Predigt zum 18. Sonntag nach Trinitatis 2011 über Markus 10, in St. Cosmae. Der Friede Gottes sei mit euch allen. Amen.

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Transkript:

Predigt zum 18. Sonntag nach Trinitatis 2011 über Markus 10, 17-27 in St. Cosmae Der Friede Gottes sei mit euch allen. Amen. Liebe Gemeinde, ich will Ihnen erzählen von einem, der mehr als alles wollte. Nachzulesen ist diese Geschichte bei Markus im 10. Kapitel. Mehr als alles wollen, das war sein Wunsch, als er sich auf den Weg machte. War das ausverschämt? Nein. Er hatte alles ein Haus, eine Familie, ein gutes Einkommen, Freunde und dennoch fehlte etwas. So war er auf der Suche. Auf der Suche nach dem mehr. Nach dem, was ihn wirklich erfüllen würde, fröhlich machen, tief drinnen berühren. Sinn? Ja, vielleicht traf es das. Manchmal fühlte er sich trotz all seines Besitzes leer. Wohin war er unterwegs? Welches Ziel bestimmte sein Leben? Er meinte: Gott. Und so tat er, was das Gesetz verlangte. Gab sich Mühe. Kümmerte sich. Er versorgte seine alt gewordenen Eltern. Hielt die Ehe. Zahlte seine Steuern. Er war ein ganz ordentlicher Mensch. Und trotzdem. Irgendetwas fehlte. Da war

immer diese Unruhe. Dass da noch etwas sein müsste. Etwas das er noch nicht hatte. Das wollte er haben, mit ganzem Willen erringen, sich dafür einsetzen, krumm machen was immer erforderlich sein würde. Dann hörte er von Jesus. Ob er da finden würde, was er suchte? Guter Meister, was soll ich tun, damit ich das ewige Leben ererbe? Ganz schön viel Mut hatte ihn das gekostet, diesen Jesus anzusprechen. Der war ja nicht allein. Eine ganze Reihe von Menschen umgab ihn und hörte zu. Ein Privatgespräch war das nicht. Höflich wollte er sein mit seiner Anrede, auf die Knie war er gefallen und dann kritisierte Jesus ihn gleich: Was nennst du mich gut? Niemand ist gut als Gott allein. Aber dann fuhr er fort: Du kennst die Gebote: Du sollst nicht töten; du sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht stehlen; du sollst nicht falsch Zeugnis reden; du sollst niemanden berauben; ehre Vater und Mutter. Vom ersten Schreck erholt rief er freudig: Das mache ich alles! Von meiner Jugend an

halte ich die Gebote. Und Jesus sah ihn liebevoll an und sagte: Eines fehlt dir. Geh hin, verkaufe alles, was du hast, und gib s den Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben, und komm und folge mir nach! Hatte er richtig gehört? All das, was sein Leben ausmachte, wofür er sich abmühte, was er sich im Laufe der Jahre erworben hatte das sollte er aufgeben? Das konnte doch nicht mehr als alles sein? Mit einem Schlag sah er vor sich, was er aufgeben sollte. Ihm fiel ein, wie sehr er an seiner Familie hing, wie wichtig ihm die finanzielle Sicherheit war, wie sehr er das feste Dach über dem Kopf schätzte. All das loslassen? Nein, dazu war er nicht bereit. Und traurig ging er davon. Die Jünger, die bei dem Gespräch dabei waren, die waren entsetzt. Und dann legte Jesus noch einmal nach: Liebe Kinder, wie schwer ist s, ins Reich Gottes zu kommen! Es ist leichter, dass ein Kamel durch ein Nadelöhr gehe, als dass ein Reicher ins Reich Gottes komme. Und es heißt: Sie entsetzten

sich aber noch viel mehr und sprachen untereinander: Wer kann dann selig werden? Jesus aber sah sie an und sprach: Bei den Menschen ist s unmöglich, aber nicht bei Gott; denn alle Dinge sind möglich bei Gott. Alle Dinge sind möglich bei Gott. Das ist das Evangelium, die gute Nachricht in dieser Geschichte. Auch wenn ich es nicht schaffe, mit all dem, was ich mit mir herumtrage, zu Gott zu kommen, so kann Gott doch zu mir kommen. Sind Sie auch auf der Suche, liebe Gemeinde nach diesem mehr als alles? Dem selig werden, von dem die Jünger sprechen? Was ist das für Sie? Angenommen sein? Einen Sinn im Leben sehen? Sich gehalten wissen? Für andere da sein? Vielleicht haben Sie es schon gefunden. Um dann zu entdecken: zu dem mehr als alles kann ich immer nur unterwegs sein. Das lässt sich nicht dingfest machen. Das mehr als alles liegt immer hinter dem, was ich schon gefunden habe. Was hindert auf diesem Weg? Die eigene Tatkraft, auf die wir uns ver-

lassen? Die Ziele, die wir erreichen wollen? Vorstellungen davon, was mein Leben sinnvoll sein lässt? Ich glaube, es ist manchmal so, dass gerade wenn all das in Frage steht, in Bewegung gerät, wir wieder eine Ahnung bekommen von dem mehr als alles, weil dann die Sehnsucht so groß ist. Für dieses mehr als alles können wir nichts tun. Das ist der falsche Zugang. Das mehr als alles können wir nur empfangen. Und dazu gehört es manchmal auch, sich vorher zu lösen von bestimmten Vorstellungen, wie unser Leben sein soll. Vielleicht stellt uns eine Krankheit vor ganz neue Herausforderungen. Unser Leben kann nicht mehr so weitergehen wie bisher. Ich will das nicht verharmlosen. Es ist ein schweres Stück Arbeit, eine einschneidende Krankheit anzunehmen und dann zu schauen, wie das Leben jetzt anders weitergehen kann. Aber überall da, wo wir die Gesundheit über alles stellen, beten wir eine neue Gottheit an. Eine, die uns nicht ins Himmelreich führen wird.

Ich glaube tatsächlich nicht, dass es Jesus in dieser Geschichte darum geht, Reichtum in besonderem Maße zum Hinderungsgrund dafür zu erklären, ins Himmelreich kommen zu können. Ich glaube vielmehr, es geht ihm darum, davor zu warnen, sein Herz überhaupt zu sehr an etwas zu hängen. So wie Martin Luther dies später gesagt hat: Woran du nun dein Herz hängst, das ist eigentlich dein Gott. Und da hat der Vater Jesu Christi einiges an Konkurrenz bekommen! Ansehen, Erfolg, Macht, Einfluss, Besitz, Gesundheit, Aussehen um nur einiges zu nennen. Wenn wir unser ganzes Streben und Sinnen zu sehr darauf ausrichten, unser Herz daran hängen, dann bleibt kein Platz für die Begegnung mit Gott. Dann werden wir nie ins Himmelreich kommen. An anderer Stelle im 10. Kapitel sagt Jesus ebendies zu seinen Jüngern: Wenn ihr nicht Gott vertraut, wie die Kinder es tun, dann könnt ihr nie ins Himmelreich kommen. Wenn ich auf der Suche bin nach mehr als alles, dann brauche ich vor allem Vertrauen. Vertrauen, dass Gott mein Leben hält, auch wenn um mich

herum alles ins Wanken gerät, ich mich neu sortieren muss. Vertrauen, dass ich bei Gott einen Platz habe, den ich mir nicht verdienen muss, indem ich besonders tüchtig bin. Vertrauen, dass Gott einen Weg für mich weiß, auch wenn ich gerade völlig orientierungslos bin. Und selbst dieses Vertrauen kann ich nicht machen, ich kann es mir nur schenken lassen. Es ist gut, dass wir uns gegenseitig in der Gemeinde Seite an Seite wissen, als diejenigen, die füreinander da sind und manchmal auch füreinander mitglauben. Bis ein neuer Weg gefunden ist, ein neuer Tag anbricht, die Dunkelheit sich wieder lichtet. Und wir etwas spüren können von dem mehr als alles. Für uns, die wir es gewohnt sind, zu tun und zu machen, mit unserer Hände Kraft etwas zu schaffen oder mit unserem Geld zu kaufen, was fehlt, ist das eine ebenso große Herausforderung, wie für das Kamel durchs Nadelöhr zu gehen. Wie gut, dass bei Gott alle Dinge möglich sind. Amen.