Vergesslichkeit im Alter: Was kann ich dagegen tun? Univ. Prof. Prim. Dr. Andreas Kampfl Abteilung für Neurologie KH der Barmherzigen Schwestern Ried
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- Friedrich Hofmann
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1 Vergesslichkeit im Alter: Was kann ich dagegen tun? Univ. Prof. Prim. Dr. Andreas Kampfl Abteilung für Neurologie KH der Barmherzigen Schwestern Ried
2 Altersvergesslichkeit oder Demenz? Vergesslichkeit: Nachdenken: Merkhilfen: Anweisungen folgen: Sozialaktivität: Krankheitseinsicht: Altersvergessen Vorübergehend Hilft Helfen Möglich Unverändert Ja Demenz Zunehmend Hilft nicht Helfen nicht Nicht möglich Reduziert Nein
3 Altersvergesslichkeit Alter > 65 Jahre Jede(r) 3. klagt über Gedächtnisstörungen im Alltag Normale Aktivität des täglichen Lebens Keine Demenz (Demenz Tests unauffällig) Werte in Gedächtnistests die 1 Standardabweichung von den Leistungen gleichaltriger Gesunder abweichen Älteren Menschen wird die Vergesslichkeit schwerer angelastet als Jüngeren
4 Leichte kognitive Beeinträchtigung Subjektive Gedächtnisstörung Normale Aktivität des täglichen Lebens Keine Demenz (MMSE 25 Punkte) Werte in Gedächtnistests die 1,5 Standardabweichungen von den Leistungen gleichaltriger Gesunder abweichen Prävalenz > 65 Jahre: 12-18% Jährliche Demenzkonversionsrate: 10% (!)
5 Was bedeutet Demenz? Lat. Dementia = Unvernunft Symptome: Rückgang der Gedächtnisleistung (Kurzund/oder Langzeitgedächtnis) Störung des allgemeinen Urteilvermögens Störung der Sprache Lese- und Rechenstörung Störung in der Orientierung Probleme mit dem Zeitgefühl
6 Was bedeutet Demenz? Ausprägungsgrad: Beeinträchtigung der persönlichen Aktivitäten des täglichen Lebens Dauer: Mindestens 6 Monate Ausschluss: Bewusstseinstörungen Verlauf: Chronisch, fortschreitend
7 Symptomatische Demenzformen: 10% der Demenzen Hirntumore Hirn- und Hirnhautentzündungen Hydrocephalus Schädelhirntrauma Epilepsie Diabetes mellitus Schilddrüsenerkrankungen
8 Symptomatische Demenzformen: 10% der Demenzen Schwere Erkrankungen von Herz, Leber, Niere, Lunge, Elektrolytstörungen Alkoholmissbrauch (Delir) Vitaminmangel (Folsäure, B 12) Medikamente Metallvergiftungen (Quecksilber, Arsen, Blei) Schizophrenie Depression
9 Depression Rascher Beginn, Krankheitsdauer kürzer als 6 Monate Leistungsschwankungen bei Aufgaben gleichen Schwierigkeitsgrades Orientiert, weiss Hilfe zu finden Subjektives Klagen stärker als objektive Befunde Demenz Langsamer Beginn, Krankheitsdauer länger als 6 Monate Gleichmäßige Leistungsminderung bei Aufgaben gleichen Schwierigkeitsgrades Desorientiert, ungezielt, Hilfe suchend Bagatellisiert, klagt weniger
10 Depression Demenz Depressive Stimmung mit Morgentief Schuldgefühle und Versagensangst Libido gemindert Affektlabil, leicht umstimmbar Verneint, beschuldigt andere Libido erhalten Antidepressive Therapie erfolgreich Antidepressive Therapie primär nicht erfolgreich
11 Hirnorganische Demenzformen: 90% der Demenzen Lewy Body Demenz (10%) Frontotemoprale Demenz (5%) Vaskuläre Demenz (15%) Alzheimer Demenz (70%)
12 Altersabhängige Häufigkeit der Demenz Jahre: 5% Jahre: 9% Jahre: 12% Jahre: 24% über 90 Jahre: 50% Demenzerkrankte in Österreich: Jahr 2000: Jahr 2050: Jährliche Neuerkrankungen: Jahr 2000: Jahr 2050: Jährliche Kosten: Jahr 2000: 1 Mrd. Jahr 2050: 2,5 Mrd.
13 Demenzschweregrade Beginnendes Stadium: Arbeit und soziale Aktivitäten beeinträchtigt Noch fähig unabhängig zu leben Pflegeaufwand gering
14 Demenzschweregrade Mittelschweres Stadium: Verlust der kognitiven Fähigkeiten (Störung in Orientierung, Sprachverständnis) Eingeschränkte Alltagskompetenz (Vernachlässigung Hygiene, Essen) Selbständiges Leben mit Schwierigkeiten (gestörtes Sozialverhalten, Reizbarkeit) Aufsicht in gewissen Maß erforderlich, erhöhte und erschwerte Pflege
15 Demenzschweregrade Schweres Stadium: Verlust der Alltagskompetenz (Sprachzerfall, Inkontinenz) Kontinuierliche, vollumfängliche Pflege
16 Verlauf einer Demenz vom Alzheimer Typ Anfangsstadium: 0 3 Jahre: Kognitive Defizite (MMSE: 20-24) Mittelschweres Stadium: 3 6 Jahre: Beeinträchtigung der Selbständigkeit, Verhaltensauffälligkeiten (MMSE: 11-19) Schweres Stadium: 6 ca. 10 Jahre: Absolute Pflegebedürftigkeit (MMSE: < 10)
17 Diagnose Demenz Neurologische Untersuchung Neuropsychologische Testung (z.b. MMSE, WMS-R, Uhrentest, etc.) Neurologische Zusatzuntersuchungen (CT, MRT, EEG, Ultraschall der hirnversorgenden Gefäße, SPECT, (PET), Liquor) Labordiagnostik
18 MRT bei Alzheimer Demenz Kontrolle Leichte Demenz Schwere Demenz
19 SPECT bei Alzheimer Demenz Kontrolle Leichte Demenz Schwere Demenz
20 Ziele der Demenztherapie Verbesserung / Stabilisierung der kognitiven Leistungsfähigkeit Erhalt und Verbesserung der Alltagskompetenz und Selbstversorgung Vermeidung der Pflegebedürftigkeit bzw. Pflegeerleichterung Interdisziplinäres (!) Therapiekonzept: Medikamentöse Therapie Psychosoziale Therapie Aktivierungstraining Angehörigenbetreuung
21 Pathophysiologie der Alzheimer Demenz
22 Medikamentöse Therapie Wirksam: Cholinesterase Hemmer NMDA Antagonisten Unwirksam: Vitamine NSAR (z.b. Voltaren ) Östrogene Zukunft: Impfung (Immunisierung gegen Amyloid β) Enzyminhibitoren (Hemmung der β- und γ-sekretase)
23 Risikofaktoren Alzheimer Demenz Alter > 65 Jahre Weibliches Geschlecht Familiäre Belastung (bei Verwandten 1. Grades ca. 2-5-fach erhöhtes Demenzrisiko) ApoE ε4 Gen Träger Übergewicht Bluthochdruck Hypercholesterinämie Diabetes mellitus Niedriger Bildungsgrad
24 Was schützt vor (Alzheimer) Demenz? Ausreichend körperliche Bewegung (Fit bleiben) Normalgewicht (Schlank bleiben) Ausgewogene Ernährung Nicht Rauchen Wenig Alkohol Höherer Bildungsgrad Kognitives Training (Dran bleiben) Entspannung / Ausreichend Schlaf (Cool bleiben)
25 Fazit Altersvergesslichkeit nicht einfach hinnehmen! Ab dem 60. Lebensjahr jährliche Kontrolle der Gedächtnisfunktionen durch den Neurologen! Frühe Diagnose sichert den Behandlungserfolg! Der Verlauf der Alzheimer Erkrankung kann erfolgreich durch Medikamente beeinflusst und die Verschlechterung deutlich verzögert werden! Gedächtnisambulanz Neurologie Ried: Jeden Montag, Uhr, Tel.:
26 Ratschläge für Betreuer Kurze, einfache Sätze Geduldige verständnisvolle Haltung Nicht diskutieren, ablenken Feste Gewohnheiten, einfache Regeln Vermeiden von Überforderungen Ausreichendes Trinken
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