DER GRIFF IN DIE TRICKKISTE



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Wie Spezialeffekte einen Film verändern I. EINFÜHRUNG: Effekthascherei oder Filmwunder? Einfach das Wetter verändern, ein paar Dinosaurier herbeizaubern oder eine Stadt in Flammen aufgehen lassen? Mit Spezialeffekten ist das kein Problem. Doch hinter der Filmbearbeitung verbirgt sich längst viel mehr als die erste Assoziation mit vorzeitlichen Wesen, Rauch, explodierenden Autos und Lärm vermuten lässt. Ein Effects-Supervisor beginnt seine Arbeit unabhängig davon, ob er klassische Spezialeffekte (SFX) oder visuelle Effekte (VFX) verantwortet mit der genauen Drehbuchlektüre und einer akribischen Auflistung aller benötigten Effekte. Er plant ihre Umsetzung, organisiert erforderliche Technik und entsprechende Spezialfirmen, trifft Absprachen mit dem Stunt-Team und stimmt die Effekte auf den anvisierten Look des Films ab. Gemeinsam mit Regisseur und Kameramann entwickelt er ihre dramaturgische Auflösung und veranschaulicht sie in Storyboards und Animatics. Er ist wie der Regisseur an allen Phasen einer Filmproduktion beteiligt und die Grenze zur Arbeit der anderen Filmschaffenden ist oft fließend. Vom Szenenbild über die Maske, Kostüm und Kamera bis hin zu Schnitt und Ton kommt der Supervisor mit den verschiedenen kreativen Bereichen in Berührung. Obwohl er derart kontinuierlich und breit gefächert am Entstehungsprozess beteiligt ist, arbeitet er eher an den verborgenen Dingen. Wenn sein Beitrag auf der Leinwand abgesehen vielleicht von Action-Kino, Science-Fiction- oder Horrorfilmen nicht bewusst wahrgenommen wird, sondern sich stimmig in den Film einpasst, ist das die größte Anerkennung für die meisten Effektspezialisten.! rote Begriffsauszeichnung Alle markierten Begriffe können in unserem Online-Glossar auf www.vierundzwanzig.de/glossar aufgerufen werden. Dort sind Erklärungen und weitere Informationen zu finden. II. WISSEN: Entlang der Grenze von Fiktion und Realität II.1 Historische Stationen der Effekttechnik Um Spezialeffekte verstehen zu können, ist eine Beschäftigung mit der Entwicklung der Filmtechnik unabdingbar. Auch wenn Film seine Ursprünge in der Camera Obscura oder der Fotografie hat, laufen lernten die Bilder erst durch Projektion. Die Anfänge der Filmgeschichte, ausgehend von der Projektionskunst der Laterna Magica, zeigen deshalb zugleich die Anfänge der SFX. FRÜHFORM DES FILMTRICKS Als Vater der SFX gilt der Franzose George Méliès. Der von ihm entdeckte Stopptrick ist nicht nur die Vorstufe zur Schnittmontage, sondern als mechanischer Filmtrick zugleich der Beginn der Effektproduktion. EFFEKTE ALS KLEINFORMAT Filmtricks werden parallel zur Erzähltechnik des Kinos perfektioniert und rasch ausgeweitet. Durch sie gelingt es v.a. in den 1920er Jahren, visionäre Welten im expressionistischen Film mittels Miniaturbauten umzusetzen. EFFEKTE IN BEWEGUNG Im Tonfilm unterstützen Effekte wie Front- oder Rückprojektion lange Zeit die filmische Narration, indem sie z.b. Dialogszenen bei Autofahrten und im Studio künstliche Hintergründe ermöglichten. SIEGESZUG DER DIGITALEN EFFEKTE Eine dauerhafte Symbiose von anspruchsvollen Effekten mit filmischer Ästhetik gelingt erst am Ende der 1990er Jahre. Der Anteil visueller Spezialeffekte hat den der klassischen am Drehort jedoch längst überholt. VISUELLE EFFEKTE Um 1990 wird der klassische Spezialeffekt erstmals durch 3D und die visuelle Animation am Computer ersetzt. Seitdem wächst der Anteil der in der Postproduktion erstellten visuellen Effekte kontinuierlich an. EFFEKTE IM TECHNISCHEN WANDEL Im Zuge aufwendiger Science-Fiction-Filme verbessert sich besonders die Technik der Spezialeffekte. Szenen werden z. B. nicht mehr projiziert, sondern mit Blue Screen -Verfahren realisiert. Seite 1 / 7

Spezialeffekte II.2 Kleine Systematik der Spezialeffekte Als Spezialeffekt bezeichnet man alle mechanischen und physikalischen Techniken, die es ermöglichen, reale Ereignisse filmisch zu simulieren, und die sich mit konventionellen Aufnahmen oder Montagen nicht realisieren lassen. Häufig werden unter SFX auch die visuellen Effekte gefasst. Genau genommen, besteht zwischen beiden jedoch ein wesentlicher Unterschied: Während SFX direkt am Set vor der Kamera erzeugt werden, erweitern VFX die filmische Realität erst in der Postproduktion, wenn das gedrehte Filmmaterial nachträglich noch einmal bearbeitet bzw. Effekte überhaupt erst digital hergestellt werden. Zu den SPEZIALEFFEKTEN (SFX) zählen...... sämtliche Pyrotechniken wie z.b. Brände oder Explosionen Häuserbrand, Foto: 2005, teamworx... alle Wettererscheinungen wie Schnee, Regen, Wind usw. Regenmaschine, Foto: 2004, teamworx... konstruierte Spezialbauten und -mechanik am Set SFX-Bauten, um einen Sturm zu simulieren, Foto: 2006, VFX Unit Seite 2 / 7

Spezialeffekte VISUELLE EFFEKTE (VFX) unterteilt man in... zweidimensionale VFX (2D)... Szenen, die mittels Blue - oder Green Screen -Verfahren gedreht und anschließend durch Digital Compositing in den Film eingefügt werden. Drehort mit Blue Screen, Foto: 2005, teamworx dreidimensionale VFX (3D)... digital generierte Miniaturbauten Klassischer SFX-Trickeffekt (2D) mit dem Miniaturnachbau eines Flugzeugs, Foto: 1998, VFX Unit Blue Screen ersetzt durch digitales Matte Painting Foto: 2005, teamworx... unterschiedliche SFX-Sachtricks, die, um sie sowohl realitätsnäher, aber auch vielfältiger gestalten zu können, vielfach ebenfalls computeranimiert werden. 3D-Miniaturproduktion eines Flugzeugs, Foto: 2005, teamworx! Was ist Digital Compositing? Das sog. Digital Compositing, eine Form der digitalen Bildbearbeitung am Computer, entwickelte sich allmählich aus der Arbeit der Effektspezialisten, die zuvor Projektionen und mechanischen Kopiertechniken verwendet hatten. Es beruht auf dem Zerlegen eines Filmbildes in seine einzelnen Bestandteile und! wird in der Postproduktion angewandt, um getrennt voneinander aufgenommene oder erstellte filmische Elemente zu einem Bild zusammenzufügen. Das daraus entstehende, neue Filmbild gilt als visueller Effekt obwohl auch die bereits am Set gedrehten Spezialeffekte nachträglich bearbeitet und mit anderen Elementen kombiniert werden können. Seite 3 / 7

II.3 Arbeitsphasen eines VFX-Supervisors Da die Herstellung visueller Effekte den Anteil der am Set gedrehten Spezialeffekte deutlich übersteigt und aus den meisten Filmproduktionen kaum mehr wegzudenken ist, erfüllt ein VFX-Supervisor gleichermaßen beratende, organisatorische, aber auch künstlerische Aufgaben. DREHBUCHLEKTÜRE Als Arbeits- und Diskussionsgrundlage Wenn sich ein Produzent unsicher über die technische Realisierung einer Drehbuchpassage ist, tritt er in den meisten Fällen an einen VFX-Supervisor heran. Dieser liest zunächst das Drehbuch und entwickelt vor dem Hintergrund der zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel seine künstlerische Vision. VORÜBERLEGUNG In Zusammenarbeit mit dem Regisseur und den kreativen Gewerken Sofern die benötigten Effekte in der vorgegebenen Zeit realisierbar sind, trifft er gemeinsam mit der Regie und fast allen kreativen Gewerken in einem nächsten Schritt bereits erste Absprachen. Kommt beispielsweise ein Blue Screen -Verfahren zum Einsatz, dürfen Kostümbildner und Ausstatter für die betreffende Szene natürlich keine blaue Kleidung oder Einrichtung vorsehen. AUFLÖSUNG In Zusammenarbeit mit Regisseur und Kameramann Um die Effekte stimmig an den Look des Films anzupassen, legt der VFX-Supervisor ihre szenische Auflösung und die Einstellungen fest, mit denen sie am Set gedreht werden sollen. PRÄVISUALISIERUNG Zur Kostenkalkulation und -kontrolle sowie für die exakte Planung der Drehabläufe am Set Da Effekte meistens sehr zeitaufwendig und deshalb teuer sind, empfiehlt sich vorab eine aufwendige Visualisierung: In Storyboards werden die geplanten Kameraeinstellungen veranschaulicht. VFX-Storyboard, Zeichnung: 2008, VFX Unit Bereits in dieser frühen Phase wird die illustrierte Szenenbeschreibung Das Flugzeug setzt hart auf dem mit einzelnen Dornbüschen bewachsenen Sandstreifen auf... Kamerabewegung um VFX-Beschreibungen für die Effektspezialisten der Postproduktion ergänzt: 3D: computergeneriertes/r Flugzeug und Staub 2D: BG Plate: Sandpiste (bew. Kamera mittels Motion Control ) GF Plate: Mann hinter Autotür (vor Green-Screen ) Sog. Animatics, die das Storyboard in groben Zügen digital umsetzen, vermitteln sowohl dem Regisseur, insbesondere aber auch dem Cutter bereits ein Gefühl für die Länge und die Verwendung des späteren Effekts. Flugzeug- Animatic, Foto: 2008, teamworx Seite 4 / 7

DREHARBEITEN Als teilnehmender Beobachter Auch wenn notwendige Effekte am Set vom SFX-Supervisor und ggf. dem Stunt-Team verantwortet werden, ist der VFX-Supervisor täglich vor Ort, um den Einsatz der Technik zu betreuen. Dabei achtet er darauf, dass Szenen, die er für Effekte benötigt, qualitativ hochwertig gedreht werden; er dokumentiert ihre Umsetzung und wählt bereits aus, welches Material sich später vermutlich verwenden lässt. POSTPRODUKTION Die Arbeitsphase der einzelnen VFXSpezialisten : Modelling Artist Technical Director Animation Artist Lightning Artist Compositing Artist Während der Postproduktion, der zentralen Arbeitsphase der VFX-Artists, ist neben dem Regisseur vor allem die Zusammenarbeit mit dem Cutter sehr eng. Jetzt werden die vorab geplanten Effekte am Computer zunächst digital als Skelett modelliert, dann texturiert, d.h. mit einer Oberflächenstruktur versehen, und schließlich bewegt. Spezialisten beleuchten das Objekt und setzen es im Digital Compositing wie ein Puzzle aus einzelnen Elementen zusammen, bis das vollkommen künstlich geschaffene Objekt perfekt als Realillusion erschaffen ist. Flugzeug- Modelling, Foto: 2008, teamworx ABNAHME Durch VFX-Supervisor und Regisseur An den Effekten muss solange gefeilt werden, bis der VFX-Supervisor der in erster Linie die Hochwertigkeit der Effekte garantiert die Umsetzung freigibt und dem Regisseur zur endgültigen Abnahme vorlegt. Seite 5 / 7

III. ANWENDUNG: Effekte kreieren III.1 Rezeptive Filmbildung Die Schüler informieren sich auf vierundzwanzig.de über verschiedene Effekte wie Motion Capture oder das Schüfftansche Spiegelverfahren und suchen nach Bespielen für deren Anwendung in älteren und neueren Filmen ihrer Wahl. Fragestellungen: Wie haben sich Effekte in der Filmgeschichte gewandelt? Welche Konstanten und Veränderungen lassen sich nachvollziehen? Die Schüler recherchieren die Bedeutung der in Kap. II.3 genannten VFX-Beschreibung (Kursivdruck) und vollziehen anhand eines ausgewählten Drehbuchauszugs die Vorüberlegungen eines VFX-Supervisors bis zum Beginn potenzieller Dreharbeiten nach. Fragestellungen: Welche Drehbuchpassagen erfordern die besondere Aufmerksamkeit eines VFX-Supervisors? Welche visuellen Hilfsmittel stehen ihm bei seinen Vorüberlegungen zur Verfügung? III.2 Aktive Filmbildung Die Schüler entwickeln Drehbuchideen, die auch einige Spezialeffekte vorsehen. Im Anschluss versuchen sie, diese mit einfachen Mitteln im alltäglichen Rahmen umzusetzen und filmisch bzw. fotografisch aufzuzeichnen. Fragestellung: Welche Arbeitsschritte sind von der Idee bis zur Umsetzung notwendig? Die Schüler verfilmen eine Märchensequenz, in der sich ein Däumling und ein Riese miteinander unterhalten und versuchen, den Größenunterschied mit Hilfe eines einfachen visuellen Effekts umzusetzen. IV. WEITERFÜHRENDE LITERATUR UND WEBLINKS http://www.vierundzwanzig.de/spezialeffekte_animation (Link zum Gewerk auf 24 mit Interviewclips, Filmausschnitten und Hintergrundinformationen) Flückiger, Barbara: Visual Effects. Filmbilder aus dem Computer, Marburg 2008 (Ein fundiertes und anschaulich geschriebenes Buch, das die Entstehung und Umsetzung visueller Filmeffekte beschreibt) http://www.movie-college.de/filmschule/filmtrick/index.htm (Anschaulich aufbereitete Informationen zur kreativen Erzeugung von Tricks und Effekten mit alltäglichen Mitteln) Seite 6 / 7

Arbeitsblatt AUFGABE I: Effekthascherei oder Filmwunder? Schau Dir gemeinsam mit Deinen Mitschülern ausgewählte 24- Filmclips, z.b. LOLA RENNT, DAS PARFÜM oder DIE KATZE, an und achte besonders auf Filmeffekte. Welche kannst Du sofort als Effekt erkennen, hinter welchen vermutest Du einen solchen? Lassen sich diese Effekte ggf. nach SFX und VFX untergliedern; wenn ja, anhand welcher charakteristischen Merkmale? AUFGABE II: Akustische Phantasie Erkunde, wie die in der Tabelle genannten Spezialeffekte heutzutage von SFX-Experten umgesetzt werden. Trage anschließend verschiedene Möglichkeiten zusammen, mit denen sich die Effekte auch im alltäglichen Rahmen umsetzen lassen. benötigter Effekt Schnee mögliche Umsetzung mit weißen Federn oder Zucker ein zersplitterter Spiegel ein brennendes Haus Eine Person wird erstochen. Regen Recherchiere den Grundriss, bauliche Besonderheiten und markante optische Feinheiten eines bekannten Gebäudes in Deinem Wohnort. Fertige im Anschluss eine maßstabsgetreue Skizze davon an und plane, welche Materialien Du für einen Miniaturnachbau benötigen würdest. AUFGABE III: Effekte kreieren Setze mit Hilfe Deiner Vorüberlegungen unter II. und den Dir zur Verfügung stehenden Mitteln einen Miniaturnachbau des von Dir gewählten Gebäudes um. Filme im Anschluss gemeinsam mit Deinen Mitschülern einen fiktiven Dialog, der sich scheinbar in dem von Dir geschaffenen Miniaturnachbau abspielt. Versuche ähnlich wie im unteren Beispiel verschiedene Bildelemente miteinander zu kombinieren. Beginne mit einfachen Fotocollagen und gemalten Hintergründen, die Du in einem zweiten Schritt in eine kurze Szene integrierst und ähnlich wie in einem Storyboard veranschaulichst. Digital Compositing, Fotos: 2008 teamworx Seite 7 / 7