1 Identifikationsstandards Packende Technologie automatische Wareneingangs- und Intralogistik mit EPC/RFID PROZEUS ebusiness-praxis für den Mittelstand
Inhalt Kurzwissen 02 Kurzwissen 03 Projektsteckbrief 04 Motivation und Rahmenbedingungen 05 Zielsetzung und Lösungsansatz 06 Technische und organisatorische Voraussetzungen 09 Projektverlauf 12 Nutzen und Wirtschaftlichkeit 14 Fazit Demand Side Nachfrage-Seite. Innerhalb des ECR- Konzepts die marketinggeprägten bzw. nachfrageseitigen Prozesse wie zum Beispiel das Category Management ECR Efficient Consumer Response. Gemeinsame Initiative von Industrie und Handel mit dem Ziel, die Abläufe entlang der Wertschöpfungskette zu optimieren und so den Konsumenten ein Optimum an Qualität, Service und Produktvielfalt zu bieten EPC Elektronischer Produkt-Code in der RFID-Technologie. Baut auf dem GS1-Standard auf. Auch gebräuchlich: EPC/RFID EPCIS-Spezifikation Definiert Standard-Schnittstellen GS1-128 Standard zur Darstellung von logistischen Grund- und Zusatzinformationen, zum Beispiel Menge, Mindesthaltbarkeitsdatum, Charge GTIN Globale Artikelidentnummer Mount-on-metal Etiketten RFID-Etiketten, die direkt auf metallischen Oberflächen angebracht werden können und gleichzeitig verlässliche Schreib- und Leseraten ermöglichen MySQL Open-Source-Datenbank, die als Grundlage für umfangreiche Web-Präsenzen, geschäftskritische Systeme und Softwarepakete eingesetzt wird. NVE Nummer der Versandeinheit RFID Radiofrequenz-Technik zu Identifikationszwecken RFID-Gate Wareneingangstor mit Lesegerät. Anordnung von Antennen zur Erfassung von RFID-Transpondern Smart Label Ultraflache Transponder, die samt Antenne auf eine Folie aufgebracht werden Supply Side Angebotsseite. Innerhalb des ECR- Konzepts die logistikgeprägten bzw. angebotsseitigen Prozesse wie etwa Efficient Replenishment, die bedarfsgerechte Nachschubversorgung entlang der gesamten Lieferkette Transponder/Tag Kunstwort aus Transmitter und Responder. Andere gängige Bezeichnungen sind RFID-Etiketten, RFID-Tags oder RFID-Label UHF Gen2 Datenformat für den Elektronischen Produktcode (EPC), kompatibel zum GTIN-Nummernsystem WA Warenausgang WE Wareneingang
Projektsteckbrief Unternehmen richter & heß VERPACKUNGS-SERVICE GmbH Ort Chemnitz/Sachsen Branche Verpackungsmittel Mitarbeiter 32 (2008) Jahresumsatz 5,480 Mio. Euro (2008) Projekttitel Packende Technologie automatische Wareneingangs- und Intralogistik mit EPC/RFID Projektpartner Kurt H. Schumacher KG Ziel Für die neu errichtete Betriebsstätte Produktion, Lager und Versand soll ein modernes Supply-Chain-Management-System (Wareneinund -ausgänge sowie Intralogistik) eingeführt werden. Der Umzug in das neue Werk markiert damit zugleich den Beginn einer grundlegenden Prozess- und Bestandsoptimierung. Das Unternehmen ist in der Lage, zusätzliches branchenrelevantes Know-how aufzubauen und die Kundenwünsche der Zukunft punktgenau zu erfüllen. Lösung Auf Basis der weltweit anerkannten GS1-Standards GS1-128, NVE sowie EPC/RFID werden sämtliche Prozesse im neu errichteten Lager optimiert. 3 Dienstleister: HTC-Fördertechnik Hebetechnikhandels-GmbH IBM, RFID Consultant Braune, Server- und WLAN-Installation Projektdauer Oktober 2008 bis Januar 2009 (vier Monate) Investitionen Hardware: 46.600 Euro Software: 15.080 Euro Personentage: 90 intern Amortisationsdauer 0,72 Jahre
Motivation und Rahmenbedingungen Stillstand bedeutet Rückschritt: Erfolgreiche mittelständige Unternehmen versäumen es nicht, ihre Prozesse immer wieder auf den Prüfstand zu stellen. Das stärkt die Leistungskraft, senkt Kosten und hebt die Qualität. Das Unternehmen richter & heß VERPACKUNGSSERVICE GmbH hat den Umzug ins neue Werk genutzt, um ihre Lagerlogistik mittels EPC/RFID komplett umzurüsten. 4 Es gab viele Gründe für richter & heß, das PROZEUS-Projekt in Angriff zu nehmen. Konkreter Anlass, sich intensiv mit den Themen Prozesstransparenz und Datenaktualität auseinanderzusetzen, war der Umzug in eine neue Betriebsstätte. Vom PROZEUS-Support versprach sich das Unternehmen darüber hinaus den Einstieg in Firmengelände von richter & heß in Chemnitz eine Zukunftstechnologie und den Aufbau von RFID-Know-how. Auf dieser Basis sollte ein vollautomatischer elektronischer Datenaustausch mit Kunden und Lieferanten etabliert werden. Nicht zuletzt waren auch die zu erwartenden Kosten- und Bestandsoptimierungen sowie der Imagegewinn ausschlaggebend für den Projektstart. richter & heß 1990 in Chemnitz als Ingenieurbüro für Verpackungssysteme und -maschinen gegründet, hat sich die Unternehmensgruppe richter & heß heute als Verpackungsspezialist über die deutschen Grenzen hinaus einen Namen gemacht. Vor allem in den aufstrebenden Märkten Osteuropas ist das Unternehmen erfolgreich. richter & heß bietet Produkte und Services rund um Industrieund Gefahrgutverpackungen und die untertägige Deponierung. Zum Produktportfolio zählen darüber hinaus Wellpappeerzeugnisse. Auf 5.000 Quadratmeter Werksgelände erwirtschaftet richter & heß heute bei ausschließlich inländischer Produktion einen Umsatz von mehr als fünf Millionen Euro.
Zielsetzung und Lösungsansatz Mehr Effizienz in der Bestandswirtschaft durch Echtzeit-Informationen: RFID-gestützte Prozesse gewährleisten jederzeit und überall den Überblick über aktuelle Lagerbestände, Verweildauer und Umschlaghäufigkeit der Waren. Die gewonnene Transparenz bringt entscheidende Vorteile für Unternehmen und Kunden: Weniger Schwund, weniger Kapitalbindung, schnelle Inventuren und hohe Liefergenauigkeit. Steigerung der ebusiness- Kompetenz richter & heß will mithilfe der GS1-Standards die eigenen Prozesse im Wareneingang und Lager grundlegend optimieren und den Servicegrad gegenüber Geschäftspartnern erhöhen. Künftig sollen unternehmensübergreifende Geschäftsprozesse auf der Supply Side und Demand Side verstärkt mittels ebusiness ablaufen. Mit dem PROZEUS-Projekt wird die Basis dafür geschaffen. Anforderungen der Kunden ebusiness wird eine zunehmend wichtige Rolle im digital vernetzten Geschäftsverkehr spielen. Wenngleich die Zahl konkreter Kundenanforderungen derzeit noch eher klein ist, will richter & heß für die nahe Zukunft gewappnet sein. Der Kunde verlangt schon heute immer schnellere und kürzere Wege zum Verbraucher. Mit dem Einsatz der RFID-Technologie unterstreicht das Unternehmen seine Innovationsfähigkeit. schaftssystem Lager: weniger Aufwand bei Einlagerung, Lagerung, Auslagerung, Kommissionierung und Versand. Durch die Einführung eines Lagerverwaltungssystems werden Durchlaufzeiten für Suchvorgänge und Inventuren kürzer und zugleich manuelle Dateneingaben überflüssig Reduzierung der Lagerbestände/Working Capital Verminderung von Ausschuss, Fehl- und Falschlieferungen, Warenrücklieferungen und Reklamationen. Erhöhung der Informationsbereitschaft Dauerhaft aktuelle Bestandsübersichten über verkaufsbereite Fertigprodukte und Handelswaren Kontinuierliche Auswertungen zu Lagerkennzahlen und Umschlagshäufigkeit je Artikel. höhere Transparenz der Logistikkosten Optimierung der innerbetrieblichen Transportwege flexible Reaktion auf Nachfrageschwankungen Verbesserung der Betriebsbedingungen Erhöhung der Arbeitsqualität Erhöhung von Lieferfähigkeit, -pünktlichkeit, -service und somit der Kundenzufriedenheit Verursacher- und beanspruchungsgerechte Verteilung der Logistikkosten 5 Einsparungen bei Kosten und Personal Wareneingang (WE): weniger Aufwand beim Prüfen des Wareneingangs und beim Abgleich mit Bestellungen sowie bei der Eingabe von Daten ins Warenwirt- Druck von RFID-Etiketten mit GS1-128-Strichcode
Technische und organisatorische Voraussetzungen Papierberge waren gestern, elektronischer Datenaustausch ist heute: Im Rahmen des PROZEUS-Projekts wurden die bisher manuellen, papierbasierten Abläufe im Wareneingang und -ausgang sowie in der internen Logistik durch IT-gestützte Verfahren abgelöst. 6 Eine der grundlegenden Voraussetzungen für das Projekt war bereits gegeben: die Teilnahme am GS1- Nummernsystem. richter & heß verwendet bereits seit mehreren Jahren die GTIN zur Identifikation ihrer Artikel. Künftig soll die Radiofrequenztechnologie (RFID) auf Basis des Standards von GS1/EPCglobal zum Einsatz kommen. Dazu ist eine Lizenz für den sogenannten EPC-Manager erforderlich. Die eigentliche Organisationsstruktur blieb durch das Projekt ebenso unverändert wie die Basis-Prozessschritte im Wareneingang und in der internen Logistik. Lediglich die bislang manuell ablaufenden Prozessund Arbeitsabläufe im Waren- und Informationsfluss sollten weitestgehend automatisiert und rationalisiert werden. RFID Technik für jedermann Auf Nummer sicher: Die Paletten mit den Materiallieferungen sind mit einem Kombi-Etikett ausgestattet. Das Etikett enthält einen RFID-Tag mit der Nummer der Versandeinheit (NVE). Zusätzlich wird auch eine NVE im GS1-128- Strichcode auf das Etikett gedruckt, um auch ein optisches Lesen mit Scannern zu ermöglichen. Der Regalplatz im Lager ist mit einem fest montierten RFID-Tag ausgestattet. Bei der Einlagerung der Palette wird die NVE der Palette mit einem Regalplatz verheiratet. Auf die gleiche Weise werden die Paletten aus der Produktion mit Fertigwaren ausgestattet. Jede Palette wird mit einem RFID-Tag bestückt und eingelagert. Der Prozess der Auslagerung wird ebenfalls durch die RFID-Technologie unterstützt. Im Auslagerungsauftrag ist der Regalplatz angegeben, an dem die auszulagernde Palette steht. Das RFID-Lesegerät am Stapler stellt sicher, dass der richtige Lagerplatz angesteuert und die richtige Palette ausgelagert wird. richter & heß hat die notwendige Software zum größten Teil in Eigenregie erstellt und kann sie so stets den aktuellen Anforderungen anpassen. Was ist eigentlich EPC/RFID? Die Radiofrequenztechnologie (RFID) stellt eine sinnvolle Ergänzung zum Strichcode dar. Sie ermöglicht eine effiziente Erfassung von Objekten auf ihrem Weg in der Lieferkette. Mit der sicht- und kontaktlosen Datenübertragung auf Basis elektromagnetischer Wellen selbst durch körperliche Hindernisse hindurch können Objekte ohne manuelles Eingreifen und Unterbrechungen des Warenflusses registriert werden. Die Waren oder Objekte werden hierzu mit Transpondern auch Tags genannt gekennzeichnet. Der Tag dient als Datenträger, dessen zentrale Komponente ein Mikrochip ist. Über eine so genannte Luftschnittstelle können Informationen an die Umwelt abgegeben werden. Lange Zeit wurde die RFID-Technologie überwiegend in geschlossenen Anwendungen genutzt etwa für die PKW-Wegfahrsperre oder die Skipasscodierung. Nun ermöglicht ein weltweit gültiger Standard eine branchenunabhängige Nutzung von RFID entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Kernstück des EPC/RFID-Standards ist der so genannte Elektronische Produkt-Code (EPC), der eine weltweit eindeutige Identifikation von Paletten, Kartons, Packstücken, Konsumenteneinheiten etc. erlaubt. Das global gültige Identifikationssystem von GS1 ist elementarer Bestandteil von EPC. Dies sichert die anderweitig bereits getätigten Investitionen und reduziert so weitere Investitionskosten.
Lagerverwaltung Wareneingang Hochregallager Blocklager Produktion Erzeugen einer NVE je Palette Einlagern der Palette Auslagern der Palette Bestandsänderung der Palette PROZEUS 7 Abb. Prozessabläufe mach Projektabschluss 1. Einlagerung von Paletten Prozess: Neue Paletten werden in Hochregallagern eingelagert und müssen danach auffindbar sein. Überblick: Mit RFID ausgerüstete (markierte) Paletten werden in ein Hochregal eingelagert. Die Paletten und das markierte Hochregal werden vom Gabelstapler mit RFID-Technik eingelesen. Die Information wird für den Benutzer anschaulich dargestellt und für spätere Aufgaben zur RFID- Datenbank übertragen. Voraussetzung: Objekte wie Paletten und Hochregale sind mit RFID-Etiketten (EPC-Smart Lables, Mount-on-metal EPC- Etiketten) ausgerüstet. Erfolg: Die richtigen Informationen des eingelesenen Objekts sind auf dem Staplerterminal dargestellt und werden von der Datenbank verarbeitet. Hochregallager von richter & heß
WWS Masterdaten Import Lagerplatz Datenbank NVE Wareneingang + Fertigung Jede Palette wird mit RFID-Tag versehen RFID-Tags schreiben Paletten ID Lagerplatz ID Zeit Event Import Einlagerung Auslagerung Lager 8 Einlagerung Auslagerung Lagerplatz-Tag PROZEUS Abb. Beteiligte Systeme 2. Auslagern von Paletten Prozess: Paletten werden aus dem Hochregallager ausgelagert und müssen danach auffindbar sein. Überblick: Mit RFID ausgerüstete (markierte) Paletten werden aus dem Hochregal ausgelagert. Die Paletten und der betreffende Hochregal-Lagerplatz werden vom Gabelstapler mit RFID-Technik eingelesen. Die Information wird für den Benutzer anschaulich dargestellt und für spätere Aufgaben zur RFID-Datenbank übertragen. Produktion von richter & heß Voraussetzung: Objekte wie Paletten und Hochregal sind mit RFID-Etiketten (EPC-Smart Lables, Mount-on-metall EPC- Etiketten) ausgerüstet. Erfolg: Die richtigen Informationen des eingelesenen Objekts sind auf dem Staplerterminal dargestellt und werden von der Datenbank verarbeitet.
Projektverlauf Beachtliche Leistung: In rekordverdächtigen vier Monaten bewältigte richter & heß neun Arbeitspakete und schaffte so den Umstieg auf die RFID-gestützte Lagerlogistik. Vor allem dem Einsatz der Mitarbeiter ist es zu verdanken, dass sämtliche Prozesse pünktlich zur Inbetriebnahme der neuen Werksgebäude wie am Schnürchen liefen. Arbeitspaket 1: Aufbau einer Testumgebung Ziel: Nachweis der technischen Machbarkeit der RFID-Lösung. Vor der Umstellung der Lagertechnik auf die RFID-Technologie sollten die Praxistauglichkeit überprüft und mögliche Schwachstellen ausgeräumt werden. Verlauf: Die Anwendungslogik (Use Cases) wurde abgestimmt und von einem IT-Dienstleistungsunternehmen an eine bestehende Lösung angepasst. Ergebnis: Ein RFID-fähiger Stapler, ein Prototyp einer Handheld-Lösung und erste Regalfelder sind mit RFID- Tags ausgestattet. Hemmnis: Die Abstimmung der Software mit den RFID-Lesegeräten war sehr aufwändig. Verzögerungen: Die RFID-Transponder für den Lagerplatz mussten selbst beschrieben werden. Das Beschreiben erfolgte bei richter & heß auf dem Handheld- Prototyp. Arbeitspaket 2: Implementierung WLAN Ziel: Aufbau der Infrastruktur für die drahtlose Kommunikation zwischen Lagerbereich und Lagerverwaltungssystem. Ergebnis: Es wurden insgesamt acht Access-Points Geräte, die als Schnittstellen für die kabellose Kommunikation fungieren installiert (sieben im Lager und einer in der Produktion). Im unbefüllten Lager konnte eine 100-prozentige Ausleuchtung erreicht werden. Die eingesetzten Access-Points werden über eine zentrale Software verwaltet. Hemmnis: Die Access-Points konnten vor Ort nicht für die Verwaltungssoftware konfiguriert werden. Dies führte dazu, dass die Access- Points teilweise abgebaut und neu konfiguriert werden mussten. Verzögerungen: Durch die eingeplanten Puffer kam es zu keiner Verzögerung. Arbeitspaket 3: Installation und Aufbau der Lagerdatenbank Ziel: Bereitstellung einer Datenbank zur Speicherung aller relevanten Lagerinformationen: Einlagerungs- und Auslagerungszeitpunkte konkreter Lagerort Mandant 1: Produktion Mandant 2: Handel Artikelnummer Mengen Artikelstammdaten (Länge, Breite, Höhe, Materialqualitäten, Palettenanzahl usw.) Ergebnis: Software auf Basis von MySQL wurde erfolgreich zur Verfügung gestellt. Hemmnis: Zunächst wurde eine alte Datenbankversion installiert, die nicht mit crosstalk server, der Software für die Infrastruktur, kompatibel war. Dies wurde durch eine neue Version von MySQL behoben. Verzögerungen: Keine. Arbeitspaket 4: Aufbau Hochregallager Ziel: Aufbau von 2.200 Lagerplätzen in einem Hochregallager am neuen Unternehmensstandort. Verlauf: Ein Teil des Lagersystems konnte aus dem alten Standort übernommen werden. Das Lager wurde in zwei Stufen aufgebaut: 1. Stufe: Aufbau der neuen Regalsegmente 2. Stufe: Nach Umzug des Unternehmens Abbau der bestehenden Segmente und Aufbau am neuen Standort. Ergebnis: Zum Zeitpunkt des Umzugs im Dezember 2008 standen sieben von elf Regalreihen zur Verfügung und waren mit RFID- Tags ausgestattet. Hemmnis: Nach dem Aufbau der Regalreihen wurde festgestellt, dass direkt über der Regalreihe 11 ein Schwarzstrahler (Gerät zur Temperaturkalibration) montiert war. Aus Brandschutzgründen konnten die oberen Regalreihen an dieser Stelle nicht benutzt werden. Verzögerungen: Knapp acht Wochen Arbeitspaket 5: Umrüstung der Gabelstapler Ziel: Einbau von RFID-Komponenten in zwei weitere Gabelstapler (zwei RFID-Lesegeräte für Lagerplatzund Palettentransponder, Terminal 9
10 mit Touchscreen zur Steuerung sowie Verkabelung und weitere Komponenten zur Stromversorgung und Stabilisierung) Ergebnis: Beide Gabelstapler wurden erfolgreich in Betrieb genommen. Hemmnis: Durch die verzögerte Hardwarelieferung, nachträgliche Anpassungen der Hardware und durch einen Defekt einer Komponente konnte nur ein Stapler zum Umzugstermin zur Verfügung gestellt werden. Verzögerungen: Zwei Wochen. Arbeitspaket 6: Ausstattung des Hochregallagers mit Transpondern Ziel: Ausrüstung aller Lagerplätze des Hochregallagers mit RFID- Transpondern. Ergebnis: Es sind alle Lagerplätze erfolgreich ausgerüstet worden. richter & heß-mitarbeiter führten die Arbeiten mit einer Hubbühne aus. Alle Lagerplätze wurden zusätzlich mit einem Barcode für den Lagerplatz gekennzeichnet. Die Lagerplatznummer ist auch in Klarschrift angebracht. Dies dient als Back-up-Lösung für die Identifikation der Lagerplätze. Hemmnis: keine Verzögerungen: keine Arbeitspaket 7: Erstbestückung des Lagers mit RFID-getaggter Ware Ziel: Einlagerung sämtlicher Ware aus dem alten Lager in das neue Hochregallager. Gleichzeitig wurde eine Inventur durchgeführt. Alle Paletten sollten mit einem RFID- Smart Label versehen werden. Verlauf: Der gesamte Umzug fand am letzten Wochenende des Jahres 2008 statt. Ergebnis: Rund 90 Prozent der Waren konnte eingelagert werden, der Rest wurde in Blocklägern der zu dieser Zeit ungenutzten Produktionshalle zwischengelagert. Hemmnis: Temperaturen von teilweise fünf bis sechs Grad Celsius Hallentemperatur und bis zu minus zwanzig Grad Celsius Außentemperatur führten zu Problemen beim Labeldrucker. Bei solch niedrigen Temperaturen sind die Label sehr unflexibel. Dadurch kam es vermehrt zum Stau im RFID-Drucker. Das Problem konnte nur durch die Beheizung der Drucker behoben werden. Verzögerungen: Mehrere Stunden. Arbeitspaket 8: Training und Einarbeitung der Lagermitarbeiter Ziel: Training der Mitarbeiter unter realen Arbeitsbedingungen. Verlauf: Die Lagermitarbeiter erhielten mehrere Testpaletten und konnten so die Abläufe unter Anleitung im Vorfeld der Erstbestückung trainieren. Ergebnis: Die Akzeptanz der neuen Lösungen ist unter den beteiligten Mitarbeitern sehr hoch. Hemmnis: keine Verzögerungen: keine Arbeitspaket 9: Testbetrieb, Systemabnahme Ziel: Stabilisierung der Lösung und Vorbereitung für den produktiven Betrieb und endgültige Abnahme des Systems. Verlauf: Im Echtbetrieb haben sich einige Anforderungen an den praktischen Ablauf ergeben, die systemtechnisch umgesetzt wurden. Während des Testbetriebs sind noch weitere Funktionalitäten neu entwickelt oder angepasst worden. Dazu gehörte das Einrichten der Packliste von Blocklägern und Softwareabfragen zur Qualitätssicherung. Diese prüfen automatisch, welche Label fehlerhaft oder gar nicht eingelagert wurden. Mithilfe der Fehleranalyse etwa wenn einem Artikel kein Lagerplatz zugeordnet wurde konnte eine Datenbankabfrage entwickelt werden, die geschriebene Tags mit eingelagerter Ware abgleicht. Dies ermöglicht eine fehlerfreie Einlagerung. Im ersten Schritt lag der Fokus auf dem Hochregallager. Eine Lösung für das Blocklager wurde im zweiten Schritt entwickelt. Die Lösung wird hier beispielhaft für Kunststofffässer skizziert: Kunststofffässer werden in speziellen Gitterboxen gelagert. Jede Gitterbox erhält einen eigenen Lagerplatz-Transponder. Dazu wurde an der Gitterbox ein Smart Label auf einer Kunststofftafel angebracht. Auf diese Weise werden die Fässer mit dem Blocklagerplatz verheiratet. Je Fasstyp wird ein Label
angebracht und entsprechend der Einlagerung gescannt. Ergebnis: Die Prozessoptimierung stellte sich planmäßig ein. Die Akzeptanz verbesserte sich durch die zusätzlichen Funktionen deutlich. Dazu trug auch die Lösung für das Blocklager bei. Erste Erprobungen haben gezeigt, dass das System funktioniert und stabil läuft. Hemmnis: Die Terminals wechselten in den Standby-Modus und starteten nicht mehr automatisch, wenn die Stapler für das Laden der Akkus vom Netz getrennt wurden. Für Abhilfe sorgte eine kleine Applikation, die sicherstellt, dass das System beim Wiedereinschalten stets neu gestartet wird. Verzögerungen: keine Zeitablauf des Projektes Projekt-Zeitrahmen Arbeitspakete Ist-Analyse der Prozesse und Unternehmensstruktur Ist-Analyse Warenein- und Warenausgang Ist-Analyse Warenumlagerung Ist-Analyse Inventur Ist-Analyse Warenbestand/Schwund Ist-Analyse Innerbetrieblicher Warenfluss Soll-Prozessplanung und Festlegung der Projektinhalte/Projektplanung Soll Prozessplanung Abstimmung Geschäftsprozesse Festlegung Projektinhalte Gemeinsame Auswahl von Dienstleistern/Produkten Auswahl des IT-Dienstleisters Umsetzung der Arbeitsplaninhalte Arbeitspaket 1: Aufbau einer Testumgebung Arbeitspaket 2: Implementierung WLAN Arbeitspaket 3: Installation und Aufbau der Lagerdatenbank Arbeitspaket 4: Aufbau Hochregallager Arbeitspaket 5: Umrüstung der Gabelstapler Arbeitspaket 6: Ausstattung des Hochregallagers mit Transpondern Arbeitspaket 7: Erstbestückung des Lagers mit RFID-getaggter Ware Arbeitspaket 8: Training und Einarbeitung der Lagermitarbeiter Arbeitspaket 9: Testbetrieb, Systemabnahme Qualifikation der Mitarbeiter Erarbeitung Schulungskonzept Schulung der direkt beteiligten Mitarbeiter Schulung der indirekt beteiligten Mitarbeiter 2008 2009 Oktober November Dezember Januar PROZEUS 11
Nutzen und Wirtschaftlichkeit 100 Prozent Transparenz, deutlich weniger Aufwand in der Lagerlogistik: Für richter & heß macht sich die Investition in die RFID-Technologie schon heute bezahlt. Zugleich hat das Unternehmen einen wichtigen Schritt unternommen, um den Anforderungen an die Wertschöpfungskette von morgen gerecht zu werden. Einmalige Investitionen Personentage Intern IBM/HTC Summe Tagewerke 90 k. A. Summe Kosten 21.600 73.669 Hardware RFID Hardware komplett 43.862 Kabel 300 Netzwerk (WLAN Access-Points) 2.500 Server RFID Software 0 Gabelstapler-Umbau 0 Summe 46.662 12 Software IBM (CrossTalk) 15.080 Lizenzgebühren EPC Grundlizenz 5.625 Summe Einmalige Investitionen Personalkosten intern 21.600 Personalkosten extern 73.660 Hardware 46.662 Software 15.080 Lizenzgebühren 5.625 Gesamt 162.627
Quantitativer Nutzen vorher nachher Einlagerung Produktion/Handelsware Mehraufwand Bearbeitungszeit pro Vorgang 0 min 1 min Mehraufwand gesamt 0 min 15.000 min Auslagerung Mehraufwand pro Vorgang Bedienung RFID 0 min 0,17 min Mehraufwand gesamt Vorgang Bedienung RFID 0 min 2.500 min Mehraufwand für Suchen/Finden 1,5 min 0 min Mehraufwand gesamt Vorgang Suchen/Finden 22.500 min 0 min Einlagerung am Terminal Nicht auffindbare Ware (1%) 6.000 0 Inventur (jährlich) 960 min 60 min EPC/RFID-Transponder am Regalplatz 13 Lagerbestände Eingesparte Kapitalkosten durch Optimierung der Bestände 4.000 Eingesparte Mietkosten durch frühere Lagerschließung 42.500 Eingesparte Mietkosten durch Lagerschließung 102.000 Lizenzgebühren EPC 0 1.125 RFID-Lesegerät am Gabelstapler Verbrauchsmaterial Farbband Thermotransfer Etikettendrucker 1.280 Smartlabel 6.900 Zinsen Zinsen pro Jahr 13.000 Drucker für RFID-Etiketten
14 Qualitativer Nutzen Transparenz Ständig aktuelle Daten über Bestände, Lagerort, Verweildauer etc. für alle Mitarbeiter im Unternehmen im Zugriff Bestandsdaten zukünftig auch für Kunden im Zugriff Potenzial für zukünftige Optimierungen (Wegeoptimierung, ABC-Analysen, u. a.) Image richter & heß profiliert sich als innovatives Unternehmen mit einer Schlüsseltechnologie Mitarbeitermotivation Die Tätigkeit eines Lagermitarbeiters ist inhaltlich aufgewertet worden Die Mitarbeiter können schneller und effizienter ihre Aufgaben erfüllen Einsparungen 2009 2010 Ergebnis Einlagerung Produktion/Handelsware -60.000-60.000 Ergebnis Auslagerung 80.000 80.000 Nicht auffindbare Ware 6.000 6.000 Ergebnis Inventur 3.600 3.600 Eingesparte Kapitalkosten durch Optimierung der Bestände 4.000 4.000 Eingeparte Mietkosten durch Lagerschließung 42.500 102.000 Ersparnis 76.100 137.610 Kosten Laufende Kosten Lizenzgebühr EPC 1.125 1.125 Verbrauchsmaterial 8.180 8.180 Zinsen 13.000 13.000 Einmalige Kosten Kosten auf 5 Jahre abgeschrieben 32.525 32.525 Summe Kosten 54.830 54.830 ROI (return-on-investment) Jahre 0,72 Monate 8,65 Potenzial für weiteres Geschäftsfeld richter & heß kann zusätzliche Dienstleistungen für Kunden an- bieten: Auf Basis der neuen Technologie können die Lagerbestände bei Kunden gesteuert werden. Fazit Die Zukunft des ebusiness bei richter & heß Für das Projekt gab es keinen besseren und keinen schwierigeren Zeitpunkt als den Umzug in unsere neue Betriebsstätte. Es existierte ein natürliches Ende des Projektes, dies war der Jahreswechsel 2008 auf 2009. Wir haben den historischen Zeitpunkt genutzt, um Prozesse und damit auch Lagerbestände zu reduzieren. Dank des hohen Engagements aller Mitarbeiter gelang es, zwei Lagerstätten zwischen Weihnachten und Neujahr aufzulösen und mit der RFID-Technologie am neuen Standort wieder einzurichten. Die Amortisationsdauer der Investition hat selbst uns überrascht. Der konsequente nächste Schritt ist der Ausbau des elektronischen Datenaustausches mit unseren Lieferanten. Darüber hinaus wollen wir die Bevorratung des Lagers eines unserer Kunden mit Hilfe von RFID implementieren. Holger Neuber, Geschäftsführer richter & heß
Über PROZEUS PROZEUS unterstützt die ebusiness-kompetenz mittelständischer Unternehmen durch integrierte PROZEsse Und etablierte ebusiness-standards. PROZEUS wird betrieben von GS1 Germany bekannt durch Standards und Dienstleistungen rund um den Barcode und IW Consult, Tochterunternehmen des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln. PROZEUS wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie gefördert. Mit umfassenden Informationsmaterialien wendet sich PROZEUS an Entscheider in den Unternehmen, um sie für das Thema ebusiness zu sensibilisieren und entsprechende Aktivitäten anzustoßen. Kostenlose Broschüren zu den im Folgenden genannten Themengebieten finden Sie auf unserer Homepage unter www.prozeus.de zum Download, oder können Sie bei uns bestellen. ebusiness Electronic Business beschreibt Geschäftsprozesse, die über digitale Technologien abgewickelt werden. Lösungen reichen vom einfachen Online-Shop oder Katalogsystem bis zu elektronischen Beschaffungs-, Vertriebs- und Logistikprozessen. PROZEUS stellt Leitfäden, Checklisten und Merkblätter zur Auswahl der richtigen ebusiness-standards, der technischen Voraussetzungen und zur Auswahl von IT-Dienstleistern bereit. Identifikationsstandards Mithilfe standardisierter Identifikationsnummern kann jedes Produkt weltweit eindeutig und überschneidungsfrei bestimmt werden. EAN-Barcodes und EPC/RFID gehören zu den bekanntesten Nummernsystemen bei Konsumgütern. Umsetzung, Nutzen und Wirtschaftlichkeit zeigt PROZEUS in Praxisberichten und Handlungsempfehlungen. Klassifikationsstandards Produkte lassen sich über Klassifikationsstandards nicht nur identifizieren, sondern auch beschreiben. Hierfür wird das Produkt in Warengruppen und Untergruppen eingeordnet. Beispiele solcher Standards sind ecl@ss, GPC und Standardwarenklassifikation. Einen Überblick geben die Handlungsempfehlung Klassifikationsstandards, sowie Praxisberichte und Leitfäden. Katalogaustauschformate Elektronische Produktdaten können mit standardisierten Katalogaustauschformaten wie BMEcat oder der EANCOM -Nachricht PRICAT fehlerfrei an Lieferanten oder Kunden übertragen werden. Auch in dieser Rubrik bietet PROZEUS diverse Praxisberichte und Auswahlhilfen. Transaktionsstandards Geschäftliche Transaktionen wie Bestellungen, Lieferungen und Rechnungen können mithilfe von Transaktionsstandards elektronisch abgewickelt werden. Verbreitete Transaktionsstandards sind EANCOM, EDIFACT und GS1-XML. Anwendungsgebiete, Nutzen und Wirtschaftlichkeit können Sie in Praxisberichten und Handlungsempfehlungen nachlesen. Prozessstandards Prozessstandards wie Category Management geben den Rahmen für die Automatisierung komplexer Geschäftsprozesse. Sie definieren die Bedingungen, unter denen Prozesse wie Nachlieferungen oder Bestandsmanagement ablaufen, und welche Daten in jedem Arbeitsschritt mit wem ausgetauscht werden. PROZEUS bietet mit Praxisbeispielen konkrete Umsetzungshilfe.
Herausgeber und verantwortlich für den Inhalt: GS1 Germany GmbH, Köln, Dezember 2009 Bilder: richter & heß Layout: www.freizeichen.com GS1 Germany GmbH Maarweg 133 50825 Köln Tel.: 0221 947 14-0 Fax: 0221 947 14-4 90 email: prozeus@gs1-germany.de http: www.gs1-germany.de Institut der deutschen Wirtschaft Köln Consult GmbH Konrad-Adenauer-Ufer 21 50668 Köln Tel.: 0221 49 81-834 Fax: 0221 49 81-856 email: prozeus@iwconsult.de http: www.iwconsult.de GTIN www.prozeus.de