extravivo 2 COPD HÄUFIGE TODES- URSACHE WELTWEIT RAUCHEN HAUPTVERURSACHER DER COPD
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- Helga Messner
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1 extravivo 2 S O N D E R A U S G A B E Z U R S E L F C A R E - K A M PA G N E COPD HÄUFIGE TODES- URSACHE WELTWEIT RAUCHEN HAUPTVERURSACHER DER COPD
2 2 I N H A LT vivo 2 EDITORIAL 3 IM FOKUS Was ist COPD? 4 Rauchen Hauptverursacher der COPD 7 Patientenporträt: «Es wäre falsch, das Leben nur an seiner Länge zu messen.» 9 AKTUELL Nehmen Sie sich 10 Minuten Zeit und testen Sie Ihre Lungenfunktion! 11 INFO Die Leistungen der Lungenliga 12 Impressum Sonderausgabe von vivo2 extra (Informationsmagazin der Lungenliga Schweiz; erscheint in Deutsch und Französisch). Herausgeber: Lungenliga Schweiz, Südbahnhofstrasse 14c, 3000 Bern 14, Tel , Fax , info@lung.ch, Spenden-Konto: PC , und Healthcare Consulting Group AG, Baarerstrasse 112, 6302 Zug, Tel , Fax Auflage: Exemplare. Layout/Satz: Typopress Bern AG. Übersetzungen: Tradirapid, Neuchâtel. Druck: Ziegler Druck- und Verlags-AG, Winterthur. Titelbild: Carbagas, Air Liquide-Gruppe Gedruckt auf holzhaltigem, chlorfrei gebleichtem Papier Lungenliga Schweiz, Nachdruck mit Quellenangabe. Die Redaktion behält sich die sinnwahrende Kürzung von Artikeln, das Einsetzen von Titeln und Hervorhebungen vor.
3 E D I T O R I A L 3 Liebe Leserin, lieber Leser Der Schweizerische Apothekerverband lanciert jährlich eine Gesundheitskampagne unter dem Namen Self Care. In diesen Kampagnen wird der Bevölkerung jeweils ein besonderes Thema näher gebracht. Im Jahr 2005 wurde als Thema COPD, chronisch obstruktive Lungenkrankheit, gewählt. COPD ist eine immer häufiger vorkommende Krankheit, bei der die Atemwege langsam, aber unaufhaltsam verengt werden. Die COPD hat einen heimtückischen Verlauf. Sie entwickelt sich schleichend und bleibt lange Zeit unbemerkt oder die Betroffenen ignorieren zuerst die Beschwerden wie Husten ohne Erkältung, Auswurf usw. In der Regel suchen die Betroffenen erst nach vielen Jahren, meistens im Alter zwischen 40 und 50 Jahren, medizinische Hilfe. Eine Atemnot bei Anstrengung tritt erst auf, wenn schon ein grosser Teil der kleinen Atemwege zerstört ist. Die COPD ist nicht heilbar, d.h. die Zerstörungen in den Lungen können nicht rückgängig gemacht werden. Diese Sonderausgabe von vivo 2 extra stellt die Kampagne und die Krankheit COPD vor. Da die Früherkennung der COPD und das Kennen und Vermeiden von Risikofaktoren sehr wichtig sind, bieten die an Self Care teilnehmenden Apotheken eine umfassende Beratung und einen Lungenfunktionstest an. Die Kampagne, für welche die Apothekerinnen, Apotheker und das Fachpersonal speziell geschult wurden, findet in Zusammenarbeit mit der Schweizerischen Gesellschaft für Pneumologie (Lungenärzte) und der Lungenliga statt. Nutzen Sie die Gelegenheit: Erstellen Sie Ihr Risikoprofil und testen Sie Ihre Lungenfunktion in der Apotheke! Mehr Informationen zur Self Care-Kampagne 2005 finden Sie auf Seite 11. Wie steht es mit der COPD weltweit? Wie wird die Krankheit diagnostiziert, wie wird sie behandelt? Der Spezialist Dr. med. J.-G. Frey gibt in seinem Beitrag Antworten auf diese Fragen (S. 4). «Rauchen ist mit Abstand der wichtigste Risikofaktor für die Entwicklung einer COPD», erklärt uns Dr. med. Jörg Leuppi in seinem Beitrag (S. 7). Ein positiver Effekt eines Rauchstopps lässt sich jedoch auch noch nach zahlreichen Jahren erzielen! Ich wünsche Ihnen eine interessante Lektüre und packen Sie die Gelegenheit für einen Lungenfunktionstest. Corinne Zosso, Geschäftsführerin Lungenliga Schweiz
4 4 I M F O K U S vivo 2 Carbagas, Air Liquide-Gruppe Was ist COPD? Die COPD ist eine Lungenkrankheit, die langsam, aber sicher die Luftwege einengt. Weltweit leiden immer mehr und auch immer jüngere Menschen an einer COPD. Da Rauchen mit Abstand die häufigste Ursache darstellt, ist ein Rauchstopp auch die beste Vorbeugung gegen diese Lungenkrankheit. COPD steht für den englischen Begriff «Chronic Obstructive Pulmonary Disease». Die auch als «Raucherlunge» bekannte Krankheit entsteht einerseits durch die dauernde Entzündung der Atemwege (chronische Bronchitis) und andererseits durch eine überblähte Lunge (Lungenemphysem). Die COPD behindert mit der Zeit die Atmung der Betroffenen und führt in schweren Fällen zu Atemnot. Die Patienten leisten körperlich immer weniger und sind im Endstadium oft auf eine Sauerstofftherapie angewiesen. Um dies zu vermeiden, muss die Krankheit möglichst früh diagnostiziert und behandelt werden. COPD bald die dritthäufigste Todesursache weltweit Während die Sterblichkeit aufgrund kardiovaskulärer Erkrankungen weltweit zurückgeht, steigt sie infolge der COPD in den meisten entwickelten Ländern an. In Grossbritannien zum Beispiel verzeichneten die Gesundheitsbehörden zwischen 1990 und 1997 eine Zunahme dieser Erkrankung um 25 Prozent bei Männern und 69 Prozent bei Frauen. Die genaue Anzahl der COPD-Kranken in der Schweiz ist nicht bekannt, die Schätzungen liegen zwischen und Betroffene. Die Zahl der COPD-Fälle wird weiterhin steigen, zumal die Weltgesundheitsorganisation (WHO) eine bedeutende Zunahme dieser Krankheit in
5 I M F O K U S 5 den Entwicklungsländern voraussagt. Laut WHO wird im Jahr 2020 die COPD die dritthäufigste Todesursache in der westlichen Welt sein (über 10 Millionen Personen/Jahr). Man sollte sich bewusst sein, dass die COPD das Gesundheitswesen viel Geld kostet. Im Jahr 1996 verursachte die chronisch obstruktive Lungenkrankheit in Amerika direkte Kosten von 14,7 Milliarden Dollar. Selbst die Kosten für Lungenkrebs betrugen nur ein Drittel davon. Zum traditionellen Bild des COPD-Patienten mit Überblähung der Lunge (Emphysem) und Entzündung der Atemwege (chronische Bronchitis) kommen jetzt noch junge Menschen ohne offensichtliche klinische Hinweise, jedoch mit starken Veränderungen der Lungenfunktion hinzu. Die Krankheit wird deswegen zu selten oder zu spät erkannt. So schätzt die amerikanische Gesundheitsbehörde, dass 24 Millionen Amerikaner an COPD leiden, aber nur bei 6,5 Millionen die Diagnose gestellt wurde. Die Kurven der verschiedenen Krankheiten zeigen ganz deutlich eine drastische Zunahme der COPD. Zusammengefasst lässt sich sagen, dass die COPD eine Krankheit ist, die weltweit an Häufigkeit zunimmt, die sich in ihrem Erscheinungsbild ändert, oft nicht diagnostiziert wird und das Gesundheitswesen sehr viel Geld kostet. Diagnostische Methoden 10 Fluss (Liter/Sek.) Fluss-Volumen-Kurve Normal COPD Aufgrund des epidemischen Ausmasses der COPD sind zwei Angriffspunkte von Bedeutung: der Kampf gegen den Tabakmissbrauch und die frühzeitige Diagnose der Krankheit. Die Diagnose «COPD» wird durch einen Lungenfunktionstest (Spirometrie) gestellt und nicht anhand eines Röntgenbildes. Muss deshalb bei jedem Raucher ein Lungenfunktionstest durchgeführt werden? Die Antwort der medizinischen Fachgesellschaften lautet: ja. Angesichts einer so häufigen, oft erst spät diagnostizierten Krankheit ist eine Spirometrie notwendig, um die COPD früh zu erkennen und sich der bereits fortgeschrittenen Fälle schnell anzunehmen Volumen (Liter) Ein COPD-Patient ist nicht mehr in der Lage, in einer Sekunde die gleiche Menge an Luft auszuatmen wie ein gesunder Mensch. Der Knick in der Kurve ist für die COPD charakteristisch. Mögliche Behandlungen Ist die Diagnose einmal gestellt, so ist es sehr wichtig, die Patienten angemessen zu behandeln. Die erste und wichtigste Massnahme ist der Rauchstopp. Denn einzig der Rauchstopp kann die langsame Verschlechterung der Lungenfunktion bei rauchenden Patienten bremsen, wie Anthonisen 1 kürzlich in Kanada gezeigt hat. Auf der anderen Seite ist es ebenso wichtig, Medikamente zur Erweiterung der Atemwege (Bronchodilatatoren) einzusetzen. Zurzeit stehen mehrere Medikamentenklassen zur Verfügung, die sehr nützlich sind. Die lange Wirkungsdauer der neuen 1 N.R. Anthonisen, Smoking and lung function of lung health study participants after 11 years, AJRCCM, 2002
6 6 I M F O K U S vivo 2 Dank der Spirometrie kann das Lungenvolumen des Patienten festgestellt werden. 2 -Stimulantien erlaubt eine anhaltende Erweiterung der Atemwege und kann das Leben der Patienten vereinfachen, weil sie nur noch zweimal täglich die Behandlung durchführen müssen. Ausserdem werden Atropinderivate dank dem kürzlich eingeführten neuen Wirkstoff mit längerer Wirkungsdauer in der Behandlung ebenfalls eine sehr wichtige Rolle spielen. Der Einsatz von lokal anwendbaren Kortisonpräparaten muss noch genauer abgeklärt werden. Man anerkennt derzeit, dass schwere COPD-Fälle von dieser Basisbehandlung auf lange Sicht profitieren, da sie die Lebensqualität verbessert. Individuelle Betreuung der COPD-Patienten jedem Fall fort, sie invalidisiert nicht gezwungenermassen, aber sie ist eine Krankheit, die niemals zwei Personen in derselben Art trifft, und deshalb ist eine individuelle Behandlung unverzichtbar.» So ist es während der Betreuung ganz sicher angemessen, alles zu unternehmen, um die bestmögliche Lungenfunktion und eine akzeptable Gehfähigkeit zu erreichen. Es ist unverzichtbar, dem Gefühl der Atemnot und dem Ernährungsverhalten unserer Patienten Rechnung zu tragen, wenn man ihnen eine gute Lebensqualität garantieren will. Und diese ist nur über persönlich zugeschnittene Rehabilitationsprogramme möglich. Dr. Jean-Georges Frey, Pneumologe, Centre Valaisan de pneumologie, Montana Man hat auch erkannt, dass die COPD nicht nur eine Erkrankung der Atemwege ist, sondern dass sie den ganzen Körper betrifft. So spielt das Ernährungsverhalten der Patienten eine grundlegende Rolle für das Überleben. Auf der anderen Seite weiss man heute anhand zahlreicher Studien, dass die Schlafqualität der meisten COPD- Patienten schlecht ist. Schliesslich, wenn die Situation so ernst ist, dass der Patient Sauerstoff benötigt, verfügt man heute über verschiedene Sauerstoffquellen, die ihm das Leben leichter machen können; so zum Beispiel die Therapie mit Flüssigsauerstoff, welche eine bessere Mobilität des Betroffenen ermöglicht. Die Rehabilitation der Lungenfunktion ist ebenfalls ein wichtiges Kapitel der Patientenbetreuung. Denn die Schwierigkeiten beim Atmen verleiten den Patienten verständlicherweise dazu, sich nur selten zu bewegen, da jede Anstrengung Atemnot auslösen kann. Der Patient vermeidet Anstrengungen, verliert an Ausdauer und gerät so in einen Teufelskreis: je weniger er sich bewegt, desto mehr Atemschwierigkeiten wird er bekommen. Die Rehabilitationsprogramme haben zum Ziel, diesen Teufelskreis zu durchbrechen, indem sie den Betroffenen mehr Mobilität ermöglichen. Dies dank Sauerstoff, einer optimalen medikamentösen Therapie, der Betreuung durch Physiotherapeuten und Ernährungsphysiologen sowie auch einer psychologischen Betreuung. Man darf nicht vergessen, dass eine COPD bedeutende Auswirkungen auf die Psyche haben kann und dass ein grosser Teil der Patienten, die an einer schweren Form dieser Krankheit leiden, ängstlich und deprimiert ist. Wie es Bill Horden 2 in seinem Buch schreibt: «COPD ist kein Todesurteil, sie ist nicht unbehandelbar, sie schreitet nicht in 2 Bill Horden, A COPD Survival Guide, 1997 Chronisch obstruktive Lungenkrankheit (COPD) übermässige Schleimbildung Schleimdrüsen Muskel Atemweg verdickte Schleimhaut eingeengter Atemweg Gesunder Atemweg vergrösserte Schleimdrüsen Bei der COPD kommt es durch vergrösserte Schleimdrüsen mit übermässiger Schleimbildung und durch verdickte Schleimhaut zu eingeengten Atemwegen.
7 I M F O K U S 7 Rauchen Hauptverursacher der COPD Rauchen ist mit Abstand der wichtigste Risikofaktor für die Entwicklung einer chronisch obstruktiven Lungenkrankheit (COPD). Langjährige Inhalation von organischem Staub, zum Beispiel bei Landwirten, oder die Umweltverschmutzung sind weitere Risikofaktoren. Nicht jeder Raucher entwickelt in seinem Leben eine COPD. Raucherinnen und Raucher, die nicht empfindlich auf Rauch sind, zeigen im Alter eine «normale» (physiologische) Abnahme der Lungenfunktion, welche mit jener von Nichtrauchern vergleichbar ist. Eine durch den Rauch bedingte vermehrte Atemwegsentzündung und Gewebezerstörung bzw. ein verminderter Abwehr- und Reparaturmechanismus der Lunge können zu einer viel ausgeprägteren Abnahme der Lungenfunktion führen. Viele Rauchende entwickeln eine deutliche Einschränkung der Lungenfunktion, welche proportional zur Menge und Dauer des Rauchens ist (siehe Grafik): Auch wenn die Lungenfunktion noch nahezu normal ist, kommt es mit zunehmendem Alter zu einer bedeutenden Verschlechterung des allgemeinen Gesundheitszustandes. Nicht zu vergessen das Passivrauchen: Gemäss einer grösseren Volksuntersuchung in der Schweiz (SAPALDIA: Swiss Study on Air Pollution and Lung Disease in Adults) führt das Passivrauchen gerade bei empfindlichen Personen zu einer Verschlechterung der Lungenfunktion und zu Atembeschwerden. Im Umgang mit dem Patienten Zigarettenrauchen führt zu einer Abhängigkeit bzw. zu einer chronischen, zu Rückfällen neigenden Suchtkrankheit. Mit Rauchen aufzuhören bewirkt nicht nur eine deutliche Verbesserung der Lungenfunktion, es reduziert auch das weitere Fortschreiten der Lungenfunktionsverschlechterung. Rauchergewohnheiten sollten deshalb bei allen Patienten erfragt bzw. erfasst werden. Raucherinnen und Raucher durchlaufen auf ihrer «Karriere» zum Nichtraucher verschiedene Stufen.
8 8 I M F O K U S vivo 2 Lungenfunktion in % vom 25. LJ Dr. Jörg Leuppi, Oberarzt Pneumologie und klinische Epidemiologie, Uniklinik Basel Rauchen und Lungenfunktion Raucht und empfindlich auf Rauch Behindert Tod 25 Alter (Jahre) Das Erkennen und Erfassen der aktuellen Bereitschaft eines Rauchers, das Rauchen aufzugeben, hilft im klinischen Alltag, den Patienten richtig zu führen. Ungefähr je 40% der Raucher befinden sich auf der Stufe der «Vorüberlegung» («precontemplators») bzw. der «Überlegung» («contemplators»). Auf der Stufe der «Vorüberlegung» hat eine regelmässige Beratung und Unterstützung die grösste Wirkung, so dass der Patient in das Stadium der «Überlegung» geführt werden kann. Erst auf der Stufe der «Überlegung» ist der Raucher willens, eine Rauchstoppmassnahme einzuleiten. Erfolgreiche Rauchentwöhnung Nie geraucht oder nicht empfindlich auf Rauch Aufgehört mit 50 Aufgehört mit 65 Fletcher C. Br Med J 1977; 1: Bei Rauchern, die empfindlich auf Rauch sind, kommt es zu einer raschen Verschlechterung der Lungenfunktion. Mit dem Rauchstopp lässt sich dieser lungenfunktionelle Abfall wieder etwas verbessern. Dieser positive Effekt des Rauchstopps lässt sich auch nach vielen Jahren des Rauchens noch teilweise erreichen. Eine erfolgreiche Rauchentwöhnung bedingt eine intensive, regelmässige und fachmännische Beratung mit u.a. dem Erfragen von den zuvor üblichen Rauchgewohnheiten, so dass mögliche «Rückfall»-Situationen vorzeitig erkannt und entsprechende Gegenmassnahmen vorbereitet werden können. Neben der psychologischen Betreuung führen die fachkundige Begleitung durch den Arzt und die unterstützenden medikamentösen Therapien zu einer deutlich höheren Erfolgsrate. Rückfälle sind häufig und sollten entsprechend angesprochen werden. Speziell erwähnen möchte ich die grosse Beratungsleistung der kantonalen Lungenligen und Fachstellen. Viele von ihnen begleiten Raucherinnen und Raucher auf ihrem Weg zum Rauchstopp, indem sie neben ihren Einzelberatungen auch Rauchstopp-Kurse und spezielle Hilfe und Beratung ganzer Unternehmen in Bezug auf das Rauchen und den Rauchstopp anbieten. Medikamentöse Therapie der COPD Neben der entscheidenden Rauchstoppmassnahme profitieren COPD-Patienten mit Husten und Atemnot von Inhalationstherapien. Welche Medikamente wann und wie eingesetzt werden sollen, hängt vorwiegend vom Schweregrad der Lungenfunktionseinschränkung ab. Um den Patienten in seiner Mobilität nicht einzuschränken und die Medikamentenmenge auf das Notwendige zu beschränken, sollten wenn möglich Trockenpulverinhalationen oder Dosieraerosole verschrieben werden. Der korrekte Gebrauch von Dosieraerosolen bedingt aber die Inhalation mit Hilfe von Vorschaltkammern. In speziellen Situationen wie einer akuten Verschlechterung können kurzzeitig auch so genannte Feuchtinhalationen eingesetzt werden. Die kantonalen Lungenligen helfen bei der Vergabe von solchen Inhalationsgeräten gerne mit. Inhalationstherapien können die Symptomatik wie Husten oder Anstrengungsatemnot mindern, die Leistungsfähigkeit erhöhen, die Lebensqualität verbessern und die Häufigkeit akuter Verschlechterungen reduzieren. Inhalationsmedikamente, welche die Bronchien öffnen helfen (Bronchodilatatoren), sollten als Basistherapie verwendet werden. Die durch diese Bronchodilatatoren erzielte, oft nur minimale Verbesserung der Lungenfunktion führt aber auf der anderen Seite zu einer deutlichen Abnahme der Lungenüberblähung, unter welcher viele COPD-Patienten leiden. Durch die Reduktion der Überblähung kann die notwendige Atemarbeit und somit auch die Atemnot positiv beeinflusst werden. Der Patient gewinnt dadurch eine grössere Leistungsfähigkeit und mehr Lebensqualität. Kurzwirksame Bronchodilatatoren sollten als «Notfallmedikament» auf sich getragen und langwirksame Bronchodilatatoren als Basistherapie je nach Substanzgruppe ein- bis zweimal täglich fix inhaliert werden. Bei schwergradiger COPD mit einer lungenfunktionellen Einschränkung um mehr als 50% des Sollwertes sollte neben der Bronchodilatations-Basistherapie auch eine inhalative Kortisontherapie verordnet werden. Bei der schweren COPD kann mit inhalativer Kortisontherapie die Häufigkeit akuter Verschlechterungen vermindert und die Lebensqualität verbessert werden.
9 P a t i e n t e n p o r t r ä t I M F O K U S 9 Es wäre falsch, das Leben nur an seiner Länge zu messen. Anita Schulthess (57) leidet an COPD; ihre Lunge ist nur noch zu ca. 20% funktionsfähig. Seit zwei Jahren weiss Anita Schulthess, dass sie an der chronisch obstruktiven Lungenkrankheit COPD (Chronic Obstructive Pulmonary Disease) erkrankt ist. Ihre Lunge funktioniert nur noch zu zwanzig Prozent. Ihr Lebensalltag hat sich stark verändert. Atembeschwerden prägten bereits früh das Leben von Anita Schulthess. Mit zwanzig litt sie an einer Allergie auf Tierhaare. Bereits vor ihrem zwanzigsten Altersjahr begann sie zu rauchen. Mit der Zeit waren es drei Päckchen pro Tag. Immer wieder versuchte sie vergeblich, mit dem Rauchen aufzuhören. Die Atembeschwerden nahmen einfach nicht ab Anita Schulthess konsultierte den Hausarzt, denn auch in den Phasen des Nichtrauchens hörten ihre Beschwerden nicht auf. «Mein Arzt diagnostizierte eine vergrösserte Lunge, verschrieb mir Kortison, das rasch wirkte. Zur Behandlung akuter Fälle erhielt ich zusätzlich Sauerstoff. Eine Mitarbeiterin der Lungenliga hatte mir die Sauerstoff- Anlage eingerichtet und mich instruiert. Sie betreute mich auch regelmässig.» Einmal eilte ich zu einem Sitzungszimmer, um ein akutes PC-Problem zu lösen. Vor dem Eintreten musste ich zuerst warten ich war derart ausser Atem! Besonders belastend waren die Atembeschwerden am Arbeitsplatz. Seit 1985 arbeitet Anita Schulthess bei der Ausgleichskasse des Kantons Solothurn. Zuerst war sie dort Sachbearbeiterin,
10 1 0 I M F O K U S vivo 2 Anita Schulthess und ihr Ehemann im Wohnzimmer, in dem permanent ein Sauerstoffbehälter steht. Bei körperlicher Tätigkeit benötigt Anita Schulthess ca. 2,5 bis 3 Liter pro Minute, im Schlaf ca. 1,5 Liter. Täglich inhaliert Anita Schulthess drei verschiedene Medikamente, unter anderem Kortison. später Leiterin der Abteilung Informatik. «Ich war begeistert von meiner Aufgabe und hätte mir nie vorstellen können, einmal kürzer zu treten.» Aber ihre Arbeit war hektisch und auch körperlich oft sehr anstrengend hörte Anita Schulthess endgültig mit Rauchen auf. Als die erwartete Verbesserung ihres Zustandes nicht eintrat, beschloss sie den Gang zum Spezialisten. Die Untersuchung ergab, dass der Sauerstoffgehalt ihres Blutes viel zu tief war und sie an COPD leidet. Der zusätzliche Sauerstoff ist die einzige lebensverlängernde Massnahme. Im Laufe des Jahres 2003 verschlechterte sich Anita Schulthess Zustand weiter und sie musste ihre Arbeitszeit schweren Herzens auf 30% reduzieren und damit auch ihre Position abgeben. Eine höhere Leistungsfähigkeit erhoffte sie sich von flüssigem Sauerstoff. «Es brauchte Überwindung, sich mit einer Nasenbrille in der Öffentlichkeit zu zeigen. Aber flüssiger Sauerstoff sei für mich die einzige lebensverlängernde Massnahme, versicherte mir der Spezialist.» Betreuung durch die Lungenliga Seit Mai vergangenen Jahres atmet Anita Schulthess 16 bis 20 Stunden pro Tag flüssigen Sauerstoff ein. «Es ist gewährleistet, dass ich pünktlich in meinem Fall alle drei Wochen von der Lungenliga und der Genossenschaft LOX mit einem neuen Sauerstofftank, Nasenbrillen, destilliertem Wasser und sogar Batterien für die Anzeige beliefert werde. Von der Lungenliga fühle ich mich rundum gut und persönlich betreut.» Im Wohnzimmer steht jetzt der Sauerstoffbehälter und ein dünner Schlauch begleitet Anita Schulthess durch die Wohnung und in den Garten. «Mein Lebensradius ist eingeschränkt und mein Alltag hat sich stark verändert.» «Manchmal klappts, aber oft reicht die Puste doch nicht aus.» «Staubsaugen oder Betten beziehen kann ich nicht mehr selber, dafür reicht die Puste nicht mehr aus.» Bei der Ausgleichskasse erfüllt Anita Schulthess jetzt Spezialaufgaben, die sie weitgehend sitzend erledigen kann. Dank dem Flüssigsauerstoff kann sie einer ihrer Lieblingstätigkeiten nachgehen und drei Stunden lang in der Küche stehen. Operative Lungenreduktion? Anita Schulthess überlegt, ob sie sich einer operativen Lungenreduktion unterziehen will. «Das würde für durchschnittlich drei Jahre mein Wohlbefinden verbessern und den gesundheitlichen Abstieg verzögern.» Natürlich denkt Anita Schulthess auch an den Tod. «Möglicherweise werde ich nicht alt. Aber es wäre falsch, das Leben nur an seiner Länge zu messen oder sich nur auf die Krankheit zu konzentrieren. Mir geht es eigentlich gut. Ich habe ein Schmuckstück von einem Mann, ein wunderschönes Zuhause, zwei bezaubernde Enkelkinder. Das ist mehr, als viele gesunde Menschen haben.»
11 A K T U E L L 1 1 Nehmen Sie sich 10 Minuten Zeit und testen Sie Ihre Lungenfunktion! Vom 2. bis 31. Mai und vom 24. Oktober bis 19. November 2005 läuft in Apotheken die Spezialaktion «Lungentest für einen langen Atem». Neun einfache Fragen zeigen, ob für Sie ein Lungenfunktionstest, den Sie schnell und schmerzlos in Ihrer Self Care-Apotheke durchführen können, sinnvoll ist. In weniger als 10 Minuten wissen Sie, wie es um Ihre Lungenfunktion steht. Warum ein Lungenfunktionstest? Mit einem Lungenfunktionstest kann eine COPD in einem sehr frühen Stadium erkannt werden. COPD ist die Abkürzung für «Chronic Obstructive Pulmonary Disease». Es handelt sich um eine langsam fortschreitende Krankheit der Lungen, bei der die Atemwege immer stärker eingeengt Wie läuft der Lungenfunktionstest in der Apotheke ab? Sie beantworten neun Fragen mit Ja oder Nein. Anhand der Antworten kann abgeschätzt werden, ob bei Ihnen ein Risiko für eine COPD besteht. Ist dies der Fall, wird mit einem Lungenfunktionstest (Spirometrie) die Luftmenge, welche Sie mit maximaler Kraft ausatmen, gemessen. Die Resultate werden Ihnen in der Apotheke auf ein Blatt ausgedruckt und erklärt. Dort erhalten Sie auch Informationsmaterial. Die Aktion wird in enger Zusammenarbeit mit der Schweizerischen Gesellschaft für Pneumologie (Fachärzte für Lungenkrankheiten) und der Lungenliga durchgeführt. Auch die Schweizerische Gesellschaft für Allgemeinmedizin unterstützt diese Aktion. Während dem Aktionsmonat wird für die Spirometrie nur ein kleiner Unkostenbeitrag von CHF 10. erhoben. Einfacher geht es nicht. COPD-Risikofaktoren Rauchen/Passivrauchen Häufiges Einatmen von Staub Häufige Atemwegsinfektion Genetische Faktoren Mögliche Anzeichen für COPD Häufiges Husten auch ohne erkältet zu sein Husten am Morgen mit Auswurf Atemnot, besonders bei Anstrengung Pfeifende Atmung COPD Vorbeugen und Früherkennung sind wichtig So wird die Lungenfunktion gemessen. werden. COPD nimmt seit ein paar Jahren weltweit zu, und man geht heute davon aus, dass zwischen 5 und 10% der erwachsenen Bevölkerung davon betroffen sind. Deshalb lohnt es sich, den Test zu machen. COPD ist nicht heilbar. Deshalb erhalten Vorbeugung und Früherkennung eine grosse Bedeutung. Vorbeugen können Sie am besten, wenn Sie auf das Rauchen verzichten und rauchige oder staubige Umgebungen meiden oder sich vor Staub schützen. Je früher Sie eine COPD erkennen, desto grösser ist die Chance, dass Sie dank Massnahmen ein Fortschreiten der Krankheit verhindern oder zumindest verlangsamen können. In der Apotheke berät man Sie gerne. Machen Sie bei dieser Aktion mit Ihren Lungen zuliebe. Urs Eggimann, Projektleiter Self Care
12 1 2 I N F O Die Leistungen der Lungenliga vivo 2 Information und Prävention vivo 2, das Informationsmagazin der Lungenliga Schweiz, richtet sich an Patientinnen und Patienten, Mitglieder, Gönnerinnen und Gönner sowie Interessierte. Es gibt wertvolle Informationen, Tipps und Anregungen rund um das Thema Atembehinderungen und Lungenkrankheiten und erscheint viermal jährlich in einer kurzen Version und zweimal jährlich als vivo 2 extra im Umfang eines 24-seitigen Magazins. Ich bestelle: Die Gratis-Broschüre «Aufatmen Besser atmen, besser leben mit einer Atemwegserkrankung 100 Alltagstipps» Deutsch Französisch Italienisch Das Informationsmagazin vivo 2 Deutsch Französisch Italienisch (Kurzversion) Broschüre «Aufatmen Besser atmen, besser Leben mit einer Atemwegserkrankung 100 Alltagstipps». Weitere Broschüren und Informationen zu den verschiedenen Krankheitsbildern und Themen finden Sie unter Dokumentation Publikationen. Jede sechste Person in der Schweiz leidet an einer Atemwegserkrankung. Experten prognostizieren einen weiteren Anstieg für die kommenden Jahre. Die Lungenliga ist ein Kompetenzzentrum im Bereich Lungenkrankheiten und Atembehinderungen und setzt sich dafür ein, dass weniger Menschen an Atemwegserkrankungen leiden, invalid werden oder vorzeitig daran sterben, Atembehinderte und Lungenkranke möglichst beschwerdefrei und selbständig leben können, das Leben trotz Krankheit und Behinderung lebenswert bleibt. Aktuell erhalten über Patientinnen und Patienten von den kantonalen Ligen die dringend erforderliche Unterstützung im Umgang mit ihrer Krankheit, beispielsweise durch psychosoziale Beratung, Vermietung und Verkauf von Atemhilfsgeräten, ambulante pulmonale Rehabilitationstrainings, Rauchstopp-Angebote. Die chronisch obstruktive Lungenkrankheit (COPD) ist eine der wichtigsten chronischen Krankheiten überhaupt. Sie ist fast immer auf das Rauchen zurückzuführen und besonders heimtückisch, da die Symptome nur langsam schlimmer werden. Die Betroffenen leiden bei fortschreitender Krankheit bereits bei der kleinsten Anstrengung an extremer Atemnot. COPD ist nicht heilbar. Der Rauchstopp ist die einzige Massnahme, die die fortschreitende Verengung der Luftwege stoppt. Verschiedene kantonale Ligen bieten aufhörwilligen Raucherinnen und Rauchern Kurse an und bringen gefährdeten Personen die Risiken und vorbeugenden Massnahmen näher, damit in Zukunft weniger Menschen an den Folgen dieser heimtückischen Krankheit leiden. Frau Name Herr Vorname Unter finden Sie Informationen über die Lungenliga, ihre Dienstleistungen und die Adressen der kantonalen Ligen. Strasse PLZ/Ort Telefon Fax Bestelltalon bitte per Post oder Fax an: Lungenliga Schweiz, Sekretariat, Südbahnhofstrasse 14c, Postfach, 3000 Bern 14, Fax
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