Management in Konstruktion und Entwicklung

Transkript

1 Management in Konstruktion und Entwicklung Mitarbeiter zur Kreativität führen Bearbeitet von Thomas Knoche 1. Auflage Buch. XII, 180 S. Hardcover ISBN Format (B x L): 15,8 x 23,6 cm Gewicht: 427 g schnell und portofrei erhältlich bei Die Online-Fachbuchhandlung beck-shop.de ist spezialisiert auf Fachbücher, insbesondere Recht, Steuern und Wirtschaft. Im Sortiment finden Sie alle Medien (Bücher, Zeitschriften, CDs, ebooks, etc.) aller Verlage. Ergänzt wird das Programm durch Services wie Neuerscheinungsdienst oder Zusammenstellungen von Büchern zu Sonderpreisen. Der Shop führt mehr als 8 Millionen Produkte.

2 CARL HANSER VERLAG Thomas Knoche Management in Konstruktion und Entwicklung Mitarbeiter zur Kreativität führen

3 V Vorwort Die Produktentwicklungs- und Konstruktionsabteilungen der Produktionsunternehmen sind für das Überleben unseres Standortes maßgeblich. Seit Jahren diskutieren wir über die vermeintliche Standortschwäche von Deutschland und Westeuropa. Es wird viel über Dienstleistung und neue Medien als Rettungsanker gesagt und geschrieben. Dies allein kann es aber nicht sein. Ein Standort wie Deutschland, mit seiner hervorragenden Ausbildungsstruktur, muss sich neben der Erschließung neuer Felder auch auf die Weiterentwicklung der vorhandenen Stärken konzentrieren. Gemeint ist unsere Fähigkeit, Produkte zu erfinden und zu verkaufen. Hier kann die Politik nur wenig tun. Produktionsunternehmen sind und bleiben eine Säule unseres Wirtschaftssystems. Leider sind wir nach wie vor teurer als der Rest der Welt. Da eine allgemeine Kostenreduzierung nur durch Einbüßung unseres Lebensstandards möglich wäre, gibt es nur einen Weg: Unsere Produkte müssen ihren Preis wert sein. Das heißt, dass der technische Stand und damit der Kundennutzen besser sein muss, als der in den Billiglohnländern. Das was mehr kostet, muss auch mehr Nutzen bringen. Darüber hinaus ist der Zeitpunkt der Auslieferung, beziehungsweise Markteinführung, der Produkte eine wertbestimmende Größe. Kunden sind immer bereit, für Schnelligkeit besser zu zahlen. Selbstverständlich sind auch die tatsächlich anfallenden Herstellkosten der Produkte erfolgsbestimmend. Auch wenn wir nicht unter die Preise der billigen Länder fallen können, sind das Preisleistungsverhältnis und unser Profit durch die Herstellkosten bestimmt. Ist der Profit gut, sind wir in der Lage, unsere Produkte mit einem hervorragenden Service zu komplettieren und uns damit wieder vom Wettbewerb abzuheben. Verdienen wir kaum etwas am Produkt, sind wir ausschließlich auf den einkonstruierten technischen Vorteil angewiesen. Was haben die Entwicklungs- und Konstruktionsabteilungen damit zu tun? Alle drei Erfolgsfaktoren, wie technischer Stand, Lieferzeit und Herstellkosten, werden fast ausschließlich von diesen Abteilungen bestimmt. Zum Beispiel entscheiden sie über den Stand der Technik und damit über den möglichen Kundennutzen der Produkte. Ist die Konstruktion leistungsfähig, wird der Wettbewerb mit Innovationen aus dem Rennen geschlagen. Ist sie das nicht, kauft der Kunde anderswo. Das gleiche gilt für die Lieferzeit. Grundsätzlich sind zwar die Beschaffungszeiten maßgebend für die eigene Lieferzeit beziehungsweise Markteinführung, aber der Zeitpunkt der Produktdefinition und

4 VI Vorwort damit der Bestellzeitpunkt werden von den besagten Abteilungen bestimmt. Wann ein Produkt verkauft werden kann hängt also wieder von der Konstruktion und Entwicklung ab. Die Einflussnahme auf die Herstellkosten ist schon seit Jahrzehnten wissenschaftlich bewiesen. Hier geht man von einem 75%igen Anteil an der Kostenfestlegung durch die Konstruktion aus. Will man also die Erfolgsfaktoren für das Produkt und den Verkauf positiv beeinflussen, setzt man bei der Leistungsfähigkeit der Entwicklung und Konstruktion an. Hier gibt es nur drei Ansatzpunkte: Mensch, Methode und Maschine. Mit der Maschine sind aus heutiger Sicht fast ausschließlich das CAD und die übrigen EDV-Werkzeuge gemeint. Sicherlich sind in diesem Bereich laufend Verbesserungen heraus zu holen. Die meisten der betroffenen Abteilungen sind aber auf einem recht aktuellen Stand. Und nicht jedes Update bringt Leistungssteigerungen mit sich. Die Methode beschreibt die Art und Weise, wie Informationen zu den Konstrukteuren hin, bei ihnen verarbeitet und von ihnen zu anderen transferiert werden. Die gängigste Organisationsform in der Konstruktion und Entwicklung ist das Projektmanagement. Es eignet sich hier besonders, weil in der Regel komplexe Aufgaben möglichst interdisziplinär bearbeitet werden. Aber auch andere organisatorische Begebenheiten sind für den Erfolg ausschlaggebend. Es ist nicht unwichtig, welche Abteilungen und Abwicklungsprozesse vor der Konstruktion installiert sind. So macht es für einen Anlagenbauer einen Unterschied, ob sein Vertrieb technisch oder kaufmännisch orientiert ist und ob ggf. noch aufbereitende Mitarbeiter zwischen den Kaufleuten und den Technikern sitzen, so dass die kreative Abteilung ihre Aufgaben mundgerecht bekommt oder eben auch nicht. Der Ansatzpunkt Mensch ist der wichtigste. Er kann allein und im Zusammenhang mit den technischen Hilfsmitteln und der Organisation betrachtet werden. Es gibt keine Organisationsänderung, die nicht vom Faktor Mensch mit beeinflusst wird. Der Mitarbeiter ist der, der die organisatorischen und technischen Arbeitsmittel zum Leben erweckt oder sterben lässt; egal wie diese aussehen. Will oder kann der Mitarbeiter nicht zielorientiert arbeiten, ist jede Änderung von Organisation vergebliche Liebesmühe. Hängt unser Standort von den Mitarbeitern der Entwicklung und Konstruktion ab? Das positive Ergebnis von Produktionsunternehmen hängt sicherlich nicht ausschließlich von diesen Abteilungen ab. Dennoch ist festzustellen, dass das Produkt und seine Varianten den Verkaufserfolg prägen. Und für das Produkt sind nun mal die Entwicklung und die Konstruktion zuständig. Die Leistungsfähigkeit solcher Bereiche wird vom Menschen bestimmt. Der Leiter einer Entwicklung/Konstruktion ist derjenige, der dafür zu sorgen

5 Vorwort VII hat, die nötigen Fähigkeiten vorzuhalten und ständig zu optimieren. Er ist verantwortlich für den Erfolg seiner Mitarbeiter. Kann er diesem Anspruch nicht gerecht werden, sind die Arbeitsergebnisse qualitativ schlecht, zu spät und zu teuer. Oft sind die Führungskräfte solcher technischen Abteilungen aus ihnen selbst erwachsen und verfügen in erster Linie über hervorragende Fachkompetenzen. Manchmal werden auch Methoden wie Projektmanagement sehr gut beherrscht. Was allerdings die Wirksamkeit des Konstruktionsleiters ausmacht, sind seine Führungs- und Sozialkompetenz. Und das in ständig zunehmendem Maße. Dabei sind soziale Fähigkeiten genau das, was die Ingenieurschulen nicht vermitteln. Es ist also mehr als wichtig, dass die Engineering-Manager Mitarbeiterführung erlernen. Hier gelten besondere Gesetze, die beachtet werden müssen. Kennt man diese nicht oder werden sie nicht berücksichtigt, wird jede Optimierungsmaßnahme des Konstruktionsprozesses zum Himmelfahrtskommando. Dann wird an CAD und den Regeln des Projektmanagements herumgedoktert, um wenigstens etwas zu tun. In den folgenden Kapiteln werden die für eine erfolgreiche Führung von Entwicklungs- und Konstruktionsabteilungen nötigen Werkzeuge, Methoden und Voraussetzungen dargestellt. Auch die innere Haltung, die diese Manager haben sollten, wird diskutiert. Dieses Buch habe ich für all diejenigen geschrieben, die sich für den Erfolg von Produktentwicklung in Industrieunternehmen stark machen oder interessieren. Ich spreche Sie als Führungskraft einer solchen Produktentwicklungs- oder Konstruktionsabteilung an, auch wenn sie das nicht oder noch nicht sind, sondern dieses Buch vielleicht aus anderen Beweggründen heraus lesen. Jeder der nicht direkt in einer Führungsrolle von Konstruktion und Entwicklung steht, sollte die gemachten Aussagen trotzdem auf sich und seine jetzige Rolle beziehen. Eine allgemein gültige Ansprache aller Zielgruppen während der Ausführungen wäre zu umständlich und würde die Botschaften, die ich zu übermitteln versuche, verkomplizieren. Ich bitte also um Verständnis, dass ich Sie im Laufe dieses Werkes immer nur Führungskraft im Konstruktions- und Entwicklungsbereich nenne. Ebenso beschränke ich mich bei der Ansprache der Geschlechter auf die männliche Variante. Auch das tue ich aus Bequemlichkeits- und Vereinfachungsgründen. Immer in der Form Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu schreiben ist extrem schwierig und übersichtsraubend. Ich wünsche dem Leser viel Spaß bei der Lektüre, dem anschließenden Experimentieren und beim erfolgreichen Führen. Bielefeld, im Juli 2000