Produktionsplanung und -lenkung



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Diss. ETH Nr. 10144 Produktionsplanung und lenkung Ein PPSKonzept für segmentierte und dezentralisierte Produktionen ABHANDLUNG zur Erlangung des Titels DOKTOR DER TECHNISCHEN WISSENSCHAFTEN der EIDGENÖSSISCHEN TECHNISCHEN HOCHSCHULE ZÜRICH vorgelegt von Philipp Huber Dipl. Masch. Ing. ETH Zürich geboren am 18. Oktober 1960 von Grosswangen LU Angenommen auf Antrag von Prof. F. Huber, Referent Prof. Dr. A. Büchel, Korreferent 1993

IV Kurzfassung Moderne Produktionsstrukturen zeichnen sich durch Segmentierungen aus. So entstehen Materialflussabschnitte, die auf ProduktMarkt Bereiche ausgerichtet sind oder die aufgrund gruppentechnologischer Gesichtspunkte gebildet werden. Anderseits bewirken die heutigen Mög lichkeiten und Anstrengungen in Richtung CIM, dass der Umfang und die Komplexität der Informationsssysteme in der Produktion zunehmen. Da bestehende PPSKonzepte und Systeme diesen neuen Umständen noch nicht genügend Rechnung tragen, wird in dieser Arbeit das Konzept der Produktionsplanung und lenkung vorgeschlagen. Als Grundlage dieser Arbeit wird ein Funktionsmodell für die Informa tionsverarbeitung in einer integrierten Produktion erarbeitet. Dieses basiert auf Erkenntnissen aus dem systemischen und vernetzten Denken wie auch auf Analyseresultaten bestehender Konzepte und des neuen Um feldes der PPS. Das Funktionsmodell unterscheidet zwischen den Funk tionsketten der Produktgestaltung, der Betriebsmittelgestaltung und herstellung sowie der eigentlichen Produktherstellung. Diese drei Funktionsketten werden durch eine Reglerhierarchie geplant und ge lenkt. Herkömmliche PPSKonzepte gehen von verrichtungsorientierten Werk stätten aus und nehmen die Reglerfunktion in arbeitsteiligen Organi sationseinheiten wie Werksplanung, Arbeitsplanung, Produktionsplanung und Produktionssteuerung wahr. Demgegenüber zielt das hier ausgearbeitete Konzept der Produktions planung und lenkung auf eine segmentierte Produktion mit produkt orientierten Materialflussabschnitten, beispielsweise Fertigungsseg menten, Fertigungsinseln oder Transferstrassen. Dadurch können um fangreiche Funktionen der Arbeitsplanung und der PPS dezentralisiert und den Materialflussabschnitten übertragen werden. So entsteht eine Reglerhierarchie mit entkoppelten Instanzen. Da diese einander nicht mehr detailliert steuern, sondern nur noch durch wenige wichtige Vor gaben lenken, wird dieses Konzept Produktionsplanung und lenkung ge nannt. Die Unterschiede zwischen einem herkömmlichen PPSKonzept sowie dem Konzept der Produktionsplanung und lenkung werden mittels des Funk tionsmodells graphisch dargestellt. Das Konzept der Produktionsplanung und lenkung erfüllt die Gestal tungsgrundsätze vernetzter komplexer Systeme weitgehend. Insbesondere lässt sich die Kompliziertheit massgeblich reduzieren, wie das Pra

V xisbeispiel belegt. Dadurch, sowie durch ihre erhöhte Autonomie, wer den die Materialflussabschnitte reaktionsfähiger und besser entwick lungsfähig. Kernpunkt für das Konzept der Produktionsplanung und lenkung sind Instanzen, d.h. Organisationseinheiten für die Planung und Lenkung, die eine einheitliche Funktionsstruktur aufweisen. Gleichgültig auf welcher Hierarchieebene eine solche Instanz liegt, sie übernimmt die Ziel und Prozessentwicklung, die ProduktionsmodellEntwicklung sowie die Auftragslenkung des ihr untergeordneten Bereichs resp. Material flussabschnittes. Wie eine weitere Ausarbeitung des Produktionsmo dells und der Auftragslenkung zeigt, ändert sich einzig der Detail lierungsgrad und der Planungshorizont der wahrgenommenen Funktionen. Um das Konzept der Produktionsplanung und lenkung konsequent umzu setzen, wäre mit Einsatz moderner SoftwareMethoden ein neuartiger EDVBaustein zu entwickeln, der für eine beliebige Planungs und Len kungsinstanz konfigurierbar ist und mit andern Instanzen zusammenge schaltet werden kann. Doch auch unter Verwendung heute verfügbarer PPSSysteme kann dem Konzept der Produktionsplanung und lenkung sehr nahe gekommen wer den. Die wichtigste Voraussetzung dazu ist eine organisatorische Neu ausrichtung in der Produktion, das heisst: produktorientierte Mate rialflussabschnitte und Planungs und Lenkungsinstanzen mit möglichst umfassenden Aufgabenbereichen, die sich an der ProduktMarktStruktur und an den Materialflussabschnitten orientieren.

VI Abstract Today's manufacturing structures are changing. On one hand, the material flow is simplified by building production lines with productoriented layouts. These production lines can be designed corresponding to productmarket structures or group technology principles. On the other hand, the current efforts towards CIM raake manufacturing information Systems bigger and increasingly complex. Existing concepts and Systems of production planning and control don't implement these tendencies. Therefore, this study proposes a concept of production planning and guidance. The basis of this study is a function model of an integrated pro duction. It considers modern cybernetics and Systems principles as well as existing concepts and new demands on production planning and control. This function model shows the functions along the following process chains: product innovation, equipment development and produc tion, manufacturing of products. These three process chains are planned and guided by the information flow of a Controller hierarchy. Traditional concepts of production planning and control are functionally organised concerning material and information flow. The concept of production planning and guidance in this study is based on the material flow of productoriented production lines. That also means that a large portion of the production planning and control can be decentralised and be accomplished by these production lines. The result is a hierarchy of detached organisational units. These units no longer control downwards via detailed Instructions but guide with minimal information and deadlines. Therefore, this concept is called production planning and guidance. Further analysis shows that the concept of production planning and guidance extensively considers the architecture principles of complex Systems. In this way especially complexity can be reduced, as the example of a reorganised factory proves. As a result of the reduced complexity and augmented autonomy, the responsiveness and evolution ability of the production lines grow remarkably. The key issue of the concept lies in organisational units. They are responsible for the whole ränge of planning and guiding tasks. Independent of their position in the Controller hierarchy, these organisational units have a unique functional structure and are responsible

VII for the following: development of objectives, development of the working process, development of the datamodel and the order guidance. Only the level of detail and the planning horizon of these functions depend on the position in the Controller hierarchy. This is illustrated by the datamodel and the order guiding tasks. The best way to implement the concept of production planning and guidance in a Company is to develop a new softwaremodule. This softwaremodule could be configured for every planning and guiding organisational unit and could be linked together. But even existing Computer based Systems of production planning and control can be employed for this new concept. Productoriented production lines have to be built. In accordance with these production lines and with the productmarket structure, organisational units with a whole ränge of planning and guiding tasks have to be established. Therefore, the most important condition is a new Organisation philosophy in manufacturing.