Sackgasse Einheitskasse SVS Zentralschweiz Podiumsveranstaltung zur Einheitskasse 8. September 2014, Hotel Cascada, Luzern Prof. Dr. Konstantin Beck Leiter CSS-Institut für empirische Gesundheitsökonomie www.css-institut.ch 04.09.2014 Prof. Dr. Konstantin Beck Seite 1
Totalumbau eines funktionierenden Systems? Mega Fusion von 60 Versicherern in 26 Kassen Kreation von dutzenden von Zusatzversicherern mit entsprechend vielen Schnittstellen Das Projekt kostet 1,75 Milliarden (Fachhochschule Winterthur) Mehrere Jahre Übergangszeit 04.09.2014 Prof. Dr. Konstantin Beck Seite 2
Das System funktioniert Alle Einwohner haben Zugang zu guter Gesundheitsversorgung (auch die tiefen Einkommen) Das System wickelt pro Jahr 85 Mio. Rechnungen ab (Wachstum von 150% seit 1996 ist kein Thema) Das System entwickelte zusammen mit den Ärzten die kostensparenden Managed Care Modelle Das System ist schuldenfrei! Das System bietet Wahlfreiheit bei Ärzten und Kassen! 04.09.2014 Prof. Dr. Konstantin Beck Seite 3
Reduktion Verwaltungskosten? Einsparung gemäss Sax: -1,4% oder Fr. 41.- pro Kopf 5% 04.09.2014 Prof. Dr. Konstantin Beck Seite 4
Reduktion Verwaltungskosten? Einsparung gemäss Sax: -1,4% oder Fr. 41.- pro Kopf 5% 04.09.2014 Prof. Dr. Konstantin Beck Seite 5
Reduktion Verwaltungskosten? Einsparung gemäss Sax: -1,4% oder Fr. 41.- pro Kopf Trennung Grund- und Zusatzversicherung: Wenn zwei sich scheiden, steigen die Kosten bei beiden (7 Mio. neue Policen, 130 Mio. zusätzliche Leistungs- und Prämienrechnungen) Provisionen für Versicherungsmakler belasten die Zusatzversicherung 5% 04.09.2014 Prof. Dr. Konstantin Beck Seite 6
Sind Monopole effizienter? BSV, Schweizerische Sozialversicherungsstatistik 2011 04.09.2014 Prof. Dr. Konstantin Beck Seite 7
Sind Monopole effizienter? BSV, Schweizerische Sozialversicherungsstatistik 2011 04.09.2014 Prof. Dr. Konstantin Beck Seite 8
Sind Monopole effizienter? BSV, Schweizerische Sozialversicherungsstatistik 2011 04.09.2014 Prof. Dr. Konstantin Beck Seite 9
Sind Monopole effizienter? BSV, Schweizerische Sozialversicherungsstatistik 2011 04.09.2014 Prof. Dr. Konstantin Beck Seite 10
Sind Monopole effizienter? 14.5% 6.75% Kalkulation CEO Fricker der SUVA (NZZ, 16.7.2014) BSV, Schweizerische Sozialversicherungsstatistik 2011 04.09.2014 Prof. Dr. Konstantin Beck Seite 11
Aufhebung der Gewaltenteilung Art. 117 / 3 (neu): Deren Organe werden namentlich aus Vertretern des Bundes, der Kantone, der Versicherten und der Leistungserbringer (!) gebildet. Leistungserbringer sind Ärzte, Spitäler, Physiotherapeuten, etc., d.h. alle Organisationen, die Geld von der Einheitskasse beziehen Auch der Kanton ist Leistungserbringer wegen der Kantons-Spitäler Einheitskasse hat zwar mehr Verhandlungsmacht aber auch einen Zielkonflikt; Gewaltentrennung fehlt 12 Prof. Dr. Konstantin Beck
Und was ist mit den Prämien? Art. 117 / 4 (neu): Die Agenturen legen die Prämien fest, ziehen sie ein und vergüten die Leistungen (Text gekürzt). Ist die Handlungsautonomie wirklich gross genug, um kostendeckende Prämie durch zu setzen? Auch im Wahljahr? Schulden der IV: 14 Mia Franken. Art. 117 ( ): Die Prämie «wird aufgrund der Kosten der sozialen Krankenversicherung berechnet.» Kasse mit Defizitgarantie? 13 Prof. Dr. Konstantin Beck
Ein schludriger Initiativ-Text «Für jeden Kanton wird eine einheitliche Prämie festgelegt; (Les primes sont fixées par canton) 14 Prof. Dr. Konstantin Beck
Ein schludriger Initiativ-Text «Für jeden Kanton wird eine einheitliche Prämie festgelegt; (Les primes sont fixées par canton) Prämien neu: plus Fr. 3,2 Mia. Prämien heute: Fr. 1,3 Mia. Kinder ( 0 18 ) Kinder bezahlen dreieinhalbmal mehr Prämien Prämienreduktionen für Kinder und Jugendliche nicht möglich! 15 Prof. Dr. Konstantin Beck
Auswirkung auf Prämien der CSS-Familien Anteil Luzern Mittlere monatliche Prämiendifferenz Als Summe pro Jahr Anteil Stadt Luzern Mittlere monatliche Prämiendifferenz Als Summe pro Jahr Alle 100% 388.00 72 Mio. 100% 308.80 19 Mio. Verlierer 93.5% 420.90 73 Mio. 89.7% 356.90 20 Mio. Gewinner 6.5% - 87.51-1 Mio. 10.3% - 109.60-1 Mio. 04.09.2014 Prof. Dr. Konstantin Beck Seite 16
Ein sozialer Quantensprung Heute gewinnt der rücksichtslose Versicherer, weil das Rahmengesetz logische Fehler hat. Seit 1996 kämpften CSS, Visana, Helsana & Swica für bessere Rahmenbedingungen und gegen Selektion. Am 21. März 2014 akzeptiert das Parlament die Vorschläge der Krankenversicherer! Mit der Verbesserung des Risikoausgleichs macht diese Branche einen Quantensprung hin zu einer fairen und sozialen Krankenversicherung. 04.09.2014 Prof. Dr. Konstantin Beck Seite 17
Fazit Die Krankenversicherung von heute funktioniert gut. Sie garantiert den sicheren Zugang zu lebensnotwendiger Gesundheitsversorgung. Bestehende Mängel können reformiert werden. Die Einheitskasse ist ein hoch riskantes Experiment mit unsicherem Ausgang. Sie löst kein bestehendes Problem, schafft aber zahlreiche neue. 04.09.2014 Prof. Dr. Konstantin Beck Seite 18
Weiterführende Literatur Konstantin Beck (Hrsg.) Risiko Krankenversicherung Risikomanagement in einem regulierten Krankenversicherungsmarkt, Bern (Haupt) 3. Auflage, 2013. Konstantin Beck: Sackgasse Einheitskasse Warum die Monopolisierung der Krankenversicherung in die Irre führt, Zürich (Orell Füssli), 4. Auflage 2013 Sackgasse Einheitskasse Siehe «Beck kommentiert» auf YouTube 04.09.2014 Prof. Dr. Konstantin Beck Seite 19