Sehr geehrter Herr Stellvertretender Generalkonsul,

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1 Seite 1 von 9 Freie und Hansestadt Hamburg Behörde für Wissenschaft und Forschung Zweite Bürgermeisterin Feier des 65. Tages der Republik Indien am 28. Januar 2014, Museum für Völkerkunde, Rothenbaumchaussee 64 Es gilt das gesprochene Wort. Sehr geehrter Herr Stellvertretender Generalkonsul, (Dr. Vidhu P. Nair), sehr geehrte Mitglieder des Konsularischen Korps, sehr geehrte Damen und Herren, ich danke Ihnen, Herr Generalkonsul, sehr für die freundliche Einladung zur Feier dieses besonderen Tages in Indiens Geschichte. Ihr Volk feiert in diesen Tagen die Geburt des modernen Indiens, in Erinnerung an die Proklamation der Republik am 26. Januar 1950 nur wenige Monate,

2 Seite 2 von 9 nachdem das Grundgesetz, die Verfassung des damaligen Westdeutschlands, in Kraft trat. Die rechtlichen Grundlagen sowohl Indiens als auch der Bundesrepublik Deutschland wurden zur selben Zeit gelegt. Beide Länder entwickelten sich in den Folgejahren außerordentlich dynamisch, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen und natürlich in ganz verschiedenen Größenordnungen. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde aus Indien die bevölkerungsreichste Demokratie der Welt und das nach seiner Einwohnerzahl zweitgrößte Land überhaupt. Als bedeutender Faktor der zunehmend globalisierten Wirtschaft präsentiert sich das Land heute als eine der größten und dynamischsten Volkswirtschaften der Erde, die in vielen Industriebereichen eine Führungsrolle einnimmt. (Was man das ist eine weitere Parallele

3 Seite 3 von 9 unserer Länder international auch Deutschland bescheinigt, wenn ich das anmerken darf ) Sowohl Indien als auch Hamburg profitieren von den immer engeren Verflechtungen der globalen Handelsbeziehungen. Wie wir alle wissen, reichen die Verbindungen zwischen Indien und Hamburg weit zurück. Seit mehr als 400 Jahren finden Waren per Schiff ihren Weg von indischen Häfen nach Hamburg und umgekehrt von der Elbe zum Subkontinent. Hamburgs Rolle als einer der wichtigsten Warenumschlagsplätze der Welt und Drehscheibe des internationalen Seehandels hat auch die Geschäftsbeziehungen mit Indien vorangetrieben: Zwischen 2005 und 2012 hat sich das Handelsvolumen zwischen Indien und Hamburg um 90 Prozent erhöht. Aktuell unterhalten mehr als 450 Hamburger Unternehmen Handelsbeziehungen nach Indien, viele

4 Seite 4 von 9 davon mit eigenen Vertretungen oder sogar Produktionsstätten vor Ort. Logistik, Luftfahrtindustrie und Umwelttechnik zählen dabei zu den wichtigsten Schwerpunkten der Zusammenarbeit. Seit 2011 begleitet die Hamburg Repräsentanz in Mumbai als offizielle Vertretung unserer Stadt die Beziehungen zwischen unseren Ländern, unterstützt von der Senatskanzlei, dem Hafen Hamburg Marketing e.v. und der Handelskammer Hamburg. Dort werden Wege geebnet, indem interessierte deutsche Unternehmer bei der Erschließung neuer Geschäftsfelder und möglicher Joint Ventures beraten werden. Im Jahr 2012 haben zudem die Handelskammer Hamburg und der indische Industrieverband CII im Rahmen der Reise des Ersten Bürgermeisters Scholz mit einem Memorandum of Understanding ihre Absicht bekräftigt, kompatible Jobprofile und eine

5 Seite 5 von 9 grenzüberschreitend definierte Berufsausbildung für indische Transport- und Logistikmitarbeiter zu entwickeln. Ziel ist eine duale Berufsausbildung nach deutschem Modell. Sie soll mithelfen, Indiens Bedarf an Fachkräften zu decken. Denn der wird allein in diesem Bereich auf mehr als 17 Millionen Beschäftigte geschätzt. Ähnliche Kooperationen gibt es im Hochschulbereich: Tausende indischer Wissenschaftler haben an deutschen Universitäten und Hochschulen studiert. Hamburger Hochschulen arbeiten seit vielen Jahren mit den exzellenten indischen Universitäten und Forschungseinrichtungen zusammen und natürlich gibt es hier die besondere Kooperation von DESY mit dem SAHA Institute in Indien.

6 Seite 6 von 9 Es gibt auch eine große Gruppe von Studentinnen und Studenten aus Indien in Hamburg, die ich z.b. im letzten Dezember beim Senatsempfang für Internationale Studierende begrüßen konnte. Meine Damen und Herren, obwohl die Wirtschaft zweifellos einen großen Schwerpunkt der wechselseitigen Beziehungen bildet, umfasst unsere Zusammenarbeit seit langem alle Lebensbereiche, gespeist vom gegenseitigen Interesse an der jeweils anderen Kultur. Ich selbst gehöre einer Generation an, die etwa seit den 1970er-Jahren vor allem über die Musik in Kontakt mit der Kultur Indiens kam. Für viele, vor allem junge Leute wurde Indien zu einem Sehnsuchtsort. Mit dem wachsenden Interesse an indischen Kinoproduktionen auch im Westen ergriff die Begeisterung für Ihr Land bei uns mehr Menschen denn je.

7 Seite 7 von 9 Heute pflegen Hamburgs kulturelle Einrichtungen einen regen Austausch mit Institutionen und Kreativen in Delhi, Mumbai, Hyderabad und an vielen anderen Orten. Feste mit indischen und deutschen Künstlerinnen und Künstlern, Choreografen und Musikern zählen zu den Highlights in unserer an attraktiven Veranstaltungen nicht armen Stadt. Allen voran die India Week alle zwei Jahre, längst eine der populärsten Hamburger Kulturveranstaltungen. Mehr als Besucherinnen und Besucher erlebten im vergangenen Sommer rund 50 verschiedene Events von bildender Kunst, Musik und Tanz über Modenschauen und Fachvorträge bis hin zu Business- Programmen wir freuen uns schon auf die India Week 2015 in Hamburg. Ich bin überzeugt, es gibt gegenseitig noch vieles zu entdecken! Meine Damen und Herren,

8 Seite 8 von 9 die beiden vergleichsweise jungen Demokratien Deutschland und Indien können mit gutem Gefühl auf vieles Erreichte in ihrer jüngeren Geschichte zurückblicken. Die Demokratie ist aber kein statischer Zustand, der uns einmal erreicht scheinbar selbstverständlich erhalten bleibt, so wie seit fast fünf Jahrhunderten das Taj Mahal. In Europa müssen wir derzeit wieder erleben, dass Demokratie und Menschenrechte gepflegt, weiterentwickelt und manchmal verteidigt werden müssen im Sinne eines friedlichen und konstruktiven Zusammenlebens aller, unabhängig von ihrer Herkunft, ihrer Religion, ihres Geschlechts oder ihrer sexuellen Orientierung. Und auch in der bevölkerungsreichsten Demokratie der Welt gehört für mich ohne Einschränkung dazu, dass

9 Seite 9 von 9 die Rechte der Frauen respektiert und gewährleistet werden. All dies wünsche ich mir entsprechend unseren verfassten Grundrechten für unsere beiden Länder und gratuliere im Namen des Senats der Freien und Hansestadt Hamburg sehr herzlich allen Inderinnen und Indern hier in Hamburg zum Jahrestag ihrer Verfassung. Vielen Dank.