Erwachsenenbildung / Weiterbildung



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Transkript:

Erwachsenenbildung / Weiterbildung

Erwachsenenbildung Erwachsenenbildung ist die Fortsetzung oder Wiederaufnahme organisierten Lernens nach Abschluss einer unterschiedlich ausgedehnten ersten Bildungsphase. (Deutscher Bildungsrat 1970) Mit dem Begriff Erwachsenenbildung werden Bildungsveranstaltungen für Erwachsene bezeichnet, das sind Veranstaltungen, die der Vermittlung von Wissen und Fähigkeiten dienen sollen und deren Teilnehmer Erwachsene sind. (Willi Strzelewicz 1974)

Erwachsenenbildung? Weiterbildung? Weiterbildung als Bildungssystembegriff hat sich zurzeit in der Öffentlichkeit als Oberbegriff durchgesetzt. Berufliche Weiterbildung und allgemeine Erwachsenenbildung sind ihm zugeordnete Unterbegriffe. Dennoch wird in der öffentlichen Diskussion werden die Begriffe Erwachsenenbildung und Weiterbildung teils synonym benutzt. Der Erwachsenenbildungsbegriff umfasst, unabhängig von Rechtsstatus und bildungspolitischen Stellenwert, alle (Organisations-)Formen, die der Bildung Erwachsener dienen.

Struktur der Weiterbildung/ Erwachsenbildung

Ziele der Erwachsenenbildung Ziel von Bildung ist die Fähigkeit des einzelnen zu individuellem und gesellschaftlichem Leben. (Deutscher Bildungsrat 1973) Weiterbildung soll allen Menschen, unabhängig von ihrem Geschlecht und Alter, ihrer Bildung, sozialen oder beruflichen Stellung, politischen oder weltanschaulichen Orientierung und Nationalität, die Chance bieten, sich die für die freie Entfaltung der Persönlichkeit, die Mitgestaltung der Gesellschaft und die für ihre berufliche Entwicklung erforderlichen Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten anzueignen. Die Wahrnehmung dieser Chance durch eine möglichst große Zahl von Bürgerinnen und Bürgern liegt im Interesse der demokratischen Gesellschaft, nützt den Qualifizierungsinteressen der Beschäftigten und der Arbeitgeber, dient der Verbesserung von Produkten und Dienstleistungen und erhöht die Lebensqualität der einzelnen. Allgemeine, berufliche, politische, kulturelle und wissenschaftliche Kompetenzen befähigen die Menschen, verantwortlich an den wirtschaftlichen und sozialen Wandlungen teilzunehmen. Weiterbildung ist für die einzelnen ebenso wie für die Wirtschaft und Gesellschaft eine produktive Investition. (Kultusministerkonferenz 2001)

Drei Historische Wurzeln der Erwachsenenbildung Bürgerlich-aufklärerische Bildungsbewegung Arbeiterbildung und Arbeiterbewegung 5 Betriebliche/berufliche Erwachsenenbildung Aufklärung in der ersten Hälfte des 19 Jahrhunderts (1800-1870). Ziele der Aufklärung: Glaube an die Kraft der Vernunft und die Betonung der Autonomie des Einzelnen. Inanspruchnahme/Bemühen um die Umsetzung der neuen bürgerliche Rechte. Volksbildungsbewegung: Lese-, Literatur-, Museums- und Harmoniegesellschaften. Bedeutungszuwachs von Sonntagsund Abendschulen, als bürgerliche Selbstbildung, handwerksbezogene Aus und Fortbildung und Volksaufklärung im ländlichen Bereich. Auseinandersetzung der Arbeiterklasse mit dem Bürgertum Die Arbeiterklasse betonte gegenüber der bürgerlichen Bildungsbewegung ein spezifisches Bildungsinteresse der Arbeiterklasse Ziel: Beitrag zur politischen Befreiung der Arbeiterklasse Getragen von politischen Parteien und Gewerkschaften Beginnend in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts Hintergrund: wachsende Betriebsgröße mit der Durchsetzung von Industrialisierung Anlernensprozesse am Arbeitsplatz, Bildungsveranstaltungen für den beruflichen Aufstieg, Fortbildung für Führungskräfte

Wichtige Phasen in der Erwachsenenbildung Die Erwachsenenbildung stellt sich als ein Produkt von Umbruchsituationen dar. Das Bedürfnis der Erwachsenenbildung wächst in Perioden besonderer Verunsicherung, in denen es um Thematisieren von gesellschaftlichen und mentalen Veränderungen geht. Wichtige Umbruchsituationen/Entwicklungsphasen: Weimarer Republik (1918-1933) Die Neue Richtung der Erwachsenenbildung (EB) besinnt sich stärker auf das Innere des Menschen. Die Inhalte der Volksbildung sollten sich aus der Lebenssituation der Teilnehmer herleiten. Nationalsozialismus, Zweiter Weltkrieg (1933-1945) Gleichschaltung aller Volksbildungsansätze Die Erwachsenenbildungs-Arbeit diente der Gewinnung für die NSDAP sowie der Integration der Teilnehmer in die nationalsozialistisch geprägte Volksgemeinschaft. Rekonstruktionsphase (1945-1966) Wiederaufbau nach 1945. Nach dem Krieg wurde an die Entwicklungen vor 1933 angeknüpft. Pluralismus und Aufschwung (1950er Jahre): Welle von VHS-Gründungen, Initiativen von konfessionellen Trägern, Gewerkschaften und anderen Verbänden. Realistischen Wende und Planungseuphorie (1960er Jahre) Versuch der Etablierung der EB als vierte Säule des Bildungssystems; Orientierung an zweckgerichteten Bildungsbedürfnissen (abschlussbezogenes, berufliches Lernen). Die große Bildungsreform (1967-1975), Weiterbildung (WB) wurde in fast allen Bundesländern durch entsprechende rechtliche Festlegungen gefestigt. WB wurde als Erfordernis der wirtschaftlichen Entwicklung angesehen und an den Arbeitsmarkterfordernissen orientiert. Ergebnisse der Bildungsreform: Einführung von Diplom- Studiengängen im Bereich EB und Intensivierung der WB-Forschung. Bildungspolitischer Abschwung (1976-1985), Beginn der Modernisierung. Privatisierung, Pluralisierung, Individualisierung und Internationalisierung (1986ff), Bedeutungszunahme der betrieblichen und beruflichen Weiterbildung vor allem im Zuge der Wende. Lebenslanges Lernen und Lernkulturwandel (1996 ff.) Lebenslanges Lernen wird so zum Allheilmittel für die Risikolagen der gesamtgesellschaftlichen Situation stilisiert. Standardisierung, Kompetenzentwicklung, Qualitätsmanagement (aktuelle Situation) Leistungsvergleichsstudien führen zur Forderungen nach Standardisierung der Kompetenzentwicklung. Kompetenzentwicklung gewinnt durch die Forschungs- und Entwicklungsprogramme der Bundesregierung zunehmend an Bedeutung