Kreisentwicklungskonzept des Saarpfalz-Kreises

Größe: px
Ab Seite anzeigen:

Download "Kreisentwicklungskonzept des Saarpfalz-Kreises"

Transkript

1 Kreisentwicklungskonzept des Saarpfalz-Kreises

2

3 Impressum Herausgeber: Saarpfalz-Kreis Der Landrat Am Forum 1, Homburg Telefon: 06841/ Internet: Bearbeitung: M. Sc. Dennis Becker Fachbereich Regionalentwicklung Homburg, im April 2017 Bildnachweis: Martin Baus, Annika Bäcker, Dennis Becker, Eike Dubois, Wolfgang Henn, Sarah Klein, Markus Philipp, Beate Ruffing, Thomas Stephan, Dr. Jutta Schwan, Lothar Wilhelm, Andrew Wakeford 2017 Saarpfalz-Kreis

4

5 Vorwort Die Idee zur Erstellung eines Kreisentwicklungskonzepts resultiert aus den Überlegungen, den Herausforderungen und dem Wettbewerb der Regionen um Unternehmen, Touristen, Arbeitskräfte und Einwohner aktiv zu begegnen sowie die Städte und Gemeinden bei der zukünftigen räumlichen, gesellschaftlichen und strukturellen Entwicklung überörtlich und überfachlich noch wirksamer zu unterstützen. Etwas entwickeln heißt gestalten und ausbauen. Wir verstehen Kreisentwicklung als Gemeinschaftsaufgabe, bei der jeder Akteur, egal ob Verwaltung, Wirtschaft, sozialer Träger oder Privatperson, seinen Teil beitragen kann. Eine Gemeinschaft, die zusammenhält, kann die Herausforderungen der Zukunft bewältigen. Unser aller Handeln bestimmt Landrat Dr. Theophil Gallo die Lebensqualität vor Ort. Es ist wichtig, die Städte und Gemeinden des Saarpfalz-Kreises zu zukunfts- und funktionsfähigen Handlungseinheiten auszubauen. Unser Entwicklungskonzept behandelt auch Themen, die nicht direkt im formalen Zuständigkeitsbereich der Kreisverwaltung liegen und die wir nur bedingt direkt beeinflussen können. An dieser Stelle vertrauen wir auf unsere starken Partner im Kreis. Engagierte Akteure erhalten mit diesem Konzept Informationen über Rahmenbedingungen und Charakteristiken des Saarpfalz-Kreises und können über die Visionen und Ziele der Kreisentwicklung ableiten, wie sie sich gezielt in die Regionalentwicklung einbringen können. Trotzdem kommt unserer Kreisverwaltung eine besondere Schlüsselrolle zu, da sie zum einen im Bereich der Pflichtaufgaben und freiwilligen Tätigkeitsfelder eine Entscheidungs- und Umsetzungskompetenz hat, zum anderen aber auch außerhalb ihres direkten Zuständigkeitsbereichs weitere Akteure beraten und unterstützen kann. Über die Projektarbeit unserer Leitstelle Lebenslanges Lernen, die vielseitigen Arbeiten im Bereich Kultur und Heimatpflege sowie mit den Tätigkeiten unserer Beratungsstelle Rund ums Dorf, der Saarpfalz-Touristik und Wirtschaftsförderung wirken wir als Motor und Ideengeber für die Region. In den Geschäftsbereichen Arbeit und Soziales sowie Kinder, Jugend, Familie und Gesundheit übernehmen wir die Fürsorge für die Bürgerinnen und Bürger, sorgen für Chancengleichheit und unterstützen als Kümmerer alle, die Hilfe benötigen. Das Konzept soll als Richtschnur dabei helfen, auch in den nächsten Jahren qualifizierte Entscheidungen zu treffen und zukunftsweisende Projekte zu entwickeln. Der Grundgedanke der Strategie ist es, den aktuellen Problemstellungen zu begegnen, indem wir uns auf unsere Stärken besinnen, uns an die aktuellen Herausforderungen anpassen und bei etwaigen negativen Entwicklungen aktiv gegensteuern. Mein großer Dank gilt zunächst Allen, die sich in die Entwicklung des Konzepts eingebracht und die Strategie mit ihren Anmerkungen und Zukunftsideen bereichert haben. Besonderer Dank gilt Herrn Dennis Becker, der mit großem Engagement, mit steter Zielstrebigkeit und unter Einbringung seines großen fachlichen Wissens das Werk wesentlich mitgestaltet und letztlich auch zur Vollendung gebracht hat. Mithilfe des Konzepts und der darin enthaltenen, ganz gezielt entworfenen Entwicklungsbausteine können wir als Saarpfalz-Kreis wesentliche Beiträge zur integrierten Regionalentwicklung leisten, die letztlich den Menschen in der Region zugutekommen. Homburg, im April 2017 Dr. Theophil Gallo Landrat des Saarpfalz-Kreises

6

7 Inhaltsverzeichnis 1 Das Kreisentwicklungskonzept des Saarpfalz-Kreises Definition Kreisentwicklungskonzept Aufstellungsmotive im Saarpfalz-Kreis Aufbau und Kurzdarstellung der Methodik Beteiligte Akteure Prozessschritte Darstellung der Gebietskulisse Die Kreisverwaltung Organisation und bisherige Aufgaben Herausforderungen zukunftsorientierten Verwaltungshandelns Aktuelles Leitbild (Auszug) Bereiche der Kreisverwaltung mit geringer/fehlender Außenwirkung die Regionalentwicklung Pflichtaufgaben und die freiwilligen Leistungen Rahmenbedingungen des Saarpfalz-Kreises Städte und Gemeinden Politik Finanzen Querschnittsthema Demographie Weniger-Bunter-Älter Flächennutzung Landesplanerische Vorgaben Landesentwicklungsplan Teilabschnitte Siedlung Landesentwicklungsplan Teilabschnitte Umwelt Bestehende themenübergreifende (informelle) Planungen und Prozesse Räumliche Bestandsaufnahme, Herausforderungen und Analyse Soziales Gefüge Soziale Teilhabe und Sicherung Bildungswesen und frühkindliche Erziehung Gesundheitswesen und -infrastruktur Pflegeinfrastruktur und dienste Wirtschaft Natur und Umwelt Kultur und Freizeit Tourismus Land- und Forstwirtschaft Dorfentwicklung und ländliche Räume Stadt- und Zentrenentwicklung

8 4.13 Verkehr und Mobilität Energie, Siedlungswasser- und Abfallwirtschaft Virtuelle Anbindung und mobile Netzabdeckung Exkurs: Regionale Identität, Heimat und Wir-Gefühl Entwicklungsstrategie Methodik und Aufbau der Entwicklungsstrategie Übergeordnete Vision Themenfeld Kreisverwaltung Themenfeld Demographie und soziales Miteinander Themenfeld Bildungswesen und frühkindliche Erziehung Themenfeld Gesundheit und Pflege Themenfeld Wirtschaft Themenfeld Tourismus und Kultur Themenfeld Natur und Umwelt Themenfeld Land- und Forstwirtschaft Themenfeld Dorfentwicklung und ländlicher Raum Themenfeld Stadt- und Zentrenentwicklung Themenfeld Verkehr und Mobilität Themenfeld Energie und Klima Themenfeld Technische Infrastruktur und virtuelle Anbindung Umsetzungsvorbereitung, Handlungs- und Umsetzungskonzept Projekte und Prioritätenliste als wichtiger Schritt für die Umsetzung Maßnahmen zur Bewusstseinsbildung Überlegungen zu Erfolgskontrolle, Fortschreibung und weitere Schritte Schlussgedanke Abkürzungsverzeichnis Abbildungs- und Tabellenverzeichnis Bildverzeichnis Literatur- und Quellenverzeichnis

9 1 Das Kreisentwicklungskonzept des Saarpfalz-Kreises Einordnung des Instruments Eine Vielzahl von Landkreisen ist bereits in der Kreisentwicklung tätig und nutzt entsprechende Instrumente zum einen zur Umsetzung eigener Projekte und Entwicklungsideen sowie zum anderen für die Koordination unterschiedlicher Fachaspekte. Aufgrund ihrer festgelegten Aufgaben- und Verwaltungsstruktur sind Landkreise die geeigneten Akteure, um die vielschichtigen Herausforderungen für die Gemeinden auf einer übergeordneten Ebene anzugehen und Handlungsansätze zu koordinieren. Die Kreisentwicklung kann als ein instrumenteller Lösungsansatz eingeschätzt werden, der dann erforderlich wird, wenn eine integrierte und fachübergreifende Zusammenarbeit mit den einzelnen Gemeinden, Akteuren der Wirtschaft und Bürgern nötig ist. Die Chance liegt in der Erstellung einer Konzeption, welche die zukunftsgerichtete, wirtschaftliche, kulturelle und soziokulturelle Entwicklung eines Landkreises anstoßen und verbessern kann. 1 Durch die Gebietsreformen der 1970er Jahre weisen die Kreise in den meisten Bundesländern einen räumlichen Größenzuschnitt auf, der Entwicklungsdisparitäten in der Wirtschafts-, Bevölkerungs- und Raumstruktur deutlich hervortreten lässt. Dadurch nimmt der strukturpolitische Auftrag bei ergänzenden und ausgleichenden Aufgaben eine zentrale Rolle ein, den die Kreisebene mit seinem Januskopf als Bindeglied zwischen staatlicher und örtlicher Aufgabenerfüllung zur Schaffung von gleichwertigen Lebensverhältnissen in städtischen und ländlichen Räumen leisten kann. 2 Auf der Ebene der Landkreise liegt für informelle Entwicklungsplanungen und gemeinsame Strategien und Konzepte das Potenzial darin, dass die Kreisebene als Gebietskulisse Planungs-, Verwaltungs-, und Verflechtungsraum in sich vereint und häufig ähnliche Strukturmerkmale aufweist. Koordination, Kooperation und das Treffen von Entscheidungen werden dadurch erleichtert. Zudem bieten sich die Kreise schon deshalb als Plan- oder Konzeptgeber an, da sie bereits heute eine Vielzahl von Fachplanungen vornehmen. Diese Fachplanungen bilden in vielen Fällen die Grundlage für die Beiträge in Kreisentwicklungskonzepten. 1.1 Definition Kreisentwicklungskonzept Das Kreisentwicklungskonzept kann grundsätzlich als ein Instrument definiert werden, welches Leitlinien und Ziele für die Entwicklung des kreisangehörigen Raumes vorgibt. Das Konzept definiert den politischen Handlungsrahmen eines Landkreises und widmet sich planerischen Fragestellungen in sozio-kulturellen, ökonomischen und ökologischen Themenfeldern sowie Aspekten der Daseinsvorsorge im Kreis Vgl.: Deutscher Landkreistag (2011): Kreisentwicklungskonzepte als politisches Instrument zur Gestaltung des demografischen Wandelns - Handreichung mit konzeptionellem Muster. Vorwort Prof. Dr. Hans-Günter Henneke, S. 12. Vgl.: Henneke, Hans-Günter (1995): a.a.o., S. 47 f., in Verbindung mit Janning, Hermann (1995): Strukturwandel und Möglichkeiten des Kreises Ansätze und Optionen für eine strukturbegleitende innovative Kreispolitik, in: Stember, Jürgen/Wutschka, Jürgen (Hrsg.): a.a.o., S. 58. Vgl.: Landkreistag Rheinland-Pfalz (2009): Muster eines Kreisentwicklungskonzeptes. 9

10 Aufgaben unseres Kreisentwicklungskonzepts Die Leistungsfähigkeit von Kreisentwicklungskonzepten liegt in der Vielzahl der vorhandenen Akteure und ihrer Beteiligung, der Bindung als Region an politisch-administrative Grenzen und in der Konsensbildung zur Aktivierung endogener Potenziale. Deshalb können im Bereich zwischen der Kommunal- und Landesebene dem informellen Instrument folgende sechs Aufgabenfelder zugordnet werden: Die Aufstellung des Kreisentwicklungskonzepts dient als Informations- und Kommunikationsgrundlage. Darüber hinaus kann es als Projekt- und Akteurskataster bezeichnet werden. Inhaltlich gibt das Kreisentwicklungskonzept einen Überblick über die bestehenden Rahmenbedingungen im Kreis, die relevanten Akteursfelder sowie die raumbedeutsamen Planungen, Aktivitäten und Projekte. Als Kooperationsgrundlage können sowohl neue Aktivitäten und Projekte sowie strategische Kooperationen und Netzwerke angeregt und angestoßen, als auch vorhandene Ideen, Prozesse und Projekte aktiv unterstützt und verstärkt werden. Synergien und zusätzliche Entwicklungsoptionen werden ermöglicht. 4 Neben anzustrebenden Akteursverflechtungen sollen insbesondere die kreisangehörigen Städte und Gemeinden zu Kooperationen motiviert werden, um gemeinsame Strategien und Problemlösungen zu erarbeiten. In Anbetracht bestehender räumlicher Disparitäten zwischen allen administrativen Ebenen versuchen auch Landkreise sich von Konkurrenten abzugrenzen und im Wettbewerb zu positionieren. Deshalb kann ein Kreisentwicklungskonzept auch als Profilierungsgrundlage bezeichnet werden. Die Profilierung dient neben der Positionierung im Wettbewerb gegenüber Konkurrenten auch dazu, im Kreis selbst die gemeinsame Identität hervorzuheben und das Image positiv zu beeinflussen. Bereits in den ersten Phasen des Aufstellungsprozesses leistet ein Kreisentwicklungskonzept einige Koordinationsaufgaben. Dies betrifft unter anderem die Koordination der relevanten Akteure, der bestehenden Planungen (Fachplanungen, kommunale und übergeordnete Planungen), der zu bearbeitenden Themenkomplexe sowie der Ziele, die durch jeweilige Projekte erreicht werden sollen. Aufgaben Informationsgrundlage Kooperationsgrundlage Profilierungsgrundlage Koordinationsgrundlage Abstimmungsgrundlage Die Einbindung der relevanten Akteure zur Erarbeitung gemeinsamer Handlungsgrundlage Entwicklungsstrategien setzt einen hohen Konsens voraus, damit das Konzept schlussendlich von einer breiten Masse akzeptiert wird und für viele Beteiligte Identifikationsmöglichkeiten bietet. Die Aufgabe des Konzepts liegt darin, die internen/lokalen und regionalen Abstimmungsprozesse zu koordinieren. Diese Prozesse können in einer abgestimmten Vision für den Kreis münden und damit Schwerpunkte für die Arbeit der Kreisverwaltung setzen. Somit kann das Konzept ein Sprachrohr für die gemeinsam getragenen kommunalen Positionen und Projekte sein und zu einem Instrument zur Beratung und Entscheidungshilfe der politischen Gremien werden. Letztlich ist eine Aufgabe von Kreisentwicklungskonzepten der Anstoß und die Initiierung von Projekten, Maßnahmen und Aktivitäten zur Umsetzung abgestimmter Ziele in verschiedenen Themenbereichen. Das Konzept kann somit ebenfalls als Handlungsgrundlage bezeichnet werden. In einem ersten Schritt werden dazu Handlungsstrategien als Reaktion auf bestehende Problemstellungen und Entwicklungserfordernisse definiert. 4 Vgl.: Danielzyk, Rainer/Knieling, Jörg (2011): a.a.o., S. 492, zitiert in Becker, Dennis / Friedrich, Aljoscha (2015): a.a.o., S

11 1.2 Aufstellungsmotive im Saarpfalz-Kreis Das vorliegende Kreisentwicklungskonzept wurde auf Initiative des Landrates erstellt und dient zur Sicherung des Fortbestandes des Saarpfalz-Kreises als interessanten, attraktiven Standort für Wirtschaft, Gewerbe und Betriebe sowie zur Erhaltung der Saarpfalz als lebenswerter, attraktiver Region zum Wohnen und gesunden Leben. Ein wesentliches Ziel des Saarpfalz- Kreises ist es deshalb, im Rahmen seiner Möglichkeiten sowohl gleichwertige Lebens- und Arbeitsbedingungen zu schaffen als auch den sozialen Ansprüchen der Bevölkerung gerecht zu werden. Der Saarpfalz-Kreis steht bereits jetzt gut da und kann sich in einigen Bereichen sogar über sehr gute Charakteristika von anderen Regionen abheben. Das ist ein erster Eindruck, der dem Saarpfalz-Kreis in vielen Fällen auch von außen bestätigt wird. Der Saarpfalz-Kreis möchte mit seinem Kreisentwicklungskonzept seine räumliche Entwicklung vorausschauend, zusammenfassend, überörtlich und überfachlich unterstützen. Dies ist allerdings nur möglich mit einem effizienten und gut arbeitenden Dienstleistungsunternehmen Kreisverwaltung und starken Partnern im Kreis. Momentan schafft es der Saarpfalz- Kreis, den aktuellen Problemlagen entgegenzutreten, doch die herrschenden räumlichen Trends und die Tatsache, dass die finanziellen Ressourcen nicht unerschöpflich sind, bedingen ganzheitliche Überlegungen zur zukünftigen Entwicklung der Region. Das Kreisentwicklungskonzept soll deshalb zum einen als integrierte und räumliche Entwicklungsstrategie konzipiert sein. Es fußt auf einer umfassenden Bestandsaufnahme und verknüpft eine Vielzahl von bereits bestehenden sektoralen Entwicklungskonzeptionen und Teilstrategien. Das Ziel ist es, bestehende Ansätze zu bündeln und an einer gemeinsamen Vision auszurichten (Synopse). Somit kann die Weichenstellung für eine positive Gesamtentwicklung des Kreises hinsichtlich aktueller Problemlagen und zukünftige Herausforderungen unterstützt werden. Das Konzept kann künftig gegenüber bestehenden Planungsprozessen eine Klammerfunktion einnehmen, da es die Einzelergebnisse modular zu einer Gesamtentwicklungsstrategie zusammenführt. Das Kreisentwicklungskonzept dient zum anderen aber auch als Strategiepapier und Richtschnur für die Kreisverwaltung und soll deutlich machen, welche Ansatzpunkte nötig sind, um die drei Grundfunktionen eines Landkreises aufrechtzuerhalten und zu verbessern. Ausgleichende Funktion, mit dem Ziel insbesondere die Quantität und Qualität von Verwaltungsleistungen auf einem relativ gleichwertigen Niveau zu halten, was bedeutet weniger leistungsfähige Kommunalverwaltungen zu stärken. Gewährleistet wird dies durch das Handeln der Kreisverwaltung und finanzielle Unterstützung. Ergänzende Funktion, die auf die Verfügbarkeit zusätzlicher Leistungen ausgerichtet ist, welche auf die mangelnde Verwaltungs- und Finanzkraft der kreisangehörigen Gemeinden zurückzuführen sind. Ergänzende Angebote können auch im Bereich der freiwilligen Leistungen erbracht werden, Übergemeindliche Funktion, die es erlauben soll, Leistungen zu erbringen, die über die Möglichkeiten der einzelnen Städte und Gemeinden hinausgehen. 5 Die Kreisverwaltung des Saarpfalz-Kreises möchte trotz aktueller Problemlagen ein kompetenter Ansprechpartner in allen Lebenslagen sein und die kreisangehörigen Gemeinden unterstützen. Dazu werden im Rahmen des Kreisentwicklungskonzepts Optimierungspotenziale identifiziert, um die Verwaltung effizienter zu gestalten. 5 Vgl.: Stember, Jürgen/Wutschka, Jürgen (1995): Zukünftige Perspektiven der Kreise für eine integrierte regionale Strukturentwicklung, in: Stember, Jürgen/Wutschka, Jürgen (Hrsg.): a.a.o., S

12 Neben der Reflexion der bisherigen Verwaltungstätigkeit werden in Verbindung mit der räumlichen Analyse auch die Aufgabenschwerpunkte des zukünftigen Verwaltungshandelns aufgezeigt. Unterstützender Impulsgeber ist der Demographiepakt. 1.3 Aufbau und Kurzdarstellung der Methodik Einleitung Nachdem im ersten Kapitel das Kreisentwicklungskonzept definiert, sein Aufgabenspektrum dargelegt und in den Planungskontext eingeordnet wurde, werden der Saarpfalz-Kreis als Planungskulisse dargestellt sowie die beteiligten Akteure und deren Aufgaben im Prozess beschrieben. Das einleitende Kapitel beinhaltet ebenfalls die Aufstellungsmotive, die den Saarpfalz-Kreis dazu bewogen haben, ein Kreisentwicklungskonzept zu erstellen. Darstellung der Kreisverwaltung Im Nachgang wird im zweiten Kapitel der momentane Aufbau der Kreisverwaltung charakterisiert und auf deren Struktur, grundsätzliche Aufgaben und das aktuelle Leitbild eingegangen. Diese werden in Verbindung zu den aktuellen und anstehenden Herausforderungen des zukunftsorientierten Verwaltungshandelns gesetzt. Ebenfalls wird hier der Unterschied zwischen Pflichtaufgaben und freiwilligen Leistungen dargestellt. Rahmenbedingungen Anschließend werden im dritten Kapitel die Rahmenbedingungen des Saarpfalz-Kreises, wie die aktuelle politische und finanzielle Situation, thematisiert und die angehörigen Städte und Gemeinden knapp vorgestellt. Darüber hinaus werden hier die für den Saarpfalz-Kreis relevanten Inhalte des saarländischen Landesentwicklungsplans integriert. Bestandsaufnahme und SWOT Kapitel vier beinhaltet die Bestandsaufnahme und die SWOT-Analyse. Die Bestandsaufnahme umfasst viele Themenfelder, um eine möglichst breite Darstellung der Wirklichkeit und von deren Zusammenhängen zu skizzieren. Im Zuge der Auswertung von quantitativen und qualitativen Indikatoren sowie durch Beiträge von Fachpersonal werden im Rahmen der SWOT- Analyse die Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken der Saarpfalz definiert. Diese bilden die Grundlage für die Entwicklung der Kreisstrategie, die aus der integrierten Vision, dem neuen Handlungsrahmen und den konkreten Maßnahmen und Projekten besteht. Häufig wird der Saarpfalz-Kreis mit seinen Nachbarkreisen verglichen und oftmals auch eine Gegenüberstellung mit dem Saarland vorgenommen. Nur so ist neben der einfachen Abbildung der Wirklichkeit auch eine realistische, vergleichende Bewertung der gesammelten Daten möglich. Darüber hinaus wird die Saarpfalz in manchen Themen hinsichtlich ihrer Teilräume untersucht, um die Stärken und Schwächen der einzelnen Gemeinden und kreisangehörigen Städte herauszuarbeiten. So werden innerhalb des Landkreises Entwicklungsschwerpunkte kleinräumig erkennbar. 12

13 Die Bestandsaufnahme eines Themenfeldes und die dazugehörige SWOT-Analyse werden in diesem Kreisentwicklungskonzept direkt miteinander verknüpft und somit die nüchternen Daten mit den wertenden Aussagen verbunden. Dies erhöht die Übersichtlichkeit und die Nachvollziehbarkeit. Informationsbasis und Datenquellen Im Saarpfalz-Kreis gibt es bereits viele (Fach-)Planungen und Konzepte, die die Entwicklung im Kreisgebiet beeinflussen sollen. Deren Schwerpunkte werden in diesem Kreisentwicklungskonzept berücksichtigt. Der Saarpfalz-Kreis strebt eine integrierte Betrachtungsweise im Kreisentwicklungskonzept an und will die Konzepte in einer Synopse zusammenführen, die jeder Planung ihren eigenen Raum lässt, die bestehenden Planungsansätze zusammenfasst und einen Überblick über die Ansätze im Kreis vermittelt. Speziell als Quelle herauszuheben ist der Sozialbericht für den Saarpfalz-Kreis, der im Jahr 2014 vom Otto-Blume-Institut für Sozialforschung und Gesellschaftspolitik (Köln) in Zusammenarbeit mit der HTW Saarbrücken (Fakultät für Sozialwissenschaften, Forschungsgruppe Bildungs-, Evaluations- und Sozialstudien) erstellt wurde. Der Sozialbericht dient dazu, Einblicke in die soziale Lage der Bürgerinnen und Bürger des Saarpfalz-Kreises zu erhalten. Der Bericht behandelt die unterschiedlichen Lebenslagen der saarpfälzischen Bevölkerung und untersucht die Teilhabechancen und den sozialen Zusammenhalt. Darüber hinaus gibt der Bericht Einblicke in die Struktur und Entwicklung der Bevölkerung und analysiert die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und Aspekte im Bildungsbereich. Das Besondere des Sozialberichtes ist, dass im Rahmen der Erstellung auch eine Bürgerbefragung stattgefunden hat. Insgesamt haben sich Personen (von kontaktierten) an der Befragung beteiligt. Somit liegt die Rücklaufquote bei 18%. Die Befragung liefert wertvolle qualitative Einschätzungen seitens der Bürger zur allgemeinen Situation im Saarpfalz-Kreis. Die themenbezogenen Umfrageergebnisse werden im Kreisentwicklungskonzept in den entsprechenden Bestandskapiteln nochmals aufgegriffen und integriert. Weitere Informationsquellen sind vor allem das statistische Bundesamt und das statistische Landesamt des Saarlandes, welche flächendeckend die Daten bis auf die Kreisebene disaggregieren. Daneben werden weitere Informationsquellen, wie beispielsweise Expertengespräche, eigene empirische Erhebungen und Erkenntnisse aus Veranstaltungen (Workshops) eingearbeitet. Ein umfangreiches Quellenverzeichnis ist am Ende des Dokuments angefügt. Entwicklungsstrategie Die Entwicklungsstrategie ist das Herzstück dieses Kreisentwicklungskonzepts und wird direkt aus der Bestandsaufnahme abgeleitet. Die Spitze der Strategie bildet die Vision, an welcher sich die strategischen Themenfelder ausrichten. Diesen Themenfeldern wird für die Verwaltung und für die Kreispolitik ein hoher Stellenwert beigemessen, da sie als Richtschnur und Orientierungshilfe bei zukünftigen Entscheidungen dienen sollen. 13

14 Umsetzungsvorbereitung Das letzte Kapitel beinhaltet konkrete Ansätze zur praktischen Umsetzung der Strategie. Das Entwicklungskonzept ist kein Selbstläufer, und es bedarf großer Anstrengungen, konkrete Projekte daraus zu entwickeln. Das Konzept des Saarpfalz-Kreises wird nicht nur als Dokument verstanden, das lediglich die aktuelle Situation im Kreis umfassend darstellt, sondern es erhebt den Anspruch konkrete Handlungsimpulse auszulösen. Diese sollten im Idealfall an konkrete Akteure gerichtet sein, die die Handlungsfelder und Entwicklungsziele praktisch umsetzen. Über eine Prioritätenliste kann geklärt werden, mit welchen Ansätzen begonnen werden kann. Leuchtturmprojekte können hierbei die koordinierte Entwicklung richtungsweisend voranbringen und die Motivation zur Umsetzung stärken. Ein weiterer zentraler Aspekt, der kontinuierlich und parallel zu dem Umsetzungsprozess abläuft, ist die Kommunikations- und Informationsarbeit. Das Bewusstsein für das Konzept muss bei den Akteuren hochgehalten werden. Die Werbung in eigener Sache hat eine große Bedeutung. 1.4 Beteiligte Akteure Grundsätzliches Anliegen bei der Erstellung des Kreisentwicklungskonzepts war der Ansatz, das Kreisentwicklungskonzept und dessen Strategie innerhalb der Kreisverwaltung auf eine breite Basis zu stellen. Deshalb wurden spezielle Formate entwickelt, um zu ausgewählten Prozessschritten interessierte Mitarbeiter der Kreisverwaltung einzubinden. Projektleitung Das Aufgabenportfolio der Projektleitung beinhaltet die Steuerung des zeitlichen und inhaltlichen Verlaufs und das Festhalten von Resultaten. Konkret also die schriftliche Ausarbeitung des Konzepts (Bestandsaufnahme und SWOT-Analyse), inklusive der Recherche und Auswertung bestehender Unterlagen. Dazu gehört auch das Treffen bzw. das Voranbringen von Entscheidungen. Dies waren unter anderem die Festlegung der Struktur des Konzepts, die Auswahl der zu untersuchenden Themenfelder und die Methodik der Strategieentwicklung. Daneben hat sie sich um die Koordination und die Abstimmung des Beteiligungsprozesses innerhalb der Verwaltung gekümmert. Dazu gehörten das Planen und die Durchführung der Arbeitsgruppen und die anschließende Ergebnissicherung. Lenkungsgruppe Die Lenkungsgruppe bestand neben dem Landrat, Vertretern des Personalrats und Geschäftsbereichsleitern auch aus Mitarbeitern des Bereichs für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit und dem Fachbereich Regionalentwicklung sowie dem Demographiebeauftragten und der Geschäftsführerin der Wirtschaftsförderung. Aufgabe der Lenkungsgruppe war die Abstimmung wichtiger Meilensteine und der Vorgehensweise innerhalb des Erstellungsprozesses, die inhaltliche Organisation der Arbeitsgruppen und die Festlegung der Querschnittsziele. Die Treffen der Lenkungsgruppe dienten weiterhin dem Informationsaustausch und der Erstbewertung von Vorschlägen aus den Arbeitsgruppen. 14

15 Expertengespräche Für die Erarbeitung der Bestandsaufnahme und der SWOT-Analyse wurden auf Arbeitsebene Gespräche mit Schlüsselpersonen der Kreisverwaltung durchgeführt. Diskussionsgrundlage waren die bisher erarbeiteten Ergebnisse. Ziel war es, die Expertise der einzelnen Mitarbeiter in Anspruch zu nehmen, um Erkenntnisse und Vorschläge, die bereits in früherer Zeit erarbeitet worden waren, aufzunehmen und die erarbeiteten Ergebnisse mit fachspezifischem Input zu ergänzen. Arbeitsgruppen Nachdem die inhaltlichen Schwerpunkte der unterschiedlichen Themenfelder abgesteckt worden sind, haben sieben fachübergreifende Arbeitsgruppen der Kreisverwaltung mit der Strategieentwicklung begonnen. Gemeinsam wurden Themen diskutiert und entlang der unterschiedlichen Hierarchieebenen der Entwicklungsstrategie Leitbilder, Entwicklungsziele und Projektideen vorformuliert. Den Arbeitsgruppen wurde jeweils ein thematischer Experte zugewiesen, der zusammen mit dem Fachbereich Regionalentwicklung die Arbeitsgruppen leitete und die Beiträge fachlich bewertete. Besonders vorteilhaft bei dieser Gruppenkonstellation war neben der frühzeitigen Einbindung der Verwaltungsmitarbeiter auch das Profitieren von deren fachlichen Knowhows. Die Vertreter der Verwaltung besitzen spezielle Kenntnisse hinsichtlich der Rahmenbedingungen im Kreis und kennen die aktuellen Entwicklungen. Über die Arbeitsgruppen konnten sie Wissen mit hoher Detailtiefe einbringen. Vor allem ihr Bewusstsein für Strukturen und fachliche Zusammenhänge war in diesem Prozessschritt von großer Bedeutung. Besonders wertvoll waren ebenfalls interessierte Mitarbeiter, die sich in Themen abseits ihres beruflichen Alltags durch persönliche Meinungen und Neugier gewinnbringend einbrachten. Tabelle 1: Interne Arbeitsgruppen der Kreisverwaltung Name der Arbeitsgruppe Tagungstermine AG Räumliche Entwicklung Donnerstag, Donnerstag, AG Gesundheit und Pflege Mittwoch, AG Tourismus, Kultur und Freizeit Mittwoch, Mittwoch, AG Bildung und frühkindliche Erziehung Freitag, AG Wirtschaft Montag, Mittwoch, AG Demographie und soziales Miteinander Montag, AG Verwaltung Freitag, Bild 1: Sitzung der AG Kreisverwaltung ;

16 1.5 Prozessschritte Bestandsaufnahme und SWOT-Analyse Expertengespräche Gründung der Lenkungsgruppe Informationsaustausch zwischen den Arbeitsgruppen Vorbesprechung wichtiger Veranstaltungen Prozesssteuerung Erstbewertung von Vorschlägen aus den Arbeitskreisen Abstimmung der weiteren Vorgehensweise Thematische Arbeitsgruppen der Kreisverwaltung Themen und Inhalte validieren Festlegung langfristiger Ziele der Verwaltung Sammlung von Projektideen Konzeptfertigstellung Konzepterarbeitung Endversion Initiierung der Realisierungsphase Prozess nach außen tragen: Kontakt zu Kreisakteuren suchen Umsetzungsprozess Prozess nach dem Prozess Auslösen von Handlungsimpulsen Leuchtturmprojekte Umsetzungsvorbereitung 16

17 1.6 Darstellung der Gebietskulisse Der Saarpfalz-Kreis wurde im Rahmen der kommunalen Gebiets- und Verwaltungsreform im Saarland zum 1. Januar 1974 gebildet. Er ist Rechtsnachfolger der früheren Landkreise St. Ingbert und Homburg und hat seinen Sitz in der Kreis- und Universitätsstadt Homburg. Der Name Saarpfalz-Kreis hat seinen Ursprung in der Geschichte des Kreisgebietes, das ehemals zu Rheinbayern gehörte. Heute hat der Saarpfalz-Kreis rund Einwohner und umfasst auf einer Gesamtfläche von 418,5 Quadratkilometern die Städte Homburg, St. Ingbert, Bexbach und Blieskastel sowie die Gemeinden Kirkel, Mandelbachtal und Gersheim. Im Südosten des Saarlandes gelegen, verbindet den Saarpfalz-Kreis eine 30 Kilometer lange Grenze mit dem Nachbarstaat Frankreich. Während im nördlichen Teil des Saarpfalz-Kreises viele Betriebe der weiterverarbeitenden Industrie angesiedelt sind, darunter Großunternehmen wie Bosch und Michelin, ist der südliche Kreis landwirtschaftlich geprägt in Verbindung mit einem hohen naturund kulturräumlichen Potenzial. Der Saarpfalz-Kreis ist als Wirtschaftsregion im Herzen Europas durch ein gut ausgebautes Verkehrsnetz mit den benachbarten Wirtschaftsräumen verbunden. Die Kreisstadt Homburg ist nach Saarbrücken der wichtigste Verkehrsknotenpunkt im Saarland - mit der A6 von Saarbrücken nach Mannheim, der A8 von Zweibrücken nach Trier und der Bundesstraße 10 im Straßenverkehr, als IC-/EC-Haltepunkt, aber auch im Schienenverkehr mit hervorragenden Direktverbindungen nach Mannheim, Stuttgart, Frankfurt, Saarbrücken, Metz und Paris. Der Saarpfalz-Kreis grenzt im Uhrzeigersinn im saarländischen Westen beginnend an den Regionalverband Saarbrücken und den Landkreis Neunkirchen. Die Landkreise Kusel, Kaiserslautern, Südwestpfalz und die kreisfreie Stadt Zweibrücken sind die rheinland-pfälzischen Nachbarn. Südlich grenzt der Saarpfalz-Kreis an Frankreich und ist somit ein direkter Anrainer von dem Département Moselle, welches innerhalb der Region Lothringen liegt. Abbildung 1: Lage im Raum und innere Gliederung 17

18 2 Die Kreisverwaltung Organisation und bisherige Aufgaben Rund 600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Saarpfalz-Kreises kümmern sich um die Anliegen der Bürgerinnen und Bürger. Die Verwaltung hat ihren Hauptsitz in Homburg. Über 300 Mitarbeiter arbeiten im Homburger Forum in fünf Geschäftsbereichen. Von der Hauptverwaltung und den Finanzen über die Sozialverwaltung, den Geschäftsbereich für Regionalentwicklung bis hin zur Sicherheit und Ordnung sind alle Themenbereiche vertreten. Akteure rund um die Kreisverwaltung als solche sind weiterhin: Der Landrat ist der gesetzliche Vertreter des Saarpfalz-Kreises. Er leitet die Kreisverwaltung, bereitet die Beschlüsse vor und führt sie aus. Die Beigeordneten sind die Stellvertreter des Landrates. Sie werden aus der Mitte des Kreistages gewählt und vertreten den Landrat im Verhinderungsfall. Der Kreistag ist die Volksvertretung des Saarpfalz- Kreises und hat 33 Mitglieder. Der Kreistag beschließt über alle Selbstverwaltungsangelegenheiten Bild 2: Sitz der Kreisverwaltung in Homburg. des Landkreises, insbesondere setzt er die Haushaltssatzung fest, verabschiedet den Haushaltsplan, erlässt Satzungen zur Regelung kommunaler Angelegenheiten und beschließt über die Einstellung des Personals sowie über die Aus- und Durchführung von Maßnahmen und Projekten. Die Ausschüsse bereiten die Beschlüsse des Kreistages vor. Die Mitglieder des Kreistages haben sich in sechs franktionsübergreifenden Ausschüssen organisiert: Kreisausschuss; Kreistagsauschuss für Kultur, Schule, Bau; Finanzausschuss; Sozialausschuss; Kreistagsauschuss für Umwelt, Landwirtschaft, Raumordnung; Rechnungsprüfungsausschuss. 2.1 Herausforderungen zukunftsorientierten Verwaltungshandelns Das Verwaltungshandeln der Landkreise wird aktuell durch eine Vielzahl von Trends und externen Kräften bestimmt, die zu Herausforderungen führen, die sich von den bisherigen Erfahrungen grundlegend unterscheiden. Im Vorfeld des Zukunftskongresses Staat und Verwaltung 2013 wurde eine Studie durchgeführt, deren Ziel es unter anderem war, den zukünftigen Handlungsbedarf systematisch zu erheben und die Herausforderungen und Lösungsansätze des zukunftsorientierten Regierungs- und Verwaltungshandelns zu identifizieren. Dabei werden der demographische Wandel und der budgetäre Druck als zentrale Herausforderungen der Zukunft gesehen. Hinzu kommen der Wunsch nach Transparenz durch die Gesellschaft, die Erhöhung der Attraktivität der öffentlichen Verwaltung als Arbeitgeber, die Stärkung des regionalen Wirtschaftsstandortes sowie Nachhaltigkeit und Generationengerechtigkeit. Zusätzlich stellen die technologischen Veränderungen, die steigenden gesellschaftlichen Erwartungen und der Einfluss der EU weitere Herausforderungen dar. 6 6 Erkenntnisse aus einer bundesweiten Verwaltungsbefragung in: Zukunftspanel Staat und Verwaltung, Wegweiser GmbH Berlin & Hertie School of Governance, Berlin

19 Abbildung 2: Aktuelles Organigramm der Kreisverwaltung, Stand:

20 2.2 Aktuelles Leitbild (Auszug) Die Verwaltung des Saarpfalz-Kreises sieht sich als bürgerorientiertes Dienstleistungszentrum, das sich seit Jahren intensiv mit Themen der Modernisierung und Erneuerung befasst. Dabei hat sie ihr Selbstverständnis über ein Leitbild definiert, welches Selbstreflexion und Selbstverpflichtung zugleich ist sowie den sich ändernden gesellschaftlichen, ökonomischen, ökologischen und sozialen Rahmenbedingungen Rechnung trägt. Hervorgegangen ist das aktuelle Leitbild aus einem Reformprozess der Kreisverwaltung im Jahr 1998, in dem die alten Strukturen, Verfahren und Verhaltensweisen untersucht worden sind. Viele Mitarbeiter haben damals in verschiedenen Arbeitsgruppen unterschiedliche Schwerpunktthemen behandelt und dabei eigene Ideen und Kreativität eingebracht. Neben der Entwicklung eines neuen Leitbildes konnten auf dem Wege der Verwaltungsmodernisierung auch erste Umsetzungsschritte zu mehr Arbeitszufriedenheit, Kundenfreundlichkeit und Transparenz erfolgreich verwirklicht werden. Das Leitbild beinhaltet demnach folgende Eckpunkte: Die Verwaltung des Saarpfalz-Kreis sorgt für soziale Gerechtigkeit und für Chancengleichheit. investiert in die Zukunft der Kinder. fördert gezielt die Interessen von Frauen. sichert den alten Menschen eine aktive Teilhabe am Leben im Saarpfalz-Kreis. sucht die aktive Zusammenarbeit mit unseren Nachbarn. stärkt die kulturelle Identität unserer Region. fördert die Erhaltung des Naturerbes und der Kulturlandschaft des Saarpfalz-Kreises. hinterlässt den zukünftigen Generationen eine intakte Natur und Umwelt. betreibt eine innovative Wirtschaftsförderung und eine aktive Arbeitsmarktpolitik. Durch das Beachten dieser Punkte will der Saarpfalz-Kreis die Wettbewerbsfähigkeit der Region erhalten und stärken. Dabei arbeiten die Mitarbeiter der Kreisverwaltung als leistungsfähiges Team zusammen, pflegen eine offene Kommunikation und bedienen sich einer transparenten und aufgabenorientierten Personalentwicklung sowie modernen Führungsgrundsätzen. Der Saarpfalz-Kreis orientiert seine Ziele und Leistungen an den Bedürfnissen der Menschen, die in ihm leben, arbeiten oder zu Gast sind. Dabei handelt er unter Beachtung der sich ändernden gesellschaftlichen, ökonomischen, ökologischen und sozialen Rahmenbedingungen. Er behandelt alle Bürgerinnen und Bürger gleich, bemühen sich um Gerechtigkeit und geht auch auf individuelle Bedürfnisse und Probleme ein. Er arbeitet für die Zufriedenheit unserer Bürgerinnen und Bürger und für eine gesunde und zukunftsbeständige Entwicklung unseres Landkreises. Dauerhaftes Ziel der Kreisverwaltung ist die Weiterentwicklung der Verwaltung des Saarpfalz-Kreises zu einem bürgerorientierten Dienstleistungsunternehmen mit motivierten und qualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern! Im Rahmen der Erstellung des Kreisentwicklungskonzeptes stellt dieses Leitbild eine wichtige Grundlage dar. Die AG Kreisverwaltung hat die aktuellen Inhalte als Basis genommen, um neue Zielsetzungen für die Kreisentwicklung zu ergänzen. 20

21 2.3 Bereiche der Kreisverwaltung mit geringer/fehlender Außenwirkung für die Regionalentwicklung Die einzelnen Fachbereiche werden im Rahmen der thematischen Bestandskapitel näher betrachtet und charakterisiert, ebenso werden ihre Beiträge für die Kreisentwicklung herausgearbeitet. Allerdings gibt es in der Kreisverwaltung auch einige Bereiche, die keinem konkreten Thema der räumlichen Bestandsaufnahme zugeordnet werden können, weil sich ihre Arbeiten nach innen orientieren und daher nur bedingt räumliche Wirkungen auslösen. Dazu gehören: Zentrale Steuerung Die Zentrale Steuerung gehört zu den klassischen "Querschnittsbereichen" der Kreisverwaltung. Neben allgemeinen Grundsatzfragen der gesamten Verwaltungsorganisation, Haftungsund Regressangelegenheiten werden auch allgemeine Vertragsprobleme bearbeitet. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verstehen sich als Service- und Anlaufstelle für alle anderen Bereiche der Kreisbehörde. Von der Infozentrale, der Poststelle, der Druckerei, dem Hausmeister- und Botendienst über die EDV-Verwaltung und Fragen des Datenschutzes bis hin zu zentralen Diensten wie Materialbeschaffung, Versicherungsfragen und Archivverwaltung sind unter dem Dach der zentralen Steuerung alle Dienste organisiert, die Voraussetzung für die reibungslose und effektive Organisation einer Verwaltung sind. Weitere Aufgaben sind das Beschaffungswesen oder das Thema Datenschutz. Fachbereich Personal Das Team des Fachbereichs Personal bietet umfangreiche Dienst- und Serviceleistungen in allen Personalangelegenheiten der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Saarpfalz-Kreises. Es betreut die Beschäftigten in Themenfeldern wie beispielsweise Lohn- und Gehaltsabrechnung, Kindergeld, Reisekosten- und Beihilfeansprüche, Urlaub, Dienstbefreiung usw. Das Team kümmert sich um die Personalbedarfsplanung, den Personaleinsatz sowie die Durchführung von Einstellungsverhandlungen und Vorstellungsgesprächen. Zu den Aufgaben zählen außerdem die Stellenbewertungen nach dem Bundesangestelltentarif (BAT), die Aufstellung der jährlichen Stellenpläne und des Personalkostenhaushalts, die Entwicklung moderner Arbeitszeitregelungen und die Umsetzung des Frauenförderplanes der Kreisverwaltung. Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Der Bereich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit versteht sich als Scharnier zwischen der Kreisverwaltung und der interessierten Öffentlichkeit. Die regelmäßige und umfassende Information über Themen, Projekte, Termine und Kreistagssitzungen, die Organisation von Veranstaltungen, die Herausgabe von Informationsbroschüren, die Pflege von Foto- und Pressearchiven und die Verwaltung von Ehrengaben gehören zu den wichtigsten Aufgaben. Strategisches Controlling und Projekte Das Strategische Controlling des Saarpfalz-Kreises entwickelt Steuerungs- und Koordinierungskonzepte sowie strategische Planungen. Es unterstützt beratend bei der Umsetzung von Verwaltungsstrategien, beispielsweise durch das Bereithalten von Kennzahlen, Analyse interner Prozesse und internes Berichtwesen. Die Mitwirkung bei der Automatisierung von Arbeitsabläufen unterstützt die Prozessoptimierung. 21

22 Ein weiterer Schwerpunkt ist die Erarbeitung, Betreuung und Umsetzung von Kooperationsvereinbarungen auf Kreisebene, z.b. die 115 und das Bürgerbüro. Dazu kommen der Aufbau und die Fortentwicklung einer zentralen Vergabestelle. Kreispolizeibehörde Zu den Tätigkeitsfeldern der Kreispolizeibehörde gehören unter anderem das Jagd- und Waffenrecht, die Unterbringung von psychisch- und suchtkranken Personen, das Makler-, Schornsteinfeger- und Heilpraktikerwesen, das Versammlungsrecht, die Überprüfung von Spielhallen sowie die Genehmigung von Spezial- und Jahrmärkten. Zur Kreispolizeibehörde gehört auch der Katastrophenschutz, dessen Hauptaufgabe in der Gefahrenabwehr liegt. Fachbereich Allgemeine Rechtsangelegenheiten Der Fachbereich Allgemeine Rechtsangelegenheiten ist zuständig für die Rechtsangelegenheiten des Saarpfalz-Kreises und dessen Prozessvertretung. Dem Rechtsamt sind außerdem der Kreisrechtsausschuss und dessen Geschäftsstelle zugeordnet. Aufgabe des Kreisrechtsausschusses ist im Wesentlichen die Behandlung und Entscheidung von Widersprüchen gegen Verwaltungsakte der kreisangehörigen Städte und Gemeinden sowie des Landkreises. 2.4 Pflichtaufgaben und die freiwilligen Leistungen Das Grundgesetz statuiert in Art. 28. Abs. 2 die Garantie kommunaler Selbstverwaltung für Gemeinden und Kreise. Grundsätzlich erledigen die Gemeinden viele unterschiedliche Aufgaben. Allerdings wird die Verwaltungsarbeit immer komplexer, schwieriger sowie finanziell aufwändiger und übersteigt häufig das Leistungsvermögen der kleineren Gemeinden. Deshalb gibt es die weiter oberhalb angesiedelte kommunale Verwaltungseinheit der Landkreise. Die Kreisebene bildet das Bindeglied zwischen der staatlich zentralen und der örtlichen Aufgabenerfüllung in den Gemeinden mit deren unterschiedlicher Verwaltungs- und Finanzstruktur. Die Landkreise bedürfen einer gesetzlichen Aufgabenzuweisung, die neben überörtlichen Aufgaben auch zumeist Ausgleichs- und Ergänzungsaufgaben enthält. Dadurch versucht ein Landkreis ein gleichwertiges Angebot kommunaler Dienstleistungen zu sichern. 7 Der Aufbau der Aufgabenbereiche gliedert sich in die überörtlichen Selbstverwaltungsaufgaben, welche durch die Kreisordnungen der Bundesländer von den Gemeinden an die Kreise übertragen werden, und in die Pflichtaufgaben, welche den Landkreisen durch Gesetze übertragen bzw. auferlegt werden. Diese fremdbestimmten Pflichtaufgaben sind der überwiegende Teil der Aufgaben. In diesem Zusammenhang kann sich für den Kreis eine Doppelfunktion ergeben: Zum einen übt er als Selbstverwaltungsbehörde die kommunale Selbstverwaltungshoheit aus, zum anderen fungiert er als untere Behörde der allgemeinen Landesverwaltung. Zum Bereich der überörtlichen Aufgaben der Landkreise gehören zum Beispiel der Bau und Unterhalt von Kreisstraßen, die Abfallwirtschaft (z.b. Mülldeponien, Thermische Abfallbeseitigung) oder das Gesundheitswesen (Kreiskrankenhäuser, Rettungsleitstellen) und das Bildungswesen (Träger von Volkshochschulen). Zu den übertragenen Pflichtaufgaben zählen unter anderem die Sozialund Jugendhilfe, die Bau- und Gewerbeaufsicht sowie die Straßenverkehrszulassung. Die fremdbestimmten Pflichtaufgaben können dabei entweder durch den Bund oder durch die Länder auf die Kreise übertragen werden. Je nach örtlichen Gegebenheiten nehmen die Landkreise weitere freiwillige Aufgaben wahr (z.b. Kunstförderung, Beratungen). 7 Vgl.: Aufgaben der Kreise, Deutscher Landkreistag unter 22

23 3 Rahmenbedingungen des Saarpfalz-Kreises In diesem Teil des Konzeptes werden einige Rahmenbedingungen des Saarpfalz-Kreises herausgearbeitet, die zum einen allgemeine Hintergrundinformationen liefern und zum anderen auf allgemeine Umstände im Kreisgebiet eingehen, wie zum Beispiel die politische und finanzielle Situation sowie den demographischen Wandel als eine entwicklungsbestimmende Herausforderung. 3.1 Städte und Gemeinden Der Saarpfalz-Kreis ist mit Einwohnern in sieben Städten und Gemeinden der drittgrößte Landkreis im Saarland. Somit stellt er rund 15% der saarländischen Gesamtbevölkerung. Rund Einwohner (ca. 80% der Bevölkerung des Landkreises) leben in den vier Städten Homburg, St. Ingbert, Blieskastel und Bexbach, rund Einwohner (ca. 20% der Bevölkerung des Landkreises) in den Gemeinden Mandelbachtal, Kirkel und Gersheim. Tabelle 2: Städte und Gemeinden im Saarpfalz-Kreis Stand Stadt Stadtteile Einwohner Bevölkerungsdichte [EW/km²] Anteil an der Gesamtbevölkerung ,3% ,5% ,9% ,2% Bexbach Bexbach, Frankenholz, Höchen, Kleinottweiler, Niederbexbach, Oberbexbach Blieskastel Altheim, Alschbach, Aßweiler, Ballweiler, Bierbach, Biesingen, Blickweiler, Blieskastel, Böckweiler, Breitfurt, Brenschelbach, Lautzkirchen, Mimbach, Neualtheim, Niederwürzbach, Webenheim, Wolfersheim Homburg Beeden, Bruchhof-Sanddorf, Einöd, Erbach- (Kreisstadt) Reiskirchen, Homburg, Jägersburg, Kirrberg, Schwarzenbach, Wörschweiler St. Ingbert Hassel, Oberwürzbach, Rentrisch, Rohrbach, St. Ingbert Gemeinden Gemeindeteile Einwohner Bevölkerungsdichte Anteil an der Gesamtbevölkerung Gersheim Bliesdalheim, Gersheim, Herbitzheim, Medelsheim, ,6% Niedergailbach, Peppenkum, Reinheim, Rubenheim, Seyweiler, Utweiler, Walsheim Kirkel Altstadt, Kirkel-Neuhäusel, Limbach ,0% Mandelbachtal Bebelsheim, Bliesmengen-Bolchen, Erfweiler- Ehlingen, Habkirchen, Heckendalheim, Ommersheim, Ormesheim, Wittersheim ,6% Saarpfalz- Kreis Quelle: Statistisches Amt Saarland, Saarbrücken (2015): Statistische Berichte A I 1 vj3/2014, S.4. 23

24 Abbildung 3: Impuls Stadt- und Gemeindecharakteristik Homburg Die seit 1330 mit den Stadtrechten versehene Kreis- und Universitätsstadt Homburg ist die größte Stadt der Saarpfalz. Mit über Arbeitsplätzen hat Homburg die höchste Arbeitsplatzdichte im Saarland und Rheinlandpfalz und hat sich als Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort einen Namen gemacht. In Homburg ist eine Vielzahl an Zulieferern aus dem Automobilbereich angesiedelt. Dank des Universitätsklinikums kann sich Homburg zu Recht Gesundheitszentrum nennen. Von Homburg aus gehen High-Tech- Produkte aus den Bereichen Elektronik und Pharmazie in alle Welt. St. Ingbert ist eines der Hauptkulturzentren des Kreises. Durch vielfältige Kulturprojekte hat sich die Stadt besonders in diesem Bereich einen Namen gemacht. Nicht zuletzt ist es die Lage zwischen den Universitätsstädten Saarbücken und Homburg, die St. Ingbert als Standort namhafter Unternehmen und bekannter Forschungsinstitute aus dem High-Tech-Sektor und dem medizinischen Bereich begünstigt. Blieskastel Mit einer im Saarland einmaligen Stadtanlage aus der Barockzeit, seiner Fußgängerzone, den medizinischen Kurmöglichkeiten und seiner bekannten Gastronomie hat Blieskastel hohes touristisches Potenzial und großen Freizeitwert. Viele Denkmäler und bauliche Zeitzeugen vergangener Epochen liefern Eindrücke zur Geschichte des Kreises. Kirkel Bexbach Überregional ist Bexbach vor allem durch eine jährlich stattfindende Camping-, Reise- und Freizeitausstellung bekannt. Außerdem steht hier der Hindenburgturm, in dem sich das Saarländische Bergbaumuseum mit einem unterirdischen Besucherbergwerk befindet. Mit 518m ist der Höcherberg die höchste Erhebung im südöstlichen Saarland. Die weithin sichtbare Kirkeler Burg prägt als städtebauliche Dominante das Ortsbild. Aufgrund der verkehrsgünstigen Lage verfügt Kirkel über einige bedeutende Betriebe in den Wirtschaftsbereichen Industrie, Handel und Gewerbe. Kirkel hat einen hohen Anteil an Mischwald, der unter anderem mit reizvollen Rad- und Wanderwegen vielfältige Möglichkeiten zur Naherholung bietet. Mandelbachtal Das südöstlich gelegene Mandelbachtal kann eine unverwechselbare Bliesgaulandschaft vorweisen, die zu Wochenend- und Ferienaufenthalten einlädt. Hier stehen viele Kultur- und Baudenkmäler, die den besonderen Charme und das Flair der dortigen Dörfer ausmachen. Gersheim Gersheim gilt als attraktives Ziel für Urlauber und Ausflügler. Der Europäische Kulturpark Bliesbruck-Rheinheim, ein grenzüberschreitendes Projekt direkt auf der Grenze zu Frankreich, ist eines der bedeutendsten Freilichtmuseen in Deutschland. 24

25 3.2 Politik Im Kreistag des Saarpfalz-Kreises hatte die CDU von 1999 bis 2009 eine absolute Mehrheit. Danach koalierten CDU, FDP und Bündnis 90/Die Grünen von 2009 bis 2014 in einer Jamaika- Koalition. Seit den Kommunalwahlen 2014 gibt es eine große Koalition zwischen CDU und SPD. Die Direktwahl des Landrates entschied mit 50,4% die SPD für sich, die im Saarpfalz- Kreis bereits seit 30 Jahren den Landrat stellt. Tabelle 3: Ergebnisse der Kommunalwahl 2014 und Vergleichszahlen aus 2009 Parteien und Wählergemeinschaften Wahl 2014 Stimmen in % Wahl 2009 Stimmen in % Sitze 2014 absolut Sitze 2009 absolut Gewinne/Verluste in % zu 2009 CDU 36,9 35, ,9% SPD 35,1 31, ,3% Die Linke 5,7 10, ,6% Grüne 6,2 6, ,1% FDP 1,9 6, ,0% FWG 2, ,4% Familien-Partei 3,7 4, ,9% AfD 4, ,9% Sonstige 2,8 5, ,8% gesamt Quelle: Endgültiges Ergebnis der Kreistagswahlen 2014 unter wahl/internet_saar/kt_sl/kreisergebnisse/k00045/. 3.3 Finanzen Die finanzielle Situation des Saar-Pfalz-Kreises wird alljährlich in den Haushaltsplänen ausführlich dargestellt und nimmt in der Diskussion in den politischen Gremien einen großen Raum ein. Die finanzielle Ausstattung ist wohl der restriktivste Faktor der Kreisentwicklung. Knappe Kassen schränken vor allem die Projekte und Maßnahmen im Bereich der freiwilligen Aufgaben der öffentlichen Hand am Stärksten ein. Zukünftige finanzpolitische Herausforderungen Angesichts der öffentlichen Verschuldung in Deutschland sowie Finanz- und Wirtschaftskrisen in jüngster Vergangenheit besteht auf allen Ebenen ein Streben nach Haushaltskonsolidierung und damit nach intensiven Sparbemühungen. Die schwierige Finanzsituation der öffentlichen Hand sowie der Kreise in Verbindung mit den zunehmenden räumlichen Disparitäten bei der Finanzausstattung machen umfassende Reformen der Organisationsstrukturen und eine Optimierung der Aufgabenerledigung notwendig. Das Ausnutzen von horizontalen und vertikalen Kooperationspotenzialen sowie eine umfassende Aktivierung von staatlichen, kommunalen, privat- und gemeinwirtschaftlichen Potenzialen können dabei hilfreich sein und Synergieeffekte ermöglichen. 8 8 Vgl.: Coprian, Wilhelm (1995): Entwicklungsstrategien und Kooperationsansätze mit dem Kreis aus der Perspektive einer großen Mittelstadt, in: Stember, Jürgen/Wutschka, Jürgen (Hrsg.): a.a.o., S. 138 f. 25

26 Haushaltssituation, Einnahmen, Ausgaben, kommunale Finanzen Der Saarpfalz-Kreis verfügt mit 732,3 /EW über die höchsten Steuereinnahmen im saarländischen Vergleich. Im Zeitraum von 2008 bis 2013 sind diese um 8,5% gewachsen, was neben Neunkirchen mit 8,7% ebenfalls der zweithöchste Wert im Saarland ist. Auch die Einkommenssteuer ist seit 2007 kontinuierlich gestiegen. Sie betrug im Jahr /EW und war somit auch der höchste Wert im saarländischen Vergleich. Der Saarpfalz-Kreis und Neunkirchen sind die einzigen Landkreise, die im Saarland im Zeitraum von eine positive Entwicklung der Gewerbesteuer zu verzeichnen haben. Die Entwicklung im Saarpfalz-Kreis ist mit 12,7% fast doppelt so hoch, wie das Wachstum in Neunkirchen mit 6,6%. In allen anderen saarländischen Landkreisen gingen die Gewerbesteuern in diesem Zeitraum zurück. Tabelle 4: Aufschlüsslung der Steuereinnahmen und deren Entwicklung 9 Landkreis Steuereinnahmen 2013 Entwicklung Steuereinnahmen Einkommenssteuer 2013 Entwicklung Einkommenssteuer Gewerbesteuer 2013 Entwicklung Gewerbesteuer Regionalverband 615, ,1 12,2 440,7-29,8 Saarbrücken Merzig-Wadern 475,6-0,8 266,3 12,0 256,5-21,6 Neunkirchen 504,0 8,7 297,0 10,9 273,6 6,6 Saarlouis 597,5-3,4 310,7 14,7 392,8-27,9 St. Wendel 574,4-4,0 311,1 15,1 366,9-32,5 Saarpfalz-Kreis 732,3 8,5 360,0 14,9 511,5 12,7 Quelle: Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung, Bonn (2016), Indikatoren und Karten zur Raum- und Stadtentwicklung unter Im Bereich der Umsatzsteuern liegt der Saarpfalz-Kreis im saarländischen Vergleich mit 53,2 /EW an der zweiten Stelle hinter dem Regionalverband Saarbrücken. Im Bereich der Schlüsselzuweisungen hat der Saarpfalz-Kreis mit 152,2 /EW den geringsten Wert zu verzeichnen. Schlüsselzuweisungen sind Mittel der Gemeindefinanzierung im Rahmen des kommunalen Finanzausgleichs. Die kommunalen Schulden im Saarpfalz-Kreis beliefen sich im Jahr 2013 auf 3.147,1 /EW. Damit lagen sie auf dem ungefähren Niveau der St. Wendeler Schulden. Nur der Regionalverband Saarbrücken hat mit 4.656,6 /EW noch mehr Defizit. Die Kassenkredite sind in den letzten Jahren sehr stark angestiegen und liegen im Saarpfalz-Kreis im Jahr 2013 bei 1.616,2 /EW, was dem dritthöchsten Wert im Saarland entspricht. Kassenkredite sind Mittel, die zum Ausgleich kurzfristiger Liquiditätsschwankungen dienen. Tabelle 5: Umsatzsteuer, Schlüsselzuweisungen, Kassenkredite und kommunale Schulden Umsatzsteuer 2013 Schlüsselzuweisungen 2013 Kommunale Schulden 2013 Kassenkredite 2013 Regionalverband 60,6 565, , ,8 Saarbrücken Merzig-Wadern 31,4 489, , ,6 Neunkirchen 33,0 536, , ,4 Saarlouis 43,8 292, , ,7 St. Wendel 33,5 339, , ,2 Saarpfalz-Kreis 53,2 152, , ,2 Quelle: Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung, Bonn (2016), Indikatoren und Karten zur Raum- und Stadtentwicklung unter 9 Hinweis: Werte 2012 in pro Einwohner, Entwicklungstendenz in Prozent. 26

27 Qualitative Aussagen zur Finanzsituation im Saarpfalz-Kreis Die Gemeinden des Saarpfalz-Kreises haben im Verhältnis zu den anderen saarländischen Gemeinden durchschnittlich die höchsten Steuereinnahmen, wobei St. Ingbert, Kirkel und Homburg dabei die höchsten Einnahmen je Einwohner zu verzeichnen haben. In Kirkel gab es 2012 allerdings einen deutlichen Rückgang des Gewerbesteueraufkommens. Homburg ist im Rahmen der fundierten Schulden relativ stark belastet, die Schulden im Bereich der Kassenkredite sind allerdinge deutlich niedriger. In Gersheim sind die Schulden über Kassenkredite sehr hoch. Der Gemeinde droht die Überschuldung. Deshalb erhält sie Hilfen aus dem kommunalen Entlastungsfonds des Landes. Gersheim leidet unter einer stark unterdurchschnittlichen Steuereinnahmekraft, Grund- und Gewerbesteuerhebesätze wurden deshalb 2012 deutlich angehoben. Auch die Gemeinde Mandelbachtal erzielt verhältnismäßig niedrige Steuereinnahmen und muss, im Gegenzug für Zuschüsse aus dem Entlastungsfonds des Landes, einen Haushaltssanierungsplan umsetzen. Bexbach ist mit erheblichen Altschulden belastet, bei den Gewerbesteuereinnahmen gab es in den letzten Jahren allerdings einen positiven Trend. Blieskastel hat beträchtliche Defizite im Ergebnishaushalt, und die Kassenkredite haben ein hohes Niveau. Im Ergebnis bedeutet dies, dass die Kommunen der Saarpfalz, trotz der relativ wirtschaftsstarken Lage, deutlich unterfinanziert sind und grundsätzliche Einnahmeverbesserungen benötigen, beziehungsweise intelligente Ansätze der Kosten- und Ausgabenreduzierung vonnöten sind. 10 Tätigkeiten der Kreisverwaltung in diesem Bereich Fachbereich Finanzen Kämmerei Die Kämmerei ist der Dreh- und Angelpunkt der Finanzverwaltung. Mit viel Aufwand werden hier jedes Jahr der Haushaltsplan und die Haushaltssatzung des Saarpfalz-Kreises erstellt. Der Haushaltsplan ist von essentieller Wichtigkeit für den Kreis, bildet er doch die Grundlage für sämtliche über das Jahr anfallenden Einnahmen und Ausgaben. Dies macht es erforderlich, dass der Haushaltsplan sowie die Durchsetzung des Haushaltsrechtes einer ständigen Kontrolle durch die Kämmerei unterzogen werden müssen. Auch Institutionen außerhalb der Kreisverwaltung, wie die Saarpfalz-Touristik und der Zweckverband Naturschutzgroßvorhaben Saar- Blies-Gau/ Auf der Lohe, wissen um die Erfahrung der Kämmerei und lassen von hier ihren Haushalt erstellen. Die Ressorts Rechnungsabschluss, Vermögensverwaltung, Schuldenverwaltung und Kreditwirtschaft vervollständigen den Zuständigkeitsumfang bezüglich der Finanzverwaltung. Innerhalb verschiedener Bereiche sind die Mitarbeiter verantwortlich für das Feuerlöschwesen, Liegenschaftsangelegenheiten, die Bewirtschaftung der kreiseigenen Gebäude, Verwaltung verschiedenster Steuern, die Beteiligungen des Kreises, die Vermietung und Verpachtung von Gebäuden/ Grundstücken und letztendlich für die Bearbeitung von Bundes-, Landes- und sonstigen Zuweisungen und Zuschüssen. Kreiskasse Hauptaufgabe der Abteilung ist es, alle anfallenden Einnahmen und Ausgaben der Kreisverwaltung zu verbuchen und zu überwachen. Dabei werden auf ca Haushaltsstellen (Buchungskonten) im Laufe eines Jahres etwa Einzelbuchungen verarbeitet. 10 Vgl.: Arbeitskammer des Saarlandes (2015), Saarbrücken: Kreisreport Die Lage vor Ort, Vorabdruck Saarpfalz- Kreis 2014, S

28 Zum Abschluss eines Haushaltsjahres erstellt die Kasse in Zusammenarbeit mit der Kämmerei den Rechnungsabschluss und weist alle Zahlungen nach Konten geordnet in der Jahresrechnung und den dazu gehörenden Anlagen und Statistiken aus. Eine weitere wichtige Aufgabe der Kasse besteht darin, die erwarteten Einnahmen zu überwachen und eventuell beizutreiben. Dazu bedient sich die Kreiskasse einer eigenen Mahn- und Vollstreckungsabteilung. Weitere Aufgaben der Kreiskasse sind: Verwaltung und Verbuchung von Bareinnahmen (z. Bsp. KfZ-Zulassungsgebühren, Waffenscheine u. ä.) bei der Zahlstelle; Führen verschiedener Verwahrkonten für sog. durchlaufende Gelder wie etwa Mündelgelder oder Spenden; Erstellen von Statistiken für das Statistische Landesamt; Liquiditätsplanungen der Kreisverwaltung, z. Bsp. durch Überwachen der Girokonten, Zinsbeobachtung am Kreditmarkt, Rücklagenverwaltung etc.. Rechnungsprüfungsamt (RPA) Das Rechnungsprüfungsamt ist eine Pflichteinrichtung für die Finanz- und Haushaltskontrolle der Kreisverwaltung. Es hat innerhalb der Verwaltung eine besondere Position, denn es ist unmittelbar dem Landrat unterstellt und nur diesem gegenüber verantwortlich. Bei der Durchführung seiner Prüfungsaufgaben ist das RPA unabhängig und an Weisungen nicht gebunden. Das RPA des Saarpfalz-Kreises prüft und berät mit dem Ziel, dass die öffentlichen Mittel, also die Steuergelder der Bürger und Unternehmer, zielgerichtet und wirtschaftlich von der Verwaltung eingesetzt werden. Das Rechnungsprüfungsamt fungiert als kompetenter Partner und sachverständiger Gutachter für den Kreistag, den Rechnungsprüfungsausschuss und die Verwaltung. Abweichend von der in vergangenen Zeiten vorherrschenden Auffassung, Rechnungsprüfungsämter und Prüfung seien nur ein notwendiges, aber ungeliebtes "Übel", sieht man das RPA und seine Rechnungsprüfer inzwischen als "unverzichtbare sachverständige Helfer und Gutachter für die politischen Entscheidungsorgane. Sie prüfen und analysieren die Verwaltungsabläufe und tragen damit zur Verbesserung des Verwaltungshandelns bei. 28

29 3.4 Querschnittsthema Demographie Weniger-Bunter-Älter Das Themenfeld Demographie wird bewusst im Kapitel der Rahmenbedingungen erörtert. Der demographische Wandel berührt die Aufgabenwahrnehmung des Saarpfalz-Kreises in vielen Aspekten unmittelbar und führt zu einer Vielzahl von Entwicklungsimpulsen in allen Daseinsbereichen und raumrelevanten Themenfeldern. Deshalb wird diesen Tendenzen als Querschnittsthematik eine besondere Schlüsselfunktion zugeordnet. Die Formen des demographischen Wandels führen zu komplexen Auswirkungen in den Landkreisen und fordern die öffentliche Verwaltung in vielen Politikfeldern heraus. Es bestehen grundlegende Herausforderungen für den Bereich der öffentlichen Daseinsvorsorge, für das Infrastrukturangebot sowie für den sozialen und gesellschaftlichen Zusammenhalt. Die wirtschaftlichen Perspektiven stehen in einem direkten Zusammenhang mit den Bevölkerungsverlusten, da in sich entleerenden Gebieten das Halten bestehender und die Ansiedlung neuer Unternehmen schwieriger wird. Zudem führen die Prozesse zu direkten fiskalischen Auswirkungen durch geringere Zuweisungen und Kostenremanenzen bei quantitativem Nachfragerückgang von Infrastrukturen. 11 Darüber hinaus verschärfen die demographischen Prozesse den Wettbewerb der Räume um Standorte, Fachkräfte und Einwohner untereinander und führen zum Imageverlust für betroffene Kreise. Es bedarf zielgerichteter Strategien und Maßnahmen zur Stärkung der durch den demographischen Wandel betroffenen Räume. Der demographische Wandel beinhaltet eine Vielzahl von Prozessen, die sich in ihrem Entstehungszusammenhang, ihrer Dynamik und ihren Wirkungsrichtungen unterscheiden können, aber oft kausal miteinander verbunden sind. Die Bevölkerung in Deutschland wird weniger, älter und bunter. Insbesondere die Komponenten Schrumpfung und Alterung führen dazu, dass der demographische Wandel eine der zentralsten Problemstellungen der nächsten Jahre und Jahrzehnte sein wird. Seit 2003 sinkt die Bevölkerungszahl in Deutschland, und langfristige Prognosen vom Statistischen Bundesamt gehen von einer anfangs langsamen zu einer später beschleunigten Schrumpfung aus. 12 Aktuell stellt die Komponente bunter eine der tagesbestimmenden Aufgaben dar. Das Thema Neuzugezogene, deren räumliche Unterbringung und Integration in die Gesellschaft bedeuten für Bund, Länder, Kreise und Kommunen eine große Herausforderung. Beschreibung des Ist-Zustandes und aktuelle Entwicklungen Bevölkerungsentwicklung, -struktur, Prognosen Am Jahresende 2014 lebten im Saarpfalz-Kreis insgesamt Einwohner. Im Zeitraum von 2000 bis 2014 hat die Bevölkerung des Saarpfalz-Kreises kontinuierlich abgenommen. Diese Entwicklung ist auch für das gesamte Saarland festzustellen. Hier ist die Bevölkerung in diesem Zeitraum ebenfalls zurückgegangen. 13 Der Bevölkerungsprognose des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung zufolge wird sich der Bevölkerungsrückgang auch in Zukunft weiter fortsetzen. Die Bevölkerung des Saarpfalz-Kreises würde demnach von Einwohnern (2013) über (2020) auf Einwohner im Jahr 2030 zurückgehen. Dies entspräche einem Rückgang um 10% ( ). Auch im gesamten Saarland wird die Bevölkerung in diesem Zeitraum um 9% abnehmen. 11 Vgl.: Mäding, Heinrich (2011): a.a.o., S. 30, in Verbindung mit Deutscher Landkreistag (2011): a.a.o., S 5. ff. 12 Vgl.: Mäding, Heinrich (2011): a.a.o., S. 21 f., in Verbindung mit Deutscher Landkreistag (2011): Kreisentwicklungskonzepte als politisches Instrument zur Gestaltung des demografischen Wandels, a.a.o., S Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (2012): Raumordnungsprognose Bevölkerung, Haushalte, Erwerbspersonen, Bonn. 29

30 Tabelle 6: Bevölkerungsentwicklung der letzten vier Jahre im gesamten Kreisgebiet Saarpfalz-Kreis Quelle: Statistisches Bundesamt unter Diese Entwicklung wird maßgeblich durch die negative natürliche Bevölkerungsentwicklung bestimmt, die sich aus einer reduzierten Geburtenrate und einer erhöhten Sterberate ergibt. In allen Städten und Gemeinden des Saarpfalz-Kreises ist ein negativer Geburten-/Sterbesaldo festzustellen. Die nachstehende Abbildung schlüsselt die einzelnen Daten der Teilgebiete auf und macht deutlich, dass der Saarpfalz-Kreis einen etwas stärkeren Rückgang als das Saarland zu verzeichnen hat. Tabelle 7: Natürliche Bevölkerungsbewegung Stand 2013 Stadt/ Gemeinde Geborene Gestorbene Saldo Auf der Bevölkerung Insgesamt Insgesamt Auf der Bevölkerung Geburten- (+) bzw. Sterbeüber-schuss Auf der Bevölkerung Bexbach 107 6, , ,1 Blieskastel 111 5, , ,8 Gersheim 36 5, , ,2 Homburg 314 7, , ,3 Kirkel 75 7, , ,2 Mandelbachtal 54 5, , ,7 St. Ingbert 238 6, , ,2 Saarpfalz-Kreis 935 6, , ,8 Saarland 6,9 12,9-6,0 Quelle: Statistisches Amt Saarland, Saarbrücken (2015): Gemeindezahlen 2014, S. 23. Beeinflusst wird diese natürliche Tendenz durch die räumlichen Wanderungsbewegungen der Einwohner, sprich die Zuzüge und Wegzüge. Positive Saldi können hier im Jahr 2013 vor allem die Städte Homburg und St. Ingbert vorweisen sowie die Gemeinden Kirkel und Mandelbachtal. Der Saarpfalz-Kreis kann zwar im Bereich der Wanderungsbewegungen ein leichtes Plus von 3,7% (Stand 2013) vorzeigen, allerdings können damit die negativen natürlichen Entwicklungen nicht ausgeglichen werden, wodurch die Bevölkerung grundsätzlich zurückgeht und zurückgehen wird. Tabelle 8: Wanderungsbewegungen 2013 Stadt/ Wanderungen insgesamt Wanderungsgewinn/-verlust Gemeinde Zugezogene Fortgezogene Anzahl Auf d. Bevölkerung Bexbach ,5 Blieskastel ,0 Gersheim ,9 Homburg ,6 Kirkel ,6 Mandelbachtal ,2 St. Ingbert ,3 Saarpfalz-Kreis ,7 Saarland +2,4 Quelle: Statistisches Amt Saarland, Saarbrücken (2015): Gemeindezahlen 2014, S

31 Im Saarpfalz-Kreis leben generell etwas mehr Frauen als Männer. Tabelle 9: Geschlechterverteilung Stand Stadt/ Bevölkerung Gemeinde Männlich Weiblich insgesamt Bexbach Blieskastel Gersheim Homburg Kirkel Mandelbachtal St. Ingbert Saarpfalz-Kreis Quelle: Statistisches Amt Saarland, Saarbrücken (2015): Gemeindezahlen 2014, S.15. Altersstruktur Im Rahmen des demographischen Wandels werden nicht nur die Einwohnerzahlen zurückgehen, sondern auch die Altersstruktur der Bevölkerung wird sich verändern. Der demographische Wandel ist mit einer Zunahme der älteren Bevölkerung bei gleichzeitigem Rückgang des Anteils der jüngeren Bevölkerung verbunden. Am Jahresende 2011 waren 14,5% der Bevölkerung des Saarpfalz-Kreises unter 18 Jahren. Der Anteil der 18- bis 64-Jährigen betrug 62,6%, der der 65-Jährigen und Älteren 22,9%. Die Altersstruktur des Saarpfalz-Kreises ist vergleichbar mit der des Saarlands insgesamt (14,8%, 63,3% und 21,9%). Im Vergleich zur bundesweiten Altersstruktur ist jedoch die Bevölkerung des Saarpfalz-Kreises älter. So beträgt in Deutschland der Anteil der unter 18-Jährigen 16,2%, der der 18- bis 64-Jährigen 63,2% und der der 65-Jährigen und Älteren 20,6%. Der demographische Wandel scheint sich im Saarland und auch im Saarpfalz-Kreis bereits stärker bemerkbar zu machen als in Deutschland insgesamt. Tabelle 10: Kleinteilige Altersgruppenbetrachtung im Saarpfalz-Kreis Stand 2012 < 6 J 6-18 J J J J J J 75-85J > 85J 4,1% 10,2% 7,8% 5,3% 25,4% 23,9% 11,3% 9,1% 3,0% Quelle: Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung, Bonn (2015), Indikatoren und Karten zur Raum- und Stadtentwicklung. Laut der Bevölkerungsprognose des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung wird sich diese Entwicklung in starkem Maß fortsetzen. Im Saarpfalz-Kreis wird die Bevölkerung unter 20 Jahren bis zum Jahr 2030 um 21% zurückgehen (im Vergleich zu 2010). Auch die Gruppen der 20- bis 39-Jährigen und die der 40- bis 59-Jährigen werden sich verringern. Die Bevölkerung im Alter von 60 bis 79 Jahren wird hingegen bis zum Jahr 2030 um 20% und die der ab 80-Jährigen sogar um 29% zunehmen. Werden die einzelnen Gemeinden des Saarpfalz- Kreises näher betrachtet, sind auch hier Unterschiede in der Altersstruktur erkennbar. Insbesondere in den Gemeinden Gersheim, Kirkel und Mandelbachtal liegt der Anteil der unter 18- Jährigen (mit je 15,4% - 15,7%) über dem Durchschnitt des Saarpfalz-Kreises (14,7%). In St. Ingbert ist der Anteil der Minderjährigen am geringsten (14,1%). Der Anteil der 18- bis 64- Jährigen reicht von 61,1% in Mandelbachtal bis 62,8% in Homburg. 14 Bevölkerungen insgesamt sind endgültig. Bei der Unterteilung in männlich und weiblich handelt es sich um vorläufige Werte. 31

32 In Gersheim ist der Anteil der 65-Jährigen und Älteren mit 21,5% am geringsten. Mit 24,6% ist dieser in St. Ingbert am höchsten und liegt um 1,4 Prozentpunkte über dem Durchschnitt des Saarpfalz-Kreises. Unterstrichen wird diese Entwicklung durch die Alten- und Jugendquotienten. Der Jugendquotient (unter 20-Jährige je 100 Personen der Gruppe Jährige) lag 2012 bei 26,8%. Der Altenquotient (ab 65-Jährige je 100 Personen der Gruppe Jährige) war mit 37,8% wesentlich höher. Zwar wird für den Saarpfalz-Kreis ein Anstieg des Jugendquotienten um 2% bis 2030 prognostiziert, jedoch erhöht sich der Altenquotient wesentlich massiver auf 59,7%. Daraus resultiert eine Erhöhung des Medianalters von 48,1 Jahren (2012) auf 52,0 Jahren (2030). 15 Alle Gemeinden des Saarpfalz-Kreises sind von dieser Entwicklung betroffen. Der erhöhte Altenquotient spiegelt die veränderte Altersstruktur des Landkreises wider, aus welcher hohe Herausforderungen für Planung und Verwaltung resultieren. Lediglich die Kreisstadt Homburg wird von dieser Entwicklung geringer betroffen sein, was auf ihre Magnetwirkung als Arbeitsund Universitätsstandort zurückzuführen ist. Familienstand Circa 36% der Bürgerinnen und Bürger des Saarpfalz-Kreises sind ledig. Knapp die Hälfte lebt in einer Ehe oder Lebenspartnerschaft. Etwa 7% der Bevölkerung sind geschieden und 8% sind verwitwet. Unter den Verwitweten ist der Anteil der Frauen mit 83% besonders hoch, was grundsätzlich auf die höhere Lebenserwartung zurückzuführen ist. Die Verteilung hinsichtlich des Familienstandes ist mit der im gesamten Saarland vergleichbar. Die Betrachtung des Familienstandes, differenziert nach Staatsangehörigkeit, zeigt, dass der Anteil der Personen, die in einer Ehe oder Lebenspartnerschaft leben, mit knapp 60% unter der ausländischen Bevölkerung höher ist als unter der deutschen (48%). Die Anteile der ledigen Personen (-5 Prozentpunkte) und der Verwitweten (-6 Prozentpunkte) sind hingegen unter der ausländischen Bevölkerung geringer. 16 Internationalisierung - Die Saarpfalz als bunter Landkreis Nach den Ergebnissen des Zensus hatten im Jahr Einwohnerinnen und Einwohner des Saarpfalz-Kreises eine ausländische Staatsangehörigkeit. Der Anteil dieser Bevölkerungsgruppe an der Gesamtbevölkerung ist mit 6% geringer als im saarlandweiten Durchschnitt (7,4%). Auch der bundesweite Ausländeranteil an der Bevölkerung ist mit 8,7% höher. Von der Altersstruktur her war im Saarpfalz-Kreis der Ausländeranteil in der Gruppe der 18- bis 64-Jährigen mit 6,6% am höchsten. Bei den unter 18-Jährigen betrug er 4% und bei den 65- Jährigen und Älteren 2,7%. Der Ausländeranteil im Saarpfalz-Kreis war seit dem Jahr 2000 sehr konstant. Im Jahr 2011 ist er im betrachteten Zeitraum erstmalig um 0,3 Prozentpunkte angestiegen und bis zum Jahr 2013 nochmals um 0,7% gestiegen. Der Ausländeranteil an der Bevölkerung variiert sehr stark zwischen den Städten und Gemeinden des Saarpfalz-Kreises. Mit Abstand am größten ist dieser Anteil in Homburg. Im Mai 2013 betrug er dort 10% und lag somit um vier Prozentpunkte über dem Durchschnitt des Saarpfalz-Kreises von 6%. In den kleineren Gemeinden Gersheim, Kirkel und Mandelbachtal war der Anteil der ausländischen Bevölkerung am niedrigsten. 15 Bertelsmann Stiftung (2015) unter bevoelkerungsprognose+saarpfalz-kreis+alterung+medianalter tabelle. 16 Vgl.: Sozialbericht des Saarpfalz-Kreises, Homburg (2014): S. 16f. auf Basis Ergebnisse Zensus 2011 der statistischen Ämter des Bundes und der Länder. 32

33 Generell wird die große Anzahl an Neuzugezogenen einen großen Einfluss auf die zukünftige Zusammensetzung der Bevölkerung und Saarpfalz-Kreis haben, sodass sich die Werte zukünftig generell erhöhen werden. Tabelle 11: Ausländeranteil und -altersstruktur im Saarpfalz-Kreis Stand Stadt/ Gemeinde Ausländer Davon im Alter von.. bis unter Jahren Ausländeranteil Insg. Männl und mehr Bexbach ,5 Blieskastel ,1 Gersheim ,5 Homburg ,0 Kirkel ,8 Mandelbachtal ,0 St. Ingbert ,3 Saarpfalz-Kreis ,0 Saarland ,4 Quelle: Statistisches Amt Saarland, Saarbrücken (2015): Gemeindezahlen 2014, S.23. Migrationshintergründe der Einwohner, Neuzugezogene und Flüchtlingsarbeit Aufgrund der aktuellen hohen Anzahl an Neuankömmlingen können die zukünftigen Entwicklungen in dem Themenkomplex Demographische Entwicklungen nur sehr schwer eingeschätzt und berechnet werden. Die Landkreise stehen im Allgemeinen vor der Herausforderung, die Neuzugewanderten menschenwürdig unterzubringen und zu betreuen. Die Landkreise haben als Ausländer- und Sozialbehörden, Jugendämter, Jobcenter sowie im schulischen Kontext in vielen Bereichen unmittelbare Berührungspunkte zur Integration von Migranten. Schließlich widmen sie sich der schulischen Integration und der Integration in den Arbeitsmarkt. Mithilfe verschiedenster Integrationsangebote wollen die Landkreise in Zusammenarbeit mit anderen Akteuren dafür sorgen, dass die Flüchtlinge eine Zukunftsperspektive haben. Damit dies zügig und effektiv gelingen kann, bedarf es in folgenden Handlungsfeldern besonderer Anstrengungen: Unterbringung und Wohnen Integration durch Spracherwerb und Bildung Integration in den Arbeitsmarkt Integration in gesellschaftliche Strukturen Kommunikation - Erklärung der Flüchtlingspolitik, Dialog mit kommunalen Verantwortlichen Berührungsängste abbauen 18 Auch der Saarpfalz-Kreis ist in einer besonderen Koordinierungsrolle und möchte, neben den konkreten Tätigkeiten der genannten Behörden und Ämter, über ein breites Informationsangebot für alle hauptamtlich und ehrenamtlich in der Flüchtlingshilfe Tätigen Hilfestellung geben. Hierzu gehören neben dem Organisieren von Veranstaltungen zu konkreten Themen (z.b. Chancen und Grenzen des Ehrenamtes im Rahmen der Flüchtlingsarbeit) auch eine speziell eingerichtete -Adresse sowie einer Telefonnummer für Rückfragen. 17 Die vorliegenden Ergebnisse basieren auf dem Zensus Vgl.: Integration von Flüchtlingen in den Landkreisen: Herausforderung und Chance, Deutscher Landkreistag unter 33

34 Individualisierung und Pluralisierung der Lebensstile Neben den großen Strömungen des demographischen Wandels Weniger-Bunter-Älter spielt auch die Individualisierung und die Pluralisierung der Lebensstile eine wichtige Rolle. Die klassischen Haushalts- und Lebensformen sind auch im Saarpfalz-Kreis zunehmend einem Wandel unterzogen. Aspekte (Auswahl), die darunter fallen sind: Veränderungen der Familiengröße Zunahme von nichtehelichen und gleichgeschlechtlichen Lebensgemeinschaften Wachsende Gruppe der alleinerziehenden Mütter Erwerbsbeteiligung und Karrierebestreben beider Familienpartner Zunehmende Singularisierung: Zunahme von Single- und Zweipersonenhaushalten Räumliche Trennung von Familien in verschiedenen Haushalten Veränderung der generationalen Beziehungen 19 Generationenübergreifendes Zusammenleben im Saarpfalz-Kreis Die vorangegangenen Ausführungen und Indikatoren zur demographischen Entwicklung im Saarpfalz-Kreis haben verdeutlicht, dass der Landkreis und seine angehörigen Gebietskulissen sich in einem großen Spannungsfeld bewegen. In Zukunft müssen sowohl Einrichtungen und Angebote für eine stark ansteigende ältere Bevölkerung angeboten, gleichzeitig aber auch weiterhin gerade für junge Familien, Kinder und Jugendliche entsprechende Infrastrukturen und Angebote bereitgestellt werden, um weiterhin für diese Zielgruppen attraktiv zu bleiben und den Verschärfungen des demographischen Wandels entgegenzuwirken. Projekte im Kreisgebiet Demographiepakt Die Städte und Gemeinden des Saarpfalz-Kreises wollen gemeinsam den Auswirkungen des demographischen Wandels begegnen. Im Demographiepakt für eine lebendige Saarpfalz sind eine Vielzahl von gemeinsamen Leitzielen formuliert, die dem Saarpfalz-Kreis und den Kommunen dabei helfen sollen, regionale und lokale Herausforderungen, die aus dem demographischen Wandel resultieren, aktiv zu bewältigen. Die Leitziele sollen ressourcenschonend umgesetzt werden. Der Austausch zwischen Städten, Gemeinden und dem Kreis wird noch stärker systematisiert und intensiviert werden. Ein Schwerpunkt liegt auch in der Gewinnung und Aktivierung der gesellschaftlichen Akteure. Der Demographiepakt soll dazu beitragen, dass der Saarpfalz-Kreis trotz aller Herausforderungen ein attraktiver Lebensraum bleibt. Der Kreis bildet dabei die Klammer und gibt den geplanten Projekten den Rahmen. Alle Bürgermeister der Städte und Gemeinden haben den Demographiepakt unterzeichnet und somit signalisiert, dass sie gemeinsam den demographischen Wandel gestalten möchten. 19 Vgl.: Friedrich & Schlömer (2013): Demographischer Wandel. Zur erstaunlich späten Konjunktur eines lang bekannten Phänomens. In: Geographische Rundschau 65, H.1., S. 51, in Verbindung mit Backes, Gertrud M.: Individualisierung und Pluralisierung der Lebensverhältnisse : Familie und Alter im Kontext der Modernisierung. In: Zeitschrift für Familienforschung 10 (1998). 34

35 Bild 4: Impression Demographiegipfel Bild 3: Bürgermeister und Landrat mit unterschriebenem Demographiepakt auf dem Demographiegipfel Tabelle 12: Leitziele Demographiepakt Auf dem Gebiet des Saarpfalz-Kreises werden wir gemeinsam bis 2030 einen Lebens- und Arbeitsraum geschaffen haben, in dem sich alle Generationen wohl fühlen, gern leben, sich mit ihm identifizieren und sich für ihn engagieren. Im Landkreis leben alle Generationen und Kulturen in einem ausgeprägten positiven Wir-Gefühl zusammen. Menschen in allen familiären Gemeinschaften nachhaltig unterstützt haben, wo Generationen füreinander auf Dauer angelegte Verantwortung übernommen haben. Wo familiäre Strukturen nicht mehr greifen, werden familienähnliche Solidaritätsnetzwerke tragfähig wirken. ein familienfreundliches Klima gestaltet haben, das Menschen verlässlich unterstützt, damit sie sich gern für Kinder entscheiden. dafür Sorge getragen haben, dass jedes Kind einen qualifizierten Schulabschluss erhält und seinen Talenten entsprechend individuell gefördert wird. die Potenziale des freiwilligen Engagements generationsübergreifend geschöpft, wertgeschätzt, gefördert und qualifiziert haben. Um die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger zu gewährleisten werden wir das Engagement im Katastrophenschutz und Brandschutz gemeinsam koordinieren. dafür Sorge getragen haben, dass Menschen generationsübergreifend auf bedarfsgerechte Betreuungsangebote zurückgreifen können, damit auch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf in jeder Lebensphase gelingt. ausreichend Wohnraum geschaffen haben, der Menschen in jeder Alters- und Generationsphase ein selbstbestimmtes sowie bezahlbares Leben und Wohnen ermöglicht. eine barrierearme, altersgerechte sowie generationsorientierte Infrastruktur in unseren Städten und Gemeinden geschafft haben, die es allen Generationen ermöglicht, dort mobil zu bleiben. dafür Sorge getragen haben, dass die medizinischen Einrichtungen und Dienstleistungen ausreichend und bedarfsgerecht vorhanden sind. Ziel ist es, alle Bürgerinnen und Bürger zu ermutigen, für ihre Gesundheit vorbeugend aktiv zu werden. eine Willkommenskultur etabliert haben, die es allen Menschen ermöglicht, ihre Talente in unserem Landkreis einzubringen. Wir unterstützen Menschen, die aus dem Ausland zu uns kommen, beim Erlernen der deutschen Sprache. Sie werden eine Bereicherung sein und ihre Fähigkeiten in allen Bereichen einbringen. einen attraktiven, finanzstarken Standort für wirtschaftliche Unternehmungen gestaltet haben, dessen Umfeld dazu nachhaltig beiträgt, die notwendigen Fachkräfte zu binden und neue zu gewinnen. den Biosphärengedanken leben, den Schutz der biologischen Vielfalt, das Streben nach wirtschaftlicher und sozialer Entwicklung, die Erhaltung kultureller Werte und den Tourismus miteinander versöhnt haben. 35

36 eine bezahlbare, weil bedarfsgerechte Mobilität in allen Teilräumen des Kreisgebietes sichergestellt haben. Seit der Unterzeichnung des Demographiepaktes im Februar 2015 wurden bereits viele Maßnahmen und Projekte initiiert, um den Demographiepakt und dessen Leitziele im Kreisgebiet zu realisieren. Seit dem Saarpfalz-Gipfel im Februar finden regelmäßige Treffen mit Vertretern aller Kommunen statt. Durch den ständigen Austausch und die Bildung von Arbeitsgruppen wurden dringliche Herausforderungen der Kommunen identifiziert und gezielte Bearbeitung derselben angestoßen. Blieskastel, Gersheim und Mandelbachtal haben sich beispielsweise dem Schwerpunkt Nahversorgung angenommen, in dem es vorrangig darum geht, die Mobilitätsangebote zu verbessern. Es wurde ersichtlich, dass vor allem ein Bedarf für die Gestaltung von bedarfsorientierten Angeboten existiert. Das Ziel ist darüber hinaus die Bedienung möglicher Bedarfe von Touristen, Schulklassen und Kindertagesstätten. In Bexbach, Homburg und St. Ingbert widmen sich die Akteure dem Schwerpunkt zielorientiertes Wohnen. Hier wird ein Austausch untereinander angestrebt, in dem Bexbach seine Erfahrungen mit der stadteigenen Entwicklungsgesellschaft (PEB) an die anderen Kommunen weitergeben soll. Das Ziel hier ist die Einrichtung einer Unterstützungsstruktur, die Kommunen und Bürgern bei der Verwirklichung von Wohnprojekten Hilfestellung leistet. In Kirkel wird das Hauptaugenmerk auf die Etablierung von präventiven Hausbesuchen gelegt. Diese Hausbesuche dienen dem Ziel, die Gesundheit der Hochbetagten zu erhalten und zu stabilisieren, um ein möglichst langes selbstbestimmtes Leben im eigenen Zuhause zu ermöglichen. Durch regelmäßige Hausbesuche soll eine Ansprache und Aktivierung der Hochbetagten erfolgen. Gleichzeitig sollen gesundheitliche Krisen frühzeitig erkannt und auf diesem Weg stationäre Einweisungen vermieden werden. Darüber hinaus fand seitens der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Saarpfalz mbh (WFG) eine Fragebogenaktion statt, in deren Rahmen eine demographiesensible Erhebung der zukünftigen Bedarfe. Die WFG kooperiert zusätzlich mit dem Demographienetzwerk Saar (DNS) und bietet in diesem Kontext einen kostenlosen Workshop zum Thema Demographie konkret - ein Praxis- Workshop für KMU im Gründer- und Mittelstandszentrum an. Weitere Sensibilisierung für die Facetten und die Folgen des demographischen Wandels soll über Vorträge, Veranstaltungen und regelmäßige Newsletter an die beteiligten Akteure erreicht werden. Zukünftig soll der Demographiepakt in Form von anlassbezogenen Treffen auf die Zivilgesellschaft ausgeweitet werden. Denkbar sind Fachforen mit Wohlfahrtsverbänden, Unternehmen und sonstigen Akteuren. Demographie Exzellenz Award Der Demographie Exzellenz Award wird vom Demographie Exzellenz e.v. seit 2009 verliehen. Der gemeinnützige Verein ist aus einer Initiative des Forums Baden-Württemberg im Bundesverband Deutscher Unternehmensberater entstanden. Ziel des Vereins ist es, in Unternehmen, Behörden und Verbänden das Bewusstsein für die Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt im Zuge des demographischen Wandels zu schärfen und Lösungsansätze zu erarbeiten. Der Saarpfalz-Kreis konnte sich 2016 in der Kategorie kommunal & vernetzt mit der Verwirklichung des Demographiepaktes und der Sicherstellung der Zukunft der Region im Hinblick auf Kultur, Mobilität, Bildung, Integration und Wohnraum gegen die Gemeinde Senden (Nordrhein-Westfalen) und die Landeshauptstadt München durchsetzen. 36

37 Mobiles Rathaus Gersheim Das Mobile Rathaus der Gemeinde Gersheim trägt der Veränderung der Bevölkerungsstruktur Rechnung und reagiert auf die Tatsache, dass es immer mehr ältere und allein lebende Menschen gibt, die nur sehr eingeschränkt die Möglichkeit haben, für die Erledigung ihrer persönlichen Angelegenheiten das Rathaus aufzusuchen. In Anspruch nehmen können das Mobile Rathaus behinderte, kranke und gebrechliche Personen aus der Gemeinde sowie diejenigen, die aus sonstigen, nachvollziehbaren Gründen keine Möglichkeit haben, das Rathaus persönlich aufzusuchen. Das Mobile Rathaus kann zum Beispiel Rentenanträge, Personalausweise und standesamtliche Angelegenheiten bearbeiten. Sonderservice Bürgerkoffer der Kreisstadt Homburg Das Bürgeramt der Stadtverwaltung Homburg bietet mit dem Bürgerkoffer ein ähnliches Angebot an. Mit dem Bürgerkoffer können alle Dienstleistungen des Amtes mobil erbracht werden. Die Zielgruppen dieses Service sind vor allem die Seniorenheime. So können die Bewohnerinnen und Bewohner dieser Häuser, die selbst nicht mehr mobil sind, bequem neue Pässe beantragen, sich mit ihrem Wohnsitz anmelden oder sich neue Dokumente ausstellen lassen. Seniorenbeauftragte und Seniorenbeiräte Seniorenbeauftragte sind persönliche Ansprechpartner und unterstützen und informieren ältere Menschen über vielfältige Angebote. Andererseits sind sie auch Bindeglied zur Verwaltung. Der Seniorenbeauftragte hat die Möglichkeiten, die Anliegen der Senioren zu bündeln und zu kanalisieren. Der Seniorenbeauftrage ist Sprachrohr für die bedeutende gesellschaftliche Gruppe der älteren Menschen. Im Saarpfalz-Kreis gibt es Seniorenbeauftragte in Kirkel, Homburg, St. Ingbert und Blieskastel. In den Städten Homburg und St. Ingbert gibt es darüber hinaus Seniorenbeiräte, deren Ziele es unter anderem sind, den Stadtrat und die Verwaltung über Anliegen, Interessen und Wünsche der älteren Generation zu informieren und Empfehlungen für Verbesserungen auszusprechen. Sie beschäftigen sich beispielsweise mit Themen aus dem Bereich der Mobilität, Pflege, Betreuung, Stadtplanung und Wohnen. Tätigkeiten der Kreisverwaltung in diesem Bereich Stabstelle Demographie Der demographische Wandel im Saarpfalz-Kreis bedeutet nicht nur eine Veränderung von Bevölkerungszahlen, sondern geht einher mit einem ökonomischen und sozialen Strukturwandel. Lebensformen, Erwerbsverläufe, Familienstrukturen und Generationsverhältnisse verändern sich. Diese Entwicklungen berühren alle Bereiche der öffentlichen Daseinsvorsorge und stellen Verwaltungen vor neue Herausforderungen. Zum einen werden sich die veränderten Bedürfnisse der Bevölkerung in veränderten Ansprüchen an die Kreisverwaltung niederschlagen. Zum anderen fordert der demographische Wandel als Querschnittsaufgabe von der klassisch sektoral organisierten Verwaltung ein gemeinsames, abteilungsübergreifendes Arbeiten. Diese Arbeitsweise und die Vernetzung mit den Kommunen zu unterstützen und zu fördern ist Aufgabe der Stabsstelle Demographie, die 2013 als Teil der Demographiestrategie des Landkreises in der Kreisverwaltung etabliert wurde. Als grundlegende Vereinbarung dient ihr, der durch Landrat Dr. Theophil Gallo initiierte Demographiepakt. Die übergeordnete Zielstellung der Stabsstelle Demographie ist die gemeinsam vereinbarten Leitziele ressourcenschonend umzusetzen und dabei alle gesellschaftlichen Akteure zur Mittwirkung zu gewinnen. 37

38 Hierzu wird der Austausch zwischen Städten, Gemeinden und dem Saarpfalz-Kreis noch stärker systematisiert und intensiviert. Die Leitziele des Demographiepaktes sind als Bausteine der Demographiestrategie des Landkreises zu sehen. Als erste Schwerpunkte der proaktiven Gestaltung des demographischen Wandels wird an einer zukunftsfähigen Kultur- und Bildungslandschaft sowie der Gestaltung einer generationengerechten Lebenswelt mitgearbeitet. Dies betrifft zuvörderst die Bereiche Mobilität und haushaltsnahe Unterstützungsdienstleistungen, die es ermöglichen sollen, möglichst lange zu Hause leben zu können. SWOT-Analyse Stärken Hohe Lebenserwartung Vielzahl rüstiger Senioren und Seniorinnen als wichtige Ressource Herausforderungen des demographischen Wandels sind im Kreis bekannt: Einrichtung der Stabsstelle Demographiebeauftrager Viele kleinteilige Projekte und Einrichtungen, um den Wandel aktiv zu gestalten und negative Folgewirkungen abzufangen Wachstum der Städte St. Ingbert, Homburg und der Gemeinde Kirkel Chancen Leichte positive Wanderungsbewegungen in einigen Städten/Gemeinden Demographische Entwicklungen als Chance begreifen Anstrengungen im Rahmen des Demographiepaktes als aktive Gestaltung des Wandels Tätigkeiten des Seniorenbüros Flüchtlinge als Chance, bei erfolgreicher Integration Vermehrte Anstrengungen, die Attraktivität der Region für junge Menschen und Familien zu steigern Erfahrungspotenzial älterer Menschen für die gesamte Gesellschaft nutzen Kinder der Migranten leisten einen Beitrag, die Tendenzen des demographischen Wandels abzufedern Schwächen Aktuell und zukünftig: starker Bevölkerungsrückgang, vor allem in den ländlichen Gebieten (ohne Einbezug der Flüchtlingssituation) Überalterung der Gesellschaft, hohes Durchschnittsalter Steigerung des Alten- und Sinken des Jugendquotienten Niedrige Geburtenrate, hohe Sterberate negativer Saldo Risiken Negative Folgen des demographischen Wandels auf alle Bereiche der Daseinsvorsorge Rückgang der Bevölkerung Folgen aus der Pluralisierung der Lebensstile und der zunehmenden Individualisierung Unterschiedliche Ausprägung des demographischen Wandels im ländlichen und städtischen Bereich keine einheitliche Anpassungsstrategie möglich Gefahr der unzureichenden Reaktion auf die unterschiedlichen Facetten (weniger-bunter-älter) unterschiedliche Ansätze Risiko der unzureichenden Integration von Neubürgern, Gefahr der Segregation und Überfremdung durch zentrale Unterbringung 38

39 3.5 Flächennutzung Jede anthropogene Nutzung von Flächen hat mehr oder weniger große Auswirkungen auf die Umwelt. Dies gilt für die Nutzung durch Land- und Forstwirtschaft genauso wie für die Siedlungs- und Verkehrsflächen. Die Anteile der Flächennutzung sind im Saarpfalz-Kreis je nach Teilraum unterschiedlich. Der größte Anteil der Flächennutzung im Saarpfalz-Kreis fällt auf die Landwirtschaft und die Waldflächen, wobei die städtischen Bereiche des Kreises hier aufgrund der Siedlungsdichte geringere Anteile als der ländliche Südkreis aufweisen. Der Anteil der landwirtschaftlich genutzten Flächen sinkt kontinuierlich, während die Siedlungs- und Verkehrsflächen fortwährend wachsen und der Grad der Versieglung zunimmt. Ziel ist es, die knappen Flächen umweltschonend, ökonomisch effizient und sozialgerecht mit Rücksicht auf künftige Generationen zu nutzen. Tabelle 13: Anteile der unterschiedlichen Flächennutzungen an der Gesamtfläche Stadt/ Gesamtfläche Gebäude- und Verkehrs- Landwirt. Waldfläche Gemeinde Freifläche fläche Fläche Bexbach 31,1km² 23,4% 6,4% 34,1% 28,9% Blieskastel 108,2km² 7,5% 4,2% 59,1% 27,0% Homburg 82,64km² 17,2% 7,9% 26,3% 44,6% St.Ingbert 50,0km² 22,4% 8,4% 14,3% 52,1% Gersheim 57,4km² 5,4% 3,1% 68,2% 18,8% Kirkel 31,4km² 13,7% 9,4% 27,0% 47,7% Mandelbachtal 57,70km² 6,9% 3,3% 65,0% 31,8% Saarpfalz-Kreis 418,40km² Quelle: Statistisches Amt Saarland, Eckdaten Basiszensus Landesplanerische Vorgaben Der Landesentwicklungsplan mit seinen zwei Teilabschnitten hat die Aufgabe, die Flächenansprüche an den Raum und die räumliche Verteilung der einzelnen siedlungsrelevanten Raumnutzungen unter Abwägung überörtlicher, raumrelevanter Gesichtspunkte und unter Berücksichtigung der aktuellen räumlichen Rahmenbedingungen zu koordinieren und Vorsorge für einzelne Raumnutzungen und -funktionen zu treffen. Der Landesentwicklungsplan definiert in seinen thematischen Kapiteln Ziele und Grundsätze, die von den im räumlichen Planungssystem nachfolgenden Instrumenten beachtet werden sollen. Das Kreisentwicklungskonzept des Saarpfalz-Kreises stellt an sich den Anspruch, in seinen Überlegungen den Inhalten der Landesplanung gerecht zu werden. Im Rahmen dieses Konzepts werden die zentralen Inhalte des Landesentwicklungsplans, die den Saarpfalz-Kreis im Speziellen betreffen, nochmals aufgeführt Landesentwicklungsplan Teilabschnitte Siedlung Durch die Festlegung überörtlich relevanter Raumbelange auf Landesebene werden durch den Landesentwicklungsplan, Teilabschnitt Siedlung, die planerischen Voraussetzungen geschaffen, damit sich das Saarland unter Berücksichtigung einer nachhaltigen Siedlungsentwicklung 20 Der Landesentwicklungsplan und eine Auflistung der Ziele und Grundsätze sind unter einsehbar. 39

40 und Konsolidierung der Infrastruktureinrichtungen einerseits und unter Berücksichtigung der Belange von Natur und Landschaft andererseits zukunftsorientiert weiterentwickeln kann. Er schafft damit auch die Rahmenbedingungen für eine dauerhaft umweltverträgliche und nachhaltige Siedlungsweise im Saarpfalz-Kreis. Raumkategorien Raumkategorien sind nach bestimmten Kriterien abgegrenzte Gebiete, in denen vergleichbare Strukturen bestehen und in denen die Raumordnung gleichartige Ziele verfolgt. 21 Der Landesentwicklungsplan unterscheidet die drei Kategorien: Die Kernzone des Verdichtungsraumes als großflächiges Gebiet mit stark überdurchschnittlicher Siedlungsverdichtung und intensiver, innerer, teilweise historisch begründeter ökonomischer, städtebaulicher, infrastruktureller und kultureller Verflechtung. Die Kernzone ist gekennzeichnet durch eine erheblich über dem Landesdurchschnitt liegende Konzentration von Wohn- und Arbeitsstätten, Versorgungs- und Dienstleistungseinrichtungen sowie eine hochwertige Infrastrukturausstattung. Insofern weisen die Gemeinden innerhalb der Kernzone auch gute Erreichbarkeitsverhältnisse auf. Charakteristisch in diesen Bereichen sind aber oftmals auch beeinträchtigte Umweltqualitäten und insbesondere hohe Flächenversiegelungsgrade. Die Randzone des Verdichtungsraumes als ein an die Kernzone angrenzendes Gebiet mit erheblicher Siedlungsverdichtung und starken ökonomischen, infrastrukturellen und kulturellen Austauschbeziehungen mit der Kernzone. Die Randzone ist zwar ebenso wie der Verdichtungsraum selbst durch eine über dem Landesdurchschnitt liegende städtebauliche Verdichtung gekennzeichnet, im Verhältnis zur Kernzone nehmen diese ebenso wie die Verflechtungsbeziehungen jedoch deutlich ab. Diese Raumkategorie zeichnet sich durch einen teilweise hohen Flächenverbrauch für Wohn-, Verkehrs- und gewerbliche Zwecke aus sowie durch Beeinträchtigungen der Umweltqualitäten. Durch die annähernd gleichwertigen Standort- und Erreichbarkeitsvorteile besitzt die Randzone Entlastungs- und Ergänzungsfunktionen für die Kernzone. Zur Sicherung des strukturellen Gesamtzusammenhangs und aufgrund ähnlicher, aber nicht identischer Charakteristik werden Kernzone und Randzone als Ordnungsraum zusammengefasst. Der Ländliche Raum als großflächiges Gebiet außerhalb des Ordnungsraumes mit zumeist deutlich unterdurchschnittlicher Siedlungsverdichtung und hohem Freiraumanteil. Der ländliche Raum umfasst im Wesentlichen das nördliche Saarland sowie den südöstlichen Landesteil. Er ist im Verhältnis zum Ordnungsraum wesentlich dünner besiedelt, was tendenziell zu nachteiligen Erreichbarkeitsverhältnissen bei Arbeitsplätzen und zentralen Einrichtungen der Daseinsvorsorge führt. Vor dem Hintergrund der veränderten Rahmenbedingungen und des demographischen Wandels ist zudem außerhalb zentraler Orte oftmals keine ausreichende Grundversorgung mehr zu gewährleisten. Auch innerhalb des ländlichen Raumes sind bereichsweise hohe Zersiedlungstendenzen erkennbar. 22 Die nachstehende Abbildung zeigt die Differenzierung der Raumkategoiren innerhalb des Saar- Pfalz-Kreises: 21 Vgl.: Akademie für Raumforschung und Landesplanung ( ): Raumkategorien unter 22 Landesentwicklungsplan des Saarlandes (2006), Teilabschnitt Siedlung, S. 22f. 40

41 Tabelle 14: Raumkategorien, definiert nach LEP 2006 Kernzone des Verdichtungsraums Ordnungsraum Stadt Bexbach Bexbach-Mitte, Frankenholz, Kleinottweiler, Niederbexbach, Oberbexbach Kreisstadt Homburg Gemeinde Kirkel Altstadt, Limbach Mittelstadt St. Ingbert St. Ingbert-Mitte, Rentrisch, Rohrbach Randzone des Verdichtungsraums Höchen Einöd, Jägersburg, Kirrberg, Wörschweiler Kirkel-Neuhäusel Hassel, Oberwürtzbach Quelle: Landesentwicklungsplan des Saarlandes, Teilabschnitt Siedlung, Ländlicher Raum Stadt Blieskastel Gemeinde Gersheim Gemeinde Mandelbachtal Zusätzlich definiert der Landesentwicklungsplan im Geltungsbereich des Kreisentwicklungskonzepts zwei besondere Handlungsräume innerhalb dieser Raumkategorien: Handlungsraum Homburg-Zweibrücken: Vorrangiges Ziel ist die landesplanerische Unterstützung bei der Entwicklung eines integrierten, grenzüberschreitenden Leitbildes sowie die Begleitung eines stadtregionalen Kooperationsprozesses zur synergetischen Koordinierung der mittelzentralen Aufgaben und Verflechtungen beider Städte. Die beiden geografisch benachbarten Mittelzentren Homburg und Zweibrücken liegen innerhalb eines weitgehend zusammengewachsenen Siedlungsbandes. Ihre mittelzentralen Verflechtungsbereiche überlagern sich vielfach. Die reale stadtstrukturelle und mittelzentrale Zugehörigkeit insbesondere im Hinblick auf die Versorgungsfunktion sind oft nicht mehr ablesbar. Mittelzentrale Funktionen werden sowohl diesseits als auch jenseits der Landesgrenze für die eigene Mantelbevölkerung, d.h. die für die Auslastung der zentralörtlichen Einrichtungen erforderliche Bevölkerungszahl, vorgehalten. Dies impliziert oftmals ineffiziente Dopplungen bei finanziellen und Planungsaufwendungen. Lösungen können grenzüberschreitende interkommunale und stadtregionale Kooperationsprozesse sein, um zwischen den Städten konfligierende Planungen auf regionaler und lokaler Ebene zu vermeiden und vorhandene Synergien zu bündeln bzw. zu entwickeln. Handlungsraum Bliesgau in der Abgrenzung des Biosphärenreservates Biosphäre Bliesgau : Vorrangiges Ziel ist es, die Übereinstimmung der siedlungsstrukturellen Zielsetzungen mit den Entwicklungszielsetzungen des Biosphärenreservates zu optimieren. Eine den raumordnerischen Zielen und Grundsätzen angepasste nachhaltige Siedlungsentwicklung ist zu gewährleisten. Durch eine Festlegung als Handlungsraum können die Entwicklungszielsetzungen des Biosphärenreservates durch spezifische, siedlungsstrukturelle Zielsetzungen der Landesplanung besser unterstützt werden Landesentwicklungsplan des Saarlandes (2006), Teilabschnitt Siedlung, S

42 Festlegung der zentralen Orte und ihrer Verflechtungsbereiche Zentrale Orte sind Städte oder Gemeinden, die aufgrund ihrer Einwohnerzahl, der zentralörtlichen Ausstattung sowie ihrer Funktion Schwerpunkte der Siedlungs- und Wirtschaftstätigkeit sowie des sozialen und kulturellen Lebens bilden. Sie versorgen die Bevölkerung des jeweiligen Verflechtungsbereiches mit Gütern und Dienstleistungen entsprechend ihrer zentralörtlichen Einstufung und besitzen damit einen Bedeutungsüberschuss gegenüber ihrem Verflechtungsbereich. Im Saarland werden drei unterschiedliche Kategorien von zentralen Orten einschließlich der entsprechenden Verflechtungs- bzw. Versorgungsbereiche unterschieden: Oberzentren, Mittelzentren, Grundzentren. Die dazu gehörigen Verflechtungsbereiche sind Oberbereich, Mittelbereich und Nahbereich. Dabei bezeichnet der Verflechtungsbereich den Bereich, in dem die Gemeinden aufgrund des Einkaufs-, Arbeits-, Bildungs- und Freizeitangebots im zentralen Ort mit diesem verbunden sind. Die Differenzierung der zentralen Orte spiegelt deren unterschiedliche Versorgungsfunktionen sowie die unterschiedliche Größe der Verflechtungsbereiche zur Sicherung einer ausreichenden Tragfähigkeit der Versorgungseinrichtungen wider. 24 Oberzentren sollen als Schwerpunkte von überregionaler Bedeutung die Bevölkerung ihres Oberbereichs mit Gütern und Dienstleistungen des höheren spezialisierten Bedarfs versorgen. Hierzu zählen bspw. die Ausstattung mit vielseitigen, z.t. spezialisierten Einkaufsmöglichkeiten, ein umfassendes Bildungsangebot einschließlich Hochschule, Fachärzte, Krankenhäuser der höchsten Versorgungsstufe, Theater, Dienststellen höherer Verwaltungsstufen, Banken, Versicherungen, Freizeiteinrichtungen. Darüber hinaus besitzen sie aufgrund ihrer Konzentration von Arbeitsplätzen einen Bedeutungsüberschuss bzw. eine überregionale Bedeutung als Arbeitsplatzstandort. Im Saarland erfüllt lediglich die Landeshauptstadt Saarbrücken die Kriterien eines Oberzentrums. Ihr Verflechtungsbereich, der sog. Oberbereich, erstreckt sich über das gesamte Saarland, umfasst alle saarländischen Mittel- und Nahbereiche und stellt somit auch für den Saarpfalz-Kreis eine wichtige Versorgungsfunktion dar. Mittelzentren als teilregionale Versorgungs-, Bildungs- und Wirtschaftszentren versorgen die Bevölkerung im mittelzentralen Verflechtungsbereich mit Gütern und Dienstleistungen des gehobenen Bedarfs durch ein räumlich gebündeltes öffentliches und privates Angebot in zumutbarer Entfernung zum Wohnort. Hierzu gehören Einrichtungen und Merkmale, die über die grundzentrale Grundversorgung hinausgehen wie bspw. die Ausstattung mit einem Landrats-, Finanz- und Arbeitsamt, einem Amtsgericht, einem schulischen Bildungsangebot, das bis zur Hochschulreife führt, Fachärzte, Krankenhaus, Sporthallen, Stadion, differenzierte Einkaufsmöglichkeiten, Banken sowie kulturelle und freizeit- bzw. sportbezogene Einrichtungen. Darüber hinaus zeichnen sie sich durch ihre Bedeutung als Siedlungsschwerpunkte, als Schwerpunkte der gewerblichen Wirtschaft, als ÖPNV-Schnittstellen sowie durch einen Einpendlerüberschuss aus. Der Landesentwicklungsplan legt für den Saarpfalz-Kreis folgende Mittelzentren fest: Blieskastel, Homburg und St. Ingbert. Vor allem die Kreisstadt Homburg nimmt nicht nur für die saarländische Bevölkerung Versorgungsfunktionen wahr, sondern bedient auch eine ländergrenzenüberschreitende Nachfrage aus den rheinlandpfälzischen Landkreisen Kusel, Kaiserslautern-Land, Südwestpfalz und Zweibrücken. Grundzentren versorgen die Bevölkerung in ihrem jeweiligen Nahbereich mit Gütern und Dienstleistungen des Grundbedarfs, d.h. des kurzfristigen, täglichen Bedarfs. 24 Landesentwicklungsplan des Saarlandes (2006), Teilabschnitt Siedlung, S. 151ff. 42

43 Sie sollen über ein räumlich gebündeltes Angebot an öffentlichen und privaten Dienstleistungen verfügen und nach Möglichkeit an leistungsfähigen Haltepunkten des ÖPNV liegen. Im Saarpfalz-Kreis sind grundsätzlich Gemeindehauptorte, soweit sie kein Oberzentrum bzw. Mittelzentrum sind, Grundzentren: Bexbach, Kirkel, Gersheim und Ormesheim/Ommersheim als größter Ort der Gemeinde Mandelbachtal. 25 Abbildung 4: Zentralörtliche Gliederung des Saarlandes Quelle: Landesentwicklungsplan des Saarlandes (2006), Teilabschnitt Siedlung, S. 999 Vorgaben Wohnsiedlungsentwicklung Die Bereitstellung von Wohnbauflächen obliegt der Planungshoheit der Kommunen. Ein landesweit und siedlungsstrukturell ausgeglichenes und Ressourcen schonendes Wohnbauflächenangebot kann jedoch nur im Rahmen der Landesentwicklungsplanung gesichert werden. Die räumliche Konzentration von Siedlungsschwerpunkten an tragfähigen Siedlungs- und Verkehrsachsen soll sicherstellen, dass die dort vorhandenen Arbeitsplätze, Versorgungseinrichtungen und anderen Infrastruktureinrichtungen von den Gemeindeteilen im Einzugsbereich in zumutbarer Entfernung gut erreichbar sind. 25 Landesentwicklungsplan des Saarlandes (2006), Teilabschnitt Siedlung S. 16ff. 43

44 Vor dem Hintergrund des demographischen Wandels ist der Sicherung dieser Standorte, die zumeist auch zentraler (Haupt-)Ort der Gemeinde sind, uneingeschränkter Vorrang einzuräumen, um mittel- bis langfristig eine angemessene Tragfähigkeit gewährleisten zu können. Daher muss der Schwerpunkt der Wohnsiedlungstätigkeit auch im zentralen Ort der Gemeinde liegen. Für nicht-zentrale Gemeindeteile kann daher eine Wohnbauflächenausweisung lediglich im Rahmen der festgelegten Obergrenze des Eigenentwicklungsbedarfes erfolgen. Als Wohnungsbedarf sind folgende Zielwerte festgelegt: Mittelzentren: 3,5 Wohnungen pro Einwohner und Jahr Grundzentren: 2,5 Wohnungen pro Einwohner und Jahr nicht-zentrale Gemeindeteile: 1,5 Wohnungen pro Einwohner und Jahr (max. Eigenentwicklungsbedarf) Als durchschnittliche Siedlungsdichte sind, bezogen auf das Bruttowohnbauland bei Wohnbauflächenausweisungen, folgende Dichtewerte in Wohnungen pro Hektar (W/ha) mindestens einzuhalten: 30 W/ha in der Kernstadt der Mittelzentren im Ordnungsraum; 25 W/ha in der Kernstadt der Mittelzentren im Ländlichen Raum; 25 W/ha im zentralen Ort der Grundzentren im Ordnungsraum; 20 W/ha im zentralen Ort der Grundzentren im Ländlichen Raum; 20 W/ha in den nicht-zentralen Gemeindeteilen im Ordnungsraum; 15 W/ha in den nicht-zentralen Gemeindeteilen im Ländlichen Raum. 26 Raumordnerische Siedlungsachsen Die Raumordnung versucht, die Siedlungstätigkeit auf die Siedlungsachsen zu konzentrieren, um dort vorhandene Angebote und Strukturen effektiver zu nutzen und der Zersiedelung entgegenzuwirken. 27 Die Konzentration der Siedlungstätigkeit auf die an den Siedlungsachsen gelegenen zentralen Orte hat dabei sowohl Kosten sparende Effekte, die sich durch die Nachfrage- und Angebotsbündelung an geeigneten Standorten ergeben, als auch umweltschonende Effekte, die im Wesentlichen aus der Verkehrsvermeidung und der damit verbundenen Entlastung der Umwelt, dem sparsamen Umgang mit Grund und Boden, der Freiraumsicherung und dem Erhalt des Landschaftsbildes resultieren. Die Achsenzwischenräume sind tendenziell als Freiflächen zu sichern. Siedlungsachsen werden unterschieden in Siedlungsachsen 1. Ordnung und Siedlungsachsen 2. Ordnung. Durch den Saarpfalz-Kreis erstrecken sich eine Siedlungsachse 1. Ordnung: (Metz) - Saarbrücken - St. Ingbert - Homburg - (Kaiserslautern/Mannheim) und die Siedlungsachsen 2. Ordnung: Rehlingen - Siersburg - Dillingen - Nalbach - Lebach - Eppelborn - Illingen - Neunkirchen - Homburg (- Zweibrücken/ Pirmasens) St. Ingbert - Blieskastel (- Zweibrücken/ Pirmasens) Landesentwicklungsplan des Saarlandes (2006), Teilabschnitt Siedlung, S.32ff. 27 Vgl.: Akademie für Raumforschung und Landesplanung ( ): Achsen. 44

45 Abbildung 5: Raumordnerische Siedlungsachsen im Saarland Quelle: Landesentwicklungsplan des Saarlandes (2006), Teilabschnitt Siedlung, S Landesentwicklungsplan Teilabschnitte Umwelt Die Ansprüche an den Raum sind sehr vielfältig. Eine moderne Gesellschaft benötigt Siedlungsflächen, Gewerbeflächen, Verkehrsflächen, Flächen für Freizeit, Sport und Erholung. Aber auch die freie - teilweise naturbelassene - Landschaft erfüllt für die Gesellschaft wichtige Funktionen. Der Landesentwicklungsplan Umwelt hat auch die unterschiedlichen Nutzungsansprüche im Saarpfalz-Kreis koordiniert und gegeneinander abgewogen sowie Ziele für ganz bestimmte Flächen- und Standortfestlegungen formuliert. Tabelle 15: Räumliche Leitvorstellungen Landesentwicklungsplan Teilabschnitt Umwelt Zone Kernzone des Verdichtungsraums Leitvorstellung Die Kernzone des Verdichtungsraumes soll durch eine bessere innere Ordnung und Gliederung vor negativen Beeinträchtigungen geschützt, bestehende Belastungen sollen beseitigt oder verringert werden. Dies soll erreicht werden durch: die Beseitigung störender Gemengelagen. Bei Standortentscheidungen im Bereich der gewerblichen Wirtschaft sind die ökologischen Funktionen bzw. der Naturhaushalt des Verdichtungs- 28 Vgl.: Landesentwicklungsplan des Saarlandes (2006), Teilabschnitt Siedlung, S

46 raums angemessen zu berücksichtigen. Standorte für industrielle und gewerbliche Vorhaben sollen räumlich möglichst auf verträgliche Standortbereiche konzentriert werden, anstatt eine Streuung vorzusehen. Ein System ökologischer Entwicklungsbereiche ist band- und/oder inselförmig in Form von örtlichen Grünzügen oder Grüninseln als besondere Lebensstätten für Pflanzen und Tiere vorzusehen, zu gestalten und zu schützen. Das in diesem Raum vorhandene kulturelle Erbe ist zu erhalten und der Bevölkerung zugänglich zu machen. Für die Naherholung der im Verdichtungsraum lebenden Bevölkerung sind entsprechende Flächen bereitzustellen. Randzone des Verdichtungsraums In dieser Zone sollen ausreichende Freiflächen zum Ausgleich der in der Kernzone des Verdichtungsraums bestehenden Belastungen der Natur bereitgestellt werden. Dies erfordert eine umfangreiche Sicherung der landschaftsbezogenen Nutzungen und einen besonders sorgsamen Umgang mit den Naturgütern. Für den ländlichen Raum werden folgende Leitvorstellungen verfolgt: Ländlicher Raum Ausbau einer langfristigen Konzeption, mit der die land- und waldwirtschaftlichen Erfordernisse (Produktion von Nahrungsmitteln, Produktion von Holz) mit den ökologischen Notwendigkeiten (Pflege und Erhaltung der Naturgüter und des Landschaftsbildes) in Einklang gebracht werden können. Schutz der Funktionen für die Klimaregeneration, für die Grundwassererneuerung sowie die Erhaltung des Artenreichtums von Pflanzen und Tieren. Eine auf die Nachhaltigkeit ausgerichtete Nutzung des Raumes für den Ferntourismus und die Naherholung. Quelle: Landesentwicklungsplan des Saarlandes (2004), Textliche Festlegungen zum Teilabschnitt Umwelt, S.8f. Zusätzlich sieht der Plan vor, eine Standortvorsorge für die Schaffung von Arbeitsplätzen in Industrie, Gewerbe und Dienstleistungen vor Ort anzustreben, um das berufsbedingte Pendeln zu minimieren. Die mit der gewerblichen Wirtschaft verbundenen Umweltveränderungen sollen räumlich konzentriert erfolgen. 29 Um diese Ziele zu erreichen, werden über den Landesentwicklungsplan sogenannte Vorranggebiete ausgewiesen: für den angestrebten Schutz der freien Landschaft und der Naturgüter für die angestrebte räumliche Verteilung der Flächennutzung für die angestrebte räumliche Verteile der punktuellen Infrastruktur und für die angestrebte räumliche Verteilung der Verkehrsinfrastruktur. An dieser Stelle wird auf das Geoportal des Saarlandes verwiesen, welches die zeichnerischen Festsetzungen bereithält, die für den Saarpfalz-Kreis relevant sind Vgl.: Landesentwicklungsplan des Saarlandes (2004), Textliche Festlegungen zum Teilabschnitt Umwelt, S Informationen unter GDZ&WMC=

47 3.7 Bestehende themenübergreifende (informelle) Planungen und Prozesse im Saarpfalz-Kreis Im Saarpfalz-Kreis existieren bereits viele sektorale und themenübergreifende Planungen und Prozesse, die relevante Impulse liefern und im Kontext einer integrierten Kreisentwicklung Beachtung finden. Prozesse und Planungen im Kreis LEADER-Region: Der Saarpfalz-Kreis ist mit seinen ländlichen Gemarkungen vollständig Teil der LEADER-Region Biosphärenreservat Bliesgau (seit 2007). Die Lokale Entwicklungsstrategie (LES) mit dem Titel "Stadt und Land - Hand in Hand" weist Handlungsfelder in den Bereichen Kulturlandschaft, Regionale Produkte, Energie und Bildung auf. Die Geschäftsstelle LEADER befindet sich in der Kreisverwaltung. Biosphärenreservat Bliesgau: Seit 2009 ist das Biosphärenreservat von der UNESCO anerkannt. Masterplan 100 % Klimaschutz: Die Stadt St. Ingbert und der Biosphärenzweckverband sind Träger dieser Initiative. Derzeit befindet sich der Masterplan in der Umsetzungsphase. Demographiepakt "Lebendige Saarpfalz": Der Saarpfalz-Kreis entwickelt in enger Abstimmung mit den Kommunen Ideen und Konzepte zum Umgang mit dem soziodemographischen Wandel. Der Pakt wurde im Februar 2015 geschlossen. Regionales Tourismuskonzept: Der Saarpfalz-Kreis hat in Abstimmung mit dem Biosphärenreservat u. dem Regionalverband Saarbrücken ein Tourismuskonzept (2011) erstellt. Kulturprojekt der Kulturstiftung des Bundes: Hier geht es um die Stärkung von Kultureinrichtungen in strukturschwachen Räumen unter den Bedingungen der Ausdünnung in ländlichen Räumen, der Alterung der Gesellschaft und des sich verändernden Ehrenamts. Leitstelle Lebenslanges Lernen - Bildung integriert : Ziel ist der Ausbau kommunaler Bildungslandschaften und Zugang zu adäquaten Bildungswegen in allen Teilräumen. Saarpfalz als Fairtrade-Kreis: Als neunter Fairtrade-Kreis reiht sich der Saarpfalz-Kreis in den Reigen von über 300 Fairtrade-Towns ein. Ziele dieser weltweiten Kampagne sind die Sensibilisierung für einen fairen Handel mit den Ländern des Südens und die Stärkung des fairen Handels auf kommunaler Ebene. Hinzu kommen mehrere Gemeindeentwicklungskonzepte auf kommunaler Ebene, die Stadtentwicklungsstrategien und Konzepte im Kontext der Städtebauförderung. Prozesse und Verflechtungen zu angrenzenden Räumen Der Saarpfalz-Kreis wird nicht nur durch die kreisinternen Entwicklungen beeinflusst, sondern wird auch durch seine Verflechtungen mit den umliegenden Regionen und Nachbarräumen geprägt, die sich direkt auf die Kreisentwicklung ausüben. Der Saarpfalz-Kreis als Teil der Großregion Saar-Lor-Lux-Rheinland-Pfalz-Wallonie: Die Großregion mit ihren über elf Millionen Einwohnern stellt in vielerlei Hinsicht einen uneinheitlichen Raum dar. Die wirtschaftlichen Probleme, mit denen in allen vier Staaten die im Umbruch befindlichen Industrie- und Bergbauregionen konfrontiert sind, haben eine gewisse "Interessengemeinschaft" geschaffen sowie zur Erarbeitung gemeinsamer Projekte geführt. Kooperationen finden beispielsweise im Bereich der Kultur, Bildung, des Arbeitsmarktes und der Raumplanung statt Vgl.: Die Großregion unter 47

48 Der Saarpfalz-Kreis als Teil des Eurodistricts SaarMoselle Hinter der Gründung des Eurodistricts SaarMoselle steht der Gedanke, Europa da zu realisieren, wo die Menschen leben und arbeiten - durch Handeln auf regionaler Ebene. Vorrangige Aufgaben sind beispielsweise das Gründen und Unterstützen grenzüberschreitender Netzwerke, das Entwickeln bürgernaher Projekte und Fortschritt in den Bereichen Imagebildung, Verkehr, Innovation und Forschung, Gesundheit, Bildung und Tourismus 32. Der Saarpfalz-Kreis als Nachbar zum Oberzentrum Saarbrücken Die Landeshauptstadt Saarbrücken ist die größte Stadt des Saarlandes und Zentrum des Regionalverbandes Saarbrücken. Saarbrücken ist Sitz der Landesregierung, der Ministerien, zentraler Behörden, der Kammern und Verbände, das Verwaltungszentrum des Saarlandes. Saarbrücken ist der Arbeitsplatzschwerpunkt der Region. Zudem ist die Landeshauptstadt Standort regional bedeutsamer kultureller Angebote. Als zentraler Hochschul- und Wissensstandort bietet Saarbrücken darüber hinaus eine breite Palette an Bildungseinrichtungen. Der Saarpfalz-Kreis als Nachbar zu Zweibrücken: Die Stadt Zweibrücken, der Landkreis und die beiden Verbandsgemeinden haben entschieden, in enger Kooperation einen breit aufgestellten Zukunftsplan ( Stadt-Umland-Konzept ) für die Region zu erarbeiten. Folgende Themenschwerpunkte wurden zu Beginn des Projektes definiert: Wirtschaft und Tourismus, Energie, Gesundheit, Raum- und Siedungsentwicklung/Flächenmanagement. 33 In diesem Kontext ist auch eine bereichsweise Zusammenarbeit mit der Saarpfalz wünschenswert. Gerade zwischen den Städten Homburg und Zweibrücken gibt es durch die räumliche Nähe sehr viele Beziehungen und Verflechtungen, wie die gegenseitige Inanspruchnahme des Einzelhandelsangebotes, kultureller Aktivitäten oder Nutzung von Infrastrukturen. Der Saarpfalz-Kreis als Nachbar zur Südwestpfalz: Unternehmen und Bürger aus der Südwestpfalz schätzen die Anschlüsse für den Fernverkehr und die Nähe zur Universität Homburg als ideale Voraussetzung für Kooperationen von Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft. 34 Umgekehrt ist die Südwestpfalz für einige Saarpfälzer beispielsweise relevant für touristische Aktivitäten wie Wandern oder Radfahren. Zusätzlich nutzt man gegenseitig die Angebote im Einzelhandel. Der Saarpfalz-Kreis als Nachbar zu Neunkirchen: Zum Nachbarlandkreis Neunkirchen bestehen ebenfalls viele funktionale Verflechtungen. Im Jahr 2012 hat Neunkirchen unter dem Titel Initiative Zukunft: Handlungskonzept zur strategischen Entwicklung des Landkreises Neunkirchen unter besonderer Berücksichtigung wirtschaftlicher, touristischer und sozialer Aspekte eine Entwicklungsstrategie erarbeiten lassen. Hier wäre es zukünftig interessant zu reflektieren, inwieweit man gemeinsame Interessen und Zielvorstellungen hat, um über Netzwerkbildung und Kooperationen einen gegenseitigen Mehrwert zu schaffen. 32 Vgl.: Eurodistricts saarmoselle unter 33 Vgl.: Stadt-Umland-Konzept unter 34 Vgl.: Wirtschaftsmagazin Südwestpfalz, Wirtschaftsförderungsgesellschaft Südwestpfalz, S.4 unter 48

49 Der Saarpfalz-Kreis als Nachbar zu Kusel: Der Landkreis Kusel grenzt im Norden an den Saarpfalz-Kreis. Neben kulturellen und wirtschaftlichen Verflechtungen gibt es zu diesem Nachbarn auch Potenziale der touristischen Zusammenarbeit. In der LEADER-Entwicklungsstrategie des Pfälzer Berglands heißt es dazu: Über den Glan-Blies-Weg ist der Saar-Pfalz-Kreis und die lothringische Stadt Sarreguemines bereits heute mit dem Pfälzer Bergland touristisch verbunden. Eine Ausweitung der touristischen Zusammenarbeit zur besseren Vermarktung [ ] wäre durchaus erstrebenswert. 35 Saarpfalz-Kreis als Nachbar zum Département Moselle Das Département Moselle und das Saarland haben entlang ihrer gemeinsamen Grenze vielfältige Kooperationen ins Leben gerufen und setzen ein Zeichen, dass nationale Grenzen überwunden werden können und die Zusammenarbeit in Europa im täglichen Miteinander konkret werden muss. Es gilt die gemeinsame Pflicht, Brücken zu bauen, damit die Verständigung der Menschen aus beiden Ländern noch besser gelingt. Gemeinsame Projekte gibt es im Bereich der Verkehrsinfrastruktur, des Fremdenverkehrs und der Kultur. 36 Partnerschaften Partnerschaft zu Henrico County, Virginia Am 5. Mai 1997 unterzeichneten Landrat a. D. Clemens Lindemann und County manager ret. Virgil R. Hazelett die offizielle Urkunde für die Partnerschaft zwischen dem Saarpfalz-Kreis und Henrico County, einer dem deutschen Landkreis vergleichbaren Gebietskörperschaft im amerikanischen Bundesstaat Virginia. Bild 5: Austausch zwischen den Landräten, Kreistagsmitgliedern und dem Board of Supervisors in Henrico County/VA. Wir wollen nationale Grenzen überwinden und in gegenseitigem Interesse voneinander lernen, heißt es in der Partnerschaftsurkunde. Henrico County, im Norden und Osten um Virginias Hauptstadt Richmond gelegen, ist bekannt für seine fortschrittliche Schulpolitik und seine erfolgreiche Wirtschaftsförderung. Die Begegnungen zwischen und mit den Menschen, das Lernen voneinander und das gegenseitige Verständnis füreinander sind die Basis der Partnerschaft. Informationsveranstaltungen und Austauschprogramme erfüllen die Partnerschaft mit Leben. 35 Vgl.: LEADER-Entwicklungsstrategie Pfälzer Bergland, S.34 unter redakteure/gleichstellungsstelle/leader/kurzbeschreibung_der_lag_pfaelzer_bergland.pdf. 36 Vgl.: Gemeinsame Projekte mit dem Département Moselle unter A6F4B1F2/64820.html. 49

50 Partnerschaft zum polnischen Landkreis Przemyśl Die deutsch-polnischen Kontakte im Saarpfalz-Kreis haben eine beinahe 20-jährige Tradition. Mit der Partnerschaft wollen die Partnerkreise "zur Verwirklichung eines gemeinsamen Europas der Bürgerinnen und Bürger in Frieden und Freundschaft beitragen", wie es die durch die Landräte Clemens Lindemann und Jan Pączek am 13. Mai 2011 unterzeichnete Partnerschaftsurkunde gelobt. Dieses Vorhaben trägt seitdem Früchte, Bild 6: Antrittsbesuch des Landrats im Partnerkreis Przeymśl indem Austausche der Einwohner der beiden Landkreise organisiert werden. Die Partnerregionen haben viele Ähnlichkeiten. Beide weisen eine aus wirtschaftlicher Sicht des jeweiligen Staates schwächere Grenzlage auf. Bereichernd ist aber die Grenze zu Frankreich und zur Ukraine, wovon auch die deutschpolnischen Begegnungen profitieren. Die Partnerregionen greifen vielfältige Themen auf, so auch die Herausforderungen des demographischen Wandels. Die Zusammenarbeit der beiden Landkreise hat ihren Ursprung in kulturellen und schulischen Austauschen. Bereits zu Beginn der Austausche auf der Ebene der Kreisverwaltungen im November 2008 erfolgten ein Vergleich der Kreisstrukturen und ein Austausch von Informationen für eine künftige Zusammenarbeit. Neben dem Schulwesen bieten insbesondere die Bereiche Kultur, Geschichte, Grenzlage, Natur, Umwelt und Tourismus ein Potenzial für eine Partnerschaft. Im Mai 2016 begrüßte Landrat Dr. Theophil Gallo anlässlich des fünfjährigen Jubiläums der Unterzeichnung der offiziellen Kreispartnerschaft die fünfköpfige Delegation um Jan Pączek, Landrat des Kreises Przemyśl, für drei Tage im Saarpfalz-Kreis. Auf dem Programm des Besuchs standen u.a. regionale Unternehmen, das ökologische Schullandheim Spohns Haus und die Einweihung des Gebäudes an der Grenze im Europäischen Kulturpark Bliesbruck-Reinheim. Die begeisterten Gäste und Gastgeber haben bekräftigt, ihre Zusammenarbeit im Bereich der Bildung und Kultur auf der Verwaltungs- und Bürgerebene weiter ausbauen zu wollen. Die Gelegenheit zur Konkretisierung dieser Zielsetzung gab es im September In seinem Gegenbesuch erkundete der Landrat Dr. Theophil Gallo im Landkreis Przemyśl die Möglichkeiten und Ansätze für die Fortentwicklung der Partnerschaft. Neben dem bisherigen Schwerpunkt Bildung schaffen Naturschutzgebiete und reiches kulturelles Erbe die Basis für weitere Zusammenarbeit, die den beiden Kreisen Vorteile bietet. Auch sind verschiedene Vereine an einer Kooperation mit ihren Pendant-Organisationen im Saarpfalz-Kreis interessiert. In all diesen Bereichen möchte man ansetzen und gemeinsame Projekte durchführen. Die Partnerschaften sind Plattformen für einen internationalen Erfahrungsaustausch und die Realisierung gemeinsamer Projekte, die oftmals eine hohe Relevanz für die Regionalentwicklung besitzen. 50

51 4 Räumliche Bestandsaufnahme, Herausforderungen und Analyse Die Bestandsaufnahme und die Analyse (SWOT) des Ist-Zustandes bilden einen wichtigen und unabdingbaren Bestandteil eines Kreisentwicklungskonzeptes. Damit ein wirksames strategisches Konzept entwickelt werden kann, bedarf es einer möglichst umfassenden und breiten Informationsgrundlage. Die Basis eines Kreisentwicklungskonzepts ist eine Darstellung der bisherigen Entwicklungen, der Erfassung und Untersuchung und der aktuellen Gegebenheiten sowie erster Prognoseelemente. Die Analyse hilft, die Schlüsselfaktoren herauszuarbeiten, die für das Erreichen bestimmter Ziele wichtig sind. Sie erleichtert das Verständnis, die Darstellung und die Diskussion über landkreisspezifische Charakteristika. 4.1 Soziales Gefüge Die Entwicklungstendenzen im Themenfeld Demographie und den sonstigen räumlichen Trends sind zum einen bestimmend für Veränderungen im Bereich der Daseinsversorgung, der Ausstattung von Infrastrukturen und den Ansprüchen eines qualitativen Lebensraumes. Zum anderem resultieren daraus aber auch neue Anforderungen an die Organisation und Struktur des gesellschaftlichen Lebens und sozialen Miteinanders in einem Landkreis. Viele Problemstellungen können die Kreise und die angehörigen Kommunen nicht alleine stemmen und sind deshalb auf Hilfen aus der Gesellschaft angewiesen. Beispielsweise fällt ein Großteil der finanziellen Aufwendungen des Kreises im Bereich soziale Sicherung an. Ein gut funktionierendes soziales Gefüge, in dem viele Aufgaben auf ehrenamtlicher Basis erfüllt werden und Menschen sich in Form von kleinteiligen Strukturen (familiäre Hilfestrukturen, Nachbarschaftshilfen, aktive Dorfgemeinschaften) helfen, entlastet in verschiedenen Bereichen die Gemeinden und den Kreis. Zum Gefüge zählen alle sozialen Gruppen, die untereinander und miteinander im Austausch stehen und Wechselwirkungen hervorrufen sowie spezifische Aufgaben im Landkreis wahrnehmen. Wichtige Gruppen sind Kinder, Jugendliche, Frauen, Senioren und Migranten sowie Neubürger. Diese Gruppen erwarten zum einen individuelle Angebote seitens der Politik, Verwaltung und Gesellschaft, wollen zum anderen ihrerseits aber auch Engagement zeigen und sich aktiv in der Gesellschaft einbringen. Beschreibung des Ist-Zustandes und aktuelle Entwicklungen Rolle der Jugend in der Regionalentwicklung Jugendliche sind in der Regional- und Kreisentwicklung zum einen Zielgruppe von Projekten und Maßnahmen, zum anderen aber auch wichtige Akteure in den Entwicklungsprozessen. Es gilt, die junge Generation ebenso in die Entscheidungsfindung einzubinden wie sonstige Gruppierungen. Auch junge Menschen haben ein Interesse daran, ihr Lebensumfeld zu gestalten. Für den Saarpfalz-Kreis stellen junge Menschen die Fachkräfte und Familiengründer der Zukunft dar. Diese gilt es in der Region zu halten. Allerdings sehen sich die ländlichen Gebiete oftmals mit einer massiven Abwanderung der jungen Menschen konfrontiert, da die Städte und Zentren aufgrund ihrer Angebote eine höhere Attraktivität aufweisen. Somit verlieren diese Gebiete kreative Köpfe, welche Potenziale und Impulse für die Weiterentwicklung liefern. Mit dieser Problemstellung sieht sich auch der südliche Saarpfalz-Kreis konfrontiert. 51

52 Die Lebensqualität im Saarpfalz-Kreis steht zukünftig in direktem Zusammenhang mit dem Engagement seiner Einwohner. Auch der Beitrag der Jugend spielt hier eine wichtige Rolle. Studien haben gezeigt, dass ein hohes Maß an bürgerlichem Engagement, eine besondere Qualität der sozialen Bezüge, eine aktive Vereinslandschaft sowie eine gesellschaftliche Mitverantwortung in Verbindung mit aktionsorientierter Beteiligung als Schlüssel angesehen werden können. So können junge Menschen in ländlichen Gebieten zum Bleiben animiert und Orte attraktiv und stabil gehalten werden. 37 Das Fundament für die soziale Kompetenz der gesellschaftlichen Mitverantwortung wird insbesondere im Kinder- und Jugendalter gelegt. Durch die Möglichkeiten zur Mitbestimmung durch Kindern und Jugendlichen wächst auch die Bereitschaft zu sozialem Engagement im späteren Alter. 38 Das partizipative Engagement der jungen Bevölkerung im Saarpfalz-Kreis ist somit ein wichtiger Bestandteil seines lebendigen Gemeinwesens. Es geht darum, Formen konkreter Beteiligung von Kindern und Jugendlichen in den Kommunen als selbstverständlichen Teil der Einbeziehung von Betroffenen, Entscheidung- und Gestaltungsprozesse einzurichten. 39 In der Lokalen Entwicklungsstrategie der LEADER-Region Biosphärenreservat Bliesgau wird im Handlungsfeld Bildung und Kommunikation die Jugend konkret als Zielgruppe angesprochen. Hintergrund ist die junge Generation für die Themen eines Biosphärenreservates, [ ] für ihre Heimatregion zu begeistern. 40 Dies soll beispielsweise über interaktive Webseiten oder eine Bliesgau-App realisiert werden. Tabelle 16: Rolle weiterer Gruppen im sozialen Gefüge Gruppe Kinder und Jugendliche Rolle im sozialen Gefüge Kinder sind über frühkindliche Bildungs- und Betreuungsinstitutionen Teil des sozialen Gefüges und beteiligen sich so an traditionellen und kulturellen Veranstaltungen in Dörfern und Städten Jugendliche bereichern vor allem durch Vereine, Jugendgruppen und Freizeitaktivitäten das soziale Gefüge Frauen Besondere Rolle der Frauen in kleinteiligen Strukturen, wie Familie und Nachbarschaftshilfen; Zunahme von Frauen in männerdominierten Vereinen Senioren Übernehmen wichtige Aufgaben im Bereich der Kultur und Traditionspflege Übernehmen häufig Vorstandsämter in lokalen Vereinen Hohes Potenzial an ehrenamtlichem Engagement Bringen sich mit Lebenserfahrung und Kenntnissen in unterschiedlichen Bereichen in die Gesellschaft ein Migranten Integration von Migranten in das soziale Gefüge hat einen hohen Stellenwert Bereicherung der Gesellschaft mit Kultur und Traditionen Neubürger Integration von Neubürgern über Nachbarschaften, Dorfgemeinschaften und Vereine Oft junge Familien und Fachkräfte, die neue Impulse für die Gemeinschaft liefern Quelle: Rettermayer et. al. (2014), Institut für Regionalmanagement. Zukunft Rhein-Lahn. S. 123ff, Eigene Darstelung. 37 Vgl.: LandInFormSpezial Jugend und Regionalentwicklung (2013), S. 8f. 38 Vgl.: Ebenda, S Ruffing G. Klaus (2002): Leitlinien zur Jugendhilfe und jugendpolitische Ziele des Saarpfalz-Kreises, S Vgl.: Lokale Entwicklungsstrategie LEADER-Region Biosphärenreservat Bliesgau , S

53 Generationengerechtigkeit Durch die Folgen des demographischen Wandels in den unterschiedlichen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens und den Aspekten der Daseinsvorsorge kommt dem Thema der Generationengerechtigkeit sowohl in der politischen Debatte als auch bei raumplanerischen Tätigkeiten eine wachsende Bedeutung zu. Generationengerechtigkeit schließt sowohl Fragen der sozialen Gerechtigkeit zwischen verschiedenen Generationen innerhalb gleicher Lebenszyklen, als auch in einer Langfristperspektive ein. 41 Die Saarpfalz ist ein familien- und generationenfreundlicher Landkreis, der alle Altersgruppen gleichermaßen im Fokus hat. Die Inhalte des Demographiepaktes und eine Vielzahl an Projekten machen dies deutlich. Immer mehr Kommunen stellen sich den Herausforderungen und wollen sicherstellen, dass sie auch in den nächsten Jahren für alle Generationen lebenswert bleiben. Wichtig ist, auf die spezifischen Bedürfnisse der Einwohnergruppen einzugehen und einen Lebensraum bereitzustellen, in dem alle Altersgruppen die gleichen Bedingungen vorfinden. Die Stellschrauben könnten beispielsweise die gleichwertige Entwicklung der Räume sein, mit dem Ziel, ein Miteinander der Generationen zu ermöglichen, sodass sie voneinander profitieren statt sich gegenseitig auszugrenzen. Des Weiteren gehört der Ausbau der Jugend- und Sozialarbeit, die Förderung der Pflege und des selbstbestimmten Älterwerdens zu den Möglichkeiten, die Generationengerechtigkeit voranzutreiben. Inklusion Das Thema Inklusion ist in aller Munde und hat als Querschnittsthematik einen großen Stellenwert in der Regional- und Kreisentwicklung bekommen. Inklusion bedeutet zunächst einmal Teilhabe an allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens, also an Arbeit, Freizeit, Bildung, Familie und politischen Prozessen. Grundsätzlich sollte Teilhabe dadurch ermöglicht werden, dass das Umfeld und die Umwelt so gestaltet werden, dass Barrieren beseitigt werden. Zumeist sind diese Barrieren technischer, sprachlicher oder zwischenmenschlicher Natur. Das Ziel ist die Schaffung eines sozialen Umfeldes, in dem alle Menschen leben und arbeiten können. Inklusion ist ein langer und dynamischer Prozess. Gegenseitiges Verständnis und Wertschätzung zwischen allen Menschen ist hier die Grundlage. Ehrenamt Vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklungen gewinnt freiwilliges, ehrenamtliches Engagement vor allem da immer mehr an Bedeutung, wo sich der Staat oder der allgemeine Markt keine Angebote bereithält. Besonders im ländlichen Raum sind ehrenamtliche Tätigkeiten eine der tragenden Säulen des gesellschaftlichen Lebens. Die Bürger betätigen sich in ihrer Freizeit auf vielfältige Weise zum Beispiel in Vereinen, im kirchlichen Umfeld, in sozialen Einrichtungen oder politischen Gremien. Ein ausgeprägtes Ehrenamt stellt für einen Landkreis ein wichtiger Standortfaktor dar. 41 Vgl.: Kluth Winfried, Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung (2010): Generationengerechtigkeit unter 53

54 Es zeichnet sich durch ein stark ausgeprägtes Traditionsbewusstsein und eine hohe Verbundenheit der Menschen mit ihrer Heimat aus. 42 Bürgerschaftliches Engagement und ehrenamtliche Tätigkeiten sind unverzichtbar und bieten im gesamten Saarpfalz-Kreis eine wichtige Ergänzung zur Daseinsfürsorge. Das Ehrenamt erlebt auch im Saarpfalz-Kreis durch viele Freiwillige eine große Unterstützung und ist generell geprägt von einem hohen Niveau in unterschiedlichen Bereichen. Vor allem ältere Menschen, die zunehmend und sehr viel länger aktiv bleiben wollen, stellen ein beachtliches und teilweise noch unerschlossenes Potential für ehrenamtliches Engagement dar und können neben den vielfältigen Aktivitäten der Gemeinden im Saarpfalz-Kreis ein Baustein für ein gemeinschaftliches Miteinander der Generationen sein. Aktives und konstruktives bürgerschaftliches Engagement sowie Gemeinwohlorientierung werden die Leitwerte der kommenden Jahrzehnte sein. Vereinsleben Vereine sind ein nicht wegzudenkender Teil in der lokalen und regionalen Engagementkultur. Sie sind aufgrund ihrer Themenvielfalt auch von großer Bedeutung für die Menschen und ihr Zusammenleben im Saarpfalz-Kreis. Die Kreisentwicklung profitiert im Wesentlichen durch die Teilhabe der Vereine an kommunalen und landkreisweiten Netzwerken. Viele Vereine gestalten entsprechend der Interessen ihrer Mitglieder und der Gruppen im sozialen Umfeld vor Ort das Gemeinschaftsleben. Die Vereinskultur und das Vereinsleben sind momentan ebenfalls im Wandel. Veränderungen finden besonders in den internen Strukturen, den Formen der Anerkennung und der Bereitschaft, mit anderen Vereinen, Organisationen und Kommunen zu kooperieren statt. Zusätzlich erschweren Trends zur Professionalisierung, Verrechtlichung und ökonomischer Absicherung das Bestreben nach Selbstgestaltung, Eigenverantwortung und Geselligkeit. 43 Ein Problem, welches Vereine generell, aber vor allem in den ländlichen Gebieten beeinträchtigt, ist eine massive Überalterung der Mitglieder und ein Wegbrechen des jüngeren Nachwuchses. Im Saarpfalz-Kreis existiert sowohl in den städtischen als auch in den ländlichen Gebieten eine breite Vereinslandschaft aus den Feldern Sport, Musik, Fördervereinen, kirchlichen Gruppierungen und historischen Vereinen sowie Obst- und Gartenbauvereinen. Aktuelle quantitative Zahlen der Vereinslandschaft liegen für den Saarpfalz-Kreis keine vor, wurden teilweise aber bei der Erstellung der Gemeindeentwicklungskonzepte für einzelne Teilbereiche erfasst (Kirkel: 118 Vereine und Verbände, Mandelbachtal: 130 Vereine). Gerade vor dem Hintergrund des demographischen Wandels muss Vereinsleben in Zukunft auch gemeindeübergreifend organisiert werden und stattfinden. 42 Vgl.: Deutsche Vernetzungsstelle Ländliche Räume, Bonn (2009), LandInForm Magazin für ländliche Räume. S. 11. unter 05_Service/Publikationen/LandInForm/PDF-Downloads/LandInForm_2009_1_Komplett.pdf. 43 Vgl.: Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement (2013): Vereine in der Kommune Chancen und Herausforderungen, Berlin, S. 5. unter 54

55 Mitgliedschaft und Engagement in Vereinen (Ergebnisse Umfrage Sozialbericht) Die Befragten der Städte weisen etwas seltener als die Befragten eine Mitgliedschaft in den kleineren Gemeinden auf. So beträgt der Anteil derjenigen mit Mitgliedschaft in Homburg und St. Ingbert jeweils gut 60%. In Kirkel liegt dieser Anteil bei 74%, in Gersheim sogar bei 79%. Die Mehrheit derjenigen, die einem Verein angehören, sind Mitglied in einem Sportverein (56%). Mit deutlichem Abstand werden kulturelle Vereine, wie z.b. Theater- oder Karnevalsverein, genannt. Hier sind knapp 20% der Befragten Mitglied. Etwa 17% weisen eine Mitgliedschaft in einer Partei oder einer Gewerkschaft auf. Fast ebenso viele sind in einer religiösen Gemeinschaft (über reine Kirchenmitgliedschaft hinaus) oder einem kirchlichen Verein engagiert. 44 Projekte im Kreisgebiet Kinder- und Jugendbüro der Stadt Homburg Das Kinder- und Jugendbüro ist eine Anlaufstelle für die verschiedensten Anliegen von Kindern, Jugendlichen und ihren Familien. Die MitarbeiterInnen stehen zur persönlichen Beratung zur Verfügung und vermitteln an entsprechende Organisationen, falls weiterführende Hilfestellungen erforderlich sind. Das Büro ist gemeinsam mit zahlreichen Institutionen, Vereinen und Einrichtungen mit einer Reihe von Veranstaltungen im Freizeitbereich aktiv. Neben Ferienaktionen und Veranstaltungen für Kinder- und Jugendliche, unterstützt es auf vielfältige Art und Weise die Kinder- und Jugendarbeit. 45 Projekt Junge Biosphäre Bild 7: Scheckübergabe durch Staatssekretär Roland Krämer an das Projektteam. Mit dem Projekt Junge Biosphäre soll die Zielgruppe der 15 bis 21-Jährigen in die Gestaltung und Entwicklung des Biosphärenreservates Bliesgau einbezogen und motiviert werden, sich aktiv zu beteiligen, da sie bisher in der Projektlandschaft des Biosphärenreservats Bliesgau und in den notwendigen Entscheidungsprozessen eher unterrepräsentiert sind. Gefördert wird eine Projektstelle, welche gemeinsam mit den Jugendlichen relevante Themen identifiziert, ausarbeitet und ihnen Möglichkeiten zur Beteiligung aufzeigt. Im Rahmen von Foren sollen einmal im Jahr die Jugendlichen zusammen kommen und sich mit ihren Altersgenossen über ihre Erfahrungen und Projektideen austauschen. Beim Kick-off im Jugendclub Biesingen sind bereits vielversprechende Projektideen angeregt worden, so zum Beispiel die Errichtung eines öffentlich zugänglichen Nutzgartens beim Jugendzentrum oder etwa die Herstellung eigener Bio-Produkte aus der Ernte von Streuobstwiesen aus dem Biosphärenreservat. Zukünftig könnte diese Art der Partizipation auf Kreisebene ausgebaut werden. 44 Vgl.: Sozialbericht des Saarpfalz-Kreises, Homburg (2014): S Vgl.: Stadt Homburg: Familie und Soziales unter 55

56 Tätigkeiten der Kreisverwaltung in diesem Bereich Kreisjugendpflege und Jugendarbeit Die Kreisjugendpflege unterstützt die örtlichen Strukturen von Jugendarbeit der Kommunen, der freien Träger und der Jugendverbände durch Serviceleistungen sowie durch gemeinsam organisierte Projekte. Dazu findet im Saarpfalz-Kreis seitens der Verwaltung ein dezentral ausgerichtetes Jugendarbeitskonzept Anwendung. Jüngere Jugendliche bleiben vor Ort und werden als Personengruppen wahrgenommen. Die Jugendpfleger dokumentieren durch ihren direkten Kontakt die Interessenlagen und Wünsche der Jugendlichen und erarbeiten Umsetzungsstrategien. Ziel der Jugendarbeit im Saarpfalz-Kreis ist es, die Kinder und Jugendlichen an politischen Entscheidungen in ihrem Gemeinwesen zu beteiligen. 46 Die Kreisjugendpflege berät und fördert Eltern, Kinder und Jugendliche und alle an diesem Prozess beteiligten Gruppen. Sie veranstaltet eigene Freizeitprogramme, Kulturveranstaltungen, Familienfeste und Mitarbeiterschulungen für Vereine. Sie berät Eltern und Jugendliche in Jugendschutzfragen und sind Ansprechpartner für die Jugendzentren und -clubs im Saarpfalz- Kreis. Frauenbüro Das Frauenbüro des Saarpfalz-Kreises versteht sich als Interessenvertretung und Anlaufstelle für Frauen. In seiner Art und Weise ist es im Saarland einzigartig. Die Mitarbeiter beraten Frauen und vermitteln Hilfe in schwierigen Situationen. In engem Kontakt zu Frauengruppen, Organisationen und Verbänden generieren sie frauenspezifische Angebote, Kurse, Fortbildungs- und Weiterbildungsmaßnahmen zum Wiedereinstieg in den Beruf sowie Informationsund Kulturveranstaltungen. Jährlicher Höhepunkt ist die Frauen-Kultur-Aktionswoche im Herbst, eine Woche mit Information, Aktion und Unterhaltung von Frauen für Frauen. Das Frauenbüro ist offen für Anregungen, wie die Situation von Frauen im Saarpfalz- Kreis verbessert werden kann. Die interdisziplinären Arbeitskreise "Gegen sexuelle Ausbeutung von Kindern" und "Mädchenarbeit im Saarpfalz-Kreis" werden vom Frauenbüro organisiert. Hausintern ist die Frauenbeauftragte an allen Vorstellungsgesprächen und an der Bewertung von Stellen beteiligt und bringt so die Interessen der weiblichen Beschäftigten der Kreisverwaltung in die Entscheidungsfindung bei Stellenbesetzungen, -bewertungen und Beförderungen ein. 46 Vgl.: Ruffing G. Klaus (2002): Leitlinien zur Jugendhilfe und jugendpolitische Ziele des Saarpfalz-Kreis, S. 11f. 56

57 Koordinierungsstelle Frau und Beruf Das Frauenbüro ist ebenfalls die zuständige Behörde für die Koordinierungsstelle Frau und Beruf. Sie ist ein Kooperationsprojekt zwischen Saarpfalz-Kreis, Wirtschaftsförderungsgesellschaft Saarpfalz, dem Jobcenter im Saarpfalz-Kreis und der Agentur für Arbeit Saarland. Über die Koordinierungsstelle werden unter anderem individuelle Berufsberatungen für Frauen und Mädchen angeboten sowie spezielle Coachings für Berufsrückkehrerinnen und arbeitslose Frauen. Weitere Leistungen liegen in der Organisation von Workshops und Seminaren, wie zum Beispiel das Monitoring-Café und das Karrierefrühstück. Ehrenamtbörse Die Ehrenamtbörse des Saarpfalz-Kreises wurde gezielt eingerichtet, um interessante ehrenamtliche Tätigkeiten in allen Bereichen des Ehrenamtes zu vermitteln, engagementbereite Bürgerinnen und Bürger zu beraten und Vereinen, Verbänden sowie Initiativen zu helfen, die ehrenamtliche Mithelfer suchen. Auch die Weiterbildung für Ehrenamtliche ist den Mitarbeitern der Ehrenamtsbörse ebenso ein Anliegen wie eine aktive Öffentlichkeitsarbeit, um für das Ehrenamt zu werben. Das Büro übernimmt Aufgaben einer Koordinierungs- und Anlaufstelle für ehrenamtliche Aktivitäten als auch die Rolle eines Ansprechpartners und Vermittlers für interessierte Bürgerinnen und Bürger. SWOT-Analyse Stärken hohes ehrenamtliches Engagement, koordiniert durch die kreisweite Ehrenamtsbörse vielfältige Vereinslandschaft auch im ländlichen Raum funktionierendes Gemeinwesen und gesellschaftlicher Zusammenhalt durch funktionierendes Sozialgefüge Tätigkeiten des Frauenbüros Engagierte Jugendarbeit Vielfältige Beratungsstrukturen Koordinierungsstelle Frau und Beruf Hoher Vernetzungsgrad auf individueller Ebene ( Jeder kennt jeden ) Chancen Vernetzung der Wohlfahrtsverbände Generationenvernetzung Regionales Engagement bündeln und wachsendes Potenzial an Bereitschaft nutzen Stärkung des sozialen Gefüges auf Dorfebene Anpassung der Vereine an aktuelle Problemstellungen durch Kooperationen untereinander Vereine als Wegbereiter der kreisweiten Zusammenarbeit Erprobung von neuen Beteiligungsformen Integration von Neubürgern in das soziale Leben Schwächen fehlende Konzepte hinsichtlich des zukünftigen Zusammenlebens der Generationen Risiken Zunehmende Individualisierung und Mangel an Freizeit können zum Rückgang des ehrenamtlichen Engagements und der Vereinsaktivität führen Rückgang des Vereinsnachwuchses, dadurch starke Konzentration der Aufgaben und Verantwortung auf wenige Personen Überbeanspruchung des Ehrenamts 57

58 4.2 Soziale Teilhabe und Sicherung Die Bundesrepublik Deutschland ist ein demokratischer und sozialer Bundesstaat (Art. 20 Abs. 1 Grundgesetz). Menschenwürde, freie Entfaltung der Persönlichkeit, Leben, körperliche Unversehrtheit sind Grundrechte, die jedem Menschen in unserem Land garantiert sind. Nach modernem Verfassungsverständnis hat der einzelne daraus auch soziale Teilhaberechte, jedenfalls für den Bereich der Existenzsicherung. Staatliches Handeln soll auf die Gleichheit der Lebensverhältnisse - im Sinne von Rahmenbedingungen - hinwirken. Beschreibung des Ist-Zustandes und aktuelle Entwicklungen In diesem Sinne versteht der Saarpfalz-Kreis seine Aufgabe als Träger der Sozialhilfe. Im Zusammenwirken mit den Städten und Gemeinden sieht er es als seinen Auftrag an, allen Bürgerinnen und Bürgern, die in Not geraten sind, eine adäquate Hilfe in Form von Beratung, Geldoder Sachleistungen zu gewähren. Mit knapp 60 Millionen Euro Ausgaben im Verwaltungshaushalt des Saarpfalz-Kreises ist der Geschäftsbereich Arbeit und Soziales der Bereich der Kreisverwaltung, der die meisten Mittel bindet. Mehr als zwei Drittel des Kreishaushaltes fließen in die Finanzierung der Sozial- und Jugendhilfe. Der Handlungsspielraum ist begrenzt. Fast alle Leistungen sind gesetzlich festgelegte Pflichtaufgaben. Die Ursachen für die bundesweit hohen Sozialausgaben liegen auf der Hand. Hohe Arbeitslosigkeit, auseinanderbrechende Familien, Zukunftsängste, Perspektivlosigkeit unter Jugendlichen und die steigende Pflegebedürftigkeit sowie die damit verbundenen Hilfen zur Pflege stellen den deutschen Sozialstaat auf eine harte Probe. Besonderes Augenmerk legt er auf vorbeugende Hilfen, also Angebote, wie zum Beispiel die Hilfe zur Arbeit, die dazu geeignet sind, eine Hilfe zur Selbsthilfe aufzubauen und den Betroffenen die Chance zu geben, ein Leben ohne Abhängigkeit von der Sozialhilfe zu führen. Teilhabe von Kindern und Jugendlichen Das Leben und der Alltag von Kindern und Jugendlichen sind bestimmt von vielen Unterschieden. Es differenziert sich nach ihrer Herkunft und ihrer sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Situation. Die jungen Menschen im Saarpfalz-Kreis wachsen in unterschiedlichen Milieus auf, die das Leben und das Heranwachsen maßgeblich mitbestimmen. Kinder müssen sich stetig an neue Alltagsbedingungen anpassen, was sich wiederum auf soziale Kontakte, ihre Lebenssituation, Bildungschancen und die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben auswirkt. Viele Familien, Kinder und Jugendliche sind jedoch nicht in der Lage, sich selbstständig auf neue Situationen einzustellen und den Alltag zu meistern. Oftmals ist Armut hier der bestimmende Faktor, der im Wesentlichen mit weiteren Faktoren in Verbindung steht: Mit einfachen Bildungsabschlüssen und entsprechenden schwierigen Entwicklungschancen, mit Migrationshintergrund und geringer Hilfestellung seitens der Eltern sowie mit dem Aufwachsen in Haushalten von Alleinerziehenden. 47 Diese Kinder und Jugendliche benötigen professionelle Hilfen und Unterstützungsleistungen unterschiedlicher Ausprägungen. Der Saarpfalz-Kreis unterstützt mit seinen Angebote, Einrichtungen und hauptamtlichen sowie ehrenamtlichen Akteuren bei Problemen und leistet aktiv Hilfestellung. 47 Vgl.: Thielebein, Christine und Engels, Dietrich (2011): Armut von Kindern und Jugendlichen im Saarland zitiert im Sozialbericht für den Saarpfalz-Kreis. S. 7, Saarbrücken/Köln. 58

59 Auftrag der Kinder- und Jugendhilfe auf Kreisebene ist es, alle jungen Menschen in ihrer individuellen und sozialen Entwicklung zu fördern und Eltern bei der Erziehung ihrer Kinder zu beraten und zu unterstützen. Sie sollen Benachteiligungen vermeiden und junge Menschen vor Gefahren für ihr Wohl schützen. Im Rahmen der Erstellung des Sozialberichtes für den Saarpfalz-Kreis wurde eine Schülerbefragung durchgeführt (Seite ), um Informationen zum familiären Hintergrund, Freizeitaktivitäten, Lebenszufriedenheit, Bildungsverläufe, Vereinsmitgliedschaften und Güterausstattung, aber auch Wünsche und Sorgen abzufragen. Zentrale Befunde über erzieherische Hilfen im Saarpfalz-Kreis für das Erhebungsjahr 2015 Im Saarpfalz-Kreis wurden im Jahr 2015 rund 37 Hilfen zur Erziehung je EW unter 21- Jähriger gewährt. Im Vergleich zum Vorjahr zeigt sich hier eine Steigerung um 7,6% (saarländischer Durchschnitt: 44 Hilfen auf EW). 47% dieser Hilfen wurden als ambulante Hilfen gewährt, wodurch eine Stärkung des familiären Bezugs erreicht wurde. 26% entfallen auf stationäre Hilfen. Für diese Maßnahmen wurden im Jahr 2015 rund 636 je Kind/Jugendlichen unter 21 Jahren ausgegeben. (saarländischer Durchschnitt: 662 je Kind/Jugendlichen). Im Vergleich zum Vorjahr entspricht dies einer Abnahme von 5,6%. 48 Neben den Hilfen zur Erziehung spielen die Eingliederungshilfen gem. 35a SGB VIII eine wichtige Rolle in der Kinder- und Jugendhilfe im Saarpfalz-Kreis. In diesem Zusammenhang erhielten rund sechs jungen Menschen unter 21-Jähriger je EW Hilfeleistungen. Im Jahresvergleich ist das eine Steigerung um 7,3%. Zusätzlich nehmen Beratungsleistungen nach 16, 17, 18, 28 und 41 SGB VIII in den Beratungsstellen eine wichtige Rolle im Gesamtleistungsspektrum der Hilfen ein. Beratungen nach 28 SGB VIII erfolgten im Jahr 2015 im Saarpfalz-Kreis bei rund 22 Personen je Menschen unter 18 Jahren. Hier hat sich der Wert im Vergleich zum Vorjahr um 7,5% reduziert. 49 Ergänzt werden die Hilfen zur Erziehung durch Inobhutnahmen und Sorgerechtsentzüge. Im Saarpfalz-Kreis wurden 0,1 Sorgerechtsentzüge je Minderjähriger durchgeführt. Hinsichtlich der Inobhutnahme hat der Kreis im Jahr 2015 einen Eckwert von 2,5 Maßnahmen je unter 18-Jährigen zu verzeichnen. 50 Um diese vielschichtigen Aufgaben angemessen bewältigen zu können, bedarf es auskömmlicher Personalressourcen in den Jugendämtern. Der Saarpfalz-Kreis weist je Menschen junger Menschen unter 21 Jahren 0,82 Vollzeitstellen in den Sozialen Diensten auf (saarländischer Durchschnitt 0,9). Die damit einhergehende Fallbelastung liegt damit bei 45,5 Fällen pro Vollzeitstelle (saarländischer Durchschnitt 48 Fälle) und hat sich im Jahresvergleich um 2,6% erhöht Vgl.: Binz, Christine et al. (2016): Integrierte Berichterstattung über die Hilfen zur Erziehung für die saarländischen Landkreise und den Regionalverband Saarbrücken; Institut für Sozialpädagogische Forschung Mainz ggmbh, Mainz, S. 129 f. 49 Ebenda. 50 Ebenda. 51 Ebenda. 59

60 Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge Junge Menschen, die ohne Begleitung von Erwachsenen nach Deutschland kommen und noch minderjährig sind, werden von den Kinder- und Jugendhilfen in Obhut genommen, um ihnen eine bedarfsgerechte Hilfe und passende Unterstützungsformen zukommen zu lassen. 52 Dabei konnte festgestellt werden, dass diese Hilfen in 99% der Fälle stationär erfolgen. Die restlichen, oben beschriebenen Hilfssegmente spielen in diesem Zusammenhang kaum eine Rolle. Teilhabe im Alter Angesichts des demographischen Wandels und der Zunahme der immer älter werdenden Bevölkerung kommt der Gewährleistung der Teilhabe älterer Menschen am ökonomischen, sozialen und kulturellen Leben eine besondere Bedeutung zu. Ältere Menschen im Saarpfalz-Kreis müssen in der Lage sein, in gleichem Maße wie andere Generationen ihre spezifischen Interessen zu artikulieren. Sie verfügen heutzutage über genügend Ressourcen (Einkommen, Vermögen, Bildungsgrad, berufliche Qualifikationen, Gesundheitszustand), um auch im Alter ein aktives Leben zu führen. 53 Für die Politik und die Planung bedeutet dies, dass in Zukunft vor allem anspruchsvolle Aufgaben und Tätigkeiten nachgefragt werden, die eigenverantwortliches Handeln zulassen und gleichzeitig Möglichkeiten zum Austausch von Erfahrungen und zur gezielten Fort- und Weiterbildung eröffnen. Ältere Menschen können auch im sozialen und politischen Engagement zukünftig stärker Initiatoren von Innovationen im Saarpfalz-Kreis werden. Die Herausforderung liegt in der Förderung von Potenzialen und Ressourcen im Alter und dem Etablieren als Stütze in familiären und sozialen Netzen. Die Kreativität älterer Menschen muss erkannt und gefördert werden. Die kommunalen Akteure müssen deshalb die entsprechenden Strukturen schaffen, um Partizipation im Alter zu ermöglichen. Dazu gehören auch zentrale Handlungsbereiche, wie Gesundheit, bürgerschaftliches Engagement und Bildung miteinander zu verknüpfen. Arbeitslosigkeit Einer der häufigsten generationenübergreifenden Faktoren der sozialen Not und der eingeschränkten Teilhabe an gesellschaftlichen Prozessen ist die Arbeitslosigkeit. Sie wird von mehreren Faktoren beeinflusst, die in der Regel mit saisonbedingten Schwankungen einhergehen (beispielsweise im Bereich Tourismus oder Bauwirtschaft) oder auf konjunkturelle Schwankungen der wirtschaftlichen Entwicklung zurückzuführen sind. Infolge der Wirtschaftskrise 2008 stieg die Arbeitslosenquote im Saarpfalz-Kreis im Jahr Trotz bundesweit guter Konjunktur ist die Arbeitslosenquote im Saarpfalz-Kreis am Jahresende 2012 noch einmal angestiegen und lag 2013 unverändert bei 5,7% (Saarland 7,0%). 52 Ebenda. S Vgl.: Bertermann Brita (2011): Partizipation im Alter; Institut für Gerontologie an der TU Dortmund, Dortmund, S. 8. unter 60

61 Die Entwicklung der Arbeitslosenquote im Saarpfalz-Kreis ist seit dem Jahr 2006 parallel zum saarländischen Durchschnitt verlaufen, lag aber generell circa 1,5 Prozentpunkte darunter. Von den arbeitslosen Personen (2013) bezogen 39% Leistungen nach dem SGB III (Arbeitslosengeld I) und 61% Leistungen nach dem SGB II. Im August 2015 gab es im SaarpfalzKreis Arbeitslose. Das sind 150 weniger als im Vormonat. Der Arbeitsmarkt in der Saarpfalz ist monatlichen Schwankungen ausgesetzt, wodurch bisher nur schwer eine generelle Tendenz zur Verminderung der Arbeitslosigkeit zu 2013 festgestellt werden kann. Im Zeitraum von 2009 bis 2013 ist die Anzahl der arbeitslosen Personen im Rechtskreis des SGB III um 10,7% zurückgegangen. Ein etwas schwächerer Rückgang um 8,4% ist bei der Zahl der Arbeitslosen im Rechtskreis des SGB II festzustellen. Die Betrachtung der Arbeitslosenquoten einiger Bevölkerungsgruppen zeigt, dass die Arbeitslosenquote der Männer etwa mit der der Frauen vergleichbar, aber die der Älteren (55- bis unter 65-Jährige) überdurchschnittlich hoch ist. Gravierend sind die Unterschiede zu Ausländerinnen und Ausländern, deren Arbeitslosenquote zum Jahresende 2013 bei 15,2% lag. Tabelle 17: Entwicklung ausgewählter Merkmale zum Thema Arbeitslosigkeit Indikator August 2011 August 2013 August 2015 Arbeitslose insgesamt Arbeitslose SGB III Arbeitslose SGB II Arbeitslosenquote insgesamt 5,2 6,0 5,4 Arbeitslosenquote III 1,9 2,4 2,0 Arbeitslosenquote II 3,3 3,5 3,5 Quelle: Bundesagentur für Arbeit (2015) unter statistik.arbeitsagentur.de. Die nachstehende Tabelle verdeutlicht die Situation in den einzelnen Städten und Gemeinden. Hier wird deutlich, dass vor allem in den bevölkerungsstarken Städten Homburg und St. Ingbert der Bezieher/innen von SGB II-Leistungen an den Arbeitslosen sehr hoch ist. Auch im Bereich der arbeitslosen Personen zwischen 55 und 64 Jahren ist der Anteil in den Städten außerordentlich hoch. Tabelle 18: Arbeitslosigkeit in den Städten und Gemeinden des Saarpfalz-Kreises im Dezember 2013 Arbeitslose Davon SGB II Ausländer/ innen Davon SGB II 15 bis unter 25 Jahre Davon SGB II 55 bis unter 65 Jahre Davon SGB II Bexbach ,1% 49 71,4% 53 50,9% ,9% Blieskastel ,4% 44 70,5% 46 39,1% ,1% Gersheim ,9% 14 50,0% ,7% Homburg ,3% ,9% ,8% ,9% Kirkel ,4% 15 60,0% 17 23,5% 43 25,6% Mandelbachtal ,5% 15 53,3% 11 63,6% 63 28,6% St. Ingbert ,5% ,0% ,9% ,6% Saarpfalz-Kreis ,9% ,2% , ,3% Quelle: Sozialbericht für den Saarpfalz-Kreis (2014) in Verbindung mit Statistik der Bundesagentur für Arbeit. 61

62 Bezug von Mindestsicherung Erwerbstätigkeit befähigt grundsätzlich, den Lebensunterhalt mit dem erworbenen Einkommen zu bestreiten. Allerdings gibt es Erwerbstätige, die trotz ihrer Beschäftigung im Bereich der Armutsgrenze liegen, da ihr Einkommen zu gering ist, um die Lebensunterhaltungskosten zu decken. Die Leistungen der Mindestsicherung sollen nicht nur das physische Überleben, sondern zusätzlich auch in einem vertretbaren Umfang die Teilhabe am sozialen und kulturellen Leben in der Gemeinschaft ermöglichen. 54 Im November 2013 bezogen im Saarpfalz-Kreis Personen Leistungen der Grundsicherung für Arbeitsuchende nach SGB II. Die Bezugsquote dieser Leistungen (d.h. Anteil der Leistungsbezieher/innen an der gesamten Bevölkerung) betrug 5,3%. Etwa 74% der SGB II-Leistungsbezieherinnen und -bezieher waren erwerbsfähig und bezogen Arbeitslosengeld II, die restlichen Personen waren nicht erwerbsfähig und bezogen Sozialgeld, da sie als Familienangehörige in einem Haushalt mit Arbeitslosengeld II-Bezug lebten. Werden die Veränderungen des SGB II-Bezugs im Zeitraum Dezember 2008 bis November 2013 betrachtet, ist erkennbar, dass die Zahl der SGB II-Leistungsbezieherinnen und -bezieher im Durchschnitt um 4% zurückging. Gewinner dieser Entwicklung sind vor allem die unter 25- Jährigen sowie die 25- bis 49-jährigen erwerbsfähigen Leistungsbezieherinnen und -bezieher, hier ist ein Rückgang um je 7% festzustellen. Auch die Alleinerziehenden haben von der Entwicklung eher profitiert, die Anzahl der erwerbsfähigen Personen im SGB II-Bezug ist in dieser Gruppe um 2% gesunken. Die Situation der älteren Erwerbsfähigen hat sich hingegen verschlechtert, deren Zahl ist in diesem Zeitraum um 18% bei den 50 bis 54-Jährigen und um 3% bei den 55-Jährigen und Älteren gestiegen. Bei Betrachtung des saarländischen Durchschnitts wird deutlich, dass der Anteil der erwerbstätigen Personen mit Arbeitslosengeld II-Bezug im Saarpfalz-Kreis zunächst höher war als im gesamten Saarland, seit 2013 aber in etwa gleich hoch ist. Gründe hierfür liegen in der Zunahme von prekären Beschäftigungsverhältnissen, wie geringfügige Beschäftigungsverhältnisse oder Teilzeitanstellungen in Verbindung mit niedrigen Stundenvergütungen oder reduzierter Arbeitszeit. 55 Etwa 19% der erwerbsfähigen Personen, die SGB II-Leistungen beziehen, waren Ausländerinnen bzw. Ausländer, in der Gruppe der nicht erwerbsfähigen Personen lag der Ausländeranteil bei 12%. Tätigkeiten der Kreisverwaltung in diesem Bereich Jugendamt Als öffentlicher Jugendhilfeträger ist das Jugendamt für die Erfüllung der in 2 SGB VIII genannten Aufgaben der Jugendhilfe zuständig und soll Kinder und Jugendliche vor Gefahren für ihr Wohl schützen. Leistungen der Jugendhilfe sind soziale Dienstleistungen, die von den Leistungsberichtigten im Rahmen ihres Wunsch- und Wahlrechts in Anspruch genommen werden können. 54 Vgl.: 27a Abs. 1 SGB XII 55 Vgl.: Dietz, M. et. al (2009): Bedarfsgemeinschaft im SGB II: Warum Aufstocker trotz Arbeit bedürftig bleiben. IAB- Kurzbericht 2/2009. Nürnberg. in: Thielebein et al. (2014): Sozialbericht für den Saarpfalz-Kreis. S. 34, Saarbrücken/Köln. 62

63 Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des saarpfälzischen Jugendamtes übernehmen wichtige vorbeugende Funktionen in unserer Gesellschaft und helfen, wenn Kinder, Jugendliche und ihre Familien in Schwierigkeiten sind. So ist der Soziale Dienst des Kreisjugendamtes Ansprechpartner für Kinder und Eltern bei Erziehungsfragen, Scheidungsproblemen, Gewalt in der Familie oder Suchtproblemen. Der ambulante Dienst bietet Familien ein kostenloses Hilfeangebot im häuslichen Umfeld an. Bei Bedarf übernimmt oder vermittelt das Kreisjugendamt die Vormundschaft oder Beistandschaft von Kindern, um deren Rechte durchzusetzen. Die Adoptionsvermittlungsstelle informiert über alle Fragen der Adoption und Pflege von Kindern. Die Psychologische Beratungsstelle berät Eltern bei Auffälligkeiten im Sozialverhalten ihrer Kinder. Der Kreisjugendpfleger kümmert sich um Jugendzentren und Jugendclubs und ist Anlaufstelle für alle, die in der Jugendarbeit aktiv sind oder aktiv werden wollen. Einen Überblick über die zahlreichen Tätigkeiten des Jugendamtes gibt die nachfolgende Tabelle: Tabelle 19: Leistungen des Jugendamtes Saarpfalz Adoption Adoptierte (Wurzelsuche) Adoptionsvermittlung Amtsvormundschaften Baukostenzuschüsse (Jugendräume) Baukostenzuschüsse für Kindertageseinrichtungen Beistandschaften Beratung bei Kindesmissbrauch/Kindeswohlgefährdung Beratung bei sexuellem Missbrauch von Minderjährigen Beratung bei Verwandtenadoption Bildungsfahrten des Jugendamtes Eingliederungshilfen für seelisch Behinderte Erziehungsbeistandschaft Familienberatung Ferienfreizeiten (finanzielle) Hilfen zur Erziehung Inobhutnahme von Minderjährigen Jugendarbeit Jugendförderung Jugendgerichtshilfe Jugendhilfeausschuss Jugendhilfeplanung Jugendkriminalität Jugendschutz Jugendsozialarbeit Jugendzentren Kinder- und Jugendkultur Fachberatung für Kindertagesstätten Kindertageseinrichtungen Kindertagespflege Namensänderung von Minderjährigen Notsituationen in Familien Pflegekinderdienst Professionelle Pflegefamilien, -stellen Psychologische Beratung Scheidungsverfahren (Mitwirkung beim Familiengericht) Schoolworker Sozialpädagogische Familienhilfe Stiefkindadoption Trennungs- und Scheidungsberatung Quelle: Zusammenstellung der Leistungen unter htm. In einem Gutachten von Professor Detlef Krüger von der Hochschule für angewandte Wissenschaften Hamburg wurde dem Jugendamt des Saarpfalz-Kreises ein exzellentes fachliches Potential im Bereich präventiver Aufgaben bescheinigt. Insgesamt sei durch die Intensität der Angebote für Familien, Eltern und Kinder im Kreis ein sehr hohes fachliches Niveau vorhanden und die Arbeit könne im Jugendamts-Vergleich in Deutschland als herausragend gelten Vgl.: Gutachten für das Jugendamt des Saarpfalz-Kreis, Prof. Dr. Detlef Krüger, Hamburg (2015). 63

64 Jugendhilfeausschuss Der Jugendhilfeausschuss befasst sich mit allen Angelegenheiten der Jugendhilfe, insbesondere mit der Erörterung aktueller Problemlagen junger Menschen und ihrer Familien sowie mit Anregungen und Vorschlägen für die Weiterentwicklung der Jugendhilfe, der Jugendhilfeplanung und der Förderung der freien Jugendhilfe. Kreisjugendplan - Jugendförderung Gemäß den Förderungsrichtlinien des Saarpfalz-Kreises werden Vereine, freie Träger der Jugendarbeit und Jugendgruppen finanziell unterstützt und gefördert. Zuschüsse gibt es beispielsweise für: die außerschulische Jugendbildung mit allgemeinen, politischen, sozialen, gesundheitlichen, kulturellen, naturkundlichen oder technischen Inhalten die Aus- und Fortbildung von haupt-, neben- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Jugendarbeit Maßnahmen der Kinder- und Jugenderholung die Materialbeschaffung für Bildung und Freizeit die Einrichtung von Jugendräumen in vorhandenen Gebäuden durch anerkannte Träger der Jugendarbeit Familienhilfezentren Das Familienhilfezentrum ist ein Kooperationsprojekt des Jugendamtes des Saarpfalz-Kreises (SPK) und des Sozialpädagogischen Netzwerk SPN der Arbeiterwohlfahrt (AWO). Das erste FHZ wurde im Jahr 2005 in Homburg mit dem Ziel gegründet, die ambulanten Jugendhilfeangebote im Saarpfalz-Kreis weiter auszubauen, fachlich weiterzuentwickeln und auch auf institutioneller Ebene eine Optimierung der vorhandenen Mittel zu verwirklichen. Ergänzt wurde das Angebot durch Standorte in Blieskastel (2011), Bexbach (2015) und St. Ingbert (2016). Den interessierten Familien soll es ermöglicht werden, ihre Fähigkeiten und Möglichkeiten weiter zu entfalten, um den Herausforderungen des Alltags und der Gesellschaft begegnen zu können. Angeboten werden Hilfen zur Erziehung, Clearing, Beratung in Fragen der Erziehung und Entwicklung von Kindern und Jugendlichen, Hilfe bei Bewältigung von Alltagsproblemen und Unterstützung im Umgang mit Ämtern und Behörden. Die Unterstützungsmaßnahmen werden durch eine Reihe familienübergreifender Gruppenangebote, Freizeitaktivitäten, Elternkurse und Vorträge zu Familien- und Erziehungsthemen ergänzt. Kulturelle Veranstaltungen sollen den Familien ermöglichen, sich am gesellschaftlichen Leben mit ihren vielfältigen Ausdrucksformen zu beteiligen. Diese Hilfe werden von Kernfamilien, Alleinerziehenden, Lebensgemeinschaften mit Kindern, Großelternfamilien, Pflegefamilien und Patchwork-Familien, die im Saarpfalz- Kreis leben, angenommen. 64

65 Fachbereich Jobcenter Der Saarpfalz-Kreis war eine von 110 Optionskommunen in Deutschland, die für die Betreuung von Arbeitslosengeld II-Beziehern und ihren Familien verantwortlich waren und immer noch sind. Er übernimmt deshalb nicht nur die Sicherstellung des Lebensunterhaltes durch die Zahlung von Arbeitslosengeld II (auch Hartz IV genannt), sondern sieht seine Kernaufgabe darin, die Menschen bei der Aufnahme und Beibehaltung einer Beschäftigung wirksam zu unterstützen. Das Ziel der Aktivitäten ist eine nachhaltige Eingliederung in das Arbeitsleben. Sofern erforderlich, werden dabei auch berufliche Kompetenzen mittels Qualifizierung verbessert oder ergänzende soziale Hilfen vermittelt. Dabei kann er auf eine breite Angebotspalette an Kooperationspartnern zurückgreifen. Das Jobcenter des Saarpfalz-Kreises hat drei Geschäftsstellen, und zwar in Homburg, St. Ingbert und Blieskastel. Die Geschäftsstelle Homburg ist zuständig für die Städte Homburg und Bexbach sowie die Gemeinde Kirkel, die Geschäftsstelle St. Ingbert für die Stadt St. Ingbert, die Geschäftsstelle Blieskastel für die Stadt Blieskastel sowie für die Gemeinden Gersheim und Mandelbachtal. Die Ziele des Jobcenters sind die nachhaltige Integration, Verringerung der Hilfebedürftigkeit, die soziale Teilhabe und die Unterstützung des demographischen Wandels im Saarpfalz-Kreis. Handlungsfelder sind unter anderem Talente entdecken und weiterentwickeln/chancen am ersten Arbeitsmarkt erschließen und nutzen. Erreicht werden soll dies über eine Weiterentwicklung der stärkeorientierten Beratung, einer bewerberorientierten Stellenvermittlung und einer beruflichen Weiterbildung. Fachbereich für soziale Angelegenheiten, Integration und Ehrenamt Die Mitarbeiter des Fachbereichs für soziale Angelegenheiten, Integration und Ehrenamt betreuen eine Vielzahl von Menschen in unterschiedlichen Situationen. Die meisten Hilfeempfänger beziehen "Hilfe zum laufenden Lebensunterhalt" nach dem SGB XII. Betroffen sind vor allem alte und behinderte Menschen. Beratung ist eine zentrale Dienstleistung. Das Seniorenbüro organisiert die Altenarbeit des Saarpfalz-Kreises. Es ist Anlaufstelle für Seniorinnen und Senioren, Vereine und Verbände, Institutionen und Alteneinrichtungen. Die "Betreuungsbehörde" unterstützt Personen, die ihre Interessen wegen psychischer Krankheit oder Behinderung nicht mehr selbst wahrnehmen können. Die Schuldnerberatung berät Personen mit finanziellen Problemen. Behinderte und pflegebedürftige Personen mit ihren Angehörigen finden im Fachbereich für soziale Sicherung ebenso kompetente Ansprechpartner und Hilfe wie psychisch Kranke und Kriegsversehrte. Einzelne Leistungen des Fachbereichs werden in anderen Bestandskapiteln weiter ausgeführt. Tabelle 20: Leistungen Fachbereichs für soziale Angelegenheiten Altenhilfe Auskunftsstelle nach dem Sozialgesetzbuch Behinderte Betreutes Wohnen für Senioren Betreuungsbehörde Einmalige Beihilfen Freizeitangebote für ältere Menschen Frühförderung Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung Insolvenzberatung Koordinationsstelle Jugend und Arbeit Kriegsgefangenen-Entschädigung Soziale Arbeit an Berufsbildungszentren Hilfe zur Pflege Pflegegeld Pflegeheime Pflegeversicherung Psychiatriebeirat Psychiatrieplanung Schuldnerberatung Schwerbehinderten-Ausweis Senioren- und Behindertenberatung Sozialhilfe Unterstützungsangebote für Senioren Widersprüche Wohnen im Alter Hilfen für Menschen mit besonderen sozialen Schwierigkeiten ( 67 SGB XII) Quelle: Zusammenstellung der Leistungen unter kreisverwaltung/627.htm. 65

66 Bereich für Ausbildungsförderung und Unterhaltsangelegenheiten Hier werden alle Unterhaltspflichtigen, deren Angehörige im Saarpfalz-Kreis Sozialhilfe oder Unterhaltsvorschuss beziehen, auf ihre Leistungsfähigkeit hin überprüft. Bereichsübergreifend wird die Geltendmachung der Unterhaltsansprüche betrieben. Leistungen nach dem Unterhaltsvorschussgesetz werden von hier ausgezahlt und mit den Kostenträgern Land, Bund und Kreis abgerechnet. Auch Ansprüche auf die Übernahme von Elternbeiträgen für den Besuch von Kindertageseinrichtungen und Nachmittagsbetreuungen an Schulen werden ebenso festgestellt wie Ansprüche nach dem Bundesausbildungsförderungsgesetz, dem Aufstiegsfortbildungsförderungsgesetz und dem saarländischen Schülerförderungsgesetz. Seniorenbüro Das Seniorenbüro ist ein Dienstleistungsangebot des Saarpfalz-Kreises und hält neben Informationen über das Älter werden auch unterschiedliche Hilfen und Angebote für Senioren bereit. Das Seniorenbüro entwickelt konzeptionelle Vorschläge, die dazu beitragen sollen, Schwierigkeiten, die durch das Alter entstehen, zu verhüten, zu überwinden oder zu mildern und alten Menschen die Möglichkeit zu erhalten, am Leben in der Gemeinschaft teilzunehmen. Es wirkt bei Sozialplanungsaufgaben im Seniorenbereich mit, koordiniert die Aktivitäten des Kreises mit denen der Wohlfahrtsverbände, Vereine und Organisationen und kooperiert mit allen Akteuren im Bereich der Altenarbeit. Vor Ort bietet der Pflegestützpunkt trägerneutrale und kostenlose Beratung an, welche durch die Seniorenberatungsstellen der Caritas für St. Ingbert, des Roten Kreuzes für den Bliesgau und Mandelbachtal, der ökumenischen Sozialstation für Kirkel und Bexbach sowie der Arbeiterwohlfahrt durch eigene Angebote ergänzt wird. Sozialatlas Der Sozialatlas ist ein ausführliches Verzeichnis sozialer Einrichtungen und Beratungsangebote im Saarpfalz-Kreis und Umfeld. Er ist ein Ratgeber, der sich sowohl an Privatpersonen, als auch an öffentliche Einrichtungen richtet. Über 120 Einrichtungen und Beratungsstellen sind aufgelistet und wurden um eine kurze Darstellung der Hilfe- und Dienstleistungen sowie Ansprechpartner und Kontaktdaten ergänzt. Das Werk ist ein Kooperationsprojekt zwischen dem kreisweiten Bundis für Familien im Saarpfalz-Kreis und den Partnern in Blieskastel, Bexbach und St. Ingbert. SWOT-Analyse Stärken detaillierte Erfassung der Situation durch Sozialatlas hohes fachliches Niveau des Jugendamtes fachliches Potenzial im Bereich präventiver Aufgaben Familienhilfezentren Seniorenbüro Chancen Ältere Menschen als wichtige Ressource der Gesellschaft Ausbau der Tätigkeiten des Seniorenbüros Schwächen hoher Anteil junger Männer, die arbeitslos sind hohe Arbeitslosigkeit von Ausländern im Vergleich zu Einheimischen hohe Anzahl an Arbeitslosengeldbeziehern in den Städten Homburg und St. Ingbert Risiken Soziale Segregation in Siedlungsbereichen 66

67 4.3 Bildungswesen und frühkindliche Erziehung Bildung und Qualifikation sind von entscheidender Bedeutung für die Lebenschancen der Menschen, für die wirtschaftliche, ökologische und kulturelle Entwicklung und damit für den allgemeinen Wohlstand eines Landkreises. Ständige Weiterbildung nicht nur hinsichtlich beruflicher Qualifikationen, sondern auch im Hinblick auf gesellschaftliches Wissen und Orientierungsvermögen, Selbständigkeit und Eigenverantwortung sind für den Einzelnen unverzichtbar. Nur lebenslanges, individuelles und kompetenzentwickelndes Lernen, auch in Form informeller und selbstgesteuerter Lernprozesse, befähigt den Einzelnen, seine Kenntnisse und Fähigkeiten ständig weiterzuentwickeln, ein eigenständiges Leben zu führen, die Gesellschaft mitzugestalten und seinen beruflichen Aufstieg und somit seine Existenz zu sichern. 57 Das Themenfeld Bildungswesen und frühkindliche Erziehung ist eine wichtige Säule der Landkreisentwicklung, da gut ausgebildete Bürgerinnen und Bürger einen Motor für positive Entwicklung darstellen. Die Qualität, Quantität und Struktur des Bildungsangebotes haben in einem Landkreis einen hohen Einfluss auf die gesellschaftliche Teilhabe. Im Kontext der aktuellen räumlichen Entwicklungen ist es besonders wichtig, dass vor allem die Bevölkerungsgruppen im ländlichen Raum einen Zugang zu Bildungsinfrastrukturen und -angeboten haben, um nicht den Anschluss an die regionalen Zentren zu verlieren. Landkreise haben nicht nur durch ihre Schulträgerschaft, Schulentwicklungsplanung, Träger von Volkshochschulen etc. einen großen Einfluss auf den Bildungsbereich, sondern agieren durch das Vorhalten vielfältigster Informations-, Beratungs-, Schulungs- und Präventionsangeboten ebenfalls als wichtiger Bildungsakteur. Deshalb beschreibt dieses Kapitel, neben den unterschiedlichen Bildungsinstitutionen, auch die zentralen (Weiter-)Bildungsangebote der Kreisverwaltung. Beschreibung des Ist-Zustandes und aktuelle Entwicklungen Kinderbetreuung und frühkindliche Bildung Einrichtungen der frühkindlichen Bildung und Betreuung ermöglichen Eltern, Familie und Beruf miteinander zu vereinbaren. Die frühen Jahre der Entwicklung sind für die Bildungsbiografie der Kinder besonders entscheidend. Über qualitative Betreuungsangebote werden die Kinder schon früh gefördert und gefordert. Die institutionelle Ausstattung des Saarpfalz-Kreises ist positiv zu bewerten. Alle Städte und Gemeinden können eine Vielzahl von Kindergärten und Kinderkrippen aufweisen, die in unterschiedlichen Trägerschaften sind. Logischerweise sind die Anzahl der Institutionen und die damit verbundenen verfügbaren Plätze in den dichter besiedelten Städten und Gemeinden höher als im ländlichen Süden des Landkreises. Der Rechtsanspruch ( ) auf einen Kita -Platz für Kinder ab Vollendung des ersten Lebensjahres führt dazu, dass im Kreis der Bedarf an Plätzen gestiegen ist. Aktuell stellt die Unterbringung der großen Anzahl an Neuankömmlingen aus Krisengebieten eine weitere Herausforderung dar. Generell ist es sehr wichtig, dass Kinder mit Migrationshintergrund und Kinder aus bildungsfernen Schichten Zugänge zu Kindertageseinrichtungen bekommen. 57 Vgl.: Lebenslanges Lernen, Heft 88 (2001), Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung (BLK), Bonn. 67

68 Gerade diese Kinder dürfen den Qualitätszug der frühen Bildung nicht verpassen. Bei Kindern mit Migrationshintergrund ist Sprachförderung besonders wichtig. Erfahren die Kinder in ihrem familiären Umfeld hauptsächlich die Muttersprache, so ist die Kindertagesbetreuung oftmals die einzige Gelegenheit zum Erlernen der deutschen Sprache. Grundsätzlich sind langfristige Prognosen im Kontext der demographischen Entwicklung für die Thematik der frühkindlichen Erziehung nur schwer haltbar. Dort muss man zügig auf kurzzeitige Schwankungen und unvorhersehbare Entwicklungen (bspw. Flüchtlingskrise ) reagieren können. Aktuell besteht im Saarpfalz-Kreis ein sehr hoher Bedarf an zusätzlichen Plätzen, sowohl bei den Krippen, als auch bei den Kindertages- und Ganztagsangeboten. Das generelle Problem liegt darin, dass der saarländische Landtag die finanziellen Mittel für Kita-Neubauten gekürzt hat, weshalb der Saarpfalz-Kreis im Spannungsfeld von geringen Ressourcen und einem hohen zu haltenden Qualitätsniveau agieren muss. Generell gilt, dass ein quantitativer Ausbau immer einhergehen sollte mit einer qualitativen Weiterentwicklung. Tabelle 21: Kinderbetreuung und frühkindliche Bildung Stadt/ Gemeinde Kindergärten Kinderkrippen Kinderhorte Anzahl Plätze Anzahl Plätze Anzahl Plätze Bexbach Blieskastel Gersheim Homburg Kirkel Mandelbachtal St. Ingbert Saarpfalz-Kreis Quelle: Verzeichnis der Kindertageseinrichtungen im Saarpfalz-Kreis Vorschulentwicklungsplan Ursprünglich wurde von Seiten des Landes ein Vorschulentwicklungsplan aufgestellt. Mittlerweile liegt diese Aufgabe beim Saarpfalz-Kreis. In einem ähnlich konzipierten Dokument wurde der Bedarf an Betreuungsangeboten ermittelt und eine Maßnahmen- und Prioritätenliste ausgearbeitet, die dann mit dem Land abgestimmt wurde. Die besondere Situation im Saarpfalz-Kreis ist es, dass der Kreis eine Sondervereinbarung mit dem Land getroffen hat, um Finanzierungsproblematiken zu umgehen. Diese sieht vor, dass der Kreis die finanziellen Anteile des Landes für Neu- und Umbaumaßnahmen vorfinanziert, damit der bestehende Sanierungsstau möglichst zügig aufgehoben werden kann. Grundsätzlich ist der Erhalt von Kindertagesstätten ein wichtiger Baustein für die Lebensqualität aller Gemeinden im Saarpfalz-Kreis. 68

69 Betreuungsquoten Mit einer Betreuungsquote von 30,2% liegt der Saarpfalz-Kreis bei den Kindern unter 3 Jahren im Jahr 2015 über dem saarländischen Durchschnitt von 28,3%. Im Vergleich zum Jahr 2012 ist die Quote von 27,1% um 3,1% gestiegen. Der saarländische Durchschnitt ist in der Zeit allerdings um 6,2% gewachsen. Die nachstehende Tabelle gibt Auskunft über die Betreuungsquoten, differenziert nach Altersgruppen im Saarpfalz-Kreis und im Vergleich zu den saarländischen Durchschnittswerten. In der täglichen Betreuung von mehr als 7 Stunden bei den Kindern unter 3 Jahren ist der Saarpfalz-Kreis saarlandweit an führender Stelle. 58 Tabelle 22: Kinder unter 3 Jahren in öffentlich geförderter Kindertagespflege und in Kindertageseinrichtungen 59 Anzahl der Kinder Betreuungsquote Saarpfalz-Kreis Saarland Saarpfalz-Kreis Saarland Insgesamt ,2% 28,3% Bis unter 1 Jahr ,4% 3,7% 1 bis unter 2 Jahre ,2% 31,6% 2 bis unter 3 Jahre ,3% 50,4% Mind. 1 Elternteil aus ausländischem ,4% 21,3% Herkunftsland Betreuung mehr als 7 Stunden (ganztags) ,8% 22,1% Quelle: Kindertagesbetreuung regional 2015, Statistische Ämter des Bundes und der Länder, S. 30f. Die niedrigen Betreuungsquoten im Alter bis zu einem Jahr sind mit dem geringen Interesse der Eltern an Fremdbetreuung und mit der Leistung des Elterngeldes erklärbar, die für Eltern, die ihre Kinder zu Hause betreuen, in den ersten 12 bzw. 14 Lebensmonaten des Kindes gezahlt werden. Zusätzlich können die Eltern im Rahmen des Erziehungsurlaubs zeitlich freigestellt werden. Die überaus hohen und überdurchschnittlichen Betreuungsquoten im Saarpfalz-Kreis sind möglicherweise auf die Tatsache zurückzuführen, dass hier bereits sehr früh mit dem Ausbau der Kinderbetreuung für die unter 3-Jährigen begonnen wurde. Bereits Anfang der 1990er-Jahre wurden in diesem Kontext Konzeptionen entwickelt. 60 Mit einer Betreuungsquote von 98,4% wurden im Jahr 2015 nahezu alle Kinder im Alter von 3 bis 6 Jahren in öffentlich geförderten Einrichtungen betreut. Der hohe Wert von 58,9% im Rahmen der Ganztagsbetreuung (über sieben Stunden) ist auf eine hohe Frauenbeschäftigungsquote zurückzuführen. 58 Hr. Daubaris, Jugendamt des Saarpfalz-Kreises, persönliches Gespräch am Hier werden nur Kinder in die Berechnung einbezogen, die in Kindertageseinrichtungen oder in der öffentlich geförderten Kindertagespflege betreut werden, die aber nicht zusätzlich eine Kindertageseinrichtung besuchen. 60 Vgl.: Sozialbericht des Saarpfalz-Kreises, Homburg (2014): S

70 Tabelle 23: Kinder im Alter von 3 bis 6 Jahren in öffentlich geförderter Kindertagespflege und in Kindertageseinrichtungen. 61 Anzahl der Kinder Betreuungsquote Saarpfalz-Kreis Saarland Saarpfalz-Kreis Saarland Insgesamt ,4% 96,7% Mind. 1. Elternteil aus ,1% 29,1% ausländischem Herkunftsland Betreuung mehr als 7 Stunden ,9% 46,3% Quelle: Kindertagesbetreuung regional 2015, Statistische Ämter des Bundes und der Länder, S. 40. Tagespflegepersonal Ergänzt wird das Betreuungsangebot der Kindertageseinrichtungen im Saarpfalz- Kreis durch qualifiziert ausgebildetes Tagespflegepersonal (Tagesmütter etc.). Das Tagespflegepersonal bietet grundsätzlich eine hohe Flexibilität für berufstätige Familien, beispielsweise bei der Randzeitenbetreuung. Nach wie vor ist eine zuverlässige Kinderbetreuung eines der gefragtesten Unterstützungsangebote zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Eine flexible und familiennahe Kinderbetreuung durch eine Kindertagespflegeperson wird insbesondere in den Regionen Homburg, Sankt Ingbert und Bexbach nachgefragt. Das Besondere hierbei ist, dass der Saarpfalz-Kreis Tagesmütter selbst ausbildet und Weitbildungsangebote bereithält. Das Kursangebot ist im ständigen Weiterentwicklungsprozess, um die individuellen Kompetenzen der Tagespflegepersonen zu optimieren, aber auch um die Betreuungssituation künftig auf einem bestmöglichen Standard zu haben. Der Saarpfalz-Kreis beteiligt sich seit Jahren bei unterschiedlichen Aktionsprogrammen des Bundes, aktuell bei dem Programm Weil die Kleinsten große Nähe brauchen. Im Mittelpunkt dieser Förderung steht das neue Qualifizierungskonzept für die Kinderpflege. Im Rahmen des Aktionsprogramms werden Kommunen gefördert, das neue Qualifizierungshandbuch anzuwenden und halten hierfür eine finanzielle Unterstützung. 62 Dadurch wird die Tagesmutteraus- und Weiterbildung im Saarpfalz-Kreis ständig qualitativ weiterentwickelt und auf einem sehr hohen Niveau gehalten. Trotz dieser guten Ausbildungsmöglichkeiten stehen auch die Tagesmütter im Saarpfalz-Kreis vor dem grundsätzlichen Problem der geringen Vergütung dieser verantwortungsvollen Tätigkeit und einem unsicheren sowie unstetigen Einkommen Ebenda. 62 Vgl.: Weil die Kleinsten große Nähe brauchen, Bundesministerium für Familie, Frauen und Jugend unter 63 Vgl.: Hr. Daubaris, Jugendamt des Saarpfalz-Kreises, persönliches Gespräch am

71 Bewertung der Betreuung (Ergebnisse Umfrage Sozialbericht) Die Mehrheit der Eltern, deren unter 3-Jährige Kinder betreut werden, bewerten die Eigenschaften (Erreichbarkeit, Öffnungszeiten, Verpflegung) der Betreuung positiv. Über 90% können die Tagesbetreuung gut erreichen. Die Betreuungszeiten entsprechen in knapp 70% der Fälle dem Bedarf der Eltern. Die Verpflegung entspricht den Wünschen der meisten Eltern (83 %). So können 86 % der Eltern angeben, dass ihr Kind so betreut wird, wie sie sich das wünschen. Änderungsvorschläge der Eltern betreffen u.a. das Thema Öffnungszeiten: Flexible und längere Öffnungszeiten sind für die Eltern wichtig. Grundsätzlich haben die Einrichtungen im Saarpfalz-Kreis jedoch überdurchschnittlich lange geöffnet. 64 Vereinzelt wurde die Höhe der Kosten angesprochen. Darüber hinaus wurde angeregt, eine Art Servicestelle zum Thema Kinderbetreuung einzurichten und ein Online-Verzeichnis der Tagesmütter und Tagesväter sowie der Kindertagesstätten zu erstellen. Als Anmerkung ist hier anzuführen, dass das Jugendamt des Saarpfalz-Kreises es grundsätzlich als eine zentrale Aufgabe ansieht, ein qualitatives Beratungsangebot für die Träger von unterschiedlichen Einrichtungen, Erziehern und Eltern anzubieten und als Anlaufstelle für Fragen und Beschwerden zu fungieren. Somit existiert eine geforderte Servicestelle im Saarpfalz-Kreis bereits. Der explizite Wunsch der Eltern nach einer solchen zeigt jedoch, dass für die Bestehende vermehrt Öffentlichkeitsarbeit und Marketing betrieben werden muss, um sie in das Bewusstsein der Bevölkerung zu rücken. 65 Für 87 % der Eltern, deren Kind den Kindergarten besucht, ist dieser gut erreichbar. Etwa 72 % gaben an, dass die Öffnungszeiten ihrem Bedarf entsprechen. 20 % können dies nur teilweise sagen und für 9 % der Eltern sind die Öffnungszeiten nicht bedarfsentsprechend. Drei Viertel der Eltern gaben an, dass die Verpflegung ihren Wünschen entspricht. Insgesamt sind knapp 70% der Eltern der Meinung, dass ihr Kind im Kindergarten so betreut wird, wie sie sich das wünschen. In einem Viertel der Fälle entspricht die Betreuung teilweise, in 6 % der Fälle gar nicht den Wünschen der Eltern. Ein häufiges Thema sind auch hier die Öffnungszeiten: Von einigen Eltern werden frühere oder längere Öffnungszeiten sowie bessere Betreuungszeiten in den Ferien gewünscht. Für einige Eltern sind flexiblere Betreuungszeiten aufgrund ihrer eigenen Arbeitszeiten wichtig (z.b. bei Schichtdienst). Weitere Punkte sind die Gruppengröße und der Personalschlüssel. In diesem Zusammenhang wurden auch die Fluktuation sowie die Qualifizierung des Personals angesprochen. Kritisiert wurde vereinzelt der geringe Anteil an männlichen Erziehern. Darüber hinaus wünschen sich die Eltern, dass mehr Aktivitäten mit den Kindern unternommen werden (mehr Bewegung draußen, Besichtigung von Einrichtungen z.b. Feuerwehr). Vereinzelt wurde angemerkt, dass die Eltern einen intensiveren Elternkontakt und häufigere Entwicklungsgespräche befürworten würden Ebenda. 65 Ebenda. 66 Sozialbericht des Saarpfalz-Kreises, Homburg (2014): S. 101ff. 71

72 Bildungslandschaft im Saarpfalz-Kreis Im Saarpfalz-Kreis ist eine auf alle Phasen des Lebens ausgerichtete Bildungslandschaft zu finden, die den städtischen und ländlichen Raum mit einer Vielzahl von Bildungsinstitutionen bereichert. Der Saarpfalz-Kreis ist Träger von 18 weiterführenden Schulen: Acht Gemeinschaftsschulen, vier Gymnasien, zwei Berufsbildungszentren und 4 Förderschulen. Das Bildungsministerium des Landes ist für die inneren Schulangelegenheiten (d.h. zum Beispiel für die Lehrer und Lerninhalte) zuständig, der Saarpfalz-Kreis für die äußeren Schulangelegenheiten (d.h. insbesondere für Schulgebäude und -ausstattung). Kreistag und Kreisverwaltung waren sich in der Zielsetzung, auch in Zeiten knapper Kassen für die Schülerinnen und Schülern gute räumliche Bedingungen und eine moderne Ausstattung vorzuhalten, einig. Entsprechend hoch sind die jährlichen Investitionen in Ausstattung, Bau und Modernisierung der Schulen. Auch die Erwachsenenbildung spielt eine wichtige Rolle im Saarpfalz-Kreis, denn die Möglichkeit zu lebenslangem Lernen ist die Voraussetzung für Erfolg und Zufriedenheit. Grundschulen Im Saarpfalz-Kreis gibt es derzeit noch 22 Grundschulen (1. bis 4. Klasse). Die Grundschulen befinden sich in der Trägerschaft der jeweiligen Stadt oder Gemeinde mit Ausnahme der privaten Montessori Grundschule Am Hasenfels in Oberwürzbach. Tabelle 24: Grundschulen Bexbach Anzahl: 3 Blieskastel Anzahl: 3 Gersheim Anzahl: 1 Homburg Anzahl: 5 Kirkel Anzahl: 2 Mandelbachtal Anzahl: 2 St. Ingbert Anzahl: 5 Quelle: Eigene Recherche, Homburg Bexbach Bexbach-Frankenholz (Schillerschule) Bexbach-Oberbexbach Blieskastel-Breitfurt Blieskastel, Kirchberg-Schlossberg (Schlossbergschule) Blieskastel (Schule Am Würzbacher Weiher) Gersheim-Reinheim Gersheim-Medelsheim mit Dependance in Blieskastel-Altheim Homburg-Bruchhof Homburg Einöd Homburg-Langenäcker Homburg-Luitpold Homburg-Sonnenfeld Kirkel-Limbach Kirkel-Neuhäusel Mandelbachtal-Erfweiler-Ehlingen (Arnold-Rütter-Schule) Mandelbachtal-Ormesheim (Theo-Carlen-Schule) St. Ingbert (Albert-Weisgerber-Schule) St. Ingbert (Südschule) St. Ingbert (Rischbachschule) St. Ingbert-Rohrbach (Pestalozzischule) St. Ingbert-Oberwürzbach (Private Montessori-Grundschule) Die Bildungslandschaft wird in Zukunft stark den Einflüssen des demographischen Wandels ausgesetzt sein. Der generelle Schülerrückgang führte in der Vergangenheit (2005) bereits zu Grundschulschließungen bzw.- Grundschulzusammenlegungen und hat auch jetzt den weiterführenden Bereich erreicht. Eine private Förderschule wurde zum Schuljahr 2011/12 geschlossen. Aktuell (zum Schuljahr 2016/17) wurden zwei Gemeinschaftsschulen zusammengelegt. Die Entwicklung der Schülerzahlen muss trotz starkem Zustrom von Flüchtlingskindern weiter beobachtet werden. 72

73 Weiterführende Schulen Die weiterführende Schullandschaft im Saarpfalz-Kreis ist sehr vielfältig. Gemäß ihres zentralörtlichen Charakters, der hohen Einwohneranzahl und der großen Einzugsbereiche sind in der Kreisstadt Homburg und in St. Ingbert die meisten Schulstandorte lokalisiert. Die Gemeinschaftsschulen bieten Bildungsgänge zum Hauptschulabschluss, zur mittleren Reife und zum Abitur an. Der Unterricht orientiert sich an den individuellen Lernvoraussetzungen und Lernprozessen und hat den Anspruch, jedes Kind entsprechend seiner Begabung individuell zu fördern, weshalb die Festlegung auf einen der drei genannten Schulabschlüsse möglichst lange offen gehalten wird. Neben den Gemeinschaftsschulen in Bexbach, Blieskastel, Gersheim, Kirkel, Mandelbachtal und zwei Standorten in Homburg gibt es in St. Ingbert eine klassische Realschule. Insgesamt sechs Gymnasien eröffnen den Schülerinnen und Schülern des Saarpfalz- Kreises die Möglichkeit, die Hochschulreife zu erlangen. Vier der sechs Gymnasien sind hierbei in Trägerschaft des Kreises. Tabelle 25: Verortung der unterschiedlichen Schulen im Kreisgebiet Schulart Verortung Name Gemeinschaftsschulen Bexbach Galileo Schule Bexbach Blieskastel Geschwister-Scholl-Schule Blieskastel Gersheim Gemeinschaftsschule Gersheim Homburg Robert-Bosch-Schule Neue Sandrennbahn Kirkel Gemeinschaftsschule Kirkel Mandelbachtal Mandelbachtalschule Realschule St.Ingbert Schmelzwaldschule 67 Gemeinschaftsschule St.Ingbert- Rohrbach Albertus Magnus Realschule (privat) Gymnasium Blieskastel Von-der-Leyen-Gymnasium Homburg Christian von Mannlich Gymnasium Saarpfalz-Gymnasium Johanneum (privat) St. Ingbert Leibniz-Gymnasium Albertus Magnus Gymnasium (privat) Förderschulen Blieskastel Förderschule Lernen (Franz Carl Schule) Gersheim Private Förderschule geistige Entwicklung (Haus Sonne ) Homburg Förderschule Lernen (Siebenpfeiffer-Schule) Förderschule geistige Entwicklung (Oberlin-Schule) Staatliche Förderschule körperliche und motorische Entwicklung Homburg (Schule am Webersberg) Landesbeauftragter für den Krankenhaus- und Hausunterricht St. Ingbert Förderschule Lernen (Albert-Schweitzer-Schule) Freie Waldorfschulen Bexbach Freie Waldorfschule Saar-Pfalz Berufliche Schulen Homburg Berufsbildungszentrum Homburg (Paul-Weber-Schule) Christliches Jugenddorf Berufsbildungswerk St. Ingbert Berufsbildungszentrum St. Ingbert (Willi-Graf-Schule) Quelle: Eigene Recherche, Homburg Zusammenlegung mit der Mandelbachtalschule beschlossen. 73

74 Die Förderschulen des Saarpfalz-Kreises finden sich in Blieskastel, Gersheim und St. Ingbert. Homburg als bevölkerungsreiches Mittelzentrum, hält mit vier von sieben Einrichtungen im Kreisgebiet den größten Anteil vor. Inklusion im Bildungsbereich bedeutet, dass allen Menschen die gleichen Chancen offen stehen, an qualitativ hochwertiger Bildung teilzuhaben und ihre Potenziale entfalten zu können, unabhängig von besonderen Lernbedürfnissen, Geschlecht und sozialen sowie ökonomischen Voraussetzungen. 68 Drei berufsbildende Schulen in Homburg und St. Ingbert vermitteln eine Fülle sowohl beruflicher als auch allgemeinbildender Schulabschlüsse. Sie reichen zum einen vom Hauptschulabschluss bis zum Abitur und zum anderen von beruflich vorbereitenden Qualifikationen (Gesellen, Facharbeiter) bis hin zum staatlich geprüften oder anerkannten Berufsfachschulabschluss. Im Jahr 1975 wurde in Bexbach eine freie Waldorfschule gegründet, die als alternative Schulform auch zum Hauptschulabschluss, der Mittleren Reife und dem Abitur führt. Bildungsstand der Bevölkerung und Bildungserfolg Die vorangegangene Aufstellung hat gezeigt, dass der Saarpfalz-Kreis institutionell gesehen über eine gute Bildungslandschaft verfügt. Daraus resultieren nach den Ergebnissen des Zensus 2011, dass 45 % der Bürgerinnen und Bürger ab 15 Jahren im Saarpfalz-Kreis einen Hauptschul- oder Volksschulabschluss besitzen. Etwa 22 % haben einen Mittleren Schulabschluss und 27% besitzen die (Fach-) Hochschulreife. Keinen Schulabschluss haben 6 % der Bevölkerung. Diese Verteilung hinsichtlich des höchsten Schulabschlusses ist in etwa mit der für das gesamte Saarland vergleichbar. Hier ist der Anteil derjenigen mit Hauptschul- bzw. Volksschulabschluss mit 48 % etwas höher. Dementsprechend sind die Anteile derjenigen mit mittlerem Schulabschluss (21 %) und mit (Fach-) Hochschulreife (25 %) etwas geringer. Es wird deutlich, dass unter den Personen mit mittlerem Schulabschluss Frauen leicht überrepräsentiert sind (57 %); unter denjenigen mit (Fach-) Hochschulreife sind hingegen Frauen leicht unterrepräsentiert (46 %). Bezüglich der anderen Schulabschlüsse gibt es kaum geschlechtsspezifische Unterschiede. Unter den Bürgerinnen und Bürgern, zu denen Angaben zum höchsten Schulabschluss vorliegen, haben 5 % eine ausländische Staatsangehörigkeit. Eine Differenzierung nach Staatsangehörigkeit zeigt, dass 23 % der Personen ab 15 Jahren, die keinen Schulabschluss besitzen, Ausländer bzw. Ausländerinnen sind. Unter denjenigen mit Hauptschul- bzw. Volksschulabschluss sowie unter denjenigen mit mittlerem Schulabschluss beträgt ihr Anteil jeweils 3 %. Etwa 5 % der Personen mit (Fach-) Hochschulreife besitzen eine ausländische Staatsangehörigkeit dies entspricht auch dem Gesamtanteil. 69 Universitäten und Fachhochschulen In der Kreisstadt Homburg befindet sich die Medizinische Fakultät der Universität des Saarlandes. Jedes Jahr beginnen etwa 285 neue Medizinstudentinnen und -studenten zum Wintersemester mit dem Studium. Das Studium wird von vielen Kliniken und Instituten der Medizinischen Fakultät organisiert. Unterrichtet werden die Studiengänge Humanmedizin und Zahnmedizin. 68 Vgl.: Inklusive Bildung unter 69 Vgl.: Sozialbericht des Saarpfalz-Kreises, Homburg (2014): S

75 Darüber hinaus trägt die Medizinische Fakultät gemeinsam mit der Naturwissenschaftlich- Technischen Fakultät III der Universität des Saarlandes den Studiengang Biologie mit Schwerpunkt Human- und Molekularbiologie, ein naturwissenschaftliches Studium im Grenzbereich zwischen Biologie und Medizin. Außerdem ist die Medizinische Fakultät am Studiengang Bioinformatik beteiligt. 70 Der Saarpfalz-Kreis liegt zusätzlich im Einzugsbereich der Universität des Saarlandes in Saarbrücken und der Technischen Universität in Kaiserslautern. Das Profil der Universität in Saarbrücken ist vor allem geprägt von Informatik, Nano- und Biowissenschaften sowie der Nähe zu Frankreich und den daraus resultierenden Chancen von internationalen Doppelabschlüssen. Zur Saar-Uni zählt eine rechts- und wirtschaftswissenschaftliche, eine medizinische, eine philosophische und eine naturwissenschaftlich-technische Fakultät. Die TU Kaiserslautern ist eine technisch-ingenieurwissenschaftlich ausgerichtete Universität und untergliedert sich in zwölf verschiedene Fachbereiche, darunter Architektur, Bauingenieurwesen, Maschinenbau, Elektro- und Informationstechnik und einige naturwissenschaftliche Bereiche. Zusätzlich liegen im Nahbereich der Saarpfalz die folgenden Fachhochschulen: Saarbrücken: Deutsche Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement, Fachhochschule für Verwaltung des Saarlandes, Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes. Fachhochschule Kaiserslautern mit den Standorten Kaiserslautern, Pirmasens und Zweibrücken Berufsakademie ASW in Neunkirchen Im näheren Einzugsbereich des Saarpfalz-Kreises werden also in mehreren Institutionen hochqualifizierte Arbeitskräfte und breit aufgestelltes Fachpersonal ausgebildet. Die Schaffung von Bleibeperspektiven für diese potentiellen Arbeitnehmer muss zukünftig ausgebaut werden. Erwachsenenbildung und Lebenslanges Lernen Stichworte wie Erwachsenenbildung und Lebenslanges Lernen machen deutlich, dass in der heutigen Zeit eine Notwendigkeit besteht, sich durch dauerhafte Ausund Weiterbildung der schnelllebigen Wissens- und Innovationsgesellschaft anzupassen. Das tägliche Leben ist durch Megatrends wie Globalisierung und Technologieentwicklungen durch ständige neue Herausforderungen geprägt, auf die auch Erwachsene und Senioren, deren Schulzeit schon länger zurückliegt, mit Weiterbildungen reagieren möchten. Das Konzept des lebenslangen Lernens berücksichtigt in der zeitlichen Dimension, dass Lernen nicht nur ein Prozess in der Jugend ist, sondern das ganze Leben lang anhält. 70 Vgl.: Lehre der UKS unter 75

76 Volkshochschulen Im Saarpfalz-Kreis sind vor allem die drei Volkshochschulen wichtige Institutionen im Bereich der Erwachsenenbildung. Die städtischen Volkshochschulen Homburg und St. Ingbert sind anerkannte Einrichtungen der Weiterbildung und bieten eine Vielzahl von Kursen zum Erwerb zusätzlicher Kompetenzen in den Bereichen Fremdsprachen, Beruf und Karriere, Kunst, Kultur und Gestalten sowie im Bereich EDV. Neben den zwei städtischen Volkshochschulen in Homburg und St. Ingbert unterhält der Kreis als Träger auch eine eigene Kreisvolkshochschule. Diese stellt in Ergänzung zu den städtischen Volkshochschulen in Homburg und St. Ingbert ein professionelles Bildungsangebot im ländlichen Bereich des Saarpfalz- Kreises sicher. Ein vielfältiges und teilnehmerorientiertes Weiterbildungsprogramm deckt in den Außenstellen in Blieskastel, Bexbach, Kirkel, Gersheim Mandelbachtal und Niederwürzbach mit über 500 Kursen, Vorträgen, Studienreisen und Exkursionen eine breite Themenpalette ab. Das Angebot reicht von Fremdsprachen, EDV, Musik, Sport über künstlerisches Gestalten, Rhetorik, Literatur, Gesundheit bis hin zu Länder- und Heimatkunde, Geschichte, Politik und Psychologie. Akademie für Ältere Die Akademie für Ältere ist seit über 20 Jahren ein eigenständiger Fachbereich der Volkshochschule Homburg. Die ursprüngliche Idee war es, für ältere Mitbürgerinnen und Mitbürger ein Bildungsprogramm zu entwickeln und umzusetzen, das in besonderer Weise auf deren Interessen und Lerngeschwindigkeit eingeht, vor allem aber didaktisch den Wunsch berücksichtigt, gemeinsam mit Gleichaltrigen zu lernen. Mit der wachsenden Nachfrage seitens der Bürgerinnen und Bürger hat sich dieses Konzept über die Jahre hinweg als stimmig erwiesen, wurde vermehrt angenommen und fand rege Zustimmung. Damit hat die Stadt Homburg eine der wichtigsten Forderungen der aktuellen Altersforschung nachdrücklich unterstützt, die darauf hinausläuft, kommunikative Aktivitäten zu unterstützen und geistige Regsamkeit im Alter zu fördern. Hierdurch wird dazu beigetragen, Isolation im Alter zu verhindern. Medienzentrum des Saarpfalz-Kreises Das Medienzentrum des Saarpfalz-Kreises stellt über mm-Filme, Videofilme und Diaserien für Schulen, Kindergärten, Jugendgruppen und Vereine zur Ausleihe bereit. Auch die zur Projektion notwendigen Geräte, wie beispielsweise Film- und Diaprojektoren, Overheadprojektoren werden zur Verfügung gestellt. 76

77 Bildungsrelevante Bedarfe des Saarpfalz-Kreises Frühzeitige Förderung Welche Vorzüge eine möglichst früh einsetzende Förderung hat, beschrieb Heckmann 2008: Wenn man benachteiligte Kinder sehr früh fördert, sind die ökonomischen Effekte enorm; wenn man sie erst im Jugendalter unterstützt, sind die Effekte minimal. Angesichts dieser Erkenntnis muss das Handlungsfeld der Kinder- und Jugendhilfe weiterentwickelt werden. Dabei sind Hilfen zur Erziehung nicht nur Ausfallbürge für gesellschaftliche Problemlagen, sondern bieten für junge Menschen Hilfe und Unterstützung zu mehr Chancengerechtigkeit und Teilhabe im Bildungsverlauf. Eine Weiterentwicklung der Hilfen zur Erziehung zielt darauf ab, möglichst frühzeitig Hilfen anzubieten, vorhandene Regelangebote und sozialräumliche Ansätze besser zu nutzen. Da gerade auch den Regelsystemen, wie Schule und Kindertagesbetreuung eine größer werdende Bedeutung im Kontext von Erziehung und Bildung in öffentlicher Verantwortung zukommt, müssen diese enger mit den Hilfen zur Erziehung verzahnt werden. Notwendigkeit von Bildungsdaten Im Saarpfalz-Kreis stehen in den kommenden Jahren Entscheidungen an, die qualifizierte Bildungsdaten benötigen. Es stehen Zusammenführungen von Schulstandorten (Demographische Schülerzahlentwicklung) und die Einrichtung von gemeinsamen Oberstufen an Gemeinschaftsschulen an sowie die Errichtung von Ganztagsschulen. Über die rein quantitative Schulentwicklungsplanung hinaus will der Saarpfalz-Kreis sowohl die Qualität des normalen als auch des Ganztagsunterrichts in den Schulen verbessern sowie die Schulen mittelfristig stärker verzahnt im Kontext ihres Sozialraums lenken und entwickeln. Durch die Schulentwicklungsplanung hat der Saarpfalz-Kreis hier prägenden Einfluss auf die Entwicklung der Bildungslandschaft. Jedoch werden bei der Erstellung der Schulentwicklungspläne vor dem geforderten rechtlichen Hintergrund der Gewährleistung eines geordneten Schulbetriebes nach dem Schulordnungsgesetz, überwiegend quantitative Schülerzahlen herangezogen, die derzeit nicht mit anderen Daten z.b. Sozialdaten verknüpft werden und somit nur ein unvollständiges Bild als Entscheidungsgrundlage liefern. Darüber hinaus würden kontinuierliche Bildungsberichte und thematische Schwerpunktanalysen die Schulentwicklungsplanung sinnvoll ergänzen und weitergehende Entscheidungsdaten liefern. Die Durchführung eines Bildungsmonitorings wäre für eine qualifizierte Schulentwicklungsplanung enorm wichtig, um Entscheidungen des Kreistages wesentlich fundierter und im Sinne aller Teilräume und ihrer Bürger treffen zu können. Problemstellungen im Rahmen von Ausbildungsberufen Eine Umfrage der WFG im Sommer 2015 zu aktuellen Problemlagen der ansässigen Betriebe im Kreis hat offen gelegt, dass die Betriebe - bedingt durch den demographischen Wandel - mit einer rückläufigen Bewerberzahl zu kämpfen haben. Zusätzlich gibt es eine steigende Tendenz von Abiturienten, eher ein Studium als eine Ausbildung anzustreben. Auch nach Abschluss einer Lehre wird oft auf dem zweiten Bildungsweg ein Studium nachgeholt. Generell gibt es zu wenige Bewerbungen um Ausbildungsplätze. Geklagt wird von den Unternehmen (o.g. Umfrage) über Unzuverlässigkeit von Auszubildenden, über kurzfristige Absagen, dem Unterzeichnen mehrerer Verträge und dem Abbruch der Ausbildung. 77

78 Laut der Kommunalen Bildungsdatenbank werden 30 % der im Saarpfalz-Kreis geschlossenen Ausbildungsverträge vorzeitig gelöst; diese Quote soll deutlich verringert werden. Um weitere Bedarfe wirksam anzugehen, fehlen allerdings verwertbare Daten. Die Zusammenhänge über Abbrüche in den jeweiligen Schularten und Klassenstufen sowie die Gründe (spezielle Fächer) sind nicht hinreichend untersucht. Der Ausbildungs- und Studienwunsch wird teilweise erfasst, aber nicht in Korrelation zum Alter, der Klassenstufe, dem Schultyp oder dem sozialen Hintergrund gesetzt. Dadurch fehlt die Chance, rechtzeitig gegenzusteuern. Ergebnisse Deutscher Lernatlas Der Deutsche Lernatlas 2011 ist ein Index, der erstmals die Bedingungen für lebenslanges Lernen in allen 412 deutschen Kreisen und kreisfreien Städten sowie den Bundesländern sichtbar und vergleichbar macht. Er bildet ab, wie gut die Entwicklungsbedingungen sind, die die Bürger in allen Lebensphasen und -bereichen in ihrer Region vorfinden. Der Deutsche Lernatlas spiegelt damit auch die Voraussetzungen des Landkreises wider, zukünftig wirtschaftlich und sozial erfolgreich zu sein. 71 Um diese vielfältigen Aspekte des Lernens abbilden zu können, nutzt der Deutsche Lernatlas vier Lerndimensionen: Tabelle 26: Die vier Lerndimensionen des Deutschen Lernatlas: Schulisches Lernen (Learning to know) gibt Hinweis auf die Lernentwicklung von Kindern und Jugendlichen in Schulen, das Studienplatzangebot und das Bildungsniveau von jungen Menschen und Erwerbstätigen in der ausgewählten Region. Berücksichtigt werden Indikatoren aus den Bereichen: Berufliches Lernen (Learning to do) beschreibt die Chancen von Jugendlichen, eine qualifizierende Ausbildung abzuschließen, sowie den Stellenwert der beruflichen Weiterbildung und des Lernens am Arbeitsplatz in der ausgewählten Region. Bedacht werden Indikatoren aus den Bereichen: o o Allgemeine Schulbildung Hochschulbildung Soziales Lernen (Learning to Live together) o o o Berufliche Ausbildung Berufliche Weiterbildung Arbeitsplatzumgebung Persönliches Lernen (Learning to be) erläutert, in welcher Form und in welchem Ausmaß die Menschen in einer Region Möglichkeiten zum sozialen Lernen wahrnehmen. Dieser Aspekt des lebenslangen Lernens wird durch Kennzahlen: macht deutlich, welche Lernmöglichkeiten die Menschen in einer Region zur persönlichen Entwicklung und Entfaltung vorfinden und nutzen. Beachtet werden Indikatoren aus den Bereichen: o zum sozialen Engagement, o Kurse zur persönlichen Weiterbildung o zur politischen Teilhabe o Kulturelles Erbe o und zum Stellenwert der sozialen Integration abgebildet. o o Sport und Erholung Lernen durch Medien Quelle: Ergebnisbericht Deutscher Lernatlas (2011), Hrsg. Bertelsmann Stiftung, Gütersloh, S.8ff. In jeder der vier Lerndimensionen fließen 8 bis 10 Kennzahlen zusammen, die mit den Ursachen und Auswirkungen von Lernprozessen in diesem Bereich in Verbindung gebracht werden können. Die nachfolgende Tabelle stellt die unterschiedlichen Werte der Lerndimensionen für den Saarpfalz-Kreis dar und zeigt, wie er sich gegen die übrigen Landkreise des Saarlandes positioniert. 71 Bertelsmann Stiftung, Deutscher Lernatlas (2015) unter 78

79 Tabelle 27: Deutscher Lernatlas: Vergleich der saarländischen Landkreise 72 Landkreis Deutscher Lernatlas Schulisches Lernen Berufliches Lernen Soziales Lernen Persönliches Lernen Rang Wert Rang Wert Rang Wert Rang Wert Rang Wert St. Wendel 56 51, , , , ,42 Neunkirchen , , , , ,70 Saarlouis 68 50, , , , ,04 Merzig-Wadern 75 49, , , , ,75 Saarpfalz-Kreis 83 47, , , , ,68 Quelle: Bertelsmann Stiftung - Deutscher Lernatlas (2015) unter Eigene Darstellung, Homburg Die 412 Kreise Deutschlands wurden zur besseren Vergleichbarkeit in sechs Regionstypen unterteilt. Hierfür wurden Indikatoren wie Einwohnerzahl und dichte herangezogen. Die saarländischen Landkreise sind, bis auf den Regionalverband Saarbrücken, der Kategorie Kreise im verdichteten Umland zugeordnet, welcher bundesweit 144 Kreise zugeteilt wurden. Der Saarpfalz-Kreis nimmt in dieser Kategorie Platz 83 ein. Im saarländischen Vergleich liegt er somit hinter St. Wendel (56), Saarlouis (68) und Merzig-Wadern (75). Bei der Betrachtung der unterschiedlichen Lernbereiche zeigt sich, dass der Saarpfalz-Kreis in keiner Kategorie herausragende Ergebnisse im Vergleich zu den anderen saarländischen Kreisen aufweisen kann. Im Verhältnis zu den übrigen Kreisen dieser Raumkategorie kann man in den Bereichen des schulischen, beruflichen und sozialen Lernens von einem durchschnittlichen Wert sprechen. Im Rahmen des persönlichen Lernens sind die saarländischen Kreise fast auf den letzten Plätzen der Statistik zu finden ( ). Projekte im Kreisgebiet Kinderbetreuung und frühkindliche Erziehung Kirkeler Kinderbetreuungsnetz Auf Initiative der Gemeindeverwaltung haben in Kirkel Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Kirchen, Unternehmen, Vereinen und Verbänden sowie engagierte Bürgerinnen und Bürger das Kirkeler Bündnis für Familie gegründet. Zu den Unterzeichnern der Gründungsurkunde gehören neben vielen Vereinen und Einzelpersonen unter anderem auch die IHK Region Saarpfalz, die Wirtschaftsförderung Saarpfalz, die Erweiterte Realschule Limbach und das Sozialamt der Gemeinde Kirkel. Das Engagement des lokalen Bündnisses der saarländischen Gemeinde Kirkel ist breit gefächert. Es reicht von Betreuungsangeboten für Kinder und Jugendliche über die Ausgestaltung einer lebendigen kommunalen Infrastruktur bis hin zu Initiativen für Seniorinnen und Senioren. Ein konkretes Projekt, welches aus der Arbeit des Bündnisses hervorgegangen ist, ist das KiKiNet. Damit soll die Kinderbetreuung in der Gemeinde Kirkel flexibler gestaltet werden, z. B. bei Betreuungsnotfällen, und ein Treffpunkt für Eltern und Betreuende werden, die Dienstleistung bei Betreuungsbedarf bzw. -notfällen suchen oder anbieten. Im KiKiNet findet man neben der Betreuungsdatenbank auch unterschiedliche Informationen für Eltern und Betreuungspersonen sowie allgemeine Beratung und Hilfe Hinweis: Ohne Regionalverband Saarbrücken, da dieser einer anderen Raumkategorie (Kreisfreie kleine und mittlere Großstädte) zugeordnet ist. 73 Vgl.: Kirkeler Kinderbetreuungsnetz unter 79

80 UniMedKids Das Lokale Bündnis Kinderbetreuung - UniMedKids hat sich zum Ziel gesetzt, gemeinsam und unter Bündelung aller Ressourcen mit Partnern aus verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen und in Zusammenarbeit mit den Betreuungseinrichtungen in der direkten Nähe zum Universitätsklinikum des Saarlandes in Homburg, den Ausbau und die Flexibilisierung der Kinderbetreuung mit bedarfsgerechten Öffnungszeiten und qualitativ hochwertigen Betreuungsangeboten zu realisieren. Die Perspektiven, Realitäten und Bedürfnisse von Eltern und Kindern sollen hierbei im Vordergrund stehen. 74 Tätigkeiten der Kreisverwaltung in diesem Bereich Fachberatung für Kindertagesstätten Das Jugendamt des Saarpfalz-Kreises bietet allen Kindertageseinrichtungen im Saarpfalz-Kreis Beratung in Sachen Investitionen, Personal, Betreuung und Fortbildung an. Die Beratung richtet sich sowohl an die Träger und das Personal als auch an die Eltern. Die freien Träger haben eigene Fachberaterstellen. Sie arbeiten im Kita-Forum Saarpfalz mit dem Jugendamt zusammen. Die Fachberatung erstellt das Jugendamt jährlich ein Fortbildungsangebot für die Erzieherinnen. Das Programm enthält Ganz- und Halbtagesveranstaltungen zu allen relevanten Themen der Kinderbetreuung und -erziehung. KiBiSS: Kinder - Bildung - Sprache - Sozialisation Der Saarpfalz-Kreis hat in Zusammenarbeit mit der Stadt Homburg und der Stadt St. Ingbert ein niedrigschwelliges, nachhaltiges und vernetztes Hilfesystem entwickelt. Das Präventionsprojekt KiBiSS setzt in Kindertagestätten an und nutzt die erste Schnittstelle zwischen Familie und Bildungseinrichtung als Anknüpfungspunkt. Durch den institutionsübergreifenden Ansatz schließt das Projekt die Lücke zwischen Frühen Hilfen und Schoolworker in der Prävention. Leitgedanke des Projektes sind möglichst frühzeitige Prävention und Ressourcenorientierung. Zielgruppen des Projektes waren zunächst zum einen Eltern mit ihren Kindern und Familien mit Migrationshintergrund sowie zum anderen das gesamte Kindergartenpersonal. Zusätzlich ist KiBiSS im Rahmen des Bundesprogramms Sprach-Kitas: Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist als Fachberatung für Kindertageseinrichtungen tätig. Mit dem Fokus Sprache trägt das Projekt zur Förderung aller Kinder mit Sprachauffälligkeiten und zur Integration vor allem auch von Familien mit Migrationshintergrund bei. Vor dem Hintergrund der wachsenden Anzahl von Menschen mit Migrationshintergrund wird der interkulturellen Kompetenz besondere Beachtung geschenkt. Aus diesem Grund wurden die Inhalte und Schwerpunkte des Präventionsprojekt KiBiSS erweitert. Unter dem neuen Namen KiBiSS+ wird nun auch die Zielgruppe um Flüchtlingsfamilien und Flüchtlingskinder angesprochen. Den Eltern wird in ihrer Lebenswelt niedrigschwellige Unterstützung, Beratung und Begleitung angeboten und eröffnet hierdurch den Kindern ebenfalls eine größere Chance zu einer erfolgreichen Entwicklungs- und Bildungskarriere sowie Teilhabe am Leben. 74 Vgl.: Universität des Saarlandes: UniMedKids unter partner_und_kooperationen/unimedkids. 80

81 Durch die bedarfsorientierte Individualität, die dem Präventionsprojekt KiBiSS+ gelebt wird, können für jede teilnehmende Kindertagesstätte und ihre Familien die für sie effektivsten und hilfreichsten Angebote gefunden werden. Somit werden positive Entwicklungsmöglichkeiten und Qualitätsstandards vorangetrieben. Tabelle 28: Aufgaben und Tätigkeiten von KiBiSS Weiterentwicklung des Handlungswissens der ErzieherInnen bzw. der LeiterInnen KiBiSS vermittelt und organisiert Fortbildungen, um das Fachwissen zu erweitern und Kompetenzen und Fähigkeiten weiter zu entwickeln bietet den Einrichtungen Unterstützung bei der Förderung der deutschen Sprache an unterstützt die Kindertagesstätten im Umgang mit Mehrsprachigkeit fördert die Öffnung zu de unterschiedlichen Kulturen Quelle: Flyer KiBiSS. Kooperation und Vernetzung KiBiSS stellt die Angebote der Kindertagesstätten vor ermöglicht einen kollegialen Austausch bietet Unterstützung bei kollegialer Beratung erweiterte Kooperations- und Vernetzungsstrukturen fördert der interdisziplinären Zusammenarbeit erweitert die Elternarbeit der Kindertagesstätten Bedarfsorientierte Vermittlung von Unterstützungs-, Beratungsund Bildungsangeboten für Eltern KiBiSS ist Ansprechpartner für Ihre Anregungen und Anliegen plant gemeinsam mit den Einrichtungen Aktivitäten zu den Themen Gesundheit, Bewegung und Ernährung bietet Hilfestellungen im Einzelfall an und vermittelt auf Wunsch weiterführende Hilfsangebote stellt Informationen zu aktuellen Erziehungsthemen zur Verfügung engagiert sich für die Bedürfnisse, Interessen und Entwicklungsmöglichkeiten von Kindern Schulen und Schulträgerschaft Die öffentlichen Schulen sind nichtrechtsfähige öffentliche Anstalten ihrer Schulträger. Als Schulträger gilt, wer die sächlichen Kosten der Schule trägt. Soweit die öffentlichen Schulen auf dem Gebiet der inneren Schulangelegenheiten Verwaltungsakte erlassen, gelten sie als untere staatliche Verwaltungsbehörden. Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler und Erziehungsberechtigte gestalten gemeinsam das Leben der Schule. Unbeschadet der Rechte der Schulaufsichtsbehörde und der Schulträger ordnen die Schulen ihre pädagogischen Angelegenheiten im Rahmen der gesetzlichen Vorschriften selbst. Der Saarpfalz- Kreis ist Schulträger von 18 weiterführenden Schulen. Die Kreisverwaltung ist damit zuständig für die äußeren Schulangelegenheiten von acht Gemeinschaftsschulen, vier Gymnasien, zwei Berufsbildungszentren und vier Förderschulen. Der Saarpfalz-Kreis übt als Schulträger seine Rechte und Pflichten als Selbstverwaltungsangelegenheit nach Maßgabe des Schulordnungsgesetzes aus. Als Schulträger hat der Saarpfalz-Kreis die erforderlichen Schulgebäude und Anlagen zu errichten, mit den notwendigen Lehrmitteln, Bibliotheken (Mediotheken) und Einrichtungen auszustatten und ordnungsgemäß zu unterhalten. Er hat ferner das erforderliche Verwaltungspersonal zur Verfügung zu stellen. Vor Ort sind dies vor allem die Schulhausmeister, die Schulsekretär/e/innen und die Schulbuchkoordinator/en/innen. Durch moderne Medienausstattung von Funktionsräumen zum Beispiel im MINT- Bereich sowie bei der Bereitstellung adäquater Räumlichkeiten für den Ganztagsschulbereich wie z.b. Cafeterien, Spiel-, Sport- und Ruhebereiche spielt der Saarpfalz-Kreis eine große Rolle, wie Schulen aufgestellt sind und wie sie ihren pädagogischen Auftrag erfüllen können. 81

82 Der Saarpfalz-Kreis kann somit als Schulträger die Ausbildung der Schüler und Schülerinnen seiner Schulen maßgeblich positiv beeinflussen. Als Sachkostenträger ist er außerdem für die Beförderungskosten, die notwendig durch den Besuch von Förderschulen entstehen, zuständig, sowie für die notwendigen Kosten, die infolge der Behinderung einer Schülerin oder eines Schülers, die oder der eine Schule der Regelform besucht. Dies gewinnt insbesondere vor dem Hintergrund der Inklusion an Bedeutung. Zwar dürfen Räume, Plätze und Einrichtungsgegenstände öffentlicher Schulen nicht für Zwecke verwendet werden, die den Belangen der Schule widersprechen, dennoch werden im Einvernehmen mit der jeweiligen Schulleitung sowohl Schulräume als auch schulische Sportstätten insbesondere Vereinen und anderen gemeinnützigen Institutionen auf entsprechende Nachfrage vom Saarpfalz-Kreis gegen relativ geringes Entgelt zur außerschulischen Nutzung zur Verfügung gestellt. Damit erfüllt der Saarpfalz-Kreis einen maßgeblichen Beitrag im Bereich der Sport-, Gesundheits- und Kulturförderung. Durch die Verbindung mit dem Lernort Schule entstehen insbesondere im Freizeitbereich der freiwilligen und gebundenen Ganztagsangebote Kooperationen mit den Maßnahmeträgern bzw. der Schule. Im Rahmen der Schulträgerschaft organisiert der Saarpfalz-Kreis außerdem die entgeltliche Schulbuchausleihe für seine Schulen und stellt hierzu auch das erforderliche Personal vor Ort und in der Kreisverwaltung. Die Schulbuchausleihe trägt maßgeblich zu mehr Bildungsgerechtigkeit und Chancengleichheit bei, da jeder Schüler und jede Schülerin zumindest durch das Vorhandensein von Lernmaterialien in die Lage versetzt wird, erfolgreich zu lernen. Schulentwicklungsplan Das Schulverwaltungsamt ist für die Erstellung des Schulentwicklungsplanes nach der Schulentwicklungsplanungsverordnung zuständig. Der Planungszeitraum sah bei der erstmaligen Erstellung einen Planungszeitraum von 3 Jahren vor, wird aber im Folgenden einen Zeitraum von 5 Jahren umfassen. Nach der Verordnung muss ein regional ausgewogenes, differenziertes und inklusives Bildungsangebot bezogen auf die weiterführenden Schulen des Saarpfalz-Kreises bereitgehalten werden. Hierbei sind die Regeln des geordneten Schulbetriebs einzuhalten. Der Kreis hat im Rahmen dieser Aufgabe u.a. den mittelfristigen Bedarf an allgemein bildenden Schulen der verschiedenen Schulformen und Schularten und die verschiedenen vorhandenen gebundenen und freiwilligen Ganztagsangebote einschließlich der eventuell vorhandenen Jugendhilfeangebote darzulegen. Auch, und dies ist für seine Aufgabe als Schulträger von entscheidender Bedeutung, ist die Darlegung des vorhandenen Schulraums sowie die Darlegung der mittelfristigen Entwicklung des Schulraumbestandes erforderlich. 82

83 Durch die demographische Entwicklung ist es zum Schuljahr 2016/17 erstmals im Kreis zu einer Schulzusammenlegung bzw. Schulschließung gekommen. Da auch weitere Schulstandorte Gefahr laufen, unter die nach dem Schulordnungsgesetz vorgegebene Zahl, die den geordneten Schulbetrieb noch garantiert, zu fallen, ist die Schulentwicklungsplanung derzeit eine sehr wichtige Aufgabe, um bildungspolitische Weichen im Kreis zu stellen. Die Erhebung weiterer Daten, auf deren Grundlage Handlungsbedarfe z.b. zur Standortsicherung oder zu Schwerpunktsetzung erkennbar würden, wären für die bildungspolitische Kreisentwicklung von großem Vorteil. Insbesondere können Fehlinvestitionen baulicher und sächlicher Art vermieden und notwendige Investitionen vorangetrieben werden. Förderrichtlinie Bildung integriert (Kommunales Bildungsmanagement und - monitoring) Im Rahmen der Förderrichtlinie des Bundes Bildung integriert wird im Saarpfalz-Kreis ein datenbasiertes, kontinuierliches Bildungsmanagement aufgebaut, um den sich entlang des Lebensverlaufes wandelnden Bildungsansprüchen der Bürger gerecht zu werden. Übergeordnete Ziele des Programms sind: Die verbesserte Integration lokaler Bildungsakteure und -systeme Die Etablierung von lokalen Verantwortungsgemeinschaften für Bildung Die Verbesserung des Zugangs zu passgenauen Bildungsangeboten 75 Mit dem Anspruch Übergänge zu gestalten, weniger Abbrüche wird ein wichtiger Beitrag geleistet, um die Wettbewerbsfähigkeit des Saarpfalz-Kreises und insbesondere die Lebensperspektive eines jeden Bürgers zu verbessern. Bildung wird im Saarpfalz-Kreis als Querschnittsaufgabe verstanden und entlang der Lebensverläufe organisiert werden. Deshalb wird zukünftig die Leitstelle Lebenslanges Lernen bei einer klassischen Querschnittsaufgabe, der Stabsstelle demographischer Wandel angesiedelt. Die Leitstelle, als Organisationseinheit von Monitoring und Management, wird die zentrale Kontakt- und Anlaufstelle für Bildungsdaten, die Koordination sowie Vernetzung von Angeboten nach innen und außen sein. Der Bildungsmanager des Saarpfalz-Kreises hat die Aufgabe, die vielfältigen Bildungs- und Beratungsangebote sowie die Initiativen in den verschiedenen Bildungsbereichen abzustimmen. Die Aufgaben des Bildungsmonitorers sind das Auswerten bestehender Bildungsdaten und das Erheben neuer, vertiefender Analysen, um eine transparente und verlässliche Datenbasis für bildungspolitische Entscheidungen zu generieren. Er liefert Informationen über die Bildungslandschaft im Kreis (Stärken und Schwächen) und schafft somit eine Grundlage für eine Diskussion und liefert Impulse für Projekte und Maßnahmen. Koordination der Bildungsangebote für Neuzugezogene Bildung und Ausbildung sind mitunter die wichtigsten Grundlagen der Integration. Hierbei muss man sich vor Augen halten, dass die Integration über alle Bildungsangebote entlang der Lebenslinie stattzufinden hat. 75 Vgl.: Bundesministerium für Bildung und Soziales: Bildung integriert unter DE/ Foerderperiode /ESF-Programme/bmbf/bildung-integriert.html. 83

84 Den Neuankömmlingen muss das deutsche Bildungssystem vom Einstieg in die Kita, über die weiterführenden und berufsbildenden Schulen, bis hin zu Orientierungs- und Beratungsangeboten zugänglich gemacht werden. Dabei kommt der deutschen Sprache als Verständigungsgrundlage eine Schlüsselfunktion zu. Eine wichtige Rolle spielt aber auch das Wissen über das deutsche Schulsystem, das viele Eingewanderte nicht haben. Die Verbesserung der Bildungszugänge für Neuzugewanderte ist eine Querschnittsaufgabe. Wesentliches Ziel des Koordinators ist deshalb die Bündelung der lokalen Potenziale und das gemeinschaftliche Zusammenwirken aller Bildungsakteure durch systematische Einbindung der vor Ort aktiven zivilgesellschaftlichen Akteure, die Berührungspunkte im Themenquerschnitt Bildung / Flüchtlinge haben. Der kommunale Koordinator der Bildungsangebote für Neuzugewanderte ist ein Bestandteil der Leitstelle Lebenslanges Lernen. Die Aufgaben sind: Aufbau bzw. Nutzung/Erweiterung bestehender Koordinierungsstrukturen und -gremien Identifizierung und Einbindung der relevanten Bildungsakteure Herstellung von Transparenz Beratung von Entscheidungsträgern Schoolworker Schoolworker sind die Fachkräfte für die Jugendhilfe. Sie bieten Schülern, Eltern und Lehrern Beratung und Unterstützung an und vermitteln im Bedarfsfall an weitere Fachstellen. Im Bereich der Prävention bieten Schoolworker Unterstützung bei der Initiierung und Durchführung von Projekten an. Ferner ist es Aufgabe der Schoolworker, Schulentwicklung aus dem Blickwinkel der pädagogischen Methoden und Ansätze zu begleiten. Mittlerweile sind 12 Schoolworker im Saarpfalz-Kreis für 21 Grundschulen und 19 weiterführende Schulen eingesetzt. Im Saarpfalz-Kreis ergibt sich ein Personalstelleneckwert von 0,96 je junger Menschen zwischen 6 und 15 Jahren. 76 Ergänzt wird das Schoolworkerprogramm durch den Baustein der Schulsozialarbeit des Kreises an Schwerpunktgrundschulen, was im Vergleich zu anderen Landkreisen ein Alleinstellungsmerkmal darstellt. Koordinationsstelle Jugend und Arbeit Die Koordinationsstelle ist Ansprechpartner für Jugendliche sowie Eltern, Unternehmen und Schulen und bietet Unterstützung bei beruflicher Orientierung und Integration. Sie berät und betreut Jugendliche in Zusammenarbeit mit verschiedenen Institutionen bei der Suche nach einer beruflichen Perspektive und bietet Unterstützung bei Bewerbungen, der Ausbildungs- bzw. Arbeitsplatzsuche, beim Umgang mit Behörden und Ämtern und bei persönlichen Fragen und Problemen. 76 Vgl.: Binz, Christine et al. (2016): Integrierte Berichterstattung über die Hilfen zur Erziehung für die saarländischen Landkreise und den Regionalverband Saarbrücken; Institut für Sozialpädagogische Forschung Mainz ggmbh, Mainz, S

85 EWA-Projekt der Koordinierungsstelle Umwelt und Gesundheit Das 1998 von der Umweltberatungsstelle des Kreises ins Leben gerufene Projekt hatte ursprünglich die Einsparungen von Energie, Wasser und Abfall zum Ziel. Vorausgegangen war die ausführliche Analyse der Energie- und Abfalldaten der Schulen. Im Laufe der Zeit entstand daraus ein Programm, das die Schulen nachhaltig und langfristig bei der Umsetzung des Konzeptes zur Bildung für nachhaltige Entwicklung unterstützt und fördert, sowohl bei der Gestaltung eines gesunden und ökologischen Schulumfeldes als auch bei der pädagogischen Umsetzung. Jedes Jahr sind etwa 10 Schulen aktiv. EWA-Teams aus Schülern, Lehrern und Hausmeistern erarbeiten Verbesserungsmöglichkeiten und informieren die übrigen Schulnutzer. Für diese Bemühungen wurde der Kreis schon mehrfach mit dem bundesweiten Titel Schulträger 21 ausgezeichnet. Viele EWA-Schulen erhalten die vom saarländischen Umweltministerium ausgelobte Grüne Hausnummer. Beide Auszeichnungen würdigen die ökologisch nachhaltige Ausrichtung an den Schulen. Im Rahmen von Arbeitsgemeinschaften, Nachmittagsbetreuung, Unterricht wie auch bei Projektwochen beschäftigen sich die Schüler mit den ökologischen, ökonomischen und auch sozialen Aspekten der nachhaltigen Entwicklung. So haben die Schulen z.b. Ideen zum Abfall- und Energiesparen entwickelt, den sorgsamen Umgang mit Ressourcen thematisiert, sich über Energietechnik und Auswirkungen von Konsum auf den Klimaschutz informiert und Schulpartnerschaften mit Ländern der Dritten Welt gegründet. Sie haben die Beschaffung der Schulmaterialien als auch ihre Schulhöfe ökologischer gestaltet. Gesundheitsaspekte wie regionale und gesundheitsförderliche Schulverpflegung als auch die Luft- und Lärmbelastungen an der Schule sind in den letzten Jahren hinzugekommen. Ganz allgemein ist das Projekt ein wichtiger Beitrag zum Klima- und Gesundheitsschutz. Durch die Schaffung von Problembewusstsein sind langfristige Verhaltensänderungen aller Beteiligten über die Schule hinaus zu erwarten. Schüler und Lehrer können ihr Schulgebäude aus einer anderen Perspektive kennen lernen. Dadurch werden Eigeninitiative und Verantwortungsbewusstsein der Schüler sowie die Identifizierung mit der eigenen Schule gefördert. Gesellschaft für Aus- und Weiterbildung (GAW ggmbh) Die GAW ggmbh ist seit dem Schuljahr 2014/2015 Träger der freiwilligen Ganztagsschule an 11 Schulen im Saarpfalz-Kreis. Die Freiwilligen Ganztagsschulen halten über den Unterricht hinaus hochwertige pädagogische Ganztagsangebote vor. Im Kooperationsprojekt Jugendhilfe Schule arbeiten Jugendhilfe und Grundschulen im Rahmen der freiwilligen Ganztagsschule zusammen. Die Träger der Jugendhilfe leisten die Nachmittagsbetreuung an den Schulen und organisieren eine ganztägige Ferienbetreuung. Unter der federführenden Beteiligung des Saarpfalz-Kreises wurden über 600 Betreuungsplätze von hoher Qualität an 11 Standorten geschaffen. Sie leisten einen wichtigen Beitrag zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Hinzu kommen Projekte im musischen, sportlichen oder auch Ernährungsbereich. Das Angebot wendet sich an alle an der Freiwilligen Ganztagsschule teilnehmenden Schülerinnen und Schüler. Unter den Aspekten Bildung, Erziehung und Betreuung entwickeln sich die Schulen immer mehr zu einem Ort des Lebens und Lernens. Gemäß dem Förderprogramm stellt die GAW ggmbh Erzieherinnen bzw. in der Erziehung erfahrene Personen sowie Lehrer und Sozialpädagogen als Gruppenbetreuer ein. Daneben kommt Ergänzungspersonal wie z. B. Studenten zum Einsatz. Die GAW ggmbh organisiert ebenfalls eine Ferienbetreuung. Dabei legt sie großen Wert auf die Kooperation mit außerschulischen Partnern. 85

86 AQuiS Gesellschaft für Arbeit und Qualifizierung mbh (AQuiS) Die Gesellschaft für Arbeit und Qualifizierung im Saarpfalz-Kreis (AQuiS GmbH) wurde 1997 als gemeinnützige kommunale Beschäftigungsgesellschaft mit dem Ziel gegründet, die soziale und berufliche Re-Integration für Bürgerinnen und Bürger im Saarpfalz Kreis nachhaltig zu sichern. Als Beschäftigungs- und Qualifizierungsträger sieht sie sich ebenfalls dem Thema Ausbildung und Umschulung junger Menschen verpflichtet. Auch im Bereich der Weiterbildung engagiert sich die AQuiS GmbH mit dem Angebot von Lehrgängen. Vor dem Hintergrund des drohenden Fachkräftemangels entwickeln die Mitarbeiter Angebote für Arbeitsuchende und Geringqualifizierte im Bereich der beruflichen Weiterbildung, um die Chancen für eine Vermittlung in den ersten Arbeitsmarkt zu erhöhen. Durch die Qualifizierung zu Fachkräften leistet die AQuiS GmbH einen Beitrag zur Senkung des Fachkräftemangels und gleichzeitig zur beruflichen Entwicklung. Kooperation zwischen dem Saarpfalz-Kreis und der Hochschule Kaiserslautern Die Ziele, die der Saarpfalz-Kreis und die Hochschule Kaiserslautern mit ihrer Kooperationsvereinbarung verfolgen, sind eine vertiefende und praxisbezogene Zusammenarbeit, die Förderung wissenschaftlichen Nachwuchses sowie gegenseitiger Knowhow-Transfer. Durch diese Kooperation ergibt sich für beide Seiten ein echter Mehrwert. Statt grauer Theorie sammeln die Studenten aus den Bereichen Betriebswirtschaft, Informatik und Information Management-Erfahrungen in der Praxis, indem sie ausgewählte Abläufe der Kreisverwaltung mit einem kreativen Blick von außen unter die Lupe nehmen und Verbesserungsvorschläge erarbeiten. Der Saarpfalz-Kreis hat zunächst drei Themenprojekte definiert, mit denen aktuell bereits sechs Studierende des Fachbereichs Betriebswirtschaft betraut sind. Besonders der IT-Bereich wird durch sie einer eingehenden Prüfung unterzogen. Konkret werden eine Verantwortlichkeitsmatrix für den Bereich der IT und ein Konzept für die Inventarisierung des IT-Equipments erstellt. Aber auch die Personalabteilung des Saarpfalz-Kreises wird von der Kooperation profitieren. Dort werden verschiedene Konzepte zur Vereinfachung der Reisekostenabrechnung erstellt und geprüft. Die Kooperationsvereinbarung erstreckt sich generell auf die von beiden Seiten einvernehmlich festgelegten Fachgebiete. Der Fokus liegt sowohl auf gemeinsamen Initiativen und dem Austausch von Wissen als auch auf dem Austausch von Informationen im Anschluss an Forschungs- und Lehrprojekte. Die Vereinbarung gilt für drei Jahre und kann nach Bedarf verlängert werden. Ein weiterer Vorteil einer solchen Kooperation und einer frühzeitigen Einbindung der Studenten liegt darin, dass solche Ansätze einen Beitrag dazu leisten, Fachpersonal, das in der Region ausgebildet wurde, möglicherweise auch zukünftig in der Region zu halten. 86

87 SWOT-Analyse Stärken sehr gute, breit aufgestellte Bildungsinfrastruktur mit allen Schulformen (qualitativ und quantitativ) gute dezentrale Verteilung gute Betreuungsquoten lange Öffnungszeiten der Einrichtung der frühkindlichen Erziehung qualifizierte Tagesmütter, die vom Kreis selbst ausgebildet werden abgestimmter Schulentwicklungsplan derzeit noch ausreichendes Netz an öffentlichen Einrichtungen wie Schulen und Kindergärten gute Erreichbarkeit der Institutionen Kooperationen mit Hochschulen großes Angebot an weiterführenden Schulen führen zu einer hohen Wahlmöglichkeit Aktivitäten zur Verbesserung des Ganztagsschulangebotes vielfältige Angebote der außerschulischen Bildung Viele moderne Einrichtungen zur berufsqualifizierenden Bildung vorhanden Engagierte Einrichtungen im Bereich der Umweltbildung Räumliche Nähe zu diversen Hochschulen Arbeiten der Schoolworker Zusätzliche Schulsozialarbeit an ausgewählten Grundschulen Schwächen Mangelnde Vernetzung der Bildungsangebote Möglichkeiten des regionalen Arbeitsmarktes sind v.a. bei Abiturienten und Studierenden wenig bekannt ( Lieber zur Uni als an die Werkbank ) 77 Mangel an detaillierten Daten zum langfristen Planen und Monitoring der Bildungssituation im Landkreis Viele Angebote und Leistungen der Verwaltung sind dem Großteil der Bevölkerung noch nicht bekannt Chancen Bildungsinfrastruktur als Aushängeschild der Region das intakte Schulangebot, über alle Schultypen hinweg, macht die Saarpfalz als Wohnund Arbeitsstandort attraktiv Förderprogramm Bildung integriert Bildungsmonitoring Abstimmung der Akteure in Hinblick auf lebenslanges Lernen Vernetzung von Wirtschaft und Schulen Frühzeitige Kooperationen von Standorten bei erkennbarer Über- oder Unterauslastung Kooperationen mit weiteren Universitäten im Umkreis Zusammenlegung von Institutionen zur Sicherung der Zukunftsfähigkeit Verbesserungen im Bereich des persönlichen Lernens Ausbau der Sozialarbeit an Grundschulen Risiken Wachsende Nachfrage für Plätze im Kindergarten und in den -krippen Unsicheres / unstetiges Einkommen von Tagesmüttern Fluktuation von Personal Zukünftige Tragfähigkeit einzelner Schulen fraglich Konkurrenzsituation der Schularten Hohe Quote vorzeitig aufgelöster Ausbildungsverträge Abwanderung von qualifizierten Fachkräften und Hochschulabsolventen Schließung kleinerer Dorfschulen Bildungssituation der Migranten, Gefahr der mangelnden Integration Geringe finanzielle Mittel 77 Vgl.: Sponticcia Thomas, Saarbrücker Zeitung ( ). 87

88 4.4 Gesundheitswesen und -infrastruktur Das Gesundheitswesen und die Gesundheitsversorgung gehören zu den klassischen Bereichen der Daseinsversorgung. Ein gewisses Maß an Gesundheit ist die Grundvoraussetzung für alle Lebensvollzüge. Die Personen und Einrichtungen, die im Rahmen ihrer beruflichen Tätigkeit mit der Erhaltung der Gesundheit der Bevölkerung sowie der Behandlung von Krankheiten befassen, bilden den Kern des Gesundheitswesens. Die Bedeutung des Gesundheitswesens wird in Zukunft weiter ansteigen. Die Bevölkerung wird immer älter, wodurch auch der Bedarf an Gesundheits- und Pflegeleistungen wachsen wird. 78 Der entscheidende Baustein der Gesundheitsversorgung sind die medizinischen Einrichtungen und das entsprechende Fachpersonal vor Ort. Durch die steigende Nachfrage infolge des demographischen Wandels gewinnen auch mobile und ambulante Gesundheitsdienstleistungen zunehmend an Bedeutung. Diese können vor allem Versorgungsengpässe in ländlichen und strukturschwachen Räumen auffangen sowie immobilen Menschen Unterstützung bieten. Eine weitere negative Tendenz, die die flächendeckende Versorgung an medizinischer Infrastruktur gefährdet, ist das hohe Durchschnittsalter einiger Mediziner. Viele Praxen werden möglicherweise in den kommenden Jahren aufgrund des Ruhestandes der Inhaber aufgegeben und nicht mehr neu besetzt, da der Anreiz auf dem Land zu arbeiten für viele Jungmediziner geringer ausfällt, als beispielsweise in einem Krankenhaus oder einer städtischen (Gemeinschafts-)Praxis. Beschreibung des Ist-Zustandes und aktuelle Entwicklungen Rolle der Landkreise in der gesundheitlichen Versorgung Landkreise sind wichtige Akteure im Gesundheitswesen. So sind sie selbst beispielsweise Träger von Krankenhäusern, halten den Öffentlichen Gesundheitsdienst vor, sind Träger der Rettungsdienste und teilweise an der Planung und Sicherung der ambulanten medizinischen Versorgung durch die dafür zuständigen Kassenärztlichen Vereinigungen zu beteiligen. Eine wichtige zukünftige Aufgabe der Kreise wird es sein, die unterschiedlichen Leistungsträger des Gesundheitswesens zusammenzubringen, um auf eine verbesserte Zusammenarbeit hinzuwirken. Die Landkreise setzen sich auch oftmals dafür ein, dass die gesundheitliche Prävention in einem koordinierten Rahmen stattfindet. 79 Bedarfsplanung für vertragsärztliche Versorgung Der Bedarfsplan der Kassenärztlichen Vereinigung bildet die Grundlage der vom Landesausschuss gefassten Beschlüsse über Zulassungsmöglichkeiten und die Anordnung/Aufhebung von Zulassungsbeschränkungen in den einzelnen Planungsbereichen. Generell gilt: Je spezialisierter die Versorgung, desto größer wird der räumliche Zuschnitt. Demnach wird die hausärztliche Versorgung nicht mehr auf Landkreisebene geplant, sondern auf Basis sogenannter Planungsbereiche. Der Versorgungsgrad der Hausärzte wird seit dem 1. Januar 2013 nach Mittelbereichen geplant. Im Saarpfalz-Kreis sind drei Mittelbereiche ausgewiesen. Homburg: 106,7% St. Ingbert: 105,2% Blieskastel: 123,7% 78 Vgl.: Bundeszentrale für politische Bildung (2015): Das Gesundheitswesen in Deutschland - Ein Überblickhttp:// ( ). 79 Vgl.: Deutscher Landkreistag (2013.): Rolle der Landkreise in der gesundheitlichen Versorgung, S

89 Im Rahmen der hausärztlichen Versorgung verfolgt die neue Bedarfsplanung das Ziel, dass durch eine kleinräumigere Beplanung eine bessere medizinische Versorgung der Bevölkerung ermöglicht werden soll. Bei den Arztgruppen der allgemeinen fachärztlichen Versorgung (bspw. Augen-, Frauen-, Kinder-, Haut-, Nervenärzte) ist der Planungsbereich der jeweilige Landkreis. Bei der dritten Versorgungsebene, der spezialisierten fachärztlichen Versorgung, welche zum Beispiel die Arztgruppen der fachärztlich tätigen Internisten, der Radiologen, oder Anästhesisten umfasst, erfolgt die Bedarfsplanung zukünftig auf Basis einer so genannten Raumordnungsregion, die als Zusammenschluss mehrerer Landkreise definiert ist. Im Bereich der Kassenärztlichen Vereinigung Saarland hat dies zur Folge, dass als Planungsregion für die vorgenannten fachärztlichen Arztgruppen das gesamte Saarland als Planungsregion gilt. Die neue Bedarfsplanung ermöglicht gegenüber der bisherigen die Berücksichtigung von regionalen Besonderheiten, insbesondere mit Blick auf die Demographie und die Morbidität der Bevölkerung; auch sollen infrastrukturelle und geographische Gegebenheiten stärker berücksichtigt werden. Sollten sich solche Faktoren als relevant erweisen - also maßgeblichen Einfluss auf die lokale bzw. regionale Versorgungssituation der Bevölkerung haben - können diese bei der Fortschreibung des Bedarfsplanes Berücksichtigung finden. Tabelle 29: Versorgungsgrad mit an der vertragsärztlichen Tätigkeit teilnehmenden Ärztinnen und Ärzten nach Fachgebieten (Stand 2013) Augenarzt Chirurg Planungsbereich Frauenarzt HNO- Arzt Versorgungsgrad in % Haut- Arzt Kinder- Arzt Nerven- Arzt Urologe Regionalverband 112,2 160,3 121,5 132,5 125,6 140,9 130,7 137,3 146,7 127,9 Saarbrücken Merzig- 120,0 178,7 118,5 136,7 126,3 148,0 117,0 180,0 116,0 156,9 Wadern Neunkirchen 127,9 245,6 133,7 128,0 121,6 130,1 154,4 127,0 141,7 143,2 Saarlouis 120,5 142,2 128,2 148,3 140,3 149,2 124,8 117,0 137,3 162,3 St. Wendel 159,7 232,9 139,7 136,8 200,5 203,7 229,5 214,9 154,0 130,7 Saarpfalz- Kreis 114,5 174,5 125,6 120,3 158,0 163,6 149,5 164,0 132,4 128,6 Quelle: Ministerium für Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie (2015): Gesundheitsberichterstattung Saarland, unter in Verbindung mit Kassenärztliche Vereinigung Saarland. Der Landesauschuss der Ärzte und Krankenkassen im Saarland hat in der Beschlussfassung vom festgestellt, dass der Planungsbereich Saarpfalz-Kreis in den Bereichen Chirurgen (233,5%), Augen- (160,1%), Frauen- (140%), Haut- (201,0%), Kinder-(197,9%) und Nervenärzte (208,1%) die allgemein bedarfsgerechten Versorgungsgrade aktuell um jeweils 40% übersteigt. Gleiches gilt für die Orthopäden (215,4%) und die Psychotherapeuten (154,3%). 80 Orthopäde Psychotherapeut 80 Vgl.: Beschlussfassung des Landesauschuss der Ärzte und Krankenkassen im Saarland ( ) unter

90 Wichtig ist an dieser Stelle zu wissen, dass bei der Bedarfsplanung, z.b. für den Bereich Psychotherapeuten, nicht ermittelt wurde, wie viele Psychotherapeuten man für eine angemessene Versorgung von Menschen mit psychischen Erkrankungen braucht. Stattdessen wurde 1999 kurz nach Verabschiedung des Psychotherapeutengesetzes gezählt, wie viele Psychotherapeuten sich niedergelassen hatten. 81 Diese Ist-Zahl wurde zum Soll als angemessener Bedarf erhoben und ist bis heute weitgehend unverändert geblieben. Bei der Bedarfsplanung wurde bislang auch nicht berücksichtigt, dass die Nachfrage nach Psychotherapie seit 1999 erheblich gewachsen ist 82, da Menschen mit psychischen Erkrankungen mehr und mehr Gebrauch von ihrem Recht machen, sich in Behandlung zu begeben. Im Gegensatz zum Ärztemangel in vielen Fachbereichen sind genügend gut ausgebildete Psychotherapeuten da, die sich niederlassen könnten. Dies ist aber nicht möglich, weil pro Planungsbereich die Bedarfszahl durch die veraltete Bedarfsplanung festgelegt ist. Resultat ist eine tatsächlich schlechte Versorgungslage für Menschen mit psychischen Erkrankungen. Nach Daten der Bundespsychotherapeutenkammer 83 beträgt im Saarland die durchschnittliche Wartezeit auf einen Therapieplatz 15,2 Wochen (bundesweit: 12,5 Wochen). Gerade im Bereich der psychischen Erkrankungen können unzumutbar lange Wartezeiten aber zu schwerwiegenden Folgeschädigungen führen. Apotheken Über 90% der Bundesbürger wünschen sich auch in Zukunft die Apotheke als schnell und leicht zu erreichenden Ansprechpartner und Wegweiser im Gesundheitswesen. Schon heute ist die Apotheke für knapp 60% der Verbraucher erste Anlaufstelle bei leichteren Beschwerden. Die Verbraucher glauben, dass der Apotheker für die eigene Gesundheit immer wichtiger wird, weil die ärztlichen Gesundheitsleistungen immer weiter gekürzt werden. 84 Im Jahr 2012 gab es im Saarpfalz-Kreis 49 öffentliche Apotheken und eine Krankenhausapotheke. Um den Grad der Versorgung darzustellen, wird die Anzahl der öffentlichen Apotheken auf die Anzahl der Einwohnerinnen und Einwohner bezogen. Für den Saarpfalz-Kreis steht eine öffentliche Apotheke je Einwohner und Einwohnerinnen zur Verfügung. Im saarländischen Durchschnitt kommen auf eine öffentliche Apotheke Einwohnerinnen und Einwohner. 85 Grundsätzlich ist festzuhalten, dass die Versorgung in den Verdichtungsräumen und deren Randzonen wesentlich engmaschiger ist als in den ländlichen Gebieten des Kreises. Im Grunde genommen ist diese Tatsache alleine noch nicht problematisch, da in den Verdichtungsräumen eine höhere Nachfrage bedient werden muss und so mehrere Anbieter rentabel wirtschaften können. Allerdings ist zu befürchten, dass mit den zunehmenden Auswirkungen des demographischen Wandels auch im Bereich der ländlichen Apotheken ein Nachfragerückgang zu erwarten ist und somit die Versorgung mit Medikamenten unzureichend werden könnte. Dies macht zukünftig eine Diskussion über Alternativen, wie beispielsweise Apothekenbusse, notwendig. 81 Vgl.: BundesPsychotherapeutenKammer (2012) unter 4.html. 82 Vgl.: DAGSHG-Jahrestagung-15-Plenarvortrag-Richter.pdf Folie 9: Behandlungsfälle pro Quartal in der ambulanten psychotherapeutischen Versorgung. 83 Ebenda. Folie 14: Lange Wartezeiten auf ein psychotherapeutisches Einzelgespräch. 84 Institut für Handelsforschung Köln, Zukunft der Apotheke unter 85 Vgl.: Sozialbericht des Saarpfalz-Kreises, Homburg (2014): S.163 in Verbindung mit Gesundheitsberichterstattung des Saarlandes. 90

91 Tabelle 30: Apotheken im Saarpfalz-Kreis nach Gemeinden Stadt/Gemeinde Einrichtung Anzahl Bexbach Rosen-Apotheke Glückauf-Apotheke AVIE-Apotheke Ring-Apotheke Blieskastel Sebastian-Apotheke Schlossberg-Apotheke Apotheke Engel am Tivoli Quelle: pflegesuche.de unter Kliniken Kliniken gelten als bedeutende Standortfaktoren und erhalten im Wettbewerb der Landkreise untereinander einen hohen Stellenwert. Gut aufgestellte Kliniken sind ebenfalls von hoher Wichtigkeit wenn es darum geht, Fachkräfte aus dem medizinischen Bereich zu gewinnen und zu halten. Die Bürger des Saarpfalz-Kreises erreichen im Durchschnitt mit dem PKW in 10min ein Krankenhaus. Der saarländische Durchschnitt liegt mit nur 7min geringfügig darunter. 86 Universitätsklinikum des Saarlandes Standort Homburg Apotheke am Bexbach Rathaus- Apotheke St. Barbara Apotheke Barbara-Apotheke Rats-Apotheke Würzbach- Apotheke Gersheim Löwen- Apotheke 1 Homburg Apotheke am Erbach Apotheke an der Uni Apotheke im Globus-Einöd AVIE Brunnen-Apotheke Bahnhof-Apotheke DocMorris-Apotheke Dürer Apotheke Hohenburg-Apotheke Marien Apotheke Markt Apotheke Merburg-Apotheke Rats Apotheke Römer-Apotheke Rondell-Apotheke Schloß-Apotheke Schlossberg-Apotheke Kirkel AVIE Burg-Apotheke Blies- Apotheke 2 Mandelbachtal Mandelbachtal-Apotheke Schwanen-Apotheke 3 Mauritius-Apotheke St. Ingbert Adler- Apotheke Luitpold-Apotheke 12 Florian-Apotheke Markt- Apotheke Gambrinus- Apotheke Rats- Apotheke Hirsch- Apotheke Rohrbach- Apotheke Ingobertus- Apotheke Rosen Apotheke Johannis- Apotheke Saar-Apotheke im Kaufland Das Homburger Klinikum ist das Gesundheitszentrum des Saarlandes und einer der größten Betriebe in der Region. Zentrale Gebiete sind unter anderem beispielsweise die Transplantationsmedizin, das Herz-Lungen-Kreislaufsystem und die Geburtshilfe. Klinischer Schwerpunkt ist die Onkologie und die Behandlung von Leukämiepatienten. Mit über Mitarbeitern ist das Universitätsklinikum einer der bedeutendsten Arbeitgeber im Saarpfalz-Kreis. Darüber hinausstudieren und lernen hier bis zu Medizinstudenten sowie rund 580 Auszubildende verschiedenster Professionen. Für die Facharztqualifikation, die Spezialausbildung in der Pflege sowie für die Fortbildung in allen medizinrelevanten Berufen hat das Klinikum eine zentrale Stellung inne Vgl.: Bundesinstitut für Bau-, Stadt und Raumforschung, Bonn (2016), Indikatoren und Karten zur Raum und Stadtentwicklung unter 91

92 Dass Krankenversorgung, Forschung und Lehre hier so eng miteinander verzahnt sind, stellt ein Mehrwert für alle Bereiche und die ganze Region dar und schafft so ideale Voraussetzungen für internationale Spitzenforschung. Jährlich werden in Homburg mehr als Patienten stationär und Patienten ambulant behandelt, wobei rund 60% aus dem Saarland, 36% aus Rheinland-Pfalz und 4% aus dem übrigen Bundesgebiet sowie dem Ausland kommen. Das Klinikum verfügt über Planbetten inklusive 91 teilstationäre Plätze. 87 Kreiskrankenhaus St. Ingbert - Geriatrische Rehaklinik - Gesundheitspark Zur Kreiskrankenhaus St. Ingbert GmbH gehören das Krankenhaus St. Ingbert, ein Krankenhaus der Grund- und Regelversorgung mit ausgeprägter Schwerpunktbildung, die angeschlossene Geriatrische Rehaklinik mit Tagesklinik sowie die Kreiskrankenhaus St. Ingbert Service GmbH. Das Kreiskrankenhaus St. Ingbert verfügt über die Hauptfachabteilungen Medizinische Klinik, Chirurgische Klinik und Hals-Nasen-Ohren-Klinik sowie die Belegabteilung Frauenheilkunde. Rund um das Kreiskrankenhaus St. Ingbert haben sich in verschiedenen Gebäuden bereits unterschiedliche Unternehmen der Gesundheitsbranche angesiedelt. Der Gesundheitspark St. Ingbert wächst stetig weiter. Das im März 2006 eröffnete Zentrum für Prävention und Gesundheitsförderung GmbH & Co. KG (ZPG) ist einer der wichtigsten Partner innerhalb der sektorenübergreifenden Vernetzung. Die Kreiskrankenhaus St. Ingbert GmbH hat sich für die nähere Zukunft das Ziel gesetzt, die genannten Institutionen, das medizinische Leistungsspektrum und die Vernetzung rund um das Akutkrankenhaus weiter auszubauen. Der Saarpfalz-Kreis leistet durch seine Trägerschaft engen wichtigen Beitrag zur Sicherstellung der stationären und ambulanten medizinischen Versorgung. Zukünftig muss die Rolle des Kreiskrankenhauses weiter gestärkt werden und als wichtiger Baustein zur Sicherung der medizinischen Versorgung durch die öffentliche Hand angesehen werden. Gerade mit Blick auf den demographischen Wandel verdient der Gesundheitspark eine zusätzliche Wertschätzung und besondere Beachtung. Bild 8: Luftaufnahme des Kreiskrankenhauses in St. Ingbert. 87 Vgl.: Universität des Saarlandes (2014): Kompetenzbericht Wissenschafft Gesundheit unter KBs/Kompetenzbericht_2014.pdf 92

93 MediClin Bliestal Klinik Die MediClin Bliestal Kliniken bieten als anerkannte Rehabilitationsklinik stationäre, teilstationäre und ambulante Rehabilitation in den Fachbereichen Innere Medizin/Kardiologie, Orthopädie und Rheumatologie sowie Psychosomatik an. Mit 508 Betten sind die MediClin Bliestal Kliniken die größte Einrichtung ihrer Art im gesamten Saarland. Jährlich werden Patienten mit gezielten Aufbau- und Heilmaßnahmen auf die Rückkehr in einen aktiven Alltag nach der Krankheit vorbereitet. Bild 9: MediClin Bliestal Klinik. Darüber hinaus sind im näheren Einzugsgebiet des Saarpfalz-Kreises folgende saarländischen Einrichtungen zu finden: Knappschaftskrankenhaus Sulzbach Städtisches Klinikum Neunkirchen ggmbh Marienhausklinik St. Josef Kohlhof Im pfälzischen Zweibrücken befindet sich: St. Elisabeth Krankenhaus gem. GmbH Bettenanzahl Im Jahr 2013 hielten die medizinischen Einrichtungen 97,1 Krankenhausbetten je EW bereit. Damit hatte der Saarpfalz-Kreis die höchste Bettenanzahl im Saarland. Die Entwicklung der Krankenhausbetten war im Zeitraum von mit -1,8% negativ, fiel aber im Ländervergleich deutlich geringer aus als in den übrigen Landkreisen. Tabelle 31: Krankenhausbetten und deren Entwicklung Landkreise Krankenhausbetten je EW in Entwicklung Krankenhausbetten im % Regionalverband Saarbrücken 80,2-3,9 Merzig-Wadern 46,2-3,6 Neunkirchen 53,9-5,4 Saarlouis 48,7-6,3 St. Wendel 26,9-4,8 Saarpfalz-Kreis 97,1-1,8 Quelle: Bundesinstitut für Bau-, Stadt und Raumforschung, Bonn (2016), Indikatoren und Karten zur Raum und Stadtentwicklung unter Insgesamt kann festgehalten werden, dass der Saarpfalz-Kreis selbst und in Verbindung mit den umliegenden Institutionen über eine sehr gute Ausstattung an Kliniken und ein breites Angebot an fachmedizinischer, stationärer und ambulanter Versorgung verfügt. 93

94 Zukünftig könnte die Zusammenarbeit, Kommunikation und Kooperation der Krankenhäuser im Kreis und der näheren Umgebung zu weiteren positiven Effekten in der medizinischen Versorgung führen. Vor dem Hintergrund des demographischen Wandels und im Hinblick auf den anwachsenden Ärztemangel erscheint es sinnvoll, intelligente sektorenübergreifende Versorgungskonzepte zu fördern und entsprechende Umstrukturierungshilfen zu leisten. Erreichbarkeit der Angebote der Gesundheitsversorgung (Ergebnisse Umfrage Sozialbericht) Knapp 40% der Befragten können eine Praxis für Allgemeinmedizin in etwa 10 Minuten fußläufig erreichen. Knapp 60% können sie mit dem Auto oder dem ÖPNV gut erreichen. Nur 2% haben angegeben, dass sie einen Allgemeinmediziner bzw. eine Allgemeinmedizinerin nicht gut erreichen können. Am höchsten ist dieser Anteil mit 5% in Gersheim. Ähnlich sieht die Verteilung der Angaben hinsichtlich der Erreichbarkeit von Zahnärzten und Zahnärztinnen aus. Weniger gut wird jedoch die Erreichbarkeit von anderen fachärztlichen Praxen bewertet. Etwa 11% der Bürgerinnen und Bürger gaben an, dass sie dieses ärztliche Angebot nicht gut erreichen können. Besonders hoch ist dieser Anteil mit 43% in Gersheim. In Homburg ist dieser Anteil mit 3% am geringsten. Ein Viertel der Befragten gab an, dass sich eine physiotherapeutische Praxis in fußläufiger Nähe befindet. Weitere 68% können eine solche Praxis mit dem Auto oder dem ÖPNV gut erreichen. Für 6% ist dieses Angebot nicht gut zu erreichen. Hinsichtlich dieser Angabe sind Unterschiede zwischen den Städten und Gemeinden festzustellen. Die Anteile liegen zwischen 3% in Homburg und 17% in Gersheim. Da sich die Krankenhäuser des Saarpfalz-Kreises in Homburg und St. Ingbert befinden, wird dort die Erreichbarkeit auch am besten eingeschätzt. In Gersheim gaben 42% an, dass ein Krankenhaus nicht gut zu erreichen ist. Reha-Kliniken werden von einem Viertel der Befragten insgesamt als nicht gut erreichbar eingestuft. Allerdings ist hier der Bedarf an einer wohnortnahen Versorgung auch eher gering. Rettungswesen Der Rettungsdienst als öffentliche Aufgabe der Daseinsfürsorge und Gesundheitsvorsorge ist im Saarland eine den Landkreisen übertragene Aufgabe. Um diese Aufgabe landesweit einheitlich und homogen zu erfüllen, wurde im Jahr 1977 der Rettungszweckverband Saar (RZV) als Körperschaft des öffentlichen Rechts gegründet. Sein Sitz ist seit 2005 im Saarpfalz-Park in Bexbach. Im September 2009 wurde der Rettungszweckverband zum "Zweckverband für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung" (ZRF Saar). Insgesamt werden an 36 Rettungswachen-Standorten im Saarland 51 Rettungswagen, 14 Notarzteinsatzfahrzeuge und 53 Krankentransportwagen des öffentlich-rechtlichen Rettungsdienstes vorgehalten. 88 Er ist somit verantwortlich für die flächendeckende und bedarfsgerechte Versorgung der saarländischen Bevölkerung mit Notfallrettung und Krankentransport. Im Saarpfalz- Kreis sind der DRK Kreisverband Homburg sowie der DRK Kreisverband St. Ingbert mit der Durchführung des öffentlich-rechtlichen Rettungsdienstes beauftragt. Der DRK KV Homburg betreibt dazu die Rettungswachen an den Standorten Homburg und Bexbach; der DRK KV St. Ingbert betreibt die Rettungswachen St. Ingbert, Blieskastel, Mandelbachtal und Gersheim. Das heißt, dass im Saarpfalz-Kreis sechs Rettungswachen von zwei öffentlich-rechtlichen Betreibern lokalisiert sind. Daneben ergänzen private Krankentransport-Unternehmen das Angebot. 88 Vgl.: Zahlen von ZRV, Stand

95 Präventionszentrum St.Ingbert Prävention und Gesundheitspflege genießen heute einen hohen Stellenwert, da viele Menschen auch im höheren Lebensalter leistungsfähig und mobil bleiben möchten. Ziel des Präventionszentrums in St. Ingbert ist die Koordination, Beratung und Durchführung von Maßnahmen zur Gesundheitsversorgung und medizinischen Prävention in Zusammenarbeit mit dem Krankenhaus St. Ingbert und lokalen Arztpraxen, krankengymnastischen Praxen sowie mit qualifizierten Fitness-Studios. Der Schwerpunkt liegt hierbei auf dem Angebot von sportmedizinischem Training, aber auch von Kursen und Seminaren zur Optimierung der Lebensführung. Projekte im Saarpfalz-Kreis Saarpfalz mit peb Ein Landkreis macht sich fit Im Saarpfalz-Kreis besteht seit 2010 ein Netzwerk, das sich für die Übergewichtsprävention bei Kindern und Jugendlichen einsetzt. Eine Vielzahl von Personen und Institutionen aus den Bereichen Ernährung und Bewegung arbeiten zusammen, um bedarfs- und zielgruppenorientierte Projekte und Aktionen anzuregen bzw. umzusetzen. Unterstützt wurde der Saarpfalz-Kreis bis Ende 2015 von Regionen mit peb in Berlin, einem Programm des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz. Seit 2013 besteht die Kooperation mit der Kampagne "Das Saarland lebt gesund". Im Rahmen dieser Thematik bietet das saarpfälzische Adipositasforum eine Reihe von Fachtagungen mit verschiedenen Schwerpunkten an. AG ''Gesunde und nachhaltige Kitas'' Seit 2010 gibt es eine Arbeitsgemeinschaft, die die Entwicklung gesunder und nachhaltiger Kindertagesstätten fördern will. Die Erzieherinnen der beteiligten Kitas treffen sich zwei- bis dreimal im Jahr immer in einer anderen Kita. Zu den verschiedensten Themen werden Fachinformationen teilweise über Referenten oder Fachleute aus den eigenen Reihen ausgetauscht. Bisherige Beispielthemen waren Zahngesundheit im Kindesalter, Lärmvermeidung in der Kita, Schadstoff-Belastung in der Kita, Sonnenschutz im Kindesalter und die Vorstellung des pebund pebber-führerschein. Frühe Hilfen im Saarpfalz-Kreis Seit zehn Jahren arbeitet der SPK mit unterschiedlichen Angeboten im Bereich der Frühen Hilfen. Adressaten sind Familien mit Kindern im Alter von 0 bis 6 Jahren. Die Frühen Hilfen sind im Präventionsbereich angesiedelt mit der Bandbreite von Angeboten für alle Familien bis zu Angeboten für Familien mit besonderem Unterstützungsbedarf. Die Frühen Hilfen arbeiten in Kooperation zwischen dem Gesundheitsamt und den Familienhilfezentren des Saarpfalz- Kreises und weiterhin in Kooperation mit anderen Trägern der Jugendhilfe und Bildungsträgern interdisziplinär zusammen. Die vorhandenen Angebote wurden koordiniert und haben sich verstetigt. Für neue Bedarfe von Familien werden neue Angebote entwickelt. Die Angebotspalette hat sich wie folgt entwickelt: Familiengutschein, auch mit aufsuchenden Willkommensbesuchen einer Stadt und einer Gemeinde, nachgehende Interventionen bei nicht durchgeführten Früherkennungsuntersuchungen sowie subsidiäre Durchführung der versäumten Untersuchungen, Elternberatung in Gesundheits- und Entwicklungsfragen, Familienhebammen und Kinderkrankenschwestern in aufsuchender Arbeit schon in der Schwangerschaft bis zum vollendeten erstem Lebensjahr, aufsu- 95

96 chende Betreuung bei gesundheitlichen Problemen des Kindes jenseits des ersten Lebensjahres, Beratung unserer Netzwerkpartner, Elternkurse, Ehrenamtsmitarbeiterinnen, Eltern-Kind- Gruppen mit interdisziplinärer Leitung in den Familienhilfezentren, Entwicklungspsychologische Beratung, vor Ort Sprechstunde in den FHZ, im Jobcenter und in der Universitätsklinik, Kursangebote in den FHZ: Teenie Eltern, Beikost kochen, Sprechstunde der Elternbegleiter in Kitas. Tätigkeiten der Kreisverwaltung in diesem Bereich Fachbereich Gesundheitswesen/Gesundheitsamt Seit 1997 gehören das Gesundheitsamt und seine Nebenstellen in St. Ingbert und Blieskastel zur Kreisverwaltung. Die Aufgaben sind sehr vielfältig und dienen dazu die Gesundheit der Bevölkerung des Saarpfalz-Kreis zu schützen und zu fördern. Das Gesundheitsamt hält folgende Abteilungen vor: Amtsärztlicher Dienst inklusive Tubercoloseüberwachung und Reisemedizin, Gesundheitsaufsicht, Jugendärztlicher Dienst inklusive Zahnärztlichem Dienst, Sozialer sowie die Gesundheitsaufsicht und die Koordinierungsstelle Umwelt und Gesundheit. Neben den Aufsichts- und Kontrollfunktionen übernimmt das Gesundheitsamt wichtige Vorsorgefunktionen. Zu den Angeboten des Gesundheitsamtes gehören außerdem telefonische und persönliche Beratung zu unterschiedlichen Themenfeldern. Präventiv wirkt die Informationsarbeit der Gesundheitsförderung. Amtsärztlicher Dienst Aufgabe dieses Dienstes ist das Erstellen von medizinischen Gutachten. Hauptauftraggeber sind die Jobcenter im Saarpfalz-Kreis. Da die Aufträge nicht gleichmäßig über das Jahr verteilt eingehen, kommt es zeitweise zu Engpässen bzw. Verzögerungen. Der Arbeitsanfall in einigen Bereichen (Reiseimpfberatung, Leichenschauen) ist ebenfalls nicht vorhersehbar und daher nicht planbar. Tabelle 32: Leistungen des amtsärztlichen Diensts Amtsärztliche Begutachtung Angestellte des Saarpfalz-Kreises bei Neueinstellung und im Krankheitsfall Empfänger von Grundsicherung nach 6 a SGB II im Hinblick auf Arbeitsfähigkeit, Mehrbedarf für Ernährung und Wohnungssituation Asylbewerber im Hinblick auf notwendige medizinische Leistungen im Krankheitsfall Schüler zur Abklärung längerer Fehlzeiten und zur Frage der Befreiung vom Sportunterricht Studenten, die aus gesundheitlichen Gründen nicht an einer Prüfung teilnehmen wollen oder können Heimbewohner nach SGB XI (Pflegebedarf) Kunden der Jobcenter des Saarpfalz-Kreises im Hinblick auf ihre Leistungsfähigkeit auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt Kommunal- und Bundesbeamte Landesbeamte der übrigen Bundesländer mit Wohnsitz im Saarland Leichenschau mit amtsärztlicher Bescheinigung für Feuerbestattung Gerichtsärztliche Gutachten Beurteilung der Verhandlungsfähigkeit oder Haftfähigkeit in Strafverfahren im Auftrag von Gerichten und Staatsanwaltschaften Gutachten nach dem Unterbringungsgesetz 96

97 Bescheinigungen nach dem Schengener Abkommen Überprüfung der Fahrtauglichkeit und der Tauglichkeit nach dem Waffengesetz Gutachten in Adoptionsangelegenheiten Tuberkuloseüberwachung Quellensuche und Umgebungsuntersuchung bei Meldung eines Tuberkulosefalles nach IfSG Überwachung der Kontrollbefunde sowie der Pflichtuntersuchungen Medizinische Beratung der Betroffenen und ihrer Kontaktpersonen Überwachung der Erkrankten in Hinblick auf die Medikamenten-Einnahme Quelle: Eigene Zusammenstellung des Gesundheitsamtes Reiseimpfung Individuelle Beratung zum Gesundheitsschutz Terminierung von Impfplänen Aufklärung über Impfungen und Impfnebenwirkungen sowie über die entsprechenden Erkrankungen Durchführung von Gelbfieberimpfungen Zusätzlich ist der ärztliche Dienst in mehreren Arbeitsgruppen und Ausschüssen aktiv und liefert dort fachliche Impulse. Arbeitsgruppe der Amtsärzte/innen Arbeitsgruppe der stellvertretenden Amtsärzte/innen Kreistag Sozialhilfebeirat Totobeirat Kreispflegeausschuss Beirat des Zentrums für Prävention Psychiatriebeirat Jugendhilfeausschuss Quelle: Eigene Zusammenstellung des Gesundheitsamtes Gesundheitsaufsicht Die Abteilung Gesundheitsaufsicht überwacht angeordnete Maßnahmen zur Seuchenbekämpfung und Verhütung, prüft vor Ort öffentliche, gewerbliche und private Anlagen und Einrichtungen auf die Einhaltung der gesetzlichen Hygieneanforderungen. Zudem führt die Abteilung Kontrollen in z.b. Krankenhäusern, in Vorsorge- und Rehabilitationseinrichtungen, in Einrichtungen des Sauna, Kur- und Bäderwesens, bei Rettungsdiensten und Einrichtungen des Zivil- und Katastrophenschutzes durch. Auch in Schulen, Heimen, auf Spielplätzen und in Freizeitanlagen, in Bädern und Badegewässern, in Flüchtlings- und Gemeinschaftsunterkünften, in Einrichtungen des Bestattungswesens, der Wasserversorgung sowie der Abwasser- und Abfallentsorgung überwacht und überprüft die Gesundheitsaufsicht die hygienischen Bedingungen. Bei Ortsbesichtigungen, Begehungen und Betriebsüberprüfungen werden von den Hygieneinspektoren stichprobenartig Proben entnommen und vor Ort analysiert. Es werden Ermittlungen bei Verstößen gegen angeordnete Maßnahmen zum Schutz vor gesundheitsgefährdenden Umweltbelastungen wie Lärm, Luft- und Wasserverschmutzungen oder radioaktiver Strahlung durchgeführt. Zudem berät die Abteilung die örtlich zuständigen Organe sowie die Bevölkerung z. B. in Fragen der Luft-, Boden-, Wasser- und Abwasser- oder Seuchenhygiene. Sozialer Dienst Der Soziale Dienst (SD) bietet persönliche (auch aufsuchende Hilfe) und telefonische Beratung, Begleitung und Unterstützung für körperlich und/oder geistig Beeinträchtigte, alte Menschen, psychisch Kranke, Suchtkranke sowie chronisch Kranke und ihre Familien an. Des Weiteren berät der SD in Fragen sexuell übertragbarer Infektionen (STI) und führt diesbezüglich anonyme und kostenlose Beratungen und Testung durch. Der SD berät Schwangere (Verhütung, finanzielle Hilfsangebote, Suchtmittelkonsum) und ist anerkannte Beratungsstelle nach 219 STGB (Schwangerschaftskonfliktberatung). 97

98 Ein wesentlicher Bestandteil des SD ist die Prävention. Konzipierung und Durchführung von eigenen und bundesweiten Projekten in Kitas, Schulen und im außerschulischem Bereich mit den Themen Ernährung, Essstörungen, STI-Prävention, Sexualerziehung, Suchtprävention, Klasse 2000 und die Netzwerkarbeit auf Kreis- und Landesebene sind Schwerpunkte der Präventionsarbeit des Sozialen Dienstes. Jährlich werden verschiedene Präventionsveranstaltungen wie beispielsweise Projekttagen und wochen (Woche der Wiederbelebung, Krebswoche, Welt-AIDS-Tag, Glückspielwoche etc.) organisiert und durchgeführt. Außerdem ist die Koordination der gemeindenahen Suchtprävention nach dem Saarländischen Suchthilfegesetzt im Saarpfalz-Kreis beim SD angesiedelt. Jugendärztlicher Dienst Das Team des Jugendärztlichen Dienstes besteht aus fünf Kinder- und Jugendärztinnen, sowie acht Sozialmedizinischen Assistentinnen (Kinder- bzw. Krankenschwestern mit sozialmedizinischer Zusatzqualifikation). Die Angebote richten sich sowohl an Kinder und ihre Eltern, wie auch an Gemeinschaftseinrichtungen für Kinder. Die Arbeitsschwerpunkte sind: Gesundheitsprävention Früherkennung von Erkrankungen, Behinderungen und Entwicklungsstörungen Vermittlung von Therapie- und Fördermaßnahmen Impfschutz, Reiseimpfberatung Einschulungsuntersuchung Frühe Hilfen Beratung von Gemeinschaftseinrichtungen zum Thema Kindergesundheit Zahnärztlicher Dienst Der zahnärztliche Dienst des Gesundheitsamtes führt die zahnmedizinische Gruppenprophylaxe in den Grundschulen des Saarpfalz-Kreises durch, erstellt epidemiologische Studien zum Mundgesundheitszustand der Grundschüler und steht auf Anfrage für Beratungsgespräche zur Verfügung. Im Rahmen der Amtshilfe werden gutachterliche Stellungnahmen für andere Behörden bezüglich medizinisch fachlicher Fragen, aber auch bezüglich der Vereinbarkeit vorgeschlagener Behandlungsmaßnahmen mit einschlägigen rechtlichen Regelungen angefertigt. Koordinierungsstelle Umwelt und Gesundheit Die Koordinierungsstelle wurde 2008 beim Gesundheitsamt des Saarpfalz-Kreises eingerichtet und beschäftigt sich sowohl mit den Themen des umweltbezogenen Gesundheitsschutzes als auch mit Fragestellungen im Bereich des Klimaschutzes. Ein wesentliches Ziel ist das Aufzeigen von Möglichkeiten, wie durch einen nachhaltigen Lebensstil gleichzeitig die Gesundheit geschont werden kann. Ein Schwerpunkt der Arbeit liegt auf der Konzeption und Durchführung von Projekten im Umwelt -und Gesundheitsbereich, insbesondere der Zusammenarbeit mit Schulen und Kindergärten (s. Bildung und frühkindliche Entwicklung). Die KUG ist daher Ansprechpartner für diese Zielgruppen, aber auch für Vereine, Behörden und sonstige im Bereich Umwelt und Gesundheit tätige oder interessierte Gruppen bzw. Institutionen. Die Koordinierungsstelle hält für alle Bürger eine Vielzahl von Informationsmaterialien und Broschüren bereit. 98

99 Klasse 2000 Das Programm Klasse 2000 fördert die positive Einstellung zur Gesundheit. Das Programm vermittelt Wissen über den Körper und gibt praktische Tipps zur gesunden Ernährung und Bewegung. Es fördert außerdem die persönlichen und sozialen Kompetenzen der Kinder sowie ihr Selbstwertgefühl. Die Grundschulkinder werden kontinuierlich vom 1. bis zum 4. Schuljahr begleitet. Im Saarpfalz Kreis nahmen im Schuljahr 2015/ Grundschulklassen (einschl. 3 Klassen der Förderschule "Am Webersberg") mit insgesamt Kindern (einschl. 30 Kinder der Förderschule) an dem Klasse 2000-Programm teil. Das bedeutet, dass 41 % der Grundschulkinder des SPK in das Präventionsprogramm Klasse 2000 eingebunden waren. Bundesweitgesehen nimmt der Saarpfalz-Kreis hier eine Vorreiterrolle ein. Von den geförderten 78 Klassen wurden 60 Klassen durch 10 Mitarbeiterinnen des Gesundheitsamtes (Gesundheitsförderinnen) betreut. Die beste Vorbeugung ist eine gelungene Persönlichkeitsentwicklung der Kinder und Jugendlichen. Ausgehend von dieser Erkenntnis behandelt Klasse 2000 folgende Themen: Den Körper kennenlernen (Atmung, Bewegung, Verdauung, Herz-Kreislauf, Gehirn ), gesund und lecker essen, sich regelmäßig bewegen und entspannen, Gefühle erkennen und damit umgehen, Konflikte gewaltfrei lösen, Tabak und Alkohol kritisch beurteilen und auch bei Gruppendruck Nein dazu sagen können, Werbung durchschauen sowie der Umgang mit Fernsehen und Computer. Klasse 2000 wird von einem gemeinnützigen Verein getragen und finanziert sich ausschließlich über Spenden, meist in Form von Patenschaften für einzelne Klassen. Der Patenschaftsbetrag liegt derzeit bei 220 pro Schuljahr und Klasse. Als Paten engagieren sich vor allem Service Clubs, Eltern, Firmen und Privatpersonen. Der Saarpfalz-Kreis übernimmt einen Großteil der Patenschaften. Tätigkeiten des Amt für soziale Angelegenheiten in dem Themenfeld Gesundheit Psychiatrie/Psychiatrische Versorgung Im Saarpfalz-Kreis wurde ein ausdifferenziertes, gemeindenahes psychiatrisches Versorgungssystem entwickelt, welches ambulante, stationäre und teilstationäre Akutbehandlung ebenso ermöglicht wie weiterführende Betreuung durch komplementäre Versorgungskomponenten. Ausgehend von den Erfahrungen als Modellregion des Bundesmodellprogramms Psychiatrie in der ersten Hälfte der 80er-Jahre und begünstigt durch die Fachlichkeit und wissenschaftliche Kompetenz der nahen Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, nicht zuletzt aber auch durch das Engagement vor Ort tätiger Versorgungsträger, erfolgte und erfolgt bis heute eine beständige Weiterentwicklung des Versorgungsnetzes. Der Saarpfalz-Kreis unterstützt im Wissen um Bedeutung und Wichtigkeit eines funktionierenden Versorgungssystems für psychisch Kranke dessen Unterhaltung und Ausbau im Rahmen seiner der Möglichkeiten. Von großer Bedeutung ist diesem Prozess die Kommunikation und gegenseitige Information zwischen den verschiedenen Leistungsanbietern, Kostenträgern, den Kommunen und dem Land. In Federführung des Amtes für soziale Angelegenheiten unterhält der Saarpfalz-Kreis daher ein Austauschgremium zu Fragen der psychiatrischen Versorgung im Saarpfalz- Kreis unter Beteiligung von Vertretern und Vertreterinnen der in der Versorgungsregion tätigen psychiatrischen und psychosozialen Einrichtungen und Dienste. 99

100 Diese regionale Plattform dient dem Austausch von Informationen und aktuellen Entwicklungen, zum Knüpfen von Netzwerken, aber auch zur Diskussion von Versorgungsbedarfen und - strukturen. Psychosoziale Betreuung gem. 16 a Nr. 3 SGB II; Arbeitstrainingsplätze (ATP) Arbeitstrainingsplätze stellen als sozialintegrative Leistung nach 16 SGB II eine bedarfsgerechte und erfolgreiche Möglichkeit zur Förderung von Teilhabe und Integration psychisch Kranker im Kontext Arbeit dar. Die Hilfen sind an der individuellen Bedarfslage der Hilfesuchenden orientiert, sie berücksichtigen deren jeweilige Leistungsfähigkeit und -schwankungen und sie werden wohnortnah erbracht. Durch den Kontakt zur realen Arbeitswelt wird dem Ansatz der Inklusion entsprochen und den Teilnehmern/innen des Programmes ATP eine Tagesstruktur alternativ zu sonstigen tagesstrukturierenden Angeboten ermöglicht. Auch kann die Trennung der Bereiche Wohnen - Arbeit - Freizeit, wie sie auch Bestandteil des Lebens Nichtbehinderter ist und wie sie seit vielen Jahren fachlich gefordert wird, gewährleistet werden. Im Saarpfalz- Kreis wird das Hilfeangebot Arbeitstrainingsplätze auf der Basis eines entsprechenden Kooperationsvertrages von den Psychosozialen Projekten Saarpfalz ggmbh sichergestellt. Die Hilfegewährung erfolgt in enger Abstimmung mit dem Jobcenter und dem Träger bei Hilfebewilligung durch das Amt für soziale Angelegenheiten. Präventionsprojekt Sucht entsteht im Alltag mit der Präventionsfachstelle Praesent der Arbeiterwohlfahrt Dieses schulische Suchtpräventionsprojekt wird seit 1995 durchgeführt und richtet sich grundsätzlich an alle Schulen im Saarpfalz-Kreis mit Zielgruppe Schüler und Schülerinnen der Klassenstufe 7. Ziel ist es, Kinder und Jugendliche für mögliche Gründe von Suchtentstehung zu sensibilisieren und damit Möglichkeiten zur Intervention zu schaffen. Die Fachstelle bietet darüber hinaus zu Fragen der Sucht und des Suchtmittelmissbrauches Beratung und Information für Jugendliche und junge Erwachsene sowie für Eltern und Multiplikatoren an. Praesent beteiligt sich daneben in Absprache mit der Kreisverwaltung auch an weiteren suchtpräventiven Aktionen wie Schulungen von Vereinen, Aktionstag Glücksspielsucht, Aktionswoche Alkohol etc. Suchtberatung Vor dem Hintergrund eines gesamtgesellschaftlich zu erkennenden, Altersgruppen übergreifenden Problems des Missbrauchs legaler und illegaler Suchtmittel und der damit verbundenen Gefahren für Suchtgefährdete und -abhängige und deren familiäre und soziale Umfelder haben der Caritasverband der Diözese Speyer und die Kreisverwaltung vertraglich vereinbart, dass die Caritas im Saarpfalz-Kreis eine Fachstelle für Suchtberatung unterhält. Deren Angebot richtet sich an Bürger und Bürgerinnen des Saarpfalz-Kreises, die Fragen, Informations-, Hilfebzw. Beratungsbedarf in Bezug auf Drogen, Suchtverhalten, Suchttherapie und -behandlung haben. Die Beratungsstelle bietet u. a. folgende Leistungen an: niederschwelliges Beratungs- und Therapieangebot, das Suchtkranke und Suchtgefährdete ohne Wertung aufnimmt Abstinenzmotivation und Vertiefung der Krankheitseinsicht ausstiegsorientierte Hilfen im Rahmen beziehungsstärkender, strukturgebender Maßnahmen kostenlose, freiwillige und anonyme Zugangsmöglichkeit Aufklärung über Hilfeangebote Klärung und Einleitung erforderlicher Entgiftungs- und Therapiemaßnahmen und organisatorischer Hilfen zu deren Erreichung 100

101 Einleitung lebensfeldbezogener Hilfen Die Suchtberatungsstelle der Caritas steht in enger Zusammenarbeit und inhaltlicher Abstimmung mit dem Amt für soziale Angelegenheiten, dem Jobcenter, dem Jugendamt und dem Gesundheitsamt des Saarpfalz-Kreises. Die Suchtberatungsstelle gewährleistet für Leistungsberechtigte nach dem SGB II die in 16a Nr. 4 SGB II aufgeführte kommunale Eingliederungsleistung der Suchtberatung. Mitwirkung bei der Landessuchthilfeplanung Das Ministerium für Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie des Saarlandes berief 2015 einen Suchthilfebeirat ein, der die Umsetzung der Ergebnisse des Gutachtens zur Weiterentwicklung der Suchthilfe und Suchtprävention im Saarland begleiten soll. Dieses Gutachten war vom Institut für Forschung und Therapie (IFT) erstellt und Ende 2015 an die unterschiedlichen mit dem Thema Sucht betrauten Stellen versandt worden. Der Landrat des Saarpfalz-Kreises ist Mitglied dieses Beirates. Neben dem Beirat soll ein Expertengremium etabliert werden, das sich mit besonderen Themenschwerpunkten und Entwicklungen im Bereich der Suchthilfe beschäftigen soll. In diesem Zusammenhang hat der Landrat des Saarpfalz- Kreises verfügt, ein Fachgremium auf Kreisebene zu installieren, das korrespondierend zu landesseitigen Vorhaben und zu den im Landessuchthilfebeirat diskutierten Themen inhaltlich Stellung bezieht unter Würdigung regionaler Gegebenheiten und Bedarfe. So soll eine regelmäßige und institutionalisierte inhaltliche Bezugnahme zu den Gegebenheiten in unserer Versorgungsregion gewährleistet werden. Das Gremium besteht intern aus Mitarbeitern/innen der Fachbereiche Soziale Angelegenheiten, Jugendhilfe und Gesundheitswesen. Trägervertreter und bei Bedarf auch sonstige Externe können in das Gremium mit einbezogen werden. SWOT-Analyse Stärken Gute und breit aufgestellte Ärztelandschaft mit einem breiten Angebot an fachmedizinischer Versorgung Gute Ausstattung mit Krankenhäusern im Kreis und den angrenzenden Nachbarregionen Höchste Bettenanzahl im Saarland Universitätsklinik Homburg als bundesweit bekannte Institution Generelle gute Erreichbarkeit von Allgemeinmedizinern Versorgung von Kurgästen als weiteres medizinisches Standbein der Region in anerkannten Rehabilitationskliniken Kreis als Träger eines eigenen Krankenhauses wichtiger Beitrag zur Sicherung der medizinischen Versorgung Tätigkeiten des Präventionszentrums Koordinierungsstelle Umwelt und Gesundheit Bestehendes Netzwerk zur Übergewichtsprävention Angebotspalette der Frühen Hilfen Vielseitige Dienstleistungspalette des Gesundheitsamtes und dessen Vernetzung und Netzwerkarbeit Präventionsprojekt Praesent Fachstelle für Suchtberatung Suchthilfebeirat Schwächen Diskrepanz der Facharztversorgung zwischen städtischem und ländlichen Bereich Geringe Steuerungsmöglichkeit des Kreises aufgrund der kassenärztlichen Rahmenbedingungen 101

102 Tätigkeiten im Kontext Klasse 2000 Chancen Themenfeld Gesundheit im Kontext von Naherholung, Biosphäre und regionalen Produkten als Baustein eines Regionalmarketings verstehen Verbesserung der Zusammenarbeit und Abstimmung unter den verschiedenen Akteuren im Gesundheitsbereich Neue Ansätze der Bedarfsplanung berücksichtigen verstärkt infrastrukturelle und geographische Gegebenheiten Stärkung des Gesundheitsparks in St. Ingbert Präventionsangebote weiter ausbauen Risiken Überalterung der Ärzte Drohender Hausärztemangel und fehlender Nachwuchs für den ländlichen Raum Erreichbarkeit von Fachärzten im ländlichen Raum zukünftige Deckung des Fachkräftebedarfs 102

103 4.5 Pflegeinfrastruktur und dienste Der demographische Wandel wird zukünftig dazu führen, dass die Zahl der Pflegebedürftigen im Saarpfalz-Kreis deutlich ansteigen wird. Von dieser Entwicklung wird zum einen der Arbeitsmarkt betroffen sein, da durch den quantitativen Anstieg der älteren Menschen auch kongruent ein Anstieg der Berufstätigen in den Pflegebereichen erfolgen muss. Zum anderen müssen immer mehr qualitative Betreuungsangebote und Pflegeplätze in entsprechenden Einrichtungen angeboten werden. Diese Entwicklungen bedingen ein tragfähiges Gesamtsystem. Landkreise haben im Bereich Pflege ein breites Leistungsspektrum. Dieses erstreckt sich über diverse Unterstützungsleistungen, von der kommunalen Altenhilfe, der Hilfe zur Pflege und der Eingliederungshilfe über Beratungs- und Koordinierungsstellen, familienunterstützende Hilfen bis hin zu kommunalen Gesundheitsdienstleistungen, ÖPNV und rechtlicher Betreuung. Allerdings stehen diesem Leistungsumfang nur äußerst geringe Steuerungs- und Gestaltungsmöglichkeiten gegenüber. 89 Beschreibung des Ist-Zustandes und aktuelle Entwicklungen Ausgewählte Daten zu den Pflegediensten, Pflegeheimen und Pflegebedürftigen Die nachstehenden Indikatoren der Tabelle 33 machen deutlich, dass der Saarpfalz-Kreis im Kontext der Pflegebedürftigen bei allen aufgeführten Indikatoren unter dem saarländischen Durchschnitt liegt, was in diesem Fall positiv zu bewerten ist. Der flächenmäßig größte Regionalverband Saarbrücken verzerrt zwar diese Statistik, jedoch sind im Vergleich mit den übrigen Landkreisen keine Ausreißerwerte des Saarpfalz-Kreises erkennbar. Tabelle 33: Pflegebedürftige 2013 Landkreise Insgesamt Je EW Regionalverband Saarbrücken In ambulanter Pflege In vollstationärer Pflege EmpfängerInnen von Pflegegeld Merzig-Wadern Neunkirchen Saarlouis St. Wendel Saarpfalz-Kreis Saarland Saarländ. Ø Quelle: Statistisches Amt Saarland, Saarbrücken (2015) unter, Eigene Berechnungen. Rund 430 Menschen haben sich 2013 in 14 Pflegediensten um bedürftige Menschen im Saarpfalz-Kreis gekümmert. Die Quote der Pflegebedürftigen liegt mit 6/1000 Einwohner leicht unter dem saarländischen Gesamtdurchschnitt von 7/1000 Einwohner. Im Saarpfalz-Kreis kamen im Jahr Pflegebedürftige auf einen Dienstleister, was nur knapp unter dem saarländischen Durchschnitt von 65 liegt. Generell ist der Saarpfalz-Kreis, neben dem Regionalverband Saarbrücken und Merzig-Wadern, einer der Landkreise mit den wenigsten Pflegebedürftigen. 89 Vgl.: Deutscher Landkreistag (2014): Mehr kommunale Verantwortung in der Pflege, unter 103

104 Tabelle 34: Pflegedienste 2013 Landkreise Insgesamt Personal in Pflegediensten Regionalverband Saarbrücken Pflegebedürftige je Pflegedienst Pflegebedürftige je EW Merzig-Wadern Neunkirchen Saarlouis St. Wendel Saarpfalz-Kreis Saarland Saarländ. Ø Quelle: Statistisches Amt Saarland, Saarbrücken (2015) unter STALA_BER_KVIII-2J-13, Eigene Berechnungen, Im Saarpfalz-Kreis standen vollstationäre und 71 teilstationäre Plätze in insgesamt 19 Heimen zur Verfügung. Das sind im Durchschnitt pro Pflegeheim 87 Plätze. Bei einer Auslastung von 75 Bedürftigen pro Pflegeheim haben sich also Pflegekräfte um Bedürftige gekümmert. Somit weist der Saarpfalz-Kreis zwar weniger Plätze und Personal als der saarlandweite Durchschnitt auf, muss allerdings auch weniger Bedürftige versorgen. Tabelle 35: Pflegeheime 2013 Landkreise Vollst. Plätze Plätze je Pflegeheim Plätze je 1000 EW Teilst. Plätze Betreute Bedürftige insgesamt Personal im Pflegeheim Bedürftige je Heim Bedürftige je EW Regionalverband Saarbrücken Merzig-Wadern Neunkirchen Saarlouis St. Wendel Saarpfalz-Kreis Saarland Saarländ. Ø , Quelle: Statistisches Amt Saarland, Saarbrücken (2015) unter STALA_BER_KVIII-2J-13.pdf, Eigene Berechnungen. Pflegeinfrastruktur Der Ausbau der altersgerechten Wohn- und Betreuungsangebote im Saarpfalz-Kreis hat in den vergangenen Jahren bereits begonnen und kann in ein breit differenziertes Angebot unterschieden werden: Stationäre Pflege Grundsätzlich werden zu den Einrichtungen der stationären Pflege Altenwohnheime, Altenheime und Pflegeheime gezählt. Die Angebotsstruktur, die die Institutionen anbieten, können in Vollstationäre Pflege, Kurzeitpflege und in Tages- oder Nachtpflege unterschieden werden: vollstationäre Pflege kommt dann in Frage, wenn die häusliche Pflege längerfristig nicht mehr ausreichend möglich ist. Kurzzeitpflege bedeutet eine temporäre Unterbringung in einem Pflegeheim 104

105 Tages - oder Nachtpflege sind ergänzende Angebote der kurzeitigen Hilfe. 90 Tabelle 36: Seniorenheime und -residenzen Stadt/Gemeinde Einrichtung Anzahl Bexbach Seniorenheim Höcherberg 2 Seniorenzentrum Im Blumengarten Blieskastel Seniorenresidenz Auf dem Bellem 3 Seniorenzentrum Haus am Berg Caritas-Altenzentrum St.Josef Gersheim DRK-Seniorenresidenz Gersheim 1 Homburg ASB Seniorenheim St. Andreas Diakoniezentrum Haus am Schlossberg Pro seniore Residenz Am Steinhübel 6 Pro seniore Residenz Erbach Pro seniore Residenz Hohenburg Seniorenheim von den Unikliniken Kirkel ASB Seniorenzentrum 1 Mandelbachtal Caritas Seniorenhaus Mandelbachtal 1 St. Ingbert Caritas-Altenheim St. Barbara 4 Fidelis Haus Mathildenstift Seniorenzentrum Bruder-Konrad-Haus Quelle: Eigene Recherche, Homburg Stationäre Pflegeeinrichtungen haben für die Bevölkerung eine große Bedeutung. Immer mehr Einwohner haben in ihrem Verwandtenkreis eine oder mehrere hochbetagte und/oder pflegebedürfte Personen. Ziel dieser Menschen ist es, die Verwandten wohnortnah in die entsprechenden Einrichtungen zu geben, weshalb die Versorgung an stationärer Pflegeinfrastruktur als ein wichtiger Standortfaktor angesehen werden kann. Die vorangegangene Abbildung macht deutlich, dass sich in den urbanen Verdichtungsräumen Homburg und St. Ingbert sowie in Blieskastel (als Zentrum im ländlichen Raum) Schwerpunktbereiche der stationären Pflegeeinrichtungen gebildet haben. Nichtsdestotrotz ist in jeder der übrigen Gemeinden mindestens eine Einrichtung vorhanden, weshalb man in der Fläche für den Saarpfalz-Kreis von einem guten Angebot sprechen kann. Laut Auskunft des Pflegestützpunktes mangelt es momentan vor allem in Homburg an Angeboten für Tages- und Nachtpflegeplätze. Bei der Betrachtung der Wirkungen und Einflüsse des demographischen Wandels kann grundsätzlich davon ausgegangen werden, dass sich der Bedarf an Pflegeplätzen in den nächsten Jahren sukzessive erhöhen wird. Dabei ist es wichtig, nicht nur das Angebot in den Städten zu erhöhen, sondern auch für den Ausbau im ländlichen Südkreis zu sorgen. Denn für die Bewohner der südlichen Gemeinden bedeutet der Umzug in ein städtisches Zentrum das Zurücklassen des sozialen Umfeldes. 90 Vgl.: Bertelsmann Stiftung (2015): Handbuch Gesundheit und Pflege unter 105

106 Ambulante Pflegedienste Der ambulante Pflegedienst unterstützt Pflegebedürftige und ihre Angehörigen bei der Pflege im eigenen Zuhause. Er bietet Familien Unterstützung und Hilfe im Alltag, damit pflegende Angehörige zum Beispiel Beruf und Betreuung besser organisieren können. Das Personal des Pflegedienstes kommt zu den Pflegebedürftigen und hilft fach- und sachkundig bei der täglichen Pflege. Die ambulante Pflege ermöglicht Betroffenen, trotz Pflegebedürftigkeit in der vertrauten Umgebung zu bleiben. Mitarbeiter der häuslichen Pflege nehmen vor allem Tätigkeiten aus folgenden Bereichen wahr: grundpflegerische Tätigkeiten, wie zum Beispiel Hilfe bei der Körperpflege, der Ernährung, der Mobilität und Lagerung, häusliche Krankenpflege, wie zum Beispiel Medikamentengabe, Verbandswechsel, Injektionen, Beratung der Pflegebedürftigen und ihrer Angehörigen bei pflegerischen Fragestellungen, Unterstützung bei der Vermittlung von Hilfsdiensten wie Essensbelieferung oder Organisation von Fahrdiensten und Krankentransporten sowie hauswirtschaftliche Versorgung, zum Beispiel Einkaufen, Kochen, Reinigen der Wohnung. 91 Ambulante Pflegeeinrichtungen liefern einen wertvollen Beitrag für das selbstbestimmte Älterwerden im häuslichen und vertrauten Umfeld und werden vor allem im ländlichen Bereich eine tragende Rolle in der medizinischen Grundversorgung einnehmen. Der Großteil der Pflegeeinrichtungen ist im nördlichen Teil des Kreises angesiedelt. Da die Dienste ihre Angebote und Dienstleistungen allerdings nicht an Gemeindegrenzen binden, ist grundsätzlich davon auszugehen, dass im Saarpfalz-Kreis eine flächendeckende Versorgung zurzeit möglich ist. Allerdings gestaltet sich laut Pflegestützpunkt vor allem die Versorgung in den abgelegenen Orten der Gemeinden Mandelbachtal und Gersheim als schwierig. Tabelle 37: Ambulante Pflegeeinrichtungen Stadt/Gemeinde Einrichtung Anzahl Bexbach Ökumenische Sozialstation Bexbach e.v. 1 Blieskastel Ambulanter Pflegedienst Gisela Linnemann-Emden 1 Gersheim - Homburg Häusl. Krankenpflege Ralph Fabing Häusl. Krankenpflege Eva Hemmer Krankenpflege Otto Medicus Mobiles Pflegeteam Hohenburg 5 Ökumenische Sozialstation Homburg-Kirkel ggmbh Ethikum GmbH & Co. KG Kirkel Ambulanter Pflegedienst Harmonie 1 Mandelbachtal Külkens Hauskrankenpflege GmbH 1 St. Ingbert Alten und Krankenpflege Susanne Wörner Ambulanter Pflegedienst DRK-Kreisverband St. Ingbert Ambulanter Pflegedienst Ritter und Partner 91 Vgl.: Bundesministerium für Gesundheit (2015), Definition Ambulante Pflege unter 106

107 Häusl. Krankenpflegedienst Steffi Kempf Ökumenische Sozialstation St. Ingbert, Blies- und Mandelbachtal e.v. Rohrbacher Pflegedienst Christine Bleif Quelle: %20Pflegedienste.pdf. 6 Betreutes Wohnen und alternative Wohnangebote Das Motto des betreuten Wohnens lautet: So viel Selbständigkeit wie möglich und so viel Hilfe wie nötig. Das Hauptziel des betreuten Wohnens ist, den Betroffenen trotz nachlassender Leistungsfähigkeit und zunehmende Hilfebedürftigkeit ein selbstverantwortliches sowie selbständiges Leben in vertrauter Umgebung zu ermöglichen. Dabei ist das betreute Wohnen nicht an eine bestimmte Wohnform gebunden, sondern kann zum Beispiel in der eigenen Wohnung, in Seniorenwohngemeinschaften oder Mehrgenerationenwohnungen stattfinden. 92 Dem Saarpfalz-Kreis liegen momentan keine genauen Kenntnisse darüber vor, wie viele solcher alternativen Wohnangebote im Kreisgebiet vorhanden sind. Flankierende Maßnahmen: Unterstützt werden die Senioren durch viele unterschiedliche flankierende Hilfen im Alltag, wie Fahrdienste, Lebensmittel-Bringdienste oder der bekanntesten Form der alltäglichen Hilfe Essen auf Rädern. Auch in diesem Bereich gibt es im Raum Homburg nur wenige Anbieter, Kirrberg beispielsweise ist laut Pflegestützpunkt nicht an den Bringdienst Essen auf Rädern angebunden. Wohnen im Eigenheim - Wohnraumanpassung In den letzten Jahren ist der Trend zum selbstbestimmten Wohnen in den eigenen vier Wänden immer deutlicher geworden. 93 Das Ziel vieler Senioren ist es, auch mit beginnender Pflegebedürftigkeit möglichst lange im vertrauten Umfeld zu bleiben. Dabei steht der Wunsch zum Erhalt sozialer Kontakte und der räumlichen Nähe zu Freunden und Nachbarn oftmals an erster Stelle. Um das Wohnen in den eigenen vier Wänden möglichst lange aufrecht halten zu können, müssen erhebliche Anstrengungen unternommen werden. Das Ziel von Wohnungsanpassungsmaßnahmen ist es, barrierefreien und alten- sowie behindertengerechten Wohnraum zu schaffen, sodass das die häusliche Pflege erleichtert und stationäre Pflege möglichst lange hinausgezögert werden kann. Zusätzlich sind der Ausbau von Beratungs- und Koordinierungsleistungen sowie niedrigschwellige Hilfeangebote notwendig. Wohlfahrtsverbände und Betreuungsvereine im Saarpfalz-Kreis Wohlfahrtsverbände sind gemeinnützige Organisationen, die als Träger und Betreiber öffentlicher Sozialhilfe-, Kranken- und Pflegeeinrichtungen sind. Betreuungsvereine übernehmen die Betreuung bedürftiger Personen und spielen eine große Rolle bei der Umsetzung des Betreuungsgesetzes. 92 Vgl.: Pflege Deutschland: Pflege Ratgeber unter 93 Vgl.: Seniorenratgeber der Stadt St.Ingbert, S.26 unter 107

108 Arbeiterwohlfahrt (AWO) Die Arbeiterwohlfahrt gehört zu den sechs Spitzenverbänden der Freien Wohlfahrtspflege in Deutschland. Die Mitglieder engagieren sich sowohl haupt- als auch ehrenamtlich, um in der Gesellschaft bei der Bewältigung sozialer Probleme und Aufgaben mitzuwirken. 94 Die AWO ist dezentral organisiert. Auf Ebene der Landkreise existieren sogenannte Kreisverbände, die ihrerseits in Ortsvereine untergliedert sind. Der Kreisverband Saarpfalz-Kreis hat insgesamt 17 angehörige Ortsvereine in: 95 Beeden Bexbach Blieskastel Breitfurt Erbach-Reiskirchen Frankenholz Gersheim Habkirchen Hassel Höchen Homburg Jägersburg Kirkel Niederbexbach Rohrbach Schwarzenbach St. Ingbert Diese Ortsvereine organisieren zum Beispiel Ausflüge, Fahrten und Feste oder initiieren Bildungsprojekte oder spezielle Seniorenaktivitäten. Caritas-Zentrum Saarpfalz Das Caritas-Zentrum Saarpfalz ist Teil des Caritasverbandes für die Diözese Speyer. Mit mehreren unterschiedlichen Einrichtungen im Saarpfalz-Kreis unterstützt er Menschen in verschiedensten Lebenssituationen und Problemstellungen. Dazu gehören ambulante Hilfezentren und Sozialstationen, aber auch die Organisation des Dienstes Essen auf Rädern sowie allgemeine Sozial- und Suchtberatung. Der Caritasverband ist zusätzlich Träger von Altenzentren. Die Caritas-Altenzentren sind Häuser zum Wohnen und Leben, deren Ziel es ist, dass alte Menschen das Gewohnte in ihrem Lebensstil und Tagesablauf möglichst nahtlos weiterführen können. Sie unterstützen alte Menschen dabei, ihre Selbständigkeit und ihre Fähigkeiten bestmöglich zu erhalten und zu fördern. 96 Lebenshilfe Saarpfalz Die Lebenshilfe Saarpfalz ist ein Zusammenschluss von Eltern insbesondere geistig behinderter Menschen und gleichzeitig Fachverband und Einrichtungsträger. Der Verband vertritt die Interessen in allen Lebensbereichen von Menschen mit geistiger Behinderung und ihrer Angehörigen. Als Einrichtungsträger schafft und unterhält die Lebenshilfe unter dem Einsatz öffentlicher und eigener Mittel notwendige Einrichtungen und trägt die Verantwortung hierfür. Die Dienste und Einrichtungen erstrecken sich über die Themen und Bereiche Frühförderung, medizinische und therapeutische Dienste, Kindertageseinrichtungen und Jugendhilfeangebote, sowie das Vorhalten von differenzierten Wohnangeboten, Angebote zum Arbeiten und Beschäftigung in Tagesförderstätten und Fahrdienste Vgl.: AWO Bundesverband e.v. (2015): Wir über uns unter 95 Vgl.: AWO Saarland : Ortsvereine im Saarpfalz-Kreis unter 96 Vgl.: Caritas Speyer (2015): unter 97 Vgl.: Lebenshilfe Saarpfalz (2015): Dienste und Einrichtungen 108

109 Pro-Mensch Betreuungsverein Saarland e.v. (Geschäftsstelle Kirkel-Limbach) Der Verein mit über 200 Mitarbeitern übernimmt diverse Querschnittsaufgaben sowie das Führen professioneller Vereinsbetreuungen. Zu den Querschnittsaufgaben gehört die Gewinnung, Beratung und Fortbildung ehrenamtlicher Betreuer. Darüber hinaus beraten sie im Rahmen der Querschnittsaufgaben auch Bevollmächtigte und informieren zu den Themen Vorsorgevollmacht und Patientenverfügung. 98 Ein weiterer Betreuungsverein ist der Sozialdienst kath. Frauen und Männer Diözesanverein für das Bistum Speyer. Projekte im Kreisgebiet Projekt Türen öffnen Im Besuchdienst Türen öffnen engagieren sich ehrenamtliche Mitarbeiter/innen und besuchen ältere Menschen, um ihnen zuzuhören, vorzulesen und einfach regelmäßig Kontakt zu ihnen zu halten. Das Team des Pflegestützpunktes hat mit der Ehrenamtbörse eine Initiative gestartet um älteren und alleinstehenden Menschen wieder soziale Kontakte zu ermöglichen. Tätigkeiten der Kreisverwaltung in diesem Bereich Pflegestützpunkt Der Pflegestützpunkt bietet die Organisation von Hilfen und die individuelle Begleitung von Pflegebedürftigen an. Er wird gemeinsam von den Pflegekassen und dem Saarpfalz-Kreis getragen. Damit wird ein Beratungs- und Hilfenetzwerk realisiert, das offene Fragen von Betroffenen und ihren Angehörigen bei Pflegebedürftigkeit klärt, sie bei der Suche nach einem Pflegedienst oder einer stationären Pflegeeinrichtung unterstützt und auf Wunsch ein individuelles Versorgungsarrangement zusammenstellt. Das Ziel ist die Versorgung multimorbider und pflegebedürftiger Menschen so zu verbessern, dass sie möglichst lange in ihrer häuslichen Umgebung bleiben können. Darüber hinaus sollen die Selbsthilfekräfte des Kranken beziehungsweise Pflegebedürftigen und seiner pflegenden Angehörigen aktiviert und stabilisiert werden. SWOT-Analyse Stärken Stationäre Einrichtungen und ambulante Dienstleistungen über den ganzen Kreis verteilt Weniger Pflegebedürftige und Empfänger von Pflegegeld als im saarländischen Durchschnitt Angebote und Dienstleistungen des Pflegestützpunkts Vielzahl an ambulanten Dienstleistern mit Angeboten in der Fläche Vielzahl an Beratungsangebote vorhanden Engagement und Leistungen der Wohlfahrtsverbände und Betreuungsvereine Chancen Pflege als wachsender Wirtschaftsbereich Engagement des Ehrenamtes als Entlastung der professionellen Anbieter Private Senioren-WGs Entwicklung strategischer Ziele und Maß- Schwächen Wenige alternative Wohnprojekte Unterversorgte Teilbereich im Bereich der flankierenden Hilfen im Alltag Versorgungslücken im Bereich der Tages- und Nachtpflege Generelle geringe Steuerungs- und Gestaltungsmöglichkeiten der Landkreise Schwierige Versorgung der abgelegenen ländlichen Bereichen Risiken Wachsender Bedarf an stationären Pflegeeinrichtungen Versorgung im ländlichen Raum könnte mit dem fortschreitenden des demographischen Wandel nicht mehr ausreichen Fachkräftemangel im Bereich der Pflege 98 Vgl.: Pro Mensch - Betreuungsverein Saarland e.v. unter 109

110 nahmen über die betreffenden Fachbereiche der Kreisverwaltung und des Pflegestützpunktes Trend zum selbstbestimmten Wohnen Hohe Kosten der Pflege in Verbindung mit Altersarmut 4.6 Wirtschaft Die saarpfälzische Wirtschaft hat mehrere Standbeine. Sie gliedert sich in eine starke Industriebranche im Raum St. Ingbert - Homburg - Bexbach und einen sehr ländlich geprägten Südkreis, in dessen Gemeinden die Landwirtschaft eine große Rolle spielt und das Biosphärenreservat ein wichtiger Wirtschaftsfaktor darstellt. Zu nennen sind etwa renommierte Betriebe wie Bosch, Michelin, INA-Schaeffler, Thyssen-Krupp-Gerlach, Dr. Theiss Naturwaren, Hager Group oder SAP, aber auch mittelständige Betriebe mit Nischenprodukten und weltweiten Geschäftsbeziehungen, wie K.D. Pharma und Sonn Elektrotechnik. Für die Kreisebene ergibt sich durch Herausforderungen, wie beispielsweise der wirtschaftliche Strukturwandel und die Globalisierung, die Pflicht, Problemen aktiv zu begegnen und die negativen Auswirkungen abzumildern und die Standortattraktivität zu erhöhen. Die Kreisentwicklung kann helfen, die kommunalen Handlungsfelder zu koordinieren und im Kreisgebiet vorhandene Kräfte und Ideen zu bündeln. Beschreibung des Ist-Zustandes und aktuelle Entwicklungen Kurzprofil Der Saarpfalz-Kreis hat mit 432 Beschäftigten je Einwohner eine weit über dem Landesdurchschnitt liegende Arbeitsplatzdichte. Er ist ein Einpendler-Kreis. Die Zahl der Berufseinpendler übersteigt die der Auspendler um mehr als Dies ist vor allem zurückzuführen auf die hohe Anzahl der Maschinenbaubetriebe und das Universitätsklinikum in Homburg, die zusammengenommen als Zugpferde der regionalen Wirtschaft gelten. 99 Der Saarpfalz-Kreis trägt einen Anteil von 16,3% an der Gesamtwirtschaftsleistung des Saarlandes. An der Wertschöpfung der saarländischen Dienstleistungen hat der Kreis einen Anteil von 13,6% und beim produzierenden Gewerbe 20,9%. Das Bruttoinlandsprodukt entwickelte sich in den letzten Jahren ( ) im saarlandweiten Vergleich leicht unterdurchschnittlich. Zurückzuführen ist diese Entwicklung auf das geringere Wachstum des produzierenden Gewerbes, das mit 33,1% deutlich hinter dem Landesdurchschnitt von 39,3% liegt. Dazu kommt der geringe Anteil des Dienstleistungsbereichs, dessen Wertschöpfungsplus ebenfalls mit 6,3% unter dem landesweiten Durchschnitt von 9,1% lag. Schwächer war hier nur noch St. Wendel mit 4,6%. 100 Mit einer Quote von 16,5% an den saarländischen Gesamtumsätzen des verarbeitenden Gewerbes stellt der Saarpfalz-Kreis neben dem Kreis Saarlouis (37,1%) und dem Regionalverband Saarbrücken (27,3%) den dritten Industrieschwerpunkt des Saarlandes dar. 101 Die Branchen Maschinenbau und Elektrotechnik sowie Unternehmen aus dem Automobilzuliefererbereich sind im Saarpfalz-Kreis besonders stark vertreten und stellen besonders in den Städten Homburg, St. Ingbert und Blieskastel eine Vielzahl an Arbeitsplätzen. 99 Vgl.: Arbeitskammer des Saarlandes, Saarbrücken (2015): Kreisreport 2014, S Ebenda., S Ebenda. 110

111 Mit einem Umsatz von rund 2,4 Milliarden Euro (Stand 2012) erwirtschaftete der Maschinenbau im Saarpfalz-Kreis 63% der gesamten Maschinenbauumsätze im Saarland. Das Universitätsklinikum in Homburg ist einer der größten Arbeitgeber im Dienstleistungsbereich und ist eng verzahnt mit einer Vielzahl von Unternehmen aus dem biomedizinischen Bereich und der Forschung. Ergänzt wird dieses Gesundheitsnetzwerk durch medizinische Kurmöglichkeiten. Einpendler und Auspendler Die Ein- und Auspendlerquoten bilden die Mobilitätsströme einer Region ab und lassen Rückschlüsse über das Arbeitsplatzangebot zu. Hohe Einpendlerquoten bedeuten somit ein hohes Angebot an Arbeitsplätzen, wohingegen hohe Auspendlerströme auf ein Arbeitsplatzdefizit schließen lassen. Die nachstehende Tabelle macht deutlich, dass die südlichen und ländlich geprägten Gemeinden allesamt Auspendlergemeinden sind. Ebenso die nördliche Stadt Bexbach. Die Städte Homburg und St. Ingbert verzeichnen ein starkes positives Pendlersaldo, was auf die große Funktion als Arbeitsstandort zurückzuführen ist. Tabelle 38: Sozialversicherungspflichtige Beschäftigte am Arbeitsort sowie am Wohnort Stadt/ Gemeinde Bexbach Blieskastel Gersheim Homburg Kirkel Mandelbachtal St. Ingbert Saarpfalz-Kreis Geschlecht Männl. Weibl. Insg. Männl. Weibl. Insg. Männl. Weibl. Insg. Männl. Weibl. Insg. Männl. Weibl. Insg. Männl. Weibl. Insg. Männl. Weibl. Insg. Männl. Weibl. Insg. Insg Sozialversicherungspflichtige Beschäftigte am Arbeitsort Wohnort Pendlersaldo Dar. Auspendler über Gemeindegrenzen Insg Dar. Auspendler über Gemeindegrenzen (+) Einpendler (-) Auspendler Quelle: Statistisches Amt Saarland, Saarbrücken (2015) unter Sozialversicherungspflichtig_Beschaeftigte_am_Arbeitsort_sowie_am_Wohnort...pdf. Bei der Betrachtung der unterschiedlichen Wirtschaftsbereiche wird deutlich, dass das produzierende Gewerbe im Saarpfalz-Kreis die meisten sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze bereitstellt. Ungefähr die Hälfte davon ist in Homburg vorzufinden. Betriebe zur Erbringung von Dienstleistungen bilden den zweiten größten Wirtschaftsbereich. 111

112 Ähnlich bedeutsam ist das Handels-, Verkehrs- und Gastgewerbe. Homburg hält auch in diesen Bereichen die meisten Arbeitsplätze vor. Im direkten Vergleich zeigt sich, dass die Land- und Forstwirtschaft nur einen geringen Anteil beschäftigt. Tabelle 39: Sozialversicherungspflichtige Beschäftigte nach Wirtschaftsbereichen Stadt/ Gemeinde Insgesamt Land- und Forstwirschaft, Fischerei Produzierendes Gewerbe Wirtschaftsbereiche Handels-, Verkehrs- und Gastgewerbe Erbringung von Unternehmensdienstleistung Erbringung von öffentlichen/ privaten Dienstleistungen Bexbach Blieskastel Gersheim Homburg Kirkel Mandelbachtal St. Ingbert Saarpfalz-Kreis Quelle: Statistisches Amt Saarland, Saarbrücken (2015): Gemeindezahlen 2014, S.39. Arbeitsweg (Ergebnisse Umfrage Sozialbericht) Der Arbeitsplatz von 61% der erwerbstätigen Befragten liegt im Saarpfalz-Kreis und von knapp 40% außerhalb des Kreises. Von denjenigen, die außerhalb des Saarpfalz-Kreises arbeiten, machten 301 Personen nähere Angaben zu ihrem Arbeitsort. Etwa drei Viertel von ihnen nannten einen Ort im Saarland als Arbeitsort. Etwa 20% von ihnen arbeiten in Rheinland-Pfalz. Zwei der befragten Erwerbstätigen gaben Frankreich und drei Befragte gaben Luxemburg an. Die Auswertung differenziert nach beruflicher Stellung zeigt, dass etwa 70% der Selbstständigen im Saarpfalz-Kreis tätig sind. Auch die Angestellten mit qualifizierter (64%) oder einfacher (81%) Tätigkeit arbeiten mehrheitlich im Saarpfalz-Kreis. Ähnlich sieht es bei den Facharbeiterinnen und -arbeitern (67%) sowie bei den Arbeiterinnen und Arbeitern (84%) aus. Die Gruppe der Beamten und Beamtinnen, Richter und Richterinnen sowie der Berufssoldaten und -soldatinnen ist hingegen häufiger außerhalb des Saarpfalz-Kreises tätig. Etwa 55% dieses Berufsstands gaben einen Arbeitsort außerhalb des Saarpfalz-Kreises an. Das Gleiche gilt für die Angestellten mit hochqualifizierter Tätigkeit. Der entsprechende Anteil beträgt hier 53%. Etwa 38% der erwerbstätigen Befragten müssen eine Strecke von weniger als 10 km bis zu ihrem Arbeitsplatz zurücklegen. Der Arbeitsort von 28% der Befragten ist 10 bis unter 20 km von ihrem Wohnort entfernt. Etwa 20 bis 30 km müssen 17% der Erwerbstätigen zurücklegen. Nur wenige Befragte haben einen Arbeitsweg von 50 bis unter 100 km (3%) bzw. von 100 bis unter 200 km (2%). Etwa 1% gab an, dass ihr Arbeitsplatz mehr als 200 km von ihrem Wohnort entfernt ist. Hier kann davon ausgegangen werden, dass dieser Arbeitsweg nicht täglich zurückgelegt wird. Nach ihrer Bereitschaft befragt, Fahrtwege zur Arbeitsstelle in Kauf zu nehmen, gaben nur wenige der erwerbstätigen Befragten (3%) an, dass sie täglich nur bis zu 10 km zu ihrem Arbeitsort fahren würden. Etwa 12% gaben eine Strecke zwischen 10 und unter 20 km an. Mit 27% ist der Anteil der Erwerbstätigen, die einen Arbeitsweg von 20 bis unter 30 km auf sich nehmen würden, am größten. Jeder Fünfte wäre bereit, täglich 50 bis unter 100 km zum Arbeitsort zu fahren. Der durchschnittliche Arbeitsweg liegt bei knapp 18 km. Differenziert nach Wohnort zeigt sich, dass die Bürgerinnen und Bürger aus Gersheim mit 25 km durchschnittlich den weitesten Arbeitsweg haben. An zweiter Stelle folgt Bexbach mit 20 km. Die Befragten aus Blieskastel, Kirkel und 112

113 Mandelbachtal gaben einen durchschnittlichen Arbeitsweg von 18 km an. In St. Ingbert beträgt dieser 16 km und in Homburg 14 km. Die große Mehrheit von 91% möchte auch zukünftig im Saarpfalz-Kreis bzw. im Saarland tätig sein. Etwa 9% (72 Personen) haben angegeben, dass sie nur unter gewissen Umständen auch zukünftig in der Region tätig sein möchten. Häufig wurde angegeben, dass der passende Arbeitsplatz vorhanden sein muss und mit dem Arbeitsplatzangebot und dem Einkommen in anderen Regionen vergleichbar sein sollte. Sollte sich für eine andere Region eine bessere berufliche Perspektive aufzeigen, würden diese Teilnehmenden den Saarpfalz-Kreis bzw. das Saarland verlassen. Auch infrastrukturelle Aspekte wurden vereinzelt angesprochen: Ausbau der Tagesbetreuung von Kindern, kostenlose Plätze in Kindertagesstätten, Steigerung des Schulniveaus, Verbesserung der Bildungssituation sowie Verbesserung der Verkehrslage und der Kommunikationsinfrastruktur (schnelle Internetverbindung). 102 Gewerbeanzeigen Bei der Untersuchung der Gewerbeanzeigen zeigt sich, dass es im Saarpfalz-Kreis ein leichtes positives Gewerbewachstum gibt. Vergleicht man die Anmeldungen mit den Abmeldungen in den entsprechenden Teilräumen, so können allerdings nur Bexbach, Kirkel und St. Ingbert positive Entwicklungen vorweisen. Tabelle 40: Gewerbeanzeigen 2013 Stadt/ Gewerbeanmeldungen Gewerbeabmeldungen Gemeinde Insg. Darunter Neuerrichtungen eines Betriebes Insg. Darunter vollständige Aufgabe eines Betriebes Bexbach Blieskastel Gersheim Homburg Kirkel Mandelbachtal St. Ingbert Saarpfalz-Kreis Quelle: Statistisches Amt Saarland, Saarbrücken (2015): Gemeindezahlen 2014, S Vgl.: Sozialbericht des Saarpfalz-Kreises, Homburg (2014): S

114 Vereine für Handel und Gewerbe Diese Vereine vertreten in der Regel die Interessen der Unternehmer in Handel, Handwerk, Dienstleistungsgewerbe, Industrie sowie in freien Berufen. Sie beraten und Informieren ihre Mitglieder in allen wirtschaftlichen Belangen, fördern gesellschafts-, sozial- und umweltpolitischen Maßnahmen und organisieren Veranstaltungen gewerblicher Intention, wie beispielsweise Ausstellungen, Fortbildungsveranstaltungen oder Fachseminare. Im Saarpfalz-Kreis ist in jeder Stadt und Gemeinde mindestens ein solcher Verein zu finden. Durch die Vereinsarbeit wird ein wichtiger Beitrag zur Vernetzung und Interessensvertretung im Kontext der saarpfälzischen Wirtschaft geliefert. Tabelle 41: Vereine für Handel und Gewerbe Stadt/Gemeinde Verein Bexbach Kultur- und Verkehrsverein Bexbach e.v. Blieskastel Arbeitsgemeinschaft Selbständiger Unternehmer e.v. Landesbereich Saarland Gewerbeverein Blieskastel e.v. Gersheim Gewerbe und Verkehrsverein Gersheim e.v. Homburg Gewerbeverein Homburg e.v. Kirkel Heimat und Verkehrsverein Kirkel e.v. Mandelbachtal Verkehrsverein Mandelbachtal e.v. St. Ingbert Aktionsgemeinschaft St. Ingbert e.v. Die Familienunternehme ASU e.v. Handel und Gewerbe St. Ingbert e.v. Heimat- und Verkehrsverein Hassel e.v. Quelle: IHK Saarland, aufgerufen unter: SID=537F511A67D62DD6B68F521B1F47F64C&MODULE=Frontend&ACTION=ViewPageView&PageVie w.pk=21&document.pk=2283. Wirtschaftsförderungsgesellschaft Saarpfalz mbh (WFG) Bild 10: Sitz der WFG in Bexbach. Im Jahr 1999 wurde die Wirtschaftsförderung Saarpfalz in ihrer heutigen Form, mit dem Ziel der Schaffung und Erhalt von Arbeitsplätzen, gegründet. Die Gesellschafter der Wirtschaftsförderung sind neben dem Hauptgesellschafter Saarpfalz-Kreis, die Kreissparkasse Saarpfalz, die Volks- und Raiffeisenbank Saarpfalz eg und die Landesbank Saar. Hierdurch ist eine enge Verbindung zu den regionalen Kreditinstituten gewährleistet. Sie versteht sich als zentraler Ansprechpartner und unbürokratische Schnittstelle zwischen Unternehmen, Kommunen und Landesbehörden und hat sich zum Ziel gesetzt, die Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit der einzelnen Unternehmen und des gesamten Kreises zu stärken. Die zentralen Serviceangebote sind unteranderem die Unternehmenspflege, Standortmarketing und Unterstützungsleistungen bei Existenzgründungen in Verbindung mit den konkreten Tätigkeitsfeldern: Beratung und Fachinformation, Existenzgründungsförderung Flächen- und Objektvermittlung 114

115 Ein weiterer Baustein der Aktivitäten der Wirtschaftsförderung ist auch die Mitarbeit im Demographieausschuss des Kreises. Angesichts der demographischen Entwicklungen muss der Saarpfalz-Kreis versuchen, den Wegzug junger Menschen zu unterbinden. Wenn sie hier in der Lage sind, sich ein Leben aufzubauen, ihre Familie zu gründen und ihre Steuern zu zahlen, wirkt sich das positiv auf die Infrastruktur einer Kommune aus. Themenstellungen für die nahe Zukunft werden sein, der dualen Ausbildung ein besseres Image zu verpassen und die Ausbildung von Berufseinsteigern zu forcieren. Deshalb muss man die Vorzüge des dualen Ausbildungsmodels auch unmittelbar an die Schulen bringen und bei Schulabgängern offensive für die duale Berufsausbildung werben. Verzahnung der WFG mit der Wirtschaftsförderung der kreisangehörigen Städten und Gemeinden und der Förderung auf Landesebene Neben der WFG engagieren sich zusätzlich auch die kreisangehörigen Städten und Gemeinden in den Bereichen Bestandspflege, Standortmarketing und Akquisition und bietet so auch zentrale Anlaufstellen für Gewerbetreibende vor Ort. Städte und Gemeinden in denen die eigene Wirtschaftsförderung im Organigramm zu finden ist, sind Bexbach, Homburg, Mandelbachtal und St. Ingbert. Auf Ebene des Saarlandes wird ebenfalls Wirtschaftsförderung betrieben. Zuschüsse, Beteiligungen und Bürgschaften sind klassische Instrumente der Wirtschaftsförderung auf Landesebene. Im Saarpfalz-Kreis ist eine Förderung seitens des Landes aus Mitteln des "Regionalen Förderprogramms des Saarlandes für kleine und mittlere Unternehmen der gewerblichen Wirtschaft (einschließlich Tourismus)" möglich. 103 Im Ministerium für Wirtschaft, Arbeit, Energie und Verkehr steht mit Kontaktplus eine Anlaufstelle für kleinere und mittlere Unternehmen sowie für Gründerinnen und Gründer zur Verfügung, die auch mit den regionalen Wirtschaftsförderungen kooperiert. Die Schwerpunkte der Arbeit liegen in der Förderung, Beratung und Kontaktpflege. Konkret bietet Kontaktplus beispielsweise Hilfen bei Fördermöglichkeiten oder Tipps zu Beratungs- und Qualifizierungsangeboten. 104 Standort- und Regionalmarketing Aufgrund des zunehmenden technischen Fortschritts und der damit einhergehenden Globalisierung ist auch der Saarpfalz-Kreis als Wohn- und Arbeitsstandort einem Wettbewerb ausgesetzt. Der Saarpfalz-Kreis konkurriert mit Regionen in ganz Deutschland, Europa und der Welt, wenn es um Einwohner, Standortentscheidungen von Firmen oder um die Verteilung von Fördermitteln geht. Das Regional- und Standortmanagement ist ein prozesshaftes Kommunikationsinstrument, welches dabei helfen soll, die Wettbewerbsfähigkeit und die Attraktivität von Räumen zu verbessern, wobei beim Standortmanagement der Fokus auf den ökonomischen Gesichtspunkten und das Regionalmanagement eher umfassend auch beispielsweise Erholungsund Lebensraumfunktionen betrachtet. 103 Vgl.: Wirtschaftsförderung, Investitionen im Betrieb - Überblick zu den Förderrichtlinien unter Vgl.: Gründer unterstützen - Mittelstand stärken unter ABDC9F14/kontaktplus.htm. 115

116 Tabelle 42: Ziele des Marketings Nach Innen Stärkung und Schaffung einer regionalen Identität Stärkung des regionalen Bewusstseins durch deutlichere Bewusstmachung der regionalen Vorzüge In-Wert-Setzung und Pflege endogener Potenziale durch Förderung eines kreativen Milieus Nach Außen Hinwirken auf Standortentscheidungen von Wirtschaft, Verwaltung, Institutionen und Bevölkerung zugunsten eines Raumes durch Vermarktung seiner Stärken Stärkung und Profilierung eines Raumes im Wettbewerb Quelle: Akademie für Raumforschung und Landesplanung (Hrsg.): Regionalmarketing in Handwörterbuch der Raumordnung, Hannover, S. 950f. Mithilfe unterschiedlicher Maßnahmen sollen nach innen wirkend sowohl der ansässigen Bevölkerung und Wirtschaft die Vorzüge des Saarpfalz-Kreises stärker bewusst gemacht, als auch neue Bürger, Betriebe und Institutionen von außen für den Kreis gewonnen werden. Folgende grundlegende Bausteine für ein Marketing des Saarpfalz-Kreises konnten bisher identifiziert werden: Aktivitäten und Internetauftritt (Information) der Wirtschaftsförderung: Das Standortmarketing für die Gesamtregion ist eine der zentralen Aufgaben der Wirtschaftsförderungsgesellschaft; Broschüren, Flyer und Messerarbeit der Saarpfalz-Touristik; Informationsangebote der Städte und Gemeinden, Informationen über Gewerbeflächen, Gewerbeobjekte und Veranstaltungen; Verankerung des Marketings in der LES Biosphärenreservat Bliesgau im Entwicklungsziel: Wir arbeiten an einer einheitlichen regionalen Kommunikationsstrategie und dem entsprechenden Projektbündel Entwicklung einer gemeinsamen Marketingstrategie ; (inaktiver) Internetauftritt Natürlich Schön die Saarpfalz, der dazu anregen sollte, die Schönheit der Region zu erkunden. Das größte Optimierungspotenzial im Bereich des Marketings liegt in der gemeinsamen Abstimmung der unterschiedlichen Akteure. Der Kreis, die Gemeinden und viele Einzelinstitutionen werben für die Saarpfalz. Hier wäre zukünftig eine klare, gemeinsame Linie wünschenswert, die sich in einer abgestimmten Außen- und Innendarstellung widerspiegelt. Standortwahl ist Regionenwahl! Dabei unterscheidet sich das Marketing für den Saarpfalz-Kreis grundsätzlich nicht vom Marketing für ein Konsumgut. Um erfolgreich zu sein, muss der Kreis bei seinen Einwohnern und Zielgruppen ein positives Image aufbauen. Dabei ist die Tatsache zentral, dass bei Standortentscheidungen von Industrie und Gewerbe nicht das Image einzelner Städte und Gemeinden von Bedeutung ist, sondern vielmehr das Image der gesamten Region. Übergeordnete Vorstellung ist die Etablierung einer starken Marke Saarpfalz-Kreis, die anknüpft an die verschiedenen Stärken der Region. Das Motto für ein gemeinsames Marketing muss lauten Kräfte bündeln und gemeinsam ein positives Image für den Saarpfalz-Kreis schaffen Vgl.: Langer, Tobias (2001): Marketing für den Saarpfalz-Kreis - Was eine Region von starken Marken lernen kann, Homburg, S

117 Gewerbe- und Industrieflächen Verfügbare Gewerbe- und Industrieflächen sind ein wichtiger Standortfaktor für einen Landkreis. Ausreichender Platz ist wichtig für betriebliche Neuansiedlungen, Erweiterungen, Umbauten oder kreisinterne Standortwechsel. Unternehmen benötigen anforderungsgerechte Wirtschaftsflächen. Eine bedarfsorientierte Bereitstellung von Gewerbe- und Industrieflächen ist deshalb ein wesentlicher Aspekt zur Entwicklung der Saarpfalz. Aktuell sind laut des Gewerbeflächeninformationssystems des Saarlandes, in den Städten und Gemeinden des Saarpfalz-Kreises durchaus einzelne Gewerbe- und Industrieflächen unterschiedlicher Größe vorhanden. Allerdings werden diese in der Summe perspektivisch nicht ausreichen, um langfristig eine Vielzahl von Neuansiedlungen und Betriebserweiterungen zu ermöglichen. In Zukunft besteht vor allem eine große Herausforderung darin, auch Parzellen für kleinere und mittlere Unternehmen vorzuhalten. Für die lokal verankerten Unternehmen im Saarpfalz-Kreis müssen Rahmenbedingungen geschaffen werden, damit die vorhandenen Betriebsstandorte gesichert sind und neue Entwicklungen ermöglicht werden. Gründerzentren Der Grundgedanke der in den achtziger Jahren entstandenen Gründer- und Technologiezentren ist das Profitieren von der nachbarschaftlichen Nähe zu anderen Gründern, das effiziente Nutzen von gemeinschaftlicher Infrastruktur und der persönlichen Betreuung vor Ort, in Verbindung mit intensiver Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Der Saarpfalz-Kreis hat sich zum Ziel gesetzt, die Rahmenbedingungen zur Förderung von Existenzgründungen zu optimieren und gerade für Gründer und Jungunternehmer der ideale Standort zum Starten und Wachsen zu sein. Deshalb wurden im Saarpfalz-Kreis in den letzten Jahren optimale Voraussetzungen in Form Flächenangeboten und Beratungskapazitäten geschaffen. Im Kreis sind sechs Gründerzentren lokalisiert, die interessierten Unternehmern unterschiedlicher Zielgruppen die Möglichkeit eröffnen, ihre Ideen zu verwirklichen. Der Saarpfalz-Kreis bietet somit für Existenzgründer ein breites Angebot an Beratungsangebote und -infrastruktur. Tabelle 43: Gründerzentren im Saarpfalz-Kreis Stadt/ Gemeinde Name Träger Zielgruppe Bexbach Gründer- und Mittelstandszentrum, Saarpfalz-Park Gründerzentrum Handwerk, Saarpfalz-Park Saarpfalz-Park Bexbach GmbH Saarpfalz-Park Bexbach GmbH Dienstleistungsunternehmen (Existenzgründer und Jungunternehmer) Handwerker, Gewerbliche Betriebe (Existenzgründer und Jungunternehmer) Homburg Biomedizinisches Zentrum BIZ Homburg GmbH Biotechnologie und Software (Existenzgründer und Jungunternehmer) Starterzentrum, Universität des Saarlandes Universität des Saarlandes Wissens- und Technologietransfer (WuT) GmbH Existenzgründer in den Bereichen Medizin, Medizintechnik, Biologie u.ä. St. Ingbert Innovationspark am Beckerturm Innovationspark am Beckerturm GmbH & Co. KG Unternehmen aller Art, Existenzgründer, Handwerker 117

118 Gewerbe- und Technologiepark Quelle: Eigene Recherche, Homburg Stadt St. Ingbert Innovative, technologieorientierte Existenzgründer Problemstellung Unternehmensnachfolge Auf Grund der demographischen und strukturbedingten Herausforderungen der nächsten Jahre geht es darum, den Generationenwechsel in vielen Unternehmen zu bewerkstelligen und als Chance für den Existenzgründernachwuchs zu nutzen. Inhaber vieler kleiner und mittlerer Unternehmen stehen vor dem Problem, dass sie beispielsweise bei Antritt der Rentenzeit keine geeigneten Nachfolger für die Betriebsübernahme finden. Wenn sich kein adäquater Nachfolger findet, muss der Betrieb schließen, was zur Entlassung von Angestellten führt. Zum einen ist der Mangel an Kandidaten für eine Unternehmensnachfolge auf den demographischen Wandel zurückzuführen, aber auch auf typische Risiken wie das grundsätzliche unternehmerische Risiko, die höhere Komplexität eines bestehenden Betriebes im Vergleich zu einem Start-up und mögliche Haftungsrisiken in zahlreichen Verträgen. 106 Die WFG unterstützt Unternehmen in dieser Problematik und liefert Hilfestellung durch Vorträge sowie Informationsveranstaltungen. 106 Vgl.: Mittelständische Unternehmen finden keinen Nachfolger unter 118

119 Projekte im Kreisgebiet Fragebogenaktion bei saarpfälzischen Unternehmen Tagtäglich müssen Unternehmen sich ihren Kunden, Partnern und den Veränderungen des Marktes stellen, um die Betriebe zukunftssicher zu machen. Rund Betriebe aus allen Städten und Gemeinden des Kreises sind im Rahmen einer Fragebogenaktion kontaktiert worden, um zukünftige Bedarfe abzufragen. In dem fünfseitigen Fragebogen wurden Sachverhalte rund um Themen wie Personal, Kooperationen und Standort behandelt. Die Rücklaufquote betrug 10%. Auf Wunsch wurden im Zusammenhang mit der Befragung auch bereits mehr als 20 Betriebsbesuche durchgeführt. Durch vielfältige persönliche Kontakte, Veranstaltungen oder Betriebsbesuche kann die Wirtschaftsförderung bereits durch ihre laufende Tätigkeit stetig Anregungen sammeln. Bereits jetzt ist klar, dass ein Themenschwerpunkt der Arbeit der WFG Saarpfalz auf der noch engeren Verzahnung bei der Zusammenarbeit von Schulen und Betrieben des Kreises liegen wird. Hände Hoch fürs Handwerk Mit dieser Kampagne unterstützt die Wirtschaftsförderung Saarpfalz die bundesweite Imagekampagne des Handwerks mit verschiedenen Maßnahmen und überträgt diese auf regionale Ebene. Ziel ist es, die Handwerksberufe mit all ihren Facetten und Möglichkeiten vorzustellen. Damit sollen diese Berufe vor allem für Schülerinnen und Schüler interessanter gemacht werden, damit diese als mögliche Berufsoptionen in Erwägung gezogen werden. Gerade im Saarpfalz-Kreis wird eine Vielzahl von Arbeitsplätzen vom regionalen Handwerk gestellt. Viele der Betriebe klagen jedoch über schwere oder schleppende Besetzung der Ausbildungsstellen. Die Wirtschaftsförderung sieht sich hier in der Verantwortung, da der Saarpfalz-Kreis selbst Träger vieler weiterführender Schulen ist. Ziel ist, die Wahrnehmung der unterschiedlichen Berufe möglichst zu aktualisieren und die modernen Seiten des Handwerks sowie auch seine große Vielfalt bewusster zu machen. SWOT-Analyse Stärken Gutes Angebot an Arbeitsplätzen in den Städten durch große Unternehmen weit über dem Landesdurschnitt liegende Arbeitsplatzdichte Starke Industriebranche einer der saarländischen Industrieschwerpunkte Viele spezialisierte mittelständige Unternehmen Einige überregional bekannte Unternehmen Generell guter Branchenmix Stabiler Arbeitsmarkt Einpendlerkreis Ausstattung an Gründerzentren Starke Wirtschaftsförderung, die klassische Themen sehr gut abgedeckt Viele Informationsveranstaltungen und Unterstützungsangebote Schwächen Teilräumliche Strukturunterschiede, vor allem zwischen Nord- und Südkreis, erschweren die Entwicklung gemeinsamer Strategien Geringe Angebote für Frauen als Teilzeitkräfte Hoher Anteil junger Menschen, die arbeitslos sind Geringes Angebot an ortsnahen Arbeitsplätzen im Bliesgau Geringer Anteil des Dienstleistungsbereich Geringes Wachstum des produzierenden Gewerbes 119

120 Aktive Gewerbevereine Hohe Qualität weicher Standortfaktoren: Qualitäten als Lebens- und Erholungsraum aufgrund vielfältiger Landschaft, attraktiver Freizeit-, Kultur- und Sportangebote, Einkaufsmöglichkeiten etc. Chancen Nutzung der guten Arbeitssituation als Aushängeschild der Region Ausbau der Gewerbeanmeldungen und Steigerung der Zuzüge von Gewerbe in die Region Anwerben von Fachkräften Aufbau regionaler Wertschöpfungsketten Chancen für junge Existenzgründer Selbstvermarktung des Wirtschaftsstandorts Förderung von Talenten Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur Risiken Kein klares Standortprofil Rückgang der land- und forstwirtschaftlichen Aktivitäten Rückgang des angemeldeten Gewerbes in einigen Teilräumen Perspektivischer Gewerbeflächenmangel, fehlende Erweiterungsflächen Weitere Zunahme des berufsbedingten Pendlerverkehrs Fortzüge junger Menschen und Frauen wegen mangelnden Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt Teilweise ungeklärte Betriebsnachfolge in einigen Betrieben Krisenanfälligkeit der Industrie (vor allem aus dem Automobilbereich) Leicht unterdurchschnittliche Entwicklung des Bruttoinlandprodukts Altersstruktur Beginnender Fachkräftemangel in manchen Branchen Handwerk kann viele Ausbildungsstellen nicht besetzen Rückgang des lokalen Handels durch Trends wie Online-Handel 120

121 4.7 Natur und Umwelt Die Natur und die Umwelt des Saarpfalz-Kreises haben aufgrund der naturräumlichen Ausprägung und kulturlandschaftliche Ressourcen für die regionale Bevölkerung einen bedeutenden Stellenwert. Große Bereiche des Kreisgebietes sind Schutzgebiete unterschiedlicher Schärfe. Diese sind für den Natur- und Umweltschutz, die Biodiversität und das Naturerleben von großer Wichtigkeit. Ein besonderer Schwerpunkt ist die Weiterentwicklung des Biosphärenreservats. Beschreibung des Ist-Zustandes und aktuelle Entwicklungen Naturraum Der Saarpfalz-Kreis ist im Norden Teil des Saar-Nahe- Berglands, genauer zur Sankt Ingbert-Kaiserslauterer Senke. Nördlich von Homburg erstreckt sich der Kreis in die westpfälzische Moorniederung. Charakteristisch für dieses Gebiet sind Moorbildungen. Der Südteil gehört zum pfälzisch-saarländischen Muschelkalkgebiet mit den östlichen Untereinheiten des Saar-Blies- Gaues. Dazwischen liegt das Sankt Ingbert-Kirkeler Waldgebiet. Den Bliesgau prägen waldfreie große Ebenen, die meist landwirtschaftlich oder als naturnahe Streuobstwiesen genutzt werden. 107 Landschaftsschutzgebiete Landschaftsschutzgebiete sind zur Erhaltung und Entwicklung sowie zur Wiederherstellung von Landschaftsräumen eingerichtet. Hier liegt ein besonderes Augenmerk auf der Vielfalt, Eigenart und Schönheit des Landschaftsbildes und der kulturhistorische Bedeutung. Zusätzlich haben sie einen hohen Stellenwert für die Erholung. Im Saarpfalz-Kreis werden rund 40 eingetragene Landschaftsschutzgebiete gezählt, die in ihrer Gesamtheit fast die Hälfte der gesamten Kreisfläche einnehmen. Die Größen bewegen sich zwischen 22ha (LSG in Gersheim) bis zu 2.141ha (LSG nördlich von Blieskastel). 108 Bild 11: Landschaftsimpression Bliesgau. Bild 12: Landschaftsimpression Bliesgau. Naturschutzgebiete Naturschutzgebiete sind rechtsverbindlich festgesetzte Gebiete, in denen ein besonderer Schutz von Natur und Landschaft in ihrer Ganzheit oder in einzelnen Teilen erforderlich ist: Bild 13: Landschaftsimpression Bliesgau. 107 Vgl.: Liste der naturräumlichen Einheiten im Saarland unter Vgl.: Naturschutzdaten Saarland unter 121

122 zur Erhaltung, Entwicklung oder Wiederherstellung von Lebensstätten, Biotopen oder Lebensgemeinschaften bestimmter wild lebender Tier- und Pflanzenarten, aus wissenschaftlichen, naturgeschichtlichen oder landeskundlichen Gründen oder wegen ihrer Seltenheit, besonderen Eigenart oder hervorragenden Schönheit. 109 Tabelle 44: Naturschutzgebiete im Saarpfalz-Kreis Name Fläche (ha) Name Fläche (ha) Badstube 7,3 Schwalbaue 13,7 Wocholderberg 0,6 Würzbach 18,3 Limbacher Sanddüne 10,3 Südlicher Bliesgau/Auf der Lohe 1469,9 Kirkeler Bachtal 22,9 Jägersburger Wald/Königsbruch 637,8 Kühnbruch 29,0 Hangflächen bei Gräfinthal 53,3 Himsklam 50,7 Taubental 426,0 Lambsbachtal 4,3 Moorseiters 32,1 Großbirkel Hungerberg 14,9 Kalbenberg-Süd 31,2 Ruhbachtal 37,6 Baumbusch 150,0 Kleberbachtal 15,4 Pfänderbachtal 44,7 Höllengraben 29,6 Kleinblittersdorfer Wald 51,3 Frohnsbachtal-Geißbachtal 21,9 Böckweiler 58,1 Closenbruch 81,8 Lindenfels 113,2 Im Glashüttental/Rohrbachtal 48,7 In den Drecklöchern 22,8 Zwischen Klosterwald und Erzental 15,5 Ehemaliges Kalkbrennwerk 76,0 Schloßhübel 6,1 Oberwürzbacher-Hirschental 97,7 Felsbachtal 13,2 Muschelkalkhänge bei Bebelsheim 197,1 und Wittersheim Bliesaue zwischen Blieskastel und Bliesdalheim 199,6 Zwischgen Bliedsahlheim und 124,1 Herbitzheim Allmendwald 7,1 Quelle: Ministerium für Umwelt und Verbraucherschutz, Naturschutzgebiete des Saarlandes unte Naturschutzgebiete.pdf. Bild 14: Flora im Biosphärenreservat. 109 Bundesnaturschutzgesetz 23 (1). 122

123 Naturdenkmäler Naturdenkmäler sind geschützte und festgesetzte Einzelobjekte der Landschaft und Natur wie beispielsweise ein bemerkenswerter Baum oder ein Felsen. Die Schutzwürdigkeit ergibt sich aus der Seltenheit, dem speziellen Charakter, der Schönheit oder auch dem wissenschaftlichen, naturgeschichtlichen oder Wert sowie landeskundlichen Gründen. Die Beseitigung eines Naturdenkmales sowie alle Handlungen, die zu einer Zerstörung, Beschädigung, Veränderung oder nachhaltigen Störung eines Naturdenkmales oder seiner geschützten Umgebung führen, sind verboten. Bild 15: Felsenpfad in Kirkel. Im Saarpfalz-Kreis sind über 40 dieser Naturdenkmäler ausgewiesen und katalogisiert. Neben schützenswerten Baumund Felsformationen wie beispielsweise die Schackmäs Eiche am Kirchheimer Hof oder der Felsenpfad in Kirkel gehören dazu auch mehrere Brunnenanlagen und Quellen. 110 Eines der bedeutendsten Naturdenkmäler des Saarlandes sind die Schlossberghöhlen in Homburg. Bild 16: Schackmäs Eiche am Kirchheimer Hof. Geschütze Landschaftsbestandteile Dieser Begriff umfasst Elemente aus der Natur und Landschaft, die zur Erhaltung, Wiederherstellung und Entwicklung unter Schutz gestellt werden. Weitere Bedeutung haben die Landschaftsbestandteile als Habitate für bestimmte wild lebende Tier- und Pflanzenarten. Geschütze Landschaftsbereiche im Saarpfalz-Kreis sind beispielsweise der Felsenrech bei Niederbexbach oder der Kalkhalbtrockenrasen Auf der Kahlhecke bei Blieskastel. Eine Liste aus dem Jahr 2001 katalogisiert insgesamt 20 geschützte Landschaftsbereiche, wobei der Großteil der Gebiete im südlichen Kreisgebiet lokalisiert ist Naturdenkmale im Saarpfalz-Kreis unter Geschütze Landschaftsbestandteile im Saarpfalz-Kreis (2015): 123

124 Natura2000 Gebiete Natura2000 ist eine europäische Naturschutzkonzeption auf Grundlage der EG- Vogelschutzrichtlinie aus dem Jahr 1979 und der FFH-Richtlinie (Fauna = Tierwelt, Flora = Pflanzenwelt, Habitat = Lebensraum) aus dem Jahr Das Ziel der Staaten der Europäischen Union ist die Erhaltung der biologischen Vielfalt in Europa und der Aufbau eines zusammenhängenden Netzes europäischer Schutzgebiete. Nach den Vorgaben der beiden Richtlinien muss jeder Mitgliedstaat Gebiete benennen, die für die langfristige Erhaltung von wildlebenden Vogelarten bzw. von europaweit gefährdeten Lebensräumen, Tier- und Pflanzenarten bedeutend sind. In Deutschland sind hierfür die Bundesländer zuständig. Die EG-Vogelschutzrichtlinie sichert zum einen die Erhaltung aller wildlebenden Vogelarten der Mitgliedstaaten. Die FFH- Richtlinie schreibt zum anderen den Schutz von europaweit gefährdeten, natürlichen und naturnahen Lebensräumen sowie von Vorkommen gefährdeter Tier- und Pflanzenarten vor. Für das Natura2000-Netz hat eine systematische, an den Bedürfnissen der Natur ausgerichtete Gebietsauswahl stattgefunden. Die Meldung der Gebiete erfolgte ausschließlich nach fachlichen Gesichtspunkten. Wirtschaftliche und soziale Nutzungen in den FFH- und Vogelschutzgebieten sind grundsätzlich möglich, solange sie nicht die Vorkommen der zu schützenden Naturgüter erheblich beeinträchtigen. Für den Saarpfalz-Kreis sind folgende FFH- und Vogelschutzgebiete katalogisiert: Tabelle 45: FFH- und Vogelschutzgebiete im Saarpfalz-Kreis Limbacher u. Spieser Wald Name Wiesen bei Frankenholz und Oberbexbach Großes zusammenhängendes Waldgebiet mit hohem Buchenwaldanteil, Quellstellen und typischen feuchten Tälchen. Blies Aue mit Grünlandnutzung und Flusslauf der Blies, abschnittsweise auch Aue mit Grünlandnutzung und ehemaligen Mühlengräben. Schwimmblattgesellschaften und Unterwasserrasen, steile Lehmufer mit Gehölzund Hochstaudensaum Kühnbruch Feuchtgebietskomplex mit Feucht- u. Nassgrünland, Großseggenriedern und Röhrichten, v. mesotr. Gräben durchzogen. Hohe Bed. als LR einer kl. Pop. v. Maculinea nausitous u. von hoher Bed. für die Avifauna. Closenbruch Komplexes Grünlandgebiet nahe Homburg. Der größte Teil des Geb. besteht aus Nasswiesen, Röhrichten und Großseggenriedern. Es sind aber auch magere Glatthaferwiesen und Silbergrasfluren vorhanden. Binnendüne nordöstlich Homburg Es handelt sich um eine der größten Binnendünen im Saarland, mit den seltenen Arten der Sandrasen und Silbergrasfluren. Große Teile sind mit lichtem, bodensaurem Eichenmischwald bedeckt. Nördlich Oberbexbach: magere, artenreiche Glatthaferwiesen mit ausgedehnten Streuobstbeständen, Hofwiese b. Frankenholz: Nass- u. Feuchtwiesen mit großen Vorkommen des Breitblättrigen Knabenkrautes. Limbacher Sanddüne Die Binnendüne liegt in der St. Ingberter Senke und ist von Kiefernwald mit Silbergrasfluren, sowie offenen Sandrasen bedeckt. Bliesaue bei Beeden Komplex aus: magerem Grünland, Acker u. Teichen in der Aue der Blies Jägersburger Wald und Königsbruch bei Homburg Nord-Teil: Waldgebiet mit bodensauren Buchenwäldern, Fichtenforsten, kleinflächigen Moorwäldern, trockengefallenen Mooren, Süd-Teil: Grünlandkomplex aus feuchtem Grünland, Brachen, entwässerten Niedermooren u. kl. Zwischenmoor. Lambachtal Versumpfte bis vermoorte Talsohle eines Baches der Sickinger Höhe, saarländischer Anteil 124

125 Landeskrankenhaus Homburg Fledermausvorkommen (myotis myotis) Allmendwald und Bettelwald bei Ormesheim Frühjahrsgeophytenreicher Buchen-, Eschen-Buchenund Eichen-Buchenwald mit zahlreichen natürlichen Kleingewässern (Dolinen, 'Mardellen'). Z.T. ehemalige Mittelwälder. Bliesaue zwischen Blieskastel und Bliesdalheim Feuchtbiotopkomplex in der Aue der Blies mit Auenwald (versch. Sukzessionsstadien), Hochstaudenfluren, Röhricht, Großseggenriedern u. feuchtem Grünland. Muschelkalkgebiet bei Bebelsheim und Wittersheim Ost-exponierter Hang der Muschelkalkstufe mit alten Streuobstbeständen, Magerwiesen und -weiden sowie Kalk-Halbtrockenrasen. An den Steilhängen vielfach brachgefallen. Am Unterhang Austritt von Quellen mit Feuchtgebieten. Bickenalbtal Talzug im Muschelkalkgebiet des Zweibrücker Westrich mit naturnahem Bachlauf in einem überwiegend als Grünland genutzten Talzug und Teilen der Talflanken im Wellenkalk mit Kalk-Halbtrockenrasen, Magerwiesen und Laubwald Zwischen Bliesdalheim und Herbitzheim West-exponierter Hang der Muschelkalkstufe mit alten Streuobstbeständen, Magerwiesen sowie Kalk- Halbtrockenrasen. An den Steilhängen teilw. brachgefallen u. verbuscht. Baumbusch bei Medelsheim Ausgedehntes Laubwaldgebiet auf dem Muschelkalk- Höhenzug zwischen Bliestal und Bickenalbtal incl. vorgelagerter Stufenhänge. Überwiegend Eichen- und Buchenwälder, an den Hängen Kalk-Halbtrockenrasen und Magerwiesen Brücker Berg bei Niedergailbach Kasbruch Weitgehend entwässerter u. degenerierter Bruch mit Großseggenriedern, Röhrichten u. Bruchwäldern. Am Hang kl. Quellmulden Badstube Mimbach Kalk-Halbtrockenrasen an süd- und südwestexponierten Hanglagen auf unterem Muschelkalk. Die Magerrasen sind stellenweise ausgesprochen kurzwüchsig und zeichnen sich durch arten- und individuenreiche Orchideenvorkommen aus. Muschelkalkhänge nordwestlich Wecklingen Sonnenexponierter Stufenhang des Unteren Muschelkalkes mit teilweise noch genutzten, stellenweise brachgefallenen und eingewachsenen Kalk- Halbtrockenrasen mit bemerkenswerten Vorkommen thermophiler Orchideen, Moose u.a. Umgebung Gräfinthal Reich gegliederter und klein gekammerter Stufenhang der Muschelkalkstufe im Gräfinthal N Bliesmengen- Bolchen mit Obstwiesen, mageren Flachlandmähwiesen, orchideenreichen Kalk-Halbtrockenrasen Muschelkalkgebiet bei Gersheim und Blieskastel kompletter Landschaftssauschnitt mit der überkommenen, extensiven Landnutzung der saarländischen Muschelkalkgebiete Umgebung Böckweiler Grünlandgebiet westlich Böckweiler am Stufenhang des Muschelkalkes mit ausgedehnten Salbei- Glatthaferwiesen und zahlreichen Quellhorizonten auf dem mittleren Muschelkalk. Am Steilhang einige Kalk- Halbtrockenrasen. NSG Himsklamm Reich strukturierter Stufenhang des Muschelkalkes mit ausgedehnten mageren Wiesen und Kalk- Halbtrockenrasen im Komplex mit Hecken, Gebüschen und Vorwäldern Beedener Bruch Stufenhang des Muschelkalkes mit durch Grenzhecken und Gebüsche reich strukturiertem meist magerem Grünland an den Hängen und einem struktur- und artenreichen Eichen- und Buchenwald auf der Höhe Weiträumige Wiesenlandschaft mit hohem Feuchtwiesenanteil, offene Wasserflächen. Quelle: Zusammenstellung auf Basis der Daten des Bundesamts für Naturschutz unter steckbriefe.html. 125

126 Artenschutz auf Landesebene Die Aufgabe des Arten- und Biotopschutzes besteht laut saarländischem Naturschutzgesetz in dem Schutz, der Pflege und der Entwicklung der Bestände heimischer Pflanzen- und Tierarten, ihrer Entwicklungsformen, ihrer Biotope und Lebensgemeinschaften in ihrer historisch gewachsenen Vielfalt sowie der Gewährleistung ihrer sonstigen Lebensbedingungen. Dies schließt die Ansiedlung verdrängter oder in ihrem Bestand bedrohter Tier- und Pflanzenarten an geeigneten Lebensstätten innerhalb ihres natürlichen Verbreitungsgebietes sowie die Wiederherstellung von Biotopen mit ein. Auf dem Weg zur Sicherung der saarländischen Artenvielfalt wurden folgende Schritte eingeleitet: Die vorkommenden wild lebenden Tier- und Pflanzenarten sowie ihre wesentlichen Lebensräume und Lebensgemeinschaften werden im Rahmen von Arterfassungsprogrammen und durch die Biotopkartierung Saarland erfasst. Die wesentlichen Ursachen für die Verdrängung oder Gefährdung der verdrängten oder in ihrem Bestand gefährdeten Arten und Lebensgemeinschaften, insbesondere der Arten, für die das Saarland eine besondere Verantwortung im Hinblick auf die Erhaltung der biologischen Vielfalt trägt, werden ermittelt und bewertet. Die Ergebnisse werden in so genannten Roten Listen veröffentlicht. Programme, Richtlinien und Vorschläge zur Durchführung von Schutz-, Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen, zur Ansiedlung verdrängter Arten und zur Überwachung der Bestandsentwicklung gefährdeter Arten werden erarbeitet. Um besondere Arten und Lebensräume auch für die Zukunft zu erhalten, erarbeitete das Umweltministerium eine Biodiversitätsstrategie. Der erste wichtige Teil dieser Strategie, das Fachkonzept, liegt vor. Darin werden die bedeutsamen Flächen systematisch dargestellt und bewertet und Schutzmaßnahmen vorgeschlagen. Ein zweiter wichtiger Schritt wird die Erarbeitung eines Umsetzungsprogrammes der im Fachkonzept vorgeschlagenen Maßnahmen sein. 112 Wasserschutzgebiete Wasserschutzgebiete dienen dem Schutz der öffentlichen (Trink-)Wasserversorgung. Sie werden auf Antrag eines Wasserversorgungsunternehmens in einem Verwaltungsverfahren mit Öffentlichkeitsbeteiligung zum Schutz der öffentlichen Trinkwasserversorgung ausgewiesen. Die Wasserschutzgebiete werden in unterschiedliche Zonen unterteilt: Wasserschutzgebiete werden auf Antrag eines Wasserversorgungsunternehmens in einem Verwaltungsverfahren mit Öffentlichkeitsbeteiligung ausschließlich zum Schutz der öffentlichen Wasserversorgung (Trinkwasserversorgung) ausgewiesen (nicht zum Schutz privater Wasserförderanlagen). Im Saarland werden die Schutzgebiete in drei Zonen unterteilt: Zone I Fassungsbereich einer Bohrung, Quellfassung 112 Vgl.: Saarland.de: Artenschutz unter 126

127 Zone II Die Abgrenzung erfolgt nach der aus den hydrogeologischen Bedingungen berechneten Fließdauer des Grundwassers von 50 Tagen bis zur Förderanlage. Diese Zone ist besonders vor Belastungen durch pathogene Keime und Parasiten zu schützen, da diese in die Förderanlage gelangen können. Zone III Hierbei handelt es sich um den nach hydrogeologischen Gesichtspunkten abgegrenzten Einzugsbereich der Förderanlage. Verunreinigungen durch langlebige chemische Stoffe innerhalb dieses Gebietes können im Laufe der Zeit in die Förderanlage gelangen, so dass besondere Schutzmaßnahmen gegen das Eindringen dieser Stoffe erforderlich sind. Für jedes Schutzgebiet wird eine Schutzgebietsverordnung erlassen, in der je nach Schutzgebietszone bestimmte Handlungen und Anlagen verboten sind bzw. unter Genehmigungsvorbehalt gestellt werden. 113 Zwei Drittel der Fläche des Saarpfalz-Kreises befindet sich innerhalb festgesetzter bzw. geplanter Wasserschutzgebiete. UNESCO - Biosphärenreservat Bliesgau Biosphärenreservate sind Modellregionen, in denen das Zusammenleben von Mensch und Natur beispielhaft entwickelt und erprobt wird. Sie schützen Kulturlandschaften vor zerstörenden Eingriffen und erhalten und entwickeln wertvolle Lebensräume für Mensch und Natur. Sie sorgen für ein ausgewogenes Verhältnis von menschlicher Nutzung und natürlichen Kreisläufen und tragen damit zur regionalen Wertschöpfung bei. Seit 2009 ist das Biosphärenreservat durch die UNESCO anerkannt. Das Biosphärenreservat Bliesgau liegt mit ca ha in der südöstlichsten Ecke des Saarlandes, an der Grenze zu Frankreich und Rheinland-Pfalz. Die Landschaft ist geprägt durch ausgedehnte Streuobstwiesen, Buchenwälder, artenreiche Trockenrasen und eine eindrucksvolle Auenlandschaft. Der Norden des Bliesgaus ist städtisches Einzugsgebiet - mit einer Bevölkerungsdichte über dem Bundesdurchschnitt ist der Bliesgau im Vergleich zu den anderen deutschen Biosphärenreservaten eher städtisch geprägt. Die Stadt-Land-Beziehung mit all ihren Einflüssen und Veränderungen ist deshalb einer der Schwerpunkte in der wissenschaftlichen Forschung im Biosphärenreservat. Eine Besonderheit der Region ist die Vielfalt der Landschaft: verschiedene Lebensräume greifen auf engem Raum ineinander und sind ein Zuhause für viele seltene Tier- und Pflanzenarten. Im Gebiet des BR Bliesgau ist die höchste Dichte an europa-, bundes- und landesweit bedeutsamen Lebensraumtypen und Arten im Saarland vorhanden. Aufgrund der hohen Schutzwürdigkeit der Region liegen hier die (auf den Naturraum bezogen) meisten der vom Saarland gemeldeten NATURA 2000-Gebiete. Der Erhalt der traditionellen Kulturlandschaft und der damit verbundenen Artenvielfalt ist das erklärte Ziel des Biosphärenreservates Saarland.de: Wasserschutzgebiete unter Biosphäre Bliesgau unter 127

128 Tabelle 46: Akteure rund um das Biosphärenreservat Biosphärenzweckverband Lokale Aktionsgruppe/LEADER Biosphärenverein Bliesgau e.v. Verwaltung des BR Zuständig für Einrichtung, Pflege und Entwicklung des BR Hand in Hand von Gemeinden, Städten, Kreis und Land weltweit einmalige Verwaltungsform Lösung spezifischer Herausforderungen, Umsetzung von Projektideen, Suche nach Fördermöglichkeiten Eigenständiger Verein mit über 70 Mitgliedern Entscheidet über die Auswahl von LEADER-Projekten Ziel aller Maßnahmen ist eine lebendige Region, eine lebendige Biosphäre und eine lebendige Saarpfalz Regionalmanagement: o Koordinierung und Organisation der LAG o Prüfung von Projektideen o Beratung o Umsetzung der Strategie o Monitoring, Evaluation und Öffentlichkeitsarbeit Quelle: Eigene Darstellung, Umweltministerium, Städteund Gemeinden, Saarpfalz- Kreis, Verbände und andere Vereine als Mitglieder Zunächst die Aufgabe, die Voraussetzungen für die Anerkennung des BR zu schaffen Förderverein und Informationsforum für die Biosphäre Bliesgau Förderung von Projekten Vermittlung von Bildung und Wissen über die Region Beteiligung der Menschen an der Weiterentwicklung ihres Lebensraumes Das Reservat umfasst auf seiner Fläche die Muschelkalklandschaften des Bliesgaus und des Westrichs, die Übergangszonen zwischen unterem Muschelkalk und oberem Buntsandstein und die sich nördlich anschließenden geschlossenen Waldgebiete des St. Ingbert-Kirkeler Waldes und der St. Ingberter Senke im oberen und mittleren Buntsandstein. Abbildung 6: Außengrenzen der Biosphäre Quelle: Saarland.de: Außengrenzen unter 128

129 Prägende Elemente des Gebietes sind z.b. die naturschutzfachlich besonders wertvollen Biotop- und Lebensraumtypen der Kalk-Halbtrockenrasen, der Salbei-Glatthaferwiesen, der Streuobstwiesen und der naturnahen Wälder. Ein besonderes Charakteristikum stellt die Vielfalt der Landschaft mit einem Nebeneinander und Ineinandergreifen verschiedenster Groß- und Kleinstlebensräume dar, welche aus Jahrtausende langer Nutzung durch den Menschen hervorgegangen sind. Es enthält das gesamte Spektrum der Kulturlandschaft, die Lebensräume des städtischen Verdichtungsraumes (und der ehemals industriell geprägten Stadt St. Ingbert) ebenso wie die Lebensräume des ländlichen Raumes im Wald und Offenland. 115 Landschaften Im Gegensatz zu anderen Muschelkalkgebieten Deutschlands weist der Bliesgau eine deutlich differenzierte geomorphologische Struktur auf. Sie führt insbesondere im Zusammenhang mit verschiedenartigen Landnutzungsformen an verschiedenen Standorten zu starken Unterschieden der mikroklimatischen Situation. Hieraus ergeben sich auf engem Raum vielfältig unterschiedliche Lebensbedingungen, was die kleinräumige Existenz verschiedenartiger Ökosystemtypen ermöglicht. So finden sich sowohl Arten mit mediterranem Verbreitungsschwerpunkt, als auch Arten mit kontinentalem bzw. atlantischem Verbreitungsschwerpunkt im betrachteten Gebiet. 116 Pflanzen Die südlichen, ländlichen Bereiche beinhalten als prägende Elemente Halbtrockenrasen, ausgedehnte magere Flachlandmähwiesen, Streuobstkomplexe, Orchideen- und Waldmeister- Buchenwälder auf Muschelkalk. 25 der 50 in Deutschland heimischen Orchideenarten kommen hier vor. In den nördlichen, urbanen Bereichen dominieren neben den Siedlungsbiotopen die Buchenwälder im oberen Buntsandstein mit versumpften Sohlentälern. 117 Tiere Auch für die Artenvielfalt in der Tierwelt ist der Bliesgau von großer Bedeutung. Dabei sind es weniger die bundesweit vom Aussterben bedrohten Arten, die den Bliesgau beschreiben, als vielmehr die vielen regionaltypischen Vertreter, die hier teilweise am Rande ihres Verbreitungsgebietes leben und als Wärme liebende Arten den Bliesgau faunistisch hervorheben. Zu nennen ist die große Gruppe der Insekten (Heuschrecken, Schmetterlinge, Zikaden), Vögel z.b. Heidelerche Rotkopfwürger, Neuntöter oder Reptilien, die schwerpunktmäßig an die Kalk-Magerrasen angepasst sind. 118 Bei den Säugetieren sind im Besonderen der Biber und verschiedene Fledermausarten zu nennen. Zu den über 40 Säugetierarten im Biosphärenreservat Bliesgau gehören aber z.b. auch Wildkatze, Igel, Maulwurf, Fuchs, Dachs und Siebenschläfer. Unter den Vögeln sind vor allem der Rotmilan und der Weißstorch bemerkenswert, außerdem der Steinkauz als Indikator der alten Kulturlandschaft, der für die Streuobstwiesen typisch ist. Unter den Reptilien und Amphibien sind die Gelbbauchunke, der Kammmolch, die Mauereidechse und die Schlingnatter zu nennen. 115 Biosphäre Bliesgau unter Ebenda. 117 Ebenda. 118 Ebenda. 129

130 Als einzige saarländische Region beherbergt der Bliesgau alle aktuell im Saarland nachgewiesenen FFH-Arten der Tagfalter (Dunkler Wiesenknopfameisenbläuling, Thymian- Ameisenbläuling, Großer Feuerfalter, Goldener Scheckenfalter). 119 Zonierung Die Kernzone umfasst zehn Teilflächen mit zusammen ca ha Fläche, also etwa 3,1 % der Gesamtfläche. Es wurden ausschließlich Flächen im Eigentum der öffentlichen Hand bzw. des Zweckverband Saar-Bliesgau/Auf der Lohe als Kernzone ausgewiesen. Eine land- und forstwirtschaftliche Nutzung findet in den Kernzonen nicht mehr statt. Das Betreten auf Wegen bleibt erlaubt. Bild 17: Blick über einen Teil des Biosphärenreservats. Die Pflegezone umfasst etwa ha, also ca. 19 % der Gesamtfläche. Ziel in der Pflegezone ist der Schutz der Landschaften, die durch menschliche Nutzung entstanden sind (Kulturlandschaften) und deren Fortbestand durch eine entsprechende menschliche Nutzung oder Pflege gewährleistet werden soll. Angestrebt wird der Erhalt der Arten- und Habitatvielfalt auf Basis des jeweiligen Schutzgebietsstatus und die Beibehaltung und Entwicklung modellhafter nachhaltiger Formen der Landnutzung. Dies geschieht vor dem Hintergrund der veränderten gesellschaftlichen und insbesondere agrarpolitischen Rahmenbedingungen. In der Pflegezone werden die aus naturschutzfachlicher Sicht sehr wertvollen Flächen, wie z.b. die Kalkhalbtrockenrasen, die Orchideenwiesen, artenreiche Streuobstwiesen, aber auch Flachlandmähwiesen und Auwiesen zusammengefasst. Etwa 30 % der Pflegezone sind als Naturschutzgebiete ausgewiesen, weitere 15% als FFH- Gebiet gemeldet. Ca. 48% an überwiegend Waldflächen, für die eine naturgemäße Waldbewirtschaftung gemäß Landeswaldgesetz durchzuführen ist, sind als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen. In der Pflegezone bleibt die bisherige Nutzung zulässig. Dies schließt eine Dynamik im Sinne von Nutzungsvielfalt und Nutzungsgradienten ein Biosphäre Bliesgau unter Ebenda. 130

131 Naturschutzgroßprojekt Saar-Blies-Gau/Auf der Lohe Das Gebiet des Naturschutzgroßprojektes Saar-Blies-Gau/Auf der Lohe befindet sich im Südosten des Saarlandes im Naturraum Saar-Blies-Gau, nahe der deutsch-französischen Grenze. Darüber hinaus liegt das ha große Gebiet Saar-Blies-Gau/Auf der Lohe vollständig im UNESCO-Biosphärenreservat Bliesgau und ist größtenteils Bestandteil des europäischen Schutzgebietsnetzes Natura Der Saar-Blies-Gau gehört zu den klimatisch begünstigten Muschelkalk-Keuper-Gau-Landschaften Südwestdeutschlands. Es handelt sich um eine alte, reich gegliederte Kulturlandschaft mit extensiver landwirtschaftlicher Nutzung. Sie weist die höchste Dichte besonders schutzwürdiger Biotope im Saarland auf, mit zahlreichen, auch bundesweit gefährdeten Arten. Prägende Elemente sind u.a. Kalk- Halbtrockenrasen, Salbei- Glatthaferwiesen, Streuobstwiesen und naturnahe Wälder. Insgesamt wird durch den Erhalt und die Entwicklung des artenreichen Gebiets ein herausragender Beitrag zur Erhaltung der biologischen Vielfalt in Deutschland geleistet. Bild 18: Kulturlandschaft im Bliesgau. Hauptziele der Naturschutzarbeit im Gebiet waren und sind der Schutz, die Entwicklung und die Pflege einer alten, vielfältig strukturierten und traditionell extensiv genutzten Kulturlandschaft mit dem Vorkommen zahlreicher seltener, gefährdeter und charakteristischer Arten. Folgende biotoplenkende Maßnahmen wurden bereits durchgeführt: flächige Entbuschungen (z.b. auf Kalk-Halbtrockenrasen), Erstpflege von Heckenstrukturen, Freistellen von Streuobstbeständen und Steinbrüchen, Rekonstruktion von Trockenmauern, Umwandlung naturferner Waldbestände (z.b. Fichte) in naturnahe Laubwaldbereiche Entwicklung großflächiger naturnaher Wälder (Prozessschutz) Entwicklung von Waldsäumen Vgl.: Saar-Blies-Gau/ Auf der Lohe unter 131

132 Thema Streuobst Unter Streuobst wird grundsätzlich eine Form des Obstbaus verstanden, bei dem mit umweltverträglichen Bewirtschaftungsmethoden Obst auf hochstämmigen Baumformen erzeugt wird. Die Namensgebung ist zurückzuführen auf die Tatsache, dass die Bäume im Gegensatz zu niederstämmigen Plantagenobstanlagen häufig verstreut in der Landschaft stehen. Streuobstbestände sind ein prägender Bestandteil der mitteleuropäischen Kultur- und Naturlandschaften. Heutzutage sind Streuobstbestände am stärksten durch Nutzungsaufgabe und Verbrachung gefährdet. Ursache hierfür sind die häufig mangelnde Rentabilität des Streuobstbaus im Vergleich zu den rationeller zu bewirtschaftenden Niederstamm-Anlagen und mangelnde personelle Ressourcen zur entsprechenden Pflege der Bestände. Dies gilt insbesondere für den Tafelobstbau. Bei der Direktvermarktung von Saft und der Kleinbrennerei war und ist die Streuobst- Bewirtschaftung vergleichsweise rentabel. Seit Anfang der 1980er Jahre bemühen sich Naturschützer, Landwirte, öffentliche Hand und Keltereien vermehrt um Schutz und Förderung der Streuobstbestände in Deutschland. Motivation hierfür sind die Bedeutung des Streuobstbaus für Landschaftspflege und Naturschutz, als Kulturgut und als Erwerbszweig sowie für Naherholung und Tourismus. 122 Im Saarpfalz-Kreis sind Streuobstwiesen vermehrt im Bliesgau und vereinzelt im nördlichen Kreis zu finden. Rückgänge der Flächen sind hier vor allem mit verstärkter Siedlungsentwicklung in Ortsrandlagen, Plantagenanbau mit Halbstämmen, Flurbereinigungen und verstärktem Einsatz von technischen Großgeräten in Verbindung zu bringen. Hinzu kam ein fehlendes Verbraucherbewusstsein für regionale Erträge in Verbindung mit einer steigenden Präferenz für nicht-heimische Obstsorten. Die Problematik um den Verlust von Streuobstflächen, beziehungsweise der Mangel an Pflege bestehender Areale, ist im Saarpfalz-Kreis bekannt und wird seit einigen Jahren angegangen. Durch Vorträgen, Veröffentlichungen oder Kursen und Pflanzaktionen wird auf die Bedeutung von Streuobstwiesen aufmerksam gemacht. In den 1980er und 1990er Jahren wurden Obstbäume zu geringen Kosten an Bürgerinnen und Bürger abgegeben und öffentliche Feldwege mit Obstbäumen bepflanzt. Das Wissen um die richtige Pflege von Obstbäumen ist trotz angebotener Kurse derzeit in der Bevölkerung kaum vorhanden. 123 Im Jahr 2005 wurde die regionsübergreifende Streuobstinitiative Bliesgau Obst e.v. gegründet. Zu den Zielen des Vereins gehören: Naturschutz durch extensive Bewirtschaftung; Nachhaltige Sicherung des Baumbestandes durch Nachpflanzungen und Neuanlagen; Erhaltung eines vielfältigen Sortenspektrums; Aufbau einer Regionalvermarktung für Streuobstprodukte; Aufbau eines Maschinenrings; Wiederbelebung der regionalen Getränke- und Küchenkultur mit Obstprodukten. Erhalt der Kulturlandschaft im Biosphärenreservat Bliesgau. 122 Vgl.: NABU (2016): Was ist Streuobst? unter streuobst/streuobstwissen/streuobstbau.html. 123 Lavall, H. (2006): Der Streuobstanbau im Bliesgau Geschichte und Perspektiven einer landschaftsprägenden Wirtschaftsform, S.187ff, in: Dorda, D., O. Kühne & V. Wild (Hrsg): Der Bliesgau. Natur und Landschaft im südöstlichen Saarland: Saarbrücken (Institut für Landeskunde im Saarland) zitiert Gerlen U, Steil C. (2015) in Rahmenkonzept Biosphäre Bliesgau, Band 1: Ist-Analyse, S. 35f. 132

133 Nutzungskonflikte Durch den Menschen und seiner zunehmenden Flächeninanspruchnahme für unterschiedliche Nutzungen, die sich in Art und Umfang immer wieder verändern, sind Natur und Umwelt einem hohen Druck ausgesetzt. Unterschiedliche Nutzungsansprüche konkurrieren miteinander. Hinzu kommen die Belastungen aus dem Folgen des Klimawandels, insbesondere für sensible Ökosysteme. Im Saarpfalz-Kreis ist das Potenzial von Nutzungskonflikten durch die hohe Dichte an Schutzgebieten unterschiedlicher Schärfe besonders stark. Vor allem im Südkreis prägt die landwirtschaftliche Nutzung den größten Teil des Freiraums. Insbesondere durch die Art und Intensität der Bodennutzung nehmen die Landwirte Einfluss auf den Naturraum, was sich im Einzelfall auf das Vorkommen von Arten und deren Lebensräume auswirken kann. Zusätzlich gefährden Siedlungen und Verkehrs- sowie übrige Bandinfrastrukturen die Natur und Lebensräume durch Zersiedlung und Zerschneidung. Projekte im Kreisgebiet Haus Lochfeld Das Haus Lochfeld ist ein Kulturlandschaftszentrum in der Gemeinde Mandelbachtal. Das ehemals bäuerliche Anwesen ist unter Förderung der EU zu einem Zentrum der Kulturlandschaftspflege und dem Landschaftsschutz sowie nachhaltigen Gesichtspunkten geworden. Initiator des Ausbaus ist der Zweckverband Saar-Bliesgau/Auf der Lohe. Dieser wird getragen von der Naturlandstiftung Saar, den Gemeinden Mandelbachtal und Gersheim, der Stadt Blieskastel und dem Saarpfalz- Kreis. 124 Das Haus Lochfeld bietet seinen Besuchern vielfältige Möglichkeiten, Zusammenhänge in Natur, Umwelt und Landschaft des Bliesgau besser zu verstehen. Das Zentrum verfügt über folgende Modellanlagen: ökologischer Weinberg, Streuobstwiesen, Kräuter-, Bauern-, Rosen-, Beerengarten, Bienenhaus. Im Kulturlandschaftszentrum finden wechselnde Ausstellungen statt. Damit soll eine verstärkte Wertschätzung einer intakten Kulturlandschaft erreicht und ein gesteigertes Verständnis für Maßnahmen zu deren Schutz gefördert werden. Bild 19: Kulturlandschaftszentrum Haus Lochfeld Ökologisches Bildungszentrum Spohns Haus Spohns Haus ist ein ökologisches Bildungszentrum und Schullandheim in Gersheim und gilt als eine zentrale Einrichtung der Umweltbildung im Saarland. Bild 20: Luftbild Spohns Haus. 124 Haus Lochfeld unter 133

134 Sein Leitziel ist die Bildung für nachhaltige Entwicklung. Im Kontext dessen werden innovative Projekte und praktische Angebote entwickelt und erprobt. Mithilfe von konkreten Themenstellungen werden Fähigkeiten und Kompetenzen zur verantwortungsbewussten Gestaltung der Zukunft vermittelt. Darüber hinaus ist es Veranstaltungsstätte für Schulungen, Tagungen und Festen jeglicher Art. Tätigkeiten der Kreisverwaltung in diesem Bereich In Bearbeitung 1: Umstrukturierung der Verwaltungsorganisation neuer Fachbereich Biosphäre, Umwelt- und Klimaschutz, Nachhaltige Prozesse Blühflächenprogramm des Kreises Der Saarpfalz-Kreis unterstützt im Rahmen seiner Förderung des ländlichen Raums engagierte Akteure bei der Anlage von Blühflächen. Ziel ist es, den Biosphärenkreis bunter und vielfältiger zu gestalten und gleichzeitig Lebensraum für Insekten, insbesondere Bienen zu schaffen. Ein exemplarisches Projekt ist: Wir machen Bexbach bunter. Zurzeit engagieren sich die Freiwillige Ganztagsschule der Gemeinschaftsschule Bexbach, die Stadt Bexbach, der Kreisimkerverband Saarpfalz, der NABU Bexbach, der Obst- und Gartenbauverein Bexbach, die Gärtnerei Koehler sowie die Kreisverwaltung im Sinne des Slogans Wir machen Bexbach bunter. Alle arbeiten gemeinsam daran, eine Blühfläche in der Nähe der Obstverwertungsanlage zu gestalten. Bienenfreundliche Sträucher, eine bienenfreundliche Wiese und ein Insektenhotel werden gemeinschaftlich oder in Arbeitsteilung gepflanzt bzw. erstellt und dienen nicht nur als Bienenweide, sondern auch als Augenweide für alle Bürgerinnen und Bürger. Je nach Wunsch können weitere Flächen auch in anderen Kommunen des Saarpfalz-Kreises gemeinschaftlich angelegt und gepflegt werden. Die Kreisverwaltung unterstützt koordinierend und durch Sachkostenzuschüsse. SWOT-Analyse Stärken Zahlreiche unterschiedliche Naturräume, wie z.b. Waldgebiete, Hügellandschaften und Gau-Landschaften Mehrere Naturschutzvorhaben, die sich dem Erhalt wertvoller Lebensräume widmen, wie z.b. das Naturschutzgroßvorhaben Saar- Blies-Gau/Auf der Lohe Europaweit einzigartiger Strukturreichtum und Artenvielfalt Aufweisen der höchsten Dichte an europa-, bundes- und landesweit bedeutsamen Lebensraumtypen und Arten und an gemeldeten NATURA-2000-Gebieten im Vergleich zum Saarland Zahlreiche FFH-Gebiete Landschaftsbildprägende Streuobstwiesen Höchste Dichte an schutzwürdigen Biotopen im gesamten Saarland Blühflächenprogramm des Kreises Chancen Behutsame Verbindung von Natur und Tourismus Bewusstseinsbildung für den Wert der Natur Neuer Fachbereich Biosphäre, Umwelt und Klimaschutz Schwächen Flächenkonkurrenz zu Siedlungs- und Verkehrsflächen Risiken Nutzungskonflikte zwischen Naturschutz und anthropogenen Nutzungen Bedrohung bestimmter Landschaftselemente durch Nutzungsaufgabe, beispielsweise Kalk- Halbtrockenrasen und Streuobstwiesen 134

135 4.8 Kultur und Freizeit Die Regional- und Kreisentwicklung sowie das kulturelle Leben sind eng miteinander verbunden. Das kulturelle Angebot einer Region hat eine zunehmende Bedeutung als weicher Standortfaktor und ist ein entscheidender Baustein für einen hohen Wohnwert und die Aufenthaltsqualität in den Städten und Gemeinden im Saarpfalz-Kreis. Die Kultur übernimmt im Kontext einer stärkeren Innenorientierung der Regionalentwicklung eine wichtige intraregionale Kommunikations- bzw. Vernetzungsfunktion der Akteure. Der Saarpfalz-Kreis besitzt eine attraktive, abwechslungsreiche Kulturlandschaft und ein reiches kulturhistorisches Erbe. Sein Kulturleben ist vielfältig und facettenreich, was zu einer höheren Identifikation der Einwohner mit ihrer Region führt. Ausgehend von der Spurensuche im Europäischen Kulturpark, bis hin zu Ausstellungen zeitgenössischer Künstler in St. Ingbert, wird dem Saarpfälzer und den Besuchern der Region einiges geboten. Der Begriff Kultur umfasst in der Regionalentwicklung viele verschiedene Bereiche und kann heute auch für die Kulinarik und Esskultur, den Sport, die Kultur der Migranten, die Kultur einer Landschaft oder die Baukultur stehen. Die Wirkungszusammenhänge zwischen Kultur und Regionalentwicklung sind heute weitaus komplexer als früher, was auf strukturelle Veränderungen sowohl auf Angebotsals auch der Nachfrageseite zurückzuführen ist. 125 Tabelle 47: Die heutigen Säulen des Kultursektors Säule Bereiche Öffentlich geförderte Kultur Stadttheater, Museum, Oper, Bibliothek, Musikschule Kulturelle Initiativen Kunst-, Kultur-, Theatervereine, Kulturstiftungen, soziokulturelles Zentrum Kulturwirtschaft Künstleragentur, Buchhandlungen, Lokalradio, Kino, Discotheken creativ class Autoren, Musiker, visuelle und darstellende Künstler Quelle: Ebert Ralf (2005) STADTart in Welche Rolle kann Kultur heute in der Regionalentwicklung spielen? unter Publikationen/LEADERforum/LEADERforum_2005-3_Dossier.pdf. Neben dem kulturellen Kernangebot und der Angebotsvielfalt des Saarpfalz-Kreises sind heute vor allem auch Aufenthaltsqualität und Ambiente wichtig. Die steigende Mobilitätsbereitschaft der Bevölkerung hat dazu geführt, dass sich die Aktionsräume hinsichtlich Reisewege und -zeiten in den letzten Jahren immer mehr ausgeweitet haben. Daraus resultiert die Tatsache, dass nicht unbedingt das räumlich-zeitlich nächste Angebot bevorzugt wird, wodurch sich der Wettbewerb zwischen den kulturellen Anbietern des Landkreises und über dessen Grenzen hinweg verstetigt. Zusätzlich wird es zukünftig neben immer mehr Älteren auch vermehrt Nachfragegruppen mit Migrationshintergrund und damit andere kulturelle Interessen und Bedürfnisse geben. 126 Diese Entwicklungen führen dazu, dass Überlegungen über die Ausgestaltung des Kulturangebotes im Saarpfalz-Kreis in Bezug auf Einrichtungen und Programme nötig werden. Beschreibung des Ist-Zustandes und aktuelle Entwicklungen Kulturelle Angebote und Freizeitaktivitäten bedingen sich gegenseitig. Ein gut entwickeltes Freizeitangebot steht in direktem Zusammenhang mit einem vielfältigen und in der Fläche verteiltem Kulturangebot und der dazugehörigen Infrastruktur. 125 Vgl.: STADTart 2005 in Ebert Ralf Welche Rolle kann Kultur heute in der Regionalentwicklung spielen? S. 24f. unter Publikationen/LEADERforum/LEADERforum_2005-3_Dossier.pdf. 126 Ebenda. 135

136 Museale Einrichtungen Im Saarpfalz-Kreis sind über ein Dutzend Museen zu finden, die unterschiedliche Themenbereiche aufbereiten und dem interessierten Bürger ansprechend vermitteln. Die besucherstärksten Museen sind: Europäischer Kulturpark Bliesbruck-Reinheim ( Besucher p.a.) Der Europäische Kulturpark Bliesbruck-Reinheim ist ein grenzüberschreitendes Projekt, welches auf französischer Seite vom Conseil Général de la Moselle, dem Generalrat des frz. Departements Moselle, und auf deutscher Seite vom Saarpfalz-Kreis betrieben und vom französischen Ministerium für Kultur und Kommunikation, vom Saarland und von der Gemeinde Gersheim gefördert wird. Die Stiftung Europäischer Kulturpark ist für die Verwaltung der musealen Bereiche in Reinheim zuständig. In dem Archäologiepark wird seit 1987 auf der deutschen Seite eine römische Kleinstadtsiedlung inklusive Thermenanlage freigelegt. Das Museum Jean Schaub in Reinheim zeigt in einer Ausstellung zahlreiche archäologische Funde aus der nahen Umgebung des Parks und verdeutlicht somit die schon immer belebte Vergangenheit des Bliestals. Einzigartig ist die Nachbildung der hier entdeckten Grabhügel, darunter das Grab einer keltischen Fürstin. Dieses wurde rekonstruiert und für Besucher zugänglich gemacht. Auf französischer Seite verdeutlicht die freigelegte und mit moderner Architektur rekonstruierte Thermenanlage den Luxus des römischen Alltagslebens. 127 Bild 22: Impression Europäischer Kulturpark. Bild 21: Impression Europäischer Kulturpark. Bild 24: Impression Europäischer Kulturpark. Bild 23: Impression Europäischer Kulturpark. 127 Vgl.: Europäischer Kulturpark (2015): Archäologie im Überblick unter 136

137 Schlossberghöhlen in Homburg ( Besucher p.a.) Die Schlossberghöhlen in Homburg sind die größten Buntsandsteinhöhlen in Europa. Sie wurden von Menschenhand geschaffen, es handelt sich daher genau genommen um Bergwerksstollen. In zwölf Etagen führen geheimnisvolle Gänge in imposante Kuppelhallen. Die gelben, roten und gelbroten Verfärbungen des Sandes üben einen besonderen Reiz aus. Teile der Höhlen sind zur Besichtigung freigegeben. In den Höhlen herrscht konstant eine Temperatur von 10 Grad Celsius. Bild 25: Schlossberghöhlen in Homburg. Römermuseum in Schwarzenacker ( Besucher p.a.) Das Römermuseum Schwarzenacker ist ein archäologisches Freilichtmuseum. Zu besichtigen sind ausgegrabene Gebäude und Außenanlagen, Straßen sowie Kanäle. Weiterhin werden wichtige Funde aus dem Alltag der römischen Bevölkerung ausgestellt. Bild 26: Blick über die Außenanlage des Römermuseums. Saarländisches Bergbaumuseum in Bexbach ( Besucher p.a.) Das saarländische Bergbaumuseum Bexbach vermittelt die Geschichte des Steinkohlenbergbaus von den frühen Anfangszeiten im 15. Jahrhundert bis in die heutige Zeit. Das Museum im Hindenburgturm gliedert sich in unterschiedliche Abteilungen, die sich verschiedenen Schwerpunkten widmen. Unter anderem werden hier die Geschichte der Verwaltung der Saargruben, die Kokserzeugung oder die Sozialgeschichte näher beleuchtet. Das Ensemble von Museum, Untertageanlage und Parklandschaft ist in der Region einzigartig Vgl.: Saarländisches Bergbaumuseum 137

138 WaldPark Schloss Karlsberg Das Schloss Karlsberg, von Herzog Karl II. August erbaut, war einer der letzten großen Schlossbauten des Ancien Régime. Seit 1777 sukzessive erbaut, war ihm nur eine kurze Lebensdauer beschieden. In der Französischen Revolution wurde die Anlage mit all ihren Parkanlagen fast völlig zerstört. Um dieses kulturhistorische Erbe zu bewahren, schlossen sich 2008 das Ministerium für Umwelt, der SaarForst, die Kreisstadt Homburg und der Saarpfalz-Kreis zu einer Kooperation zusammen. Partner ist die Stiftung Karlsberger Hof. Ziel ist es, bauliche Relikte Bild 27: Menagerie im Waldpark Schloss Karlsberg. zu erhalten, Parkelemente zu pflegen, Schloss und Parks erlebbar zu machen und all dies touristisch zu erschließen und zu bewerben. Im WaldPark Schloss Karlsberg kreieren Ruinen, Parkrelikte und Natur eine hochkarätige Erlebniswelt und einen imaginären Kosmos. Mehrere Objekte (Orangerie, Tosbecken) sind inzwischen konserviert und mit einem modernen Leitwerkstoff visualisiert. Tabelle 48: Weitere Museen Blieskastel Gertrud Rittermann-Fischer le-Museum Uhrenmuseum la pendule Gersheim Museum für dörfliche Alltagskultur und Museum des Saarländischen Aberglaubens Rubenheim Homburg Burg- und Schlossmuseum Jägersburg in der Gustavsburg Städtische Galerie Kirkel Heimat- und Burgmuseum Mandelbachtal Zollmuseum Habkirchen St. Ingbert Besucherbergwerk Rischbachstollen Saarländisches Karnevalmuseum Heimatmuseum Hassel Quelle: Eigene Zusammenstellung Kulturvereine, -stiftungen und -initiativen Im Saarpfalz-Kreis engagieren sich mehrere Vereine und Stiftungen über Förderpreise, Projektförderungen oder Organisation von Ausstellungen dafür die Kulturgüter zu erhalten und langfristig zu fördern. Albert-Weisgerber-Stiftung Die Albert Weisgerber Stiftung wurde 1992 zwischen Mittelstadt St. Ingbert und dem Saarpfalz- Kreis ins Leben gerufen. Der Zweck der Stiftung ist die Förderung von Kunst und Kultur. Insbesondere soll dieses Ziel durch die Bewahrung und Pflege der Stiftung übertragenen Kulturgüter sowie deren Präsentation und Nutzung für die Allgemeinheit verwirklicht werden. 138

139 Siebenpfeiffer-Stiftung/Siebenpfeiffer-Preis Die Siebenpfeiffer-Stiftung wurde am 29. Januar 1989 auf Initiative des Saarpfalz-Kreises in Homburg gegründet. Stiftungsmitglieder sind neben dem Saarpfalz-Kreis die Landesverbände des Deutschen Journalisten-Verbandes (DJV) Saarland, Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und Thüringen, der Landkreis Bad Dürkheim, die Städte Homburg, Zweibrücken, Neustadt/W., Rastatt und Lahr. Wesentliche Aufgaben sind die wissenschaftliche Erforschung von Leben, Werk und Wirken von Philipp Jakob Siebenpfeiffer, von 1818 bis 1830 erster Landcommissär des ehemaligen Landkreises Homburg und einer der Hauptinitiatoren des Hambacher Festes von 1832, und die Untersuchung des historischen Umfeldes von /49 im Allgemeinen und damit zusammenhängend der Förderung der Kunst und Kultur ( 2). Um diese Forschungsaufgabe zu erfüllen, veranstaltet die Stiftung Kolloquien, Vorträge, Ausstellungen etc. Erklärte Absicht der Stiftung ist es generell, Menschen, die in ihrem Engagement für eine demokratische Gesellschaft nicht selten selbst persönliche Opfer und Risiken eingingen, in Erinnerung zu rufen und ihren Einsatz in unserem Bewusstsein fest zu verankern. In diesem Kontext wird auch der Siebenpfeiffer-Preis an Journalisten verliehen, die durch Veröffentlichungen in Presse, Rundfunk und Fernsehen das demokratische Bewusstsein in unserer Zeit fördern. Zwar ist die Freiheit der Presse im Grundsatz verankert, gleichwohl gibt es heute Tendenzen, die journalistische Unabhängigkeit einzuschränken oder gar zu untergraben. Journalistisches Engagement, das keine Rücksichten auf berufliche Karriere oder finanzielle Vorteile kennt, soll mit diesem Preis ausgezeichnet werden. Stiftung Europäischer Kulturpark 1988 wurde die Stiftung Europäischer Kulturpark Bliesbruck-Reinheim gegründet. Zweck der Stiftung ist die Erhaltung und Wiederherstellung kulturell besonders wichtiger Bau- und Bodendenkmäler, der vor- und frühgeschichtlichen Forschung im Bereich der Gemeinde Gersheim sowie der Errichtung und Unterhaltung musealer Einrichtungen. Stiftung für Kultur und Umwelt der Kreissparkasse Saarpfalz Ziel dieses Engagements ist es, zur Pflege der kulturellen Tradition und zur gesellschaftlichen Vielfalt beizutragen und die Lebensqualität im Saarpfalz-Kreis zu erhalten und zu verbessern. 129 Historische Vereine Im Saarpfalz-Kreis gibt es eine Vielzahl von historischen Vereinen und Arbeitskreisen, die sich in unterschiedlicher Intensität und Interessenlage mit der Geschichte der Saarpfalz auseinandersetzen. So erscheinen Dorfbücher und Bildbände wie auch Zeitschriften. Sie leisten einen wichtigen Beitrag zur Identifikation der Menschen mit ihrer Region. Baukultur, auch in Verbindung mit regionaler Identität Der Begriff Baukultur umfasst die Herstellung von gebauter Umwelt und den Umgang damit. Baukultur bezeichnet nicht nur die Architektur, die zweifelsohne zur optischen Aufwertung beiträgt, sondern wird auch in Verbindung mit Ortskernstärkung, intelligenter Siedlungsentwicklung und im Kontext von Energie und Klima gesehen. Sie verbindet Ingenieurbauleistung, Landschaftsarchitektur sowie Denkmalschutz gleichermaßen. Baukultur ist nicht nur Angelegenheit von Fachexperten, sondern auch von den Menschen vor Ort. 129 Vgl.: KSK Saarpfalz: Unsere Stiftungen unter unsere-stiftung%2fuebersicht%2f. 139

140 Eine kreisweite und imagebildende Baukultur kann nur entstehen, wenn alle Akteure aktiv zusammenarbeiten und die gesamte Gesellschaft Verantwortung für ihre gebaute Umwelt übernimmt. Im Biosphärenreservat Bliesgau finden ökologische, biologische sowie naturschutzrechtliche und landschaftspflegerische Aspekte angemessene Beachtung. Dabei darf aber keinesfalls die regionaltypische Baukultur (historische wie auch gegenwärtige Hauslandschaften, alte wie auch neue Häuser) ausgeblendet werden. Auch dem Erhalt und der Pflege des kulturhistorischen Erbes hat durchaus unsere Sorge zu gelten. Denn landschaftstypische Baumaterialen (z.b. Kalk-, Sandstein), traditionelle Bautechniken (z.b. Kalkmörtel) und überlieferte Bauformen (z.b. Satteldach, Ziegeleindeckung) prägen die regionale Baukultur, die mit spezifischen Natur- und Kulturlandschafts-Elementen, mit einheimischem Brauchtum etc. regionale Individualität und Identität stiften. Auch unter touristischen Aspekten ist der Erhalt unserer Kulturlandschaft von Relevanz, erschließen doch Besucher und Touristen unsere Landschaft nahezu ausschließlich über Straßen, wodurch Stadtbilder und Dorfgesichter den ersten, mitunter prägenden Eindruck vermitteln. Komplett erhaltene historische Ortskerne sind in der Saarpfalz eigentlich verschwunden. Nur noch wenige Dörfer (z.b. Wolfersheim, Niederbexbach, Erfweiler, Webenheim) verfügen noch über hinreichend alte Bausubstanz. Für den Verlust regionaltypischer Bausubstanz, die in der reichlich bebilderten Saarländischen Bauernhausfibel (Quasten/Güth) ausführlich und allgemein verständlich beschrieben wird, lassen sich vielerlei Gründe angeben: Es war ohne Zweifel das Schicksal einer Grenzregion, besonders stark in den Strudel kriegerischer Auseinandersetzungen gezogen zu werden. Nicht wenige Grenzdörfer haben große Schäden durch den letzten Weltkrieg zu beklagen. Gleichwohl sind noch in den Jahrzehnten der Nachkriegszeit, in der Aufbruchsstimmung und Wirtschaftswunder-Mentalität aufkamen, viele historische Geschäfts-, Wohn- und Bauernhäuser der Spitzhacke zum Opfer gefallen. Wurden sie nicht abgerissen, so wurden sie nicht selten mehr oder minder stark umgebaut und überformt, eben modernisiert. Die wechselhafte Geschichte des Saarlandes ließ auch keine besonders ausgeprägte Mentalität für die eigene Baukultur entstehen. Umso wichtiger erscheint es, die regionaltypische Bausubstanz zu schützen, zu erhalten und zu pflegen, die noch auf uns zukommen wird. Die Basis für den Erhalt und die Pflege des kulturhistorischen Erbes ist dessen Bestandsaufnahme: So ist seit 1983 die alte Bausubstanz vieler erfasst worden, so u.a. in: Bexbach: Niederbexbach; Blieskastel: Altheim, Aßweiler, Ballweiler-Wecklingen, Blickweiler, Böckweiler, Mimbach, Pinningen, Webenheim; Gersheim: Herbitzheim, Reinheim; Kirkel: Altstadt, Bayrisch-Kohlhof, Limbach; Mandelbachtal: Bliesmengen-Bolchen, Bebelsheim, Erfweiler- Ehlingen, Heckendalheim, Ommersheim, Wittersheim. In einem detailreichen Erfassungsbogen wurden Erkenntnisse über Fassade, Dach, Haustür, Treppe, Fenster, Klappladen, Scheune, Stalltür etc. ermittelt. In Informationsveranstaltungen zu Beginn und nach Abschluss der Dorfinventarisierung wurden die Bewohner auf den kulturhistorischen Wert ihrer Häuser, aber auch auf Beratungs- sowie Finanzierungsmöglichkeiten hingewiesen. Eine weitere öffentlichkeitswirksame Möglichkeit ist nach wie vor der Landeswettbewerb Saarländische Bauernhäuser. Zeugnisse unserer Heimat, bei welchem nicht wenige Häuser aus dem Saarpfalz-Kreis Spitzenplätze erreichten. Auf die Bedeutsamkeit des kulturhistorischen Erbes, zu dem auch Kirchen, Kapellen, Brunnen, Grenzsteine und Wegekreuze gehören, sollte künftig auf der Basis o.a. Dorfinventarisierungen mit Tagungen, Veranstaltungen, Vorträgen, Ausstellungen, Exkursi- 140

141 onen, Führungen hingewiesen werden und diesbezügliche Themen verstärkt in der Öffentlichkeit angeboten werden. Es müsste nach wie vor für die regionale Baukultur geworben und die Menschen für diese sensibilisiert werden. Das Kümmern um regionale Baukultur darf sich aber keinesfalls, so wichtig dies auch ist, nur auf historische Bausubstanz beschränken. Die Frage, die hierbei zu stellen ist: Wie baut man neu bzw. wie erweitert oder modernisiert man? Eine historisierende Bauweise ist auszuschließen. Es ist vielmehr zu diskutieren, welche regionale Materialien und welche regionale Formelemente beispielsweise mit heutiger Wohnraumgestaltung und nutzung sowie Energieeffizienz zu verknüpfen sind, sodass sich ein harmonisches Miteinander von Alt- und Neubauten entwickeln kann und homogene Dorfbilder entstehen. Diese komplexen Fragen sind wohl nur durch ergebnisoffene Diskussionsforen zu klären. 130 Die Entwicklungsstrategie der LEADER- Region Biosphärenreservat Bliesgau nimmt sich im Rahmen eines Entwicklungsziels dem Themenkomplex Baukultur an ( Wir fördern die regionale Baukultur ). Die regionale Baukultur zu identifizieren und konsequent zu fördern, ist für den Erhalt der Lebensqualität und für das regionale Image ein wichtiger Faktor. Die Gestaltung der Ortskerne oder innerstädtischer Bereiche ist ein Spiegelbild der regionalen Kultur und schafft somit auch Identität. Dies soll über Quartierskonzepte und einen Immobilienfond geschehen, der Leerstände oder drohende Leerstände in Ortskernlagen gezielt erwirbt und entsprechend einem Gestaltungskonzept in neuen und modernen Wohnraum umwandelt, der auch altersgerechtem Wohnen Rechnung trägt. 131 Grenze als kulturhistorische Thematik An den alten Grenzen im Saar-Blies-Gau begegneten sich die Von der Leyen, Pfalz- Zweibrücker und Lothringer, später die Bayern bzw. Deutschen und Franzosen. Im Grenzraum gibt es kulturelle Vielfalt sozusagen doppelt, je nachdem aus welcher Perspektive man das ganze betrachtet. Die Mängel in der Peripherie von einst verkehren sich zu den speziellen Charakterzügen von Land und Leuten im Grenzraum. 132 Im Grenzraum leben Schicksalsgemeinschaften, die sich mehrfach durch den Verlauf der Geschichte auf der einen oder anderen Seite wiederfinden. Dieses Wechselspiel territorialer Zugehörigkeiten hat sich tief in die Mentalität und in das Selbstverständnis der Saarländer und der Elsass-Lothringer eingeprägt. 133 ( regionale Identität). Unterschiedliche Aspekte charakterisieren den Grenzraum. Sprachgeschichte und Zollgeschichte, aber auch Themen, wie die Landschaft oder den Kontakt zu den Menschen an sich. Die Grenze zu Frankreich führt im Saar-Pfalz-Kreis zu einer Vielzahl von alten und neuen Beziehungen. Alte, die es trotz der Grenze gab und weiterhin in der Erinnerung eine wichtige Rolle spielen wird und neue, die sich zwischen den nachkommenden Generationen und neuen Möglichkeiten der Partnerschaften und Freundschaften für die Zukunft ergeben. Es gilt, die Grenze als Kulturgut und kulturelles Erbe erkennbar zu machen und relevante Attraktionen entwickeln. Ein Schwerpunkt sind die verschiedenen Grenzwege aus historischen Zeiten, die in bestehende Wegekonzepte wieder aufgenommen werden können. 130 Dr. Bernhard Becker, Amt für Heimatpflege und Denkmalschutz, Vgl.: Lokale Entwicklungsstrategie LEADER-Region Biosphärenreservat Bliesgau , S Körner Gerd: GrenzRaumAtlas - Die Grenze als touristische Attraktion. Touristische Konzeptstudie für den Grenzraum der Gemeinde Gersheim, S Dr. Bernhard Becker, Amt für Heimatpflege und Denkmalschutz. 141

142 Impressionen kultureller Highlights: Bild 35: Eiskeller bei Blieskastel Bild 30: Franziskanerkloster in Blieskastel Bild 34: Geistkircher Kapelle in Rohrbach Bild 29: Elisabeth-Kirche in Altstadt Bild 33: Barocke Schlosskirche in Blieskastel Bild 28: Burgruine Kirkel Bild 32: Großer Stiefel bei St. Ingbert. Bild 31: Gustavsburg in Jägersburg. 142

143 Tagungs- und Veranstaltungsstätten Im Saarpfalz-Kreis existieren zwölf kommunal betriebene Tagungs- und Veranstaltungsstätten. Dazu gehören unter anderem die Stadthalle St. Ingbert, das Kulturzentrum Saalbau in Homburg, die Bliesgau Festhalle in Blieskastel und Räumlichkeiten im Römermuseum Schwarzenacker. Dazu kommen mehrere Räumlichkeiten innerhalb von Hotels. 134 Veranstaltungen und Events Veranstaltungen, unterschiedlicher Inhalte und Themenstellungen, sind nicht nur für die Bevölkerung attraktiv, sondern können einen überregionalen Schlaglichtcharakter ausüben und touristisch relevant sein. Die Erfassung und Quantifizierung aller Veranstaltungen im Kreisgebiet erweist sich als schwierig. Beim Erstellen der Tourismusstrategie wurden 23 überregional bedeutsame Veranstaltungen und Events gezählt. Dazu gehören klassischerweise Stadtfeste, Märkte sowie Sport und Musikveranstaltungen. Insgesamt locken die erfassten Veranstaltungen bis zu Besucher an. Veranstaltungsstätte Alte Schmelz Das ehemalige St. Ingberter Eisenwerk, besser bekannt unter dem Namen Alte Schmelz, kann auf eine 270jährige Geschichte zurückblicken, dessen kulturelles Erbe sich heute noch in einem vielfältigen Denkmalbestand widerspiegelt. Im Jahr 1732 als Hammerwerk und Eisenschmelze gegründet, wurden nach einer wechselvollen Geschichte als Eisen- und Drahtwerk vor allem in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts immer größere Bereiche des Werkes aufgegeben und lagen brach. Heute noch künden historische Werkshallen, Verwaltungsgebäude, Herrenhäu- Bild 36: Alte Schmelz. ser, Direktorenvillen und eine Arbeitersiedlung von den Lebensumständen der Industriegesellschaft vergangener Jahrhunderte. Durch die Nutzungsaufgabe entstand in verkehrsgünstiger und innenstadtnaher Lage eine große Fläche mit hervorragendem Revitalisierungspotential. Mit dem Anspruch, Freizeit, Kultur und Zukunftstechnologien in historischem Umfeld einen Platz zu bieten, ist nun nach umfangreichen Umbau- und Renovierungsarbeiten auf dem Gelände der Alten Schmelz ein Campus entstanden, der behutsam mit der Vergangenheit umgeht und doch neue Perspektiven und Platz für innovative Ideen bietet Vgl.: ift Freizeit und Tourismusberatung (2011): Regionales Tourismuskonzept-kompakt des Saarpfalz-Kreises und des Biosphärenreservats Bliesgau Köln, S Internetauftritt Alte Schmelz (2016): unter 143

144 Kultur als Teil der Freizeitgestaltung im Saarpfalz-Kreis Eine gut entwickelte und facettenreiche Kulturlandschaft, die allen Bevölkerungsschichten offen steht, beeinflusst selbstverständlich auch das Freizeitverhalten der Bewohner des Saarpfalz-Kreises. Neben den bereits thematisierten Bereichen kommen für die Bürger hier vor allem Bausteine wie Bäder, Kinos, die Freizeitgestaltung im Rahmen von Vereinen, aber auch klassische Aktivitäten im Bereich der Naherholung, wie Wandern und Radfahren, in Frage. Diese finden oft in Verbindung mit dem Besuch einer Kultureinrichtung statt. Die Freizeit und Kulturangebote im Saarpfalz-Kreis werden nicht nur von den Bürgern genutzt, sondern stellen auch wichtige Ressourcen für den Tourismus dar, weshalb sie detaillierter im Kapitel Tourismus betrachtet werden. Naherholung als Teil der Freizeitgestaltung im Saarpfalz-Kreis Unter Naherholung werden im Wesentlichen inner- und außerstädtische Erholungsarten zusammengefasst, die stundenweise oder an Wochenenden und Feiertagen ausgeübt werden. In der Regel werden im Verlauf eines Ausfluges unterschiedliche Aktivitäten miteinander verknüpft. Beispielsweise die Kopplung von Spazieren gehen und einem Gastronomiebesuch. Diese Kopplungsaspekte sind besonders im Zusammenhang mit den ökonomischen Effekten der Naherholung bedeutsam. 136 Für viele Menschen aus den Verdichtungsräumen gehört der ländliche Südkreis mit dem Bliesgau zu den bevorzugten Naherholungsräumen. Das Naherholungsgebiet Beeden (Feuchtbiotop) ist bekannt für ein in der von Waldzügen umgebenen Wiesenlandschaft brütendes Weißstorchpaar. Bei St. Ingbert liegen der Weiher Schüren und der Wombacher Weiher mit Wanderwegen und Kneipptretbecken. Bild 37: Feuchtbiotop in Beeden. In Ommersheim mit der Anlage Gangelbrunnen und in Rubenheim mit der Anlage Rohrental gibt es zwei spezielle Anlagen zur Naherholung. Blieskastel ist als Kneippkurort und Kirkel als Erholungsort ausgewiesen. Das Naherholungsgebiete Jägersburg wird charakterisiert von umliegenden Waldflächen mit gut erschlossenen Rad- und Wanderwegen sowie einem Hochseilgarten, der überregional bekannt ist. Bild 38: Naherholungsgebiet Jägersburg; hier: Schlossweiher mit Gustavsburg. 136 Vgl.: Spektrum Akademischer Verlag (2015): Definition Naherholung,, Heidelberg, unter lexikon/ geographie/naherholung/

145 Kulinarik - Essen und Trinken Das Essen und Trinken im Saarpfalz-Kreis trägt neben dem Attribut saarländisch-deftig auch einen französischen Charakter. Die Gastronomen servieren sowohl landestypische Kartoffelgerichte als auch Nouvelle Cuisine mit regionalen Zutaten. Auch das Brauen hat im Saarpfalz- Kreis eine lange Tradition. Die Homburger Karlsberg Brauerei ist weit über die Kreisgrenzen hinaus bekannt. Die zahlreichen Streuobstwiesen liefern die Grundlage für den Bliesgau- Apfelsaft. Zwei Ölmühlen produzieren schmackhafte Öle aus den unterschiedlichsten Saaten der Region. Die Bliesgau-Lammwoche ist ein jährlich stattfindendes Event rund um die Kochkunst und Esskultur. Die Bliesgau-Molkereien sind bekannt für ihre Käsesorten, wie der Ziegenfrischkäse oder der regionale Hart- und Weichkäse. 137 Projekte im Kreisgebiet Gärten mit Geschichte Im Saarpfalz-Kreis gibt es eine Vielzahl und Vielfalt von historischen wie auch jüngeren Parkund Gartenanlagen. Jede Gartenanlage hat seine eigene Geschichte sowie Biografie und folglich ein charakterisierendes Profil. Die Parks sind in Erhaltung und Pflege sehr unterschiedlich. Im Ensemble sind sie hochinteressant und sollten daher gemeinsam erlebt werden. Bei einer Begehung heißt es nicht nur, die aktuelle Situation wahrzunehmen, sondern gleichsam das Zeitfenster in die Historie zu öffnen gleichsam mit der Geschichte auf den Weg zu gehen: Bild 39: Garten mit Geschichte in Altheim. 137 Vgl.: Biosphärenreservat Bliesgau im Saarland (2012) PUBLICPRESS Publikationsgesellschaft mbh, Geseke, S.14f). 145

146 Wie sahen die Parks einst aus? Welche Spuren sind noch vorhanden? Wie könnte man sie in ihren kulturhistorischen und biologischen Elementen präsentieren? Es gilt zu bewahren, was noch zu erhalten ist, zu visualisieren, was einmal existiert hat, zu entdecken, was verschwunden ist. Der Saarpfalz-Kreis arbeitet zusammen mit dem Biosphärenreservat Bliesgau an einer öffentlichkeitswirksamen Präsentation und touristischen Vermarktung des Gartenreichs im Gesamten und in Verbindung mit weiteren Ausbau- und Gestaltungsmaßnahmen. Mit dem Projekt Gärten mit Geschichte werden wichtige Bestandteile der Kulturlandschaft untersucht. Ziel ist es, das jeweilige kulturhistorische Potenzial der Garten- und Parkanlagen zu finden und die Möglichkeit einer kreativen Symbiose mit den Leitgedanken der LEADER-Region Biosphärenreservat Bliesgau auszuloten, um eine Bereicherung für den Saarpfalz-Kreis zu schaffen. Die Vermarktung und Inwertsetzung der Anlagen durch kleine investive Einzelmaßnahmen sind Bestandteile einer innovativen Regionalentwicklung, verleiht einem nachhaltigen Tourismus weitere Impulse und dient der interkommunalen Identifikationsstiftung. Saarpfalz-Jahrbuch Das jährlich erscheinende Jahrbuch beinhaltet klassischerweise Beiträge heimatlicher Autoren und ist ein Almanach für die Region. Das Buch steht jährlich unter einem anderen Schwerpunktthema. Mehrere lokale und regionale Autoren liefern auf rund 200 Seiten persönliche Erinnerungen, Gedichte, Orts- und Naturbetrachtungen sowie heimatgeschichtliche Ausarbeitungen und eine Vielzahl aktueller und historischer Bilder. Das Reflektieren der Historie im Saarpfalz- Kreis und das Festhalten aktueller Ereignisse sind Bestandteil einer schon jetzt gelungenen Identitätsbildung. Saarpfalz-Hefte Seit 1983 erscheint die Zeitschrift "Saarpfalz. Blätter für Geschichte und Volkskunde" Zu den vierteljährlichen Ausgaben im März, Juni, September und Dezember erscheint jährlich ein Sonderheft, das sich einem Schwerpunktthema widmet. Barockstraße SaarPfalz Die Barockstraße ist eine 250 Kilometer lange touristische Themenstraße im Saarland und der Westpfalz. Der Saarpfalz-Kreis ist an diesem Projekt beteiligt. Die Straße verbindet barocke Zentren der Region und alte, historische Kulturlandschaften. ARTefix - Freie Kunstschule Saarpfalz ARTefix - die Freie Kunstschule Saarpfalz ist eine als gemeinnützig anerkannte Einrichtung zur Förderung kultureller Zwecke. Träger ist der eingetragene Verein "Freie Kunstschule Saarpfalz e.v." Ziel des Vereins ist die Verbesserung der regionalen Angebote, das künstlerisch-kreative Tun und Lernen betreffend, und zwar für Erwachsene, Jugendliche und Kinder. 146

147 Kulturstiftung des Bundes Kultur für unsere Region - Chancen für eine lebendige Saarpfalz im demographischen Wandel. Der Saarpfalz-Kreis und der Verein Unser Bexbach e.v. haben sich bei der Kulturstiftung des Bundes um Fördermittel beworben, um Kultureinrichtungen im Saarpfalz-Kreis bei der Entwicklung zukunftsfähiger, attraktiver und bürgernaher Kulturangebote besser unterstützen zu können. Das Konzept Kultur für unsere Region überzeugte den Stiftungsrat der Kulturstiftung des Bundes und seine Umsetzung wird im Programm TRAFO - Modelle für Kultur im Wandel von 2016 bis 2020 mit 1,65 Millionen Euro durch die Kulturstiftung und den Saarpfalz-Kreis gefördert. Damit können sich im kommenden Jahr im gesamten Kreisgebiet Kultureinrichtungen, um Fördergelder bewerben (Teilnahmeberechtigt: Kultureinrichtungen, kulturtreibende Vereine, Schulen, Jugendclubs ). Unter dem Dach des Demographiepaktes für eine lebendige Saarpfalz geht es jedoch nicht allein darum, möglichst viele Einrichtungen zu bewahren, sondern sie vor allem unter den aktuellen Bedingungen zukunftsfähig zu machen: Wie soll ein attraktives Kulturangebot für die Region in Zukunft aussehen und auf wen muss es zugeschnitten werden? Gefördert werden Projekte und künstlerische Ansätze mit Pionierfunktion, die neue Wege kultureller Produktion aufzeigen können. Neben der Umsetzung von konkreten Projekten im Saarpfalz-Kreis will das TRAFO-Programm exemplarische Erfahrungen sammeln und auf ihre Übertragbarkeit hin prüfen, um so eine weitreichende Debatte um die kulturellen Ressourcen in strukturell marginalisierten Gebieten anzustoßen. In einem mehrjährigen Entwicklungsprozess werden die Kultureinrichtungen in den sieben Kommunen des Saarpfalz- Kreises ihre Angebote und ihre Arbeitsweise weiterentwickeln und nachhaltig verändern. Durch Zusammenarbeit über Verwaltungsgrenzen hinweg und unter Beteiligung von Schulen, Vereinen, Künstler/innen und Wirtschaft soll eine zukunftsweisende kulturelle Infrastruktur geschaffen werden. In regelmäßig stattfindenden runden Tischen kommen alle interessierten Akteure der Region zusammen. Gemeinsam entwickeln sie Ideen und Projekte für die bestehenden Einrichtungen, die sich am Bedarf orientieren und neue Kooperationen etablieren. Ein "Kulturagent" nimmt die Anregungen der Runden Tische auf und begleitet die Umsetzung konkreter Projekte. Tätigkeiten der Kreisverwaltung in diesem Bereich Fachbereich Kultur und Heimatpflege In der Kreisverwaltung widmet sich der Fachbereich für Kultur und Heimatpflege der Geschichte der Saarpfalz, der Arbeit der historischen Vereine und der Wahrung historisch gewachsener Strukturen in Städten und Dörfern und der Einhaltung des Denkmalschutzes. So gibt der Fachbereich Publikationen (z.b. Saarpfalz-Lesebücher, Die Saarpfalz in den 1950/60er Jahren ) und Periodika heraus. Zwecks Wahrung des kulturhistorischen Erbes engagiert sich dieser Fachbereich im Projekt WaldPark Schloss Karlsberg und im Projekt Gärten mit Geschichte. Diese dienen auch der Förderung des Tourismus. 147

148 SWOT-Analyse Stärken Viele naturnahe Naherholungsgebiete als Möglichkeit der Freizeitgestaltung Reiches kulturhistorisches Erbe Attraktive und abwechslungsreiche Kulturlandschaft Museale Einrichtungen mit überregionalem und bundesweitem Schlaglichtcharakter Bestehendes Tourismuskonzept mit vielen Vorschlägen zur kulturellen Weiterentwicklung Vorhandene Aktivitäten und Initiativen zum Erhalt und zur Weiterentwicklung der Kulturlandschaft Viele freie Treffpunkte und Angebote für Kinder und Jugendliche Saarpfalz-Kreis als Modellregion der Bundeskulturstiftung Fachbereich für Kultur- und Heimatpflege bei der Kreisverwaltung Chancen Bessere Integration des Kulturbereichs; Verknüpfung ökonomischer, sozialer oder anderer Entwicklungen einer Region Verstärkte Inwertsetzung von vorhandenen kulturellen Leuchttürmen Einflüsse anderer Kulturen durch Neuzugezogene Kulturelle Angebote als Standortfaktor Steigende Mobilitätsbereitschaft der Bevölkerung Kultur als Basis zum Definieren einer regionalen Identität Thema Grenze Schwächen Teilweise große Entfernungen zwischen Wohnorten im ländlicher Kreis und Freizeiteinrichtungen in den Städten (in Verbindung mit ÖPNV) Risiken Strukturelle Veränderungen auf der Angebots- und Nachfrageseite Steigende Mobilitätsbereitschaft der Bevölkerung Problematische Haushaltssituation vieler Kommunen: Öffentlich geförderte Kultureinrichtungen sind heute verstärkt auf den breiten Zuspruch von Besuchern und deren Zahlungsbereitschaft angewiesen Ältere Einrichtungen stehen unter Modernisierungsdruck 148

149 4.9 Tourismus Der Tourismus gilt als wichtiger Entwicklungs- und Wirtschaftsfaktor in der deutschen Gesamtwirtschaft und kann als Wachstumsmotor einer Region fungieren sowie zur Beschäftigung beitragen. Die Effekte der Tourismuswirtschaft in einer Region resultieren in erster Linie aus konsumierten Gütern und Dienstleistungen der Reisenden (zum Beispiel Flug-, Bahn- und Schiffsreisen, Hotelbuchungen oder Buchung von Reisen bei deutschen Reisebüros und Reiseveranstaltern). Zur Herstellung dieser Güter und Dienstleistungen sind aber auch Vorleistungen erforderlich (zum Beispiel Logistik und andere Dienstleistungen, Lieferungen von Lebensmitteln an Hotels und Gaststätten), die zusätzlich zu indirekten Effekten führen. 138 Zwischen den Themenfeldern Tourismus und Kultur gibt es viele Schnittstellen. Kulturelle Angebote sind oftmals einer der Bewegründe, die einen veranlassen, eine Region zu besuchen. Das touristisch relevante kulturelle Angebot des Saarpfalz-Kreises ist kleinteilig, umfassend und regional gut verteilt. Es dient der überregionalen Bekanntmachung und zieht viele Gäste in die Region. Die Kultur ist mitunter ein entscheidendes touristisches Potenzial der Saarpfalz. Das Themenfeld Tourismus wurde im Rahmen der Erstellung eines regionalen Tourismuskonzepts für den Saarpfalz-Kreis bereits umfassend bearbeitet. Es beinhaltet sowohl eine detaillierte Bestandsaufnahme und Analyse als auch zukünftige Strategien und Entwicklungspotenziale, weshalb sich hier auf die Kerninhalte konzentriert wird. Beschreibung des Ist-Zustandes und aktuelle Entwicklungen Organisation Die Akteure der Tourismusarbeit im Saarpfalz-Kreis sind maßgeblich die Saarpfalz-Touristik, der Biosphärenzweckverband Bliesgau und die einzelnen Städte und Gemeinden. Der Zweckverband Saarpfalz-Touristik, dessen Mitglieder die Kommunen und der Kreis selber sind, haben folgende Kernaufgaben: Förderung des Tourismus, touristischer Dienstleistungen und Produkte für den Saarpfalz- Kreis Steigerung des Bekanntheitsgrades und Herausstellung der Vorzüge des Saarpfalz-Kreises als attraktives Reiseziel Gestaltung von Rahmenbedingungen (Projektmanagement) Koordination touristischer Produkte und Dienstleistungen Vermarktung der Biosphäre Pressearbeit und Kommunikation. Der Biosphärenzweckverband Bliesgau ist für die Einrichtung, Pflege und Entwicklung des Biosphärenreservates zuständig. Aufgabenschwerpunkte liegen in der Entwicklung und Umsetzung von Projektideen und der Akquise von Fördermitteln. Die einzelnen Städte und Gemeinden nehmen sich dem Thema Tourismus zumeist im Rahmen ihres Verwaltungshandelns an. Hier sind die Aufgabenbereiche vor allem Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Organisation von Veranstaltungen auf Ortsebene, Erstellung von Broschüren und Kulturprogrammen sowie Infrastrukturmanagement. 138 Vgl.: Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (2016): unter entwicklung-des-tourismus.html. 149

150 Tourismusstrategie des Landes Strategie 2015 Auf der Grundlage von Marktanalysen und engagierten Diskussionsprozessen mit den saarländischen Tourismusakteuren sollen künftig folgende Leitthemen im Saarland Priorität haben: Tagungen, Seminare, Kongresse, Messen, Aktivtourismus einschließlich Wandern und Radfahren, Natur erleben sowie Kultur- und Städtetourismus. Die Positionierung des Saarlandes und somit auch des Saarpfalz-Kreises soll sich nach den Marktanalysen vor allem am genussvollen Erlebnis orientieren. Dazu gehören: Das Genießen des grenzenlosen Charmes und Flairs, die Gastronomie, das genussvolle Radwandern, Wandern, Städtereisen und Kulturreisen, verbunden mit der französisch beeinflussten Atmosphäre und Gastfreundschaft. Diese Profilthemen sind auch bestens geeignet für künftige Imagewerbung und zeigen die Kompetenz des Saarlandes für die Großregion. Gesundheit und Wellness dienen als Ergänzungsthemen an den dafür geeigneten Standorten und in den Betrieben. Ausgebaut werden sollen Medical-Wellness-Zentren in funktionaler Vernetzung mit Beherbergungsangeboten sowie Wellness-Hotels. Voraussetzung für eine erfolgreiche Positionierung dieses Volumenthemas ist eine kontinuierliche Weiterentwicklung der Infrastruktur. Demnach besteht Ausbaupotenzial im Gast- und Übernachtungsgewerbe. Ein Ausbau der Bettenkapazität sowie die Verbesserung der Qualität werden die weitere touristische Entwicklung beschleunigen. Gezielte Beratungs- und Coaching-Angebote sollen dazu beitragen. 139 Strategische Weiterentwicklung 2025 Aufgrund einer hohen Dynamik im Tourismusbereich wurde die Strategie von 2015 weiterentwickelt und neu ausgerichtet. Die neue Tourismuskonzeption Saarland 2025 ist Rahmen und Leitfaden für die saarländische Tourismusentwicklung der nächsten zehn Jahre. Die Leitidee für den Saarlandtourismus manifestiert sich in der Aussage Wir schaffen Werte mit Wachstum und Qualität!. Im Vordergrund stehen nachhaltige, qualitätsorientierte Investitionen. Folgende Prämissen wurden zur Konkretisierung formuliert: Fokus auf kontinuierliche, nachhaltig wirksame Impulse statt Wachstum um jeden Preis Qualitätssicherung und Erhöhung der Standort- und Lebensqualität als Basis für weiteres Tourismuswachstum Gleichzeitig: Ausbau der Tourismusmarke Saarland sowie gezielte Ansiedlung von neuer Infrastruktur in bestehenden und neuen Geschäftsfeldern Kein alleiniger Fokus auf Nachfragewachstum und Imagestärkung, sondern gleichermaßen auf Nachhaltigkeit, Erhöhung der Wertschöpfung je Gast, Saisonverlängerung, Betrag zur Lebens- und Standortqualität. 139 Vgl.: Tourismuskonzeption Saarland 2025 unter 150

151 Grundlegende Ziele der Strategie sind: Der Saarland-Tourismus wächst nachhaltig! Der Tourismus stärkt die Wirtschaftskraft im Saarland! Der Saarlandtourismus ist umweltfreundlich! Tourismus heißt Lebensqualität! 140 Neugewichtung des Themenmixes Im Aktivtourismus werden weiterhin die Segmente Wandern und Radfahren als Prioritäten gelistet, mit Familien als neue Zielgruppe. Naturtourismus soll als Aktivthema ausgebaut werden. Für den Kulturtourismus sollen in erster Linie überregional ausstrahlungsfähige Angebote und Einrichtungen vermarktet werden. Ebenfalls neue Nachfrage- und Wertschöpfungspotenziale liegen in den Themenfeldern des Geschäftstourismus und des Gesundheitstourismus. 141 Zugesprochene Aufgaben der Landkreise 1. Produktentwicklung und Bündelung (in Kooperation mit der TZS) 2. Qualitätssicherung 3. Gästebetreuung 4. Sensibilisierung nach innen (Leistungsträger und Bevölkerung). 142 Kurzprofil Tourismus im Saarpfalz-Kreis Der Saarpfalz-Kreis und die Biosphäre Bliesgau zählen noch nicht zu den etablierten touristischen Zielen in Deutschland. Im Kreis und in der Biosphäre gibt es eine große thematische Angebotsvielfalt und eine abwechslungsreiche Natur- und Kulturlandschaft. Das UNESCO Prädikat Biosphärenreservat Bliesgau bedeutet für die Region einen großen positiven Imagefaktor. Eine wichtige touristische Ressource ist auch das hochwertige Angebot im Bereich der Umweltbildung. Die Region verfügt über viele regionale Produkte mit einer hohen Qualität und einem damit verknüpften Angebot im Bereich Bildung für nachhaltige Entwicklung. Durch die direkte Nachbarschaft zu Frankreich spürt man auch im Saarpfalz-Kreis einen französischen Charme und eine kulturelle Vielfalt. Zusammengenommen resultiert daraus der besondere Charakter der Region. Die Anzahl der Betriebe im Beherbergungsgewerbe schwankt in den letzten acht Jahren zwischen 42 und 46, wobei Hotels den vorherrschenden Unterkunftstyp darstellen. Die Entwicklung der Bettenanzahl ist in den letzten Jahren leicht rückläufig. Die Übernachtungsnachfrage konzentriert sich v.a. auf die Städte Blieskastel und Homburg. Hier tragen allerdings die Übernachtungen in Klinikbetten einen großen Anteil bei. Touristisch bedeutsam im Bereich des Übernachtungstourismus ist ebenfalls die Stadt St. Ingbert. Im Vergleich zum Jahr 2013 sind die Übernachtungen 2014 um 4,4 % zurückgegangen. Interessant ist der kontinuierliche Anstieg der Ferienwohnungen im Zeitraum von 2009 bis 2014 von 130 auf 280. Ein großes Entwicklungspotenzial liegt vor allem in einer besseren individuellen Positionierung der vorhandenen Betriebe am Markt sowie der Förderung zielgruppenorientierter Angebote. 140 Feige, Mathias et. al (2015). Tourismuskonzeption Saarland 2025: Wir schaffen Werte mit Wachstum und Qualität - Ein starker Wirtschaftsfaktor für einen erfolgreichen Strukturwandel im Saarland, Saarbrücken, Berlin, S Ebenda. 142 Ebenda, S

152 Potenzial des Kerneinzugsgebietes für Tagesreisende bis maximal 120 Minuten Fahrzeit der Ballungsraum Saarbrücken liegt in direkter Nachbarschaft, das Einzugsgebiet bis 60 min Fahrzeit umfasst die Städte Kaiserslautern und Teile von Metz, ansonsten eher bevölkerungsarme Regionen aus Rheinland-Pfalz, Frankreich und Luxemburg (Einzugsgebebiet von rund 2,5 Millionen Einwohnern), im Umfeld von 90 min Fahrzeit liegen die Städte Mannheim-Ludwigshafen, Teile von Mainz, Worms, Straßburg, Luxemburg und Trier (Einzugsgebebiet von rund 6 Millionen Einwohnern), Das Einzugsgebiet bis 120 min Fahrzeit ist durch ein deutlich größeres Bevölkerungspotenzial gekennzeichnet und umfasst den größten Teil des Rhein-Main Gebietes, die Metropolregion Rhein-Neckar, Nancy und Karlsruhe-Pforzheim (Einzugsgebebiet von rund 13,5 Millionen Einwohnern). Die durchschnittliche Verweildauer in den saarpfälzischen Fremdenverkehrsbetrieben liegt mit 3,6 Tagen leicht über dem saarländischen Durchschnitt von 2,9. Der durchschnittliche Anteil an ausländischen Gästen liegt allerdings mit 8,1 % unter dem saarländischen Durchschnitt von 11,3 %. Tabelle 49: Durchschnittliche Verweildauer in Fremdenverkehrsbetrieben und Ausländische Gäste in Fremdenverkehrsbetrieben (Stand 2012) Landkreise Durchschnittliche Verweildauer in FV- Betrieben 143 Ausländische Gäste in FV-Betrieben in % Regionalverband 1,8 19,2 Saarbrücken Merzig-Wadern 3,5 10,7 Neunkirchen 6,0 3,0 Saarlouis 2,8 13,2 St. Wendel 3,3 7,7 Saarpfalz-Kreis 3,6 8,1 Saarland 2,9 11,3 Quelle: Bundesinstitut für Bau-, Stadt und Raumforschung, Bonn (2015), Indikatoren und Karten zur Raum und Stadtentwicklung unter Touristische Ressourcen und Aktivitäten In der Saarpfalz gibt es viel zu Sehen und zu Erleben. Der Saarpfalz-Kreis punktet mit einer Vielzahl von Sehenswürdigkeiten mit teilweise überregionalem Schlaglichtcharakter. Hierzu zählen beispielsweise der Waldpark Schloss Karlsberg, die Schlossberghöhlen, das Besucherbergwerk Rischbachstollen und das Saarländische Bergbaumuseum, diverse Kirchen und Weiheranlagen sowie Burg- und Klosterruinen. Viele museale Einrichtungen vermitteln geschichtliche Hintergründe der Menschen und der Region. Die kulturellen Angebote und das Naturerlebnis verbindet der Tourist im Saarpfalz-Kreis typischer Weise mit Aktivangeboten wie Klettern, Kanufahren und Reiten. Aber auch Nordicwalker, Golfer und Inlineskater finden eine Vielzahl an Angeboten vor. 143 Anmerkung: Auskunftspflichtig sind Beherbergungsbetriebe, die mehr als acht Gäste (im Reiseverkehr) gleichzeitig vorübergehend beherbergen. Übernachtungen ohne Campingplätze. 152

153 Wandern (über 800km Wanderwege) Mehrere ausgewiesene Premiumwanderwege garantieren leichte Begehbarkeit und einen hohen Erlebniswert. Zusätzlich durchzieht ein Jakobsweg das Biosphärenreservat. Den Wanderer erwartet auf dem Hüttenwanderweg, der Bliesgau Tafeltour, der Kirkeler Tafeltour oder der Schlossbergtour bei Homburg landschaftliche und kulturhistorische Highlights. Über die Hälfte der in Deutschland vorkommenden Orchideenarten, eine Vielzahl seltener Ölpflanzen, der vom Aussterben bedrohte Steinkauz und die wieder angesiedelten Biber verspre- Bild 40: Eselwanderung im Bliesgau. chen Naturerlebnisse der ganz besonderen Art. Neben den Premiumwanderwegen existieren weitere interessante Strecken durch den Saarpfalz-Kreis. In der LEADER-Periode möchte die Saarpfalz-Touristik die Wanderwege der Region weiterhin in Wert setzen und befasst sich deswegen im Rahmen eines LEADER-Projekts mit einer Bestandserfassung, Soll-Ist-Analyse und einer neuen Wanderkonzeption. Die angestrebten Verbesserungen richten sich nach dem Kriterienkatalog Qualitätsregion Wanderbares Deutschland des Deutschen Wanderverbandes. Dieser gibt Kriterien in den fünf Teilbereichen Infrastruktur/ Wegenetz, Service für Wanderer, Gastgeber/Übernachtung, Touristenformation und Organisation und Kooperation vor. Zudem werden im Zuge einer Wanderkonzeption u.a. eine zielgruppenspezifische Strukturierung der Wanderwege und ein einheitliches Beschilderungskonzept festgelegt. Radfahren Im Saarpfalz-Kreis gibt es ein ausgedehntes Radwegenetz. Sowohl für sportlich ambitionierte als auch gemütliche Radler stehen ausgeschilderte Touren durch eine abwechslungsreiche Landschaft mit vielen interessanten Sehenswürdigkeiten zur Verfügung. In vielen Orten ist es möglich ein E-Bike auszuleihen und mit Unterstützung eines Elektromotors auch anspruchsvollere Touren zu bewältigen. In St. Ingbert gibt es eine fast 100 Kilometer lange Mountainbike- Strecke. Unter dem Begriff Vélo vis à vis wird eine 330km langes Netz entlang des deutschfranzösischen Grenzraums beworben. Zudem werden auch die angrenzenden Regionen immer wieder in die Streckenführung mit einbezogen. 153

154 Bild 42: Radfahren in der Biosphäre. Bild 41: Radfahren in der Biosphäre. Tabelle 50: Radwege Grenzüberschreitende Radwege Regionalradwege Glan-Blies-Radweg Adebar-Tour Saarland-Radweg Bliesgau-Radweg Saar-Nahe-Höhen-Radweg Blumengartentour Saar-Radweg Lambsbach-Tour Sieben-Weiher-Tour Südwestpfalz-Tour Veloroute SaarLorLux Velo Vélo vis à vis Europäischer Mühlenradweg Quelle: Eigene Zusammenstellung, Touristische Angebote im BNE-Bereich (Bildung für nachhaltige Entwicklung) Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) soll Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen nachhaltiges Denken und Handeln ermöglichen. Die Lernenden werden in die Lage versetzt, sinnvolle Handlungsentscheidungen zu treffen, indem sie die Konsequenzen für künftige Generationen oder das Leben in anderen Weltregionen berücksichtigen. Der Einzelne erkennt durch BNE: Mein Handeln hat Konsequenzen. Nicht nur für mich und mein Umfeld, sondern auch für andere. 144 Urlaub und Freizeit sind wichtige Lernbereiche der Bildung für nachhaltige Entwicklung. Bei der Führung auf Bauernhöfen, Exkursionen durch die vielseitige Natur- und Kulturlandschaft im Saarpfalz-Kreis und im Bliesgau steht neben der Unterhaltung auch der Bildungsaspekt im Vordergrund. Unterschiedliche Angebote geben Denkanstöße über das eigene Konsumverhalten, zeigen Zusammenhänge auf und schlagen Brücken zwischen dem, was in der Region geschieht und den Auswirkungen weltweit. In Kombination mit touristischen Angeboten können so auch neue Wertschöpfungsketten erschlossen werden. 144 Vgl.: BNE-Portal (2016): Bildung für nachhaltige Entwicklung unter 154

155 Aktuelle Angebote sind beispielsweise: Kräuterwerkstatt - Werkeln wie eine Kräuter Hexe Wanderung auf den Spuren von Öl, Natur und Pilgern Die Schmackhafte Landschaft, eine kulinarische Wanderung Das Floß der Nachhaltigkeit - Balance für s Leben Esel-Jahreszeitenwanderung Leckeres aus Blüten und Blättern - Holunderblütensirup, Löwenzahnhonig und andere Köstlichkeiten Einfach Bienen halten - Ein Grundkurs für alle Nachwuchs-Imker Projekt WaldWerken Bild 44: Floß der Nachhaltigkeit. Bild 43: WaldWerken. Weitere touristische Aktivitäten im Saarpfalz-Kreis Die Rad- und Wanderwege stehen als Infrastruktur auch zusätzlich für speziellere Angebote wie Nordic Walking oder Inline-Skaten zur Verfügung. Zu den genannten Aktivitäten nimmt im südlichen Saarpfalz-Kreis seit einigen Jahren das Reiten eine immer größere Rolle ein, weshalb die reittouristische Entwicklung in einem eignen Entwicklungskonzept thematisiert wurde. 145 Aktivitäten rund um das Thema Wasser sind weitere Möglichkeiten seine Zeit im Saarpfalz-Kreis zu verbringen. Nennenswert sind Kanufahrten auf der Blies oder eine Floßfahrt auf dem Würzbacher Weiher. 145 Vgl.: BTE Tourismus und Regionalberatung (2013): Reittouristische Entwicklung in der LEADER-Region Biosphärenreservat Bliesgau, Eisenach. 155

156 Tabelle 51: Allgemeine und übergreifende Tourismusziele für den Saarpfalz-Kreis Qualitative Ziele Steigerung Identität, Tourismusbewusstsein, Bewusstsein für Nachhaltigkeit Nutzung des Tourismus zur Imageprofilierung Erhöhung des Bekanntheitsgrades Erhöhung der Lebensqualität Ökonomische und quantitative Ziele Steigerung der wirtschaftlichen Effekte durch den Tourismus (Arbeitsplätze, Umsätze) Erhöhung der touristischen Wertschöpfung (Löhne, Einkommen, Gewinne aus Tourismus Steigerung der Zahl der Übernachtungen Steigerung der Zahl der Tagestouristen Quelle: Regionales Tourismuskonzept-kompakt des Saarpfalz-Kreises und des Biosphärenreservats Bliesgau (2011) ift Freizeit und Tourismusberatung Köln, S. 16. Auf Grundlage der SWOT-Analyse im Rahmen des Tourismuskonzepts möchte sich der Saarpfalz-Kreis in mehreren Bereichen positionieren. Über diese Bereiche will der Kreis sein touristisches Profil nachhaltig schärfen. Besondere Bedeutung haben aus Gründen der Identitätsstiftung, Alleinstellung und Umsatzstärke, die Segmente Kultur-, Natur- und Geschäftstourismus. Tabelle 52: Positionierung des Saarpfalz-Kreises in unterschiedlichen Tourismusarten Kulturtourismus Zielgruppe: Kulturreisende Region im Mittelpunkt, Angebote wie Museen, Konzerte, Theater, historische Sehenswürdigkeiten Hohe wirtschaftliche Bedeutung Geschäftstourismus Zielgruppen: Veranstalter, Firmen, Verbände, Organisationen und die Besucher Besonders umsatzstark Kongresse, Tagungen und Veranstaltungen Umweltbildung (BNE) Zielgruppe: Gruppen (Schulklassen, Jugendgruppen, Bildungsreisen) interessierte Individualreisende Führungen, Exkursionen durch die Landschaft und Seminare zu Umweltthemen Grenztourismus Grenze zu Frankreich als Chance Französischer Charme als besonderes Besuchsmotiv vieler Besuchergruppen Naturtourismus Zielgruppe: unter anderem Familien Besonderes Interesse an Natur- und Gesundheitsurlaub, Urlaub auf dem Bauernhof und in Ferienwohnungen, leichten sportlichen Aktivitäten Aktivtourismus Zielgruppe: Natur- und Outdoor-Urlauber Themen: Wandern, Radfahren, Klettern, Wassersport, Reiten Sehr gute Voraussetzungen des Saarpfalz-Kreises um sich in dem Bereich weiter zu positionieren Kulinarik Zielgruppen: ältere Altersgruppen mit einem hohen Bildungs- und Einkommensniveau Querschnittsthema Quelle: Regionales Tourismuskonzept-kompakt des Saarpfalz-Kreises und des Biosphärenreservats Bliesgau (2011) ift Freizeit und Tourismusberatung Köln, S. 17ff. 156

157 In über fünf Leitlinien definieren der Saarpfalz-Kreis und das Biosphärenreservat Bliesgau den Anspruch an das zukünftige touristische Handeln: Ökonomischer Nutzen Qualität und Service Authentizität der Angebote Identität und Tourismusbewusstsein Ökologie und Nachhaltigkeit Entwicklungspotenziale und zukünftige Handlungsansätze Die Einflüsse des demographischen Wandels sind auch im Themenfeld Tourismus spürbar. Zum einen wird die Bevölkerungszahl im nahen Umfeld des Saarpfalz-Kreises von bis zu 60min Fahrzeit zurückgehen und zum anderen im weiteren Umfeld bis zu zwei Stunden relativ konstant bleiben. Daraus resultiert ein vermindertes Nachfragepotenzial für Tagesreisen in den Saarpfalz-Kreis. Die zukünftige Hauptzielgruppe wird über 50 Jahre alt sein. Diese Tatsache bedingt eine gezielte Ausrichtung auf die künftigen Nachfragegruppen. Allerdings muss ein zeitgleicher Ausbau der Angebote für junge Familien stattfinden, um die Gäste von Morgen für die Region zu gewinnen. In diesem Spannungsfeld gilt es besondere Highlights zu etablieren und über eine qualitative Weiterentwicklung von Naturerlebnis, Aktiv- und Kulturangeboten die Wettbewerbssituation des Saarpfalz-Kreises zu verbessern. Projekt Hören Hintergrund des Projekts Hören ist ein touristisches Konzept, das auf hörgeschädigte Menschen ausgerichtet ist. Um Menschen mit Hörschädigung einen inklusiven Zugang zu Freizeiteinrichtungen, sichere Übernachtungsmöglichkeiten oder auch verständliche Beratung zu bieten, bedarf es verschiedener Hilfsmittel, die bis dato kaum flächendeckend zum Einsatz kommen. Ziel ist es, durch hörunterstützende Maßnahmen neue Angebote zu entwickeln, um diese spezielle Zielgruppe zu bedienen. Die Notwendigkeit ergibt sich auch aus den veränderten Rahmenbedingungen in der medizinisch-therapeutischen Versorgung und einem wachsenden Gesundheitsbewusstsein, weshalb sich seit einigen Jahren der Medizin- und Gesundheitstourismus zu einem wachsenden Geschäftsfeld entwickelt. Bei der Konzeptionierung arbeitet der Saarpfalz-Kreis zusammen mit dem Landkreis St. Wendel und dem Netzwerk Hören. Aufgrund der international anerkannten medizinischen Kompetenz und dem starken Kooperationskern Medizin und Forschung beim Schwerpunkt Hören, wurde das Netzwerk Hören im Saarland gegründet. Neben der medizinischen-therapeutischen Versorgung soll der Urlaub für hörbeeinträchtigte Menschen und ihre Angehörigen erleichtert werden. Besondere Zielgruppe sind Cochlea-Implantat-Träger (elektronische Innenohrprothese). Diese reisen aus größerer Entfernung an, müssen mehrmals für längere Zeit kommen und sind nur abschnitthaft an den Aufenthalt in einer Klinik gebunden, woraus sich ein besonderes Bedürfnisse auch im Rahmen ihrer Anreise und eines etwaigen Hotelaufenthaltes ergibt. 157

158 SWOT-Analyse Stärken Vorhandensein der Saarpfalz-Touristik Breite thematische Angebotsvielfalt, hohes Natur- und Kulturraumpotenzial Vielfältiges Angebot an Ausflugszielen und Sehenswürdigkeiten Touristische Infrastrukturen auch nutzbar für Bürger des Kreises Naherholungsgebiete in attraktivem Umfeld Viele Wander-und Radwege Bestehende Marke Biosphärenreservat Bliesgau Mehrwert durch LEADER-Förderung Verfügbarkeit regionaler Produkte mit hoher Qualität Viele Kulturveranstaltungen von überregionaler Bedeutung Vorhandene Umweltbildungseinrichtungen und ausgebildete Natur- und Landschaftsführer Die Nähe zum saarländischen Verdichtungsraum bietet ein hohes Potenzial an Tagesausflüglern Nachbarschaft zu Frankreich Gutes ÖPNV-Angebot Breites Angebot ab Rad- und Wanderwegen Gute Beschilderung der Sehenswürdigkeiten Vorhandensein Jakobsweg Chancen Qualitative Weiterentwicklung von Naturerlebnis, Aktivangeboten, Kulturangeboten sowie Hotels und Gastronomie Sensibilisierung der Leistungsträger für neue Wege Entwicklung konkreter Angebote Einführung von Partnerbetrieben im Biosphärenreservat ab 2011 Stärkere Herausarbeitung des Themas Nachhaltigkeit Stärkere Unterstützung regionaler Wertschöpfungsketten Erhaltung der Kulturlandschaft durch regionalspezifische Wirtschaftsweise Direktvermarktung und Nutzung regionaler Produkte in der Gastronomie Ausbau des Wassertourismus Zunehmendes Interesse an Privatvermietung Wachsender Markt des Rad- und Wandertourismus Hohe Nachfrage nach Premiumwanderwegen, geführten Wanderungen und steigende Beliebtheit der Jakobswege Schwächen Geringer Bekanntheitsgrad und wenig ausgeprägtes Image als Tourismusdestination Räumliche Heterogenität erschwert die gemeinsame Vermarktung Kirchturmdenken Kaum touristische Highlights Mängel bezüglich der Rahmenbedingungen (Infrastruktur, Zusammenarbeit der Akteure, Servicequalität) ÖPNV-Angebot zu wenig bekannt Mangelnde Dienstleistungsorientierung, eingeschränkte Öffnungszeiten Teilweise Kapazitätsengpässe in der Beherbergung Geringer Anteil klassifizierter und zertifizierter Betriebe Begrenzte finanzielle Mittel bei privaten Anbietern Fehlende tragfähige Konzepte für Gastronomie, Beherbergungsbetriebe und Bildungseinrichtungen Im Vergleich zu anderen Biosphärenreservaten wenig Umweltbildungseinrichtungen Unzureichende Nutzung bestehender Fördertöpfe Keine zentrale Besucherinformation Kein regionsweites Wanderkonzept Fehlende einheitliche Beschilderung der Wanderwege und fehlende Dachzuständigkeit Wenig Angebote für Menschen mit Behinderung Fehlende Gastronomie an Wanderwegen Wenige Übernachtungen im ländlichen Raum Keine konsequente, gemeinsame Marktbearbeitung, vor allem mit französischen Kommunen Unstetigkeit der Kooperationen zwischen deutschen und französischen Kommunen Kleinteiliges touristisches Informationsangebot, viele Flyer Teilweise fehlende Transparenz sowie Informationen zu touristischen und gastronomischen Angebote Risiken Fehlendes Bewusstsein für touristische Potenziale Unzureichende Ressourcenausstattung im Tourismus Fehlende Angebote für spezielle Interessensgruppen Diskrepanz zwischen Kundenanforderungen und Produkten vor Ort Mangelnde Orientierung des Gastgewerbes an den Bedürfnissen des Touristen Mangelnde Investitionsfähigkeit sowie -bereitschaft des Gastgewerbes Fehlende Nachfolger im Gastgewerbe Unzureichende Qualitätserhaltung der Wander- und Radwege Nachhaltigkeit der Förderprojekte Sprachprobleme Saisonale Beschränkung des touristischen Angeboten Zu starke Ausrichtung auf den Aktiv-Tourismus und Vernachlässigung von anderen Tourismusarten 158

159 Verbindung des Themas Kulinarik mit den touristischen und kulturorientierten Aktivitäten TZS Projekt Genuss Region Saarland Aufbereitung der deutsch-französischen Geschichte und stärkere Nutzung des französischen Chams Bessere Vernetzung kleinteiliger Angebote Stärkere Kooperationen zwischen Kommunen und Akteuren sowie stärkere Verzahnung von Leistungen Bessere Nutzung von Nischen und speziellen Zielgruppen, breitere Zielgruppenorientierung Messen, Tagungen, Kongresse Menschen mit Handicap als Zielgruppe, speziell abgestimmte Führungen Fahrziel Natur und Wanderbares Deutschland Erhöhung der Kundenbindung Biosphärenstatus als Leuchtturm nutzen Thema Grenze aufarbeiten Verfolgung des Projekts Hören Ausbau der Allergikerfreundlichkeit (ECARF- Siegel) von Hotels und Ferienwohnungen Gute Voraussetzungen für den Ausbau des Reittourismus (vorhandene Infrastruktur: Reiterhöfe und Radwege 159

160 4.10 Land- und Forstwirtschaft Die Land- und Forstwirtschaft sind, auch wenn sie im Saarpfalz-Kreis im Verhältnis die geringste Beschäftigungsquote aufweisen, wirtschaftlich tragende Säulen der ländlichen Räume im Südkreis und deren Entwicklung. Die Landwirtschaft ist einer der wichtigsten Entwicklungsfaktoren für die Kultur- und Naturlandschaft. Sie ist grundsätzlich bestimmend für die Qualität von regionalen Lebensmitteln und liefert auch im Bereich des Tourismus innovative und multifunktionale Ideen. Beide Aspekte sind im Saarpfalz-Kreis allerdings noch nicht sehr stark ausgeprägt. An eine zukunftsorientierte Landwirtschaft, die auch Impulse zur Entwicklung der ländlichen Räume im Saarpfalz-Kreis geben kann, können folgende Anforderungen gestellt werden. Sie soll: Möglichst hohe Beschäftigungseffekte generieren, die die Ressourcen vor Ort nutzen und regionale Wirtschaftskreisläufe unterstützen; Innovativ und wirtschaftlich sein und sich idealerweise ohne Fördergelder und Subventionen weitgehend selbst tragen (Diversifizierung: Ferienwohnungen, Urlaub auf dem Bauernhof, Bioenergie, ) Die gewachsene Kulturlandschaft erhalten und die Belange des Ressourcenschutzes adäquat berücksichtigen; Zur Erhaltung und Entwicklung regionaler Eigenarten sowie zur Identifikation mit dem Land, seiner Kultur und seinen Traditionen beitragen; Kompatibel mit anderen Landnutzungen sein und alternative Entwicklungspfade nicht behindern. 146 Beschreibung des Ist-Zustandes und aktuelle Entwicklungen Der Saarpfalz-Kreis ist geprägt von einem dichter besiedelten, waldreichen, aber auch städtisch-industriellen Norden und einem dünner besiedelten, ländlichen Süden mit offener Kulturlandschaft. Städte und Dörfer sind gleichsam überformt von der ehemalig dominierenden Montanindustrie. Das Arbeiterbauerntum, das gerade den ländlichen Süden geprägt hat und die Realerbteilung führten zu einer eher extensiven Nutzung der Kulturlandschaft und deutlich kleineren Betriebsgrößen als in anderen Regionen Deutschlands. Weniger ertragsreiche Standorte fielen entweder sehr früh brach oder wurde in extensive Grünlandflächen umgewandelt. Diese Besonderheit hat einerseits zu einer sehr artenreichen und schützenswerten Kulturlandschaft geführt, stellt andererseits für die heutige Landwirtschaft durchaus auch Wettbewerbsnachteile dar. Die Landwirte des Saarpfalz-Kreises suchten alternative Einkommensquellen in anderen Wirtschaftsbereichen, woraus eine hohe Zunahme der Nebenerwerbslandwirte im Kreis resultiert. Bei den landwirtschaftlichen Betrieben im Saarpfalz-Kreis ist im Zeitraum von 2007 bis 2013 ein signifikanter Rückgang zu erkennen, wobei die landwirtschaftliche Nutzfläche im gleichen Zeitraum stagniert. 146 Plieninger Tobias, Bens Oliver, Hüttl Reinhard (2006): Landwirtschaft und Entwicklung ländlicher Räume unter p=all#footnodeid_

161 Der stärkste Rückgang hat der Haupterwerb zu verzeichnen. Hier gingen die Betriebe in besagtem Zeitraum um 27 % zurück. Der Nebenerwerb liegt mit einem Rückgang von 21 % nur geringfügig darunter. Auch die ökologischen Betriebe sehen sich rückläufigen Tendenzen ausgesetzt. Daraus kann abgeleitet werden, dass die Biosphäre bis dato noch nicht als Motor für ökologische Betriebe fungiert. Unterstrichen wird dies auch durch den geringen Anteil der landwirtschaftlichen Fläche im ökologischen Landbau an der gesamten Nutzfläche, der 2013 bei 11,3 % lag und seit 2010 ebenfalls gesunken ist. Tabelle 53: Entwicklung der landwirtschaftlichen Betriebe und landwirtschaftlich genutzte Fläche Indikator Landwirtschaftlich genutzte Fläche insgesamt Landwirtschaftliche Betriebe insgesamt Anzahl der Einzelunternehmen Haupterwerbsbetriebe Nebenerwerbsbetriebe Betriebe im ökologischen Landbau Landwirtschaftlich genutzte Fläche im ökologischen Landbau Quelle: Statistisches Amt Saarland, Saarbrücken (2015): Gemeindezahlen Tabelle 54: Betriebsgrößenstruktur Stand 2013 Bei der Betrachtung der Betriebsgrößenstruktur der landwirtschaftlichen Betriebe im Saarpfalz- Kreis wird deutlich, dass rund 60 % der verfügbaren Flächen von Betrieben mit jeweils 100 oder mehr Hektar an landwirtschaftlicher Fläche bewirtschaftet werden. Absolut gesehen stellen die Betriebe unter 50ha Fläche mit 118 Stück die größte Betriebsgruppe. Im zeitlichen Verlauf von sind die Betriebe mit bis zu 50ha Fläche am meisten zurückgegangen (von 153 auf 118). Die Flächen werden dann hauptsächlich von den großen Betrieben über 100ha übernommen. Betriebsgrößenstruktur Städte und Betriebe insg. davon Betriebe mit bis unter ha LF Gemeinden Betriebe LF unter und mehr Betriebe LF Betriebe LF Betriebe LF Bexbach Blieskastel Gersheim Homburg Kirkel Mandelbachtal St.Ingbert Saarpfalz- Kreis Quelle: Statistisches Amt Saarland, Saarbrücken (2015): Gemeindezahlen 2014, S. 47. Größere Betriebe wirtschaften intensiver als kleinere. Sie verwenden ertragreiche Anbausorten, spezielle Hochleistungsmaschinen, Dünger und Pestizide. Das kann negative Folgewirkungen und ökologische Herausforderungen nach sich ziehen, welche Kultur- und Naturlandschaft des Saarpfalz-Kreises gefährden. Beispielsweise wird der Boden durch die schweren Maschinen sehr stark verdichtet und kann durch die Fokussierung auf Monokulturen ausgelaugt werden. 161

162 Oftmals fehlen dann ökologische Korridore, in denen sich die Flora und Fauna entfalten können. Viehhaltung In dem Bereich der Vielhaltung ist im Zeitraum von ebenfalls ein starker Rückgang der Betriebe zu verzeichnen (von 233 auf 178). Vor allem die Betreibe mit Schweinhaltung haben sich von 43 auf 24 fast um die Hälfte verringert. Die Anzahl der Milchkühe hat hingegen von auf Tieren zugenommen, was eine entsprechende Steigerung der Milcherzeugung nach sich zog. Die Milchleistung pro Kuh hingegen stagniert weitestgehend. Tabelle 55: Viehhaltung Stand 2013 Bild 45: Fahrbarer Hühnerstall des Biolandhofs Wack. Städte und Gemeinden Viehhaltung Pferde Rindvieh Davon Milchkühe Schweine Hühner Halter Tiere Halter Tiere Halter Tiere Halter Tiere Halter Tiere Bexbach Blieskastel Gersheim Homburg Kirkel Mandelbachtal St.Ingbert Saarpfalz- Kreis Quelle: Statistisches Amt Saarland, Saarbrücken (2015): Gemeindezahlen 2014, S. 49. Vermarktung regionaler Produkte Der Kauf regionaler Produkte wird bei den Verbrauchern immer beliebter. Der Großteil der Konsumenten schaut auf die Herkunft und präferiert Lebensmittel und Produkte, die aus dem näheren Umfeld stammen. Der Anteil der Verbraucher, die Wert auf Herkunftsinformationen legen, verdoppelte sich in den letzten Jahren auf über 50 %. 147 Wer Produkte aus der Region kauft, unterstützt die Wirtschaft in der Nachbarschaft und hilft somit auch, Arbeitsplätze in der Region zu sichern. Die kurzen Transportwege entlasten die Umwelt. Durch die Verringerung von Lärm und Emissionen und durch einen geringen Energieeinsatz werden Natur und Klima geschont. Im direkten Kontakt von Erzeugern und Verbrauchern Regionale Produkte des Saarpfalz-Kreises (Auszug) Säfte, Honig, Konfitüren Öl, Essig, Senf Wurst- und Wildkonserven Bienenwachskerzen Seifen entsteht Transparenz. So wächst das Vertrauen in die Produktionsweise und gleichzeitig können die Wünsche und Erwartungen aller Beteiligten optimal aufeinander abgestimmt werden Vgl.: Netzwerk Ländlicher Raum (2015): Vermarktung regionaler Produkte unter Vgl.: 162

163 Für die Vermarktung regionaler Produkte ist es nötig, Vertriebsstrukturen zu organisieren oder aufzubauen. Neben den üblichen Vermarktungswegen der landwirtschaftlichen Produktion haben sich einige Betriebe aus dem Saarpfalz-Kreis im Bereich der Direktvermarktung positioniert, die zumeist über Hofläden stattfindet. Die Direktvermarkter sind noch nicht abschließend erfasst, allerdings hat die Saarpfalz-Touristik mit einer Auflistung begonnen. Marion Blumen und mehr, Berghof Einöd Öl- und Senfmühle, Bliesgau-Ölmühle, Bliesransbach Grenzlandhof, Mandelbachtal Wintringer Hof, Kleinblittersdorf Kirchheimer Hof, Breitfurt Eichelberger Hof, Bliesgau-Molkerei Gut Hartungshof Bild 46: Auswahl an regionalen Produkten. Eine Besonderheit der regionalen Vermarktung ist die Bliesgau-Kiste. Eine individuelle Geschenkidee mit regionalem Charme, die eine Vielzahl von regionalen Produkten umfasst. Neben der Direktvermarktung kommt dem lokalen Einzelhandel eine wichtige Rolle zu. Produkte aus dem Bliesgau werden bereits in rund 70 Geschäften (Stand 2014) angeboten, verkauft und beworben. Darunter sind zum einen Großanbieter, wie Edeka- und Globusmärkte, aber auch zum anderen Dorf- und Eine-Welt-Läden und örtliche Metzger und Bäcker. Dabei erstrecken sich die Anbieter nicht nur auf den Bliesgau oder den Saarpfalz-Kreis, sondern sind auch in anderen saarländischen Städten und Gemeinden (Saarbrücken, St. Ingbert, Völklingen) zu finden. Unter können die unterschiedlichen Standorte eingesehen werden, die nochmals darin differenziert werden, in welchem Umfang sie die Produktpalette anbieten. Oftmals werden die Produkte in den Geschäften über das sogenannte Bliesgau-Regal ausgestellt. Bild 47: Bliesgau- Regal. 163

164 Mehr als zwei Dutzend Produzenten aus der Region haben sich zusammengefunden, um ihre Produkte wie Bliesgau-Apfelsaft, Marmeladen, Wurstspezialitäten, Getreide, Honig, Kräuteröl, - essig und -senf, Liköre und Schnäpse gemeinschaftlich zu vermarkten. 149 Besonderheit: Regiomaten Hofeigene Produkte fern vom Hof direkt an die Kundinnen und Kunden bringen und dies unabhängig von Ladenöffnungszeiten. Diese Idee manifestiert sich im Bliesgau im sogenannten Regiomaten, einem Lebensmittelautomaten, der regelmäßig mit frischen Biolebensmitteln befüllt wird. Die aufgestellten Regiomaten in den Kreissparkassen Bliesmengen-Bolchen und Gersheim, sowie das Milch Heisje der Familie Wack im Mandelbachtal bieten ein frisches Sortiment von Milch, Eiern und weiteren Lebensmitteln quer durchs Sortiment des Bliesgaus an. Bild 48: Regiomat. Bild 49: Milch-Heisje. Märkte Auch die klassischen Märkte werden im Saarpfalz-Kreis als Verkaufs- und Werbeplattform für regionale Erzeugnisse eingesetzt. Zu nennen ist hier beispielsweise der seit 15 Jahren stattfindende Landmarkt Saar-Pfalz. Der Landmarkt wird in Kooperation mit der Saarpfalz- Touristik und der Kulturgesellschaft Homburg organisiert und ist mittlerweile zur festen Institution der Homburger Veranstaltungen geworden. Der Landmarkt erfreut sich wachsender Beliebtheit und die Anzahl der Aussteller wächst stetig. Neben den heimischen Anbietern aus dem Saarpfalz-Kreis Bild 50: Regionale Produkte aus der Biosphäre. stellen auch Produzenten aus dem übrigen Saarland, dem angrenzenden Rheinland-Pfalz und Frankreich ihre Erzeugnisse aus. Der Schwerpunkt des Angebots liegt dabei auf den saisonalen heimischen Produkten aus ökologischer Landwirtschaft und dem Obst- und Gartenbau. Die Jäger des Saarpfalz-Kreises liefern mit dem Lernort- Natur-Mobil interessante Informationen zur heimischen Flora und Fauna und leisten somit gleichzeitig einen Beitrag zur Umweltbildung und Wertschätzung der heimischen Natur. 149 Vgl.: 164

165 Neben dem Landmarkt in Homburg gibt es noch weitere Märkte, welche die gleichen oder ähnlichen Ansätze verfolgen: Gersheimer Landmarkt Biosphärenmarkt St. Ingbert Cittaslow Markt in Blieskastel Herbstmarkt in Bexbach Besonderer Wochenmarkt Bexbach Neu: Biosphärenmarkt Hassel Beworben werden diese Märkte über Anzeigen in den lokalen Zeitungen und über Pressetexte, über Flyer und Poster sowie über einen LED-Banner in Homburg und Radiowerbung über den lokalen Radiosender Radio Homburg. Regionalvermarktungsinitiative Bliesgau Kurze Wege langer Genuss ist das Motto der Regionalvermarktungsinitiative Bliesgau Genuss e. V., die sich für die umweltschonende Erzeugung von regionalen Lebensmitteln sowie deren Verarbeitung und Vermarktung einsetzt. Ziel des Vereins ist es, die Regionalvermarktung als eine wichtige und tragende Säule im Biosphärenreservat Bliesgau zu etablieren und das Bewusstsein für die heimischen Produkte zu schärfen. Dabei versteht sich der Verein als Forum, in dem Erzeuger, Verarbeiter, Händler, Gastronomen, Naturschützer und Verbraucher der Region Ideen und Projekte zur Stärkung und zum Ausbau der regionalen Wertschöpfung und Wirtschaftskreisläufe entwickeln können. Zusammengefasst ist der Saarpfalz-Kreis im Bereich der regionalen Produktvermarktung gut aufgestellt. Bezeichnend sind hierfür die vorhandenen Kooperationen unterschiedlicher Akteure auch über die Kreisgrenzen hinweg, sowie die Vielzahl von Veranstaltungen, Aktivitäten und kreative sowie neue Ansätze im Kontext der Direktvermarktung. Die große Herausforderung liegt in dem Verstetigen dieser breiten Ansätze. Somit werden Beiträge zum Erhalt und Ausbau regionaler Wertschöpfungsketten, eine Förderung zum Erhalt der Kultur und regionalen Kulinarik, sowie eine Unterstützung für lokale Produzenten und Anbieter geleistet. Diversifizierungsmöglichkeiten Grundsätzlich wird unter der Diversifizierung der Landwirtschaft der Aufbau neuer Betriebszweige verstanden, die nicht originär der landwirtschaftlichen Produktion zuzurechnen sind aber auf die typischen Ressourcen eines landwirtschaftlichen Betriebes zurückgreifen. Die Diversifizierung hat im Wesentlichen zwei Gründe. Zum einen kann durch sie ein Risikoausgleich geschaffen werden und ist aus ökonomischer Sicht sinnvoll. Aufgrund der Schwankungen der Märkte für Agrarerzeugnisse und landwirtschaftliche Betriebsmittel gewinnt diese Tatsache zunehmend an Bedeutung. Zum anderen wird eine Diversifizierung meistens dann in Erwägung gezogen, wenn Expansionsmöglichkeiten in der landwirtschaftlichen Produktion selbst nicht bestehen, in der Bewirtschafterfamilie aber noch ein Potenzial an Arbeitskraft existiert. Tätigkeiten, die sich neben der klassischen Landwirtschaft für Einkommenskombinationen eignen sind: Verarbeitung von landwirtschaftlichen Produkten zum Verkauf Beherbergung, Sport- und Freizeitaktivität Arbeiten für andere landwirtschaftlichen Betriebe Arbeiten außerhalb der Landwirtschaft 165

166 Pensions- und Reitsportpferdehaltung Erzeugung erneuerbarer Energien Forstwirtschaft Be- und Verarbeitung von Holz Die Ausübung derartiger landwirtschaftsnaher Erwerbstätigkeiten wurde im Rahmen der EU-Verpflichtungen von den Statistischen Ämtern in Deutschland zwar erhoben, sie waren aber bisher nicht Gegenstand offizieller Auswertungen und Veröffentlichungen, weshalb es schwierig ist, die Diversifizierungserfordernisse, -bereitschaft und -tendenzen der Landwirte im Saarpfalz-Kreis abzuschätzen. 150 Die Landwirtschaft hat für den gesamten Saarpfalz-Kreis und vor allem für die südlichen Gemeinden auch in Zukunft einen großen Stellenwert. Zwar schwankt die Bedeutung als Wirtschaftsfaktor im Blick auf Beschäftigung und Einkommen, nichtsdestotrotz trägt sie maßgeblich zur Entwicklung von weichen Standortfaktoren bei, wie beispielsweise die Erhaltung und Verbesserung der ländlichen Umwelt mit der Kulturlandschaft. Um aktiv einen Beitrag zur Regionalentwicklung leisten zu können, ist die Landwirtschaft angehalten, innovative Ansätze zu verfolgen, sich in Nischen zu spezialisieren, ihre Angebotspalette zu diversifizieren und das Einzigartige ihrer regionaltypischen Produkte herauszuarbeiten. Die Vermarktung regionaler, landwirtschaftlicher Produkte innerhalb und außerhalb der Kreisgrenzen bedeutet auch die regionalen Besonderheiten in das Bewusstsein der Bevölkerung zu rücken. Damit kann die Region im Ganzen gestärkt und einen Beitrag zur regionalen Identität und dem Kreisimage geleistet werden. Somit unterstützen sie die Voraussetzungen für eine grundsätzliche wirtschaftliche Entwicklung der ländlichen Bereiche und des gesamten Kreises, insbesondere auch im Hinblick auf Land- und Naturtourismus. Forstwirtschaft Die Waldflächen im Saarpfalz-Kreis sind landschaftsprägende Elemente, Lebensgrundlage der Menschen und unersetzbarer Lebensraum für Pflanzen und Tiere. Grundsätzlich können den Wäldern im Saarpfalz-Kreis drei unterschiedliche Dimensionen zugeordnet werden: Ökologisch gesehen, sind Wälder außergewöhnliche Ökosysteme und Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten. Volkswirtschaftlich gesehen, ist die Wald- und Holzwirtschaft ein wichtiger Pfeiler des lokalen und regionalen Arbeitsmarktes im Bereich der be- und verarbeitenden Holzwirtschaft und den damit zusammenhängenden Handwerks- und Industriebereichen. Gesellschaftlich gesehen, ist der Wald Erlebnis- und Lernort. Er ist ein wichtiger Raum für die Naherholung, vor allem im direkten Umfeld der urbanen Räume. Darüber hinaus liefert er einen wichtigen Beitrag zur touristischen Nutzung. 151 Diese Multifunktionalität des Waldes bedingt einige Nutzungskonflikte und die Kollision unterschiedlicher gesellschaftlicher Interessen. 150 Vgl.: Schöpe, Manfred, Diversifizierung der Landwirtschaft S Vgl.: Grundsätze naturnaher Waldwirtschaft unter 166

167 Nur 20% der Bevölkerung des Saarlandes sehen im Wald den Lieferanten für nachwachsende Rohstoffe. Naturschutzziele und Erholungsort stehen im Vordergrund. 152 Die wirtschaftliche Nutzung des Waldes steht unter der Maxime der Nachhaltigkeit. Ursprünglich kommt der Nachhaltigkeitsbergriff aus der Forstwirtschaft und konnte im Grunde genommen mit der Formel Es soll nur so viel Holz geschlagen werden, wie wieder nachwächst! umschrieben werden. Heute sind die Kriterien der nachhaltigen Forstwirtschaft wesentlich umfangreicher, sodass sie auch als Grundsätze zur Bewirtschaftung der saarpfälzischen Wälder dienen. Kriterien für nachhaltige Forstwirtschaft Erhalt und angemessene Verbesserung der forstlichen Ressourcen Erhaltung der Gesundheit und Vitalität von Waldökosystemen Erhaltung und Förderung der Produktionsfunktion der Wälder Bewahrung, Erhaltung und angemessene Verbesserung der biologischen Vielfalt unserer Wälder Erhaltung und angemessene Verbesserung der Schutzfunktionen bei der Waldbewirtschaftung. Erhaltung sonstiger vielfältiger sozio-ökonomischer Faktoren und Bedingungen 153 Die Waldflächen des Saarpfalz-Kreises sind überwiegend in öffentlicher Hand. Alle Staatswälder im Saarland sind FSC-zertifiziert, zehn Prozent dürfen sich frei von jeder Nutzung entwickeln, darunter die Kernzonen der Biosphäre. Somit wird die ökologische Funktion unterstützt. Bewaldet ist vor allem der nördliche Bliesgau, wo auf Buntsandstein Buchen(misch)wälder stocken. Neben den verbreitet eingesetzten Kiefern und Fichten behauptet sich die seltene Weißtanne als natürliche Begleitart. Im Süden tritt der Wald zurück. 154 Staatliche Reviere des Saar- Forst im Saarpfalz-Kreis sind Bexbach, Karlsberg, Homburg, St. Ingbert Nord, St. Ingbert Süd und das Biosphärenrevier. Im Einzelnen obliegt dem SaarForst Landesbetrieb die Bewirtschaftung des Staatswaldes unter Wahrung ihrer landeskulturellen Bedeutung sowie die Revierleitung und forsttechnische Betriebsführung in den Gemeinde- und Körperschaftswäldern. Nichtstaatliche Reviere, die vom SaarForst mitbewirtschaftet werden, sind die Waldflächen der Stadtwälder St. Ingbert und Bexbach sowie der UNI Homburg. 155 Blieskastel und Mandelbachtal bewirtschaften ihren Waldbesitz mit eigenem forstfachlich ausgebildetem Personal in eigenen Kommunalwaldbetrieben. Eine besondere Tradition in Blieskastel ist die Produktion von Birkenwertholz. Tabelle 56: Waldbesitzarten in Prozent (Stand 2009) Landkreis Staatswald Körperschaftswald Privatwald Anteil an Gesamtwaldfläche Exterritorial 18,7% 81,7% 0% 0,1% Merzig-Wadern 23,8% 39,8% 36,4% 19,0% Neunkirchen 76,6% 8,3% 14,8% 22,1% Saarlouis 23,7% 43,4% 33,0% 8,1% St. Wendel 26,2% 27,3% 46,6% 15,2% 152 Vgl.: Letter, Hans-Albert, Leiter des SaarForsts Landesbetrieb in Vorwort zu Sagen Sie mal, liebe Forstleute, was passiert da eigentlich im Wald unter Regionaler Waldbericht 2014, Regionale PEFC Arbeitsgruppe Saarland, S. 12 unter -saarland.de/ upload/waldbericht_saarland_ Vgl.: BUND: Bliesgau Region mit Zukunft unter biosphaerenreservate/bliesgau/. 155 Vgl.: Saarforst: SaarForst vor Ort, Revierstruktur unter 167

168 Regionalverband 65,2% 22,2% 12,6% 19,5% Saarbrücken Saarpfalz 55,0% 23,9% 21,0% 16,0& Summe 41,7% 29,6% 28,7% 100% Quelle: Regionaler Waldbericht 2014, Regionale PEFC Arbeitsgruppe Saarland, S.19f. Tätigkeit der Kreisverwaltung in diesem Bereich Landwirtschaftsförderung des Kreises Zur Förderung der Landwirtschaft im Kreisgebiet hat der Saarpfalz-Kreis spezielle Förderrichtlinien aufgelegt. Im Rahmen seiner freiwilligen Leistungen fördert der Saarpfalz-Kreis im Bereich der Landwirtschaft die Arbeit von Vereinen und Verbänden, Maßnahmen zur umweltschonenden Landbewirtschaftung und unterstützt die Kleintierzucht. Zudem fördert der Saarpfalz-Kreis den Imkernachwuchs und arbeitet in den Landwirtschaftsverbänden mit. Projektförderung bis Euro unter bestimmten Kriterien: Umweltverträglichkeit Besonders innovatives Verfahren Beitrag zum Umgang mit dem demographischen Wandel Beitrag zum Boden-, Klima-, Landschafts- bzw. Naturschutz Beitrag zur Dorfentwicklung (z.b. Sozialstruktur, Verschönerung, Nahversorgung, Mobilität) Beitrag zu regionalen Wertschöpfungsketten Anfang des Jahres 2016 wurden die Förderrichtlinien überarbeitet und neue Schwerpunkte gebildet. Tabelle 57: Bisherige Fördermaßnahmen: Hof- und Feldwegeeingrünungen Bauernmärkte, Nutztierschauen Landwirtschaftliche Vereinigungen Imkerei Direktvermarktung Zwischenfruchtanbau Milchleistungsprüfung Boden-, Nährstoff- u. Grundfutteruntersuchungen Gesundungskalkung Umbruchlose Grünlanderneuerung Einsatz von zertifiziertem Saatgut Betriebsführungen Landschaftspflege Die ursprünglichen Richtlinien wurden unter der Beachtung von vier neuen Schwerpunkten überarbeitet: Förderung von Betrieben mit Schwerpunkt Bodenverbesserung Zuschüsse an landwirtschaftliche Verbände Förderung von Einzelmaßnahmen im ländlichen Raum (innovativ-nachhaltig) Landschaftspflege, Eingrünungen Mit den neuen Richtlinien grenzt sich der Saarpfalz-Kreis von EU- und Bundesförderungen ab und schafft Synergien zu bestehenden Fördermöglichkeiten, indem er bewährte Maßnahmen beibehält und sich gleichzeitig für neue Ideen öffnet. So kann er im Rahmen seines Verwaltungshandels einen wertvollen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung leisten. 168

169 SWOT-Analyse Stärken Nutzung des ländlichen Raums als Produktionsstandort Mobile Händler und Direktvermarkter Verschiedene bestehende Ebenen als Plattformen zur Vernetzung: Biosphärenzweckverband, LAG, Vereine Regionale Produkte: Regionale Produkte als Baustein für ein ausgeprägtes Regionalbewusstsein Vorhandensein eines Netzwerkes aus Erzeugern mit eigener Vermarktung durch das Bliesgau-Regal Vielzahl an Direktvermarktern Lokale Produkte im Einzelhandel vertreten Viele Obst- und Gartenbauvereine Landwirtschaftsförderung des Kreises Wertstoff Holz Chancen Herausstellung der Landwirtschafts- und Waldflächen als prägendes Landschaftspotenzial Stärkung der Landwirtschaft durch das Zusammenspiel von Diversifizierung und Tourismus sowie von regionaler Wertschöpfung und Vermarktung Verschiedene Ansätze zum Ausbau der Wertschöpfungskette Holz Schwächen Ungenutztes Diversifizierungspotenzial einzelner Betriebe Mangelndes Bewusstsein für Rolle und Wert der Landwirtschaft für die Region Vernetzung und Kommunikation zwischen Erzeugern und Vermarktern (z.b. Gastronomie) und Tourismus noch zu gering zu wenige Kooperation Wettbewerbsnachteile Keine abschließende Erfassung der Diversifizierungsansätze der landwirtschaftlichen Betriebe Geringe Betriebsgrößen bei Haupterwerbsbetrieben kein Bewusstsein für Holz als regionales Produkt Rückgang der Viehbetriebe Risiken Flächenkonkurrenz zu Siedlungs- und Verkehrsflächen Sinkende Bereitschaft zur Hofübernahme, dadurch etwaige Aufgabe von Betrieben Rückläufige Betriebszahlen, vor allem bei Nebenerwerbsbetrieben Regionale Produkte: Nutzung der Regionalität der Produkte als Aushängeschild und Qualitätssiegel für den Saarpfalz-Kreis gemeinsames Marketing auf versch. Ebenen, Verstetigung der Ansätze Schließung regionaler Wertschöpfungsketten Ausbau der Produktpalette Vermarktung von Holzprodukten Zertifizierung allergikerfreundlicher Produkte/Dienstleistungen Verstärkte Nutzung von regionalen Produkten in der Gastronomie Erhöhung der Wertschätzung regionaler Produkte Synergien mit Naturschutz 169

170 4.11 Dorfentwicklung und ländliche Räume Ein hoher Anteil der Bevölkerung des Saarpfalz-Kreises lebt im ländlich geprägten Südkreis. Die Effekte des demographischen Wandels sind dort besonders stark. Durch die natürliche Bevölkerungsentwicklung und Wanderungsbewegungen nimmt die junge und gut ausgebildete Bevölkerungsschicht ab, was letztlich zu einer Überalterung der ländlichen Gemeinden führt. Daraus resultieren beachtliche Schwierigkeiten bezüglich der Aufrechterhaltung des Gemeindelebens, da notwendige Gesellschaftsstrukturen und Infrastruktureinrichtungen nicht mehr erhalten werden können und das vielseitige Angebot wegfällt. Die Tragfähigkeit vorhandener Infrastrukturen steht vor allem in Regionen, in denen Bevölkerungsrückgang und eine gering verdichtete Siedlungsstruktur bzw. periphere, zentrenferne Lage zusammentragen, auf dem Prüfstand. 156 Die Arbeitsplätze in den südlichen Gemeinden sind nur beschränkt vorhanden und konzentrieren sich eher auf die dienstleistungs- und verwaltungsorientierten Stadtgebiete. Die Folgen sind hohe Pendlerströme in Verbindung mit einem starken Aufkommen an Individualverkehr. Um diesen Entwicklungstendenzen entgegenzuwirken haben der Kreis, die Städte und Gemeinden sowie die Bürger in den vergangen Jahren viele Maßnahmen, Projekte und Konzepte in den ländlichen Gebieten angestoßen und umgesetzt sowie einige Fördergelder akquiriert können. Beschreibung des Ist-Zustandes und aktueller Entwicklungen Dorfentwicklung und Dorferneuerungsmaßnahmen Die Dorferneuerung dient der nachhaltigen Verbesserung der Lebens-, Wohn-, Arbeits- und Umweltverhältnisse auf dem Lande, insbesondere der agrarstrukturellen Verhältnisse und städtebaulich unbefriedigenden Zustände. Durch die Dorferneuerung sollen die örtlichen Rahmenbedingungen für die Landwirtschaft verbessert, das Bewusstsein für die dörfliche Lebenskultur vertieft, die ökonomischen, ökologischen, sozialen und kulturellen Potenziale der ländlichen Räume gestärkt, die Innenentwicklung der Dörfer gefördert sowie der eigenständige Charakter ländlicher Siedlungen und die Kulturlandschaft erhalten werden. Im öffentlichen Bereich zielt die Förderung auf eine Verbesserung der Infrastrukturausstattung, der Lebensqualität sowie des Umweltzustandes ab. Grundlage für investive Vorhaben im Rahmen der Dorferneuerung kann der Dorfentwicklungsplan sein. Diese Planung umfasst eine Stärken-Schwächen-Analyse, die Definition eines dorfspezifischen Leitbildes und Aufstellung des Maßnahmenprogrammes zur zielgerichteten Weiterentwicklung des Dorfes. Im privaten Bereich steht insbesondere der Erhalt ortsbildprägender Bausubstanz als Teil des ländlichen kulturellen Erbes im Fokus. 157 Für viele Orte des Saarpfalz-Kreises liegen Dorferneuerungskonzepte vor, die aber oftmals veraltet sind und fortgeschrieben oder neu aufgestellt werden müssten. Die knappe finanzielle Ausstattung, abseits der Fördermittel, lässt für die Gemeinden im Saarpfalz-Kreis jedoch oftmals weder Investitionen für die Konzepterarbeitung noch die spätere Umsetzung zu. 156 Franzen Nathalie et al. (2008): Herausforderung Vielfalt - Ländliche Räume im Struktur- und Politikwandel, Akademie für Raumforschung und Landesplanung, Hannover 2008, S Vgl.: Dorfentwicklung und Dorferneuerung unter 170

171 Unser Dorf hat Zukunft Bild 51: Bereisung der Bundeskommission des Wettbewerbs Unser Dorf hat Zukunft in Erfweiler-Ehlingen im Juli Der vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) ausgeschriebene Wettbewerb Unser Dorf hat Zukunft möchte die Menschen auf dem Lande motivieren, Zukunftsperspektiven für ihr Dorf zu entwickeln und aktiv an der wirtschaftlichen, sozialen, kulturellen, ästhetischen und ökologischen Gestaltung ihres Dorfes mitzuwirken. Im Mittelpunkt des Wettbewerbs steht das Engagement der Dorfgemeinschaft, das Leben im Ort attraktiv zu gestalten. Ziel ist die Aktivierung des bürgerschaftlichen Engagements und Festigung der Dorfgemeinschaft, die durch eine bürgerorientierte Kommunalpolitik unterstützt wird. 158 Der Wettbewerb findet in verschiedenen Ebenen statt. Zunächst führen die Landkreise und der Regionalverband Saarbrücken im eigenen Zuständigkeitsbereich Vorentscheide durch. Daraus ergeben sich die Kandidaten für den Landesentscheid. Der Landeswettbewerb wiederum ermittelt den Kandidaten, der zum Bundeswettbewerb gemeldet werden soll. An den Vorentscheiden auf Kreis- bzw. Regionalverbandsebene hatten sich Dörfer beteiligt, davon 11 aus dem Saarpfalz-Kreis, wovon sich Erfweiler-Ehlingen (Mandelbachtal) und Oberwürzbach (St. Ingbert) für den Landeswettbewerb qualifizierten, welchen sie mit Gold (Erfweiler- Ehlingen) und Silber (Oberwürzbach) gewonnen haben. Somit konnte Erfweiler-Ehlingen am Bundeswettbewerb teilnehmen und dort die Silber-Medaille gewinnen. Solche Wettbewerbe fördern das Prestige der einzelnen Dörfer. Der Titel kann unterstützend bei Marketingmaßnahmen wirken und dient als Alleinstellungsmerkmal im Wettbewerb zu anderen Standorten. Weiterhin können diese Wettbewerbe dazu beitragen, dass die Einwohner sich besser mit ihrem Heimatdorf identifizieren. Letztlich führt es auch dazu, dass der Saarpfalz-Kreis landesund bundesweit Beachtung findet. Leerstandsproblematik Die demographischen und strukturellen Entwicklungen haben zur Folge, dass es vermehrt zu Leerständen von Wohn- und Gewerbeimmobilien kommt. Das Leerstandsrisiko ist im ländlichen Raum, vor allem was Häuser mit älterer Bausubstanz betrifft, besonders hoch. Eine große Anzahl an Leerständen, in Verbindung mit einer langen Leerstandsdauer, hat viele negative Folgewirkungen. Volkswirtschaftlich besteht für ein ganzes Gebiet durch eine Häufung von Leerständen die Gefahr eines Imageschadens und Attraktivitätsverlustes. Betriebswirtschaftlich ist Leerstand ein Kostenfaktor, weil keine Miteinnahmen erzielt werden, aber dennoch Bewirtschaftungskosten anfallen. Städtebauliche Auswirken bestehen im zunehmenden baulichen Verfall. 158 Vgl.: "Unser Dorf hat Zukunft" - Landes- und Bundeswettbewerb unter B519E6D3/79235.htm. 171

172 Im Ergebnis leidet das Ortsbild. Es entstehen Lücken an Randstrukturen, wichtige städtebauliche Kanten gehen verloren und die Siedlungsstruktur wird perforiert. 159 Die Instrumente, mit denen man der Leerstandsthematik begegnen kann, sind neben der intensiven Vermarktung und Kommunikation vor allem die Erfassung aller potenziellen und aktuellen Leerstände sowie die Organisation und Institutionalisierung eines Leerstandsmanagements. Für den Saarpfalz-Kreis gibt es noch keine flächendeckende und einheitlich organisierte Leerstandserhebung. Teilweise wurden die Leerstände einzelner Gemeinden im Rahmen der Erstellung der Gemeindeentwicklungskonzepte erfasst. Die Ergebnisse werden jedoch erst ansatzweise systematisch zur aktiven Gestaltung der Innenentwicklung genutzt. REGINE - Regionaler Fonds für Innenentwicklung und Leerstandsmanagement Der Saarpfalz-Kreis hat sich aktuell diesen Problemstellungen angenommen und eine Idee für ein Steuerungsinstrument der Regionalplanung entwickelt, das leerstehende oder vom Leerstand bedrohte Gebäude erfasst, nach modernsten energetischen und altersgerechten Standards saniert und umgestaltet und schließlich gezielt vermarktet. Hierbei sollen außer den rein ökonomischen Faktoren auch zusätzliche, eher ideelle Kriterien wie Ortsbild, Baukultur, Klimaschutz und Bezahlbarkeit Berücksichtigung finden, weshalb eine öffentliche Steuerung des Projekts angestrebt wird. Der Saarpfalz-Kreis hat mit Unterstützung durch LEADER eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben, die untersucht, wie ein solcher Fonds organisatorisch und finanziell aufgestellt werden muss, damit er langfristig funktioniert. Wichtigste Partner im Projekt werden sicherlich die Kommunen und die Banken sein. Tabelle 58: Nutzen des Projektes für einzelne Akteure Nutzen für beteiligte Banken: Nutzen für die öffentliche Hand: Nutzen für die Bürger(innen): Quelle: Eigene Darstellung Werterhalt von Immobilien Schaffung eines Instruments zur gezielten Vermarktung von Immobilien Akquise von Fördermöglichkeiten zur Sanierung von Immobilien mit dem Ziel der besseren Vermarktung Planungs- und Steuerungsinstrument, das nicht nur rein wirtschaftliche Interessen verfolgt Gezielte Erfassung, Sanierung und Vermarktung (potenzieller) Leerstände Gezielte Steuerung der Innenentwicklung und Belebung der Ortskerne Schaffung eines Fonds zur Finanzierung wesentlicher Projekte der Regionalentwicklung Anlauf- und Beratungsstelle für Immobilientausch, -kauf, -verkauf und - sanierung Schaffung von bezahlbarem Wohnraum für ältere Menschen Schaffung von attraktivem Wohnraum für Familien Attraktivierung der Ortslagen 159 Vgl.: BBSR (2014): Aktuelle und zukünftige Entwicklungen von Wohnungsleerständen in den Teilräumen Deutschlands, Bonn (2014), S

173 Sicherung der Nahversorgung in ländlichen Gebieten Versorgungseinrichtungen für Güter und Dienstleistungen des täglichen Bedarfs, wie Lebensmittelgeschäfte, ziehen sich in den letzten Jahren mangels Absatzmärkte und fehlender Rentabilität aus den ländlichen Gebieten zurück. Kleine Läden, die Dörfer mit Angeboten des täglichen Bedarfs versorgen, sind vieler Orts verschwunden und wurden durch größere Märkte auf der grünen Wiese oder in den Zentren ersetzt. Dabei geht es nicht nur um Güter des täglichen Bedarfs, sondern auch um Dienstleistungen. Postfilialen, Banken, öffentlichen Verkehrsunternehmen und soziale Dienstleister sind vor Ort häufig nicht mehr mit Personal präsent. Dies führt im Wesentlichen zu Problemen bei den immobilen Bewohnern, die zumeist auf die Unterstützung von Familien und Nachbarn angewiesen sind. Grundsätzlich ist mit fortschreitendem demographischem Wandel von einer Verschärfung dieser Situation auszugehen. 160 Versorgungseinrichtungen als Begegnungsstätten Die Versorgungseinrichtungen sind vor allem im ländlichen Raum und kleineren Ortschaften nicht nur Verkaufsraum, sondern auch Ort sozialer Interaktion und vielfältigen Engagements. Der Gang zum lokalen Nahversorger wird oftmals mit der Pflege sozialer Kontakte oder dem Small Talk unter Nachbarn verbunden. Diese Möglichkeit des Austauschs hat für ältere und alleinstehende Menschen oftmals eine große Bedeutung. Gerade durch den Rückgang der inhabergeführten Geschäfte, verlieren die Menschen in den Dörfern auch solche frequentierte Begegnungsstätten. Tabelle 59: Möglichkeiten zur Sicherung der Nahversorgung Bausteine zur stationären Nahversorgung Kleinflächige Filialangebote der Lebensmittelketten und Lebensmittelgroßhandler Multifunktionsläden Integrationsmärkte Bürgerläden Ergänzende Angebote Mobile Versorger und Lieferdienste (Ware zum Kunden) Nachbarschaftshilfe und Bringdienste (Kunden zur Ware) Alternative Beispiele: Automatenladen Quelle: Vgl.: Sicherung der Nahversorgung in ländlichen Räumen Impulse aus der Praxis, Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit, Berlin (2014), Eigene Darstellung: LEADER Stadt und Land Hand in Hand LEADER ist ein EU-Förderprogramm für ländliche Räume. Der Begriff ist eine Abkürzung und lautet ausgeschrieben Liaison entre actions de développement de l'économie rurale. Das Hauptanliegen ist die Vernetzung von Themen, Projekten und Menschen einer Region: Es geht darum, Gemeinsamkeiten zu finden und gemeinsame Ziele zu erreichen. Durch die Verknüpfung von Projekten wird ein Mehrwert geschaffen, der über die Wirkung von Einzelprojekten hinausgeht. Zentrale Ziele des europäischen LEADER-Ansatzes lauten: Zusammenarbeit und Vernetzung stärken Innovationen fördern Ökologische Nachhaltigkeit fördern Chancengleichheit und Beteiligung ermöglichen Vgl.: Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit, Berlin (2014), Sicherung der Nahversorgung in ländlichen Räumen Impulse aus der Praxis. 161 Vgl.: Biosphärenreservat Bliesgau unter 173

174 Die LEADER-Region BR Bliesgau liegt im Südosten des Saarlandes und wird im Süden durch die Staatsgrenze zu Frankreich und im Osten durch die Landesgrenze zu Rheinland-Pfalz begrenzt. Im Westen grenzt die LEADER-Region an den Regionalverband Saarbrücken und den Landkreis Neunkirchen sowie im Norden an den Landkreis Kusel. 162 Auf Basis eines Beteiligungsprozesses wurden vier Handlungsfelder und zwölf Entwicklungsziele (Tabelle 59) erarbeitet. Diese orientieren sich an dem übergeordneten Leitbild Stadt und Land Hand in Hand und tragen somit der Vielzahl an funktionalen Verfechtungen zwischen den städtischen und ländlichen Regionen Rechnung. Schlagworte dazu lauten zum Beispiel Kulturlandschaft, regionale Produkte, Klimaschutz und Bildung für nachhaltige Entwicklung. Als LEADER-Region in einem Biosphärenreservat wird dabei die UNESCO-Philosophie von Biosphärenreservaten als Modellorte für das Miteinander von Mensch und Natur berücksichtigt. 163 Die LEADER-Region BR Bliesgau umfasste die Gemeinden Gersheim, Mandelbachtal, Kirkel, Kleinblittersdorf, die Stadt Blieskastel sowie Stadtteile von St. Ingbert (Hassel, Oberwürzbach, Rentrisch, Rohrbach) und Homburg (Beeden, Einöd, Kirrberg, Schwarzenacker, Schwarzenbach, Wörschweiler). Sie vereinigte somit wesentliche Teile des Saarpfalz- Kreises (ca. 90 %) sowie die Gemeinde Kleinblittersdorf aus dem Regionalverband Saarbrücken in einer zusammenhängenden Fläche. Zur Gewährleistung einer homogenen Regionalentwicklung im Saarpfalz-Kreis und zur Stärkung der Stadt-Land-Beziehung werden ab der Förderperiode neben der Förderkulisse der letzten Förderperiode Teile der Stadt Bexbach und weitere Teile der Stadt Homburg in die derzeitige Gebietskulisse integriert. 164 Tabelle 60: Handlungsfelder, Entwicklungsziele und Projektbündel Handlungsfelder Entwicklungsziele Projektbündel Inwertsetzung der Kulturlandschaft Regionale Produkte erzeugen und vermarkten Wir setzen die Wege unserer Region in Wert Wir setzen die Garten und Parkanlagen unserer Region in Wert Wir nutzen unsere Kulturlandschaft und erhalten dadurch ihre Vielfalt Wir fördern die regionale Baukultur Wir erzeugen Produkte in unserer Region Wir schaffen neue Vermarktungswege für Produkte aus der Region Wegebaumaßnahmen nach dem Leitbild Lebensadern Wege Aufwertung von Wanderwegen Ausweisung von Reitwanderrouten Sanierung von Garten und Parkanlagen Umsetzung der Marketingstrategie zur touristischen Nutzung der Park- und Gartenanlagen im Saarpfalz-Kreis und im Regionalverband Vermarktung von Streuobstwiesen Förderung von Beweidungsprojekten Quartierskonzept im ländlichen Raum und in der Stadt Einrichtung eines Immobilienfonds Regionalität als Qualitätssiegel für gesunde Produkte Schließung regionaler Wertschöpfungsketten Aufbau einer regionalen Vermarktungsebene Förderung von regionalen Produkten in der Gastronomie 162 Vgl.: Lokale Entwicklungsstrategie Biosphärenreservate Bliesgau , S Vgl.: Biosphärenreservat Bliesgau unter Vgl.: Lokale Entwicklungsstrategie Biosphärenreservate Bliesgau , S

175 Erweiterung der Produktvielfalt in der Region Energie und Klimaschutz Bildung und Kommunikation Wir fördern den Ausbau regenerativer Energien und der Bioenergie Wir stärken die Energie- und Klimaschutzkompetenz im regionalen Handwerk und in der Planung Wir setzen auf eine attraktive, umweltverträgliche Mobilität Wir erarbeiten eine einheitliche regionale Kommunikationsstrategie Wir entwickeln Bildungs- und Kommunikationsangebote für die junge Generation Aufbereitung und Nutzung kommunalen Grünschnitts Verstärkte Nutzung von Holz aus dem heimischen Wald Innovative Ansätze zum Ausbau von Holznutzung, Energiepflanzen und Güllevergärung Schulungs-, Beratungs- und Qualifizierungsangebote Stärken der Innovationskraft im regionalen Handwerk und bei Planern im Bereich der erneuerbaren Energien und Energieeffizienz Gebäudepooling Förderung nachhaltiger Mobilität im Alltagsverkehr Förderung nachhaltiger Mobilität im Tourismus Einheitlicher Auftritt der Akteure und Akteurinnen Entwicklung einer gemeinsamen regionalen Marketingstrategie Weiterentwicklung der Infostellen für das Biosphären Reservat Aufbau einer gemeinsamen interaktiven Webseite Umsetzung des BNE-Konzeptes für Kinder und Jugendliche Wir entwickeln Bildungs- und Beratungsangebote für eine nachhaltige Entwicklung Schaffung einer Beratungsstelle für die Entwicklung nachhaltiger Angebote und Ideen Umsetzung des BNE-Rahmenkonzeptes für Erwachsene und Gäste Quelle: Lokale Entwicklungsstrategie LEADER-Region Biosphärenreservat Bliesgau , Eigene Darstellung. Großschutzprojekte und ihr Beitrag zur Stabilisierung des ländlichen Raums Mit dem Biosphärenreservat Bliesgau kann der Saarpfalz-Kreis einen wichtigen Motor und Impulsgeber für eine nachhaltige Regionalentwicklung, aber auch für eine ökonomische Inwertsetzung vorhalten. Damit Großschutzgebiete als Entwicklungsmotoren des ländlichen Raums dienen können, müssen vier maßgebliche Faktoren vorhanden sein: die Landschaft, die engagierte Schutzgebietsverwaltung, eine konsequente Einbindung der Bevölkerung und die Anerkennung als Schutzregion durch ein entsprechendes Gremium, wobei die Landschaft als physische Grundvoraussetzung gewiss besonders hervorgehoben werde muss. 165 Die Entwicklung der Schutzgebiete und der angrenzenden ländlichen Räume wird im Saarpfalz-Kreis auch durch die Einbindung der Bevölkerung im LEADER-Prozess und der Beteiligung bei dem Rahmenkonzept der Biosphäre vorangebracht. 165 Hammer, T. (2002): Das Biosphärenreservat-Konzept als Instrument nachhaltiger Regionalentwicklung? Beispiel Entlebuch zitiert in Herausforderung Vielfalt - Ländliche Räume im Struktur- und Politikwandel, Franzen Nathalie et al., Akademie für Raumforschung und Landesplanung, Hannover 2008, S

176 Übergeordnete Ziele und konkrete Pläne sowie Projekte lassen sich bündeln und so zur Keimzelle für die Bildung kreativer Netzwerke, interregionaler Kooperation und zum Fokus für Bürgerengagement werden. 166 Die Anerkennung des Bliesgaus als UNESCO-Biosphärenreservat wirkt als Qualitätssiegel für den ganzen Saarpfalz-Kreis. Es nimmt einen hohen Stellenwert in den Marketing und Kommunikationsprozessen nach außen ein und verstärkt die regionale Identität nach innen. Die Aufnahme in das weltweite Netzwerk bindet die Region allerdings auch an die Erfüllung von Qualitätskriterien. Die Maßnahmen zum Erhalt dieser Qualität wirken sich positiv auf den gesamten ländlichen Raum des Saarpfalz-Kreises aus. Dies betrifft klassischerweise die Bereiche der Regionalvermarktung und Tourismus. Aber auch die Vermarktung regionaler Produkte bietet eine elegante Möglichkeit, den Schutz der Landschaft mit der Erwirtschaftung der dafür notwendigen Mittel zu verknüpfen. 167 Tätigkeiten der Kreisverwaltung in diesem Bereich Fachbereich Regionalentwicklung - Beratungsstelle Rund ums Dorf Die Regionalentwicklung soll den ländlichen im Saarpfalz-Kreis Raum mit den Verdichtungsräumen Homburg, St. Ingbert und Bexbach sinnvoll verbinden und wechselseitig die Stärken ausbauen. Wirtschaftsräume, Siedlungsstrukturen als auch Flächen für Natur und Landschaft müssen effizient entwickelt und erhalten werden. Die Stärkung des ländlichen Raums mit Methoden der Landentwicklung, der Dorferneuerung und der Dorfentwicklung nimmt dabei einen wichtigen Stellenwert in der Regionalentwicklung ein. Die Belange der Dorfbevölkerung, der Landwirtschaft, der Wirtschaft, des Tourismus und nicht zuletzt auch des Naturschutzes müssen zur Stärkung der Region und seiner Dörfer sinnvoll und effizient koordiniert werden. Der Fachbereich Regionalentwicklung stellt hierfür eine wichtige Schnittstelle dar, um gemeindeübergreifende und kreisweite Ideen zu entwickeln und Projekte zu koordinieren. Die Dorferneuerung und Dorfentwicklungsplanung muss in Zukunft innovative Maßnahmen entwickeln, um die kulturelle, wirtschaftliche und soziale Identität der Dörfer wieder zu beleben und zu stärken. Wichtige Aufgaben der Beratungsstelle Rund ums Dorf sind hierbei die Fördermittel- und Projektberatung. Zusammenarbeit zwischen dem Ministerium für Umwelt und Verbraucherschutz und dem Saarpfalz-Kreis im Bereich der Dorfentwicklung Der Saarpfalz-Kreis fördert im Rahmen des Satellitenmodells das Biosphärenreservat Bliesgau im Bereich der Regionalentwicklung und Entwicklung des ländlichen Raums und leistet Hilfestellungen, um die Dörfer zukunftssicherer zu gestalten. Die Kreisverwaltung initiiert und begleitet einerseits selbst Projekte in den Dörfern und andererseits steht sie Ortsvorstehern und Gemeindeverwaltungen beratend zur Seite, wenn es um die Weiterentwicklung von Projektideen und Zuwendungsanträgen geht, die beim Ministerium eingereicht wer- 166 Brodda, Y. (2000): Regionalentwicklung und Biosphärenreservat Chance oder Gegensatz?. In: Treffpunkt Biologische Vielfalt. Bundesamt für Naturschutz (Hrsg.), S Zitiert in Herausforderung Vielfalzt - Ländliche Räume im Struktur- und Politikwandel, Franzen Nathalie et al., Akademie für Raumforschung und Landesplanung, Hannover 2008, S Herausforderung Vielfalt - Ländliche Räume im Struktur- und Politikwandel, Franzen Nathalie et al., Akademie für Raumforschung und Landesplanung, Hannover 2008, S

177 den sollen. Die Inhalte der Kooperation bestehen darin, dass durch die vorgelagerte lokale Beratung bereits ausgereifte Projekt- bzw. Zuwendungsanträge an das Ministerium gesendet werden können und es somit selbst kein Personal für die Beratung in der Fläche abstellen muss. Zusätzlich können wesentliche Prozesse und Projekte im Kreisgebiet im Sinne der lokalen und regionalen Entwicklungskonzepte gesteuert werden. SWOT-Analyse Stärken Ländlicher Raum als Wohnort mit hoher Qualität: Naturnähe, Naherholung Reizvolle Ortsgestalt in den gewachsenen Ortskernen Viele charakteristisch-ortsbildprägende Gebäude Aufstellung von Gemeindeentwicklungskonzepten Tätigkeiten im Kontext von LEADER Rege und erfolgreiche Teilnahme an Wettbewerben auf Landes- und Bundesebene Erfassung von Baulücken und Leerständen in einigen Orten Aktive Unterstützung der Gemeinden und Dörfer bei Projekten durch die Kreisverwaltung Kooperationen mit dem Ministerium für Umwelt- und Verbraucherschutz Chancen Weitere Projekte zur Entwicklung des Raumes über LEADER Ländlicher Raum als Wohnstandort für unterschiedliche Bevölkerungsgruppen Ausbaufähige Stadt-Land-Bezüge vorhanden Unterstützung des lokalen Einzelhandels durch die Dorfgemeinschaften Bewusstseinsbildung Handel in den Dörfern multifunktional ausrichten und auf mehrere Standbeine setzen Entwicklungspotenzial aufgrund bestehender Baulücken Vorhandenes Angebot an möglichen Gebäuden und Flächen zum Entwickeln von speziellen Wohnformen Vorhandene Baulücken zur nachhaltigen Innenentwicklung Verstärkte Aktivierung des bürgerschaftlichen Engagements Biosphäre Bliesgau als Motor der Entwicklung Schwächen Wohnungsnahe Grundversorgung in kleineren Orten lückenhaft Siedlungsstruktur geprägt durch Klein- und Kleinstsiedlungen mit zum Teil großen Entfernungen zwischen Ortsteilen Teilweise auffälliger Sanierungsbedarf an einzelnen Gebäuden Leerstände, keine kreisweite und standardisierte Erhebung Veraltete Dorfentwicklungspläne und fehlende finanzielle Ressourcen, um diese umzusetzen Risiken Gefahr der Überalterung Hohes Leerstandsrisiko in einigen Gemeinden Genereller Attraktivitätsverlust der Orte durch Bevölkerungsrückgang, Leerstände und Nutzungsaufgaben Verödung der Siedlungskerne ( Kettenreaktion ) Ältere Bausubstanz erfüllt oft nicht die Ansprüche an modernes Wohnen Rückgang der Versorgungseinrichtungen führt zum Mangel an Begegnungsstätten Verlust der Belebtheit der Dörfer, fehlende Kontaktpunkte Teilweise Rückgang des gastronomischen Angebots in einigen Ortschaften teilräumliche Entwicklung der ländlicher geprägten Gemeinden zu Schlafkommunen aufgrund der Orientierung der Bevölkerung an die Städte (Arbeiten, Versorgung) Funktionale Entmischung typischer Charakter dörflicher Siedlungen und Strukturen verschwindet Gefahr der unwirtschaftlichen ÖPNV-Verbindungen stetige Veränderung des Ortsbildes und Verlustgefahr der ortstypischen Eigenart durch Überformung ortsbildprägender Gebäude Entwicklungsstopp durch Rückhaltung von Baulücken, bzw. potenziellen Wohnbauflächen durch Eigentümer Gefahr der Zersiedelung und Aufweichen der Ortsränder durch Ausweisung von Wohngebieten auf der grünen Wiese und einem erhöhten Leerstandsrisiko in den Ortszentren 177

178 4.12 Stadt- und Zentrenentwicklung Der Großteil der Saarpfälzer wohnt in den städtischen Zentren des Kreises und deren direktem Umland. Sie stellen ganz unterschiedliche gesellschaftliche und wirtschaftliche Nutzungsansprüche an den Raum. Die Stadtentwicklung versucht, die lokal wirkenden Interessen abzuwägen und sie zu einem raumverträglichen und zukunftsfähigen Ausgleich zu bringen. Als Stadtentwicklung wird die räumliche und strukturelle Entwicklung einer Stadt verstanden. Darunter fallen zum einen die Planung und Entwicklung der gesamten Stadt und zum anderen die Entwicklung einzelner Stadtquartiere und kleinräumiger Teilbereiche. Dieses Kapitel steht in starken Wechselbeziehungen zu den demographischen Entwicklungen. Angesichts der generellen rückläufigen Bevölkerungszahlen und wegen der räumlichen Auswirkung stark steigender Mobilitätsansprüche wird die Stadtentwicklung im Saarpfalz-Kreis immer stärker durch Gleichzeitigkeit und Nebeneinander von Wachstums- und Schrumpfungsprozessen geprägt sein. Handlungsansätze im Rahmen einer nachhaltigen Stadtentwicklung sind vor allem eine integrierte Stadtentwicklungspolitik, eine kleinteilige Stadterneuerung und interkommunale Zusammenarbeit. Beschreibung des Ist-Zustandes und aktuelle Entwicklungen Bauen und Wohnen Im Jahr 2014 wurden im Saarpfalz-Kreis 146 Wohngebäude gebaut. Dieser Wert liegt knapp über dem saarländischen Durchschnitt von 142. Insgesamt entstanden im Saarpfalz-Kreis 227 neue Wohneinheiten, wobei der Großteil (125 Wohngebäude) nur eine Wohneinheit vorhält. Die Baufertigstellungen im Kreis sind im Zeitraum von starken Schwankungen unterworfen und ohne erkennbare Tendenz. Dies entspricht aber auch den saarländischen Entwicklungen. So lag die Anzahl der neuen Wohngebäude im Jahr 2010 bei dem niedrigsten Wert von 87 und im Jahr 2007 beim Höchstwert von 177. Dementsprechend schwanken auch die Baugenehmigungen jährlich. 168 Im Saarpfalz-Kreis steht pro Person durchschnittlich eine Wohnfläche von 59,5qm zur Verfügung. Damit liegt die durchschnittliche Wohnfläche hier weit über dem bundesweiten Durchschnitt von 45qm, was u.a. auf größere Wohnflächen und den hohen Anteil an Wohneigentum in kleinstädtisch bis ländlich geprägten Räumen zurückzuführen sein kann. Die durchschnittliche Wohnfläche liegt zwischen 54,9qm in St. Ingbert und 61,3qm in Homburg. Mit zunehmendem Alter steigt die zur Verfügung stehende Wohnfläche pro Person kontinuierlich an. Ein Grund ist die sich mit dem Alter verbessernde ökonomische Situation. Der starke Unterschied zwischen den 45- bis 54-Jährigen (53,7qm) und den 55- bis 64-Jährigen (67,8qm) ist jedoch auf den Auszug der erwachsenen Kinder zurückzuführen, so dass auf gleicher Wohnfläche eine geringere Personenzahl lebt. Da Senioren und Seniorinnen immer länger in ihrer Wohnung bzw. ihrem Haus bleiben, auch wenn der Partner bzw. die Partnerin bereits verstorben ist, steigt im Alter ab 75 Jahren (84,3qm) die durchschnittliche Pro-Kopf-Wohnfläche noch einmal an Vgl.: Statistisches Landesamt des Saarlandes unter STA- LA_BER_FII1-4-J-14.pdf. 169 Vgl.: Sozialbericht des Saarpfalz-Kreises, Homburg (2014): S

179 Baulandpreise Saarpfalz-Kreis hat das teuerste Bauland im Saarland. Der durchschnittliche Kaufwert für den Quadratmeter Bauland betrug im Jahr und ist somit seit 2007 um 7,5 /m² gestiegen. Landkreise Baulandpreise 2011/2012 Veränderung Baulandpreise 2007/ /12 Regionalverband 78,4 1,0 Saarbrücken Merzig-Wadern 53,5-17,8 Neunkirchen 68,7-8,3 Saarlouis 92,3-1,4 St. Wendel 43,0 4,2 Saarpfalz-Kreis 95,0 7,5 Quelle: Bundesinstitut für Bau-, Stadt und Raumforschung, Bonn (2015), Indikatoren und Karten zur Raum und Stadtentwicklung unter Städtebauliche Erneuerung, Städtebauförderung und Stadtsanierung Damit die Städte und Gemeinden die neuen Aufgaben und Herausforderungen besser bewältigen können, unterstützt der Bund die Herstellung nachhaltiger städtebaulicher Strukturen mit Programmen zur Städtebauförderung. Ziele der Städtebauförderung sind: Stärkung von Innenstädten und Ortszentren in ihrer städtebaulichen Funktion, auch unter Berücksichtigung des Denkmalschutzes Herstellung nachhaltiger städtebaulicher Strukturen in von erheblichen städtebaulichen Funktionsverlusten betroffenen Gebieten; Kennzeichen für solche Funktionsverluste ist vor allem ein dauerhaftes Überangebot an baulichen Anlagen, wie z.b. Wohnungsleerstand oder Brachflächen in Innenstädten, insbesondere von Industrie-, Konversions- und Bahnflächen Städtebauliche Maßnahmen zur Behebung sozialer Missstände. 170 Tabelle 61: Programme der Städtebauförderung und Kulissen im Kreisgebiet Programm Teilnehmende Kulisse Soziale Stadt St. Ingbert St. Ingbert Mitte Stadtumbau West Homburg Lebendiges Erbach: Schwerpunkte Wohnen/Konversion/Freiraum/Infrastruktur Problemlage: Neben Brachflächen verschiedenartige Defizite in Wohnlagen, Funktionsverluste im Stadtteilzentrum und städtebauliche Missstände im öffentlichen Raum. St. Ingbert Revitalisierung: Schwerpunkte Industriebrache/Revitalisierung, Problemlage: Suche nach Nachnutzungen für große Industriebrachen Aktive Stadt- und Ortteilzentren Bexbach Stadtzentrum Zentrumsmanagement für den Innenstadtkern, Erstellung eines Teilräumlichen Entwicklungskonzepts Städtebaulicher Denkmalschutz Blieskastel Altstadt Blieskastel Stadterneuerung und Denkmalpflege als Daueraufgabe Themen zentraler Bedeutung: Neuordnung verkehrlicher Abläufe, Beseitigung und Verhinderung von Leerstand, Sicherung der 170 Vgl.: Städtebauförderung.info (2015) unter Home/home_node.html. 179

180 Städtischen Funktionen Kleine Städte und Gemeinden Kirkel Gemeinde Kirkel Quelle: Eigene Zusammenstellung, Homburg Flächeninanspruchnahme: Innenentwicklung und Flächenrecycling Unbebaute Flächen sind zugleich eine begrenzte und begehrte Ressource. Um ihre Nutzung konkurrieren neben der Land- und Forstwirtschaft, Rohstoffabbau und Energieerzeugung auch insbesondere Siedlungs- und Verkehrsflächen. Die unbebauten Flächen sind wichtig, um die Leistungen des Naturhaushaltes zu sichern, die biologische Vielfalt zu erhalten und Erholungsflächen bereitzustellen. Zudem zieht jede Neuerschließung von Bauflächen im Umfeld der Städte und außerhalb der bisherigen Siedlungskerne weiteren Verkehr und Flächenzerschneidung nach sich. Daraus resultieren Folgelasten wie Lärm und Schadstoffemissionen, aber auch ein erhöhter Aufwand für die Bereitstellung der nötigen Infrastruktur. 171 Die Nachhaltigkeitsstrategie des Bundes aus dem Jahr 2002 sieht vor, die tägliche Flächeninanspruchnahme des Siedlungsund Verkehrsfläche bis zum Jahr 2020 auf 30ha pro Tag zu reduzieren (aktuell 74ha pro Tag). 172 Dazu dient die grundsätzliche Maxime Innenentwicklung ist vor Außenentwicklung durchzuführen. Unter Innenentwicklung versteht man den Fokus auf die vermehrte Erschließung innerstädtischer Flächenpotenziale. Erfolgreiche Bausteine sind die Nachverdichtung, das Schließen von Baulücken und das Brachflächenrecycling. Insbesondere die verantwortlichen Akteure der öffentlichen Hand können die Nachhaltigkeit hinsichtlich der Flächeninanspruchnahme positiv beeinflussen und extreme Zersiedelung, Emissionen und ökonomische Verdichtung vermeiden, indem beispielsweise Investoren auf strukturschwächere Räume verwiesen, vorhandene Siedlungs- und Verkehrsflächen besser genutzt und die Außenbereiche geschont werden. Eine Abstimmung der Vorgehensweisen im Rahmen von kommunalen Kooperationen bzw. auf Kreisebene kann helfen, den Standortwettbewerb unter den Gemeinden zu entschärfen und die gemeinsame Strategie nach außen zu tragen. Um diese nachhaltig umsetzen zu können, ist es wichtig zu wissen, wo in der Stadt oder Gemeinde Leerstände bereits existieren und insbesondere wo sie in Zukunft wahrscheinlich entstehen werden. Der Handlungsbedarf besteht außerdem in Hinblick auf eine Sensibilisierung der privaten Haushalte für eine stärkere Reduzierung der Neuinanspruchnahme von Siedlungsflächen Vgl.: Bundesamt für Naturschutz (2015): Flächeninanspruchnahme unter ind_inanspruchnahme.html. 172 Vgl.: Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) (2013): Reduzierung des Flächenverbrauchs, unter: strategie-und-umsetzung/reduzierung-des-flaechenverbrauchs/. 173 Vgl.: Bundesamt für Naturschutz (2015): Flächeninanspruchnahme unter 180

181 Nahversorgung im städtischen Bereich Im ländlichen Raum haben Nahversorgungsprobleme eine lange Tradition. Aber auch die innerstädtischen Versorgungsbereiche der Grund- und Mittelzentren im Saarpfalz-Kreis sehen sich vielen negativen Trends ausgesetzt. Insbesondere sind dies zum einen der Wandel in der Betriebsform, mit der Tendenz zu großflächigen Geschäften und zum anderen der stark anwachsende Internethandel. Die Innenstädte haben generell einen hohen Rückgang der Kundenfrequenz zu verzeichnen. Zusammengenommen führt dies zu einem schleichenden Ausbluten der innerstädtischen Versorgungsbereiche sowie zu einem ansteigenden Leerstand in den klassischen Fußgängerzonen. Die Akteure im Saarpfalz-Kreis aus Handel, Stadt und Politik müssen Wege suchen, um die Attraktivität der Stadtzentren zu erhalten. Insbesondere kleine und mittelständische Händler, die nicht in Genossenschaften oder Verbundgruppen eingebunden sind, können sich nur schwer behaupten. 174 Die in den letzten 20 Jahren in den Städten gemachten Erfahrungen zeigen, dass eine effektive Einzelhandelsentwicklung letztlich nur erreicht werden kann, wenn die Städte über ein differenziertes Zentrenkonzept für den Einzelhandel verfügen, wenn Verwaltung und Politik das Konzept konsequent unter Anwendung des bau- und planungsrechtlichen Instrumentariums umsetzen und hierfür die kooperative Zusammenarbeit aller mit der Einzelhandelsentwicklung befassten Dienststellen garantiert, wenn damit in den Städten zugleich ein hohes Maß an Transparenz geschaffen und Gleichbehandlung von Händlern und Ansiedlungsinteressenten praktiziert wird. 175 Zusätzlich kann eine intelligente Vernetzung von Handel, Verkehr, Gastronomie, Kultur und Freizeit die Attraktivität der Städte beeinflussen. Darüber hinaus gibt es andere Stellschrauben, wie beispielsweise das gemeinsame Abstimmen von Ladenöffnungszeiten. Auch das Kaufverhalten der Endverbraucher spielt eine entscheidende Rolle. Viele Verbraucher machen sich mit den Produkten in lokalen Geschäften vertraut, bestellen dann aber bei günstigeren Online- Händlern. Unterstützt wird dies zumeist von der höheren Produktvielfalt und den unterschiedlichen Preisniveaus der Online-Shops. Hier gilt es vor allem über Bewusstseinsarbeit den Mehrwert des lokalen Einzelhandels hervorzuheben und dessen Wertschätzung zu steigern. Die Unterstützung der lokalen Wirtschaftskreisläufe stärkt den Wirtschaftsstandort Saarpfalz im Allgemeinen. Dadurch, dass die Kaufkraft und die Wertschöpfung in der Region gehalten wird, kann im Endeffekt die Lebensqualität in den Stadtvierteln gesichert und Arbeitsplätze gehalten werden. 174 Vgl.: Genth Stefan, Handelsverband Deutschland unter presse/aktuellemeldungen/item/ innenst%c3%a4dte-als-handelsstandorte-st%c3%a4rken. 175 Vgl.: Nahversorgung in den Städten, Aktuelle Herausforderungen und Handlungsempfehlungen: Arbeitspapier des Deutschen Städtetages, S. 9 unter nahversorgung_handlungsempfehlungen.pdf. 181

182 Altersgerechtes Wohnen - Barrierefreiheit Im Kapitel Demographischer Wandel wurden die Veränderung der Bevölkerung und die Verschiebung der Anteile herausgearbeitet. In Zukunft werden ältere Menschen die größte Gruppe der Bevölkerung im Saarpfalz- Kreis stellen. Daraus resultiert eine große Anforderung an die Gestaltung der baulichen Umwelt und der urbanen Räume. Neben einer Durchmischung der Generationen muss in Zukunft vor allem auf die barrierefreie Gestaltung und einen übersichtlichen Ausbau der Lebensräume geachtet werden. Erst allmählich macht sich mit der Verbreitung des Inklusionsgedankens und der angestrebten Teilhabe aller im öffentlichen Leben ein Bewusstsein für die Bedeutung von Stadtgestaltung bemerkbar. 176 Um ein altersgerechtes und barrierefreies Leben zu ermöglichen, gibt es im Wesentlichen Stellschrauben bezüglich der Gestaltung des öffentlichen Raumes und im Hinblick auf den privaten Wohnraum. Unterstützender Aspekt ist das Erreichen von Versorgungseinrichtungen über kurze Wege. Wohnqualität im Saarpfalz-Kreis aus Sicht der Bürgerinnen und Bürger (Ergebnisse Umfrage Sozialbericht) Die Wohnzufriedenheit der Bürgerinnen und Bürger im Saarpfalz-Kreis ist recht hoch: Knapp die Hälfte der Befragten wohnt sehr gerne im Saarpfalz-Kreis. Weitere 43% gaben an, dass sie dort gerne leben. Etwa 8% waren unentschieden und gaben teils/teils an. Etwa 1% wohnt weniger gerne und 0,5% nicht gerne im Saarpfalz-Kreis. Differenziert nach Städten und Gemeinden zeigt sich, dass die Bürgerinnen und Bürger aus Blieskastel, Kirkel und Mandelbachtal häufiger als der Durchschnitt angaben, dass sie sehr gerne im Saarpfalz-Kreis leben. Etwa 38% der Befragten leben seit ihrer Geburt in ihrem Wohnort. In Blieskastel und Mandelbachtal sind die Anteile derjenigen, die angaben, seit ihrer Geburt dort zu leben, mit 48% besonders hoch. In Homburg ist dieser Anteil mit 29% am geringsten, was aufgrund der Tatsache, dass die Universitätsklinik und die dort ansässigen Firmen Personen von außerhalb anziehen, zu erwarten war. Die große Mehrheit von 87% der Befragten ist mit ihrer Wohnlage zufrieden. 177 Die Gründe für einen Wohnortswechsel sind unteranderem Verkehrs- und Lärmbelästigung, nicht ausreichende Infrastruktur, unzureichende Freizeit- und Einkaufsmöglichkeiten und die fehlende Verfügbarkeit von schnellem Internet an. Vereinzelt würde die schlechte Verkehrsanbindung (z.b. zur Autobahn, ÖPNV) in den ländlichen Gebieten bemängelt. 176 Vgl.: Aktion Mensch (2015): Barrierefreie Stadtplanung unter Vgl.: Sozialbericht des Saarpfalz-Kreises, Homburg (2014): S

183 Integrierte Gemeindeentwicklungskonzepte - GEKOS Vier der sieben Städte und Gemeinden des Saarpfalz-Kreises haben sich in den letzten Monaten mit der Erarbeitung eines Integrierten Gemeindeentwicklungskonzepts beschäftigt. Das Ziel der integrierten Gemeindeentwicklungskonzepte ist es, im Rahmen eines ganzheitlichen Ansatzes unterschiedliche Anpassungsstrategien und -erfordernisse in allen relevanten Themenbereichen der kommunalen Entwicklung aufzuzeigen, die durch den demographischen und sozioökonomischen Wandel sowie sonstigen räumlichen Megatrends betroffen sind. Die GEKOS dienen als Orientierungshilfe zur Einordnung öffentlicher und privater Planungen und Projekte und erfüllen zugleich die Funktion eines Steuerungs- und Kontrollinstruments. Darüber hinaus dienen die GEKOS dem Ziel, bedarfsgerechte Investitionen zu unterstützen, den Einsatz knapper Mittel zu optimieren und Synergieeffekte innerhalb und zwischen den Gemeinden zu fördern. Bei der Konzeption verschreiben sich die Städte und Gemeinden folgenden übergeordneten Prinzipien: Ressortübergreifender integrierter Ansatz Bedarfsgerechte Anpassung an den demographischen Wandel Interkommunale Kooperation Beteiligung der Bevölkerung Nachhaltigkeit 178 Im Rahmen der Erstellung des Kreisentwicklungskonzepts als Top-Down-Ansatz ist es wichtig, die zentralen Problemstellungen und Lösungsansätze der einzelnen Teilgebiete zu beachten und die Bottom-Up-Ergebnisse in die Kreisstrategie zu integrieren. Projekte im Kreisgebiet Barrierefrei in Homburg Die Stadt Homburg hat sich zum Ziel gesetzt, in den nächsten Jahren barrierefrei zu werden. Im Wegweiser Barrierefrei in Homburg hat die Stadt Informationen zusammengetragen, die Menschen mit Handicap helfen, sich zurechtzufinden. Er gibt Auskunft über Busverbindungen, öffentliche Behinderten-WC Standorte von Behindertenparkplätzen im Innenstadtbereich und informiert darüber, welche öffentlichen Einrichtungen, Dienstleister, Ämter und Behörden über barrierefreie Zugänge verfügen. 179 Tätigkeit der Kreisverwaltung in diesem Bereich Bauleitplanung des Saarpfalz-Kreises Die Bauleitplanung im Saarpfalz-Kreis wird im Auftrag der Gemeinden, die ihre baurechtliche Planungshoheit selbständig ausüben, unter anderem vom Fachbereich Regionalentwicklung des Saarpfalz-Kreises unterstützt. Zur Bauleitplanung gehören die Erarbeitung und Aufstellung von Flächennutzungs- und Bebauungsplänen. Dabei ist es wichtig, sowohl die Vorstellungen der Gemeinde an eine moderne Siedlungsentwicklung zu berücksichtigen, als auch die Belange des Natur- und Umweltschutzes zu beachten. 178 Vgl.: Saarland.de (2015): Integrierte Gemeindeentwicklungskonzepte, unter dokumente/thema_stadt_und_land/leitfaden_integrierte_gemeindeentwicklungskonzepte.pdf, S Vgl.: Stadt Homburg (2015): Barrierefrei in Homburg unter 183

184 Nur eine nachhaltige Siedlungsentwicklung, die ressourcenschonend mit den Flächen umgeht und diese optimal nutzt, wird einer modernen Bauleitplanung gerecht und stützt die These, dass die Wohnqualität im Saarpfalz-Kreis von der Mehrheit der Bürger als wichtige Stärke der Region empfunden wird. Fachbereich Immobilienmanagement Zu den Aufgaben der Abteilung Hochbau sind unter anderem die Unterhaltung der kreiseigenen Gebäude sowie die Ausschreibung, Bauleitung und Abrechnung anfallender Sanierungs-, Umbau- und Neubaumaßnahmen. Betreut werden das Kreisdienstgebäude, 21 Schulen, mehrere Spiel- und Sporthallen, die Gesundheitsämter sowie das Infozentrum und die Keltengräber im Europäischen Kulturpark in Reinheim. Auch das Kreiskrankenhaus in St. Ingbert wurde in der Vergangenheit bei größeren Umbau- und Sanierungsmaßnahmen unterstützt. In die Zuständigkeit des Hochbaubereiches fällt zusätzlich die Schaffung behindertengerechter Wohnungen in enger Zusammenarbeit mit den Sozialämtern des Kreises. Ein weiterer Aufgabenbereich ist die Umsetzung unterschiedlicher Energiesparmaßnahmen, die größtenteils über EU-Gelder mit gefördert werden. Darunter fallen die Errichtung von Solar- und Fotovoltaikanlagen und Wärmedämm-Maßnahmen in Verbindung mit Dach- und Fassadensanierungen. Zum Bereich Energieeinsparung zählen außerdem die Montage neuer Fenster zur Verbesserung des Wärmeschutzes sowie die Montage neuer stromsparender Leuchten. Untere Bauaufsichtsbehörde Zu den Aufgaben der Unteren Bauaufsichtsbehörde gehört neben der Bearbeitung von Bauanträgen nach den geltenden Bauvorschriften vor allem die Beratung Bauwilliger, sofern die Baumaßnahme auf dem Gebiet der Städte Bexbach, Blieskastel oder in den Gemeinden Gersheim, Kirkel oder Mandelbachtal verwirklicht werden soll. Die Stadtverwaltungen in Homburg und St. Ingbert unterhalten eigene Bauaufsichtsbehörden. Die Untere Bauaufsichtsbehörde erbringt aber nicht nur Dienstleistungen. Sie ist auch als Eingriffsverwaltung tätig. Das erfahren all diejenigen, die bei der Errichtung, Änderung, Nutzungsänderung, Instandsetzung oder dem Abbruch baulicher Anlagen gegen die geltenden Gesetze verstoßen. Feststellungen derartiger Zuwiderhandlungen obliegen den Baukontrolleuren des Saarpfalz-Kreises, die meistens aufgrund von Anzeigen von Nachbarn in Aktion treten. Zahlreiche "Fliegenden Bauten" (wie Bierzelten oder Fahrgeschäften) auf Volksfesten bedürfen einer bauaufsichtlichen Abnahme. Auch dafür und für den Erlass baupolizeilicher Anordnungen, Verfügungen und deren Durchsetzung mit Verwaltungszwang ist die Untere Bauaufsicht zuständig. Gutachterausschuss Der Gutachterausschuss ist ein selbstständiges und unabhängiges Gremium, das sich aus einer oder einem Vorsitzenden sowie mehreren erfahrenen und sachkundigen Gutachterinnen und Gutachtern zusammensetzt. Diese werden durch den zuständigen Landrat für vier Jahre bestellt. Sie gehören unterschiedlichen Berufsgruppen aus der freien Wirtschaft, und Verwaltung an (z.b. Fachleute des Bau-, Vermessungs- und Finanzwesens). Ihre Arbeit beruht auf dem Baugesetzbuch und den dazu ergangenen bundes- und landesrechtlichen Bestimmungen. Die Aufgaben sind insbesondere: Erstellen von Verkehrswertgutachten nach 194 BauGB von bebauten und unbebauten Grundstücken, Eigentumswohnungen sowie Rechten an Grundstücken. Der Verkehrswert ist der Wert, der bei den lokal vorherrschenden Verhältnissen auf dem Markt am wahrscheinlichsten zu erzielen ist. 184

185 Führung der Kaufpreissammlung: Die Kaufpreissammlung enthält Basisdaten für die Bodenrichtwertermittlung und die Verkehrsermittlung. Durch entsprechende Auswertungen können Ergebnisse abgeleitet werden, die für jeden Marktteilnehmer von besonderem Interesse sind. Die Ermittlung und Veröffentlichung von Bodenrichtwerten, als durchschnittliche Lagewerte für einen Quadratmeter Grundstücksfläche. Die Ermittlung sonstiger Wertermittlung erforderlichen Daten. Erstellen des Grundstücksmarkenberichts, als eine Übersicht über das Geschehen auf dem Immobilienmarkt des Saarpfalz-Kreises. Der Bericht dient dazu, die stattgefundenen Umsatz und Preisentwicklungen darzustellen und darüber hinaus auch über durchschnittliche Kaufpreise für Grundstücke, Häuser und Eigentumswohnungen zu informieren. Somit ermöglicht er einen Überblick auf das tatsächliche Marktgeschehen und ein hohes Maß an Transparenz Qualifizierter Mietspiegel und Betriebskostenspiegel zum Ermitteln einer Vergleichsmiete oder als Orientierungshilfe bei Neuabschlüssen. Im Rahmen der Erstellung des Mietspiegels wurden vom Gutachterausschuss des Saarpfalz-Kreises auch Daten zu den Betriebskosten erfragt und ausgewertet. Eine wichtige Erkenntnis dabei ist, dass die Betriebskosten im Kreis grundsätzlich mit den Angaben aus dem bundesweiten Betriebskostenspiegel des Deutschen Mieterbundes e.v. vergleichbar sind. Zivil- und Katastrophenschutz (Großschadenereignisse) Die Katastrophenschutzbehörde fasst alle Organisationen und Einrichtungen wie Feuerwehr, THW und Rettungsdienste im Saarpfalz-Kreis unter einer einheitlichen Leitung zusammen, um die wirksame Bekämpfung einer Katastrophe und ihrer Folgen sicherzustellen. Professionelle Katastrophenpläne und regelmäßige Übungen sorgen dafür, dass im Katastrophenfall Schäden und Verluste so gering wie möglich gehalten werden. Im behördlichen Sprachgebrauch hat der Begriff "Großschadensereignis den Begriff "Katastrophenschutz weitestgehend ersetzt. Bei Großschadensereignissen müssen geeignete Maßnahmen zum Schutze der Bevölkerung ergriffen werden. Von einem Großschadensereignis spricht man, wenn Leben oder Gesundheit zahlreicher Menschen oder erhebliche Sachwerte gefährdet sind und aufgrund eines erheblichen Koordinierungsbedarfes eine rückwärtige Unterstützung der Einsatzleitung erforderlich ist, die von einer Gemeinde nicht geleistet werden kann. Dem Kreis obliegt bei Großschadensereignissen die Leitung und Koordinierung des Einsatzes. Weiterhin ist der Saarpfalz-Kreis für den Schutz der Bevölkerung vor den besonderen Gefahren und Schäden zuständig, die im Verteidigungsfall drohen. Dem Saarpfalz-Kreis obliegt ebenfalls die Aufstellung von Sonderschutzplänen für besonders gefährliche Objekte innerhalb des Saarpfalz- Kreises. Aufgabe des Zivilschutzes ist es, durch nichtmilitärische Maßnahmen die Bevölkerung, ihre Wohnungen und Arbeitsstätten, lebens- oder verteidigungswichtige zivile Dienststellen, Betriebe, Einrichtungen und Anlagen sowie das Kulturgut vor Kriegseinwirkungen zu schützen und deren Folgen zu beseitigen oder zu mindern. Behördliche Maßnahmen ergänzen die Selbsthilfe der Bevölkerung. Zum Zivilschutz gehören insbesondere der Selbstschutz, der Schutzraumbau, die Aufenthaltsregelung, Maßnahmen zum Schutz der Gesundheit und Kulturgut sowie der Katastrophenschutz. 185

186 SWOT-Analyse Stärken Nutzung von Konzepten, bestehende Leerstände ins Orts- und Stadtbild zu integrieren Installation eines Leerstandsmanagements zur Entwicklung von Dorf- und Stadtstrukturen gutes und vielfältiges Nahversorgungsangebot in den größeren Orten und Städten, gemäß ihres zentralörtlichen Charakters Projekte der Städtebauförderung Hohe Wohnzufriedenheit, vor allem in den ländlichen Gemeinden und Siedlungsbereichen Unterstützung des Kreises bei der gemeindlichen Bauleitplanung Katastrophen- und Zivilschutz im Kreis unter einheitlicher Leitung zusammengefasst Chancen Ausweitung des Leerstandsmanagements zur Wiederbelebung von Orts- und Stadtkernen Nutzung leerstehender Gebäude oder Baulücken zur Eindämmung der zunehmenden Zersiedlung der Landschaft Umwandlung leerstehender Gebäude zu Ferienwohnungen und altersgerechten Wohnungen Punktueller Abriss Doppelte Innenentwicklung Kreisweite und einheitliche Leerstandserhebung Regionaler Fonds für Innenentwicklung Schwächen Anteil an Siedlungs- und Verkehrsfläche relativ hoch (hoher Grad an Flächenversieglung) Zunahme der Zersiedlung der Landschaft Leerstandsproblematik in Wohn- und Gewerbeimmobilien Individuelle Erfassung der Leerstände in den unterschiedlichen Teilbereichen erschweren den regionalen und aussagekräftigen Vergleich der Situation kein Entwicklung einer einheitlichen Strategie Risiken Zunahme der Baulücken und Leerstände mindert das örtliche Erscheinungsbild Umnutzung leerstehender Gebäude ist zu kostenintensiv Abriss ist längerfristig nicht finanzierbar Speckgürtel ziehen die Kaufkraft aus den innerstätischen Bereichen Fehlende Barrierefreiheit kann zum Attraktivitätsverlust der Städte für bestimmte Bevölkerungsgruppen führen. Gesellschaftliche Entwicklungen können überdurchschnittlichen Bedarf an Single- und Zwei- Personenhaushalten auslösen 186

187 4.13 Verkehr und Mobilität Mobilität ist die zentrale Voraussetzung für wirtschaftliches Wachstum, Beschäftigung und Teilhabe des Einzelnen am gesellschaftlichen Leben. Die wesentliche Aufgabe einer sinnvollen Verkehrspolitik ist daher, Mobilität zu gewährleisten, diese nachhaltig zu gestalten und die einzelnen Verkehrsträger bestmöglich miteinander zu verknüpfen. 180 Die Verkehrspolitik im Saarpfalz-Kreis hat ein Ziel: Möglichst viele Menschen sollen mit dem Verkehrsmittel ihrer Wahl mobil sein - sowohl in städtischen Ballungsgebieten als auch im ländlichen Raum. Hierzu erstrecken sich etwa 250 Kilometer Bundes- und Landesstraßen über den Saarpfalz- Kreis hinweg, auf denen sich über im Saarpfalz-Kreis zugelassene Kraftfahrzeuge bewegen. Beschreibung des Ist-Zustandes und aktuelle Entwicklungen Straßennetz Das nördliche Kreisgebiet wird von der Bundesautobahn A6 (Mannheim Saarbrücken) tangiert und von der A8 in Ost-West-Richtung durchlaufen. Ferner wird der Saarpfalz-Kreis durch ein dichtes Netz an Bundes- und Landesstraßen erschlossen. Die wichtigsten Bundesstraßen sind die B40 (St. Ingbert Saarbrücken) und die B423 (Altenglan Homburg Saargemünd). Ergänzt werden diese Verbindungen durch ein dichtes Netz von Gemeindestraßen. Der Saarpfalz-Kreis ist für die sogenannten Landesstraßen 2. Ordnung zuständig, welche den Kreisstraßen in anderen Bundesländern entsprechen. Aus diesem vorhandenen Infrastrukturangebot resultieren durchschnittliche Erreichbarkeiten, deren Werte in allen untersuchten Punkten (außer Autobahn) unter dem saarländischen Durchschnitt liegen. Tabelle 62: PKW - Erreichbarkeit Bild 52: Verkehrsanbindung im Saarpfalz-Kreis. Durchschnittliche Erreichbarkeit von in Minuten Autobahn (2014) Flughäfen (2015) IC/EC-Bahnhof (2015) Oberzentren (2015) Mittelzentren (2015) Saarpfalz-Kreis Saarland Quelle: Bundesinstitut für Bau-, Stadt und Raumforschung, Bonn (2016), Indikatoren und Karten zur Raum und Stadtentwicklung unter Vgl.: Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (2015): Verkehr und Mobilität, unter SharedDocs/DE/Artikel/verkehr-und-mobilitaet.html. 187

188 Auto - Einschätzung der Verkehrsinfrastruktrur (Ergebnisse Umfrage Sozialbericht) Zwei Drittel der Befragten schätzen die Verkehrsanbindung mit dem Auto als sehr gut ein. Ein weiteres Viertel gab eher gut an. Etwa 5 % waren unentschieden, sie gaben teils / teils an. Differenziert nach Wohnort werden deutliche Unterschiede zwischen den Angaben sichtbar. Mit 87 % sind die Bürgerinnen und Bürger aus Kirkel mehrheitlich der Ansicht, dass ihr Wohnort mit dem Auto sehr gut zu erreichen ist. Zurückzuführen ist dies auf die Nähe zur Autobahn. Auch in St. Ingbert ist die Verkehrsanbindung mit dem Auto sehr gut (80 %). Am schlechtesten wird die Verkehrsanbindung von den Befragten aus Gersheim eingeschätzt. Nur ein Viertel der Befragten ist der Ansicht, dass die Anbindung sehr gut ist. 9 % gaben weniger gut und 4 % nicht gut an. Diese Einschätzung lässt sich mit der südlichen und sehr ländlichen Lage in Verbindung bringen. Öffentlicher Personennahverkehr Die Bedienung der Bevölkerung mit Verkehrsleistungen im ÖPNV ist eine wichtige Aufgabe der Daseinsvorsorge und des Klimaschutzes. Die wesentlichen Ziele sind die Verbesserung der Mobilität aller Bevölkerungsgruppen und somit die Herstellung gleichwertiger Lebensbedingungen. Zusätzlich leistet er einen Beitrag zum Umweltschutz und zur Verkehrssicherheit und trägt als attraktive Alternative zum motorisierten Individualverkehr zu dessen Reduzierung bei. Der ÖPNV basiert im Saarpfalz-Kreis auf Schienen-, Bus- und Linien-Taxi-Verkehr. Bild 53: Biosphärenbus 501. Organisationsstruktur und Nahverkehrsplanung Der Saarpfalz-Kreis ist entsprechend dem saarländischen "Gesetz über den Öffentlichen Personennahverkehr" Aufgabenträger für den straßengebundenen Öffentlichen Nahverkehr, das heißt den Verkehr mit Bussen und Taxen im Linienverkehr. Die Ausgestaltung des Öffentlichen Personennahverkehrs wird in einem Nahverkehrsplan geregelt, den der Kreistag des Saarpfalz-Kreises beschließt. Busverkehr Bild 54: St. Ingbert: Anschluss an die Bahn. Die Aufgabenträgerschaft für die landesweit bedeutsamen Regionalbuslinien (R-Linien) im Saarpfalz- Kreis wurde auf den Zweckverband Personennahverkehr Saarland ZPS übertragen. Folgende Regionalbuslinien sind eingerichtet: R 6 St. Ingbert - Neunkirchen R 7 Homburg - Zweibrücken R 8 Homburg - Kusel R 10 Blieskastel - Flughafen Ensheim - Saarbrücken R 14 Homburg - Blieskastel - Aßweiler - Kleinblittersdorf Bild 55: Homburger Stadtbus an der Uniklinik. 188

189 Bild 56: Die Linie R10 bindet die Landeshauptstadt direkt an den Bliesgau an. Der Saarpfalz-Kreis selbst finanziert die Kreisbuslinien im Kreisgebiet und fungiert als Aufgabenträger im ÖPNV. Die Betreiber der Regional- und der Kreisbuslinien werden im wettbewerblichen Verfahren gemäß EU-Richtlinie 1370/2007 ermittelt. Betreiber sind zurzeit Saar-Mobil, Saar-Pfalz-Bus, Südwest-Mobil, Gassert Reisen, Marianne Feld GmbH und Baron Reisen (Stand 2016). Folgende Kreisbuslinien sind eingerichtet: 501 Homburg - Blieskastel - Reinheim (Biosphärenbus, täglich alle 30-60min) 504 St. Ingbert - Aßweiler - Walsheim (Mo.-Fr. alle 60min, Sa. alle 120min) 505 Homburg - Höchen - Bexbach (Mo - Fr. alle 60min, Sa./So alle min) 506 Saarbrücken - St. Ingbert - Blieskastel - Webenheim (Mo. - Fr. alle 60min, Sa./So alle 120min) 507 Aßweiler - Bliesmengen-Bolchen (einzelne Fahrten) 508 Homburg - Limbach - Bexbach (Mo. - Fr. alle 60min, Sa. Vormittag alle 60min) Taktung Das ÖPNV-Angebot im Saarpfalz-Kreis zeichnet sich in weiten Teilen durch eine gute Taktung auch außerhalb der Hauptverkehrszeit (Abendstunden, Wochenenden) aus. Auch strukturschwächere Bereiche (Höcherberg, Bliestal, Mandelbachtal) sind regelmäßig mit Bussen erschlossen. Durch eine 2016 erfolgte Aufwertung der Linie 506 wurden bislang schlecht erschlossene Ortslagen (Alschbach, Webenheim) deutlich besser angebunden. Problembereiche stellen das Bickenalbtal und kleinere Ortslagen abseits der Hauptachsen (z.b. Ingweiler, Seelbach, Gräfinthal, Siedlung Waldland) dar. Bus - Einschätzung der Verkehrsinfrastruktrur (Ergebnisse Umfrage Sozialbericht) Die Verkehrsanbindung ihres Wohnortes mit dem Bus schätzen 22 % der Befragten als sehr gut und weitere 28 % als eher gut ein. Ein Viertel gab teils / teils an. Etwa 15 % sind der Ansicht, dass die Anbindung mit dem Bus weniger gut ist. Darüber hinaus gaben 10 % an, dass sie nicht gut ist. Wie zu erwarten war, schätzen die Bewohner der Städte Homburg und St. Ingbert die Busanbindung besser ein, als die restlichen Befragten. In den kleineren Gemeinden Mandelbachtal, Kirkel und Gersheim beurteilten die Befragten die Busanbindung schlechter. Mehr als 189

190 drei Viertel der Befragten haben angegeben, dass es in ihrer Nähe eine Bushaltestelle gibt. Bei 18 % der Befragten befindet sich die Bushaltestelle etwas weiter weg und bei 3 % sehr weit weg. In den beiden Städten St. Ingbert und Homburg die Dichte der Bushaltestellen höher. Gut die Hälfte der Befragten gab an, dass sie den Bus gut nutzen können und zufrieden sind. 48 % sind hingegen nicht zufrieden. Zwischen den Wohnorten gibt es diesbezüglich große Unterschiede. In den Städten Homburg und St. Ingbert sind 68 % bzw. 64 % mit den Möglichkeiten zur Busnutzung zufrieden. In den kleineren Gemeinden ist jedoch nur eine Minderheit zufrieden: in Gersheim 22 % und in Kirkel 35 %. Von denjenigen, die nicht zufrieden sind, gaben 71 % an, dass der Bus nicht oft genug fährt. Insbesondere am Wochenende scheint die Busverbindung nicht ausreichend zu sein (61 %). Weiterhin machen 46 % dieser Befragten die Erfahrung, dass der Busverkehr abends zu früh eingestellt wird. Zu lange Umsteigezeiten kritisieren ein Viertel der unzufriedenen Bürgerinnen und Bürger. Hinsichtlich Barrierefreiheit gaben 5 % an, dass der Einstieg zu beschwerlich ist. Schienenverkehr Der Schienenverkehr ist ein weiteres Standbein für den kreisinternen und -externen ÖPNV und gewährleistet somit eine überregionale Anbindung. Im Saarpfalz-Kreis existieren zwölf Bahnhöfe/Haltepunkte mit mindestens stündlicher Anbindung. Die Deutsche Bahn AG betreibt folgende für den Saarpfalz-Kreis bedeutende Bahnstrecken: Fernverkehr Paris - Saarbrücken - Homburg - Mannheim - Frankfurt. Einziger nur partieller Fernverkehrshalt im Saarpfalz-Kreis ist der Hauptbahnhof Homburg. Nahverkehr Saarbrücken-Homburg: mit den Haltepunkten/Bahnhöfen Rentrisch, St. Ingbert, Rohrbach, Kirkel, Limbach und Homburg im Saarpfalz-Kreis Homburg - Kaiserslautern Homburg - Bexbach - Neunkirchen - Illingen: mit den Haltepunkten/Bahnhöfen Homburg, Bexbach, Saarbrücken - Zweibrücken - Pirmasens: mit den Haltepunkten/Bahnhöfen St. Ingbert, Rohrbach, Hassel, Niederwürzbach, Blieskastel-Lautzkirchen, Bierbach und Einöd im Saarpfalz-Kreis Bahn - Einschätzung der Verkehrsinfrastruktrur (Ergebnisse Umfrage Sozialbericht) Etwa 15 % der Befragten finden die Verkehrsanbindung mit der Bahn sehr gut, weitere 24 % finden sie eher gut. Weniger gut gaben hingegen 12 % und nicht gut 30 % der Bürgerinnen und Bürger an. Die Qualität der Zuganbindung ist natürlich davon abhängig, ob der Wohnort an das Schienennetz angebunden ist oder ob der Bahnhof eines nahegelegenen Ortes leicht zu erreichen ist. So wird die Verkehrsanbindung mit der Bahn in Gersheim und in Mandelbachtal schlecht eingeschätzt. Am besten wird die Zuganbindung in St. Ingbert eingeschätzt. Hier gab gut ein Viertel der Befragten an, dass die Anbindung sehr gut ist. Ein weiteres Drittel ist der Ansicht, dass die Anbindung eher gut ist. Insgesamt schätzen somit 60 % der Befragten aus St. Ingbert die Zuganbindung gut ein. Auch in Kirkel sind insgesamt knapp 60 % der Befragten der Ansicht, dass die Verkehrsanbindung mit der Bahn gut ist. Darüber hinaus wurden die Bürgerinnen und Bürger um eine Einschätzung zu den Zugverbindungen und zum Bahnhof gebeten. Zu bestimmten Aspekten konnten nicht alle Befragten eine Aussage treffen, da sie beispielsweise die Bahn nicht nutzen (Angabe weiß nicht ). Knapp zwei Drittel der Befragten können den Bahnhof gut erreichen. 190

191 Da es nicht in jedem Wohnort eine direkte Bahnanbindung gibt, unterscheidet sich die Einschätzung zur Erreichbarkeit des Bahnhofs zwischen den Städten und Gemeinden. In St. Ingbert, Kirkel und Homburg ist der Bahnhof für 75 % bis 80 % der Bürgerinnen und Bürger gut erreichbar. In Gersheim ist der nächste Bahnhof nur für 15 % gut zu erreichen. Bild 57: Liniennetz im Saarpfalz-Kreis Anruf-Linien-Taxi (ALT) Das Anruf-Sammel-Taxi ist ein zusätzliches Angebot im Öffentlichen Personennahverkehr, das der Saarpfalz-Kreis seinen Bürgerinnen und Bürgern bietet. Das Anruf-Linientaxi verkehrt wie der Linienverkehr mit Bussen und Bahnen nach einem festen Fahrplan ab bestimmten Haltestellen und zu festen Tarifen. Der Unterschied zum Linienverkehr besteht darin, dass der Kunde die Fahrt vor Antritt per Telefon bei einer Taxi-Zentrale, einer Mobilitätszentrale oder einem Verkehrsunternehmen bestellen muss. Die ALT-Verkehre im Saarpfalz-Kreis werden vom Saarpfalz-Kreis und von den Kommunen finanziert, von den jeweiligen Verkehrsunternehmen organisiert und vom privaten Taxigewerbe durchgeführt. 191

192 Radwegenetz Im Gegensatz zu den Radwanderwegen, die im Themenfeld Tourismus genannt wurden, geht es hier vor allem um die straßenbegleitenden Radwege im Sinne des Straßengesetzes, die ausschließlich den Radfahrern unter temporärer Mitnutzung durch Fußgänger zur Verfügung stehen (kommunales Alltagsradwegenetz). Teilweise gibt es Streckenüberlagerungen von touristischen Radwanderwegen und echten Radwegen. Ein gut ausgebautes, möglichst lückenloses Radwegenetz stellt eine sichere und schnelle Alternative zum Auto dar. Als gut ausgebaut gelten die Radwege dann, wenn sie eine sichere Wegführung, eine Anbindung an Dienstleistungszentren, Schulen und Freizeiteinrichtungen aufweisen sowie über Wegweiser und Beleuchtungen verfügen. Grundsätzlich können Radwege dazu beitragen, dass sich vor allem in innerstädtischen Bereichen das Verkehrsaufkommen und somit auch der Schadstoffausstoß reduzieren. Darüber hinaus leisten Radwege einen wichtigen Beitrag zur Schulwegsicherung sowie die Anbindung von Ortschaften an die Zentren. Nachhaltige und klimafreundliche Mobilität Der Saarpfalz-Kreis hat mit 637 PKW/1000 EW, nach St. Wendel mit 643 PKW/1000EW, die zweithöchste PKW-Dichte im Saarland. Das Auto ist meistens das favorisierte Verkehrsmittel, da viele Dienstleistungen und Geschäfte des täglichen Bedarfs nicht mehr in unmittelbarer Nähe zum Wohnort vorhanden sind und für viele Einwohner der ÖPNV immer noch keine Alternative darstellt. Dies ist allerdings nicht in allen Fällen der Tatsache geschuldet, dass das ÖPNV- Angebot nicht den Bedürfnissen entspricht (z.b. durch Mängel im Fahrplan oder schlechte Tarifangebote). Häufig besteht Unkenntnis über das Angebot oder schlicht die mangelnde Bereitschaft, sich an ein anderes Verkehrsmittel zu gewöhnen. Allerdings ergeben sich aus der Vermeidung und Verminderung von Autoverkehrsfahrten erhebliche Einsparpotenziale. Um den bisherigen Entwicklungen entgegenzuwirken, bedarf es eines zukunftsorientierten Mobilitätsverhaltens und einer nachhaltigen Mobilitätskultur. Diese kann durch unterschiedliche Maßnahmen gefördert werden. Der Masterplan 100% Klimaschutz nennt hier beispielweise eine Mobilitätsbörse, Mobilitätsberatung, kommunales und betriebliches Mobilitätsmanagement, Infopools, Wettbewerbe und Kampagnen. Zusätzlich leistet insbesondere die Stärkung der Nahversorgung und der Nahmobilität einen wichtigen Beitrag. Vor allem im Alltags- und Freizeitverkehr sind generell erhebliche Entlastungsmöglichkeiten durch ein autoarmes Mobilitätsverhalten und eine Reduzierung der Autofahrten zu aktivieren. 181 Im Folgenden werden einzelne Ansätze erläutert. Ansätze zur Verkehrsvermeidung Car-Sharing Unter Car-Sharing wird das organisierte gemeinschaftliche Nutzen eines Autos verstanden. Car-Sharing funktioniert am besten in Ergänzung zu einem gut ausgebauten ÖPNV. Car- Sharing kann zur Reduzierung des Verkehrsaufkommens und zur Entlastung innerstädtischer Bereiche führen. Laut dem Bundesverband CarSharing gibt es im Saarpfalz-Kreis zwei Standorte, an denen man von speziellen Car-Sharing-Anbietern ein Auto übernehmen kann. Dies sind jeweils Elektroautos am Universitätsklinikum Homburg und am Hauptbahnhof Homburg Vgl.: Kay Sonja et. al (2014): Masterplan 100% Klimaschutz, Saarbrücken (2014), S Vgl.: CS- Standorte unter 192

193 Zusätzlich hält das Autohaus Jochem aus St. Ingbert, in Kooperation mit FLINKSTER, mehrere Fahrzeuge vor, die im Rahmen von Car-Sharing gebucht werden können. 183 Ergänzt werden diese durch viele Angebote von Privatpersonen, die über spezielle Netzwerke ihre PKWs zur Verfügung stellen. Grundsätzlich ist das Angebot von Car-Sharing im ländlichen Raum eher gering. Erschwert wird die Nutzung auch durch die Tatsache, dass man für die Anmeldung oftmals einen Internetzugang benötigt, was vor allem für Menschen im höheren Alter schon eine Hürde darstellen kann. Mitfahrzentralen Mitfahrzentralen dienen als Plattform, um Fahrgemeinschaften zu vermitteln. Diese Fahrgemeinschaften sind einfache und bedarfsgerechte Reiseverbindungen, die oft günstiger und flexibler sind, als die sonstigen öffentlichen Verkehrsmittel. Das Vereinbaren einer Mitfahrgelegenheit wird mit zunehmender Verbreitung von Smartphones und entsprechenden Apps immer einfacher und spontaner. Viele Online-Dienste bieten einen Service zur Vermittlung von Mitfahrgelegenheiten an. Erste Recherchen haben ergeben, dass einige Saarpfälzer auf den gängigen Portalen wie pendlerportal.de, bla bla Car oder mitfahren.de aktiv sind. Die Stadt Homburg hat auf ihrem Internetauftritt eine eigene Mitfahrzentrale eingebunden und animiert dazu, einen konkreten Beitrag zur Verkehrsreduktion zu leisten. Vor allem im ländlichen Raum des Saarpfalz-Kreises sind solche Formen der Mobilität eine innovative Möglichkeit, um Engpässe im liniengebundenen ÖPNV zu umgehen. Verkehrsverlagerung - Einschätzung (Ergebnisse Umfrage Sozialbericht) In der Bürgerbefragung wurde erfasst, ob die Bürgerinnen und Bürger Interesse an diesen Angeboten haben und ob sie diese bei Interesse vielleicht oder ganz bestimmt nutzen würden. Das Interesse an einem Bürgerbus (Sonderfahrten eines Kleinbusses) ist im Vergleich zu den anderen Alternativen mit 42 % am größten. Durchschnittlich würden 9 % der Befragten einen Bürgerbus auf jeden Fall nutzen. Dieses Angebot interessiert insbesondere die Bürgerinnen und Bürger aus Gersheim (51 %) und Blieskastel (49 %). Die Bürgerinnen und Bürger aus Bexbach (14 %), Mandelbachtal (14 %) und Blieskastel (12 %) gaben am häufigsten an, dass sie einen Bürgerbus ganz bestimmt nutzen würden. Interesse an einem Sammeltaxi (mehrere Personen teilen sich ein Taxi) hat ein Drittel der Befragten. In Homburg liegt das Interesse mit 23 % weit unter dem Durchschnitt. Am höchsten ist das Interesse in den Gemeinden Gersheim (39 %) und Mandelbachtal (38 %). Durchschnittlich gaben 25 % der Befragten an, dass sie ein Sammeltaxi vielleicht nutzen würden, 6% würden es ganz bestimmt nutzen. Die Anteile derjenigen, die dieses Angebot ganz bestimmt nutzen würden, sind in Bexbach (11 %) und in Gersheim (7 %) am höchsten. Eine Mitfahrzentrale stößt bei 31 % der Bürgerinnen und Bürger auf Interesse. Darunter würden 25 % dieses Angebot vielleicht und 6 % ganz bestimmt nutzen. Auch hier ist das Interesse mit 38 % in Gersheim am größten. Allerdings würden darunter 30 % der Befragten eine Mitfahrzentrale nur vielleicht nutzen. Elektromobilität Das Thema Elektromobilität ist ein wichtiges Zukunftsthema, um den Bereich Verkehr und Mobilität nachhaltiger zu gestalten. Die Elektromobilität umfasst die Fahrzeuge, die von einem Elektromotor angetrieben werden und ihre Energie überwiegend aus dem Stromnetz beziehen. Das Saarland verfügt als erstes Flächenbundesland über ein landesweites Elektro-Car-Sharing- System mit zertifiziertem Ökostrom sowie über eine landesweite, frei nutzbare Ladeinfrastruktur. Diese Infrastruktur ist kostenlos für alle Elektrofahrzeug-Besitzer zugänglich. 183 Vgl.: Autohaus Jochem unter 193

194 Aus dem abgeschlossenen Forschungsprojekt e-mobil Saar befinden sich zurzeit sieben öffentlich zugängliche Ladestationen für Elektro-Autos im Saarpfalz-Kreis. Homburg: Bahnhofsplatz 1, Kirrberger Straße/Campus, Uhlandstraße 41 St. Ingbert: Neue Bahnhofsstraße 21, Poststraße 44, Bexbach: Güterstraße 3 Kirkel: Eisenbahnstraße Im südlichen Saarpfalz-Kreis sind aktuell keine Ladestationen für Elektro-Autos installiert. Problemstellung Verkehrs- und Lärmbelastung der Ortschaften und Siedlungskerne Aufgrund der hohen Pendlerströme kommt es vor allem in den Ortschaften mit regional wichtigen Durchgangstraßen und den innerstädtischen Zentrumsbereichen des Saarpfalz-Kreises zu massiven Verkehrs- und Lärmbelastungen, die ihre Spitze zu den Stoßzeiten des Berufsverkehrs erreichen. Lärm stellt für den Menschen eine der am stärksten empfundenen Umweltbeeinträchtigungen dar, die auf Dauer sogar krank machen kann. Darüber hinaus beeinträchtigt er die Wohnqualität und die Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum. Die Methoden des Lärmschutzes sind relativ vielfältig und können in aktive (an der Schallquelle) und passive Schutzmaßnahmen (Einwirkungsort) unterschieden werden, die im Rahmen von Lärmminderungsplanungen Anwendung finden. Die wichtigsten Handlungsfelder im Rahmen von solchen Lärmminderungsplänen sind: Verkehrsorganisation, -verlagerung, -vermeidung Sanierung der Fahrbahnen (z.b. Flüsterasphalt), Lärmschutzmaßnahmen Straßenraumgestaltung, Geschwindigkeitsverringerung, Fahrbahnverengung Förderung und Nutzung leiserer Verkehrsmittel (E-Mobilität), Stärkung ÖPNV, Ausbau der Radwege Am hat das europäische Parlament und der Rat der europäischen Union die Richtlinie 2002/49/EG über die Bewertung und Bekämpfung von Umgebungslärm (Umgebungslärmrichtlinie) erlassen. Mit ihr wird das Konzept verfolgt, schädliche Auswirkungen durch Umgebungslärm zu verhindern, ihnen vorzubeugen oder sie zu mindern. Basis hierfür ist die Ermittlung der Lärmbelastung durch Lärmkarten nach gemeinsamen Methoden, die Information der Bevölkerung hierüber und die Anwendung von Lärmaktionsplänen auf lokaler Ebene. Anhand von strategischen Lärmkarten soll eine umfassende Bewertung des Umgebungslärms in einem verschiedenen Lärmquellen ausgesetzten Gebiets ermöglicht werden. Die Städten und Gemeinden des Saarpfalz-Kreises wurden im Rahmen der Umgebungslärmrichtlinie ebenfalls kartiert und in zwei separaten Karten (Tage- und Nachtbelastung) festgehalten. Hierbei wurden hauptsächlich die Hauptverkehrsstraßen einer Kartierung unterzogen. 184 Vgl.: Leistelle für Elektromobilität des Saarlandes (2016): Ladestationen, unter ladestationen /index.html. 194

195 Anhand der aufgestellten strategischen Lärmkarten sind Lärmaktionspläne zur Bekämpfung des Umgebungslärms für die Umgebung von Hauptverkehrsstraßen, Haupteisenbahnstrecken und Großflughäfen sowie für Ballungsräume aufzustellen. Zuständig für die Aufstellung von Lärmaktionsplänen zur Umgebung von Hauptverkehrsstraßen sind die Gemeinden. 185 Inhalte des Bundesverkehrswegeplans (BVWP) Der BVWP ist ein Verkehrzweige-übergreifendes Rahmenprogramm der Bundesregierung im Sinne einer integrierten Verkehrspolitik. Ziel des Bundes ist es, die Bundesfernstraßen - Autobahnen und Bundesstraßen und somit die Hauptverkehrsrouten- bedarfsorientiert für die vorhandenen und künftigen Verkehre zu ertüchtigen und entsprechend auszubauen. Er umfasst alle Investitionen des Bundes in seine Verkehrswege, nicht nur den Neu- und Ausbau, sondern auch die Erhaltung und Erneuerung. Er hat einen Planungshorizont von Jahren und beinhaltet eine Liste von unterschiedlichen Vorhaben in den einzelnen Bundesländern. Dabei werden die Vorhaben nach Dringlichkeit unter Vordringlicher Bedarf oder Weiterer Bedarf eingeordnet. Im aktuellen Entwurf des BVWP 2013 ist im Saarpfalz-Kreis ein Vorhaben mit vordringlichem Bedarf aufgelistet. Hierbei handelt es sich um den Neubau einer Ortsumgehungsstraße (ca. 3,8km) zur Entlastung der bestehenden B423 durch Schwarzenbach/Schwarzenacker (Investitionsvolumen 26,8 Mio ). 186 Die Notwendigkeit des Projektes wird folgendermaßen beschrieben: Die bestehende B423 übernimmt trotz ihrer bereichsweise innerörtlichen und angebauten Trassenführung die regionale Verbindungsfunktion zwischen der Stadt Homburg und ihrem Umland, sowie der überregionalen Verbindung der Mittelzentren Homburg und Blieskastel und Homburg und Zweibrücken. Sie weist starke Schwankungen der Fahrbahnbreiten auf. Zusätzlich leidet die Verkehrsqualität erheblich durch die hohe Anzahl von Knotenpunkten im Streckenzug. Die OU stellt für die Verkehrsbedeutung die geeignete anbaufreie Streckencharakteristik dar. Sie dient der Entlastung der stark belasteten Ortslagen Schwarzenbach, Schwarzenacker (DTV 2010: Kfz/24h) und Teilen der Homburger Innenstadt von Schwerlast- und Durchgangsverkehren und ist eine zusätzliche Verknüpfung der Stadt Homburg an das BAB Netz. 187 Projekte im Kreisgebiet Mobisaar - Mobil bis ins Alter Das Mobisaar-Projekt hat sich zum Ziel gesetzt, Menschen mit eingeschränkter Mobilität die Teilhabe am öffentlichen Leben zu erleichtern und war zunächst auf Saarbrücken ( ) begrenzt. Es will nahtlose Mobilitätsketten zur Beseitigung, Umgehung und Überwindung von Barrieren schaffen. Im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) sind ältere und mobilitätseingeschränkte Menschen oft benachteiligt. 185 Vgl.: Saarland.de (2016): Umgebungslärm unter Vgl.: Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur(2016): Gesamtplanentwurf BVWP, ENTWURF März 2016, S Projektinformationssystem zum Entwurf des Bundesverkehrswegeplans 2030 unter strasse/b423-g10-sl/b423-g10-sl.html. 195

196 Die Bedienung von Fahrkartenautomaten fällt insbesondere Älteren schwer, und die Ein- und Ausstiege der Züge und Busse stellen oft eine physische Herausforderung dar, vor allem bei Reisen mit Gepäck. Entwickelt wurden eine Kommunikationstechnologie und ein Dienstleistungsangebot, die den Nutzern wieder eine selbstbestimmte Mobilität ermöglichen sollen. Damit ältere Menschen neue Technologien und Dienstleistungen akzeptieren, müssen sie diese in Alltagssituationen und vertrauter Umgebung gut und einfach einsetzen können. Dafür standen ihnen Mobilitätslotsen zur Seite, die im Rahmen des Projektes qualifiziert wurden. Sie halfen dabei, Barrieren zu überwinden und vorhandene Vorbehalte gegenüber den neuen Techniken abzubauen. 188 Im Jahr 2016 wird das Projekt auf das gesamte Saarland ausgedehnt. Der Saarpfalz-Kreis ist, neben Saarlouis, einer der zwei Kreise, mit denen begonnen wird. Zielgruppe touristischer Verkehr und Freizeitverkehr Im Zuge der touristischen Vermarktung des Bliesgaus, der Anerkennung als UNESCO- Biosphärenreservat und der Auszeichnung als Fahrtziel-Natur-Gebiet sind der Bliesgau und damit weite Teile des Saarpfalz-Kreises im Fokus einer nachhaltigen Freizeitmobilität. In diesem Zusammenhang werden die Akteure im Tourismus und ÖPNV auf verschiedenen Ebenen vernetzt: Enge Zusammenarbeit, gemeinsame Publikationen und Projekte ("Biosphäre erfahren", "Wandern mit Bus und Bahn", Biosphären-Veranstaltungskalender etc.), Schulungen touristischer Leistungsträger, Einrichtung von Infostellen, gemeinsame Außenauftritte (Messen und Feste). Ein zentrales Produkt ist die Buslinie 501, die im Auftrag des Saarpfalz-Kreises von der DB-Tochter Saar-Pfalz-Bus GmbH (Stand 2016, Neuvergabe zum ) betrieben wird. Sie ist mit rund 53 km die längste Buslinie des Saarlandes. Da sie quer durch das Biosphärenreservat Bliesgau fährt, wurde sie Schritt für Schritt zu einem an Freizeitbedürfnissen orientierten Angebot ausgeweitet. Die Grundlage wurde in den 90er-Jahren in Form des Bliestal-Busses geschaffen, der den Stundentakt an Werktagen etabliert hat. Der bestehende Zweistundentakt an Wochenenden wurde 2012 erstmals an Sonntagen als Saisonverkehr (Mai-Oktober) zu einem Stundentakt ausgebaut. Seit 2014 wurde das Angebot auf das ganze Jahr ausgedehnt. Dieser Bedienungsstandard ist für einen ländlichen Raum vergleichsweise hoch. Um dieses Angebot zu etablieren, begleiten zertifizierte Natur- und Landschaftsführer die Linienfahrten des Busses und informieren interessierte Fährgäste mündlich und über Broschüren. Diese Begleitungen finden regelmäßig an einzelnen Tagen in der Saison statt. Klimafreundliche Mobilität im Biosphärenreservat soll damit ein Stück attraktiver werden. Die regelmäßige Begleitung von Linienfahrten durch Gästeführer ist nach Recherchen des saarpfälzischen Mobilitätsmanagements bundesweit einzigartig. 189 Unter dem Namen Biosphärenbus 501 wurde die Linie 2014 bundesweit bekannt, da sie im Rahmen des Fahrtziel-Natur-Awards der DB und der Umweltverbände BUND, VCD und NABU ausgezeichnet wurde. 188 Vgl.: MOBIA Saar (2016): unter Vgl.: Biosphäre Bliesgau (2016): Touristische Busbegleiter im Biosphärenbus 501 unter 196

197 Tätigkeiten der Kreisverwaltung in diesem Bereich Bereich Verkehr/ÖPNV und Mobilitätsmanagement Das Mobilitätsmanagement des Saarpfalz-Kreises im Fachbereich Regionalentwicklung ist für die zielgruppengerichtete Vermarktung und Steuerung von Projekten im Bereich ÖPNV und Radverkehr zuständig. Wesentliche Zielgruppen sind dabei Schüler, Senioren, Berufspendler und touristischer bzw. Freizeitverkehr. Außerdem unterstützt und begleitet das Mobilitätsmanagement laufende Aktivitäten, wie die Vergabe von Linienbündeln im ÖPNV nach EU- Richtlinie 1370/2007 und ist im laufenden Geschäft für die Kontrolle der Einhaltung zugrundeliegender Verträge zuständig. Weitere Schwerpunkte des Bereichs ÖPNV sind die Erarbeitung eines Nahverkehrskonzepts, Erarbeitung und Umsetzung von Marketinginstrumenten und generelle Öffentlichkeitsarbeit, Haushaltsplanung, Umfragen zur Kundenzufriedenheit, Fahrgastzählungen und die Abwicklung von Förderprogrammen. Fachbereich Verkehrswesen Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Straßenverkehrsbehörde des Saarpfalz-Kreises sind in den Bereichen Zulassungsstelle, Führerscheinwesen und im allgemeinen Verkehrsrecht tätig. In der Zulassungsstelle werden die im Saarpfalz-Kreis zugelassenen Fahrzeuge verwaltet. Käufer und Verkäufer können hier Fahrzeuge neu zulassen, wiederzulassen, stilllegen, technische Eintragungen oder Sicherungsübereignungen vornehmen oder Rot-, Kurzzeit- und Ausfuhrkennzeichen beantragen. Um die allgemeine Verkehrssicherheit zu gewährleisten, strengen die Mitarbeiter der Straßenverkehrsbehörde auch Verfahren wegen fehlendem Versicherungsschutz, fehlender Versteuerung, Fahrzeugmängeln oder nicht durchgeführter Adressenänderung an. Für die Ersterteilung einer Fahrerlaubnis sind die Rathäuser zuständig. Alles, was danach kommt, wird von der Straßenverkehrsbehörde der Kreisverwaltung bearbeitet - vom Führerschein-Entzug über Nachschulungen in der Probezeit bis zur Wiedererteilung der Fahrerlaubnis oder Maßnahmen gegen Mehrfachtäter. Die Mitarbeiter des Bereichs "Führerscheinrecht" nehmen außerdem die Aufsicht über die Fahrschulen und die Fahrlehrer wahr. Im "Allgemeinen Verkehrsrecht" ist die Kreisverwaltung Ansprechpartnerin in Sachen Verkehrsanordnungen für Baustellen, Verkehrszeichen, Verkehrseinrichtungen und Veranstaltungen im Verkehrsraum. Genehmigungen und Ausnahmegenehmigungen nach dem Personenbeförderungsgesetz (Taxi, Mietwagen, Kraftomnibusse) können hier ebenso beantragt werden, wie Krankentransportgenehmigungen nach dem Saarländischen Rettungsdienstgesetz. Weiter werden Parkausweise für Behinderte ausgestellt, Verfahren für die Auferlegung von Fahrtenbüchern durchgeführt und Genehmigungen für Großraum- und Schwertransporte erteilt. Fahrkartenzuschuss für kinderreiche Familien Der Saarpfalz-Kreis fördert die Bus- und Bahnnutzung von Kindern in Familien mit drei und mehr Kindern. Gefördert werden Kinder in Familien mit Wohnsitz im Saarpfalz-Kreis, die eine Jahresfahrkarte besitzen. Eine Förderung erfolgt, wenn mindestens zwei Kinder öffentliche Verkehrsmittel nutzen. 197

198 SWOT-Analyse Stärken Gute Straßenverkehrsanbindung an das überregionale Verkehrsnetz Gute Anbindung an den Schienenverkehr Eigenes Mobilitätsmanagement bei der Kreisverwaltung Gute Erreichbarkeit von Zentren, Autobahn, Bahnhöfen und Flughäfen Gut vertakteter ÖPNV auch außerhalb der Hauptverkehrszeiten Hohe Bedienungsstandards Gut funktionierendes Anruf-Linien-Taxi Biosphärenbus als überregional bekanntes Prestigeprojekt Ansätze zur Verkehrsvermeidung Chancen Barrierefreiheit an Haltestellen Projekt Mobisaar Ungenutzte Potenziale zur Verkehrsvermeidung und Lenkung auf übergemeindlicher Ebene Ausbau flexibler Bedienformen und ergänzende Angebote Ausbau der Möglichkeiten zur Onlineorganisation von Mitnahmemöglichkeiten Schwächen Schlechte Schienenanbindung des Südkreises Anbindung von Gersheim in der Wahrnehmung ausbaufähig Ausbaufähiges ÖPNV-Angebot in Teilen des ländlichen Raumes Sehr hohe KFZ-Dichte Teilweise ein hohes Verkehrsaufkommen in Ortsdurchfahrten auf Bundes- und Landesstraßen Hohes Berufspendleraufkommen zu Stoßzeiten Teilweise Mängel in Gestaltung und Ausstattung der Bushaltestellen Fehlende Barrierefreiheit an manchen Haltestellen Verbesserungsbedarf im Alltagsradwegenetz Risiken Demographischer Wandel stellt Mobilität vor neue Herausforderungen Ausbau und Unterhaltung der Verkehrsinfrastruktur wird durch Rückgang der Nutzer zunehmend kostenintensiver Kleinere Problembereiche im ländlichen Raum, abseits der Hauptachsen Weitere Versiegelung durch Schaffung von Verkehrsflächen Sinkende Schülerzahlen habe Einfluss auf den ÖPNV Auto immer noch am häufigsten genutzte Verkehrsmittel 198

199 4.14 Energie, Siedlungswasser- und Abfallwirtschaft Die Bereitstellung von Energie und Wasser sowie die Gewährleistung zum Abtransport von Schmutzwasser und Abfällen sind wesentliche Bestandteile der öffentlichen Daseinsvorsorge, von denen nur die Abfallbeseitigung in die Kompetenz der Kreise fällt. Die Versorgung der Verbraucher mit Energie übernehmen die Netzbetreiber. Die Wasserver- und Entsorgung übernehmen in der Regel die Kommunen selbst oder deren Werke. Beschreibung des Ist-Zustandes und aktuelle Entwicklungen Wasserver- und -entsorgung Die Wasserversorgung im Saarpfalz-Kreis wird über folgende Unternehmen sichergestellt: Gemeindewerke Kirkel GmbH Stadtwerke Bexbach GmbH Stadtwerke Bliestal GmbH Stadtwerke Homburg GmbH Stadtwerke St.Ingbert GmbH Technische Werke Mandelbachtal 190 Tabelle 63: Öffentliche Wasserversorgung Stand 2010 Städte und Gemeinden EW insgesamt Angeschl. EW Öffentliche Wasserversorgung Wasserabgaben an Letztverbraucher davon Haushalte und Kleingewerbe Insgesamt insgesamt Angaben je EW/d An gewerbliche und sonstige Abnehmer Anzahl 1.000m³ 1.000m³ l 1.000m³ Bexbach ,8 70 Blieskastel ,1 109 Gersheim ,4 0 Homburg , Kirkel ,1 150 Mandelbachtal ,1 64 St.Ingbert ,4 223 Saarpfalz-Kreis , Quelle: Statistisches Am Saarland, Saarbrücken (2015): Gemeindezahlen 2014, S.75. Die Gemeinden haben die Aufgabe der innerörtlichen Abwassersammlung und -ableitung sowie der Niederschlagswasserbehandlung. Das heißt, sie sind für den Bau und Betrieb der innerörtlichen Kanäle und sonstigen Abwasseranlagen zuständig. Der Entsorgungsverband Saar (EVS) ist für die überörtliche Abwasserableitung und Abwasserbehandlung verantwortlich. Er greift in seiner Zuständigkeit die Gemeindekanäle auf und führt sie über eigene Kanäle zu einer kommunalen Kläranlage, die von ihm gebaut und betrieben wird. Dort wird es gereinigt und anschließend in ein Gewässer eingeleitet und somit wieder dem natürlichen Wasserkreislauf zugeführt Vgl.: Wasserversorgungsunternehmen Saarland unter Vgl.: Saarland.de (2015): Kommunalabwasser unter 199

200 Tabelle 64: Öffentliche Abwasserbeseitigung Städte und Gemeinden Angeschl. EW Kläranlagen Schmutzwassermenge Öffentliche Abwasserbeseitigung An die öffentliche Kanalisation Gesamt angeschl. EW Mischwasser Kanalnetz Anzahl 1.000m³ Anzahl Kilometer Schmutzwasser Regenwasser Bexbach ,6 129,0 19,1 19,5 Blieskastel ,2 190,1 8,3 19,8 Gersheim ,3 64,1-3,2 Homburg ,0 313,9 7,3 34,8 Kirkel ,0 74,7 1,9 4,4 Mandelbachtal ,6 86,4 1,1 1,1 St.Ingbert ,4 177,7 28,0 47,7 Saarpfalz-Kreis , ,9 65,7 130,5 Quelle: Statistisches Am Saarland, Saarbrücken (2015): Gemeindezahlen 2014, S.77. Zurzeit betreibt der EVS im Saarpfalz-Kreis 19 Kläranlagen. Die Mehrzahl der Kläranlagen sind Belebungsanlagen. In ihnen wird das Abwasser entweder im Durchlaufverfahren gereinigt (mit räumlicher Trennung der biologischen und physikalischen Reinigungsprozesse in Belebungsund Nachklärbecken) oder nach dem SBR-Verfahren (mit zeitlicher Trennung in einem Reaktor). Neben diesen technischen Anlagen betreibt der EVS naturnahe Teich- und Pflanzenkläranlagen, deren Anzahl in den vergangenen Jahren durch den Ausbau des Kläranlagen-Netzes in den ländlichen Regionen bedeutend angestiegen ist. 192 Der EVS hat bis zum Jahr 2018 eine längere Maßnahmenliste mit Ausbautätigkeiten an mehreren Standorten im Saarpfalz-Kreis. Dazu gehören: Kleinottweiler: Regenüberlaufbecken (900m³ Volumen) an der bestehenden Anlage Altstadt: Regenüberlaufbecken mit Staukanal von 80m Länge Limbach: Regenüberlaufbecken mit 1.300m³ Volumen und der Neubau eines Zulaufpumpwerks mit mechanischer Abwasserreinigung plus Verklärung. Hinzu kommen ein drittes Belebungsbecken und Nachklärung sowie ein Schlammstapelbehälter, ein Werkstattgebäude, ein Schacht und Biofilter. Ebenfalls geplant sind eine Erweiterung der Gebläsestation, die Leitwarte und ein Regenwetterpumpwerk Kirrberg: Bau eines Hauptsammlers Regenüberlaufbecken in Oberbexbach-Hochwiesmühle 193 Tabelle 65: Kläranlagen im Saarpfalz-Kreis nach Gemeinden Städte/Gemeinde Bexbach Kleinottweiler Blieskastel Aßweiler Altheim Böckweiler Gersheim Bliesdalheim Gersheim Medelsheim EVS Kläranlage in Brenschelbach Pinningen Riesweiler Peppenkum Seyweiler Utweiler 192 Vgl.: EVS (2015): Betrieb der Abwasseranlagen unter Vgl.: Neumann, Jürgen, Saarbrücker Zeitung ( ). 200

201 Homburg Homburg Kirkel Limbach Mandelbachtal Erfweiler-Ehlingen Ommersheim St. Ingbert - Quelle: EVS Saar unter Wittersheim Ormesheim (Sickerwasser) Der demographische Wandel hat auch Auswirkungen auf die technischen Infrastrukturen der Wasserleitungen. Der Rückgang der Bevölkerung bedingt die Reduzierung der Nutzer. Die Abnahme der angeschlossenen Haushalte führt zukünftig dazu, dass die entsprechenden Infrastrukturen nicht mehr ausreichend ausgelastet sind. Daraus ergeben sich dann neue Herausforderungen an Wartung und Betrieb der Leitungen, beispielsweise im Kontext der Reinigung. Letztlich liegt die Konsequenz darin, dass die Kosten für den Ausbau, den Erhalt und die Sanierung der Anlagen von einer geringeren Nutzerzahl getragen werden müssen. Abfallwirtschaft Die Zuständigkeiten bei der Entsorgung und Sammlung von Abfällen obliegen im Saarland den Städten und Gemeinden, die sich zu dem Entsorgungsverband Saar zusammengeschlossen haben. Abfallwirtschaftliche Grundsätze und Ziele des Saarlandes Übergeordnetes Ziel der Abfallpolitik des Saarlandes ist die Weiterentwicklung der Abfallwirtschaft zu einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft zur Schonung der natürlichen Ressourcen sowie die Sicherung der umweltverträglichen und kosteneffizienten Beseitigung von Abfällen. Abfälle sind in erster Linie zu vermeiden, insbesondere durch Verminderung ihrer Menge und Schädlichkeit, und in zweiter Linie stofflich zu verwerten oder zur Gewinnung von Energie zu nutzen (energetische Verwertung). Abfälle, die nicht verwertet werden, sind umweltverträglich zu beseitigen. 194 Besonderheit St. Ingbert: Austritt aus EVS und Übernahme der örtlichen Abfallentsorgung durch Eigenbetrieb Die Stadt St. Ingbert ist zum aus dem Entsorgungsverband Saar (EVS) ausgetreten und übernimmt ab diesem Zeitpunkt die Abfallentsorgung im gesamten Stadtgebiet durch den neu gegründeten Eigenbetrieb, den Abfall-Bewirtschaftungs-Betrieb St. Ingbert ABBS, in Eigenregie. 195 Im Saarpfalz-Kreis sind folgende Entsorgungsanlagen zu finden: Tabelle 66: Entsorgungsanlagen Städte/Gemeinde Deponien EVS Wertstoffzentren EVS Bexbach - - Blieskastel - Wertstoff-Zentrum Blieskastel Gersheim - - Homburg - Wertstoffzentrum Homburg Kirkel - - Mandelbachtal Deponie Mandelbachtal- Wertstoff-Zentrum Ormesheim (auf Ormesheim dem Deponiegelände) 194 Ministerium für Umwelt, Energie und Verkehr Saarland (2010): Abfallwirtschaftsplan Saarland, Teilplan Siedlungsabfälle (2010), S Stadt St. Ingbert (2016): Hinweis zur Abfallentsorgung in St. Ingbert unter buergerservice-und-info/abfallentsorgung.html. 201

202 St. Ingbert - Wertstoff-Zentrum St. Ingbert Quelle: EVS Saar unter Energieerzeugung Die Energie im Saarpfalz-Kreis wird über einen breiten Mix aus fossilen und erneuerbaren Energieträgern bereitgestellt. Die klassischen Schwerpunkte im Themenkomplex Energie sind die generelle Energieeinsparung, die Optimierung der Energieeffizienz und die Erhöhung des Anteils der erneuerbaren Energien. Der geschätzte Gesamtstromverbrauch im Jahr 2015 laut energymap.info bei MWh/Jahr. Tabelle 67: Kraftwerke im Saarpfalz-Kreis Heizkraftwerk Bexbach Betreiber: Evonik Baujahr: 1983 Energieträger: Kohle Heizkraftwerk Homburg Betreiber: Heizkraftwerk Homburg Baujahr: 1989 Energieträger: Erdgas Quelle: Ministerium für Umwelt, Energie und Verkehr (2016): Masterplan für eine nachhaltige Energieversorgung im Saarland,, S.26. unter Energie_Langfassung_ Internet-PDF.pdf. Das Steinkohlekraftwerk Bexbach gehört zu den beiden größten im Saarland und produziert vor allem für den Stromexport. Es liefert aufgrund von Lieferverträgen mit EnBW hauptsächlich Strom nach Baden-Württemberg. Das Kraftwerk in Homburg wird mit Erdgas betrieben. Es dient in erster Linie der Wärmeversorgung der Universitätsklinik und der Stadt Homburg. 196 Tabelle 68: Netzbetreiber nach Gemeinden Städte/Gemeinde Betreiber Bexbach Stadtwerke Bexbach GmbH Blieskastel Stadtwerke Bliestal GmbH Pfalzwerke Netzgesellschaft mbh Gersheim Pfalzwerke Netzgesellschaft mbh Homburg Stadtwerke Homburg GmbH Kirkel Gemeindewerke Kirkel GmbH Mandelbachtal Pfalzwerke Netzgesellschaft mbh energis-netzgesellschafft mbh St. Ingbert Stadtwerke St. Ingbert GmbH Quelle: vewsaar (2015): Gebiete der Netzbetreiber Strom im Saarland (Stand 2012) unter fileadmin/dokumente/installateure/pdf/karte_stromnetzbetreiber_sl.pdf. 196 Vgl.: Ministerium für Umwelt, Energie und Verkehr (2015): Masterplan für eine nachhaltige Energieversorgung im Saarland, S. 27. unter Energie_Langfassung_ Internet-PDF.pdf. 202

203 Erneuerbare Energien Im Saarpfalz-Kreis gibt es neben einer Vielzahl von privaten Initiativen auch öffentliche Stellen, die die Nutzung erneuerbarer Energien unterstützen. Der Saarpfalz-Kreis setzt sich für die Sicherstellung einer umwelt- und ressourcenschonenden und zugleich wirtschaftlichen Energieversorgung ein. Die erneuerbaren Energien von Sonne, Wind, Wasser und Biomasse sollen in Zukunft einen wesentlichen Beitrag zur Deckung des Energiebedarfs leisten, die sie in ihrer CO 2 -Bilanz wesentlich umwelt- und klimafreundlicher sind. Tabelle 69: Anteil erneuerbarer Energien am Gesamtverbrauch Gebietskulisse Anteil erneuerbarer Energie in % Bexbach 7% Blieskastel 7% Gersheim 11% Homburg 16% Kirkel 6% Mandelbachtal 10% St. Ingbert 4% Saarpfalz-Kreis 9% Saarland 17% Bundesrepublik 26% Quelle: Windenergie ( Mwh/Jahr in 2015) Mit der ersten Änderung des Landesentwicklungsplans, Teilabschnitt Umwelt (LEP Umwelt), wurde im Oktober 2011 die Ausschlusswirkung der im LEP Umwelt festgelegten Vorranggebiete für Windenergie aufgehoben. Den Kommunen wurde es damit ermöglicht, auf ihrem Gebiet den Ausbau der Windenergie in eigener Verantwortung, unter Beachtung der rechtlichen Rahmenbedingungen, zu steuern. Der überwiegende Teil der saarländischen Städte und Gemeinden hat hierzu ihre Flächennutzungspläne entsprechend geändert oder befindet sich noch im Planungsprozess. 197 Der Landkreis wird hier als ein Träger öffentlicher Belange beteiligt. Der Bau von Windkraftanlagen wird meistens sehr stark diskutiert, da viele unterschiedliche Interessen aufeinandertreffen. Zurzeit wird südwestlich des Homburger Stadtteils Kirrberg ein Windpark bestehend aus vier Anlagen gebaut, die zusammen eine Leistung von 9,6 Megawatt erzeugen können. Damit kann der Strombedarf von 7500 Haushalten gedeckt werden. Ein Windpark entsteht ebenfalls zwischen Webenheim und Wattweiler auf dem Renkersberg. Drei Anlagen liefern insgesamt 6,15 Megawatt. Solarenergie ( MWh/Jahr in 2015) Die Sonnenergie lässt sich vielfältig nutzen. Solarzellen in Photovoltaikanlagen, solarthermische Kraftwerke und Sonnenkollektoren nutzen die Sonnenstrahlung und wandeln die Strahlungsenergie in Strom oder Wärme um. Im Saarland herrschen gute Strahlungsbedingungen für solarthermische und fotovoltaische Anlagen. Die Energie kann grundsätzlich über Dächer und Freiflächen gewonnen werden. Für den Saarpfalz-Kreis existiert kein umfassendes Solardachkataster. 197 Vgl.: Saarland.de (2015): Windkraft im Saarland unter 203

204 Eine Solarpotenzialanalyse aus dem Jahr 2011 bescheinigt dem Saarpfalz-Kreis ein Potenzial von 960 GWh/a. Im Vergleich dazu liegt der Bedarf der privaten Haushalte bei 249,7 GWh/a. Die Deckung des Strombedarfs im privaten Bereich konnte also alleine durch den Ausbau der Solarenergie erreicht werden. Die Flächen hierfür sind vor allem an Randstreifen von Schienenwegen und Autobahnen sowie Acker-, Dach- und Grünflächen zu finden. 198 Biomasse (3.697 MWh/Jahr in 2015) Strom, Wärme und Kraftstoffe können auch aus Bioenergie gewonnen werden. Dafür werden Energiepflanzen wie Raps, Getreide, Zuckerrüben oder Mais angebaut. Aber auch Reststoffe wie Gülle, Stroh und Restholz, Bioabfälle und Klärschlamm kommen zum Einsatz. In den ländlichen Regionen des Saarpfalz-Kreises ist das Thema Biomassenutzung zur Energiegewinnung allgegenwärtig. Land- und Forstwirtschaft prägen das tägliche Leben und somit auch die Landschaft. Viele biogene Abfall- und Reststoffe, die dort anfallen, können zur Energiegewinnung genutzt werden. Zusätzlich können auch Energiepflanzen auf Teilen der Flächen angebaut werden. Neben der Landwirtschaft spielt auch der Wald in der Bereitstellung von Energieholz eine große Rolle. Große Teile dieser Holzmenge werden schon in Form von Scheitholz und Hackschnitzeln in Einzelraumfeuerungen bzw. Zentralheizungen in der Region verwendet. Bezüglich der Biomasse liegen erhebliche Entwicklungschancen im Biosphärenreservat Bliesgau. Wasserkraft MWh/Jahr in 2015 Das größte Potenzial für die Energiegewinnung aus Wasserkraft hat im Saarland die Saar. Für den Saarpfalz-Kreis ist vor allem die Blies für potenzielle Standorte kleinerer Anlagen interessant. Generell gilt, dass auf Grund von strengen Genehmigungsauflagen ein weiterer Ausbau nur dort erfolgen kann, wo noch ein Aufstau und ein altes Wasserrecht vorhanden sind. 199 An der Blies wurden einige Mühlen zur Wasserkraftgewinnung ausgebaut. Der Ausbau von Anlagen zur Gewinnung von erneuerbarer Energie hat nicht nur positive Effekte auf die Natur, sondern leistet auch wesentliche Beiträge zur Verbesserung der regionalen Wertschöpfung: Investitionen in Neuanlagen, Sanierungen und Aufwendungen für Betrieb, Wartung und Service der (Bestands-)Anlagen sowie Aktivitäten im Bereich der Gebäudesanierung schaffen bzw. erhalten regionale Arbeitsplätze. Einsparung von Importen: Es werden weniger Güter (z.b. Heizöl) in eine Kommune eingeführt. Zum einen werden durch Einsparmaßnahmen weniger Energieträger benötigt, zum anderen können Energieträger in der Kommune hergestellt werden und bisher von außen bezogene Güter ersetzen. Dadurch verringern sich die von außen bezogenen Güter insgesamt und die Finanzflüsse verbleiben in der Region. Eigenproduktion: Es werden Leistungen in der Kommune selbst generiert, wie z.b. Strom aus Windkraft oder Biogas, Handwerksleistungen im Bereich der Gebäudesanierung, etc. welche die regionale Produktivität erhöhen Vgl.: Prof. Dr. Klärle, Solarpotenzialanalyse für das Saarland (Kurzfassung), 2011 unter dokumente/thema_energie/endbericht_solar_kurz_mitanlagen.pdf. 199 Vgl.: Ökostrom Saar (2016): unter Vgl.: Masterplan 100% Klimaschutz (2014), S

205 Projekte im Kreisgebiet Beim Saarpfalz-Kreis angesiedelte Energiesparberatung der Verbraucherzentrale in Homburg Seit Sommer 2011 stellt die Kreisverwaltung einen Raum für wöchentliche Energiesparberatungen zur Verfügung. Die Energieberatung ist ein wichtiges Instrument, um Energiesparpotenziale im privaten Bereich herauszuarbeiten und durch qualifizierte und unabhängige Beratung Informationsdefizite abzubauen. Schwerpunktthemen der Beratung sind neben Wärmedämmung im Rahmen von Altbausanierungen und Neuplanungen auch Hintergrundinformationen zu Versorgungstechniken und regenerativen Energien. Masterplan 100% Klimaschutz Integriertes Klimaschutzkonzept mit Null-Emissions-Strategie für das Biosphärenreservat Bliesgau In der Studie wird auf eine klimafreundliche Energieversorgung und eine Reduktion der Treibhausgase im Biosphärenreservat Bliesgau gesetzt. Erneuerbare Energiequellen, wie die Nutzung von Solar-, Wind- oder Wasserkraft, werden auf regionaler Ebene thematisiert. Daneben wird auch die Erhöhung der Energieeffizienz durch die Nutzung von Biomasse oder die Sanierung von alten Gebäudestrukturen aufgegriffen. Bei der Erreichung der Ziele bis 2050 kommt den Kommunen, dem Biosphärenzweckverbands und dem Saarpfalz-Kreis eine besondere Vorreiter- und Multiplikatorenrolle zu. Zusammen mit regionalen Akteuren, dem Klimaschutzmanager und dem Klimaschutzrat wurden sechs Handlungsfelder mit den entsprechenden thematischen Schwerpunkten definiert: Tabelle 70: Handlungsfelder und thematischen Schwerpunkten Handlungsfeld Schwerpunkte (Auswahl) Energieeinsparung und Energieeffizienz Interkommunales Energiecontrolling Informations- und Beratungsangebote Gezielte Sanierungsmaßnahmen in privaten Immobilien, Gebäuden von Industrie und Gewerbe sowie Einrichtungen der öffentlichen Hand Gestaltung der Energieversorgunmassenutzung, Geothermie) Ausbau der erneuerbaren Energie (Windkraft, Sonne, Wasserkraft, Bio- Abwärmepotenziale nutzen Verbindung von Natur- und Nachhaltige Berücksichtigung von Schutzflächen Klimaschutz Anbau von Energiepflanzen Einsatz ökologischer Baustoffe aus nachwachsenden Rohstoffen Stadt- und Raumentwicklung Angepasstes Siedlungsmanagement Innenentwicklung vor Außenentwicklung Gebäudepooling Einführung energetischer Mindeststandards Interkommunale Flächennutzungsplanung Nachhaltige Mobilität Ausbau der hochwertigen Infrastruktur für Fußgänger und Radfahrer im Zusammenhang mit dem Aufbau von multifunktionalen Treffpunkten Zukunftsorientiertes Mobilitätsverhalten Vermeidung und Verminderung von Autoverkehrsfahrten Stärkung der Nahversorgung und Nahmobilität Förderung der PKW-Mitnahme Kommunales und Betriebliches Mobilitätsmanagement Flexibilisierung und Individualisierung des ÖPNV Nutzung alternativer Mobilitätschancen Governance Implementierung langfristiger und tragfähiger Managementstrukturen 205

206 Kontinuierlicher Monitoringprozess Institutionalisierung des Klimaschutzmanagers und Klimaschutzrats Umfangreiche Kommunikations- und Öffentlichkeitsarbeit Quelle: Integriertes Klimaschutzkonzept mit Null-Emissions-Strategie für das BR Bliesgau (2014), Eigene Darstellung. Klimaschutzmanager Grundsätzliche Aufgabe des Klimaschutzmanagers ist die Umsetzung des Masterplans 100% Klimaschutz durch entsprechende Klimaschutzprojekte. Er fungiert hier als zentraler Ansprechpartner. Die Aufgabengebiete können weitestgehend aus den Bausteinen des Masterplans abgeleitet werden. Wesentlicher Schwerpunkt sind hierbei die Sensibilisierung der unterschiedlichen Zielgruppen und das Controlling, Monitoring sowie das Vernetzen der unterschiedlichen Aktivitäten Auswahl weiterer Projekte im Kreisgebiet Das Kulturlandschaftszentrum Haus Lochfeld in Wittersheim Mandelbachtal, wo ein Blockheizkraftwerk in Kombination mit einer Fotovoltaik-Anlage errichtet wurde. Die Energie-Initiative Solarstadt St. Ingbert setzt sich für den Einsatz erneuerbarer Energie in der Region, besonders in St. Ingbert ein. Hier wurden auf verschiedenen Grundschulen sowie Industriegebäuden Fotovoltaikanlagen installiert. Auch die Stadt Homburg verfügt über ein hohes Potenzial zur Nutzung erneuerbarer Energien. Als Industriestandort werden in Homburg etwa 80 % der in der Stadt benötigten Elektrizität und die Hälfte der Wärmeenergie an die Betriebe geliefert. Die Stadt ist daher bemüht, einen Schwerpunkt nachhaltiger Entwicklung auf die Energieerzeugung zu legen. Tätigkeit der Kreisverwaltung in diesem Bereich Betrieb der Bauschuttdeponie und Kompostanlage Hölschberg Der Kreis betreibt die Deponie im Rahmen seiner freiwilligen Leistungen zentral für die Kommunen im Kreis. Circa ein Drittel des angelieferten Bauschutts wird zu Recycling-Schotter aufgearbeitet, der käuflich erworben und bei Zulassung wieder als Unterbau eingebaut werden kann. Neben der Deponierung von Bauschutt und Erdmassen, können auch zentral Grünschnitt und Strauchabfälle entsorgt werden. Die Strauchabfälle werden zu einem hochwertigen Holzkompost verarbeitet. Energiemanagement und Klimaschutzkonzept Der Saarpfalz-Kreis führt seit 1995 ein kontinuierliches Energiemanagement durch. Es werden monatlich alle Verbrauchsdaten von Strom, Wärme, Wasser der kreiseigenen Gebäude zusammen mit den Kosten erfasst und ausgewertet. Dies ermöglicht zum einen, bei auffälliger Verbrauchsänderung sofort zu reagieren, zum anderen stellt dies eine wichtige Planungsgrundlage für künftige Maßnahmen dar. Allerdings fehlt es aktuell an personellen Ressourcen, um diese Datenmengen auszuwerten. Grundsätzlich könnte das Energiemanagement mittlerweile auch modernisiert und automatisiert werden. Weiterhin sollen alle Gebäude an eine Gebäudeleittechnik (GLT) angeschlossen werden, damit die Energieverbräuche optimiert werden können. Diese GLT Anlagen sind bereits an mehreren Gebäuden vorhanden und werden weiterhin fortgeschrieben. Der Saarpfalz-Kreis beabsichtigt alle Energieanlagen für Gebäude nach und nach zu optimieren. Aufgrund des Klimaschutzkonzeptes, das im Jahr 2010 begonnen und im Frühjahr 2011 abgeschlossen wurde, sind für alle Gebäude energetische Maßnahmen erarbeitet worden, die mittel- bis langfristig erledigt werden sollen. 206

207 Bei kommenden Umbau- und Sanierungsmaßnahmen werden diese Feststellungen des Klimaschutzkonzeptes eingearbeitet, sodass diese Gebäude dann immer auf dem neuesten Stand der Technik sind. In Zukunft sollen zusätzliche Maßnahmen geprüft werden, um Energieerzeugungsanlagen mit erneuerbaren Rohstoffen (z.b. Holzhackschnitzel) zu integrieren. Mittlerweile betreibt der Saarpfalz-Kreis auch mehrere thermische und stromerzeugende Solaranlagen, die ebenfalls kostenmindernd in die Gesamtbilanz eingehen. LED-Umrüstung Der Saarpfalz-Kreis setzt bei der Modernisierung der Innen- und Hallenbeleuchtung zunehmend auf LED-Technik. Der Wechsel bringt Vorteile mit sich, wie die Reduzierung des Energieverbrauchs und Minderung des CO2-Ausstoßes. LED-Lampen haben ebenfalls eine höhere Lebensdauer und sind weniger wartungsintensiv, wodurch die sich die Anschaffungskosten zügig refinanzieren. Zusätzlich werden auch die Straßenlampen in einigen Kommunen auf LED umgerüstet SWOT-Analyse Stärken Energie: Vorliegen des Masterplans 100% Klimaschutz Zahlreiche Modellvorhaben und Machbarkeitsstudien zum Thema erneuerbare Energien Viele private und öffentliche Initiativen, die sich die Nutzung erneuerbarer Energien zum Ziel gemacht haben Einrichtung eines Wärmekatasters für die Nutzung von Nahwärme durch die Kommunen Gute Strahlungsbedingungen als Potenzial für Nutzung von Solarenergie moderne und leistungsfähige Entsorgungsanlagen Installation von Solarkollektoren und Fotovoltaikanlagen auf vielen Gebäuden Breite Nutzung von Energieträgern Chancen Energie: Potenziale im Bereich der erneuerbarer Energien nutzen Nutzung von Biomasse aus Landwirtschaft, Wald und kommunalen Park- und Grünanlagen 4 Kompostierungsanlagen mit Biomasse- Potenzialen zur Energiegewinnung Hohes Biomasse-Energiepotenzial im Bereich Gras Energieeinsparung und Erhöhung der Energieeffizienz Energetische Gebäudesanierung Ausbau der Informationsangebote im Themenbereich Ausbau der Windenergie, wenn verträglich Schwächen Einige Haushalte sind nicht an Kläranlagen angeschlossen, teilweise Einleitung ungeklärter Abwässer in den Vorfluter Mülldeponien zum Teil in der Nähe von bestehenden und geplanten Wasserschutzgebieten Energie: Hoher Wärmeverbrauch und Strombedarf durch private Haushalte in Verbindung mit veralteten Gebäudestrukturen Risiken Die Kosten der Abfallbeseitigung steigen für den Einzelnen bei Abnahme der Gesamtbevölkerung Energie: Installation von Windkraftanlagen birgt durch Naturschutzrichtlinien sowie aus wirtschaftlichen und sozialen Gründen ein erhöhtes Konfliktpotenzial Ausbau der Windenergie, wenn unverträglich 207

208 4.15 Virtuelle Anbindung und mobile Netzabdeckung Ein leistungsfähiger und stabiler Internetzugang und ein möglichst lückenloses Mobilfunknetz sind heutzutage für einen Großteil der Bevölkerung und Unternehmen ein unabdingbarer Teil der Grundversorgung. Die Verfügbarkeit entsprechender Anschlussmöglichkeiten ist ein wichtiger Standortfaktor. Breitband-Internet erschließt neue Märkte und Angebote. Es sorgt für wirtschaftliches Wachstum sowie neue Arbeitsplätze. 201 Dabei sind neben der Bereitstellung der Zugänge am Wohn- und Arbeitsort vor allem auch die mobilen Zugangsmöglichkeiten via Smartphone und Tablet von großer Bedeutung. Für Unternehmen bedeutet ein schnelles Internet ein zusätzlicher Wettbewerbsvorteil und ermöglicht beispielsweise die Verwendung komplexer digitaler Anwendungen und das Versenden von großen Dateien. Im privaten Bereich erleichtert der Internetzugang viele Lebens- und Arbeitsfelder, wie zum Beispiel Onlinebanking und e-commerce, aber auch den zunehmenden Trend von Heimarbeit und Home-Office- Ansätzen. Beschreibung des Ist-Zustandes und aktuelle Entwicklungen Der Saarpfalz-Kreis braucht neben guten Verkehrswegen auch eine leistungsstarke Anbindung an die digitale Infrastruktur. Digitale Netze bieten innovative Lösungen für die allgemeine Daseinsvorsorge und sind ein wesentlicher Faktor für Fortschritt und Entwicklung in den Bereichen Wirtschaft, Mobilität, Gesundheits- und Energieversorgung, Sicherheit und Bildungswesen. 202 Im Zusammenhang mit den immer bedeutender werdenden mobilen Diensten, wird auch der Mobilfunk für die Internetnutzung immer wichtiger. Unter Breitband wird grundsätzlich ein Internetzugang mit einer hohen Datenübertragungsrate verstanden. Die Internationale Fernmeldeunion definiert ein System als breitbandig, wenn die Datenübertragungsrate über 2Mbit/s liegt. 203 Der Bedarf an Bandbreite wird in Zukunft noch stärker wachsen, sodass 2Mbit/s nicht mehr für alle Dienste ausreichen werden. Während der Bedarf nach Hochgeschwindigkeitszugängen in den Ballungsräumen meist durch den Markt befriedigt werden kann, erfolgt in vielen dünn besiedelten Regionen aus wirtschaftlichen Gründen oftmals kein rein marktgetriebener Ausbau der verfügbaren Bandbreite. 204 Tabelle 71: Drahtlose Versorgung im Saarpfalz-Kreis Stadt/ Drahtlos Versorgung in % der Haushalte je Mbit/s Gemeinde 1 Mbit/s 2 Mbit/s 6 Mbit/s 16 Mbit/s 30 Mbit/s 50 Mbit/s Bexbach > % > % > 10-50% > 0-10% > 0-10% > 0-10% Blieskastel > % > % > 50-75% > 10-50% > 0-10% > 0-10% Gersheim > % > % > 50-75% > 10-50% > 0-10% > 0-10% Homburg > % > % > 75-95% > 10-50% > 0-10% > 0-10% Kirkel > % > % > 75-95% > 0-10% > 0-10% > 0-10% Mandelbachtal > % > % > 50-75% > 0-10% > 0-10% > 0-10% St. Ingbert > % > % > % > 10-50% > 0-10% > 0-10% 201 Vgl.: Kreise.de (2015): Breitband Vgl.: Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (2015): Digitale Infrastrukturhttp:// 203 Vgl.: Breitband Definition unter Vgl.: Breitband Saarland unter 208

209 Tabelle 72: Leitungsgebundene Versorgung im Saarpfalz-Kreis Stadt/ Gemeinde Leitungsgebundene Versorgung in % der Haushalte je Mbit/s 1 Mbit/s 2 Mbit/s 6 Mbit/s 16 Mbit/s 30 Mbit/s 50 Mbit/s Bexbach > % > % > % > % > % > % Blieskastel > % > % > % > % > % > 10-50% Gersheim > 50-75% > 50-75% > 10-50% > 10-50% > 0-10% > 0-10% Homburg > % > % > % > % > % > % Kirkel > % > % > % > 50-75% > 10-50% > 10-50% Mandelbachtal > % > % > % > % > % > 10-50% St. Ingbert > % > % > % > % > % > % Quelle: Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (2015), Kartendownload des Breitbandatlas (Stand 2014) unter: Die Tabellen 71 und 72 verdeutlichen, dass die Haushalte im Saarpfalz-Kreis große Unterschiede hinsichtlich der Datenübertragungsraten aufweisen. Große Diskrepanzen existieren auch zwischen der leitungsgebundenen und drahtlosen Versorgung. Vor allem Gersheim weist hier noch Defizite auf. Für den Saarpfalz-Kreis wird es in Zukunft vor allem darum gehen, den stetig wachsenden Anforderungen an die Bandbreiten gerecht zu werden und den Ausbau entsprechender Infrastrukturen voranzutreiben und die Anbindungen zu sichern. Es ist absehbar, dass innovative Internetdienste stetig steigende Übertragungsraten erfordern werden. Die nachstehende Abbildung verdeutlicht beispielhaft, welche Art von Dienst eine schnelle Internetverbindung benötigt. Abbildung 7: Anwendungspotenziale der Breitbandübertragung Quelle: Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur: /DE/Breitbandstrategie/Anwendungspotenziale/anwendungspotenziale_node. Insbesondere die ländlichen Gemeinden des Saarpfalz-Kreises können von den Möglichkeiten breitbandiger Internetzugänge profitieren. 209

210 Rolle der Landkreise bei der Breitbandversorgung Landkreise können zusammen mit den Gemeinden aktiv werden, wenn der Wettbewerb von alleine nicht in ausreichendem Umfang zu einer Schließung der Lücken im Breitbandnetz führt. Ein gemeinsames Vorgehen kann die Position der Kommunen gegenüber den Unternehmen verbessern. Laut Deutschem Landkreistag gehört es zu den Aufgaben der Landkreise, dafür zu sorgen, dass alle Bürger im Kreisgebiet gleichmäßig und gleichberechtigt an den Entwicklungen und Angeboten der Gesellschaft partizipieren können. In diesem Kontext können die Landkreise die Gemeinden beratenen und informieren und gegebenenfalls auch koordinieren. Zusätzlich haben die Landkreise die Möglichkeiten, eigene Bedarfsermittlungen durchzuführen, die Suche nach Anbietern voranzubringen und Fördermittel zu akquirieren. Letztlich können Landkreise sogar selbst kommunale Kommunikationsnetze errichten oder eigene Telekommunikationsunternehmen gründen. 205 Unterstützung des Bundes und des Saarlandes Das Projekt NGA-Netzausbau Saar, in Trägerschaft des kommunalen Zweckverbandes ego- Saar, konnte sich im bundesweiten Förderwettbewerb für den flächendeckenden Breitbandausbau mit 50 Mbit/s (Next Generation Access) durchsetzen. An den Projektkosten von insgesamt rund 13 Mio. Euro wird sich das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur mit einer Förderung von bis zu 7,8 Mio. Euro (60% des Gesamtmittelbedarfs) beteiligen. Die Staatskanzlei wird die Förderung des BMVI aus eigenen Mitteln um weitere 30% des Zuschussbedarfes (rund 3,9 Mio. Euro) aufstocken. Die übrigen 10% des Zuschussbedarfs (rund 1,3 Mio. Euro) verbleiben als kommunaler Eigenanteil. Bundesweit gibt es kein vergleichbares Projekt, das sich den Ausbau eines gesamten Bundeslandes zum Ziel gesetzt hat. Neben dem Breitbandausbau ist auch der Aufbau des gemeinsamen Verwaltungsnetzes Saarland Netz 2017 die Voraussetzung dafür, die Digitalisierung weiter voranzutreiben. Durch dieses Verwaltungsnetz soll die Zusammenarbeit innerhalb der Kommunen und zwischen Land und Kommunen erleichtert werden. 206 Vor diesem Hintergrund bedeutet der Zuwendungsbescheid aus Berlin auch neue Impulse für den Ausbau im Saarpfalz-Kreis und eine bessere Anbindung der bisher weniger gut angebundenen Südgemeinden. Ausbautätigkeiten in Gersheim Die Gemeinde Gersheim hat einen Kooperationsvertrag zum Breitbandausbau mit einem saarländischen Unternehmen geschlossen. Dieses verpflichtete sich, weitere Ortsteile der Gemeinde Gersheim mit schnellem Internet zu versorgen und hat zugesagt, den Ausbau in Bliesdalheim, Herbitzheim, Niedergailbach, Reinheim, Rubenheim und Walsheim durchzuführen. 205 Vgl.: Deutscher Landkreistag (2010): Positionspapier Breitbandversorgung, unter Vgl.: Saarland.de (2016): Pressemitteilung Breitbandversorgung - Weg frei für flächendeckenden Ausbau im Saarland unter 210

211 Die neue Glasfasertrasse führt aus Richtung Wittersheim kommend über Rubenheim, Herbitzheim, Bliesdalheim, Walsheim, Gersheim, Reinheim bis nach Niedergailbach und von dort weiter bis zu einem Übergabepunkt an der Bundesgrenze/ Obergailbach. Dort wird dann eine Glasfaserlücke im französischen Netz geschlossen. Auch den Dörfern der Parr steht eine weitere Entwicklungsstufe bei der Versorgung mit schnellem Internet bevor, die im ersten Schritt vor allem für Peppenkum und Utweiler Verbesserung bringt. Derzeit wird auch das Funknetz ausgebaut. So werden künftig die Kunden keinen eigenen Empfänger im Haus benötigen, sondern sich bequem über die vorhandene Telefondose ans schnelle Netz anschließen können. 207 Öffentliche WLAN-Zugänge In Teilen der Homburger Innenstadt hat die Stadtverwaltung Homburg im Mai ein kostenfreies und offenes WLAN-Netzwerk installiert. Im unmittelbaren Bereich des Marktplatzes kann nun im Internet gesurft werden. In Bexbach hat eine Initiative der Jungen Union Anfang Oktober 2015 im Ortsrat von Bexbach-Mitte zu einem Antrag der CDU-Fraktion geführt, wonach die Verwaltung beauftragt wurde, ein Konzept für die Einführung eines Hotspots für den gesamten Innenstadtbereich zu erstellen. Auch St. Ingbert hat ein Projekt für städtisches WLAN in Vorbereitung. 208 Nachdem der Bundestag im Juni 2016 die Abschaffung der Störerhaftung beschlossen hat, will auch Blieskastel seine Innenstadt attraktiver machen und die gut frequentierten Bereiche der Altstadt mit WLAN abdecken. 209 Ausstattung mit Computer, Internet und Mobiltelefonen (Ergebnisse Befragung Sozialbericht) Die Mehrheit von 86 % der Befragten besitzt einen Computer mit Internetzugang. Die Differenzierung nach Altersgruppen zeigt, dass die entsprechenden Anteile bei den meisten Altersgruppen bei über 90 % bis zu knapp 100 % liegen. Erst in der Altersgruppe der 65- bis 74-Jährigen nimmt der Anteil ab und liegt bei 67 %. Bei den noch älteren Befragten ändert sich die Verteilung, hier besitzt die Mehrheit keinen Computer mit Internetzugang. Etwa 68 % derjenigen, die einen Computer mit Internet-Zugang haben, gaben an, dass der Internet-Zugang über Breitbandanschluss erfolgt. In etwa 16 % der Fälle ist dies nicht der Fall. Ebenso viele Befragte konnten diesbezüglich keine Angabe machen. Der Anteil derjenigen, die Internet über Breitbandanschluss nutzen, ist in den Städten Bexbach (78 %), St. Ingbert (73 %) und Homburg (70 %) am höchsten. In Gersheim ist er mit 51 % am geringsten. 207 Gemeinde Gersheim (2015): unter Vgl.: Saarbrücker Zeitung: Saarlands Städte bauen kostenlose WLAN-Netze auf, unter Service-Provider-Internetzugriff-und-Internetverbindung-Kostenfreiheit-Mobiles-Internet-Rathaeuser- Oeffentlichkeit;art446398, Vgl.: Saarbrücker Zeitung: Öffentliches WLAN soll Blieskastels Innenstadt attraktiver machen, unter Netz;art446876,

212 Tätigkeiten der Kreisverwaltung in diesem Bereich Fachbereich IT Ohne elektronische Datenverarbeitung und den Einsatz neuer Medien wie Internet, Intranet und ist ein modernes Dienstleistungsunternehmen nicht mehr denkbar. Diese "Werkzeuge" bedürfen jedoch einer ständigen Wartung und Betreuung. Hier findet der Fachbereich IT seinen Aufgabenbereich. Die Durchführung von Anwenderschulungen, Auswahl, Beschaffung, Reparatur und Pflege von Software- und Hardwarekomponenten sind nur wenige Beispiele aus diesem umfangreichen Tätigkeitsgebiet. Die zügigen Veränderungen im technologischen Bereich bedingen auch die tägliche Arbeit in der Kreisverwaltung und erfordern ganzheitliche Überlegungen im Rahmen der Verwaltungsmodernisierung, Arbeitszufriedenheit, Kundenfreundlichkeit und Transparenz. Die Kreisverwaltung hat im Kontext einer Neuorganisation der IT-Abteilungen mehrere Maßnahmen erarbeitet, um diesen Zielen näher zu kommen: Zusammenlegung der IT-Abteilungen Kreisverwaltung und Jobcenter Einrichtung eines zentralen Help-Desk, über den effektiv Störfälle angenommen und gelöst werden können Fachpersonal der Kreisverwaltung als Unterstützung der Gemeinden (interkommunale Kooperation) Mobile Einsatztruppe: Vorhalten von Personal, um Störfälle im Kreiskrankenhaus zügig zu bearbeiten. Pilotprojekt Telearbeit Mobile Arbeitsplätze, vor allem im Bereich Jobcenter Neuauflage des Internetauftritts mit u.a. einem elektronischen Formularservice Fokussierung auf das Thema Sicherheit und Datenschutz, gerade auch bei den mobilen Diensten Entwicklung eines Back-Up-Konzepts zur Datensicherung Zertifizierung der IT durch externe Gutachter, wie beispielsweise TÜV Seitens der Kreisverwaltung ist man sich bewusst, dass die Bereiche Breitband und IT- Ausstattung Zukunftsthemen sind und als wichtiger Standortfaktor angesehen werden müssen. Der Kreis kann vor allem im Bereich der vermittelnden und motivierenden Arbeit aktiv werden. SWOT-Analyse Stärken Einige Teile der Region bereits heute an schnelles Internet angebunden Fördermittel des Bundes für flächendeckenden Breitbandausbau Aktuell viele Ausbautätigkeiten im Kreisgebiet Viele Städte und Gemeinden bringen den Ausbau von öffentlichen WLAN Zugängen Chancen Weiterer Ausbau der WLAN-Versorgung durch die öffentliche Hand Übernahme des Breitbandausbaus durch Kreis Ausbau der Bandbreite als Standortfaktor für Unternehmen Ausbauförderung des Bundes im Rahmen des Projekts NGA-Netzausbau Saar Schwächen Breitbandanbindung nicht überall auf dem gleichen Niveau, vor allem südliche Gemeinden sind schwächer ausgestattet. Risiken Eine schnelle Internetverbindung wird zukünftig für den Großteil der Anwendungen nötig sein Vor allem kleinere Ortsteile können kaum kostendeckend an Technologien wie Glasfaseranbindung angeschlossen werden unzureichende Breitbandanbindungen können Ansiedlung von Unternehmen und Privatpersonen verhindern 212

213 IT-Abteilung der Kreisverwaltung als starker Partner für die Kommunen, Bündelung von Strukturen und Dienstleistungen 4.16 Exkurs: Regionale Identität, Heimat und Wir-Gefühl Regionale Identität umfasst vereinfacht ausgedrückt zwei grundlegende Aspekte: 1. Das Regionalbewusstsein im Sinn der Identität der in der Region lebenden Bevölkerung und 2. die Identität einer Region. Das Regionalbewusstsein lässt sich nochmals untergliedern in das regionale Zugehörigkeitsbewusstsein im Sinne einer regionsbezogenen Identität der Bevölkerung und das regionale Entwicklungsbewusstsein im Sinne einer regionalen Wirtschafs- und Arbeitsstruktur beziehungsweise Mentalität. Mit der Identität einer Region kann auf der einen Seite das Image der Region gemeint sein, auf der anderen Seite auch ihre wissenschaftliche Beschreibung nach empirischen, ökonomischen, ökologischen, sozialen Merkmalen. In Bezug auf das Image kann noch zwischen dem Außenimage und der Innenwahrnehmung unterschieden werden, wobei letzterer Aspekt mit dem Regionalbewusstsein verknüpft ist. 210 Die Konstruktion einer regionalen Identität fußt auf der Vorstellung einer gemeinsamen, zumeist auch politisch organisierten Solidargemeinschaft. Damit sich eine solche Gemeinschaft ihrer selbst bewusst werden und bleiben kann, muss Identitätsbildung betrieben werden, bei der ihren Angehörigen klar gemacht werden muss, dass sie Teile eines Kollektivs sind [ ]. Sollte eine politische Einheit fehlen, dann muss auf ethnische oder soziale Gemeinsamkeiten verwiesen werden. 211 Denn eine symbolische Gemeinschaft und die individuelle Überzeugung, etwas mit anderen Menschen gemeinsam zu haben, hat einen höheren Stellenwert, als kulturelle Gemeinsamkeiten. 212 In der Regionalentwicklung (und somit auch in der Kreisentwicklung) können die Phänomene der regionalen Identität benutzt werden, um eine gezielte Aktivierung, Verstärkung und Intensivierung der dahinter stehenden Identifikationsprozesse in Gang zu setzen, indem sie zum einen Beitrag zum Außen- und Innenmarketing leisten. 213 Zum anderen kann die Heimatorientierung genutzt werden, um regionale Wirtschaftskreisläufe in Gang zu setzen und bürgerschaftliches Engagement zu aktivieren. 214 Wer sich mit einem Raum persönlich identifiziert, wird eher daran interessiert sein, sich hier produktiv einzubringen Akademie für Raumforschung und Landesplanung (Hrsg.) Regionalmarketing in Handwörterbuch der Raumordnung, Hannover, S. 924ff. 211 Vgl.: Gostmann, P; Wagner, G (2007): Die Macht der Ehre - eine Theorie und Methode zur Messung von Nationalprestige, S. 69 zitiert in Kühne Olaf, Schönwald Antje (2015): Identität, Heimat sowie In- und Exklusion: Aspekte der sozialen Konstruktion von Eigenem und Fremden als Herausforderung des Migrationszeitalters, S Vgl.: Briesen, D. (1994): Historische Ausprägungen und historischer Wandel von regionaler Identität in ausgewählten Montanunionen Einleitung zu einem Abschlussbericht zitiert in Kühne Olaf, Spellerberg Annette (2010): Heimat in Zeiten erhöhter Flexibilitäsanforderungen: Empirische Studien im Saarland, S Prof. Dr. Weichart P. (2007): Denkanstöße Landschaftskultur-Kulturlandschaft Heft 6, S. 38ff. 214 Kühne O., Schönwald A. (2015): Identität, Heimat sowie In- und Exklusion: Aspekte der sozialen Konstruktion von Eigenem und Fremden als Herausforderung des Migrationszeitalters, S

214 Der Heimatbegriff Heimat wird als zeitgemäße, positive Erscheinung wahrgenommen, die auf ein hohes Maß an Lebensqualität verweist. 216 In der deutschen Sprache gibt es neben Heimat keinen zweiten Begriff, in dem die Raumgebundenheit von Menschen besser zum Ausdruck kommt. Früher wurde der bürgerliche Heimatbegriff oft mit landschaftlichen und naturbezogenen Merkmalen, wie weite Wiesen und Bächen in Verbindung gebracht. 217 Heimat drückt sich über ein komplexes Konstrukt unterschiedler Dimensionen aus, die in enger Beziehung zueinander stehen. Die nachfolgende Tabelle macht deutlich, welche Aspekte sich hinter den unterschiedlichen Dimensionen verbergen: Tabelle 73: Dimensionen von Heimat Räumliche Dimension Heimat hat physische, politische oder soziale Grenzen Oft an landschaftliche Besonderheiten gebunden Landschaften mit bestimmten Bodennutzungen Baustile und Gebäudeformen, Baumaterialien, die mit dem Landschaftsbild eine Einheit bilden Kulturelle Dimension gleiche Sprache, Mundart gleiche Sitten und Gebräuche, Normen und Wertvorstellungen Legenden, historische und literarische Figuren Denkmäler Materielle Kulturelemente mit Symbolcharakter Feste Historische oder zeitliche Dimension Damit ein Raum zur Heimat werden kann, bedarf es Zeit Erfahrungen der eigenen Lebensgeschichte Erfahrungen des Kollektivs Soziale Dimension Soziale Prozesse im Raum im Kontext von Kultur und Geschichte Gemeinsame Erfahrungen Zahl und Intensität der sozialen Kontakte (Verwandte, Freunde, Schulkameraden ) Psychische Dimension lokale Identifikation Seelische Verbundenheit Emotionale Sicherheit, Geborgenheit Wirtschaftliche Dimension Vorhandensein einer längerfristigen wirtschaftlichen Absicherung Arbeit und Verdienst Berufliche Wirkungs- und Aufstiegsmöglichkeiten Politische Dimension Eigenständige politische Repräsentanz von Heimat Regionalentwicklung von unten Koordination der Interessen zwischen den Regionen Quelle: Akademie für Raumforschung und Landesplanung (Hrsg.): Der Begriff Heimat in: Handwörterbuch der Raumordnung, Hannover, S. 447ff. Das Potenzial um den Heimatbegriff liegt darin, dass man Heimat auch aktiv entwickeln kann. 215 Vgl.: Pankoke E. (1993): Regionalkultur? Muster und Werte regionaler Identität im Ruhrgebiet, Informationen zur Raumentwicklung, Heft 11 zitiert in Kühne O., Spellerberg A. (2010): Heimat in Zeiten erhöhter Flexibilitäsanforderungen: Empirische Studien im Saarland, S Vgl.: Kühne O., Spellerberg A. (2010): Heimat in Zeiten erhöhter Flexibilitäsanforderungen: Empirische Studien im Saarland, S Vgl.: Der Begriff Heimat in: Akademie für Raumforschung und Landesplanung (Hrsg.): Handwörterbuch der Raumordnung, Hannover, S. 447ff. 214

215 Das Bedürfnis nach einer aktiven Gestaltung und einem selbstbestimmten Umgang mit der Umwelt, der ebenfalls Gestaltungsmöglichkeiten einschließt, wächst. 218 Diese Tendenz sollte auch im Saarpfalz-Kreis aufgegriffen und entsprechend eingesetzt werden. Entstehung regionaler Identitäten und heimatliche Orientierung im Saarland Das Saarland ist geprägt von einem häufigen Wechsel der nationalen Zugehörigkeit. Erfahrungen der militärischen Besatzung, wirtschaftlichen Ausbeutung und politischer Fremdbestimmung waren prägend für die Entwicklung einer regionalen Identität im Saarland. Es konnten vier kräftige Identitätsschübe, die aus den Bewohnern entlang von Saar und Blies, von Prims und Nied allererst Saarländer werden ließen identifiziert werden: Die Entwicklung der Region zu einem der führenden Industriereviere Europas, 2. Die Überwölbung einer fragmentierten Gesellschaft durch die nationale Frage, 3. Die Ausformung der Gesellschaft in zwei sozialmoralische Milieus gegenüber den Herrschenden, 4. Die Brückenfunktion zwischen Deutschland und Frankreich seit Kennzeichnend für die Einwohner des Saarlandes ist eine starke örtliche Verbundenheit, die sich auch in einer hohen Eigenheimquote von rund 65% und damit einer hohen Ausrichtung des Verkehrs auf das Auto widerspiegelt. Sie zeichnet sich durch eine starke Integrationsbereitschaft über Primärgruppen und soziales Milieu sowie ein starkes Vereinsleben aus. Starke soziale Netze im Saarland Im Saarland lebt fast jeder Dritter mit seinen Eltern und Kindern im selben Viertel bzw. selben Dorf. Verwandte wohnen häufiger in anderen saarländischen Gemeinden oder im übrigen Deutschland. Interessanterweise trifft dies auch auf Freunde zu. Das bedeutet, dass man im Saarland häufiger nahräumlich in unmittelbare Verwandtschaftsnetze eigebettet ist. Nur jeder Siebte verfügt über Sozialbeziehungen, deren Radius ausschließlich über das Saarland hinaus auf das übrige Deutschland oder das Ausland bezogen ist. Dies deutet auf eine hohe regionale Verankerung hin. Ein weiterer Aspekt sind die nachbarschaftlichen Strukturen. 76% behaupten, ihren Nachbarn sehr gut oder gut zu kennen. Nur 1,3% kennen ihre Nachbarn gar nicht oder weniger gut Ebenda. 219 Paul G. (1989): Von der Bastion im Westen zur Brücke der Verständigung. Politische Geschichte in: Landeszentrale für politische Bildung: Das Saarland. Politische, wirtschaftliche und Kulturelle Entwicklung S.23. zitiert in Kühne O., Spellerberg A. (2010): Heimat in Zeiten erhöhter Flexibilitäsanforderungen: Empirische Studien im Saarland, S Vgl.: Kühne O., Schönwald A. (2015): Identität, Heimat sowie In- und Exklusion: Aspekte der sozialen Konstruktion von Eigenem und Fremden als Herausforderung des Migrationszeitalters, S. 90ff. 215

216 Regionale Identität Saarpfälzer Die regionale Identität des Saarpfälzers existiert so nicht. Die vorangegangenen Ausführungen haben gezeigt, dass es durchaus ein saarländisches Image gibt, ansonsten aber eher dörfliche Identitäten existieren. Empirische Studien haben vielfach die besondere Relevanz kleinräumiger Orientierungen für die Bevölkerung aufgezeigt. Die Heimat im Saarland ist eng gefasst, zumeist dörflich und kleinstädtisch und unterteilt in viele kleine Teilregionen. 221 Diese Ergebnisse stützen die These, dass aus der Sicht des Einzelnen die lokale Maßstabsebene die primäre Referenzgröße ist und sich die Saarpfälzer auf Ortsebene engagieren ( s. Unser Dorf hat Zukunft ) und sich einbringen. Die starken Bindungen auf Ebene der Familie und dem generellen sozialen Gefüge sowie die starke örtliche Verbundenheit sind ideale Voraussetzungen, um eine von allen Akteuren getragene Kreisentwicklung im Saarpfalz-Kreis zu etablieren, die auf kleinräumiger Ebene der Dörfer und Quartiere eine breite, endogene Unterstützung der Einwohner/-innen erfahren kann (s. Philosophie der Entwicklungsstrategie). Das Ziel im Kontext einer integrierten Kreisentwicklung im Saarpfalz-Kreis kann es langfristig sein, die Verwaltungsregion Saarpfalz-Kreis als Wahrnehmungsregion auszugestalten, sodass man sich mit ihr identifizieren und als positiver Imageträger vermarkten kann. Image des Saarpfalz-Kreises Ein positives Image ist eine wesentliche Voraussetzung, um den Saarpfalz-Kreis als Standort vermarken zu können, da das lediglich Vorhalten eines guten Angebots im Wettbewerb längst nicht mehr genügt. Zentral ist die Tatsache, dass die Bewohner des Saarpfalz-Kreises den wesentlichen Pfeiler für den Imageaufbau darstellen. Das anzustrebende Image muss an ihren Eindrücken und Vorstellungen anknüpfen. Ein Imageaufbau, der losgelöst von den Bürgern entwickelt wird, läuft Gefahr, in Widerspruch zum Eigenbild der Saarpfälzer zu stehen. Eine durchgeführte Befragung der Wirtschaftsförderung im Jahr 2001 offenbarte ein recht deutliches Bild der Stärken des Saarpfalz-Kreises. Hiernach betrachten die Menschen übereinstimmend die schöne Landschaft, die Nähe zu Frankreich und daraus resultierend die hohe Lebensqualität als zentrale Stärken der Region. Diese Stärken müssen innerhalb einer Imagekampagne gestalterisch so umgesetzt werden, dass sie sich von anderen Regionen abhebt. Darüber hinaus darf das Image nicht im Widerspruch zum Fremdbild der Region stehen. 222 Ein erfolgreiches Image für den Saarpfalz-Kreis sollte vier Anforderungen erfüllen. Es soll derart gestaltet sein, dass es zum Eigenbild der Bewohner der Region passen, glaubhaft ist, vor dem Hintergrund des Fremdbildes, das Auswärtige mit der Region verbinden, die zentralen Stärken der Region herausstellt und 221 Klimmt R. (2004): Von den Saarländern und Saarländerinnen, ihrer Identität und ihrer Heimat zitiert in Kühne Olaf, Spellerberg Annette (2010): Heimat in Zeiten erhöhter Flexibilitäsanforderungen: Empirische Studien im Saarland, S Vgl.: Esch, Franz-Rudof et. al. (2003): Marketing für den Saarpfalz-Kreis: Das Image der Region im Eigen- und Fremdbild, S. 8f. in Verbindung mit Langer, Tobias (2001): Marketing für den Saarpfalz-Kreis - Was eine Region von starken Mar-ken lernen kann, Homburg, S

217 Sich positiv von anderen Regionen abhebt. Umfrage Sozialbericht Wie gerne wohnen Sie im Saarpfalz-Kreis? Die Wohnzufriedenheit der Saarpfälzer ist recht hoch. Ungefähr die Hälfte der Befragten wohnt sehr gerne im Kreis. Weitere 43% gaben an, dass sie hier gerne leben. Lediglich etwa 1% wohnt weniger gerne und 0,5% nicht gerne im Saarpfalz-Kreis. Differenziert nach Städten und Gemeinden wird deutlich, dass die Bürgerinnen und Bürger aus Blieskastel, Kirkel und Mandelbachtal häufiger als der Durschnitt angaben, dass sie sehr gerne im Kreis leben. Etwa 38% der Befragten leben seit ihrer Geburt in ihrem Wohnort. In Blieskastel und Mandelbachtal sind die Anteile derjenigen, die angaben, seit ihrer Geburt dort zu leben mit 48% besonders hoch. In Homburg ist dieser Anteil mit 29% am geringsten, was aufgrund der Tatsache, dass die Universitätsklinik und die vielen Firmen viele Personen von außen anziehen. 217

218 218

219 TEIL II Entwicklungsstrategie Kreisentwicklung als Gemeinschaftsaufgabe 219

220 5 Entwicklungsstrategie Philosophie Dieses Kapitel bildet das Herzstück des Kreisentwicklungskonzepts. Es ist als Handlungs- und Orientierungsrahmen für die räumliche, gesellschaftliche und strukturelle Entwicklung des Saarpfalz-Kreises anzusehen. Er schafft durch seine abgestimmten Einzelbausteine ausgewogene wirtschaftliche, soziale und ökologische Bedingungen (Nachhaltigkeits-Trias). Wir streben im Saarpfalz-Kreis an, unter der Beachtung von verschiedenen Querschnittszielen, wie beispielsweise Qualitätsverbesserung, Image, Vernetzung und Zusammenarbeit, einen gleichwertigen Lebensraum für alle Bewohner und Bewohnerinnen zu schaffen. Kreisentwicklung als Gemeinschaftsaufgabe Der Grundgedanke der Strategie ist es, den aktuellen Problemstellungen zu begegnen, indem wir uns auf unsere Stärken besinnen, uns an die aktuellen Herausforderungen anpassen und bei etwaigen negativen Entwicklungen aktiv gegensteuern. Wir verstehen Kreisentwicklung als Gemeinschaftsaufgabe, bei der jeder Akteur, egal ob Verwaltung, Wirtschaft, soziale Träger oder Privatpersonen, seinen Teil dazu beitragen kann. Unser Ziel für die Zukunft ist eine lebens- und liebenswürdige Saarpfalz. Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile! Das bekannte Zitat von Aristoteles lässt sich auf den Saarpfalz-Kreis übertragen. Der Kreis als Gebietskulisse ist zunächst einmal die Summe seiner Städte und Gemeinden. Jeder nimmt für sich Aufgaben im eigenen Kompetenzbereich wahr. Doch durch die partnerschaftliche Zusammenarbeit, Vernetzung und Kooperationen entstehen zusätzliche positive Fühlungseffekte und Impulse für den ganzen Kreis, von denen im Umkehrschluss jede einzelne Gebietskulisse profitiert. Zu dem großen Ganzen gehört auch die Bürgerschaft des Saarpfalz-Kreises. Das Kreissystem wird erst durch das Zusammenspiel mit den Bürgern mit Leben gefüllt. Die Bürger ermöglichen als Experten des Alltags den unmittelbaren Zugriff auf die aktuelle Lebenssituation im Saarpfalz-Kreis. Sie engagieren sich mit Wissen und Ideen und bringen sich als Fachkräfte in die Region ein. Deshalb kann sich eine integrierte Kreisstrategie, die aus einer Synopse bestehender Konzepte und Prozesse entstanden ist, nicht nur alleine auf den Kreis und dessen Zuständigkeitsbereiche beschränken, sondern muss im weiteren Verlauf die Städte und Gemeinden sowie Institutionen und Bürger mitnehmen. Trotzdem kommt im Kreisentwicklungsprozess der Kreisverwaltung auch eine Schlüsselrolle zu, da sie zum einen im Bereich der Pflichtaufgaben und freiwilligen Tätigkeitsfeldern eine Entscheidungs- und Umsetzungskompetenz hat und somit selbst ein aktiver Akteur der Kreisentwicklung ist. Zum anderen kann die Kreisverwaltung aber auch außerhalb ihres direkten Zuständigkeitsbereichs die sonstigen Akteure beraten und unterstützen. 220

221 Besonderheit Stadt-Land-Beziehungen Ein besonderes Charakteristikum des Saarpfalz-Kreises, welches den Ansatz Kreisentwicklung als Gemeinschaftsaufgabe unterstützt, sind ausgeprägte Stadt-Land- Beziehungen zwischen dem industriell geprägten Nordkreis und dem überwiegend ländlich geprägten Südkreis. Unter Stadt-Land-Beziehungen versteht man grundsätzlich die Unterschiede und Kontakte von städtischen Agglomerationsräumen und ländlichen Siedlungen mit ihren typischen physiognomischen, funktionalen und genetischen Merkmalen. Mit den unterschiedlichen Siedlungsweisen entwickelt sich theoretisch eine jeweils spezifische Identität, welches durch ein trennendes Fremdverständnis geprägt ist. 223 In der gelebten Praxis im Saarpfalz-Kreis bestehen jedoch ein intensiver Austausch und eine rege Interaktion zwischen Stadt und Land. Menschen wandern, Güter werden von einem Ort zum andern transportiert und Erfahrungen sowie Wissen ausgetauscht. Im Saarpfalz-Kreis sucht man harte Grenzen zwischen Stadt und Land vergeblich. Hier dominieren fließende Verflechtungen und vielfältige Beziehungen. Die Beziehungen wurden in der LEADER-Strategie bereits herausgearbeitet: Stadt und Land haben besondere wirtschaftliche und soziale Beziehungen zueinander aufgebaut. Teile des südlichen Saarpfalz-Kreises, die zum früheren Kreis St. Ingbert gehörten, sind noch heute eher in Richtung St. Ingbert orientiert, insbesondere das Mandelbachtal. Der nördliche Kreis und die Teile des Südkreises östlich der Blies, der frühere Kreis Homburg, hatten und haben Homburg als Mittelzentrum. Jedoch gab es auch nach Zweibrücken immer schon enge Beziehungen. Kleinblittersdorf als Gemeinde aus dem Regionalverband Saarbrücken liegt im Einflussbereich der Landeshauptstadt Saarbrücken. Durch die Grenznähe zu Frankreich gibt es enge Beziehungen zur Stadt Saargemünd (Frankreich). Die Zentren dienen unter anderem (u.a.) als Marktstandorte, als Arbeitsstätten, als Schulstandorte und als Orte des kulturellen Lebens. Andererseits spielen die ländlichen Bereiche (Bliesgau und Waldgebiete des Nordkreises) für die städtische Bevölkerung eine große Rolle als Naherholungsgebiete und Produktionsräume für land- und forstwirtschaftliche Produkte, wobei gerade die Bedeutung des letzten Aspekts durch globalisierte Märkte rückläufig ist. Um das Zusammenspiel von Stadt und Land weiterzuentwickeln, bedarf es gemeinsamer Anstrengungen der städtischen und ländlichen Kommunen. Die Herausforderungen liegen in der synergetischen Nutzung kultureller Angebote, der Kulturlandschaft sowie der altindustriellen Landschaft mit all ihren Facetten. Gleichsam muss der gemeinsame Lebensraum für die nachfolgenden Generationen im Sinne der Nachhaltigkeit bewahrt bleiben. Hierzu bedarf es der Förderung nachhaltiger Energiegewinnung, regionaler Wirtschaftskreisläufe, neuer Wertschöpfungsquellen, wie z.b. dem Tourismus, sowie einer nachhaltigen Bildung, die insbesondere die junge Generation mobilisiert. 224 Das Kreisentwicklungskonzept möchte durch eine Vielzahl an Strategiebausteinen diese Verflechtungsbeziehungen intensivieren. 223 Vgl.: Lexikon der Geografie: Stadt-Land-Beziehungen unter Vgl.: Lokale Entwicklungsstrategie LEADER-Region Biosphärenreservat Bliesgau , S

222 5.1 Methodik und Aufbau der Entwicklungsstrategie Die Strategie setzt die unterschiedlichen konzeptionellen Ziele, Planungen und Ideen in einen integrativen Rahmen. Sie soll das Handeln der Akteure im Saarpfalz-Kreis organisieren und die Bezugspunkte festlegen, an denen sich insbesondere Politik und Kreisverwaltung bei ihrer Entscheidungsfindung und alltäglichen Arbeit orientieren können. Die Entwicklungsstrategie des Saarpfalz-Kreises ist in mehrere Ebenen aufgebaut und manifestiert sich in einzelnen Leitbildern, Zielformulierungen und konkreten Handlungsideen. Einbettung der Entwicklungsstrategie in die Nachhaltigkeitsidee und Weiterführen des Biosphärengedankens Die Saarpfalz als Biosphärenkreis orientiert sich bei dem Formulieren der Entwicklungsstrategie an den grundlegenden Kernaussagen und Intentionen der Nachhaltigkeitsidee und des Biosphärengedankens. Die Gerechtigkeit gegenüber zukünftigen Generationen gilt als zentraler Punkt der Nachhaltigkeit. Das Drei-Säulen-Modell der Nachhaltigkeit thematisiert die Tatsache, dass eine grundsätzliche nachhaltige Entwicklung nur durch das gleichzeitige und gleichberechtige Umsetzen von umweltbezogenen, sozio-kulturellen und wirtschaftlichen Zielen erreicht werden kann. Die ökologische Nachhaltigkeit orientiert sich an dem Grundsatz, kein Raubbau mit der Natur zu betreiben. Unter ökologisch nachhaltig wird die Lebensweise verstanden, die die natürliche Lebensgrundlage nur in dem Maße beansprucht, wie diese sich regenerieren kann. Die ökonomische Nachhaltigkeit beinhaltet den Leitgedanken, dass eine Gesellschaft nicht wirtschaftlich über ihre Verhältnisse leben sollte, da dies zwangsläufig zu Einbußen für die nachkommenden Generationen führen wurde. Eine Wirtschaftsweise ist dann nachhaltig, wenn sie dauerhaft betrieben werden kann. Sozial nachhaltig ist eine Gesellschaft dann, wenn sie sich so organisiert, dass sich soziale Spannungen in Grenzen halten und Konflikte friedlich gelöst werden. 225 Der Saarpfalz-Kreis hat mit seinem Kreisentwicklungskonzept einen instrumentellen Rahmen und ein konzeptionelles Fundament geschaffen, um nachhaltige Entwicklungsprozesse auf Kreisebene anzustoßen. Er richtet seine Entwicklungsziele an diesen generellen Paradigmen der Nachhaltigkeit aus, um die Fragen der Kreisentwicklung themen- und resortübergreifend sowie in Kooperation mit den gesellschaftlichen Akteuren anzugehen. Die verschiedenen Themenbereiche der Entwicklungsstrategie, die nachfolgend aufgeführt werden, lassen sich den drei Säulen der Nachhaltigkeit zuordnen und konkretisieren den Facettenreichtum des Nachhaltigkeitsbegriffs mit konkreten Inhalten und Schwerpunkten des Saarpfalz-Kreises. Ergänzt wird dieser Ansatz im Saarpfalz-Kreis durch die Beachtung des Biosphärengedankens. Zwar sind die Grenzen des Biosphärenreservats und dessen Zonierung räumlich genau definiert, die grundlegenden Leitfragen Wie können wir Umweltschutz und Wirtschaft zusammenbringen? Wie können Mensch und Natur einträchtig zusammen leben? sind jedoch für das gesamte Kreisgebiet von Belang. Die folgende Übersicht gibt einen Einblick über die Zuordnung der Themen in die Säulen der Nachhaltigkeit: 225 Vgl.: Abschlussbericht der Enquete-Kommission Schutz des Menschen und der Umwelt -- Ziele und Rahmenbedingen einer nachhaltigen zukunftsverträglichen Entwicklung, Deutscher Bundestag: Drucksache 13/11200 vom , S

223 Abbildung 8: Drei-Säulen-Modell der Nachhaltigkeit mit den Themen des Kreisentwicklungskonzepts Demographie Soziales Gefüge Teilhabe Bildung Gesundheit Pflege Freizeit und Kultur Regionale Identität... Industrie/Gewerbe Arbeitsmarkt Tourismus Landwirtschaft Säule Ökonomie Säule Ökologie Säule Sozio-Kultur Natur und Umwelt Energie Klimaschutz Ressourcenschutz Siedlungswasserund Abfallwirtschaft Hierarchischer Aufbau der Strategie 1. Vision An oberster Stelle der Strategie des Saarpfalz-Kreises steht die Vision. Typisches Element einer Vision ist ein sich vom Ist-Zustand abhebender Soll-Zustand, der durch ein abgestimmtes koordiniertes Verhalten erreichbar ist und erreicht werden soll. In der Vision des Kreisentwicklungskonzeptes manifestiert sich die grobe Richtung, in die sich die Saarpfalz entwickeln will. Die Vision fasst zusammen, was die Kernaussage des Konzeptes ist. Sie wirkt sowohl nach innen, als auch nach außen und soll eine Orientierungsgrundlage für das Planen und Entscheiden der verschiedenen regionalen Akteure sein. 2. Zusammenfassen der Bestandsthemen in einzelne strategische Themenfelder In der Bestandsaufnahme und der SWOT-Analyse wurde versucht, ein möglichst breites Themenspektrum zu bearbeiten, welches den Saarpfalz-Kreis umfassend charakterisiert. Um von dieser inhaltlichen Breite zu einer umsetzbaren Strategie zu gelangen, wurden die einzelnen Themen in übergeordnete Themenfelder zusammengefasst. 223

224 Diese Themenfelder und ihre zugeordneten Leitbildelemente konkretisieren die Vision des Saarpfalz-Kreises und machen deutlich, welche zukünftigen Vorstellungen im Speziellen anvisiert werden. 3. Entwicklungsziele Die Entwicklungsziele werden aus der SWOT-Analyse abgeleitet. Dabei können pro Themenfeld mehrere Entwicklungsziele formuliert werden. Den Entwicklungszielen wird als Richtschnur und Orientierungshilfe für die Verwaltung und für die Kreispolitik ein hoher Stellenwert beigemessen, da sie konkrete Maßnahmen begründen. Die Entwicklungsziele beinhalten nicht die Lösung (wie?) eines Problems, sondern die erwünschte Wirkung im Saarpfalz- Kreis (was?) und sind so konzipiert, dass mögliche Akteure und Zielgruppen leicht zu identifizieren sind. Die Entwicklungsziele dienen zu einem späteren Zeitpunkt im Entwicklungsprozess auch der Erfolgskontrolle. Zu beachten ist, dass das tatsächlich Machbare und das Erreichen der gesetzten Ziele immer in Abhängigkeit von finanziellen Rahmenbedingungen und personeller Ausstattung stehen. 4. Querschnittsziele Im Laufe des Erstellungsprozesses und den Sitzungen der Arbeitsgruppen wurden drei Aspekte identifiziert, die für die integrierte Entwicklung des Kreises in allen Themenfeldern relevant sind. Aus diesem Grund wurde in der Strategie die Ebene Querschnittsziele eingebunden. Unter Querschnittszielen werden Aufgaben bzw. Zielsetzungen verstanden, die in jedem Themenfeld berücksichtigt werden. Der Saarpfalz-Kreis verfolgt die Querschnittsziele Qualität, Image und Zusammenarbeit, die themenbezogen ausformuliert wurden. Qualität: Der grundlegende Gedanke zum Formulieren dieses Querschnittsziels ist, dass im Saarpfalz- Kreis schon sehr viele Projekte und Prozesse initiiert oder abgeschlossen wurden, und dass die Kreisverwaltung ihrerseits bereits vielen Problemen und Herausforderungen aktiv begegnet. Deshalb stellen wir uns die Frage, wie wir uns innerhalb bestehender Ansätze verbessern können, um uns über eine hohe Qualität von anderen Kreisen abheben zu können. Image: Der Hintergrund des Querschnittsziels Image ist, dass sowohl dem Großteil der saarpfälzischen Bewohner, als auch den Gästen unserer Region die Vorzüge unseres Kreises nicht hinreichend bekannt sind. Das Herausarbeiten und Kommunizieren der Stärken ist deshalb ein zentraler Aspekt, um sich im Wettbewerb der Regionen auch adäquat positionieren zu können. Darüber hinaus wird innerhalb dieses Querschnittsziels der Tatsache Rechnung getragen, dass die umfangreichen Tätigkeiten der Kreisverwaltung nur in Teilen bekannt sind und deshalb Nachholbedarf in der öffentlichkeitswirksamen Außendarstellung der Kreisverwaltung besteht. Zusammenarbeit: In diesem Querschnittsziel werden Ansätze zu Kooperationen innerhalb des Kreises, aber auch über dessen Grenzen hinaus formuliert. Dabei geht es grundsätzlich darum, bestehende Kooperationen zu verstetigen und neue Netzwerke und Partnerschaften aufzubauen. Im Sinne der Maxime Kreisentwicklung als Gemeinschaftsaufgabe heißt es, dass wir als Kreisverwaltung speziell in den Bereichen starke Partner finden, in denen wir selbst keine direkten Kompetenzen und Zuständigkeiten haben. Für den Bereich der öffentlichen Verwaltung ist die interkommunale 224

225 Zusammenarbeit ausbaubar und abzustimmen. Zudem können Strategien in verschiedenen Fachbereichen der Verwaltung des Kreises entwickelt werden. Eine Abstimmung und Vernetzung ist in allen großen Themenfeldern der Entwicklungsstrategie gefordert. 5. Ideenspeicher - potenzielle Maßnahmen Die operative Projekt- und Maßnahmenebene ist die letzte Stufe im Hierarchiesystem der Entwicklungsstrategie. Die Projektstufe ist zentral, um das Konzept letztlich umzusetzen und zu realisieren. Die Umsetzung eines Projektes generiert einen Wert für den Saarpfalz-Kreis. Dieser kann sich beispielsweise in Form einer neuen baulichen Anlage manifestieren (bspw. Biosphärenhaus), sich aber auch in einer nicht näher quantifizierbaren Verbesserung der Lebensqualität ausdrücken. Die zukünftigen Projekte im Saarpfalz-Kreis sollen nicht nur kurzfristige Effekte bringen, sondern nachhaltige Entwicklungen auslösen. Festzuhalten ist, dass die aufgelisteten Projekte keine abschließende Zusammenstellung, sondern Aufzählungen gegenwärtig bekannter Vorhaben und Projektideen sind, die sowohl aus kreativer Experimentierfreude, als auch aus pragmatischen Überlegungen innerhalb der einzelnen Arbeitsgruppen resultieren. Darüber hinaus sind viele Projektideen so gestaltet, dass neben dem Kreis auch sonstige Akteure daran partizipieren können. Anschließend werden unter dem Punkt Abgeleitete Handlungserfordernisse für die Kreisverwaltung diejenigen Maßnahmen herausgearbeitet, für die die Verwaltung als zentraler Akteur verantwortlich sein kann. Abbildung 9: Der Weg zur Strategie Vision Strategische Querschnittsthemen: Qualität, Image, Zusammenarbeit Nachhaltigkeits- und Biosphärengedanke Themenfeld 1 Themenfeld 2 Themenfeld n Akteure: Moderne Verwaltung (Good Governance), aktive Kreisakteure Quelle: Eigene Darstellung, Homburg Projekte und Maßnahmen 225

Das Düsseldorfer Stadtentwicklungskonzept Düsseldorf Wachstum fördern, Zukunft gestalten

Das Düsseldorfer Stadtentwicklungskonzept Düsseldorf Wachstum fördern, Zukunft gestalten Das Düsseldorfer Stadtentwicklungskonzept Düsseldorf 2020 + Wachstum fördern, Zukunft gestalten 1. Anlass Am 29. November 2006 beauftragte der Ausschuss für Planung und Stadtentwicklung die Verwaltung

Mehr

Vision. Inhalt. «Es ist unser Ziel, in Birr eine hohe Lebensqualität zu schaffen und zu erhalten.»

Vision. Inhalt. «Es ist unser Ziel, in Birr eine hohe Lebensqualität zu schaffen und zu erhalten.» Leitbild Inhalt Vision 3 Vision 3 Verwaltung und Behörde 4 Ordnung und Sicherheit 5 Bildung 6 Kultur, Sport und Freizeit 7 Gesundheit 8 Soziales 9 Verkehr 10 Raumordnung und Umweltschutz 11 Volkswirtschaft

Mehr

3 Strategische Ziele. 3.1 Ziele

3 Strategische Ziele. 3.1 Ziele LEADER-Entwicklungsstrategie STRATEGIESCHE ZIELE 3 Strategische Ziele 3.1 Ziele Die Findung der zukünftigen LEADER- a- mischen und akteursbezogenen Gruppenprozess voraus, der in abgestimmten Zielvorstellungen

Mehr

INTEGRIERTES KOMMUNALES ENTWICKLUNGSKONZEPT (IKEK) OBER-RAMSTADT

INTEGRIERTES KOMMUNALES ENTWICKLUNGSKONZEPT (IKEK) OBER-RAMSTADT INTEGRIERTES KOMMUNALES ENTWICKLUNGSKONZEPT (IKEK) OBER-RAMSTADT Leitbild-Visionen zum IKEK Ober-Ramstadt Vorwort Im Rahmen des Integrierten Kommunalen Entwicklungskonzeptes (IKEK) wurde gemeinsam mit

Mehr

Leitbild und Zukunftsstrategie Hoyerswerda Zielstellung. 2. Das Verfahren der Leitbildentwicklung. 3. Leitbildaufbau

Leitbild und Zukunftsstrategie Hoyerswerda Zielstellung. 2. Das Verfahren der Leitbildentwicklung. 3. Leitbildaufbau 1. Zielstellung 2. Das Verfahren der Leitbildentwicklung 3. Leitbildaufbau 1 1. Zielstellung Wie wird Hoyerswerda 2025 aussehen, wie werden wir in unserer Stadt leben? Wissen unsere Bürger, in welche Richtung

Mehr

KREISJUGENDAMT Am Forum Homburg Tel / Fax / Verzeichnis der Kindertageseinrichtungen im Saarpfalz-Kreis

KREISJUGENDAMT Am Forum Homburg Tel / Fax / Verzeichnis der Kindertageseinrichtungen im Saarpfalz-Kreis KREISJUGENDAMT Am Forum 1 66424 Homburg Tel. 0 68 41/1 04-1 25 Fax 0 68 41/1 04-2 88 Verzeichnis der Kindertageseinrichtungen im Saarpfalz-Kreis Stand: September 2001 2 KINDERGÄRTEN LEIT- EINRICHTUNG NUMMER

Mehr

Gemeindeentwicklungskonzept Auftaktveranstaltung zur Einwohnerbeteiligung. Beratungszentrum Landau

Gemeindeentwicklungskonzept Auftaktveranstaltung zur Einwohnerbeteiligung. Beratungszentrum Landau Gemeindeentwicklungskonzept Auftaktveranstaltung zur Einwohnerbeteiligung Beratungszentrum Landau ARCHITEKTEN BÜROLEITUNG UND TEAM Dipl.-Ing. Reinhard Rollitz Architekt + Stadtplaner 1953 geb. in Speyer

Mehr

5.1. Leitbilder der Region

5.1. Leitbilder der Region Regionale Entwicklungsstrategie der LEADER-Region Spree-Neiße-Land (2014 2020) Regionalna wuwiśowa strategija LEADER-regiona Kraj Sprjewja-Nysa 5. AKTIONSPLAN Der Aktionsplan umfasst Leitbilder, regionale

Mehr

Leitsätze unserer Gemeinde

Leitsätze unserer Gemeinde DREI GEMEINDEN EINE REGION Leitsätze unserer Gemeinde Sorge tragen zu einer lebenswerten Zukunft Morschach gibt sich Leitsätze, die mit der Regionalentwicklung übereinstimmen. Vorwort Illgau, Muotathal

Mehr

MV 2016 Ein neues Leitbild!? Wirkungsmöglichkeiten des neuen Landesraumentwicklungsprogramms von Petra Schmidt-Kaden

MV 2016 Ein neues Leitbild!? Wirkungsmöglichkeiten des neuen Landesraumentwicklungsprogramms von Petra Schmidt-Kaden ARL Landesarbeitsgemeinschaft Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern Frühjahrstagung am 04./05.06.2014 in Berlin MV 2016 Ein neues Leitbild!? Wirkungsmöglichkeiten des neuen Landesraumentwicklungsprogramms

Mehr

Angebote der Saarpfalz-Touristik. Die Entdeckung der Langsamkeit Wandern auf dem Jakobsweg

Angebote der Saarpfalz-Touristik. Die Entdeckung der Langsamkeit Wandern auf dem Jakobsweg Angebote der Saarpfalz-Touristik Die Entdeckung der Langsamkeit Wandern auf dem Jakobsweg 2010 Jägersburg Dudweiler Saar Sulzbach Friedrichsthal Neuweiler Elversberg St. Ingbert Hassel Lautzkirchen Niederwürzbach

Mehr

Herausforderung Nachhaltigkeitsstrategie Bestandsaufnahme in den Kommunen

Herausforderung Nachhaltigkeitsstrategie Bestandsaufnahme in den Kommunen Herausforderung Nachhaltigkeitsstrategie Bestandsaufnahme in den Kommunen Albrecht W. Hoffmann Bonn Symposium 2015 Bilder von Stadt 2 Bonn Symposium 2015, AG Bestandsaufnahme Bilder von Stadt 3 Bonn Symposium

Mehr

STÄDTEBAUFÖRDERUNG Kleinere Städte und Gemeinden überörtliche Zusammenarbeit und Netzwerke Kommunales Netzwerk Samtgemeinde Aue Chancen für den

STÄDTEBAUFÖRDERUNG Kleinere Städte und Gemeinden überörtliche Zusammenarbeit und Netzwerke Kommunales Netzwerk Samtgemeinde Aue Chancen für den STÄDTEBAUFÖRDERUNG Kleinere Städte und Gemeinden überörtliche Zusammenarbeit und Netzwerke Kommunales Netzwerk Samtgemeinde Aue Chancen für den ländlichen Raum KOMMUNALE STRUKTURKONFLIKTE DURCH DEMOGRAFISCHE

Mehr

AG JONEN AKTIV, ATTRAKTIV, LEBENDIG. Jonen

AG JONEN AKTIV, ATTRAKTIV, LEBENDIG. Jonen JONEN AKTIV, ATTRAKTIV, LEBENDIG Eine Gemeinde in die Zukunft zu führen, bedarf der Mitarbeit aller. Das Leitbild der Gemeinde Jonen dient als Fundament für die weitere Entwicklung des Dorfes. Es setzt

Mehr

Demographischer Wandel in der Kommune. Was macht der Landkreis wie sind die Gemeinden einbezogen?

Demographischer Wandel in der Kommune. Was macht der Landkreis wie sind die Gemeinden einbezogen? Demographischer Wandel in der Kommune 3.Juni 2014, Meinersen Was macht der Landkreis wie sind die Gemeinden einbezogen? Christine Gehrmann, Demografiebeauftragte Landkreis Gifhorn 3 Dinge macht der Landkreis

Mehr

Gegenwart und Zukunft: Integrität und Komplexität der Agenda 2030 und deren Übertragung auf Kommunen

Gegenwart und Zukunft: Integrität und Komplexität der Agenda 2030 und deren Übertragung auf Kommunen Gegenwart und Zukunft: Integrität und Komplexität der Agenda 2030 und deren Übertragung auf Kommunen SDG-TAG 2017 - Das Köln, das wir wollen Sebastian Eichhorn Landesarbeitsgemeinschaft Lokale Agenda 21

Mehr

Charta der Metropolregion Nürnberg.

Charta der Metropolregion Nürnberg. Charta der Metropolregion Nürnberg Erlangen, 12. Mai 2005 Die anwesenden Landräte, Oberbürgermeister und Bürgermeister sowie Vertreter von Kammern, Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur und Verwaltung aus dem

Mehr

Für die Menschen Für unsere Region

Für die Menschen Für unsere Region Für die Menschen Für unsere Region Leitbild und gemeinsame strategische Ziele der Kreisverwaltung Germersheim 04.11.2015 Kreisverwaltung Germersheim 1 I. Einführung Leitbild 2020 für den Kreis Germersheim

Mehr

Die demografische Entwicklung und ihre Folgen für die Daseinsvorsorge im Landkreis Oder-Spree und in der Gemeinde Schöneiche bei Berlin

Die demografische Entwicklung und ihre Folgen für die Daseinsvorsorge im Landkreis Oder-Spree und in der Gemeinde Schöneiche bei Berlin Demographischer Wandel Seniorenpolitik Wie kann Schöneiche bei Berlin auch weiterhin seniorengerecht bleiben? Die demografische Entwicklung und ihre Folgen für die Daseinsvorsorge im Landkreis Oder-Spree

Mehr

Regionalmanagement in Niederbayern Sebastian Bauer Regierung von Niederbayern Raumordnung, Landes- und Regionalplanung

Regionalmanagement in Niederbayern Sebastian Bauer Regierung von Niederbayern Raumordnung, Landes- und Regionalplanung Regionalmanagement in Niederbayern Sebastian Bauer Regierung von Niederbayern Raumordnung, Landes- und Regionalplanung 1 Organisation der Landesentwicklung 2 Instrumente der Landesentwicklung Klassische

Mehr

Geschäftsordnung der kommunalen Gesundheitskonferenz für den Landkreis Karlsruhe. vom [ ]

Geschäftsordnung der kommunalen Gesundheitskonferenz für den Landkreis Karlsruhe. vom [ ] Geschäftsordnung der kommunalen Gesundheitskonferenz für den Landkreis Karlsruhe vom [24.1.2012] Präambel Der Kreistag des Landkreises Karlsruhe hat mit Beschluss vom 1.12.2011 die Verwaltung beauftragt,

Mehr

der Stadt Sankt Augustin über die Wahrung der Belange von Menschen mit Behinderung

der Stadt Sankt Augustin über die Wahrung der Belange von Menschen mit Behinderung S A T Z U N G der Stadt Sankt Augustin über die Wahrung der Belange von Menschen mit Behinderung Beschlossen: 15.11.2006 Bekannt gemacht: 29.11.2006 in Kraft getreten: 30.11.2006 I N H A L T S V E R Z

Mehr

Der demografische Wandel auf regionaler Ebene Strategien und Möglichkeiten der Regionalentwicklung auf Landkreisebene Waldemar Herfellner Leiter

Der demografische Wandel auf regionaler Ebene Strategien und Möglichkeiten der Regionalentwicklung auf Landkreisebene Waldemar Herfellner Leiter Der demografische Wandel auf regionaler Ebene Strategien und Möglichkeiten der Regionalentwicklung auf Landkreisebene Waldemar Herfellner Leiter Kreisentwicklung Martin Siebenmorgen Wirtschaftsförderung

Mehr

Altersleitbild der Gemeinde Egg (angepasst per ) Lebensqualität im Alter

Altersleitbild der Gemeinde Egg (angepasst per ) Lebensqualität im Alter Altersleitbild 2013-2016 der Gemeinde Egg (angepasst per 09.01.2015) Lebensqualität im Alter Vorwort Dem Gemeinderat Egg ist es ein wichtiges Anliegen, dass sich auch die älteren Einwohnerinnen und Einwohner

Mehr

Gesucht werden 2 Trägervereine für je eine RegionalpromotorInnenstelle im Umfang von je 50%

Gesucht werden 2 Trägervereine für je eine RegionalpromotorInnenstelle im Umfang von je 50% Ausschreibung Trägervereine zur Anstellung einer RegionalpromotorIn/einer FachpromotorIn im Bereich Entwicklungspolitik ab voraussichtlich 15.03.2016 im Saarland Das Netzwerk Entwicklungspolitik im Saarland

Mehr

Gesundheitsregion plus Kommunale Gesundheitsförderung am Beispiel Nürnbergs

Gesundheitsregion plus Kommunale Gesundheitsförderung am Beispiel Nürnbergs Gh/Stab Gesundheitsregion plus Kommunale Gesundheitsförderung am Beispiel Nürnbergs Impulsbeitrag zu Workshop 2 im Rahmen des Symposiums des Gesunde Städte-Netzwerks am 9. Juni 2016 in Oldenburg Romy Eißner

Mehr

WERDEN SIE ZUM BOTSCHAFTER FÜR SICHERHEIT.

WERDEN SIE ZUM BOTSCHAFTER FÜR SICHERHEIT. VISION 2025 EINLEITUNG WERDEN SIE ZUM BOTSCHAFTER FÜR SICHERHEIT. Sicherheit ist ein menschliches Grundbedürfnis. Wir brauchen sie so notwendig wie die Luft zum Atmen. Dabei sollten wir eines nie vergessen:

Mehr

Workshop Pflegestützpunkte

Workshop Pflegestützpunkte Ministerium für Arbeit, Soziales, Frauen und Familie Workshop Pflegestützpunkte 10. Juni 2011 Potsdam Handlungsfelder zur nachhaltigen Stabilisierung häuslicher Pflegesettings Qualitätssicherung und Standards

Mehr

Stadtverwaltung Düsseldorf Digitale Strategie Digital - Smart - Transparent

Stadtverwaltung Düsseldorf Digitale Strategie Digital - Smart - Transparent Stadtverwaltung Düsseldorf Digitale Strategie 2017-2021 Digital - Smart - Transparent Smart City Die Digitale Strategie der Stadtverwaltung Düsseldorf ist die Grundlage für Smart City Services und weiterer

Mehr

Audit Familiengerechte Kommune Audit Familiengerechter Kreis

Audit Familiengerechte Kommune Audit Familiengerechter Kreis Audit Familiengerechte Kommune Audit Familiengerechter Kreis Strategische Instrumente zur nachhaltigen Ausrichtung der Familienpolitik Strategietreffen der Lokalen Bündnisse für Familien Thüringen 13.

Mehr

Projektauswahlkriterien/ Bewertungsmatrix Projekt: Erneuerung der Heizungsanlage auf Basis erneuerbare Energien im Jagdschlösschen am Ukleisee

Projektauswahlkriterien/ Bewertungsmatrix Projekt: Erneuerung der Heizungsanlage auf Basis erneuerbare Energien im Jagdschlösschen am Ukleisee Projektauswahlkriterien/ smatrix Projekt: Erneuerung der Heizungsanlage auf Basis erneuerbare Energien im Jagdschlösschen am Ukleisee 1. Grundlegende Eingangskriterien 0/ 1 Förderfähigkeit gemäß den Bestimmungen

Mehr

Die Stadt Norderstedt Auf dem Weg in die Digitale Zukunft. Digitales Leitbild 2020 Mobil Innovativ Wirtschaftlich

Die Stadt Norderstedt Auf dem Weg in die Digitale Zukunft. Digitales Leitbild 2020 Mobil Innovativ Wirtschaftlich Die Stadt Norderstedt Auf dem Weg in die Digitale Zukunft Digitales Leitbild 2020 Mobil Innovativ Wirtschaftlich Stadt Norderstedt Modellkommune E-Government Ausgangspunkt unseres digitalen Leitbildes

Mehr

Leitbildprozess BB Projektgruppe BB 2020

Leitbildprozess BB Projektgruppe BB 2020 Leitbildprozess BB 2020 Leitbildprozess BB 2020 Bestandsaufnahme Fachplanungen Beschlusslage des Gemeinderats Stimmungsbild/Ideenbörse Expert/innen-Interviews Bisherige Bürgerbeteiligungen Ideenbörse

Mehr

Prozeßmanagement in der kommunalen Verwaltung

Prozeßmanagement in der kommunalen Verwaltung Reihe: Planung, Organisation und Unternehmungsführung Band 65 Herausgegeben von Prof. Dr. Dr. h. c. Norbert Szyperski, Köln, Prof. Dr. Winfried Matthes, Wuppertal, Prof. Dr. Udo Winand, Kassel, und Prof.

Mehr

Siegen-Wittgenstein macht sich auf den Weg - Inklusion ist unsere Herausforderung

Siegen-Wittgenstein macht sich auf den Weg - Inklusion ist unsere Herausforderung Siegen-Wittgenstein macht sich auf den Weg - Inklusion ist unsere Herausforderung Planungsprozess Inklusion Kommissionssitzung 17. März 2015 Projektorganisation (bisher) Institutionen, Verbände, Vereine

Mehr

REGELN DER ZUSAMMENARBEIT

REGELN DER ZUSAMMENARBEIT Stand: 17.01.2017 REGELN DER ZUSAMMENARBEIT I Zielsetzung der Landesinitiative Leben mit Demenz in Hamburg Die Landesinitiative Leben mit Demenz in Hamburg hat sich zum Ziel gesetzt, die Lebensbedingungen

Mehr

Zukunft gestalten! Leitbild für die RHEIN-ERFT AKADEMIE

Zukunft gestalten! Leitbild für die RHEIN-ERFT AKADEMIE Zukunft gestalten! Leitbild für die RHEIN-ERFT AKADEMIE V2- März 2012 Inhalt 1. RHEIN-ERFT AKADEMIE 2020 - Unsere Vision...3 2. Zukunft gestalten!...4 3. Zukunftsmodell RHEIN-ERFT AKADEMIE...5 4. Zukunftsfähigkeit...6

Mehr

Lebenswerte Stadt für alle. Inklusion als kommunale Steuerungsaufgabe. Prof. Dr. Albrecht Rohrmann

Lebenswerte Stadt für alle. Inklusion als kommunale Steuerungsaufgabe. Prof. Dr. Albrecht Rohrmann Lebenswerte Stadt für alle Inklusion als kommunale Steuerungsaufgabe Prof. Dr. Albrecht Rohrmann Eine inklusive Stadtgesellschaft Leitorientierung Inklusives Gemeinwesen Ein programmatischer Begriff, dafür

Mehr

Schleswig-Holstein Der echte Norden

Schleswig-Holstein Der echte Norden Schleswig-Holstein Der echte Norden Gewerbeflächenentwicklung im landesplanerischen Kontext Gewerbeflächenentwicklungskonzept für den Planungsraum II Abschlussveranstaltung am 13.11.2015 in Kiel Raumordnungspläne

Mehr

Leitbildgrundsatz 1 Wirtschaft und Finanzen. strategische Ziele

Leitbildgrundsatz 1 Wirtschaft und Finanzen. strategische Ziele 39 40 Leitbildgrundsatz 1 Wirtschaft und Finanzen Bei der Stadt Melle hat die Sicherung der Finanzen als Grundlage ihrer Handlungsfähigkeit besonders wichtig. Durch nachhaltig wirtschaftliche und im Sinne

Mehr

Schwäbisch Gmünd 2020

Schwäbisch Gmünd 2020 Schwäbisch Gmünd 2020 Agenda für eine nachhaltige Stadtentwicklung Städtebauliche und bürgerschaftliche Projekte zur Bildung einer neuen Identität Dipl.- Ing. Julius Mihm, Architekt, Bürgermeister Stadt

Mehr

Tourismus, Freizeit, Kultur- und Gesundheitswirtschaft. Leitbild

Tourismus, Freizeit, Kultur- und Gesundheitswirtschaft. Leitbild Tourismus, Freizeit, Kultur- und Gesundheitswirtschaft Leitbild Vorwort Das vorliegende Leitbild ist das Ergebnis eines Diskussionsprozesses von gewählten Funktionären und Mitarbeitern der Bundes- und

Mehr

EIN PROJEKT DES SÄCHSISCHEN STAATSMINISTERIUMS FÜR WIRTSCHAFT, ARBEIT UND VERKEHR DURCHGEFÜHRT VON VDI/VDE INNOVATION + TECHNIK GMBH

EIN PROJEKT DES SÄCHSISCHEN STAATSMINISTERIUMS FÜR WIRTSCHAFT, ARBEIT UND VERKEHR DURCHGEFÜHRT VON VDI/VDE INNOVATION + TECHNIK GMBH EIN PROJEKT DES SÄCHSISCHEN STAATSMINISTERIUMS FÜR WIRTSCHAFT, ARBEIT UND VERKEHR DURCHGEFÜHRT VON VDI/VDE INNOVATION + TECHNIK GMBH PERSPEKTIVE 2030 Wohin kann sich die sächsische Industrie entwickeln?

Mehr

Handlungsmöglichkeiten regionaler. Energiekonzepte zum Ausbau der erneuerbaren. Energien und Steigerung der Energieeffizienz

Handlungsmöglichkeiten regionaler. Energiekonzepte zum Ausbau der erneuerbaren. Energien und Steigerung der Energieeffizienz Handlungsmöglichkeiten regionaler Energiekonzepte zum Ausbau der erneuerbaren Energien und Steigerung der Energieeffizienz Ein Zusammenwirken von formellen und informellen Planungsinstrumenten Saskia Ströher

Mehr

Die 10 Top-Gründe für Ihre

Die 10 Top-Gründe für Ihre Die 10 Top-Gründe für Ihre VOEB-Mitgliedschaft 01 Der starke Partner an Ihrer Seite 06 Intensive Medienarbeit 02 Effizientes Lobbying 07 Effektive Mitgliederinformation 03 Aktive Mitgestaltung 08 Ressource

Mehr

Amtliches Bekanntmachungsblatt Mandelbachtal

Amtliches Bekanntmachungsblatt Mandelbachtal Preisliste Nr 20 gültig ab 1 Januar 2009 Amtliches Bekanntmachungsblatt Mandelbachtal Umweltfreundlich Das amtliche Bekanntmachungsblatt der Gemeinde Mandelbachtal erscheint wöchentlich und wird durch

Mehr

Lebens.Räume im Wandel nachhaltig gestalten:

Lebens.Räume im Wandel nachhaltig gestalten: Lebens.Räume im Wandel nachhaltig gestalten: Geplanter Kursaufbau mit Stichworten zum Inhalt Organisatorischer Rahmen 3 Blöcke á 1,5 SSt, 4 ECTS-AP + 2 Blöcke á 2,25 SSt, 6 ECTS-AP + 1 Block mit 0,5 SSt,

Mehr

LEITBILD DER STADT LENZBURG

LEITBILD DER STADT LENZBURG LEITBILD DER STADT LENZBURG LENZBURG DIE STADT AM FUSSE DES SCHLOSSES Erstmals in der Geschichte der Stadt Lenzburg legt der Stadtrat ein Leitbild vor. Das Leitbild dient den Behörden und der Verwaltung

Mehr

Planungsebenen in NÖ

Planungsebenen in NÖ Kleinregionen in NÖ Regionaler Workshop: Mikroregionen in Südmähren und Südböhmen Zusammenarbeit mit NÖ im Rahmen des Projektes ConnReg AT-CZ (ATCZ1) Ziersdorf, 31.5.2017 Planungsebenen in NÖ Land Hauptregion

Mehr

Lissabonner Erklärung zur Gesundheit am Arbeitsplatz in kleinen und mittleren Unternehmen KMU (2001)

Lissabonner Erklärung zur Gesundheit am Arbeitsplatz in kleinen und mittleren Unternehmen KMU (2001) Lissabonner Erklärung zur Gesundheit am Arbeitsplatz in kleinen und mittleren Unternehmen KMU (2001) Diese Erklärung wurde vom ENBGF auf dem Netzwerktreffen am 16. Juni 2001 verabschiedet und auf der anschließenden

Mehr

Leitbild. der Verwaltung der Universität zu Köln

Leitbild. der Verwaltung der Universität zu Köln 2 Leitbild der Verwaltung der Universität zu Köln Präambel Dieses Leitbild ist das Ergebnis von gründlichen Beratungen und lebendigen Diskussionen in der Dezernentenrunde unserer Verwaltung. Es bildet

Mehr

Handreichung zum Demografie-Check

Handreichung zum Demografie-Check Handreichung zum Demografie-Check zur Vorlagenerstellung in Session 07.02.2011 Ressort Stadtentwicklung und Städtebau 1. Auftrag Der Rat der Stadt hat die Verwaltung am 20.12.2010 mit dem Beschluss zum

Mehr

Das kommunale Demografiekonzept der Verbandsgemeinde Winnweiler

Das kommunale Demografiekonzept der Verbandsgemeinde Winnweiler 28. Oktober 2013 Das kommunale Demografiekonzept der Verbandsgemeinde Winnweiler Der demografische Wandel in vielen Orten im Zusammenwirken mit zunehmender Ressourcenknappheit stellt eine der zentralen

Mehr

Gemeinsame Deklaration zur Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Pflege. von IHK Ostbrandenburg und DGB Region Ostbrandenburg

Gemeinsame Deklaration zur Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Pflege. von IHK Ostbrandenburg und DGB Region Ostbrandenburg Gemeinsame Deklaration zur Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Pflege von IHK Ostbrandenburg und DGB Region Ostbrandenburg 1 Präambel Wenn es um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie geht, wird häufig

Mehr

Datenbasierte Qualitätsentwicklung an Katholischen Schulen

Datenbasierte Qualitätsentwicklung an Katholischen Schulen Datenbasierte Qualitätsentwicklung an Katholischen Schulen Informationsveranstaltung Mainz 16.2.2016 Joachim Jung-Sion, ILF Mainz Einwände und Bedenken Was sollen wir noch alles leisten! Eine gute Schule

Mehr

Leistungen verbessern, Bedürfnisse erfüllen, Wirksamkeit sichtbar machen

Leistungen verbessern, Bedürfnisse erfüllen, Wirksamkeit sichtbar machen Leistungen verbessern, Bedürfnisse erfüllen, Wirksamkeit sichtbar machen Europäische Qualität im Sozialsektor www.equass.de Willkommen bei equass Deutschland Ethik und Ergebnisorientierung Lebensqualität

Mehr

Aktionsplan Inklusion Ostholstein, erlebbar für alle

Aktionsplan Inklusion Ostholstein, erlebbar für alle Aktionsplan Inklusion Ostholstein, erlebbar für alle Gestaltung des Prozesses der Planung und Umsetzung Inklusionskommission 3.12.2014 Dr. Stefan Doose 1 Inklusion Gleiche Rechte für Menschen, die verschieden

Mehr

Weniger, älter, bunter. Kommunen im Wandel

Weniger, älter, bunter. Kommunen im Wandel Weniger, älter, bunter Kommunen im Wandel Vergabetag am 11. Oktober 2012 In Köln Kerstin Schmidt, Demographie lokal Inhalte des Vortrags I. Eckpunkte der demographischen Entwicklung in Deutschland und

Mehr

Schleswig-Holstein Der echte Norden

Schleswig-Holstein Der echte Norden Schleswig-Holstein Der echte Norden Fortschreibung / Neuaufstellung der Raumordnungspläne Gewerbeflächenentwicklungskonzept für den Planungsraum II Workshop am 06.07.2015 in Plön Raumordnungspläne Auftrag

Mehr

LEITBILD. des Jobcenters EN. Gemeinsam. Für Ausbildung, Arbeit und Teilhabe.

LEITBILD. des Jobcenters EN. Gemeinsam. Für Ausbildung, Arbeit und Teilhabe. LEITBILD des Jobcenters EN Gemeinsam. Für Ausbildung, Arbeit und Teilhabe. UNSERE ORGANISATION Der Fachbereich Jobcenter EN ist auf unser Engagement angewiesen. Wir bringen unsere Ideen über die Gremien

Mehr

Lörrach gestalten. Gemeinsam.

Lörrach gestalten. Gemeinsam. Lörrach gestalten. Gemeinsam. Das Leitbild der Bürgerschaft in Politik und Verwaltung Verknüpfung politischer Schwerpunkte mit den Zielen des Leitbildes der Bürgerschaft Hauptausschuss, 11. Mai / Gemeinderat

Mehr

Regionale Standortentwicklung

Regionale Standortentwicklung Regionale Standortentwicklung Rolle und der kommunalen Wirtschaftsförderung W Dr. Stefan Gärtner, Institut Arbeit und Technik Gliederung Gliederung I. Was ist Wirtschaftsförderung? II. Was sind die Rahmenbedingungen

Mehr

Entwicklung der LEADER- Entwicklungsstrategie der LAG Vogtland

Entwicklung der LEADER- Entwicklungsstrategie der LAG Vogtland Entwicklung der LEADER- Entwicklungsstrategie der LAG Vogtland Das Sächsische Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft (SMUL) setzte am 9. Oktober 2013 den ersten Schritt in Richtung neuer Förderperiode.

Mehr

Unser Dorf hat Zukunft Kreiswettbewerb 2017

Unser Dorf hat Zukunft Kreiswettbewerb 2017 Unser Dorf hat Zukunft Kreiswettbewerb 2017 Inhalt Regionales Entwicklungskonzept Siegen-Wittgenstein 2015 Unser Dorf hat Zukunft Wir machen mit! Teilnahmebedingungen Bewertungsbereiche Auszeichnungen

Mehr

EVALUIERUNG Leader 2008 bis 4/2013 LAG Rhön Grabfeld Fragebogen an die Mitglieder der LAG

EVALUIERUNG Leader 2008 bis 4/2013 LAG Rhön Grabfeld Fragebogen an die Mitglieder der LAG EVALUIERUNG Leader 2008 bis 4/2013 LAG Rhön Grabfeld Fragebogen an die Mitglieder der LAG Rücksendung des Fragebogens bitte bis Mittwoch, 17.04.2013. Herzlichen Dank für Ihre Mitarbeit. Mit Ihrer Beteiligung

Mehr

Regional arbeiten, bundesweit wirken

Regional arbeiten, bundesweit wirken Regional arbeiten, bundesweit wirken Das Aktionsprogramm regionale Daseinsvorsorge, Projektassistenz Auftaktveranstaltung der Modellregion Landkreis Trier-Saarburg am 27. März 2012 in Trier 1 Aktionsprogramm

Mehr

Bauen und Wohnen Aktuelle Wohnungspolitik des Landes

Bauen und Wohnen Aktuelle Wohnungspolitik des Landes Bauen und Wohnen Aktuelle Wohnungspolitik des Landes Folie 1 Aktuelle wohnungspolitische Ausgangslage Insgesamt in Deutschland wie auch in RLP keine Wohnungsknappheit wie Anfang der 90er Jahre Regionale

Mehr

Informationen zur Dorferneuerung Rabenäußig

Informationen zur Dorferneuerung Rabenäußig Informationen zur Dorferneuerung Rabenäußig Rabenäußig wurde im Juli 2013 als Förderschwerpunkt im Rahmen der Dorferneuerung vom Thüringer Ministerium für Landwirtschaft, Forsten, Umwelt und Naturschutz

Mehr

LEITFADEN. Einführung betriebswirtschaftlicher Elemente. in den Landratsämtern. zur. in Zusammenarbeit mit. Bayerischer Innovationsring

LEITFADEN. Einführung betriebswirtschaftlicher Elemente. in den Landratsämtern. zur. in Zusammenarbeit mit. Bayerischer Innovationsring Bayerischer Innovationsring Pilotprojekt Verwaltungsreform des Bayer. Landkreistags LEITFADEN zur Einführung betriebswirtschaftlicher Elemente in den Landratsämtern in Zusammenarbeit mit Oktober 2002 Inhaltsverzeichnis

Mehr

plant die Leibstadt Zukunft Leitsätze

plant die Leibstadt Zukunft Leitsätze Gestaltung und Druck: Offsetdruck Kramer, Leibstadt Fotos: Botschaft, Döttingen 21617/ 02.2004 Gedruckt auf Antalis LIGHTme reflect 130 g blauschimmernd Leitsätze Leibstadt plant die Zukunft Vorwort «Wer

Mehr

Vorschläge für eine nationale IKZM- Strategie aus Sicht der Raumordnung

Vorschläge für eine nationale IKZM- Strategie aus Sicht der Raumordnung Vorschläge für eine nationale IKZM- Strategie aus Sicht der Raumordnung B. Glaeser, K. Gee, A. Kannen, H. Sterr Projektrahmen Ziel: Entwicklung von Vorschlägen für eine nationale IKZM- Strategie aus Sicht

Mehr

Energiewende Kreis Groß Gerau. Strategische Handlungsschwerpunkte

Energiewende Kreis Groß Gerau. Strategische Handlungsschwerpunkte Energiewende Kreis Groß Gerau Strategische Handlungsschwerpunkte Fachbereich Wirtschaft und Energie III/2 Straßer März 2016 Energiewende Kreis Groß Gerau Der Kreistag des Kreises Groß Gerau hat im Frühjahr

Mehr

Regionale Kooperationen im Rhein-Main-Gebiet. Anforderungen und Handlungsempfehlungen fur eine zukunftsfahige Weiterentwicklung

Regionale Kooperationen im Rhein-Main-Gebiet. Anforderungen und Handlungsempfehlungen fur eine zukunftsfahige Weiterentwicklung Martin Schaffer/Christoph Scheck Regionale Kooperationen im Rhein-Main-Gebiet Anforderungen und Handlungsempfehlungen fur eine zukunftsfahige Weiterentwicklung Materialien zur Regionalentwicklung und Raumordnung

Mehr

Eckpunkte zum Stadt-Umland-Wettbewerb (SUW)

Eckpunkte zum Stadt-Umland-Wettbewerb (SUW) Eckpunkte zum Stadt-Umland-Wettbewerb (SUW) Entwicklung von Stadt und Umland durch Kooperation und fondsübergreifende Förderung in der EU-Förderperiode 2014-2020 im Land Brandenburg Seite 2 Impressum:

Mehr

Stadt Burg - Informationsvorlage

Stadt Burg - Informationsvorlage P:\AMT1\Ratsverw\Daten für Internet\20101216\BV 2010_144.doc Stadt Burg - Informationsvorlage x öffentlich nicht öffentlich Amt/Geschäftszeichen Der Bürgermeister 11.11.2010 Beschluss-Nr. (ggf. Nachtragsvermerk)

Mehr

Leitbild & Verhaltenskodex

Leitbild & Verhaltenskodex Leitbild & Verhaltenskodex der Stadt Parchim Leitbild & Verhaltenskodex Stadt Parchim 2 Sehr geehrte Bürgerinnen und Bürger, die Mitarbeiter der Stadtverwaltung stehen im Dienste der Bevölkerung mit dem

Mehr

Das Konzept der Stadt Worms zur lokalen Anpassung an den Klimawandel. Abt Umweltschutz und Landwirtschaft

Das Konzept der Stadt Worms zur lokalen Anpassung an den Klimawandel. Abt Umweltschutz und Landwirtschaft Das Konzept der Stadt Worms zur lokalen Anpassung an den Klimawandel Abt. 3.05 Umweltschutz und Landwirtschaft Projektablauf Klimaanpassungskonzept 1. Risiko- und Vulnerabilitätsanalyse (Klima-Bündnis

Mehr

IHK-Gremium Oberberg unterstützt kreisweites Konzept zur Ausweisung neuer Industrie- und Gewerbeflächen

IHK-Gremium Oberberg unterstützt kreisweites Konzept zur Ausweisung neuer Industrie- und Gewerbeflächen Ihr Ansprechpartner Michael Sallmann michael.sallmann@koeln.ihk.de Tel. +49 2261 8101-950 Fax +49 2261 8101-959 Industrie- und Handelskammer zu Köln - Geschäftsstelle Oberberg Talstraße 11 51643 Gummersbach

Mehr

Internationale Städte-Plattform für Nachhaltige Entwicklung

Internationale Städte-Plattform für Nachhaltige Entwicklung Internationale Städte-Plattform für Nachhaltige Entwicklung Im Auftrag des Durchgeführt von Deutscher Städtetag Sabine Drees Gereonstraße 18 32, 50670 Köln +49 (0) 221 3771 214 sabine.drees@staedtetag.de

Mehr

Selbstständige Lebensführung älterer Migrantinnen und Migranten in Deutschland Handlungsbedarfe und strukturelle Ansatzpunkte

Selbstständige Lebensführung älterer Migrantinnen und Migranten in Deutschland Handlungsbedarfe und strukturelle Ansatzpunkte Selbstständige Lebensführung älterer Migrantinnen und Migranten in Deutschland Handlungsbedarfe und strukturelle Ansatzpunkte Empfehlungen des interdisziplinären Workshops am 10. Dezember 2015 in Berlin

Mehr

Kreiswahlprogramm. Alternative für Deutschland im Rheinisch-Bergischen Kreis. Verabschiedet auf dem Kreisparteitag am 29.

Kreiswahlprogramm. Alternative für Deutschland im Rheinisch-Bergischen Kreis. Verabschiedet auf dem Kreisparteitag am 29. Kreiswahlprogramm Alternative für Deutschland im Rheinisch-Bergischen Kreis Verabschiedet auf dem Kreisparteitag am 29. April 2014 BIC: DEUTDEDBKOE 1/6 Präambel Die Alternative für Deutschland im Rheinisch-Bergischen

Mehr

Leitbild. Landesinstitut Sozialforschungsstelle Dortmund. Grundsätze Leistungen Kompetenzen Organisation Personal Kooperation Führung

Leitbild. Landesinstitut Sozialforschungsstelle Dortmund. Grundsätze Leistungen Kompetenzen Organisation Personal Kooperation Führung Leitbild Landesinstitut Sozialforschungsstelle Dortmund Grundsätze Leistungen Kompetenzen Organisation Personal Kooperation Führung Grundsätze Wir sind ein interdisziplinär arbeitendes, sozialwissenschaftliches

Mehr

Die Luxemburger Deklaration zur betrieblichen Gesundheitsförderung in der Europäischen Union (1997)

Die Luxemburger Deklaration zur betrieblichen Gesundheitsförderung in der Europäischen Union (1997) Die Luxemburger Deklaration zur betrieblichen Gesundheitsförderung in der Europäischen Union (1997) Diese Deklaration wurde von allen Mitgliedern des Europäischen Netzwerkes für betriebliche Gesundheitsförderung

Mehr

Wolfsburg AG. Engagiert für Beschäftigung und Lebensqualität. Die Herausforderung

Wolfsburg AG. Engagiert für Beschäftigung und Lebensqualität. Die Herausforderung Wolfsburg AG Engagiert für Beschäftigung und Lebensqualität Die Herausforderung Kaum eine Stadt ist so eng mit einem Automobilunternehmen verbunden wie Wolfsburg mit Volkswagen. Das ist eine Stärke, wenn

Mehr

Impressum. Erarbeitet durch die Projektgruppe Leitbild und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Landratsamtes Rastatt

Impressum. Erarbeitet durch die Projektgruppe Leitbild und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Landratsamtes Rastatt Impressum Herausgeber Landratsamt Rastatt Am Schlossplatz 5 76437 Rastatt Telefon: 07222/381-0 Telefax: 07222/381-1398 E-Mail: post@landkreis-rastatt.de http://www.landkreis-rastatt.de Erarbeitet durch

Mehr

Ergänzende Informationen

Ergänzende Informationen Stadtumbau Historischer Ortskern Berne Ergänzende Informationen zur 2. Sitzung der Lenkungsgruppe am 10.02.2014 Stadtumbau Historischer Ortskern Berne Vorschlag zur Abgrenzung des Stadtumbaugebietes Abstimmung

Mehr

Entwicklung des Ländlichen Raums im Freistaat Thüringen. Prof. Dr. Karl-Friedrich Thöne. Strategische Überlegungen zum Politikfeld

Entwicklung des Ländlichen Raums im Freistaat Thüringen. Prof. Dr. Karl-Friedrich Thöne. Strategische Überlegungen zum Politikfeld Adenauer-Gespräch im Lindenhof am 27.02.2012 Die Thüringer Landesentwicklung aktiv gestalten! Strategische Überlegungen zum Politikfeld Entwicklung des Ländlichen Raums im Freistaat Thüringen Prof. Dr.

Mehr

Projektbeschreibung (als Anlage zum Förderantrag)

Projektbeschreibung (als Anlage zum Förderantrag) Projektbeschreibung (als Anlage zum Förderantrag) Projekttitel: Entwicklungsstudie Bretterschachten Antragsteller: Markt Bodenmais, Bahnhofstraße 56, 94249 Bodenmais Gesamtkosten: ca. 20.000,- LAG: ARBERLAND

Mehr

Herzlich willkommen zum Strategie-Workshop HF 4 Kultur + Freizeit

Herzlich willkommen zum Strategie-Workshop HF 4 Kultur + Freizeit ! Anlage 1 zum Protokoll vom 20.10.2016 Herzlich willkommen zum Strategie-Workshop HF 4 Kultur + Freizeit Informationen: www.landsberg2035.de Ablauf Begrüßung Ablauf und Organisatorisches Vorstellungsrunde

Mehr

das Handbuch zur Sozialraumorientierung: Anmerkungen aus Sicht der Wissenschaft

das Handbuch zur Sozialraumorientierung: Anmerkungen aus Sicht der Wissenschaft : Anmerkungen aus Sicht der Wissenschaft Impulsvortrag im Rahmen der Informationsveranstaltung Handbuch zur Sozialraumorientierung Grundlage der integrierten Stadt(teil)entwicklung in Berlin am 15. Dezember

Mehr

Wenn der Arbeitgeber zum Bewerber wird Personalmarketing-Konzept für Fachhochschulen. Masterthesis von Cordula Voß

Wenn der Arbeitgeber zum Bewerber wird Personalmarketing-Konzept für Fachhochschulen. Masterthesis von Cordula Voß Wenn der Arbeitgeber zum Bewerber wird Personalmarketing-Konzept für Fachhochschulen Masterthesis von Cordula Voß Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=zv5wwbarzou 2 Gliederung 1. Ausgangslage 2. Personalmarketing

Mehr

Unser Leitbild. Lebenshilfe Österreich

Unser Leitbild. Lebenshilfe Österreich Unser Leitbild Lebenshilfe Österreich 2 Leitbild der Lebenshilfe Österreich Die Lebenshilfe Österreich, gegründet 1967 als Dachorganisation aller Lebenshilfe Landesorganisationen, ist die älteste österreichische

Mehr

Für starke Städte, Gemeinden und Landkreise. Für eine lebenswerte Heimat.

Für starke Städte, Gemeinden und Landkreise. Für eine lebenswerte Heimat. Für starke Städte, Gemeinden und Landkreise. Für eine lebenswerte Heimat. Wahlaufruf des Bundesvorstands der CDU Deutschlands anlässlich der Kommunalwahlen in zehn Bundesländern am 25. Mai 2014. Für starke

Mehr

Unternehmensphilosophie = Leistungsversprechen

Unternehmensphilosophie = Leistungsversprechen Unternehmensphilosophie = Leistungsversprechen Unser Leistungsversprechen Unsere Patientinnen und Patienten kommen mit hohen Erwartungen und Anforderungen zu uns diesen stellen wir uns. Wir haben ein Leitbild

Mehr

RESSORT KULTUR FÜRSTENTUM LIECHTENSTEIN. Kulturleitbild. Regierungsgebäude Peter Kaiser Platz 1 Postfach Vaduz Liechtenstein T

RESSORT KULTUR FÜRSTENTUM LIECHTENSTEIN. Kulturleitbild. Regierungsgebäude Peter Kaiser Platz 1 Postfach Vaduz Liechtenstein T RESSORT KULTUR FÜRSTENTUM LIECHTENSTEIN Kulturleitbild Regierungsgebäude Peter Kaiser Platz 1 Postfach 684 9490 Vaduz Liechtenstein T +423 236 61 11 2 1. Einführung 1.1 Definition KULTUR Wir leiten den

Mehr

Freiwilligenmanagement als Chance und Herausforderung. Perspektiven für die Engagementplanung des DRK

Freiwilligenmanagement als Chance und Herausforderung. Perspektiven für die Engagementplanung des DRK Freiwilligenmanagement als Chance und Herausforderung. Perspektiven für die Engagementplanung des DRK Prof. Dr. Doris Rosenkranz Berlin, 19. November 2016 Wohlfahrtskongress der Deutschen Roten Kreuzes

Mehr