Forschungsmethoden VORLESUNG SS 2018
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- Michael Schneider
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1 Forschungsmethoden VORLESUNG SS 2018 SOPHIE LUKES
2 Organisatorisches Kontakt: M.Sc. Sophie Lukes
3 Überblick Heute: - Organisatorisches - Psychologie als empirische Wissenschaft
4 Organisatorisches Termine Psychologie als empirische Wissenschaft I Psychologie als empirische Wissenschaft II Messen Hypothesen Versuchspläne Stichprobenziehung und Stichprobeneffekte Gütekriterien I Gütekriterien II Erhebungstechniken I: Selbstberichtsverfahren Erhebungstechniken II: Beobachtung Erhebungstechniken III: Psychologische Tests Erhebungstechniken IV: Objektive Daten + Klausurvorbesprechung
5 Organisatorisches Modul B: Methodenlehre Lehrveranstaltungen Forschungsmethoden Mathematische und statistische Methoden I Mathematische und statistische Methoden II Datenerhebung, Analyse und Präsentation (3 ECTS) (6 ECTS) (6 ECTS) (3 ECTS)
6 Organisatorisches Arbeitsaufwand: Der Arbeitsaufwand im BSc/MSc Studium wird mit 30 Arbeitsstunden je 1 ECTS Punkt veranschlagt Das sind 90 h/semester bzw. etwa 6 h / Woche Für die Vorlesung sind 2 h/woche eingeplant Es verbleibt eine Eigenstudiumszeit von 4 h / Woche Für den durchschnittlichen Studierenden
7 Prüfungsinhalte Prüfungsrelevant sind sowohl die Inhalte der Folien als auch das im Rahmen der Vorlesung im Vortrag vermittelte Wissen!
8 Organisatorisches Unsere Website: Lehre Lehrveranstaltungen Lehre im SoSe 2018 Forschungsmethoden -Vorlesung
9 Psychologie als empirische Wissenschaft
10 Interessierende Fragen Was ist der Unterschied der Psychologie als Wissenschaft zur Alltagspsychologie? Was ist Empirie? Was ist Psychologie? Was machen Psychologen? Welche unterschiedlichen Forschungsansätze und strategien gibt es?
11 Was ist der Unterschied der Psychologie als Wissenschaft zur Alltagspsychologie? Alltagspsychologie: Beantwortung von Fragen über Nennung von Beispielen Berufen auf Autoritäten Überzeugungsstrategie dagegen: methodisch begründete Vorgehensweise!
12 Einige Begriffe Methodologie Ontologie Epistemologie Axiologie Wissenschaftstheorie
13 Einige Begriffe diskret Variable Abhängige Variable Unabhängige Variable stetig
14 Was ist Empirie? empirische Wissenschaft = Erfahrungswissenschaft systematische Sammlung, Analyse und Aufbereitung empirischer Daten theoriebasiert
15 Zentrale Merkmale humanwissenschaftlicher Forschung Formulierung empirisch untersuchbarer und gut begründeter Forschungsfragen/Forschungshypothesen Berücksichtigung des Forschungsstandes und ausdrücklicher Theoriebezug Systematische Erhebung, Aufbereitung und Analyse von Daten mithilfe wissenschaftlicher Methoden unter Einhaltung von Gütekriterien Nach Bortz & Döring (2016): Forschungsmethoden und Evaluation in den Human- und Sozialwissenschaften. S. 8
16 Zentrale Merkmale humanwissenschaftlicher Forschung Vorgehen gemäß Prinzipien der Forschungs- und Wissenschaftsethik ausführliche Dokumentation ausgewogene Ergebnisinterpretation mit Hinweisen auf widersprüchliche Befunde und auf Grenzen der Aussagekraft wissenschaftliche Veröffentlichung der Studie Nach Bortz & Döring (2016): Forschungsmethoden und Evaluation in den Human- und Sozialwissenschaften. S. 8
17 Was ist Psychologie? Gegenstand der Psychologie ist menschliches Erleben und Verhalten z.b. Untersuchung grundlegender Prozesse, wie z.b. Aufmerksamkeit, Gedächtnis, Emotionen der Ursachen psychischer Störungen und der Behandlungsmöglichkeiten der Faktoren, die Leistung und Motivation am Arbeitsplatz beeinflussen mentaler Prozesse wie Problemlösen, Entscheidungsbildung der Art und Weise, wie Menschen in sozialen Gemeinschaften funktionieren
18 Ursprünge und Entwicklung der Psychologie Antike: Aristoteles: Herz als Sitz der Seele Hippokrates: Typologien für Charakter, Safttheorie Platon: drei Teile der Seele (Vernünftiges, Begehrliches, Eifriges)
19 Ursprünge und Entwicklung der Psychologie Déscartes ( ): Zweiteilung von Körper und Seele Zirbeldrüse als Sitz der Seele Abhängigkeit der Sinneserfahrungen vom Denken
20 Ursprünge und Entwicklung der Psychologie Herausbildung der Psychologie erst ab dem 19. Jahrhundert aufgrund Hinwendung zu Naturwissenschaften auch mathematische und statistische Erfassung der Natur des Menschen 1879: Gründung des ersten experimentellen psychologischen Labors durch Wilhelm Wundt
21 Wo arbeiten Psychologen? Klinik Organisationen/Unternehmen Forschung Lehre Gericht Schule
22 Was machen Psychologen? Testungen Urteile, Gutachten, Assessment Center Schulungen, Vorträge, Coaching und Therapie Planung und Evaluation
23 Was macht man in der Psychologie? beschreiben erklären vorhersagen verändern
24 Vorgehensweisen Induktion vs Deduktion vs Abduktion
25 Induktion Verallgemeinerung von Einzelfällen auf das Allgemeine unsicherer Schluss
26 Deduktion Ausgang: zugrundeliegende Theorie Bildung einer Hypothese Untersuchung der Hypothese in einer Studie Rückschluss auf die Theorie Theorien können nicht bewiesen werden, man kann sie lediglich als geprüft bezeichnen
27 Abduktion ausgehend von Daten werden unverständliche Merkmalskombinationen betrachtet und so eine neue Hypothese gebildet
28 Forschungsstrategien quantitativ qualitativ Mixed-Methods
29 Quantitatives Forschungsparadigma geht auf Einflüsse aus Philosophie und Naturwissenschaften zurück 1879: Gründung des ersten Instituts für experimentelle Psychologie durch Wilhelm Wundt Psychophysikalische Experimente strukturierter Forschungsprozess: Verwendung quantitativer Datenerhebungsmethoden Auswertung von Messwerten mit statistischen Methoden der Datenanalyse
30 Quantitativer Forschungsprozess 1. Forschungsthema und Forschungsproblem 2. Forschungsstand und theoretischer Hintergrund 3. Untersuchungsdesign 4. Operationalisierung 5. Stichprobenziehung
31 Quantitativer Forschungsprozess 6. Datenerhebung 7. Datenaufbereitung 8. Datenanalyse 9. Ergebnispräsentation
32 Das quantitative Paradigma und der kritische Rationalismus geht auf Sir Karl Popper zurück Gegenmodell zum Empirismus Popper: Absicherung von Wissen durch Induktionsschluss ist logisch nicht möglich Erkenntnisgewinn kann nur durch das Widerlegen von ungültigen Theorien entstehen Falsifikationsprinzip
33 Das quantitative Paradigma und der kritische Rationalismus Kritizismus: wissenschaftlicher Fortschritt durch das kritische Hinterfragen von Behauptungen und Theorien Voraussetzung: Aussagen müssen falsifizierbar sein dies ist nicht der Fall bei: Sachverhalte gehören nicht zur Beobachtungswirklichkeit Existenzaussagen (Es-gibt-Sätze) Kann-Sätzen Normativen Aussagen Tautologische Aussagen
34 Realitätsverständnis im kritischen Rationalismus bedient sich des kritischen Realismus Annahmen: Es gibt eine vom menschlichen Bewusstsein unabhängige Wirklichkeit, die bestimmten Gesetzmäßigkeiten folgt Diese ist zumindest teilweise für den Menschen erkennbar Allerdings: Einfluss von Verzerrungen
35 Die Ceteris-Paribus-Klausel Hypothesen werden unter der Annahme aufgestellt, dass alle anderen Randbedingungen, außer den genannten, gleich bleiben
36 Kritischer Rationalismus: Theorien unterschiedlicher Informationsgehalt und Grad der Falsifizierbarkeit verschiedener Theorien Breiter Gültigkeitsbereich und präzise Vorhersagen Höherer Informationsgehalt Viele potenzielle Falsifikatoren empirische Bewährung einer Theorie mit hohem Informationsgehalt trotz vieler Falsifikationsmöglichkeiten großer Beitrag zum Erkenntnisgewinn
37 Kritischer Rationalismus: Theorien Wenn dann Wenn-Komponente + Konjunktion geringerer Grad an Allgemeingültigkeit und weniger Falsifikatoren
38 Kritischer Rationalismus: Theorien Wenn dann Wenn-Komponente + Disjunktion größerer Grad an Allgemeingültigkeit und mehr potenzielle Falsifikatoren
39 Kritischer Rationalismus: Theorien Wenn dann Dann-Komponente + Konjunktion höherer Informationsgehalt und mehr potenzielle Falsifikatoren
40 Kritischer Rationalismus: Theorien Wenn dann Dann-Komponente + Disjunktion geringerer Informationsgehalt und weniger potenzielle Falsifikatoren
41 Anforderungen des kritischen Rationalismus an wissenschaftliche Theorien Theorien bestehen aus: Definitionen Axiomen Theoremen/Propositionen Nach Bortz & Döring (2016): Forschungsmethoden und Evaluation in den Human- und Sozialwissenschaften. S. 56 f.
42 Anforderungen des kritischen Rationalismus an wissenschaftliche Theorien Kriterien für Theorien: Innere Widerspruchsfreiheit Äußere Widerspruchsfreiheit Falsifizierbarkeit Möglichst hoher Informationsgehalt Nach Bortz & Döring (2016): Forschungsmethoden und Evaluation in den Human- und Sozialwissenschaften. S.56 f.
43 Anforderungen des kritischen Rationalismus an wissenschaftliche Theorien Kriterien für Theorien: Möglichst große Erklärungskraft Praktische Anwendbarkeit Möglichst große Einfachheit (Ockham s razor) Möglichst hoher empirischer Bewährungsgrad Nach Bortz & Döring (2016): Forschungsmethoden und Evaluation in den Human- und Sozialwissenschaften. S. 56 f.
44 Deduktiv-nomologische Erklärungen Verknüpfung einer allgemeinen Gesetzesaussage mit einer logisch abgeleiteten empirisch prüfbaren Hypothese Bei logisch korrekter Ableitung kann, wenn die Forschungshypothese nicht zutrifft, auch die Theorie nicht zutreffen in Psychologie lediglich probabilistische Hypothesen und Gesetze, die nicht für jeden Einzelfall gelten müssen Festlegen von Falsifikationskriterien notwendig!
45 Erhebungsmethoden im quantitativen Paradigma Selbstberichtsverfahren Beobachtung Tests physiologische Methoden Experiment
46 Grenzen des kritischen Rationalismus mangelnde Umsetzung bestimmter Prinzipien in der Praxis keine Aussage über die Generierung neuer Theorien Zweifel an wissenschaftlicher Objektivität Zweifel an Anwendbarkeit in der Wissenschaftspraxis Zweifel an Erklärbarkeit sozialer Wirklichkeit anhand allgemeingültiger Gesetzmäßigkeiten
47 Übung 1) Erläutern Sie das Falsifikationsprinzip des kritischen Rationalismus. 2) Warum ist laut Popper beim induktiven Schluss kein Erkenntnisfortschritt möglich? 3) Welche Aussagen sind laut kritischem Rationalismus nicht falsifizierbar (mit Nennung von Beispielen)?
48 Ausblick Nächste Sitzung (27.4.): Psychologie als empirische Wissenschaft II
49 Vielen Dank für die Aufmerksamkeit!
50 Literatur Bortz, J., & Döring, N. (2016). Forschungsmethoden und Evaluation für Humanund Sozialwissenschaftler. Heidelberg: Springer-Verlag. Kap 1 und 2 Hecht, H., & Desnizza, W. (2012). Psychologie als empirische Wissenschaft: Essentielle wissenschaftstheoretische und historische Grundlagen. Springer- Verlag. Kap. 1 und 8 Herzog, W. (2012). Wissenschaftstheoretische Grundlagen der Psychologie. Springer-Verlag. Kap. 1 Hussy, W., Schreier, M., & Echterhoff, G. (2010). Forschungsmethoden in Psychologie und Sozialwissenschaften-für Bachelor. Springer-Verlag. Kap. 1
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