Das Dreckige Dutzend und die Niederträchtigen Neun
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- Ewald Koch
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1 Diagnostica (2014) Hogrefe Verlag, Göttingen 2014 Das Dreckige Dutzend und die Niederträchtigen Neun Kurzskalen zur Erfassung von Narzissmus, Machiavellismus und Psychopathie Albrecht C. P. Küfner, Michael Dufner und Mitja D. Back Zusammenfassung. Bei der Erfassung persönlichkeitsrelevanter Eigenschaften kommen evaluativ negativere Dispositionen oft zu kurz. Diese sind jedoch besonders in interpersonellen Situationen wichtig. Die Dunkle Triade, bestehend aus Narzissmus, Psychopathie und Machiavellismus bietet die Möglichkeit diese verwandten Konstrukte und ihre Effekte spezifisch zu untersuchen. Im deutschen Sprachraum werden derzeit drei separate und umfangreiche Instrumente zu deren Messung benötigt. In drei Studien (N = 501; N = 828; N = 96) wird die Validierung einer deutschen Version (das Dreckige Dutzend ) der Dirty Dozen -Kurzskalen (Jonason & Webster, 2010), sowie eine psychometrisch optimierte Version (die Niederträchtigen Neun ) zur Erfassung der Kernaspekte der Dunklen Triade vorgestellt. Die vier bzw. drei Items umfassenden Skalen beider Instrumente weisen eine gute Struktur, interne Konsistenz und Stabilität auf. Darüber hinaus zeigen die Skalen zufriedenstellende konvergente Beziehungen zu den Standardverfahren der Dunklen Triade, differenzierte Zusammenhänge mit weiteren relevanten Persönlichkeitskonstrukten (z.b. Big Five-Facetten, Aggressivität, Soziosexualität) und prädizieren charakteristische Verhaltensweisen. Implikationen für die Erfassung der Dunklen Triade in Forschungs- und Anwendungskontexten werden diskutiert. Schlüsselwörter: Narzissmus, Machiavellismus, Psychopathie, Dunkle Triade The Dirty Dozen and the Naughty Nine: Short scales for the assessment of narcissism, Machiavellianism, and psychopathy Abstract. When assessing personality dimensions, potentially negative characteristics are often given little attention. However, they are of particular importance in interpersonal situations. The Dark Triad, consisting of narcissism, psychopathy, and Machiavellianism, offers the opportunity to investigate these constructs and their specific effects. For the assessment of the Dark Triad three different and extensive questionnaires are currently used. In three studies (N = 501; N = 828; N = 96) the validation of the German version of the Dirty Dozen scales (Jonason & Webster, 2010) as well as a psychometrically optimized version (the Naugthy Nine) to assess core aspects of the Dark Triad is presented. The scales show a good structure, internal consistencies, and stability. Moreover, the scales show sufficient convergent associations to the standard measures of the Dark Triad, differentiated relations to other personality constructs (e.g., Big Five-facets, aggression, sociosexuality), and predict characteristic behaviors. Implications for the assessment of the Dark Triad in research and applied contexts are discussed. Key words: narcissism, Machiavellianism, psychopathy, Dark Triad Bei der Untersuchung und Messung sozial relevanter interindividueller Differenzen Unterschieden zwischen Menschen darin, wie sie sich in sozialen Situationen verhalten und andere wahrnehmen ist es wichtig, über globale Persönlichkeitsdimensionen wie etwa die Big Five hinaus zu gehen und insbesondere auch den Einfluss interpersonell maladaptiver, antagonistischer Persönlichkeitseigenschaften zu berücksichtigen. Die Dunkle Triade (Dark Triad), bestehend aus Narzissmus, Machiavellismus und Psychopathie, ist ein Zusammenschluss solcher Konstrukte, die derartige Eigenschaften beschreiben. Bei der Wir danken Maarit Ochsmann, Jakob Funcke, Maria Kluge, Shahaf Thaler, John F. Rauthmann, Jaap J. A. Denissen und Tanja M. Gerlach für die Hilfe bei der Datenerhebung, sowie Steffen Nestler für hilfreiche Kommentare zum Manuskript. Erfassung der Dunklen Triade sind bisher drei separate, umfangreiche Instrumente nötig. Wir stellen die deutsche Version eines mit zwölf Items weitaus ökonomischeren Instruments zur Erfassung der Dunklen Triade vor, mit dem Narzissmus, Machiavellismus und Psychopathie reliabel und valide erfasst werden können, sowie eine psychometrisch optimierte Version mit nur neun Items. Konzeptualisierung der Dunklen Triade Aus einer Vielzahl subklinischer Konstrukte und für die nichtpathologische Population aus klinischen Modellen abgeleiteten Eigenschaftsbeschreibungen hat sich in jüngerer Vergangenheit die Dunkle Triade als sehr populäres Konzept in der Psychologie etabliert. In der Internet- DOI: / /a000124
2 2 Albrecht C. P. Küfner, Michael Dufner und Mitja D. Back Suchdatenbank Web of Knowledge sind seit der Erstpublikation 2002 (Paulhus & Williams) bereits 90 Artikel zur Dunklen Triade gelistet. Die Erstpublikation ist auch mit Abstand der meist zitierte Artikel der Ausgaben des Journal of Research in Personality des Jahres 2002 (240 Zitationen). Die einzelnen Konstrukte der Dunklen Triade haben einen gemeinsamen Kern, der durch geringe Verträglichkeitgekennzeichnetist. Diese Unverträglichkeit lässt sich als fehlende Bescheidenheit und Hilfsbereitschaft sowie ein hohes Maß an Aggressivität, Ärgerausdruck und interpersoneller Kälte (daher Dunkle Triade) beschreiben. Darüber hinaus beinhalten die Konstrukte der Dunklen Triade jeweils spezifische, charakteristische Erlebensund Verhaltensweisen, die negative Zusammenhänge mit Big-Five-Persönlichkeitsfaktoren wie Gewissenhaftigkeit und Neurotizismus (Psychopathie) nahelegen, aber vor allen Dingen auch mit deren spezifischen Facetten wie beispielsweise Durchsetzungsfähigkeit und Geselligkeit (Narzissmus), Unehrlichkeit (Machiavellismus) und fehlendem Altruismus (Psychopathie). Hohe Ausprägungen in Narzissmus, dem derzeit am besten untersuchten Konstrukt der Dunklen Triade, sind durch ein überhöhtes Selbstbild, ein Gefühl von Großartigkeit und einem ausgeprägten Anspruchsdenken gekennzeichnet und schließen arrogante, dominante, aber auch charmante Verhaltensweisen ein (Back et al., 2013; Back, Schmukle & Egloff, 2010; Campbell & Miller, 2011; Dufner, Rauthmann, Czarna & Denissen, 2013; Küfner, Nestler & Back, 2013; Miller, Hoffman et al., 2011). Menschen die eine hohe Ausprägung in Machiavellismus haben, werden als manipulativ, unmoralisch, zynisch, ausbeuterisch und kalt bezeichnet (Christie & Geis, 1970; Jones & Paulhus, 2009; Paulhus & Williams, 2002; Rauthmann, 2012). Subklinische Psychopathie zeichnet sich durch Kaltherzigkeit, Impulsivität, und Gewaltneigung aus (Forth, Brown, Hart & Hare, 1996; Hare, 1985; Paulhus & Williams, 2002; Williams, Paulhus & Hare, 2007). Probleme bei der Messung der Dunklen Triade Um die intrapsychischen Dynamiken und interpersonellen Effekte der Dunklen Triade adäquat untersuchen und vor allen Dingen den jeweiligen Konstrukten zuordnen zu können, erfolgt die Messung im deutschen Sprachraum bisher in den meisten Fällen mit den Standardinstrumenten Narcissistic Personality Inventory (NPI; Raskin & Hall, 1979; deutsche Version, Schütz, Marcus & Sellin, 2004), Inventory for the measurement of Machiavellianism (MACH-IV; Christie & Geis, 1970; deutsche Version von Shajek, 2007) und der Self-Report Psychopathy Scale in der dritten Version (SRP-III; Hare, 1985; Paulhus, Neumann & Hare, in press). Weitere Verfahren zur Messung von Psychopathie sind im forensischen Kontext die revidierte Psychopathy Checklist (PCL-R; Hare, 1991) sowie die deutsche Version (Alpers & Eisenbarth, 2008) des revidierten Psychopathic Personality Inventory (Lilienfeld & Widows, 2005). Das NPI umfasst 40 dichotome Items, zwischen deren gegenübergestellten Aussagen man auswählen muss (bspw.: Ich werde einmal eine bedeutende Persönlichkeit. vs. Ich hoffe, ich werde erfolgreich sein. ). Für das NPI wurden verschiedene Faktorstrukturen diskutiert, die hauptsächlich zwischen Führung/Autorität und Grandiosität sowie Ausnutzung und Anspruchsdenken unterscheiden. Die jeweiligen Faktorlösungen basieren jedoch auf unterschiedlichen Itemmengen des Originalmaßes, mit zum Teil erheblichen Auslassungen (Ackerman et al., 2011; Corry, Merritt, Mrug & Pamp, 2008; Emmons, 1987; Kubarych, Deary & Austin, 2004). Die MACH-IV-Skalen umfassen 20 Items in einer sechstufigen Skalierung (bspw.: Ehrlich währt am längsten. ). Auch hier wurden mehrere Faktorenstrukturen beschrieben, in deren Mittelpunkt positive sowie negative interpersonelle Taktiken und eine zynische oder positive Weltsicht stehen (Ahmed & Stewart, 1981; Christie & Lehman, 1970; Corral & Calvete, 2000; Fehr, Samsom & Paulhus, 1992). Die Psychopathieskala SRP-III besteht aus 31 Items, die auf einer fünfstufigen Likert-Skala beantwortet werden müssen (bspw.: Ich habe schon einmal jemanden tätlich angegriffen, mit der Absicht, ihn/sie ernsthaft zu verletzen. ). Für die SRP-III wurden ebenfalls mehrere verschiedene Faktorlösungen, die ebenfalls auf unterschiedlichen Itemmengen basieren, präsentiert: Zwei Faktoren (Williams & Paulhus, 2004), drei Faktoren (Cooke & Michie, 2001) sowie vier Faktoren (Neal & Sellbom, 2012; Williams et al., 2007), die hauptsächlich zwischen kognitiv/affektiven und interpersonellen Aspekten unterscheiden. Erfasst man die Dunkle Triade mit diesen Standardmaßen, so enthält die Umfrage 91 Items. Für persönlichkeitspsychologische und diagnostische Untersuchungen, die neben der Dunklen Triade weitere Konstrukte erfassen sollen, sind die beschriebenen Standardinstrumente zu umfangreich (Gosling, Rentfrow & Swann, 2003; Rammstedt & John, 2007; Robins, Hendin & Trzesniewski, 2001). Weitere Probleme bei der Verwendung der Originalmaße sind deren unklare Struktur, zum Teil mangelnde psychometrische Qualität sowie schwierige und unklare Formulierungen einiger Items. Die psychometrischen Eigenschaften des NPI und auch dessen faktorielle Struktur wurden vielfach negativ diskutiert (Ackerman et al., 2011; Corry et al., 2008; Kubarych et al., 2004; Miller, Maples & Campbell, 2011; Rosenthal, Montoya, Ridings, Rieck & Hooley, 2011). Die MACH -IV-Skalen wurden ebenfalls kritisch hinsichtlich psychometrischer Eigenschaften (Shelby & Chonko, 1984),
3 Kurzskalen zur Erfassung der dunklen Triade 3 Itemformulierungen (Zook & Sipps, 1986) und der Validität (Rauthmann, 2012; Rauthmann & Will, 2011) beurteilt. Die unklare Faktorstruktur sowie die Verwendung verschiedener Items und einer unterschiedlichen Itemanzahl in den Versionen der SRP sind zu kritisieren. Vor allen Dingen kann jedoch die Überrepräsentation ängstlichkeitsbezogener und die Unterrepräsentation antisozialer Verhaltensitems für den subklinischen Kontext negativ beurteilt werden, insbesondere da antisoziales Verhalten subklinische psychopathische Züge besonders repräsentiert (Williams et al., 2007). Neben der Testlänge und den psychometrischen Kritikpunkten bringt die Messung der Dunklen Triade mit den Standardmaßen eine weitere Schwierigkeit mit sich: Da diese Maße darauf ausgelegt sind, jegliche Facette des jeweiligen Konstrukts abzudecken, kommt es zwangsläufig zu Überschneidungen und unscharfen Trennlinien in den Ergebnissen einer solchen Untersuchung. Diese Überlappungen sind durch die unterschiedliche Entwicklung der heterogenen Skalen entstanden, die nicht darauf ausgelegt sind, die Konstrukte möglichst differenziert abzubilden. Eine solche Überschneidung kann man beispielsweise in der Messung von Narzissmus mit dem NPI finden, dessen Items auch impulsive Merkmale (Miller et al., 2009; Vazire & Funder, 2006) oder manipulative und ausnutzende Verhaltensweisen (Campbell & Miller, 2011; Emmons, 1987) erfassen. Ebenfalls werden darin aggressive Verhaltensweisen und Empathielosigkeit erhoben (Bushman & Baumeister, 1998; Campbell, Brunell & Finkel, 2006). Manipulation und Empathielosigkeit sind jedoch bezeichnende Charakteristika von Machiavellismus einerseits und Psychopathie andererseits. Anspruchsdenken und Gefühlskälte sind auch Teil der MACH-IV-Skalen, ersteres ist aber ein Kernaspekt von Narzissmus, letzteres von Psychopathie. Auch bei der Messung von subklinischer Psychopathie wird mit dem derzeitigen Standardmaß SRP-III ein überhöhter Selbstwert (eigene Großartigkeit) und manipulierendes Verhalten erfasst, welches wiederum Kernaspekte von Narzissmus, respektive Machiavellismus darstellen. Das Dirty Dozen: eine psychometrisch optimierte und ökonomische Erfassung von Kernaspekten der Dunklen Triade Mit dem Dirty Dozen von Jonason und Webster (2010) liegtimenglischen Sprachraum einäußerst ökonomisches Instrument vor, um die Dunkle Triade zu erfassen. Explizites Ziel der Skalenkonstruktion war es hierbei nicht, die einzelnen Konstrukte in ihrer gesamten Breite und Feinheit abzudecken, sondern vielmehr den prototypischen Kern jeder der drei Eigenschaften möglichst genau zu erfassen. Für Narzissmus ist dieser Kernaspekt die grandiose Selbstsicht (Morf & Rhodewalt, 2001), für Machiavellismus das Ausnutzen anderer (Christie & Geis, 1970) und für Psychopathie die Gefühllosigkeit anderen gegenüber (Hare, 1985). Ein grafisches Model der Dunklen Triade, welches auch die Überlappungen ihrer Einzelkonstrukte darstellt, ist in Abbildung 1 enthalten. Abbildung 1. Schematische Darstellung der Dunklen Triade (-V = niedrige Verträglichkeit). In der Originalpublikation ist die angenommene dreifaktorielle Struktur in ihrer Anpassungsgüte einer Struktur mit einem dunklen Faktor deutlich überlegen. Ebenso zeigen sich moderate Interkorrelationen der Skalen des Dirty Dozen und auch die Zusammenhänge der jeweiligen Skala mit ihrem Standardmaß (Narzissmus r =.46, Machiavellismus r =.34, Psychopathie r =.42). Dennoch gibt es zusätzlich relevante Korrelationen der Machiavellismusskala (r =.44) und der Narzissmusskala (r =.38) mit der SRP-III sowie der Machiavellismusskala mit dem NPI (r =.37), die jedoch auf die oben beschriebene Breite der Standardmaße zurückzuführen sind. Weiter berichten die Autoren gemeinsame negative Korrelationen der Skalen mit Verträglichkeit (besonders für Psychopathie) und spezifische positive Zusammenhänge der Narzissmusunterskala mit Extraversion und negative Zusammenhänge der Machiavellismusunterskala mit Gewissenhaftigkeit. Insgesamt kann von einer guten konvergenten sowie diskriminanten Validität des Instruments ausgegangen werden. Ziel der vorliegenden Untersuchung ist es nun, eine deutsche Übersetzung des Dirty Dozen vorzulegen und zu prüfen. Die vorliegende Untersuchung In der ersten Studie wurden Struktur und psychometrische Eigenschaften des Dreckigen Dutzends an einer umfang-
4 4 Albrecht C. P. Küfner, Michael Dufner und Mitja D. Back reichen Online-Stichprobe überprüft. Darüber hinaus wurden die Validität mit Bezug auf das jeweilige Standardmaß der Komponenten der Dunklen Triade sowie Zusammenhänge zu weiteren wichtigen Persönlichkeitseigenschaften untersucht. An einer separaten Stichprobe wurde die zeitliche Stabilität getestet. In der zweiten Studie wurde eine Replikation der Untersuchung zu den psychometrischen Eigenschaften durchgeführt. Außerdem wurden Zusammenhänge der Skalen des Dreckigen Dutzends mit den Facetten der Big Five getestet, um eine noch differenziertere Betrachtung zu ermöglichen. Da bisher auch zur Originalversion unseres Wissens nach keine publizierten Befunde existieren, die über reinen Selbstbericht hinaus die prädiktive Validität des Dreckigen Dutzends einschätzbar machen, wurden in der dritten Studie ein Selbstvorstellungsexperiment durchgeführt und die Zusammenhänge zwischen den Skalen des Dreckigen Dutzend und Verhaltensratings untersucht. Studie 1 Neben den psychometrischen Eigenschaften und der faktoriellen Struktur sollten alle Skalen des Dreckigen Dutzend einen deutlichen negativen Zusammenhang mit Verträglichkeit zeigen sowie einen positiven mit Aggressivität (besonders ausgeprägt für Psychopathie) und Soziosexualität. Zudem wurde erwartet, dass Machiavellismus und Psychopathie negativ mit Gewissenhaftigkeit sowie Psychopathie negativ mit Neurotizismus einhergehen. Methode Übersetzung des Dirty Dozen ins Deutsche Die Übersetzung der Autoren wurde nach der Autorisierung von Peter Jonason von einem bilingualen Experten überprüft und angepasst. Eine Rückübersetzung der einzelnen Items wurde von einem unabhängigen bilingualen Experten angefertigt. Die Autoren und die beiden bilingualen Experten haben anschließend Originalversion und Rückübersetzung verglichen, wobei keine inhaltlichen Unterschiede festzustellen waren. Die Items der Übersetzung sind wie die Originalversion auf neunstufigen Likert-Skalen von trifft überhaupt nicht zu bis trifft vollkommen zu zu bearbeiten. Stichproben Die erste Stichprobe bestand aus 501 Internetnutzern (354 Frauen) mit einem mittleren Alter von Jahren (18 bis 62; SD = 3.81), größtenteils Studierende unterschiedlicher Fachrichtungen (N = 486), die über ein Fragebogenportal rekrutiert wurden. Für die Untersuchung der Stabilität wurde eine zweite Stichprobe zu zwei Messzeitpunkten in einer curricularen Veranstaltung des Psychologischen Instituts in Mainz erhoben (N = 82). Der Abstand zwischen beiden Befragungen betrug genau fünf Wochen. Instrumente Zusätzlich zum Dreckigen Dutzend füllten die Probanden die deutsche Version (Schütz et al., 2004) des NPI (a =.80; Raskin & Hall, 1979), den MACH-IV (a =.80, Christie & Geis, 1970) und die SRP-III (a =.84; Hare, 1985; Paulhus et al., in press) zur Messung von Narzissmus, Machiavellismus und Psychopathie aus. Neben diesen Standardinstrumenten zur Messung der Dunkle Triade wurden zur Untersuchung der konvergenten und der diskriminanten Validität das Pathological Narcissism Inventory (PNI; Morf et al., in preparation; Pincus et al., 2009), eine Kurzversion des Big Five Inventory (BFI-S; Lang, John, Lüdtke, Schupp & Wagner, 2011), die Rosenberg- Selbstwert-Skala (Rosenberg, 1965; von Collani & Herzberg, 2003), der Aggression Questionnaire (Buss & Perry, 1992; Herzberg, 2003) sowie das revidierte Soziosexualitäts-Inventar (SOI-R; Penke & Asendorpf, 2008) erhoben. Ergebnisse und Diskussion Um die faktorielle Validität zu überprüfen, wurde eine konfirmatorische Faktorenanalyse mit dem robusten Maximum-Likelihood-Schätzer (MLR) durchgeführt. Für das dreifaktorielle Modell zeigte sich eine gute Anpassungsgüte an die Daten: MLR-c 2 = , df = 51, p <.001, CFI =.93, RMSEA =.07, SRMR =.06. Aufgrund der großen Stichprobe sind die Fit-Indices höher zu gewichten als das c 2 (Hu & Bentler, 1999). Alle Ladungen fielen moderat bis hoch und signifikant aus (jeweils p <.01; siehe Abbildung 2, linke Seite). Anpassungsgüte und Ladungen ähneln der Struktur der Originalpublikation in erheblichem Maße. Auffallend ist, dass, wie im Original, die Anpassungsgüte des Modells an die Daten nicht optimal ist. Eine weitere Untersuchung der Daten zeigte, dass Item 10 eine hohe Doppelladung mit der Psychopathieskala aufwies (r =.30, p <.01). Zudem zeigen die jeweils letzten Items der Narzissmus- und der Psychopathieskala niedrigere Ladungen. Diese drei Items wurden in einer weiteren Analyse entfernt. Das dreifaktorielle Modell mit insgesamt neun Items zeigte eine sehr gute Anpassungsgüte: MLR-c 2 = 45.45, df = 24, p <.001, CFI =.98, RMSEA =.04, SRMR =.03. Die Anpassungsgüte ist signifikant besser als bei dem auf zwölf Items basierenden Modell (Dc 2 = , p <.001; Satorra & Bentler, 2001). Die Faktorladungen für das Modell mit drei Items je Skala sind auf der rechten Seite von Abbildung 2 dargestellt. Die Reliabilitäten sind ähnlich der Version mit vier Items je Unterskala. Alle folgenden Analysen werden daher mit beiden Versionen präsentiert.
5 Kurzskalen zur Erfassung der dunklen Triade 5 Die deskriptiven Statistiken der Items finden sich in Tabelle 1, die internen Konsistenzen, Stabilitäten und deskriptiven Statistiken der Unterskalen in Tabelle 2. Die internen Konsistenzen sind zufriedenstellend, wobei Cronbachs Alpha für die Unterskala Psychopathie niedriger ausfällt als für die beiden anderen Unterskalen. Die Stabilität aller drei Skalen ist als gut einzustufen. Füreine Anmerkungen: Linke Seite Dreckiges Dutzend, rechte Seite Niederträchtige Neun. N = 501. Der Wortlaut der Einzelitems und Zuordnung der Items zu den Itemnummern sind in Tabelle 2 zu finden. Ladungen sind standardisiert. Alle ps <.001. Abbildung 2. Modell des Dreckigen Dutzend zur Messung der Dunklen Triade (Narzissmus, Machiavellismus, Psychopathie). solche Kurzskala sind die Test-Retest-Stabilitäten wichtigere Kennwerte der Reliabilität als die interne Konsistenz, da die drei beziehungsweise vier Items jeder Skala unterschiedliche Aspekte der breiten Konstrukte der Dunklen Triade abdecken (siehe auch Gosling et al., 2003). Wie in der Originalpublikation sind die Korrelationen der Dunklen Triade untereinander moderat bis hoch (siehe Abbildung 3). Für alle drei Skalen weisen Männer im Durchschnitt erwartungsgemäß höhere Werte auf als Frauen, vor allem hinsichtlich Machiavellismus und Psychopathie (ts , ps <.05). Die Ergebnisse der Analysen zur konvergenten und diskriminanten Validität befinden sich in Tabelle 3. Die Korrelationen zwischen den Unterskalen und den jeweiligen Standardinstrumenten sind moderat bis hoch. Fürdie Narzissmusskala ergibt sich eine hohe Korrelation mit dem NPI und dem PNI. Für die Machiavellismusskala zeigt sich wie in der Originalpublikation eine ähnlich hohe Korrelation mit MACH-IV, NPI und SRP-III sowie fürdie Psychopathieunterskala eine ähnlich hohe Korrelation mit SRP-III und MACH-IV. Die Machiavellismusskala ist außerdem mit der NPI-Unterskala Ausnutzung und Anspruchsdenken assoziiert, die ebenfalls manipulative Kognitionen und Verhaltensweisen zum Inhalt hat. Des Weiteren haben alle drei Skalen die zu erwartende negativen Beziehung zu Verträglichkeit (Jonason & Webster, 2010; Paulhus & Williams, 2002). Insbesondere gilt dies für Psychopathie. Es zeigen sich auch Zusammenhänge aller drei Skalen mit Fremdtäuschung, hier vor allen Dingen erwartungsgemäß für die Machiavellismusskala. Hohe Korrelationen aller drei Skalen gibt es ebenso mit Aggressivität (Jonason & Webster, 2010) und Soziosexualität (Jonason, Li & Buss, 2010). Das Dreckige Dutzend, vor allen Dingen aber die gekürzte 9-Item-Fassung zeigt ausreichende bis gute Kon- Tabelle 1. Skalenzuordnung, Wortlaut, deskriptive Statistiken und Trennschärfen der 12 Items des Dreckigen Dutzend Skala Nr. Itemwortlaut MW SD r it a M 1. Ich neige dazu, andere zu manipulieren, um meinen Willen durchzusetzen P 2. Ich neige dazu, keine Gewissensbisse zu haben N 3. Ich neige dazu, von anderen bewundert werden zu wollen M 4. Ich habe getäuscht oder gelogen, um meinen Willen durchzusetzen P 5. Ich neige dazu, mich nicht um die Moral meiner Handlungen zu kümmern N 6. Ich neige dazu, von anderen beachtet werden zu wollen M 7. Ich habe Schmeicheleien genutzt, um meinen Willen durchzusetzen P 8. Ich neige dazu, gefühllos oder unsensibel zu sein N 9. Ich neige dazu, nach Ansehen oder Status zu streben M 10. Ich neige dazu, andere für meine Zwecke auszunutzen P 11. Ich neige dazu, zynisch zu sein N 12. Ich neige dazu, besondere Gefälligkeiten von anderen zu erwarten r it b Anmerkungen: N = 501. M = Unterskala Machiavellismus. P = Unterskala Psychopathie. N = Unterskala Narzissmus. Die Mittelwerte beziehen sich auf Antworten in Richtung hohe Merkmalsausprägung. MW = Mittelwert. SD = Standardabweichung. r it a = korrigierte Trennschärfe bezogen auf die entsprechende Unterskala für das Dreckige Dutzend. r it b = korrigierte Trennschärfe bezogen auf die entsprechende Unterskala für dieniederträchtigen Neun.
6 6 Albrecht C. P. Küfner, Michael Dufner und Mitja D. Back Tabelle 2. Interne Konsistenz, Stabilität und deskriptive Statistiken der Unterskalen des Dreckigen Dutzend (DD) N M P sistenz, gute Stabilität und eine sehr gute faktorielle Validität. Aus Gründen der Sparsamkeit und wegen der eindeutigeren Struktur empfehlen wir die Nutzung der kürzeren Version mit drei Items je Unterskala die Niederträchtigen Neun. Die Interkorrelationen der drei Skalen entsprechen der theoretischen Erwartung, ebenso die konvergenten Validitäten. Hinsichtlich der diskriminanten Validitäten zeigen sich, ähnlich der Originalpublikation, relativ hohe Korrelationen jeder Unterskala mit jeweils einem weiteren Standardmaß. Hierfür lassen sich zwei Gründe anführen: Zum einen liegt dies an der konzeptuellen Nähe der erfassten Konstrukte, insbesondere der Gemeinsamkeit an Unverträglichkeit. Zum anderen sind die Standardmaße zur Erfassung der Dunklen Triade relativ breit angelegt und erfassen neben den Kernaspekten auch randständigere Eigenschaften, die stärker einer der jeweils anderen beiden Dimensionen zugeordnet werden können (NPI: Mir fällt es leicht, Menschen zu manipulieren. vs. Wenn ich merke, dass ich Menschen lenke, gefällt mir das nicht. ; MACH-IV: Es gibt keine Entschuldigung dafür, andere zu belügen. ; SRP-III: Ich bin die wichtigste Person auf dieser Welt und niemand anderer zählt. ). Studie 2 a r tt M (SD) Gesamt!?.81/.85.74/ (1.71)/4.95 (1.93) 4.33 (1.75)/4.82 (1.98) 4.76 (1.57)/5.25 (1.75).74/ (1.68)/5.23 (1.97) 4.56 (1.68)/5.15 (1.98) 4.90 (1.68)/5.41 (1.93).85/ (1.79)/5.31 (2.00) 4.77 (1.86)/5.28 (2.10) 4.83 (1.74)/5.33 (1.92).80/.75.78/ (1.65)/3.52 (1.82) 2.93 (1.54)/3.24 (1.73) 3.87 (1.71)/4.19 (1.86).76/ (1.71)/3.86 (1.85) 3.32 (1.67)/3.67 (1.85) 3.98 (1.72)/4.31 (1.79).78/ (1.72)/4.02 (1.79) 3.24 (1.58)/3.51 (1.72) 4.24 (1.72)/4.52 (1.72).64/.63.71/ (1.47)/2.57 (1.49) 2.73 (1.28)/2.28 (1.29) 3.71 (1.64) /3.25 (1.71).60/ (1.52)/2.64 (1.54) 2.82 (1.40)/2.38 (1.41) 3.85 (1.56)/3.26 (1.67).72/ (1.52)/2.64 (1.62) 2.74 (1.21)/2.01 (1.12) 3.74 (1.63)/3.26 (1.81) Anmerkungen: N = Narzissmus, M = Machiavellismus, P = Psychopathie. Reihenfolge der Angaben: 12er-Version/9er-Version. Studie 1: N = 501; Studie 2: Kursiv, N = 828. Studie 3: Unterstrichen, N = 96. M = Mittelwert. SD = Standardabweichung. Die Ergebnisse aus Studie 1 sollen in einer zweiten Studie repliziert und erweitert werden. Da die Big Five in Studie 1 lediglich mit einer Kurzskala erfasst wurden, soll in Studie 2 eine Langform zum Einsatz kommen. Dies erlaubt darüber hinaus, die Facetten des Fünf-Faktoren-Modells zu untersuchen, was eine differenzierte Betrachtung des nomologischen Netzwerks des Dreckigen Dutzend und der Niederträchtigen Neun ermöglicht. Hier sollten vor allen Dingen die unterschiedlichen Zusammenhänge mit Unterfacetten von Verträglichkeit, Extraversion und Neurotizismus deutlich werden. Da Narzissmus mit einer Neigung zu prahlenden Verhaltensweisen verbunden ist, sollte sich eine besonders starke negative Korrelation mit der Verträglichkeitsfacette Bescheidenheit ergeben. Zudem sind Narzissten dominant und unterhaltsam (Back et al., 2010; Küfner et al., 2013) und reagieren gereizt auf Kritik (Bushman & Baumeister, 1998; Morf & Rhodewalt, 2001). Entsprechend werden positive Korrelationen mit den Facetten Durchsetzungsfähigkeit, Geselligkeit und Reizbarkeit erwartet. Machiavellismus ist konzeptuell mit Unehrlichkeit, aber auch dem Durchsetzen eigener Interessen verbunden (Christie & Geis, 1970). Daher sollten sich beispielsweise eine negative Korrelation mit Freimütigkeit sowie eine positive Korrelation mit Durchsetzungsfähigkeit zeigen. Hinsichtlich Psychopathie sind negative Zusammenhänge mit allen Unterfacetten von Verträglichkeit zu erwarten, aufgrund der fehlenden Empathie insbesondere mit Hilfsbereitschaft/Altruismus. Da Psychopathie interpersonelle Kälte und niedrige emotionale Reaktivität beinhaltet (Hare, 1985), sind darüber hinaus negative Assoziationen mit Herzlichkeit, Geselligkeit und Ängstlichkeit zu erwarten. Methode Stichprobe Die Stichprobe bestand aus 828 Studierenden der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (581 Frauen, 247 Männer), die an einer großen Onlineumfrage zu Persönlichkeit teilnahmen. Sie hatten ein mittleres Alter von Jahren (16 bis 54; SD = 3.81). Instrumente Neben dem Dreckigen Dutzend und den darin enthaltenen Niederträchtigen Neun wurden ebenfalls wieder die
7 Kurzskalen zur Erfassung der dunklen Triade 7 Tabelle 3. Interkorrelationen der Unterskalen des Dreckigen Dutzend (DD) mit den Standardmaßen und anderen relevanten Konstrukten Narzissmus Psychopathie Machiavellismus NPI.43/.44.40/.39.30/.32.36/.37.37/.37.27/.26 L/A.28/.29.36/.36.27/.26.22/.25.30/.29.22/.20 GE.35/.36.24/.24.12/.16.33/.35.22/.23.09/.10 E/E.35/.32.43/.41.34/.33.31/ /.34.28/.22 MACH-IV.30/.27.46/.43.46/.43.26/.21.48/.44.49/.42 SRP-III.20/.16.44/ /.49.24/.21.44/.43.45/.43 PNI.53/.49.32/.31.23/.14 Grandiosity.51/.50.35/.36.21/.13 Vulnerability.46/.41.26/.24.21/.12 Neurotizismus.11/.10.01/ /-.18 Extraversion.03/ / /-.04 Offenheit.01/.02.02/ /-.04 Verträglichkeit -.24/ / /-.39 Gewissenhaftigkeit -.03/ / /-.15 Selbstwert -.02/ / /-.02 BIDR -.27/ / /-.21 Selbsttäuschung -.12/ / /.10 Fremdtäuschung -.28/ / /-.36 Aggressivität.28/.23.38/.37.35/.28 Soziosexualität.24/.23.33/.33.32/.31 Anmerkungen: NPI = Narcissistic Personality Inventory. L/A = Leadership/Authority. GE = Grandiose Exhibitionism. E/E = Exploitativeness/Entitlement. MACH-IV = Machiavellismusskalen. SRP-III = Self-Report Psychopathy Scale. PNI = Pathological Narcissism Scale. BIDR = Balanced Inventory of Desired Responding. Reihenfolge der Angaben: 12er-Version/9er-Version. Studie 1: N = 501. jrj.09. p <.05; Studie 2: Kursiv, N = 828. jrj.07. p <.05. Standardmaße für Narzissmus (NPI), Machiavellismus (MACH-IV) und Psychopathie (SRP-III) sowie das NEO- Persönlichkeitsinventar nach Costa und McCrae, Revidierte Fassung (NEO-PI-R; Costa & McCrae, 1992; Ostendorf & Angleitner, 2004) 1 erhoben. Ergebnisse und Diskussion Die deskriptiven Statistiken und internen Konsistenzen der Unterskalen befinden sich in Tabelle 1 (kursiv). Erneut wiesen Männer höhere Werte für alle drei Unterskalen, bis auf Narzissmus in der Drei-Item-Version (t =.39, ns), auf (ts , p <.05). Die internen Konsistenzen, Interkorrelationen der Unterskalen des Dreckigen Dutzend (Abbildung 3, kursiv) sowie die konvergenten Validitäten 1 Aufgrund eines technischen Fehlers, gingen die Daten für das Item Nummer 40 Ich halte meine Sachen ordentlich und sauber. verloren. Die Skala Gewissenhaftigkeit sowie deren betroffene Unterskala Ordnungsliebe wurden ohne dieses Item berechnet. (Tabelle 3, kursiv) sind mit denjenigen aus Studie 1 vergleichbar. Die Korrelationen der Dunklen Triade mit den Big Five sowie deren Unterfacetten befinden sich in Tabelle 4. Narzissmus hat hier vor allen Dingen theoriekonforme positive Korrelationen zu den offensiv-antagonistischen Unterfacetten von Neurotizismus (Reizbarkeit, Impulsivität; vgl. Miller, Hoffmann et al., 2011) sowie zu Extraversion mit seinen Unterfacetten Erlebnishunger und Durchsetzungsfähigkeit und negative Korrelationen zu Verträglichkeit, hier speziell zur Unterfacette Bescheidenheit. Dies ist bezeichnend für Narzissten, die auch als unverträgliche Extravertierte beschrieben werden (Paulhus, 2001). Machiavellismus zeigt erwartungsgemäß ebenfalls negative Korrelationen mit Verträglichkeit und deren Unterskalen,vor allen Dingen Freimütigkeit, sowie eine positive Korrelation mit Durchsetzungsfähigkeit. Die negativen Korrelationen mit Gewissenhaftigkeitsfacetten, insbesondere für die Unterfacetten Pflichtbewusstsein und Selbstdisziplin sind ebenfalls charakteristisch (Christie &
8 8 Albrecht C. P. Küfner, Michael Dufner und Mitja D. Back Anmerkungen: N = Narzissmus, M = Machiavellismus, P = Psychopathie. Reihenfolge der Angaben: 12er-Version/9er-Version. Studie 1 außen/nicht kursiv (N = 501). Studie 2 außen/kursiv (N = 828). Studie 3 innen/unterstrichen (N = 96). Abbildung 3. Interkorrelationen der Skalen des Dreckigen Dutzend untereinander. Geis, 1970; Rauthmann & Will, 2011). Psychopathie zeigt im Gegensatz zu den beiden anderen Konstrukten der Dunklen Triade erwartungsgemäße negative Beziehungen zu Ängstlichkeit (Hare, 1985, 1991) sowie besonders ausgeprägte negative Assoziationen zur gesamten Bandbreite der Verträglichkeit (Jones & Paulhus, 2011), insbesondere zu Gutherzigkeit und Altruismus. Die mangelnde Rücksichtnahme auf andere zeigt sich ebenfalls in der negativen Beziehung zu Offenheit für Gefühle, wie auch zu den Extraversionsunterskalen Herzlichkeit und Frohsinn (Hare, 1985, 1991; Paulhus & Williams, 2002). Die Ergebnisse unterstreichen die grundsätzlich negative, unverträgliche Konzeptualisierung der Dunklen Triade, zeigen aber auch die theoriekonforme Differenzierung der drei konstituierenden Konstrukte bezüglich bestimmter Dimensionen und Facetten des Fünf-Faktoren-Modells. Studie 3 Für interpersonell wichtige Persönlichkeitseigenschaften wie die der Dunklen Triade ist es entscheidend zu wissen, in welchen Verhaltensweisen sie sich ausdrücken und zu welchen Verhaltensbeurteilungen sie bei anderen Personen führen (Back & Egloff, 2009). In der dritten Studie soll getestet werden, ob sich Narzissmus, Machiavellismus und Psychopathie in jeweils charakteristischen Verhaltensweisen widerspiegeln. Die Validierung anhand von Verhaltensvorhersagen nehmen wir mittels eines realitätsnahen Kontextes vor, der fester Bestandteil interpersoneller Situationen ist: Selbstvorstellungen (Back, Schmukle & Egloff, 2009; Back et al., 2010; Borkenau & Liebler, 1992; Küfner et al., 2013; Miller, Hoffmann et al., 2011). Da Narzissmus häufig mit einem auffallendem Äußeren und einer höheren Attraktivität einhergeht (Back et al., 2010) und Narzissten darauf bedacht sind, einen besonders charmanten und positiven Eindruck zu hinterlassen (siehe auch Küfner et al., 2013), sollten solche Verhaltensaspekte auch bei Selbstvorstellungen prädiziert werden können. Machiavellismus zeichnet sich durch eine gewisse Amoralität oderauchhinterhältigkeit aus; Machiavellisten versuchen, andere Menschen zu manipulieren und für eigeneziele einzusetzen (Jones & Paulhus, 2009; Rauthmann, 2012). Menschen mit einer hohen Ausprägung von Machiavellismus sollten demnach auch als manipulativ, schauspielerisch und selbstsicher/überzeugend wahrgenommen werden. Psychopathie ist gekennzeichnet durch emotionale Kälte und eine hohe Neigung zu Aggressivität (Hare, 1985). Dies sollte sich in entsprechenden Verhaltensweisen und verhaltensbezogenen Beurteilungen widerspiegeln. Methode Die Stichprobe bestand aus 96 Studierenden (48 Frauen, 48 Männer) mit einem mittleren Alter von Jahren (18 bis 54; SD = 7.35). Jede Versuchsperson füllte das Dreckige Dutzend zur Erfassung der Dunklen Triade aus. Anschließend wurde jede Versuchsperson in drei verschiedenen Situationen auf Video aufgezeichnet (siehe auch Back et al., 2009; Borkenau & Liebler, 1992 für ähnliche Settings). In der ersten Situation stellten sich die Versuchspersonen kurz vor, in der zweiten Situation trugen sie laut einen Wetterbericht vor und in der dritten Situation sollten sie sich für ein fiktives Stipendium bewerben. Bei jeder dieser Aufgaben wurden die ersten 25 Sekunden aufgezeichnet. Die Bild- und Tonaufnahmen wurden in randomisierter Reihenfolge 30 studentischen Beobachtenden (15 weiblich) im Alter von Jahren (20 bis 30; SD = 3.49) gezeigt, welche die Versuchspersonen hinsichtlich der Eigenschaften der Dunklen Triade in einer der oben genannten Situationen einschätzten. Jede Versuchsperson wurde so von zehn Beobachtenden innerhalb einer Situation eingeschätzt und danach über alle drei Situationen gemittelt. Die Einschätzungen erfolgten für Narzissmus ( Diese Person neigt dazu, von anderen bewundert werden zu wollen, Diese Person ist selbstverliebt, hält sich für etwas Besseres ), Machiavellismus ( Diese Person neigt dazu, andere zu manipulieren, um ihren Willen durchzusetzen. ) und Psychopathie ( Diese Person neigt dazu, sich gefühllos oder unsensibel zu verhalten. ) auf neunstufigen Skalen (1=stimme überhaupt nicht zu, 9=stimme voll und ganz zu). Darüber hinaus kodierten vier trainierte Beobachtende (drei männlich) auf der Basis des Videomaterials eine Reihe spezifischer verbaler, paraverbaler und nonverbaler Verhaltensweisen, die für die Dimensionen der Dunklen Triade relevant sind. Diese Einschätzungen basierten auf Fotoaufnahmen, Videoaufnahmen ohne Ton, Tonaufnahmen ohne Bild oder auf kompletten Videoaufnahmen. In
9 Kurzskalen zur Erfassung der dunklen Triade 9 Tabelle 4. Korrelationen der Skalen des Dreckigen Dutzend (DD) mit den NEO-Unterskalen Tabelle 5 7 sind die Einschätzungen, die Aufnahmen, auf denen diese beruhen, die Anzahl der Beobachter sowie die Übereinstimmung zwischen den Beobachtern dargestellt (alle Einschätzungen basieren auf Acht-Punkt Likert-Skalen, 1=stimme überhaupt nicht zu,8=stimme voll und ganz zu). Alle gewonnenen Verhaltensindikatoren wurden schließlich z-standardisiert und zu Komposita aggregiert, die ihrer inhaltlichen Zuordnung entsprechen. Die Reliabilitäten dieser Verhaltensaggregate sind zufriedenstellend bis gut (as =.61.72). Die deskriptiven Statistiken zum Dreckigen Dutzend und zu den Niederträchtigen Neun befinden sich in Tabelle 2; die Korrelationen der Skalen untereinander in Abbildung 3 (jeweils unterstrichene Werte). Sie fallen ähnlich aus wie in Studie 1 und Studie 2. Die Korrelationen mit den Verhaltenskriterien sind in Tabelle 5, 6 und 7 dargestellt. Narzissmus weist den stärksten Zusammenhang mit typisch narzisstischen Verhaltens- Narzissmus Machiavellismus Ergebnisse und Diskussion Psychopathie Neurotizismus.17/.15.07/ /-.16 Ängstlichkeit.08/ / /-.24 Reizbarkeit.23/.20.19/.19.08/.00 Depression.11/.09.03/ /-.13 Soziale Befangenheit.08/ / /-.14 Impulsivität.23/.22.21/.21.00/-.02 Verletzlichkeit.09/ / /-.19 Extraversion.20/.24.09/ /-.09 Herzlichkeit.11/ / /-.29 Geselligkeit.15/ / /-.15 Durchsetzungsfähigkeit.18/.22.22/.23.11/.11 Aktivität.09/.12.06/ /-.03 Erlebnishunger.25/.25.19/.19.13/.13 Frohsinn.07/.09.00/ /-.13 Offenheit für Erfahrungen.09/.11.01/ /-.07 Offenheit für Phantasie.11/.13.13/.15.05/-.02 Offenheit für Ästhetik.03/ / /-.15 Offenheit für Gefühle.07/ / /-.25 Offenheit für Handlungen -.02/ / /.02 Offenheit für Ideen.08/.09.06/.06.16/.10 Offenheit des Werte- und Normensystems.05/.07.00/.01.05/.02 Verträglichkeit -.25/ / /-.44 Vertrauen -.06/ / /-.23 Freimütigkeit -.23/ / /-.25 Altruismus -.08/ / /-.46 Entgegenkommen -.18/ / /-.23 Bescheidenheit -.35/ / /-.26 Gutherzigkeit -.09/ / /-.34 Gewissenhaftigkeit -.10/ / /-.13 Kompetenz.00/ / /-.01 Ordnungsliebe -.02/ / /-.05 Pflichtbewusstsein -.18/ / /-.19 Leistungsstreben.05/ / /-.10 Selbstdisziplin -.18/ / /-.08 Besonnenheit -.10/ / /-.13 Anmerkungen: N = 828. jrj.07. p <.05. NEO = NEO-Persönlichkeitsinventar. Korrelationen über j.10j fettgedruckt. Reihenfolge der Angaben: 12er-Version/9er-Version.
10 10 Albrecht C. P. Küfner, Michael Dufner und Mitja D. Back weisen und Attributen, wie etwa Attraktivität, fremdeingeschätztem Willen zur Bewunderung und intellektualisiertem Verhalten ( Eindruck schinden ) auf. Machiavellismus prädiziert machiavellistische Eigenschaften und Verhaltensweisen. Besonders die die schauspielerische und manipulierende Persönlichkeit darstellenden Attribute sind hoch mit Machiavellismus assoziiert, zum Beispiel trügerische Verhaltensweisen wie ein nicht authentisches Lächeln oder ein übertrieben selbstsicheres Auftreten. Psychopathie korrespondiert am stärksten mit psychopathischen Verhaltensweisen und Einschätzungen. Besonders hoch ist der Zusammenhang mit der von Beurteilenden wahrgenommenen emotionalen Kühle und Unfreundlichkeit. Die Dunkle Triade zeigt sich also auch deutlich in Persönlichkeits- und Verhaltenseinschätzungen von Fremdbeurteilern anhand von Video- und Tonmaterial. Die Höhe der Zusammenhänge ist für den Kontext der Vorhersage tatsächlich beobachteter (nicht selbstberichteter) Verhaltensweisen zufriedenstellend und die Assoziationen selbst sind sehr spezifisch. Die differenzierte Prädiktion narzisstischer, machiavellistischer und psychopathischer Verhaltensweisen spricht für einegutevalidität des Dreckigen Dutzend und der Niederträchtigen Neun. Gesamtdiskussion Zur Erfassung der Dunklen Triade sind im deutschen Sprachraum bislang drei verschiedene, sehr heterogene und völlig unabhängig voneinander entwickelte Instrumente nötig. Diese sind mit 91 Items insgesamt nicht nur sehr lang, sondern jedes Instrument für sich zeigt psychometrische Schwächen, eine unklare Struktur wie auch Validitätsprobleme. Die vorliegende Untersuchung zielte deswegen darauf ab, durch eine Übersetzung der Dirty-Dozen- Skalen (Jonason & Webster, 2010) für den deutschen Sprachraum Kurzskalen zur Erfassung der Kernaspekte der Dunklen Triade bereitzustellen und diese zu validieren. In drei Studien wurden die faktorielle Struktur der Kurzskalen, das nomologische Netz sowie Zusammenhänge mit Verhaltensbeurteilungen untersucht. Die Ergebnisse zeigen, dass die beiden Instrumente das Dreckige Dutzend und die Niederträchtigen Neun es erlauben, die Dunkle Triade ökonomisch, reliabel und valide zu erfassen. Das Dreckige Dutzend und die Niederträchtigen Neun Das Dreckige Dutzend zeigt eine zufriedenstellende und der Originalpublikation entsprechende faktorielle Struktur und Anpassungsgüte. Die Niederträchtigen Neun übertreffen mit nur drei Items je Skala die faktorielle Validität noch einmal und bieten somit eine präzise und noch kürzere Messung der Dunklen Triade. Die internen Konsistenzen und Stabilitäten der Gesamtskala und auch deren Unterskalen sind ebenfalls sehr zufriedenstellend. Narzissmus, Machiavellismus und Psychopathie hängen über mehrere Studien hinweg moderat zusammen, sind jedoch nicht redundant. In den Analysen zur faktoriellen Struktur aus Studie 1 bestätigt sich das angenommene dreifaktorielle Modell. Es zeigt sich aber auch, dass die Anpassungsgüte der Niederträchtigen Neun wesentlich besser ist als diejenige des Dreckigen Dutzend. Da die weiteren Untersuchungen für die Niederträchtigen Neun eine ähnliche Stabilität und kongruente Konstruktbezüge untereinander sowie mit anderen Persönlichkeitsmaßen und Verhaltensweisen ergaben, empfehlen wir die Nutzung dieser Kurzskala mit je drei Items zur Erfassung von Narzissmus, Machiavellismus und Psychopathie. Die Muster in den Zusammenhängen der Dimensionen des Dreckigen Dutzend und der Niederträchtigen Neun mit ihren jeweiligen Standardmaßen sind der Originalpublikation sehr ähnlich. Die einzelnen Skalen zeigen darüber hinaus ihre spezifischen Assoziationen mit verwandten Konstrukten. Die Narzissmusskala zeigt Zusammenhänge mit antagonistischen und agentischen Aspekten wie Reizbarkeit, Extraversion (vor allen Dingen Durchsetzungsfähigkeit und Geselligkeit) und narzisstischen Verhaltensweisen (Back et al., 2010; Bushman & Baumeister, 1998; Miller, Hoffman et al., 2011). Die Machiavellismusskala hat Assoziationen mit wenig gewissenhaften und verleumderischen Eigenschaften wie Ausnutzen und mangelndem Pflichtbewusstsein und prädiziert machiavellistische Verhaltensindikatoren (Christie & Geis, 1970; Jones & Paulhus, 2009; Rauthmann, 2012). Die Psychopathieskala schließlich zeigt deutliche Zusammenhänge mit aggressiven und emotional kalten Charakteristiken wie besonders niedriger Verträglichkeit, fehlender Wärme, Gefühllosigkeit und Herzlichkeit (Hare, 1985, 1991; Paulhus & Williams, 2002) undprädiziert für Psychopathie charakteristische Verhaltensweisen. Durch diese theoriekonformen und spezifischen Assoziationen können den hier vorgestellten Kurzskalen zur Messung der Dunklen Triade eine gute konvergente, diskriminante und prädiktive Validität beschieden werden. Vorteile für Forschung und Anwendung Da das Dreckige Dutzend und die Niederträchtigen Neun die Kernaspekte von Narzissmus (Großartigkeit), Machiavellismus (Manipulation) und Psychopathie (Empathielosigkeit) mit wenigen Items reliabel und valide abdecken, ergibt sich für viele Forschungs- wie auch Anwendungskontexte überhaupt erst die Möglichkeit, die Erfassung der Dunklen Triade in Betracht zu ziehen und damit die Untersuchung der wichtigen interpersonellen Effekte von Narzissmus, Machiavellismus und Psychopathie einzubinden.
11 Kurzskalen zur Erfassung der dunklen Triade 11 Tabelle 5. Wortlaut,Quelle,Beurteileranzahl und -übereinstimmung der Persönlichkeits- und Verhaltenseinschätzungen sowie Interkorrelationen mit derdunklen Triade Itemwortlaut Quelle Anzahl Beurteiler a Narzissmus Machiavellismus Psychopathie Narzisstische Eigenschaften und Verhaltensweisen Bewunderung Diese Person neigt dazu, von anderen bewundert werden zu wollen.70.26/.26.14/.13.13/.03 Video /.21.22/.22.16/.10 Selbstverliebtheit Ist selbstverliebt, hält sich für etwas Besseres Video /.10.16/.17.12/.06 Hat eine gute Figur 1 = schlank 8 = korpulent Foto /.11.00/ /.05 Hat ein hübsches Gesicht 1 = hat kein hübsches Gesicht 8 = hat ein hübsches Gesicht Foto / / /-.06 Spricht fließend 1 = spricht stockend 8 = spricht fließend Audio /.19.13/.11.06/.01 Wirkt intellektuell 1 = zeigt kein Interesse an intellektuellen Inhalten 8 = zeigt großes Interesse an intellektuellen Inhalten Video /.26.06/ /-.06 Anmerkungen: a = Interrater-Reliabilität. DD = Dreckiges Dutzend. Korrelationen der Verhaltensaggregate fettgedruckt. Reihenfolge der Angaben: 12er-Version/9er-Version. N = 96. jrj.21; p <.05.
12 12 Albrecht C. P. Küfner, Michael Dufner und Mitja D. Back Tabelle 6. Wortlaut,Quelle,Beurteileranzahl und -übereinstimmung der Persönlichkeits- und Verhaltenseinschätzungen sowie Interkorrelationen mit derdunklen Triade Itemwortlaut Quelle Anzahl Beurteiler a Narzissmus Machiavellismus Psychopathie Machiavellistische Eigenschaften und Verhaltensweisen Manipuliert andere Diese Person neigt dazu, andere zu manipulieren, um ihren Willen durchzusetzen /.08.25/.24.24/.22 Video /.09.02/ /-.06 Authentisches Lächeln* Anzahl authentischen Lächelns Video /.05.20/.18.20/.25 Schaut in die Kamera 1 = schaut wenig in die Kamera 8 = schaut viel in die Kamera Video /.08.16/.15.15/.14 Gestik 1 = gestikuliert wenig 8 = gestikuliert viel Video /.09.15/.14.09/.06 Nervosität* 1 = überhaupt nicht nervöse Stimme 8 = sehr nervöse Stimme Audio / /.14.19/.18 Selbstsicherheit 1 = unsichere Stimme 8 = sichere Stimme Audio /.03.19/.19.21/.19 Anmerkungen: a = Interrater-Reliabilität. DD = Dreckiges Dutzend. Korrelationen der Verhaltensaggregate fettgedruckt. Reihenfolge der Angaben: 12er-Version/9er-Version. N = 96. * = umkodierte Items. jrj.21; p <.05.
13 Kurzskalen zur Erfassung der dunklen Triade 13 Tabelle 7. Wortlaut,Quelle,Beurteileranzahl und -übereinstimmung der Persönlichkeits- und Verhaltenseinschätzungen sowie Interkorrelationen mit derdunklen Triade Itemwortlaut Quelle Anzahl Beurteiler a Narzissmus Machiavellismus Psychopathie Psychopathische Eigenschaften und Verhaltensweisen gefühllos/unsensibel Diese Person neigt dazu, sich gefühllos oder unsensibel zu verhalten /.03.07/.04.33/.30 Video / / /.03 emotional stabil 1 = ängstlich, leicht aus der Fassung zu bringen 8 = gelassen, emotional stabil Video / /.06.18/.10 unkooperativ 1 = Versucht das Experiment zu untergraben, zu sabotieren oder zu behindern 8 = kooperativ* Video / /.07.23/.23 unfreundliches Gesicht 1 = unfreundlicher Gesichtsausdruck 8 = freundlicher Gesichtsausdruck* Video /.01.10/.05.20/.23 Emotionale Kühle 1 = emotional kalt 8 = emotional warm* Video /.09.02/.01.22/.21 kalte Stimme 1 = kalte Stimme 8 = warme Stimme* Audio /.15.14/.13.31/.27 Anmerkungen: a = Interrater-Reliabilität. DD = Dreckiges Dutzend. Korrelationen der Verhaltensaggregate fettgedruckt. Reihenfolge der Angaben: 12er-Version/9er-Version. N = 96. * = umkodierte Items. jrj.21. p <.05.
14 14 Albrecht C. P. Küfner, Michael Dufner und Mitja D. Back Im Forschungskontext betrifft dies beispielsweise umfangreiche Online- und Verhaltensstudien, in denen zahlreiche und komplexe Persönlichkeitsphänomene erfasst werden müssen. In diesen ist eine sehr hohe Zahl an Items für Versuchspersonen kaumzumutbar und im Sinne der Teilnahmemotivation auch wenig sinnvoll. Auch daher werden Kurzskalen immer wichtiger und beliebter (Gosling et al., 2003; Rammstedt & John, 2007; Robins et al., 2001). Wie oben beschrieben, würde im Falle der Dunklen Triade eine Erfassung mit den jeweiligen Standardinstrumenten 91 Items benötigen, die innerhalb größerer Selbstberichterhebungen, Experience-Sampling-Studien mit geringer Zeitkapazität pro Umfrage, umfangreichen Längsschnittstudien oder Untersuchungen mit interpersonellen Bewertungen von mehreren Zielpersonen eine unnötige Belastung für die Versuchspersonen darstellen oder diese langweilen und damit Fehler in der Erhebung verursachen (Gosling et al., 2003; Robins et al., 2001). Im Anwendungskontext, in dem Zeit- und Aufwandfragen oft eine ähnlich große Rolle spielen, ist es mit beiden Instrumenten möglich, Konsequenzen der Dunklen Triade zu untersuchen und die Ergebnisse für Interventionen nutzbar zu machen. Dies betrifft im arbeits- und organisationspsychologischen Kontext beispielsweise Fragen der Mitarbeiterführung und der Effektivität von Arbeitsgruppen (Jonason, Slomski & Partyka, 2012). Auch bei der Betrachtung der Qualität von Partnerschafts- und Familienbeziehungen (Campbell et al., 2006; Lee & Ashton, 2005) kann eine Einbindung der gesamten Dunklen Triade ertragreich sein, wie auch im kriminalpsychologischen Setting (Chabrol, Van Leeuwen, Rodgers & Sejourne, 2009; Hare, 1985). Der letztgenannte Bereich, in dem Persönlichkeitsstörungen und andere klinische Problemstellungen wichtig sind, ist für die Dunkle Triade besonders aus konzeptueller Sicht interessant. Hohe Werte könnten hier bereits Hinweise auf mögliches pathologisches Verhalten oder eine klinische Störung geben. Möglich wären beispielsweise Korrespondenzen extremer Werte auf den einzelnen Skalen des Dreckigen Dutzends/der Niederträchtigen Neun mit Diagnosen von narzisstischer oder antisozialer PersönlichkeitsstörungsowieZusammenhänge von Extremwerten insgesamt mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit, die Diagnose irgendeiner Persönlichkeitsstörung zu erhalten. Hierfür sindjedochumfassendeem- pirische Untersuchungen nötig wie auch Befunde zur Dimensionalität von Persönlichkeitsstörungen insgesamt (siehe auch Widiger, 2011). Einschränkungen und offene Fragen Neben den eindeutigen Vorteilen der vorgestellten Kurzskalen gibt es auch Schwächen der vorliegenden Untersuchung. Ähnlich der Originalpublikation bestehen die Stichproben größtenteils aus Studierenden und entsprechen demnach wenig der Repräsentativität einer Zufallsstichprobe aus der Gesamtbevölkerung. Eine Ausweitung der Stichprobe auf Personengruppen außerhalb der Universitäten bei zukünftigen Untersuchungen ist deshalb wünschenswert. Weiterhin ist die Möglichkeit von motivationalen Antwortverzerrungen, die bei der Erhebung von antagonistischen, evaluativ negativen Konstrukten im Selbstbericht entstehen können, nicht auszuschließen. Als weitere ergänzende diagnostische Erhebungsmethoden für die Dunkle Triade wären daher validierte Fremdbeurteilungsmaße und standardisierte Verhaltensbeurteilungen wünschenswert. Wie auch in der Originalpublikation zeigen sich nicht gänzlich eindeutige Zusammenhänge der einzelnen Unterskalen mit den bisherigen Standardinstrumenten für Narzissmus, Machiavellismus und Psychopathie, was wegen der Breite der jeweiligen Standardinstrumente wenig verwunderlich ist (Lee & Ashton, 2005; siehe auch Furnham, Richards & Paulhus, 2013). Generell bringt die Einschränkung auf die Erhebung der Kernaspekte naturgemäß eine weniger komplette Erfassung des jeweiligen Konstrukts mit sich. Soll also eine der Eigenschaften der Dunklen Triade sehr genau und in allen seinen Subfacetten gemessen werden, sind umfangreichere und detailliertere Instrumente sinnvoll. Für eineökonomische Erfassung der Kernaspekte der Dunklen Triade jedenfalls liegen mit dem Dreckigen Dutzend und den Niederträchtigen Neun nun auch im deutschen Sprachraum ausreichend reliable, stabile und valide Instrumente vor. Literatur Ackerman, R. A., Witt, E. A., Donnellan, M. B., Trzesniewski, K. H., Robins, R. W. & Kashy, D. A. (2011). What does the Narcissistic Personality Inventory really measure? Assessment, 18, Ahmed, S. M. S. & Stewart, R. A. C. (1981). Factor analysis of the Machiavellian scale. Social Behavior and Personality, 9, Alpers, G. W. & Eisenbarth, H. (2008). Psychopathic Personality Inventory-Revised (PPI-R). Deutsche Version. Göttingen: Hogrefe. Back, M. D. & Egloff, B. (2009). Yes we can! A plea for direct behavioural observation in personality research. European Journal of Personality, 23, Back, M. D., Küfner, A. C. P., Dufner, M., Gerlach, T. M., Rauthmann, J. F. & Denissen, J. J. A. (2013). Narcissistic Admiration and Rivalry: Disentangling the bright and dark sides of narcissism. Journal of Personality and Social Psychology, 105, Back, M. D., Schmukle, S. C. & Egloff, B. (2009). Predicting actual behavior from the explicit and implicit self-concept of personality. Journal of Personality and Social Psychology, 97, Back, M. D., Schmukle, S. C. & Egloff, B. (2010). Why are narcissists so charming at first sight? Decoding the narcissism-popularity link at zero acquaintance. Journal of Personality and Social Psychology, 98,
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