Biologische Spinnmilben- und Blattlausbekämpfung im Gemüsebau: Möglichkeiten und Grenzen Österreichische Pflanzenschutztage 2016, 29.11.2016 Michael Fürnkranz
Übersicht 1. Spinnmilbenbekämpfung 2. Blattlausbekämpfung Beschreibung des Schädlings Vorbeugende Maßnahmen Beschreibung entsprechender biozertifizierter Pflanzenschutzmittel (PSM) 29.11.2016 2
Gemeine Spinnmilbe (Tetranychus urticae) gehört zur tax. Klasse der Spinnentiere Entwicklung: Ei, Larve, Nymphe, Adulttier (ca. 0,5 mm); Überdauerungsformen (rötlichorange Winterweibchen) hauptsächlich an Blattunterseiten zu finden rasche Entwicklung bei heiß-trockener Witterung -> enorme Schädigung der Wirtspflanze innerhalb kürzester Zeit möglich 29.11.2016 3
Gemeine Spinnmilbe (Tetranychus urticae) Vorbeugende Maßnahmen (primär geschützter Anbau) Hygiene Reinigung, Beikrautentfernung Klimaführung nicht zu trocken, Schattierung Nützlingseinsatz entsprechender Pflanzenschutz und passende Klimabedingungen notwendig (> 65 % rel. Luftfeuchte, 15-30 C) 29.11.2016 4
Gemeine Spinnmilbe (Tetranychus urticae) Biologische Akarizide Micula (Reg. Nr. 2568/902) Rapsöl als Wirkstoff -> umschließt Oberfläche aller Spinnmilbenstadien -> O 2 -Zufuhr wird verhindert für alle Gemüsekulturen zugelassen nützlingsschonend Kontaktwirkung -> Anwendungszeitpunkt (z. B. nach Gurkenernte im Freiland) + Anwendungstechnik wichtig! Blattunterseite muss getroffen werden! 29.11.2016 5
Gemeine Spinnmilbe (Tetranychus urticae) Biologische Akarizide Micula (Reg. Nr. 2568/902) 1,5-2 %ig spritzen, hohe Wasseraufwandmenge Anwendung ggf. wiederholen Blockspritzung nicht bei direkter Sonneneinstrahlung/sehr hohen Außentemperaturen applizieren nicht mit Schwefelprodukten oder Mineralölen mischen Probespritzung empfohlen 29.11.2016 6
Gemeine Spinnmilbe (Tetranychus urticae) Biologische Akarizide biohelp Neudosan (Reg. Nr. 2622/902) Kaliseife als Wirkstoff -> zerstört Zelloberfläche beweglicher Spinnmilbenstadien (keine Wirkung auf Eistadien) breite Zulassung Kontaktwirkung -> Anwendungszeitpunkt (z. B. nach Gurkenernte im Freiland) + Anwendungstechnik wichtig! Blattunterseite muss getroffen werden! 29.11.2016 7
Gemeine Spinnmilbe (Tetranychus urticae) Biologische Akarizide biohelp Neudosan (Reg. Nr. 2622/902) 2%ig mit hoher Wasseraufwandmenge spritzen weiches Wasser mit (< 15 dh) verwenden Anwendung ggf. wiederholen Blockspritzung nicht bei direkter Sonneneinstrahlung applizieren nicht mit Cu- oder salzhaltigen Blattdüngern bzw. B.t.-Produkten mischen Nützlingseinsatz nach Abtrocknung d. Spritzbrühe möglich Probespritzung empfohlen 29.11.2016 8
Gemeine Spinnmilbe (Tetranychus urticae) Biologische Akarizide biohelp Neudosan (Reg. Nr. 2622/902) control Neudosan Neu 40 L/ha Vertimec 1,25 L/ha control Neudosan Neu 40 L/ha Vertimec 1,25 L/ha number of adults on 50 cm2 160 140 120 100 80 60 40 20 Appl. 1 Appl. 2 Appl. 3 number of adults on 10 cm2 100 90 80 70 60 50 40 30 20 10 Appl. 1 Appl. 2 Appl. 3 0 0 DAA 4 DAA 7 DAA 21 DAA 0 0 DAA 4 DAA 8 DAA 13 DAA 16 DAA 20 DAA 27 DAA Versuch an Gurke im Gewächshaus, Brunswick 1995 Versuch an Gurke im Gewächshaus, Freising 1995 29.11.2016 9
Blattläuse viele verschiede Arten aus der tax. Gruppe der Pflanzenläuse (Insekten) Entwicklung: Ei (Überwinterungsform), Nymphe, Adulttier hauptsächlich an Blattunterseiten zu finden sehr rasche Entwicklung möglich: Lebendgeburten bei ungeschlechtlicher Vermehrung! Urs Wyss, Entofilm 29.11.2016 10
Blattläuse Vorbeugende Maßnahmen Düngung: Stickstoffdüngung nicht übertreiben Hygiene: Reinigung, Beikrautentfernung (geschützter Anbau) Nützlingseinsatz/offene Zucht (geschützter Anbau): 15-30 C, ausreichendes Tageslicht bei Gallmücke, nützlingsschonender Pflanzenschutz! Offene Zucht FresaProtect (Reg. Nr. 3706) 29.11.2016 11
Blattläuse Biologische PSM gegen Blattläuse Name Möglichkeiten Grenzen biohelp Neudosan (Reg. Nr. 2622-902) NeemAzal T/S (Reg. Nr. 2699) Spruzit progress (Reg. Nr. 3141-903) keine Wartefristen vor der Ernte keine anhaltende Wirkung auf Nützlinge keine Gefahr d. Resistenzbildung sehr rasch wirksam teilsystemisch -> auch Wirkung gegen schwer erreichbare Blattläuse (bei Kräutern, starker Blattkräuselung etc.) nützlingsschonend breit wirksam auch diverse Entwicklungsstadien anderer Schädlinge, abgesehen von Blattläusen, werden abgetötet sehr rasch wirksam mehrere Anwendungen meist erforderlich Kontaktmittel teilweise lange Wartefristen vor d. Ernte mehrere Anwendungen meist erforderlich nützlingsschädigend (aber nur kurz anhaltende Wirkung) mehrere Anwendungen meist erforderlich (Wirkstoffwechsel!) Kontaktmittel 29.11.2016 12
WARUM biologische PSM gegen Spinnmilbe/Blattläuse im konventionellen Anbau?? teilweise nicht rückstandsrelevant (Wirkstoffsummenbilanz!) bzw. keine Wartefristen vor der Ernte (biohelp Neudosan, Micula) teilweise keine Gefahr der Resistenzbildung (biohelp Neudosan, Micula) breite Zulassungen Möglicher Verlust von konventionellen PSM(-Wirkstoffen) in Zukunft Einbau in konventionell Pflanzenschutzstrategien: Wirkstoffwechsel -> Resistenzbrecher, Mischungen mit konventionellen Präparaten 29.11.2016 13
VIELEN DANK FÜR IHRE AUFMERKSAMKEIT! Pflanzenschutzmittel vorsichtig verwenden. Vor Verwendung stets Etikett und Produktinformation lesen. 29.11.2016 14