Jörn Oldenburg Lebensstrategien
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- Viktoria Gerstle
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1 Jörn Oldenburg Lebensstrategien
2 Entscheidungs- und Organisationstheorie Herausgegeben von Prof. Dr. Egbert Kahle Die Schriftenreihe soll Forschungsergebnisse aus den Bereichen Entscheidungstheorie und Organisationstheorie einschließlich der damit verbundenen Problemfelder Kommunikation, Wahrnehmung, Unternehmenskultur, Unternehmensethik und Unternehmensstrategie vorstellen und über Einzeldarstellungen hinaus den Gesamtzusammenhang der Probleme und Lösungsansätze vermitteln. Der ausdrückliche Theoriebezug schließt dabei eine konkrete Praxisorientierung im Einzelnen mit ein.
3 Jörn Oldenburg Lebensstrategien Ein Simulationsmodell zur Früherkennung von Suizidalität und Optionen zur Stärkung der Lebensfähigkeit Mit Geleitworten von Prof. Dr. Egbert Kahle und Prof. Dr. Ute Lockemann Deutscher Universitäts-Verlag
4 Bibliografische Information Der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über < abrufbar. Dissertation Universität Lüneburg, Auflage September 2007 Alle Rechte vorbehalten Deutscher Universitäts-Verlag GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden 2007 Lektorat: Frauke Schindler / Britta Göhrisch-Radmacher Der Deutsche Universitäts-Verlag ist ein Unternehmen von Springer Science+Business Media. Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Umschlaggestaltung: Regine Zimmer, Dipl.-Designerin, Frankfurt/Main Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Printed in Germany ISBN
5 Wie jede Blüte welkt und jede Jugend Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe, Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern. Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe Bereit zum Abschied sein und Neubeginne, Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern In andre, neue Bindungen zu geben. Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben. Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten, An keinem wie an einer Heimat hängen, Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen, Er will uns Stuf um Stufe heben, weiten. Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen, Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise, Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen. Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde Uns neuen Räumen jung entgegen senden, Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden... Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde! (Hermann Hesse, Stufen 1941)
6 Bild: Requiem (Noah Wunsch 2005); Requiem aeternam dona eis, Domine = Herr, gib ihnen die ewige Ruhe. (Duden 5)
7 Geleitwort Die vorliegende Arbeit über die Früherkennung von Suizidalität und Optionen zur Stärkung der individuellen Lebensfähigkeit mit Hilfe eines Simulationsmodells erweitert den Kontext dieser Reihe um eine bedeutsame und weiterführende Facette, die sich mit verschiedenen in dieser Schriftenreihe erschienene Arbeiten zu organisationstheoretischen Grundlagen verbinden lässt. Die Bedeutung des Themas liegt auf der Hand: Die Todesursache Suizid ist häufiger als Verkehrsunfall, Aids, illegale Drogen und Gewalttaten zusammen, wie nachweisbar ist. Der Transfer des innovativen Ansatzes von VESTER als eine Form systemtheoretischer Analyse von Problemen, die bisher vor allem auf ökonomische oder politische Probleme angewendet wurde, auf ein medizinisch-menschliches Problem stellt eine nicht zu unterschätzende innovative Leistung dar. Aus dem systemtheoretischen Konzept heraus wird erkennbar, dass für die systemische Analyse der Suizidalität der Aspekt der Früherkennung von besonderer Bedeutung für eine tragfähige Lösung ist und dass deshalb ein Früherkennungssystem verwendet werden sollte. Entscheidend für die erfolgreiche Bearbeitung des Problems ist die Entwicklung und Betrachtung von Wirkungsgefügen, wie sie in verschiedener Form entwickelt wurden. Forschungsökonomisch war es sinnvoll, sich eines Modells zu bedienen, dessen instrumentelle Anwendung ausgereift ist. Die wichtigsten Schritte des Sensitivitätsmodells von VESTER werden vorgestellt und gewürdigt. Für alle vorgestellten Elemente des Systems werden aus der Literatur die inhaltlichen Zusammenhänge erfasst und im Anhang als Wirkungsfunktionen mit unterschiedlichen Verläufen dargestellt. Die Simulation der Verläufe zeigt äußerst interessante Ergebnisse und bestätigt, dass die systemische Analyse und Simulation eine und wahrscheinlich die einzige Möglichkeit ist, derartige komplexe und zeitlich-kausale Verknüpfungen sachgerecht zu erfassen. In der Arbeit konnte gezeigt werden, dass das multikausale Phänomen Suizid sich einer systemischen Analyse unterziehen lässt, in der differenzierte Aussagen und Prognosen der Reaktion auf bestimmte Veränderungen der Situation und/oder des
8 X Geleitwort Verhaltens von Individuen getroffen werden können. Es wurde damit ein Instrument geschaffen, das es den Fachleuten erlaubt, gezielt Eingriffe in Situationen oder Verhaltensweisen von Suizidgefährdeten vorzunehmen und deren Ergebnisse im Vorhinein simulativ zu bewerten. Damit ist ein wesentlicher Baustein für die interdisziplinäre Forschung in diesem Feld geleistet. Ich wünsche der theoretisch weiterführenden und für die Praxis anwendbaren Arbeit von Herrn Oldenburg die verdiente positive Aufnahme bei Lesern aus Theorie und Praxis. Professor Dr. Egbert Kahle Universität Lüneburg Institut für Betriebswirtschaftslehre
9 Geleitwort Herr Oldenburg hat ein sehr wichtiges und hochaktuelles Thema von hoher Praxisbedeutung mit interdisziplinärer Methodik bearbeitet. Sowohl aus psychologischer und psychotherapeutischer als auch aus medizinischer (und hier insbesondere rechtsmedizinischer) Sicht ist der Suizid als Akt der Selbstvernichtung die Endstation einer für den Suizidenten unerträglich und ausweglos erscheinenden Lebenssituation. In der medizinischen Literatur finden sich diverse Abhandlungen und Studien zum Suizidgeschehen, zur Ursachenforschung, zu Versuchen der überwiegend monodirektionalen Vorbeugung, zum Umgang mit Beinahe-Suizidenten sowie zum Umgang mit Hinterbliebenen. Mit der hier vorliegenden Studie wird das Thema der Suizidvorbeugung erstmals auf überraschend originelle Weise unter systemtheoretischen Aspekten untersucht, wobei es Herrn Oldenburg sehr elegant gelungen ist, fächerübergreifend Modelle von Früherkennungssystemen aus der Betriebswirtschaft auf das psychologischmedizinische Phänomen des Suizids zu übertragen. Vor der Grundidee, dass die heutige Welt als unabdingbare Fähigkeit von den Menschen verlangt, vernetzt zu denken, Dinge nicht isoliert zu betrachten und zu optimieren, sondern die Wechselwirkungen hinter den Dingen als entscheidend zu erkennen und zu akzeptieren, liefern die Computersimulationen sehr interessante Ergebnisse. Dem Leser der klar gegliederten und logisch aufgebauten Studie wird schnell deutlich, wie befruchtend und horizonterweiternd ein interdisziplinärer Diskurs sein kann. Prof. Dr. med. Ute Lockemann Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf Institut für Rechtsmedizin
10 Inhaltsverzeichnis Geleitworte IX, XI Abbildungsverzeichnis XV 1 Problemstellung Ziel und Vorgehen Methoden und Grenzen Suizidalität Begriffe Erklärungsperspektiven Epidemiologische und rechtsmedizinische Aspekte Soziologische Aspekte Psychodynamische Aspekte Medizinisch-psychiatrische Aspekte Life-event-Ansatz Fazit: Suizidalität als multikausales Phänomen Systemtheoretischer Bezugsrahmen Ursprünge, Theorien und Hauptvertreter Systemtheoretische Grundlagen für das Simulationsmodell Komplexe Systeme Konstruktion von Wirklichkeit Lebensfähigkeit und Suizidalität Fazit: Systemisches Denken zum Umgang mit dem multikausalen Suizid-Phänomen Früherkennung in der Betriebswirtschaftslehre Begriffe Generationen von Früherkennungssystemen und deren Problembereiche
11 XIV Inhalt 4.3 Das Sensitivitätsmodell Prof. Vester als systemorientiertes Verfahren für die betriebliche Früherkennung Fazit: Systemische Verfahren zur Handhabung multikausaler Phänomene Ein System-Modell zur Früherkennung von Suizidalität Systembeschreibung Elemente Variablensatz Einflussmatrix und Rollenverteilung Vernetzung Wirkungsgefüge Wirkungsfunktionen Simulationen Ausgangszustand Ablauf der Wirkungsfunktionen Viabilitätstest 1:,Alltagstrott-Strategie bei gewohntem Stress Viabilitätstest 2:,Alltagstrott-Strategie bei erhöhtem Stress Viabilitätstest 3:,Coaching-Strategie bei erhöhtem Stress Viabilitätstest 4:,Ego-Strategie bei erhöhtem Stress Fazit: Ergebnisse der Simulationen Epilog: Entwicklungen spielen spielend entwickeln Verzeichnisse Verzeichnis der Thesen Literaturverzeichnis Anhang: Wirkungsfunktionen des System-Modells Danke
12 Abbildungsverzeichnis Abb. 1: Ablaufschema der Arbeit Abb. 2: Suizidraten in Deutschland im Jahr Abb. 3: Suizidraten in Deutschland 1890 bis Abb. 4: Suizidversuchsraten in Würzburg im Jahr Abb. 5: Regelkreise mit negativer und positiver Rückkopplung Abb. 6: Potentiallandschaften Abb. 7: Sich verändernde psychische Potentiallandschaft Abb. 8: Vom Straddle zum Fosbury-Flop Abb. 9: Nichtlineare Kausalität Abb. 10: Abgrenzung Frühwarnung, -erkennung und -aufklärung Abb. 11: Konzept eines Früherkennungssystems Abb. 12: Aufbau eines indikator-gestützten Früherkennungssystems Abb. 13: Abnehmende Manövrierfähigkeit bei sinkender Ungewissheit Abb. 14: Beispiel für ein einfaches Wirkungsgefüge mit potentiellen Risiken aus dem Bereich Verkehrspolitik Abb. 15: Umfangreiches Wirkungsgefüge eines Zeitschriftenverlags Abb. 16: Das rekursive Verfahren des Sensitivitätsmodells Abb. 17: Beispiel für ein Systembild aus der Ford-Systemstudie Abb. 18: Beispiel für Workshop zur ersten Datensammlung Abb. 19: Beispiel für einen Variablensatz mit Variablenbeschreibung und Kriterienvergabe (Ausschnitt) Abb. 20: Ausschnitt aus einer Einflussmatrix Abb. 21: Rollenverteilung der Variablen im System Abb. 22: Rollenverteilung der Variablen in der Ford-Systemstudie Abb. 23: Beispiel für Wirkungsgefüge mit Liste der Rückkopplungen Abb. 24: Beispiel einer Simulation für das Teilszenario,Verkehr Abb. 25: Teilszenario,Image nach außen aus der Ford-Systemstudie Abb. 26: Anwender und Anwendungsgebiete des Sensitivitätsmodells Abb. 27: Variablensatz Abb. 28: Einflussmatrix,Suizidalität Abb. 29: Die Rollen der Variablen im System Abb. 30: Das Wirkungsgefüge Abb. 31: Beispiel für einen Regelkreis mit positiver Rückkopplung A B C I A
13 XVI Abbildungsverzeichnis Abb. 32: Das Wirkungsgefüge mit Wirkungsfunktionen Abb. 33: Wirkungsfunktion: Einfluss von außen [A] Stressverhalten [B] Abb. 34: Wirkungen der Variablen Stressverhalten [B] Abb. 35: Wirkungsfunktion: Stressverhalten [B] Suizidrisiko [M] Abb. 36: Wirkungen der Variablen Immaterielles Vermögen [F] Abb. 37: Wirkungsfunktion: Immaterielles Vermögen [F] Stressverhalten [C] 125 Abb. 38: Wirkungen der Variablen Befinden [C] Abb. 39: Wirkungsfunktion: Befinden [C] Befinden [C] Abb. 40: Wirkungen der Variablen Einfluss Vergangenheit [D] Abb. 41: Wirkungsfunktion: Einfluss Vergangenheit [D] Stressverhalten [B] 129 Abb. 42: Wirkungen der Variablen Sinn [E] Abb. 43: Wirkungen der Variablen Materielles Vermögen [G] Abb. 44: Wirkungsfunktion: Materielles Vermögen [G] Befinden [C] Abb. 45: Wirkungsfunktion: Materielles Vermögen [G] [G] Abb. 46: Wirkungen der Variablen Private Beziehungen [I] Abb. 47: Wirkungsfunktion: Private Beziehungen [I] Befinden [C] Abb. 48: Ausgangszustand für die folgenden Simulationen Abb. 49: Zeitliches Ablaufschema der Wirkungsfunktionen Abb. 50: Simulationsverlauf bei,alltagstrott-strategie und normalem Stress. 141 Abb. 51: Endzustand nach 10 Perioden bei,alltagstrott-strategie und normalem Stress Abb. 52: Simulationsverlauf bei,alltagstrott-strategie und anfänglich leicht erhöhtem Stress Abb. 53: Endzustand nach 11 Perioden bei,alltagstrott-strategie und anfänglich leicht erhöhtem Stress Abb. 54: Simulationsverlauf bei,coaching-strategie und anfänglich leicht erhöhtem Stress Abb. 55: Endzustand nach 10 Perioden bei,coaching-strategie und anfänglich leicht erhöhtem Stress Abb. 56: Simulationsverlauf mit Krisentest bei,coaching-strategie Abb. 57: Endzustand nach 15 Perioden bei,coaching-strategie nach Krisentest Abb. 58: Simulationsverlauf bei,ego-strategie und erhöhtem Stress Abb. 59: Simulationsverlauf mit Krisentest bei,ego-strategie Abb. 60: Endzustand nach 15 Perioden bei,ego-strategie nach Krisentest Abb. 61: Abschiedsbrief
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