Benachteiligte Jugendliche - Ein Überblick

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Transkript:

Benachteiligte Jugendliche - Ein Überblick Robert Klinglmair Institut für Höhere Studien Kärnten 1. Österreichische Konferenz für Berufsbildungsforschung, Steyr

Juli 2008-2 - Ablauf der Präsentation Die Situation in Österreich Konsequenzen für die Betroenen Konsequenzen für die Gesellschaft Maÿnahmen zur Integration von benachteiligten Jugendlichen Schlussfolgerungen

Juli 2008-3 - Die Bedeutung von Bildung Bildung ist in einer Wissensgesellschaft von zentraler Bedeutung... Produktionsorientierte und niedrigqualizierte Tätigkeiten verlieren an Relevanz, womit es für schlechter ausgebildete Arbeitskräfte immer schwieriger wird, einen Job zu bekommen oder ihn zu behalten. Richtet man den Blick stärker auf die individuelle Ebene, so zeigt sich der wesentliche Einuss von Bildung auf die Erwerbs- und Einkommenschancen einer Person. Bildung hängt damit nicht nur mit der Teilnahme am Arbeitsmarkt zusammen, sondern auch mit dem persönlichen Wohlstand. Statistik Austria 2008. Bildung in Zahlen 2006/07

Juli 2008-4 - Die besondere Situation von Jugendlichen Gerade Jugendliche sind von der Entwicklung besonders betroen und zählen trotz einer Hochkonjunkturphase nicht zu den Gewinner/innen am Arbeitsmarkt. Kumulieren mehrere Arbeitsmarktrisiken, wird eine erfolgreiche Eingliederung von benachteiligten Jugendlichen weiter erschwert. Benachteiligung steht also für die ungleiche Verteilung von Chancen und für das Risiko sozialen Ausschlusses in den individuellen Übergangsverläufen von Bildung und Beschäftigung und resultiert aus dem komplexen Zusammenspiel struktureller und individueller Faktoren.

Die Situation in Österreich

Juli 2008-6 - Verbesserte Ausbildungsintegration? Die Zahl der Jugendlichen, die sich unmittelbar nach Ende der allgemeinen Schulpicht nicht mehr in Ausbildung benden, beträgt 2,2 % (VZ 1991: 5,1 %). Verbesserte Ausbildungsintegration? Jährlich verlassen rund 8.000 Jugendliche das Bildungssystem in Österreich ohne entsprechende Qualikationen!

Juli 2008-7 - Entwicklung der Drop-out-Quote 1 Tabelle 1: Drop-out-Quote 2000 bis 2007 (in Prozent) Region 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 Österreich 10,2 10,2 9,5 9,3 8,7 9,0 9,6 10,9 EU-15 19,5 19,0 18,7 18,3 17,5 17,1 16,9 16,4 EU-27 17,6 17,3 17,1 16,6 15,9 15,5 15,2 14,8 Quelle: Eurostat-Datenbank, Strukturindikatoren 1 Anteil der 18 bis 24-Jährigen, die über keinen Abschluss höher als ISCED-Level 2 bzw. 3c verfügen und sich nicht in Ausbildung benden (frühe Bildungsabbrecher/innen).

Juli 2008-8 - Abbildung 1: Entwicklung der Drop-out-Quote 2000 bis 2007 Quelle: Eurostat-Datenbank, Strukurindikatoren

Juli 2008-9 - Detaillierte Betrachtung der Drop-out-Quote Die Drop-out-Quote ist in jenen Ländern vergleichsweise gering, die über ein gut ausgebautes Berufsbildungssystem verfügen (duales System der Lehre in Österreich). Die Drop-out-Quote verdreifacht sich zwischen Ende der allgemeinen Schulpicht und dem 21. Lebensjahr. Geschlechtsspezische Unterschiede sind dabei (zumindest in Österreich) nur marginal Viele Jugendliche beginnen demnach eine weiterführende Ausbildung, beenden diese jedoch vor dem Abschluss!

Juli 2008-10 - Drop-out-Risiko und sozio-demographische Merkmale Urbanität (in ländlichen Gebieten niedriger) Arbeitsmarktstatus der Eltern (bei Beschäftigung niedriger) Bildungsstand der Eltern (je höher gebildet, desto niedriger) Herkunft (bei Migrationshintergrund stark erhöht) 2 2 Auch Dornmayr/Henkel/Schlögl/Schneeberger/Wieser 2006 zeigen, dass geringe formale Qualikation in einem starken (aber keineswegs ausschlieÿlichen) Zusammenhang zu Migration steht; weibliche Jugendliche mit Migrationshintergrund sind dabei besonders benachteiligt.

Juli 2008-11 - Bildungsarmut in Österreich 3 Neben überdurchschnittlich vielen Bildungsabbrüchen sind in Österreich auch die schulischen Leistungen von Migrantenkindern vergleichsweise schlecht. Gemäÿ der PISA-Kriterien gelten Migrant/innen in hohem Ausmaÿ als bildungsarm. Im Vergleich mit anderen OECD-Ländern liegt Österreich im traurigen Spitzenfeld. In klassischen Einwanderungsländern (Australien, Kanada,... ) sind die Unterschiede weniger deutlich ausgeprägt. 3 Anteil der Schüler/innen im Alter von 15 Jahren, die lediglich die niedrigste Kompetenzstufe (höchstens Level 1) beim PISA-Test erreichen.

Juli 2008-12 - Abbildung 2: Naturwissenschaftliche Kompetenzen laut PISA 2006 Quelle: OECD 2007. Pisa 2006, Volume 2: Data

Juli 2008-13 - Abbildung 3: Lesekompetenzen laut PISA 2003 Quelle: OECD 2006. Where Immigrant Students Succeed

Juli 2008-14 - Abbildung 4: Mathematische Fähigkeiten laut PISA 2003 Quelle: OECD 2006. Where Immigrant Students Succeed

Konsequenzen für die Betroenen

Juli 2008-16 - Arbeitsmarktentwicklung Trotz der deutlichen Belebung des Arbeitsmarktes bleiben strukturelle Probleme der Arbeitsmarktentwicklung bestehen. 4 Nicht alle Gruppen von Arbeitslosen können gleichermaÿen von der Beschäftigungsexpansion protieren (z.b. Langzeitarbeitslose, ältere Arbeitslose). Jugendliche und Personen mit geringem Bildungs- bzw. Qualikationsniveau sind besonders davon betroen: sie sind im Durchschnitt häuger bzw. länger arbeitslos. 4 Die österreichische Wirtschaft wuchs im Jahr 2007 real um 3,4 %. Damit el das Wachstum zum zweiten Mal in Folge sehr kräftig aus (IHS 2008. Economic Forecast 51). Speziell im Jahr 2007 verlief die Entwicklung des österreichischen Arbeitsmarktes sehr positiv. So wurde eine deutliche Zunahme der unselbständig Beschäftigten verzeichnet; auch sank die Zahl der Arbeitslosen deutlich und die Arbeitslosenquote lag 2007 um 0,6 Prozentpunkte unter dem Vergleichswert des Vorjahres (Arbeitsmarktservice 2008. Arbeitsmarktlage im Jahr 2007).

Juli 2008-17 - Tabelle 2: Arbeitslosenquoten nach Bildung und Alter, Österreich 2006 und 2007 Arbeitskräftepotential (15-64 Jahre) Jugendliche (15-24 Jahre) Jahr ISCED 0-2 ISCED 3-4 ISCED 5-6 Gesamt ISCED 0-2 ISCED 3-4 Gesamt 2006 9,4 4,1 2,6 4,8 13,4 6,5 9,1 2007 8,8 3,7 2,5 4,5 12,4 6,2 8,7 Quelle: Eurostat-Datenbank, LFS-Reihe (Labour-Force-Konzept)

Juli 2008-18 - Tabelle 3: Erwerbsquoten nach Bildung und Alter, 2007 Arbeitskräftepotential (15-64 Jahre) Region ISCED 0-2 ISCED 3-4 ISCED 5-6 Gesamt Österreich 56,9 78,8 88,7 74,7 EU-27 54,5 75,5 87,3 70,5 Jugendliche (15-24 Jahre) Region ISCED 0-2 ISCED 3-4 ISCED 5-6 Gesamt Österreich 46,7 74,6 81,3 60,8 EU-27 31,6 56,3 69,7 44,0 Quelle: Eurostat-Datenbank, LFS-Reihe

Juli 2008-19 - Auswirkungen von Benachteiligung Die Arbeitslosigkeit sinkt mit zunehmendem Bildungsniveau. Dies impliziert ein höheres Arbeitslosigkeitsrisiko für schlecht(er) ausgebildete Personen. Vor allem Migrant/innen sind durch eine besonders schlechte Stellung am Arbeitsmarkt gekennzeichnet. Benachteiligte Jugendliche sind darüber hinaus von einer längeren Übergangsdauer von der Ausbildung in die Beschäftigung betroen. Auch erlangen Sie vielfach zunächst nur Hilfstätigkeiten und atypische Beschäftigungsverhältnisse (z.b. Werkvertrag,... ). Die Weichen für eine erfolgreiche Berufskarriere werden demnach bereits in der Jugend gestellt.

Juli 2008-20 - Bildungsarmut und Armut Bildungsarmut steht empirisch auch in einem sehr engen Zusammenhang mit Armut bzw. einem Armutsrisiko. 5 Knapp 13 % der österreichischen Bevölkerung sind armutsgefährdet und damit auch von einem möglichen sozialen Ausschluss bedroht. Maÿgebliche Faktoren: niedriges Bildungsniveau, niedrige Erwerbsintensität, ungünstige Stellung im Beruf, Migrationshintergrund,... Abhängigkeit von staatlichen Transfers und hohe Folgekosten für die öentlichen Budgets. Neben nanziellen Konsequenzen führt dieser Umstand auch zu psychosozialen Belastungen der Betroenen und deren Familie. 5 Trotz Erwerbstätigkeit, die einen Schutz vor Armut bieten sollte, sind viele Erwerbstätige dennoch arm (working poor).

Konsequenzen für die Gesellschaft

Juli 2008-22 - Auswirkungen auf die Gesellschaft Eine hohe Erwerbsbeteiligung sowie niedrige Arbeitslosigkeit sind wichtige Voraussetzungen, damit eine Volkswirtschaft ihr Potential vollständig ausschöpfen kann. Im Hinblick auf die demographische Entwicklung Österreichs gewinnt diese Tatsache zunehmend an Bedeutung. Bei moderatem Wachstum der Bevölkerung ndet gleichzeitig eine Überalterung der Bevölkerung statt. Für die sozialen Sicherungssysteme wird diese Entwicklung zu (weiteren) Problemen führen.

Juli 2008-23 - Abbildung 5: Bevölkerung nach breiten Altersgruppen, Österreich 2007 und 2030 Quelle: Statistik Austria 2007. Demographisches Jahrbuch 2006

Juli 2008-24 - Humankapital als wichtiger Produktionsfaktor Die Wettbewerbsfähigkeit Österreichs wird vor allem durch das Fachkräftepotential und einen ständigen Strom an Innovationen bestimmt. Bildung und Wissen werden immer entscheidender für die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit. Ein sinkendes Arbeitskräftepotential und der Umstand, dass der älteren Bevölkerungsschicht die Innovationskraft fehlen dürfte, führt zu einem Bedarf an (vor allem) jungen mittel- und hochqualizierten Arbeitskräften.

Juli 2008-25 - Mögliche Lösungsansätze Die rückläuge Erwerbsbevölkerung muss durch eine Erhöhung der Erwerbsbeteiligung und/oder eine Verbesserung der Qualikationen des bestehenden Arbeitskräftepotentials kompensiert werden. Gelingt dies nicht, können Nachteile für den Wirtschaftsstandort Österreich die Folge sein. Um die diesen Nachteilen zu begegnen, kann eine Erhöhung der Erwerbsbeteiligung von Frauen die Forcierung von Lebenslangem Lernen und beruicher Weiterbildung sowie die erfolgreiche Eingliederung von benachteiligten Jugendlichen (allen voran Migrant/innen) in den Arbeitsmarkt entscheidend sein.

Juli 2008-26 - Maÿnahmen zur Integration benachteiligter Jugendlicher Der speziellen Risikogruppe benachteiligte Jugendliche sollte auf der politischen Agenda besondere Beachtung beigemessen werden. Mögliche Maÿnahmen lassen sich in strukturbezogene und individualisierende Ansätze unterscheiden. Weiters kann zwischen präventiven und kompensatorischen Maÿnahmen unterschieden werden. Maÿnahmen können (i) beim Bildungssystem selbst und (ii) mittels aktiver Arbeitsmarktpolitik erfolgen.

Juli 2008-27 - Maÿnahmen gegen frühes Verlassen des Bildungssystems I Schulreformen Aufbau/Ausbau alternativer Lern- und Ausbildungsmodelle Individuelle Fördermaÿnahmen (Demographie bietet hierzu Möglichkeit) Verstärkte Förderung von Kompetenzen Belohnung der Stärken anstatt Sanktionieren der Schwächen Second-Chance-Schulen (z.b. SchuB)

Juli 2008-28 - Maÿnahmen gegen frühes Verlassen des Bildungssystems II Finanzielle Anreize (Bildungsgeld und/oder Ausbildungsprämien) Ausbau/Verbesserung der Bildungsberatung Anererkennung informell erworbener Kompetenzen und Teilqualikationen Vernetzung der Akteure Maÿnahmenkataloge (z.b. good practice des BIBB)

Juli 2008-29 - Maÿnahmen gegen Jugendarbeitslosigkeit Verstärke Berufsberatung und Berufsvorbereitung Beruiche Weiterbildungs- und Qualizierungsmaÿnahmen Ganzheitliche Systeme der aktiven Arbeitsmarktpolitik Lohnkostenzuschüsse Schaung neuer Beschäftigungsmöglichkeiten

Juli 2008-30 - Kriterien für eine erfolgreiche Integration (1) Ausreichend Fördermittel/Ressourcen (2) Koordinierung und Vernetzung der Akteure (3) Breiter und exibler Zugang zu den Maÿnahmen (4) Evaluierung/Reexivität (5) Empowerment

Danke für Ihre Aufmerksamkeit