplätzen in der eigenen Gemeinde kommt aus dieser Sicht eine wichtige Bedeutung zu. Igis-Landquart Es gibt in unserem Kanton kaum eine Gemeinde, welche die ganze Intensität der kulturellen und wirtschaftlichen Wandlungen im letzten Jahrhundert so ausgeprägt widerspiegelt, wie die Gemeinde Igis. Auf der einen Seite das Bauerndorf Igis, welches in neuester Zeit von einer ähnlichen, wenn auch nicht so starken Entwicklung wie Zizers und Trimmis erfasst wurde, auf der anderen Seite die Fraktionen Landquart und Landquart-Fabriken, deren Entwicklung durch die Ansiedlung der Bahnen, Gewerbe-, Handelsund Industriebetriebe bestimmt wurde. Die Bevölkerungsbewegung unterstreicht dies deutlich: Einwohner Einwohner Einwohner Einwohner Einwohner Einwohner heute ca Einwohner

8 - 8 - Seit jeher hat die Gemeindebehörde sich darum bemüht, dass die Einwohner in der Gemeinde wohnen, arbeiten, einkaufen und ihre Freizeit verbringen können. Interessant ist aus dieser Sicht die Tatsache, dass die Gemeinde mehr Arbeitsplätze anbietet, als sie für ihre Einwohner benötigt. Während in Igis die Bevölkerungsbewegung, mit Ausnahme der in den letzten Jahren eingetretenen Zunahme, sehr gering ist, stellt man in Landquart und Landquart-Fabriken mit zahlreichen Mehrfamilienhäusern eine grosse Bevölkerungsbewegung fest. Diese «kleinstädtischen» Verhältnisse erschweren natürlich den Aufbau einer echten Dorfgemeinschaft. Wie in den Gemeinden Zizers und Trimmis zeigt sich, dass aktiven Dorfvereinen für die Förderung des Gemeinschaftsinns eine erstrangige Bedeutung zukommt. Igis-Landquart ist nicht zuletzt aus diesem Bedürfnis heraus zu einem Dorf der Vereine - es gibt deren über dreissig! - herangewachsen. Diese haben dazu beigetragen, dass auch in der Fraktion Landquart sich allmählich eine traditionelle Bevölkerung herausgebildet hat. Says Die Gemeinde Says ist in vielfacher Hinsicht eine Ausnahme in den Fünf Dörfern. Auf einer herrlichen Bergterrasse liegend, hat sie die stürmische Entwicklung im Tal unten nur aus der Ferne miterlebt. Sehr viele Leute finden ihre Beschäftigung in der Berglandwirtschaft. Weil das Churer Rheintal nicht zu den Entwicklungsregionen in unserem Kanton gehört, kann Says nicht von Massnahmen für diese Regionen profitieren. Die Gemeide Says ist deshalb zur Bewältigung ihrer aufwendigen Infrastrukturausgaben auf den interkantonalen Finanzausgleich angewiesen. Erfreulich ist die Tatsache, dass die PTT ihre Dienste für diese Gemeinde ausbauen wird. Zu hoffen ist auch, dass die Verbindungsstrasse so ausgebaut wird, dass das sympathische Gemeinwesen in vermehrtem Masse von den wirtschaftlichen Zentren im Tal profitieren kann. Trotz dieser besonderen Stellung der Gemeinde Says muss festgehalten werden, dass die Sayser eng mit ihrem Kreis verbunden sind und auch in ihrer Eigenart echte «Fünf Dörfler» sind.

9 - 9 - Ausblick Die vorliegenden Ausführungen zeigen das Bild einer Region, welche in ausserordentlichem Masse von einem Bevölkerungswachstum erfasst wurde. Teilweise ist es gelungen, auch die notwendigen Arbeitsplätze bereitzustellen, teilweise hat sich eine Trennung von Arbeitsund Wohnort vollzogen. Sowohl Trimmis, Zizers und Igis stehen vor der schwierigen Aufgabe, die verschiedenen Probleme, die mit diesem Wachstum verbunden sind, zu bewältigen. Ohne Zweifel ist die Bewältigung dieser Probleme wesentlich leichter als die Bewältigung der Schwierigkeiten, die mit einer Entvölkerung in verschiedenen Talschaften unseres Kantons einhergehen. Es muss und darf auch abschliessend festgehalten werden, dass sowohl die alteingesessenen «Fünf Dörfler» wie auch die Neuzuzüger mit recht viel guten Ideen gewillt und sicher auch in der Lage sind, ihre Dörfer zu Siedlungen zu entwickeln, in denen man sich wohlfühlt. Internet-Bearbeitung: K. J. Version 02/