Stimmen Sie für unseren Planeten! Forderungen für die umweltpolitische Arbeit des Europäischen Parlamentes 2009 2014



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Transkript:

Stimmen Sie für unseren Planeten! Forderungen für die umweltpolitische Arbeit des Europäischen Parlamentes 2009 2014

Stimmen Sie für unseren Planeten Am 7. Juni 2009 finden die Wahlen zum Europäischen Parlament statt. Ein wichtiger Termin für den Naturund Umweltschutz, denn inzwischen werden rund 80 Prozent aller nationalen Umweltgesetze durch die von den Mitgliedstaaten und dem Europäischen Parlament verabschiedeten Rechtsakte initiiert. Die Mitgliedstaaten der Europäischen Union und die Mitglieder des Europäischen Parlamentes werden in den kommenden fünf Jahren also darüber entscheiden, ob Europa die zentralen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts meistert, den Klimawandel und das Artensterben. In Umfragen fordern über neunzig Prozent der Bürgerinnen und Bürger Europas mehr Engagement der Politik für Umwelt- und Naturschutz entsprechendes Handeln ist gefordert! Ein Parlament für die zukunftsfähige Entwicklung unserer Welt Europa war und ist bis heute weltweiter Vorreiter beim Klima-, Umwelt- und Naturschutz. Die Mitglieder des Europäischen Parlamentes haben daran großen Anteil. Aber der Klimawandel und das nach wie vor ungebremste Artensterben zeigen, dass wir noch mehr tun müssen. Wir leben so, als hätten wir eine zweite Erde in Reserve. Überall auf der Erde sind Millionen von Menschen durch die zunehmende Erderwärmung, den Zusammenbruch der Ökosysteme und den Verlust an biologischer Vielfalt bedroht. Dennoch scheint die EU ihr eigenes Ziel nicht zu erreichen, das Artensterben bis zum Jahr 2010 zu stoppen. Wir benötigen daher dringend eine ambitioniertere Politik und eine Umschichtung der Haushaltsmittel der Europäischen Union. Die seit Jahrzehnten auch in den Umweltaktionsprogrammen der EU immer wieder geforderte Beeinflussung der Landwirtschafts-, Forstwirtschafts-, Fischerei-, Siedlungs- und Verkehrspolitik hin zu einer nachhaltigeren Nutzung der natürlichen Ressourcen (Integration des Naturschutzes in alle Politikbereiche) ist bislang nicht gelungen. Europa muss daher auch in den kommenden Jahren Vorreiter im Klima- und Naturschutz bleiben, und es muss seinen ökologischen Fußabdruck innerhalb und außerhalb Europas entscheidend reduzieren. Die künftigen Mitglieder des Europäischen Parlamentes können daher wesentlich dazu beitragen, Europa zukunftsfähig und lebenswert(er) zu machen. Der NABU schlägt hierfür vor allem folgende Reformen in den zentralen Politikfeldern der kommenden fünf Jahre vor.

Erhalt und Wiederherstellung unserer Ökosysteme Gesunde Ökosysteme sind die Basis unserer Gesellschaft. Die sogenannten Ökosystem-Dienstleistungen, wie Nahrung, sauberes Wasser, fruchtbare Böden, sind die unersetzlichen Voraussetzungen aller wirtschaftlichen menschlichen Aktivitäten. Die biologische Vielfalt, das Netz des Lebens auf diesem Planeten, ist für das Funktionieren dieser Leistungen erforderlich. Dennoch läuft gerade die Europäische Union Gefahr, das von den Staats- und Regierungschefs auf ihrem Gipfel in Göteborg im Jahr 2001 beschlossene Ziel zu verfehlen, den weiteren Verlust an biologischer Vielfalt bis zum Jahr 2010 zu stoppen. Im Gegenteil, viele Regelungen der EU beschleunigen diesen Verlust, auch die Finanzströme, die drei Viertel des EU-Haushaltes in umweltgefährdende oder gar zerstörende Projekte in der Landwirtschaft und Fischerei sowie der Infrastrukturentwicklung fließen lassen. Wir benötigen daher dringend ein Bekenntnis zur Erhaltung und Wiederherstellung unserer Ökosysteme und zur zukunftsfähigen Verwendung der Steuergelder der Bürger Europas nach dem Motto Public money for public goods. Der NABU fordert daher: Verabschieden Sie ein ambitioniertes Ziel für 2020 zur Erhaltung der biologischen Vielfalt sowie zum Schutz von Arten und zur Wiederherstellung von Lebensräumen. Die Bedeutung intakter Ökosysteme als Schlüssel zur Bekämpfung des Klimawandels sollte dabei eine entscheidende Rolle spielen. Helfen Sie mit, die Umsetzung der zentralen Instrumente Europas zum Schutz der biologischen Vielfalt zu verbessern, die Vogelschutz- und die Fauna-Flora- Habitat-Richtlinie und das europäische Schutzgebietsnetz Natura 2000. Stellen Sie sicher, dass aus dem EU-Haushalt mindestens drei bis vier Milliarden Euro pro Jahr für den Schutz, die Pflege und Wiederherstellung der Natura 2000-Gebiete bereit gestellt werden. Sie bilden das Rückgrat der Ökosysteme Europas. Landbesitzer und Nutzer, die zum Erhalt dieser öffentlichen Werte beitragen, sollten dafür angemessen entlohnt werden. Es ist keine Übertreibung, die derzeitige menschengemachte Aussterbewelle als die größte seit dem Verschwinden der Dinosaurier zu bezeichnen! Arbeiten Sie darauf hin, dass andere Politikbereiche der EU nicht mehr zur Gefährdung, sondern zum Schutz der biologischen Vielfalt und der Ökosystem-Dienstleistungen beitragen, von denen unsere Gesellschaft abhängt.

Gesunde Nahrungsmittel und eine gesunde ländliche Umwelt Für den Erhalt der Biodiversität, die Integration des Klimaschutzes in die Landwirtschaft sowie den Aufbau eines Netzes von ökologischen Vorrangflächen bedarf es eines erheblichen Ausbaus der zweiten Säule der EU-Agrarpolitik (ländliche Entwicklung und Agrarumweltmaßnahmen). Nur durch eine Neuausrichtung der Agrarpolitik können Landwirtschaft und Umwelt im ländlichen Raum zusammengebracht und die wirtschaftliche Entwicklung dauerhaft gesichert werden. Der NABU fordert alle Kandidatinnen und Kandidaten der im EU-Parlament vertretenen Parteien auf: Stellen Sie sicher, dass wesentliche Teile der Finanzmittel aus der ersten in die zweite Säule umgeschichtet und die EU-Agrarpolitik nach 2013 konsequent am Prinzip Geld gegen Leistung ausgerichtet wird. Setzen Sie sich für die Einführung von ökologischen Vorrangflächen (z. B. Buntbrachen, Hecken, Extensivgrünland, Gewässerrandstreifen) auf jedem landwirtschaftlichen Betrieb als Voraussetzung für den Erhalt von Direktzahlungen (Cross Compliance) und als Kompensation der abgeschafften Flächenstilllegung ein. Helfen Sie mit, dass neue Fördermaßnahmen im Bereich des Klima- und Naturschutzes wie z. B. Moorschutzprogramme, Umweltberatung, extensive Weidehaltung oder Natura 2000-Ausgleichszahlungen auf europäischer und nationaler Ebene eingeführt werden. Der Schutz des Wassers, der Böden und der biologischen Vielfalt ist der Schlüssel für die Ernährungssicherheit und die Stabilität der Ökosysteme. Setzen Sie sich für eine Verbesserung der Umweltstandards von Cross Compliance insbesondere mit Blick auf ein strikteres Verbot von Grünlandumbruch auf sensiblen Standorten (z. B. Niedermoorböden), eine Verringerung von Stickstoff-Überschüssen sowie eine Verschärfung der Fruchtfolgevorgaben ein.

Klimaschutz und zukunftsfähige Energiepolitik Um einen gefährlichen und unumkehrbaren Klimawandel noch zu verhindern, muss die EU ihren Ausstoß von Treibhausgasen massiv reduzieren. Die absolute Reduktion des Energie- und Rohstoffverbrauchs sowie der naturverträgliche Ausbau Erneuerbarer Energien senkt zudem die Importabhängigkeit bei fossilen und atomaren Energieträgern und steigert die Wettbewerbsfähigkeit. Der NABU fordert alle Kandidatinnen und Kandidaten der im EU-Parlament vertretenen Parteien auf: Machen Sie sich dafür stark, dass die EU bei der UN-Klimakonferenz in Kopenhagen im Dezember 2009 ein ambitioniertes Weltklimaabkommen ermöglicht und aktiv fördert, das die Begrenzung der globalen Erwärmung auf unter zwei Grad Celsius gewährleistet. Setzen Sie sich konsequent für eine mindestens 30- prozentige Reduzierung der EU-Inlandsemissionen ohne Anrechnung von Klimaschutzmaßnahmen im EU-Ausland bis 2020 ein, sobald ein internationales Klimaschutzabkommen vereinbart wurde. Zusätzlich muss die EU eine finanzielle Unterstützung für Klimaschutzmaßnahmen in Schwellen- und Entwicklungsländern sicher stellen. Verankern Sie dazu eine dauerhafte Zweckbindung aller Einnahmen aus den Versteigerungserlösen im EU-Emissionshandel für Maßnahmen zum Klimaschutz und zur Anpassung an die Folgen des unvermeidbaren Klimawandels jeweils zur Hälfte in der EU und zur Unterstützung von Schwellen- und Entwicklungsländern. Stellen Sie sicher, dass die EU wirksame Maßnahmen zur Stärkung von Ökosystemen und der biologischen Vielfalt beschließt als zentrale Grundlage für die Anpassung an den Klimawandel und für den Erhalt natürlicher Kohlenstoffspeicher in Wäldern, Mooren, Feuchtgebieten und Böden. Machen Sie Strategien zur Energieeinsparung und Energieeffizienz zur Top-Priorität in Europa. Fördern Sie den naturverträglichen Ausbau und die Integration Erneuerbarer Energien. Setzen Sie sich für eine Beendigung des EURATOM- Vertrages ein. Sorgen Sie dafür, dass neue fossile Kraftwerke nicht mehr als 400g CO2 pro kwh emittieren dürfen. Energieeinsparung, Steigerung der Energieeffizienz, Erneuerbare Energien und gesunde Ökosysteme sind die wichtigsten Strategien im Kampf gegen den Klimawandel.

Produktive und gesunde Meere Die Meere und Küstengewässer Europas sind besondere Kleinode unserer Natur und die Heimat einer der weltgrößten Seevogel-Populationen. Mit dem Wattenmeer hat Europa zudem die Verantwortung für einen der großartigsten und artenreichsten Lebensräume der Nordsee: Ein globales Naturerbe, das in unseren Händen liegt, um es für die Menschheit zu bewahren. Doch der Schutz dieser einzigartigen Lebensräume besteht überwiegend nur auf dem Papier: unsere Meereslebewesen sind vielfach bedroht. 88 Prozent der europäischen Fischbestände sind überfischt, Tausende Seevögel und Meeressäuger werden durch die europäische Fischereiflotte zumeist unabsichtlich gefangen und getötet, Bodenabbau und Schiffsverkehr gefährden selbst die letzten Schutzgebiete. Ein klarer Indikator für das Versagen der heutigen europäischen Fischereipolitik. Gesunde Meere, nachhaltig und naturnah genutzt, würden den Menschen mit großen, dauerhaft produktiven Fischbeständen belohnen und dazu noch hohe Belastbarkeit und starke Widerstandsfähigkeit gegenüber dem Klimawandel bieten. Unsere Meere und ihre Bedeutung für den Menschen wurden zu lange vergessen, die Zeit ist reif, sie besser zu schützen. Der NABU fordert alle Kandidatinnen und Kandidaten der im EU-Parlament vertretenen Parteien auf: Setzen Sie sich für die Reform der Gemeinsamen Fischereipolitik und deren Umsetzung bis 2012 ein. Es muss sicher gestellt werden, dass die Reform der Gemeinsamen Fischereipolitik den Natur- und Umweltschutzzielen der europäischen Meeresschutzstrategie dient. Fordern Sie die schnelle Vervollständigung des europäischen Schutzgebietsnetzwerks (Natura 2000) durch effektive Meeresschutzgebiete. Nur so sind die wichtigsten Kerngebiete unserer Meereslebewesen und damit insbesondere wichtige Brut- und Laichgebiete zu schützen. Helfen Sie mit, die europäische Fischereiflotte drastisch zu verkleinern, um der Überfischung Einhalt zu gebieten. Fordern Sie die Europäische Kommission auf, durch geeignete Rechtsetzung dem tausendfachen, überflüssigen Tod von Seevögeln als Beifang der Fischereiflotten zu beenden und die dazu notwendige Forschung und Datenerhebung zu unterstützen. Setzen Sie sich dafür ein, den schädlichen Bodenabbau in europäischen Schutzgebieten zu beenden.

Naturschutzbund Deutschland Seit über 100 Jahren ist der NABU aktiv, um sich als Anwalt der Natur für den Erhalt der Tier- und Pflanzenwelt einzusetzen. Mit rund 450.000 Mitgliedern und Förderern ist er heute einer der größten Umweltverbände Deutschlands. Dabei steht konkrete Naturschutzarbeit vor Ort genauso auf dem Programm wie wissenschaftliche Forschung oder politische Lobbyarbeit. Der NABU ist in rund 1.500 Kreisverbänden und lokalen Gruppen in ganz Deutschland organisiert und vornehmlich ehrenamtlich aktiv. Mehr als 5.000 Schutzgebiete in ganz Deutschland werden vom NABU betreut; von Fehmarn bis zum Bodensee laden rund 70 NABU-Naturschutzzentren dazu ein, die Natur hautnah zu erleben. NABU-Bundesgeschäftsstelle Charitéstr. 3 10117 Berlin Tel. +49 (0)30.284 98 40 Fax +49 (0)30.28 49 84 20 00 E-mail: NABU@NABU.de BirdLife International Der NABU ist der deutsche Partner im Netzwerk BirdLife International, einem globalen Zusammenschluss von Naturschutzorganisationen, die sich für weltweiten Erhalt von Tier- und Pflanzenarten sowie deren Lebensräumen einsetzen. Im Sinn einer nachhaltigen Nutzung der natürlichen Ressourcen arbeiten sie dabei eng mit den Menschen vor Ort zusammen. BirdLife hat Mitgliedsorganisationen in über 100 Staaten weltweit. BirdLife ist in 42 europäischen Ländern aktiv und in allen EU-Mitgliedstaaten vertreten. BirdLife European Division NABU-Europadirektor Claus Mayr Avenue de la Toison d Or 67 (2nd floor) B-1060 Brussels, Belgium Mobil: +49 (0)172.596 60 98 E-mail: Claus.Mayr@NABU.de Bildnachweis: Mädchen von Niall Benvie, Schmetterling von Steve Knell, Rinder von Ernie Janes, Welle von Niall Benvie, Basstölpel von Steve Round (rspb-images.com)