Maßnahmen der Differenzierung im Kunstunterricht für Schülerinnen und Schüler mit Förderbedarf geistige Entwicklung

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Transkript:

Maßnahmen der Differenzierung im Kunstunterricht für Schülerinnen und Schüler mit Förderbedarf geistige Entwicklung Jahrgangsstufen Grundschule 1/2 Die Nacht von Joan Miró Stand: 18.07. 2018 Fach/Fächer Zeitrahmen Benötigte Materialen: Kunst 1-2 Unterrichtseinheiten Bild Joan Miró Die Nacht Puzzle zum Abdecken des Kunstwerks, Taschenlampe, Pfeil Skizzenpapier, Papier in Din A5 und A4 Filzstifte und Wachsmalkreiden Stempel und Stempelkissen, Schablonen Schere und Kleber Unterlage und Klebeband Puzzle von Mirós Bildern Die Schülerinnen und Schüler lernen in einer Sequenz Werke des Künstlers Joan Miró kennen und gestalten diese mit verschiedenen Techniken entsprechend ihrer individuellen Voraussetzungen nach. Im Rahmen dieser Sequenz beschäftigen sie sich mit dem Bild Die Nacht von Joan Miró. Die Schülerinnen und Schüler lassen sich durch die Farben und Figuren des Bildes zu eigenen Gestaltungsideen nach dem Vorbild des Künstlers inspirieren und setzen diese auf ihrem Niveau um. Grundlage für das Unterrichtsvorhaben ist die Förderung von Kreativität durch Freiräume für experimentelles Handeln, Zugang zu Materialerfahrungen oder Anregung zu Aktivität (vgl. Schuppener 2006, S. 52). Beratung durch den Mobilen Sonderpädagogischen Dienst Der Mobile Sonderpädagogische Dienst (MSD) des Förderzentrums mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung berät auch in Fragen individueller Hilfestellungen und Hilfsmittel im Kunstunterricht. Kompetenzerwartungen LehrplanPLUS Grundschule: Kunst 1/2 Die Schülerinnen und Schüler Lernbereich 1: Bildende Kunst äußern eigene Gedanken und verbalisieren Empfindungen, die bei der Wahrnehmung von Kunstwerken entstehen, um einen ersten, wertschätzenden Zugang zu diesen aufzubauen. nehmen an ausgewählten Kunstwerken der Moderne Themen, Motive, Details und Wirkungen wahr und beschreiben diese mit einfachen Begriffen. Seite 1 von 8

erkennen in Kunstwerken Gestaltungsprinzipien, um daraus Anregungen für eigenes, auch experimentelles Gestalten zu gewinnen. Kompetenzerwartungen für Schülerinnen und Schüler mit - Lehrplan für den Förderschwerpunkt geistige Entwicklung (2003) Lernbereich Kunst 2. Flächiges Gestalten - 2.3 Malen 4. Umgang mit Kunstwerken - 4.1 Das eigene Kunstwerk; 4.2 Kunstbetrachtung Differenzierung: 2. Flächiges Gestalten 2.5 Drucken und Stempeln; 2.6 Collagieren Die Schülerinnen und Schüler entwerfen mit Hilfe von Stempeln und Schablonen Figuren in Anlehnung an die Farb- und Formwahl von Joan Mirós Werk die Nacht. Aufgabe Bei der Nachgestaltung des Kunstwerkes Die Nacht von Miro liegt der Schwerpunkt auf dem freien Experimentieren mit den Materialien. Bei der Werkbetrachtung werden zunächst einzelne Bildausschnitte durch schrittweises Aufdecken fokussiert und im gemeinsamen Gespräch erläutert. In einer Gestaltungsphase entwerfen die Schülerinnen und Schüler mit verschiedenen Materialien Skizzen in Anlehnung an die Figuren und Farben des Bildes. Das Aufkleben des Mondes entsprechend des Werkes von Miró ist die Aufgabe für alle Schülerinnen und Schüler und das Gütekriterium. Anschließend präsentieren die Schülerinnen und Schüler ihre Werke und äußern bzw. diskutieren ihre Gestaltungsideen. Diese Künstlerkonferenz bietet die Möglichkeit, neue Anregungen zu erhalten und eigene Skizzen weiterzuentwickeln. Die Schülerinnen und Schüler lassen das Bild Die Nacht auf sich wirken und erläutern Farben und Figuren, entwerfen eine Gestaltungsskizze, setzen ihre Gestaltungsidee um, würdigen ihr Gestaltungsprodukt und reflektieren ihren Gestaltungsprozess. Hinweise zum inklusiven Unterricht Die Lernvoraussetzungen von Schülerinnen und Schülern mit sonderpädagogischem Förderbedarf im Bereich geistige Entwicklung sind im Hinblick auf die Bildbetrachtung und auch die Umsetzung eigener Gestaltungsideen sehr unterschiedlich. Die Heterogenität betrifft dabei kognitive, verbale, grob- und feinmotorische Kompetenzen sowie visuelle Wahrnehmungsleistungen. Dies erfordert qualitative und auch quantitative Differenzierungsmaßnahmen im Kunstunterricht. Seite 2 von 8

Unterrichtsverlauf Anregung zur Differenzierung bzw. zur individuellen Unterstützung Initiationsphase Aktivierung des Vorwissens bzgl. des Künstlers Joan Miró und bereits erarbeiteter Werke Visualisierung mit Hilfe eines Plakates Mirós Bildersprache Verbalisierung Wir gestalten Bilder wie Miró mithilfe eines Satzstreifens Abb. 1: Miros Bildersprache Bildbegegnung Seite 3 von 8

Gelenkte Bildbetrachtung nach den Kriterien Farben Formen Figuren Die Schülerinnen und Schüler nehmen nacheinander Puzzleteile von Mirós Werk ab. Die gemeinsame Bildbetrachtung erfolgt schrittweise, d.h. vom Detail zum Ganzen. Die Schülerinnen und Schüler können sich auf einzelne Teile des Bildes konzentrieren und entsprechend ihrer individuellen Fähigkeiten auf Figuren, Formen und Farben mit einem Pfeil zeigen, diese benennen, beschreiben und deuten. Explorationsphase Erarbeitung, Vorbereitung der Gestaltung Aufschlüsselung des bildnerischen Problems: Was? Mond, Figuren Wie? Malen, Collagieren Erarbeitung des Gütekriteriums: Aufkleben des Mondes Visualisierung der Arbeitsschritte an der Tafel: Skizze erstellen, Mond ausschneiden, Mond aufkleben, Formen und Figuren vorzeichnen, ausmalen, unterschreiben Visualisierung der Arbeitsschritte am Tisch: Eine Visualisierung der Handlungsschritte am Tisch dient als Unterstützung, die vorgegebene Gestaltungsaufgabe auszuführen. Sie fördert selbstständiges Arbeiten, um die Schritte im richtigen Ablauf auszuführen. Objektivierungsphase Die Schülerinnen und Schüler entwerfen ihre Skizzen. Vorstrukturierte Arbeitsplätze: Eine Vorstrukturierung des Arbeitsplatzes erfolgt durch Markierungen mit Klebeband, um die Organisation am Arbeitsplatz zu erleichtern. So werden auch Unterlage und Papier am Tisch Seite 4 von 8

Künstlerkonferenz: Die Schülerinnen und Schüler präsentieren ihre Skizzen und diskutieren die verschiedenen Entwürfe. befestigt. Einsatz von Skizzenpapieren in unterschiedlichen Formaten (A5 und A4): Entsprechend der individuellen Voraussetzungen erhalten die Schülerinnen und Schüler Papier in passenden Formaten. Einsatz von Stempeln und Schablonen: Ein Angebot an Stempeln und Schablonen von den Lieblingsformen Mirós dient Schülerinnen und Schülern als Unterstützung in der Gestaltung ihrer Skizze. Die Auswahl an Stempeln und Schablonen in verschiedenen Ausführungen eröffnet Wahlmöglichkeiten und fördert die Entwicklung individueller Gestaltungsideen. Einsatz vorgefertigter Monde: Bereits aufgezeichnete oder ausgeschnittene Monde in verschiedenen Farben und Formen sind Unterstützung im motorischen Bereich. Integrationsphase Reflexion der Arbeitsphase Würdigung der Arbeiten: Die Schülerinnen und Schüler präsentieren ihre Werke auf einer Staffelei. Angebot zur Förderung der realistischen Selbsteinschätzung Feedback: Stärken und Probleme Sprachförderung durch Satzstarter Seite 5 von 8

Abb. 2: Tafelseite Seite 6 von 8

Beispiele für Produkte der Schülerinnen und Schüler mit Seite 7 von 8

Literatur Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus (Hrsg.): Lehrplan für den Förderschwerpunkt Geistige Entwicklung. München 2003 Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus (Hrsg.): LehrplanPlus. München, 2014 Benke, B.: Wer ist eigentlich dieser Miró? Kinder entdecken Kunst. Berlin, 2. Aufl. 2008 Eid, K., Langer, M., Ruprecht, H.: Grundlagen des Kunstunterrichts. Paderborn, 6. Aufl. 2002 Maras, R., Ametsbichler, J.: Unterrichtsgestaltung in der Grundschule ein Handbuch. Donauwörth, 2. Aufl. 2012 Mink, J.: Miró. Köln, 2003 Pröschel, S.: Picasso & Co. Praktische Anregungen für den Kunstunterricht in der Grundschule. Bd. 1. Donauwörth, 5. Aufl. 2005, 6-17 Schmitt, E.: Miró für Kinder. Eine Werkstatt. Mülheim an der Ruhr, 2004 Schuppener, S.: Kreativitätsförderung von Menschen mit geistiger Behinderung. In: Zeitschrift für Heilpädagogik 2/2006, 52-58 Vester, F.: Denken, Lernen, Vergessen. München, 2004 Seite 8 von 8