Der Glaube an Psi. Die Psychologie der paranormalen Überzeugungen. Andreas Hergovich. Psychologie Forschung
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- Elisabeth Blau
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1 Psychologie Forschung Andreas Hergovich Der Glaube an Psi Die Psychologie der paranormalen Überzeugungen 2., vollständig überarbeitete und ergänzte Auflage
2 Aus dem Programm Huber Psychologie Forschung Wissenschaftlicher Beirat: Prof. Dr. Dieter Frey, München Prof. Dr. Kurt Pawlik, Hamburg Prof. Dr. Meinrad Perrez, Freiburg (Schweiz) Prof. Dr. Franz Petermann, Bremen Prof. Dr. Hans Spada, Freiburg i.br.
3 Von Professor Andreas Hergovich ist bei Hans Huber ausserdem erschienen: Andreas Hergovich Die Psychologie der Astrologie 210 Seiten (ISBN ) Informationen über unsere Neuerscheinungen finden Sie im Internet unter: oder per an:
4 Andreas Hergovich Der Glaube an Psi Die Psychologie paranormaler Überzeugungen Mit einem Vorwort von Prof. Dr. Dieter Frey 2., vollständig überarbeitete und ergänzte Auflage Verlag Hans Huber
5 Adresse des Autors: ao. Univ.-Prof. Mag. Dr. Andreas Hergovich Institut für Psychologie der Universität Wien Liebiggasse 5 A-1010 Wien Lektorat: Monika Eginger Herstellung: Daniel Berger Umschlag: Atelier Mühlberg, Basel Druck und buchbinderische Verarbeitung: AZ Druck und Datentechnik GmbH, Kempten Printed in Germany Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über abrufbar. Dieses Werk, einschließlich aller seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen sowie die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Anregungen und Zuschriften bitte an: Verlag Hans Huber Hogrefe AG Länggass-Strasse 76 CH-3000 Bern 9 Tel: 0041 (0) Fax: 0041 (0) verlag@hanshuber.com Internet: 2., vollständig überarbeitete und korrigierte Auflage /2005 by Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, Bern ISBN
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7 Meiner Großmutter Dr. Trude Amstötter (geb. Koloschek, )
8 Vorwort zur ersten Auflage Dies ist ein sehr spannendes Buch, das mich von Anfang bis Ende gefesselt hat. Es werden alle Arten von parapsychologischen Phänomenen - also Anomalien, für die es bis jetzt keine wissenschaftlichen Erklärungen gibt - beschrieben und mit den unterschiedlichsten Theorien erklärt. Dabei wird angefangen bei den Hexenverfolgungen über das Zeitalter des Spiritualismus bis hin zur wissenschaftlichen Parapsychologie und der Psychologie der Gegenwart. Besprochen werden unter anderem Phänomene wie Hellsehen, Telepathie, Präkognition, Psychokinese, Spukphänomene. Ein wesentlicher Teil des Buches ist der Frage gewidmet, ob es diese Phänomene tatsächlich gibt beziehungsweise ob sie mit Erkenntnissen der etablierten Wissenschaft vereinbar sind. Es wird auch auf Zeitgenossen wie Uri Geller eingegangen und seine Tricks werden analysiert. Hinsichtlich der Determinanten des Glaubens an paranormale Ereignisse wird auf eine Vielzahl psychologischer Theorien zurückgegriffen, zum Beispiel Betrug in Zusammenhang mit Leichtgläubigkeit, Gedächtnistäuschungen, Illusion von Kontrolle, dispositionale Erklärungen, lerntheoretische Erklärungen sowie die Einstufung paranormal als Alternativerklärung zum Zufall. Ich finde, auf solch ein Buch hat man lange gewartet. Viele paranormale Phänomene werden entlarvt und es wird gleichzeitig erklärt, welche Mechanismen die Faszination der Phänomene bewirken. Es ist dieses ein aus der Sicht der Psychologie absolut solides, seriöses Buch, das sich kritisch mit solchen Phänomenen auseinandersetzt. Natürlich läuft alles darauf hinaus, die Existenzbehauptung paranormaler Phänomene zu klären und damit hat dieses Buch für mich einen stark aufklärerischen Charakter. Eine solche Klärung verlangt, dass auch die philosophischen Voraussetzungen der G e- genstandsbestimmung der Parapsychologie hinter fragt werden. Da Einzelwissenschaftler nie Letztbegründungen im Sinne von ersten Ursache-Wirkungsbeziehungen abgeben können, werden hier sehr bald die erstmals von Immanuel Kant skizzierten Grenzen des Programms der Aufklärung sichtbar. Dem Autor gelingt es, zu begründen, warum eingedenk solcher Grenzen die Frage nach der Existenz paranormaler Phänomene letztlich nur empirisch beantwortet werden kann. Und dies im Bewusstsein unseres illusionären Gegenstandsdenkens und ohne in einen naiv-realistischen Standpunkt zu verfallen. Auf empirischer Ebene 6
9 wird minutiös bewiesen, belegt durch eine Vielzahl von Untersuchungen, dass Wissenschaftler mit gutem Recht darauf hinweisen können, dass es nach dem derzeitigen Kenntnisstand keine Telepathie oder Psychokinese im Sinne eines unerklärten Informations- beziehungsweiseenergietransfers gibt. Der Autor legt aber Wert darauf, dass es fragwürdig wäre, einzelne Personen zu kritisieren oder diese als irrational zu bezeichnen, weil sie an solche Phänomene glauben. Dies ist auch eine Konsequenz der Grenzen unserer Erkenntnis. Er betont, dass es keine Möglichkeit gebe, die Irrationalität eines solchen Glaubens zu belegen, noch sieht er einen Gewinn darin, den Menschen das Bedürfnis zu glauben und mit dem Glauben die Bedürfniserfüllung und damit ein Stück Sinn zu nehmen. Es ist dabei immer wieder erstaunlich, trotz der Wis senschaftsgläubigkeit auf der einen Seite, wie hoch die Verbreitung des Glaubens an solche Phänomene außerhalb der Wissenschaften ist, und das ist eigentlich eine Frage, die sich die Wissenschaft bisher zu wenig gestellt hat. Anscheinend erfüllt der Glaube an diese Dinge wirklich gewisse Sehnsüchte und Bedürf nisse des Menschen. Sehnsüchte, die in eine fragwürdige Wissenschaft (wie die Parapsychologie) projiziert werden, die anscheinend Erkenntnisse vermittelt, die die herkömmliche Wissenschaft nicht bieten kann. In den USA glaubt die Mehrheit der Menschen daran, in Deutschland dürfte es nicht anders sein. Wen wundert es, angesichts dessen, dass die Parapsychologie scheinbar ewige Träume der Menschheit befriedigt, wie den Traum vom Fliegen, die Überwindung unserer eigenen Sterblichkeit, ja aller Grenzen, die uns Raum und Zeit auferlegen und die ansonsten nur die Illusionen der Zauberkünstler kurzzeitig aufheben können. Dass die Parapsychologie der Gegenwart nur mehr von sehr kleinen, bloß statistisch nachweisbaren Effekten spricht, dürfte den an solchen Phänomenen interessierten Leser ernüchtern. Vermutlich dürfte auch der Gegensatz zwischen der Transparenz der Wissenschaft und dem Geheimnisvollen des Esoterischen zur Faszination des Paranormalen beitragen. Diese Transparenz kann von Unkundigen leicht so fehlinterpretiert werden, als wären in der Wissenschaft alle Fragen geklärt und als gebe es nichts Neues mehr zu entdecken. Eine solche Fehlinterpretation raubt natürlich dem menschlichen Dasein in Gestalt der Wissenschaft jedweden Sinn, da das Fragen ureigenster menschlicher Antrieb ist. Dieses Buch kann die wissenschaftliche Neugier befriedigen. Daneben ist es auch ein guter Ratgeber für all diejenigen psychologisch Tätigen, aber auch Laien, die mit Menschen konfrontiert werden, die an paranormale Phänomene 7
10 glauben (und eventuell Hilfe benötigen) und denen sachliche Argumente beziehungsweise ein wissenschaftlicher Hintergrund zur Beratung fehlen. Dieter Frey 8
11 INHALT 1. EINLEITUNG GESCHICHTE DER PARAPSYCHOLOGIE Von den Anfängen bis zu den Hexenverfolgungen Das Zeitalter des Spiritismus Wissenschaftliche Parapsychologie bis zur Gegenwart ERKLÄRUNGSANSÄTZE DES PARANORMALEN Paraphysikalische Erklärungen Dualistische Ansätze Das Synchronizitätsprinzip Sozialanthropologische Ansätze PHILOSOPHISCHE PROBLEME Mangelnde wissenschaftliche Gegenstandsbestimmung Probleme der ontologischen Positionierung Erkenntnistheoretische Voraussetzungen der Existenz von Psi Paranormale Phänomene aus empiristischer Sicht PROBLEME DES EMPIRISCHEN NACHWEISES VON PSI Fehlen des überzeugenden Belegs Prinzipielle statistische Probleme Praktische Anwendbarkeit ist nicht gegeben Verstoß gegen wissenschaftliche Fundamentalprinzipien Konklusion DETERMINANTEN DES GLAUBENS AN PSI Betrug in Zusammenhang mit Leichtgläubigkeit Paranormale Phänomene und Gedächtnistäuschungen Illusion von Kontrolle Dispositionale Erklärungen Lerntheoretische Erklärungen Paranormale Phänomene als Chimäre des Zufalls ZUR IRRATIONALITÄT PARANORMALER ÜBERZEUGUNGEN NACHWORT LITERATUR
12
13 1. EINLEITUNG 1. EINLEITUNG Gegenstand dieses Buches ist der Glaube an paranormale Phänomene. Bei paranormalen Phänomenen handelt es sich um Anomalien, für die es bis jetzt keine wissenschaftlich akzeptierten Erklärungen gibt, um apparent anomalies of behavior and experience that exist apart from currently known explanatory mechanisms that account for organism-environment and organism-organism information and influence flow (Parapsychological Association, 1989, zit. nach Irwin, 1999, S. 1). Irwin (1999) betont, dass diese Definition nicht notwendig die (ontologische) Existenz irgendeines paranormalen Phänomens impliziert. Der Schwerpunkt der Definition liegt also auf dem scheinbar (apparent). Solche Phänomene werden zumindest als Anomalien erlebt, und es besteht durchaus die Möglichkeit, dass zu einem späteren Zeitpunkt konventionelle wissenschaftliche Erklärungen gefunden werden können. Eine im Hinblick auf die zugrunde liegenden Prozesse etwas neutralere (es wird kein Informationsfluss postuliert), alternative Definition für diese Phänomene lautet: Eine Übereinstimmung (correspondance) von kognitiven oder psychophysiologischen Aktivitäten eines Organismus mit Ereignissen in dessen Umgebung, die im Hinblick auf allgemein akzeptierte Begrenzungsprinzipien der Natur (limiting principles of nature) [...] anomal sind (Palmer, 1990, S. 8). Zum Bereich des Paranormalen zählen alternative Gesundheitspraktiken (z.b. Homöopathie, die Methoden der Wunderheiler oder Reiki) genauso wie Psi-Phänomene (Hellsehen, Levitation etc.). Dazu gehören aber auch UFO- Sichtungen, Spuk-Phänomene, Nah-Tod-Erlebnisse oder Okkultismus. Die meisten dieser Themenkreise werden durch die Disziplin der Parapsychologie abgedeckt. Die Parapsychologie unserer Zeit versucht, solche Phänomene wissenschaftlich zu untersuchen. In der Regel werden aber nicht alle paranormalen Phänomene von Parapsychologen als Gegenstand ihrer Forschungsbemühungen anerkannt. So zählt die Parapsychological Association neben den Psi-Phänomenen (Telepathie, Hellsehen, Präkognition, Psychokinese, s. u.) noch Nah-Tod- Erlebnisse, Reinkarnation, Spuk- und Poltergeistphänomene zu ihrem Gegenstandsbereich, während Astrologie, UFO-Forschung, Hexensuche und die Erforschung geheimnisvoller Lebewesen wie Bigfoot oder Loch-Ness explizit ausgeschlossen werden (Online-Information derparapsychological Association, verfügbar unter am ). Nach Irwin (1999) herrscht weitgehender Konsens darüber, dass Psi-Phänomene und alle Phänomene, die mit dem Weiterleben nach dem Tod zu tun ha- 11
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