Chemotherapie Übelkeit und Erbrechen - bei Patienten immer noch gefürchtet

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Übelkeit und Erbrechen - bei Patienten immer noch gefürchtet XXI. Onkologische Fachtagung Berlin 16.05.2018 Tanja Köning-Hermes UK Münster Fachpflegerin für onkologische Pflege

Inhalt Ambulante oder stationäre Verschiedene Medikamente - unterschiedliches Emesisrisiko Übelkeit und Erbrechen: Emesisrisiko, medikamentöse und nicht medikamentöse Behandlung, Optimierung der Antiemese Besonderheiten bei ambulanten Patienten 2

, ambulant oder stationär? Ambulante möglich durch bessere Beherrschbarkeit der Nebenwirkungen, vor allem Übelkeit und Erbrechen in Onkologischen Tageskliniken oder onkologischen Arztpraxen (Fachärzte) Patient muss für bestimmte n nicht regelmäßig stationär sein 3

Unterschiedlich hohes Emesisrisiko der eingesetzten Zytostatika hochemetogen (ohne antiemetische Prophylaxe 90%) z.b. Cisplatin, Anthrazykline + Cyclophosphamid (>15oo mg/ m²) moderat emetogen (30-90%) z.b. Oxaliplatin, Cytarabin, Carboplatin, Doxorubicin, Epirubicin gering emetogen (10-30%) z.b. Gemcitabin, Bortezomib, Etoposid, Paclitaxel 4

Abschätzung des individuellen Emesis-Risikos bei -Patienten Risikoscoresystem für Erwachsene (modifiziert nach Bremer 1994) Risikofaktoren Punkte Geschlecht Männlich (1) Weiblich (2) Alter >50 Jahre (1) <50 Jahre (2) Alkoholabusus Ja (1) Nein (2) Vorherige Emesiserfahrung Nein (1) Ja (2) Angst Nein (1) Ja (2) individuelles Risiko: <6 Punkte gering (gute Prognose), > 6 Punkte hoch (schlechte Prognose) 5

induzierte Übelkeit und Erbrechen Therapiebedingte Übelkeit und Erbrechen wird in drei Kategorien unterschieden: 1. Akute Übelkeit und Erbrechen (2-4 Std. nach ) 2. Verzögerte Übelkeit und Erbrechen (24h bis 5 Tage nach CTX) 3. Antizipatorische Übelkeit und Erbrechen ( erlernte Übelkeit und Erbrechen) Chemorezeptoren-Trigger-Zone (CTZ) ist verantwortlich für Übelkeit und Erbrechen durch Zytostatika 6

Behandlung von Übelkeit und Erbrechen - medikamentös - Empfehlungen von internationalen Vereinigungen, z. B. MASCC (multinational association of supportive care in cancer ) beachten Bei akuter Übelkeit und Erbrechen Bei verzögerter Übelkeit und Erbrechen Bei antizipatorischer Übelkeit und Erbrechen Zusätzlich Reserve-Medikation zur Behandlung der Symptome zu Hause ( Standardmedikation, die zu Hause zu nehmen ist und ggf. Bedarfsmedikation) 7

Antiemeseempfehlung der MASCC 8

Antiemeseempfehlung der MASCC 9

Antiemeseempfehlung der MASCC KOMITEE VI: Prävention von antizipatorischer Übelkeit und Erbrechen Das beste Vorgehen zur Vermeidung von antizipatorischer Übelkeit und Erbrechen ist die bestmögliche Kontrolle sowohl von akuter als auch von verzögerter Übelkeit und Erbrechen. [ ] Zur Behandlung von antizipatorischer Übelkeit und Erbrechen können Verhaltenstherapien (insbesondere progressive Muskelentspannung), systematische Desensibilisierung und Hypnose zum Einsatz kommen. [ ] Benzodiazepine können das Auftreten von antizipatorischer Übelkeit und Erbrechen reduzieren. [ ] 10

Behandlung von Übelkeit und Erbrechen - nicht medikamentös - Gute Aufklärung über die Nebenwirkungen der Emetogene Potenz des eingesetzten Zytostatikums Auftreten von Übelkeit und Erbrechen, Hinweis auf verzögertes Erbrechen (falls dieses auftreten könnte) Möglichkeit der Entstehung des ANE-Syndroms (Anorexie-Nausea- Emesis-Syndrom) im Therapieverlauf Hinweis auf Einnahmezeitpunkt und Bedeutung der Antiemetika 11

Behandlung von Übelkeit und Erbrechen - nicht medikamentös - erlernen von Entspannungsübungen autogenes Training, um durch Entspannung Prophylaxe vor Angstzuständen zu erreichen Akupressur ( Nei-Kuan-Punkt ) gegen Übelkeit ( erprobt bei Reiseübelkeit, positive Erfahrungsberichte von patienten) bewusstes Ein und Ausatmen bei bestehender Übelkeit Tragen von weiter, bequemer Kleidung 12

Behandlung von Übelkeit und Erbrechen - nicht medikamentös - Für Ablenkung sorgen ( Musik, Lesen, Spaziergänge etc.) Ausreichende Flüssigkeitsaufnahme Vor der nur eine leichte Mahlzeit zu sich nehmen, über den Tag verteilt mehrere kleine Mahlzeiten essen Geschmacksablenkung bei Zytostatika, die einen schlechten oder metallischen Geschmack verursachen durch Lutschen von Bonbons oder Kauen von Kaugummi ( zeitgleich mit der Gabe des Zytostatikums) 13

Behandlung von Übelkeit und Erbrechen - nicht medikamentös - Zähneputzen nach dem Essen vertreibt den Essensgeschmack Kurzes Ausruhen nach dem Essen Hinlegen mit erhöhtem Oberkörper 14

Behandlung von Übelkeit und Erbrechen - nicht medikamentös - Möglichkeiten für Angehörige Umgebung des Betroffenen angenehm, nach seinen Wünschen gestalten Ruhebedürfnis beachten Angenehme Lagerung, frische Luft ins Zimmer lassen Evtl. Aromatherapie, z.b. Duftlampe, falls gewünscht Saure Bonbons zum Lutschen anbieten 15

Behandlung von Übelkeit und Erbrechen - nicht medikamentös - Möglichkeiten für Angehörige Wasser oder Tee zum Ausspülen des Mundes anbieten Schale und Tücher bei Erbrechen bereithalten; in Reichweite aber nicht in Sichtweite stellen 16

Behandlung von Übelkeit und Erbrechen - nicht medikamentös - Ernährung Kleine Mahlzeiten werden oft besser vertragen als Große Vor und direkt nach der Therapie nur eine leichte Mahlzeit essen Lieblingsessen während der gesamten Therapiedauer meiden Kalte Speisen werden besser toleriert als Warme, da kein Essensgeruch Trockene Nahrungsmittel besser verträglich 17

Behandlung von Übelkeit und Erbrechen - nicht medikamentös - Ernährung Kalte Getränke mit wenig Kohlensäure und das Lutschen von Eiswürfeln oder gefrorenen Fruchtstücken kann helfen Zu schnelles Essen und Trinken, blähende Speisen, stark riechende oder stark gewürzte Speisen vermeiden Nach Appetit essen, sich nicht zur Nahrungsaufnahme zwingen/ zwingen lassen 18

Behandlung von Übelkeit und Erbrechen - nicht medikamentös - Ernährung Frisch aufgebrühte Ingwerscheiben als Tee anbieten Alternativ Ingwerkapseln/ -tabletten aus der Apotheke (enthält Gingerole) Tees ( Pfefferminze/ Kamille und Minze zu gleichen Teilen) werden oft gut vertragen und vertreiben schlechten Geschmack im Mund 19

Antiemese überprüfen und optimieren Tagebuch für den Patienten Fragebogen ausfüllen lassen NRS Übelkeit mitgeben ( zur besseren Einschätzung) 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 (keine Übelkeit) (stärkste vorstellbare Übelkeit) Beim nächsten Besuch anhand des Hilfsmittels das vergangene Intervall evaluieren und ggf. die Antiemese durch Rücksprache mit dem zuständigen Arzt optimieren. 20

Besonderheiten in der Behandlung ambulanter Patienten Häusliche Situation mit Patient und Angehörigen besprechen Ggf. Hilfe organisieren ( Haushaltshilfe, Angehörige, Freunde) Schriftliche Anweisungen zur Einnahme der Antiemetika Rezept für Bedarfsmedikation mitgeben Notfalltelefonnummer mitgeben und Patient anweisen sich bei Unklarheiten oder unstillbarem Erbrechen/Übelkeit zu melden Begleitung durch Psychoonkologen, Seelsorger oder andere Personen ( PP, Ärzte) anbieten 21

Fazit Gute Aufklärung der Patienten enorm wichtig, denn Information verleiht Sicherheit Antiemese besonders bei hochemetogenen Wirkstoffen hat einen sehr hohen Stellenwert, damit Patient die geplanten Therapiezyklen durchsteht Messinstrument für unerwünschte Wirkungen, v.a. Übelkeit und Erbrechen dem Patienten an die Hand geben, um eine gute Evaluation zu ermöglichen Eine ambulante will gut vorbereitet sein 22

Literaturverzeichnis Internet: www.krebsinformationsdienst.de/behandlung/chemotherapiedurchführung.php (17.04.2014) Christa Pleyer (Hrsg.), Onkologie, Urban & Fischer,2012 (1.Aufl), München,S.135-140 Bäumer,R., Maiwald,A., Thiemes onkologische Pflege, Georg Thieme Verlag,2008, Stuttgart, S. 162-169 Aus: L. Wiecher, therapieinduzierte Übelkeit und Erbrechen, in CNE fortbildung 01/11, Thieme Internet: http://www.mascc.org/assets/guidelines- Tools/mascc_antiemetic_guidelines_2016_german_v1.2.pdf (10.05.2018) 23

Literaturverzeichnis M.Schmitz, Unterrichtsscript Aromapflege, 04.04.2014 Margulies, Kroner, Gaisser et al, onkologische Krankenpflege, 5. Auflage 2011, Springer, Berlin Internet: http://www.diss.fuberlin.de/diss/servlets/mcrfilenodeservlet/fudiss_derivate_00000000389 0/kapitel6.pdf;jsessionid=EB2A14D09FF4B839A403E92A967970F3?hosts=w ww.diss.fu-berlin.de/diss/servlets/...fudiss.../kapitel6.pdf (15.05.2014) 24

Kontakt Tanja Köning-Hermes Fachpflegerin für onkologische Pflege Station 15 b west, onkologische Tagesklinik Universitätsklinikum Münster (UKM), Tel: 0251/ 83-46010 tanja.koening-hermes@ukmuenster.de 25

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!