Einführung in den Forschungsprozess und die Methoden der empirischen Kommunikations- und Medienforschung



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Transkript:

Einführung in den Frschungsprzess und die Methden der empirischen Kmmunikatins- und Medienfrschung Vrlesung 9: Methden II: Befragung 14.12.2012 Frschungsprzess und Methden 9 1

Gliederung Vrlesung 9 1. Einführung 2. Der Befragte als kritische Größe 3. Frmen der Befragung 4. Fehlerquellen 5. Zusammenfassung Literaturempfehlungen: Diekmann 434-547 Brsius et al. 104-138 Atteslander 120-195 14.12.2012 Frschungsprzess und Methden 9 2

1. Einführung Befragung ist eine (zielgerichteter, spezifischer) Kmmunikatin Renè König: Königsweg der empirischen Szialfrschung!?! am häufigsten angewandte Methde: Mediennutzung (Umfang, Dauer, Frequenz, Mtive, Milieus, Medien-Erlebnisse, Urteile, Bekanntheit usw.)! anknüpfend an die Nrmalität des Fragens und Antwrtens (Berichten, Erzählen, Beichten Urteilen) im Alltag! in einer Befragungsgesellschaft! mit Beziehungen zu anderen Techniken (jurn. Interview, Verhör, Hearing usw.)? keine universal einsetzbare Methde mit verschiedenen Risiken 14.12.2012 Frschungsprzess und Methden 9 3

1. Einführung Def.: Befragung/Interview sind Frmen sprachlicher Kmmunikatin zum Zweck der Erhebung vn Daten Kmmunikatin: Verständigung mittels Sprache (und nichtverbaler Kmmunikatin) Watzlawicks Axime 1. Man kann nicht nicht kmmunizieren. 2. Jeder Kmmunikatin hat einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt Bezugsrahmen der Befragung semantisch: Sprache und Lebenswelt szial: Beziehungen in der Befragungssituatin 14.12.2012 Frschungsprzess und Methden 9 4

1. Einführung Semantischer Bezugsrahmen Ansatzpunkt: Sprache und Realität(-sbilder) des Befragten Umwandlung vn Frschungsfragen in Prgrammfragen ( salt mrtale der Befragungsfrschung ) diverse Regeln in Lehrbüchern (Vermeidung vn Fremdwrten, schwieriger Syntax, langen Sätzen usw. usf.) durchschnittliches (hchdeutsches) Sprachniveau Kunst der Frage bzw. des Fragebgens 14.12.2012 Frschungsprzess und Methden 9 5

1. Einführung Szialer Bezugsrahmen Ansatzpunkt: Befragung schafft eine besndere sziale Situatin Mtivatin/Abwägung vn Ksten und Nutzen Vereinbarungen Nrm der Aufrichtigkeit Flgenlsigkeit (u.a. vertrauliche Behandlung der Aussagen) Rllenverteilung demand characteristics: alles kann als Hinweisreiz gedeutet werden Kunst des Interviewens (Schulung) 14.12.2012 Frschungsprzess und Methden 9 6

2. Der Befragte als kritische Größe Der Befragte reagiert zwar auf die Reize der Frage (= Stimulus) aber als aktiver Sinnknstrukteur (= Verstehen als aktive Leistung) und als szialer Akteur (Selbstpräsentatin) unter Nutzung aller Kntextinfrmatinen Instruktin Auftreten des Interviewers Umgebung (z.b. Anwesenheit Dritter) 14.12.2012 Frschungsprzess und Methden 9 7

2. Der Befragte als kritische Größe (Schema: Atteslander 131) 14.12.2012 Frschungsprzess und Methden 9 8

2. Der Befragte als kritische Größe Knstruktin vn Fragen muss flgende Aspekte beinhalten: thematische Operatin: Wrum geht es? Thema der Befragung; Themen einzelner Fragekmplexe kgnitive (bzw. emtinale) Operatin: Was ist zu tun? Wissen, Erinnern, Urteilen, Beschreiben, Empfinden methdische Operatin: Wie sll geantwrtet werden? freies Erzählen, Benutzen einer Skala, Auswahl vn Antwrten aus einer Vrgabe usw. 14.12.2012 Frschungsprzess und Methden 9 9

3. Frmen der Befragung Die Unterscheidung verschiedener Frmen der Typen der Befragung ist zentral wegen unterschiedlicher Zugänge zu den Befragten (siehe Stichprbenprblematik) Freiheitsgrade für Interviewer und Befragte Kntrlle der Befragungssituatin/des Ablaufes Einbeziehung unterstützender Materialien 14.12.2012 Frschungsprzess und Methden 9 10

3. Frmen der Befragung Strukturierungsgrad: Ablauf und Situatin Standardisierungsgrad: Festlegung vn Fragen und Antwrten "Medium": mündlich, schriftlich, Telefn, Online Situatin und einbezgenen Persnen: einzeln - Gruppe Themen: mnthematisch - multithematisch 14.12.2012 Frschungsprzess und Methden 9 11

3. Frmen der Befragung (Schema: Atteslander 145) 14.12.2012 Frschungsprzess und Methden 9 12

3. Frmen der Befragung: cmputergestützte Verfahren Eingabe durch Interviewer CATI: cmputer-assisted telephne interviewing CAPI: cmputer-assisted persnal interviewing Eingabe durch Befragten CSAQ: cmputer self-administered questinnaire Zusendung per mail, als link der pp-up-fenster 14.12.2012 Frschungsprzess und Methden 9 13

3. Frmen der Befragung: cmputergestützte Verfahren Vrteile Effizienz der Datenerfassung Fehler-/Plausibilitätskntrllen Interviewdesign: Filterfragen, individuelle Anpassung des Fragebgen, Fragebgenversinen (Zufallsabflgen, Einbindung vn Hilfen) wahrgenmmene Annymität (CAPI, CSAQ) Nachteile Technikabhängigkeit Stichprbenprbleme (z.b. bei CSAQ, ähnlich der pstalischen Befragung) Situatinskntrlle 14.12.2012 Frschungsprzess und Methden 9 14

3. Frmen der Befragung: cmputergestützte Verfahren Vrteile Effizienz der Datenerfassung Fehler-/Plausibilitätskntrllen Interviewdesign: Filterfragen, individuelle Anpassung des Fragebgen, Fragebgenversinen (Zufallsabflgen, Einbindung vn Hilfen) wahrgenmmene Annymität (CAPI, CSAQ) Nachteile Technikabhängigkeit Stichprbenprbleme (z.b. bei CSAQ, ähnlich der pstalischen Befragung) Situatinskntrlle 14.12.2012 Frschungsprzess und Methden 9 15

4. Fehlerquellen (Schema: Diekmann 471) 14.12.2012 Frschungsprzess und Methden 9 16

4. Fehlerquellen (Mess-) Therien, die bei der Befragung vrausgesetzt werden Prblembewusstsein Kmmunikatinskmpetenz Antwrtverzerrungen Interviewereffekte: Neutralitätsverstöße, Auftreten: Spnsrship-Effekt Fälschung Situatinseffekte: Anwesenheit Dritter Fragebgeneffekte Kntext, Psitin Antwrtkategrien (zu grß, zu klein, Spektrum usw.) Befragteneffekte Verweigerung Meinungslsigkeit (k.a. bzw. weiß nicht ) Nn-Attitudes Sziale Erwünschtheit Antwrtstile (respnse sets) 14.12.2012 Frschungsprzess und Methden 9 17

5. Zusammenfassung breite Anwendung, viele Vr-Bilder (die man nutzen kann/darf) Standarduntersuchungen in Mediafrschung Tagesablaufstudien Nutzertyplgien Skalenhandbuch Kmmunikatinswissenschaft (Rössler 2011) gute Literaturlage, s u.a. Möhring/Schlütz: Die Befragung in der Kmmunikatinswissenschaft (2003; 2010) Tls für Fragebgenentwicklung und -gestaltung www.gesis.rg/unser-angebt/studien-planen/nline-umfragen/sftware-fuer-nlinebefragungen/ 14.12.2012 Frschungsprzess und Methden 9 18

Übungsfragen Erläutern Sie die Rahmenbedingungen einer erflgreichen Befragung! Wie effektiv kann die Kntrlle der Befragungssituatin bei verschiedenen Frmen der Befragung sein? Nutzen Sie Beispiele! W liegen Vrzüge und Nachteile bei Online-Befragungen? 14.12.2012 Frschungsprzess und Methden 6 19