Rollin R. Gregg An Illustrated Repertory Einführung von N. Winter
Die Lektüre alter Kasuistiken macht immer wieder schmerzlich bewußt, daß die gegenwärtige Rezeption der Homöopathie den Stellenwert der genauen Lokalisation viel geringer schätzt als dies damals der Fall war. Die leicht auffindbare Darstellung der genauen Lokalisation der Schmerzen und deren Qualität ist das Verdienst von R. Gregg, der - offensichtlich - rußgeschwärzte Platten nutzte und anhand von Pfeilen und anderen Symbolen die erforderlichen Angaben den jeweiligen Körperregionen zuordnete. Dieses illustrierte Repertorium von R. Gregg kann heute in einer Ausgabe des B.Jain- Verlages bezogen werden, in der die enthaltenen Graphiken mitunter nur schwer zu deuten sind. Deshalb werden in den folgenden Seiten die Graphiken eines Original-Buches von 1879 mit genügender Auflösung und zudem invertiert dargestellt, so daß die jeweiligen Linien und deren Zuordnungen leichter überschaubar sind. Alles weitere - die Deutung der verwendeten Zeichen und der Kontext dieser Darstellung - kann der B. Jain-Broschüre entnommen werden. Zur Illustration zwei Fälle aus jener Zeit: Fall Mrs. Blank hat seit 3 oder 4 Wochen Husten und hat von den bisher ausgewählten Arzneien keine Besserung erfahren. Die folgenden Symptome ermöglichten die Wahl des Heilmittels, wobei der scharfe Schmerz das zuletzt aufgetretene Symptom war. Schweregefühl oder Gewicht auf der Brust. Trockener, harter, häufiger Husten mit asthmatischem Pfeifen oder feinem Rasseln in der Brust beim tiefen Atmen. Der Husten wurde durch den leichtesten Kontakt mit kalter Luft schlimmer, sogar ein kaltes Bett oder das Verlassen eines warmen Bettes oder das Herausstrecken der Arme genügte, um schweren Husten hervorzurufen. Schmerz in der linken Lungenspitze mit Wundheitsgefühl in einem kleinen Fleck mitten zwischen Nacken und Schulter, gerade hinter dem Schlüsselbein. Der schneidende und stechende Schmerz erstreckte sich nach unten und in das Brustbein hinein. er wurde schlimmer durch tiefes Atmen, Bewegung und Husten. Die Patientin sagte, sie könne die Lungen durch das Wundheitsgefühl spüren. Es gab einen feinen roten Ausschlag auf dem Rücken, quer über die Schultern und über die Taille. Die Patientin war reizbar und verzweifelt und fürchtete, sie habe Schwindsucht. Conium mac. 1M, eine Gabe, verschlimmerte zunächst alle Symptome, aber in zwölf Stunden waren sie alle besser und in ein paar Tagen waren sie gänzlich verschwunden. Ich möchte die Aufmerksamkeit auf die Symptome der linken Brust lenken. Dies ist meine zweite Verifikation davon. Im Symptomen-Codex haben wir: Ein pochender Stichschmerz oben in der linken Brust, mehr nach der Mitte zu. Hahnemann Wir finden diesen Schmerz illustriert in Gregg's Illustrated Repertory. Markham => Starke Stiche in der Seite, wie Messerstiche, mit lautem Jammer darüber; Hahnemann (Pneumonie). Hering Fall Wir erhielten neulich den folgenden, hochinteressanten und knapp geschilderten Bericht von Dr. L. Shafer: Im Illustrated Repertory sagen Sie, Conium habe auch: Heftige Stiche in der Seite, als ob ein Messer in die Seite eindringen würde, was lautes Jammern verursacht. Ob rechts oder links oder beidseitig, is hier nicht bestimmt, so daß wir den Pfeil auf jede Seite plazieren und das Gnaze der weiteren Bestätigung oder Korrektur überlassen. Das Folgende mag etwas Licht in die Angelegenheit bringen, was die rechte Seite betrifft: Im Februar 1870 wurde ich zu einem Hausbesuch bei Mrs..., 75 Jahre, gerufen. Ich sah, daß sie an einer schweren Pneumonie litt, die die rechte Lunge betraf. Die Atmung war etwas beschleunigt und schmerzhaft, der Husten beschwerlich, das Sputum rostfarben, die Zunge belegt und weiß, der Puls etwa 100. Unter Aconitum C200, gefolgt von Bryonia C30, wurden die Symptome beträchtlich abgemildert. Bei der nächsten Konsultation sah ich einen ausgeprägten Symptomenwechsel. sie beklagte heftige Stich in der Seite, als ob ein Messer in die Seite eindringen würde, was lautes Jammern hervorrief. Beim Nachfragen nach der genauen Lage des Schmerzes zeigte sie an sich die exakte Gegend, die vom Pfeil der rechten Seite auf Platte 1 (Gregg - Illustrated Repertory, S. 12) bedeckt ist. Ein paar Globuli von Conium C30 wurden in einem Dutzend Teelöffel Wasser aufgelöst und ein Teelöffel davon sollte alle drei Stunden verabreicht werden. der Schmerz verschwand bald - wie von Zauberhand - und die Patientin erholte sich schnell und äußerst zufriedenstellend. Zeigt nicht der obige Beweis, daß das Symptom der Stiche in der genannten Gegend von weitaus größerem Wert war als alle anderen Symptome des Falles zusammen? Wer hätte sonst an Conium als Heilmittel bei Pneumonie gedacht und es eher verabreicht als all die anderen Arzneien für rostfarbenes Sputum? Und doch sehen wir, daß unter dieser Arznei der Schmerz wie von Zauberhand verschwand und die Patientin sich schnell erholte, natürlich auch von allen anderen Symptomen neben dem Shafer (Gregg) Schmerz.