Strahlentherapie Klinische Strahlenbiologie



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Transkript:

Seminar Radiologie im Sommersemester 2013 Strahlentherapie Klinische Strahlenbiologie Prof. Dr. med. Claudia E. Rübe M. Sc. Dipl. Ing. Yvonne Lorat Dipl. Biol. Nadine Schuler Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie Universität des Saarlandes

Die Hand des Anatomen Geheimrat von Kölliker aufgenommen am 23.01.1896 von W.C. Röntgen in Würzburg Entdeckung der Röntgenstrahlung

Erste therapeutische Anwendung der Röntgenstrahlung Leopold Freund 1868-1943

Holthusen-Diagramm 100 % Tumorkontrollrate Komplikationen Wahrscheinlichkeit 50 % Holthusen (1928) Therapeutische Breite Dosis Maximale Tumorkontrolle bei optimierter Schonung des Normalgewebes

Reduktion der Normalgewebstoxizität Bestrahlungstechnische Möglichkeiten - Konformationsbestrahlung - Intensitäts-Modulierte Radiotherapie (IMRT) - Stereotaktische Bestrahlung Strahlenbiologische Möglichkeiten - Strahlenbiologische Grundlagen - Ermittlung der individuellen Strahlenempfindlichkeit

Ziele: Konformationsbestrahlung Schonung des Normalgewebes Optimale Anpassung des Bestrahlungsvolumens an die Tumorausbreitung Dosiseskalation im Tumorgewebe Mehrfeldertechnik

Konformationsbestrahlung Abschirmung gesunden Gewebes durch individuelle Formung des Strahlenfeld Blöcke Metalllegierung (52% Wismut, 32% Blei, 16% Zinn), individuell für jeden Patienten angefertigt Multi-Leaf-Kollimator im Beschleuniger integriertes System elektr. gesteuerter Metall-Lamellen

3D-Bestrahlungsplanung/Konformationsbestrahlung Planungs-CT Planung Bestrahlung Simulation

Planungs-CT / 3D-Bestrahlungsplanung Planungs-CT Planung - Planungs-CT von der zu bestrahlenden Körperregion in Bestrahlungsposition Lagerungshilfen genaue und reproduzierbare Lagerung des Patienten - Definition des Zielvolumens und der Risikostrukturen im Planungs-CT - Auswahl und Festlegung der optimalen Bestrahlungstechnik, der Feldkonfiguration und der Feldparameter - Berechnung und Optimierung der räumlich-physikalischen Dosisverteilung - Berechnung von Dosis-Volumen-Histogrammen

3D-Bestrahlungsplanung 3D-Bestrahlungsplanung

3D-Bestrahlungsplanung 3D-Bestrahlungsplanung

3D-Bestrahlungsplanung 3D-Bestrahlungsplanung Zielvolumen und Dosisverteilung in den verschiedenen Rekonstruktionsebenen transversal sagittal koronar

3D-Bestrahlungsplanung 3D-Bestrahlungsplanung Digital Rekonstruiertes Röntgenbild (DRR): Perspektive des Strahlenfeldes (Beam s Eye View) optimale Abschirmung mittels Multi-Leaf-Kollimators Schonung von Normalgewebe

3D-Bestrahlungsplanung 3D-Bestrahlungsplanung Dosis-Volumen-Histogramm (DVH)

3D-Bestrahlungsplanung 3D-Bestrahlungsplanung Dosis-Volumen-Histogramm (DVH) Zielvolumen Rückenmark Rechte Lunge Gesamtlunge linke Lunge Kontrolle Dosishomogenität im Zielvolumen Dosisbelastung in Risikoorganen Optimierung der Bestrahlungsanordnun g

r Simulation Simulation Simulation der gewählten Bestrahlungsbedingungen Lokalisation und Dokumentation der Bestrahlungsfelder Markierung der Bestrahlungsfelder auf der Haut

r Bestrahlung Vor Beginn der ersten Bestrahlung: Verifikation der Bestrahlungsfelder Belichtung von Röntgenfilmen durch die Photonen des Linearbeschleunigers Bestrahlung Kontrolle/Korrektur der Bestrahlungsfelder Simulation Verifikation

Reduktion der Normalgewebstoxizität Bestrahlungstechnische Möglichkeiten - Konformationsbestrahlung - Intensitäts-Modulierte Radiotherapie (IMRT) - Stereotaktische Bestrahlung Strahlenbiologische Möglichkeiten - Strahlenbiologische Grundlagen - Ermittlung der individuellen Strahlenempfindlichkeit

Intensitäts-modulierte Radiotherapie (IMRT) Feldgrößen-Änderungen während der Bestrahlung durch die Verwendung von dynamischen Multi-Leaf-Kollimatoren transversal sagittal beam s eye view Modulation der Strahlenintensität in dem Bestrahlungsfeld durch Überlagerung der irregulären Teilfelder

Intensitäts-modulierte Radiotherapie (IMRT) Feldgrößen-Änderungen während der Bestrahlung durch die Verwendung von dynamischen Multi-Leaf-Kollimatoren transversal sagittal beam s eye view Modulation der Strahlenintensität in dem Bestrahlungsfeld durch Überlagerung der irregulären Teilfelder

Intensitäts-modulierte Radiotherapie (IMRT) Feldgrößen-Änderungen während der Bestrahlung durch die Verwendung von dynamischen Multi-Leaf-Kollimatoren transversal sagittal beam s eye view Modulation der Strahlenintensität in dem Bestrahlungsfeld durch Überlagerung der irregulären Teilfelder

Intensitäts-modulierte Radiotherapie (IMRT) Feldgrößen-Änderungen während der Bestrahlung durch die Verwendung von dynamischen Multi-Leaf-Kollimatoren transversal sagittal beam s eye view Modulation der Strahlenintensität in dem Bestrahlungsfeld durch Überlagerung der irregulären Teilfelder

Intensitäts-modulierte Radiotherapie (IMRT) Feldgrößen-Änderungen während der Bestrahlung durch die Verwendung von dynamischen Multi-Leaf-Kollimatoren IMRT- Bestrahlungsplan: Exaktere Anpassung des Bestrahlungsvolumens an irreguläre Zielvolumina bei optimierter Schonung des Normalgewebes

Reduktion der Normalgewebstoxizität Bestrahlungstechnische Möglichkeiten - Konformationsbestrahlung - Intensitäts-Modulierte Radiotherapie (IMRT) - Stereotaktische Bestrahlung Strahlenbiologische Möglichkeiten - Ermittlung der individuellen Strahlenempfindlichkeit - γh2ax als Biomarker für die Radiosensitivität

Stereotaktische Bestrahlung/Radiochirurgie Stark fokussierte, hochdosierte Bestrahlung (meist von Hirntumoren) nach dreidimensionaler Zielpunktberechnung Voraussetzungen für die Zielpunktberechnung: Stereotaktischer Rahmen invasiv Schädelkalotte nicht-invasiv individuelle Masken Planungs-CT Bestrahlungsplanung Indikationen: - Hirnmetastasen (max. 3 Herde) - primäre Hirnneoplasien (als Boost ) - Akustikusneurinome - Meningeome

Stereotaktische Bestrahlung: nicht-koplanare Teilrotationsbestrahlung

Reduktion der Normalgewebstoxizität Bestrahlungstechnische Möglichkeiten - Konformationsbestrahlung - Intensitäts-Modulierte Radiotherapie (IMRT) - Stereotaktische Bestrahlung Strahlenbiologische Möglichkeiten - Strahlenbiologische Grundlagen - Ermittlung der individuellen Strahlenempfindlichkeit

Zielstruktur der biologischen Strahlenwirkung Molekulare Ebene: Schäden an Molekülen (DNA, Proteine) Subzelluläre Ebene: Schäden an Zellmembranen, Zellkern, Chromosomen, Mitochondrien etc. Zelluläre Ebene: Zellzyklusänderungen, Zelltod, Zelltransformation (Krebs) Gewebe, Organe: Funktionsstörungen, Zentralnervensystem, Blutbildendes System, Darm Organismus: Tod, Lebenszeitverkürzung, Mutationen im Erbgut

Zielstruktur der biologischen Strahlenwirkung Polonium-Nadel (α-strahlung) nach Munro, 1972 Zellkern 10 µm Zytoplasma Zytoplasma Bestrahlung des Zytoplasmas Zelle überlebt Bestrahlung des Zellkerns Zelltod Der Zellkern ist die zu treffende Zielstruktur

Architektur des Zellkerns Aufbau der DNA Replikation Transkription Genexpression

Architektur des Zellkerns Verpackungsstufen des Chromatins

Physikalische Grundlagen α-strahlung: Teilchenstrahlung: Helium-Atomkerne; bestehend aus 2 Protonen und 2 Neutronen Geringe Reichweite komplette Abschirmung möglich β-strahlung: Teilchenstrahlung : β - : Elektron wird emittiert Neutron geht in ein Proton über β + : Positron wird emittiert Proton geht in ein Neutron über Begrenzte, d.h. nur geringe Reichweite komplette Abschirmung möglich γ-strahlung: Elektromagnetische Strahlung (Photonen) Durchdringend, hohe Reichweite Abschwächung möglich, gleichzeitige Streuung

Physikalische Grundlagen Wechselwirkungen von Photonen mit Materie Röntgenstrahlung Kontinuierliches Spektrum Röntgenbremsstrahlung (kontinuierliches Spektrum) Charakteristisches Spektrum Wärmeentwicklung Elektron wird im Feld des Atomkerns abgebremst Differenz der kinetischen Energie wird als Photonenstrahlung emittiert

Physikalische Grundlagen Wechselwirkungen von Photonen mit Materie Energie Photoeffekt Comptoneffekt Paarerzeugung Kernphotoeffekt 10 kev > 99% - - - 200 kev < 1% > 99% - - 2 MeV < 1 ~ 99% ~ 1% - 20 MeV - ~ 50% ~ 50% ~ 1% e + E = h f Atomkern E > 1,02 MeV Schwingung e - Gestreute Strahlung E = h f ' e - p + n Einfallende Strahlung E = h f e - E = (m e /2) v 2

Schadensdichte Linearer-Energie-Transfer LET Berücksichtigt die räumliche Verteilung der Energiedeposition LET: Beschreibt die pro Weglängeneinheit in der Teilchenbahn und in der unmittelbaren Umgebung deponierte Energie Der LET ist längs einer Teilchenbahn nicht konstant! Strahlenart LET Co-60-γ-Strahlen (kev/µm) 0,22 2 MeV-Elektronen 0,20 200 kv-röntgenstrahlen 1,70 H-3-β-Strahlen 4,70 50 kv-röntgenstrahlen 6,30 5,3 MeV-α-Strahlen 43,00

Linearer-Energie-Transfer (LET) Teilchen Zellkern Pro Partikel und µm d: bis 5 µm Deponierte Energie m: bis 10 g -10 Locker ionisierende Strahlung Co-60 γ- Photonen (1,25 MeV) 300 ev Dicht ionisierende Strahlung Protonen (2 MeV) 1700 ev

Physikalische Grundlagen Relative biologische Wirksamkeit (RBW) RBW ist definiert durch das Verhältnis einer Bezugsstrahlendosis D ref (Referenzstrahlung) zu der Dosis einer vergleichenden Strahlung D test die zur Auslösung eines adäquaten Effektes führt. Unterschiedliche Beschaffenheit des Gewebes Unterschiedliche zeitliche Dosisleistung Ionisationsdichte der Strahlung Unterschiedliche örtliche Dosisverteilung

Physikalische Grundlagen Das Maß für die Wirkung ist die Energiedosis (Energiekonzentration): Energiedos is = absorbierte Energie Masse Maßeinheit: 1 Gy ( Gray) = 1J ( Joule) 1kg

Physikalische Grundlagen Die Wirksamkeit unterschiedlicher Strahlenarten wird durch einen dimensionslosen Faktor berücksichtigt: Äquivalentdosis = Energiedosis Faktor Maßeinheit: 1 Sv ( Sievert) = 1J ( Joule) 1kg Wichtungsfaktoart Strahlungs- 20 α-strahlung 1 β-strahlung 1 γ-strahlung 10 n-strahlung

Physikalische Grundlagen Energiedosis Einheit: Gray (Gy) Gibt die durch die Strahlung auf das Gewebe übertragene Energie an. Effektive Dosis Einheit: Sievert (Sv) Wichtet die Äquivalentdosis anhand der Strahlenempfindlichkeit des Gewebes Äquivalentdosis Einheit: Sievert (Sv) Wichtet die Energiedosis anhand der biologischen Wirksamkeit der Strahlenart

Strahleninduzierte Schäden Zusammensetzung (Gewichtsprozent) von Säugerzellen: Wasser 70% Anorganische Bestandteile 1% Kleinere Moleküle 3% Proteine 18% DNA 0,25% Lipide 5% Polysaccharide 2% Besonders gefährdet wegen ihrer molekularen Masse und der Häufigkeit des Vorkommens

Strahleninduzierte Schäden Proteine Funktionsverlust (z.b. DNAsen) Protein-Proteincrosslinks aber: Viele Proteine vorhanden, ständige Erneuerung Relativ geringe Gefahr der strahlungsbedingten Denaturierung Defekte/intakte Proteine werden unterschiedlich schnell durch Abbau und Neusynthese ersetzt (turnover)

Strahleninduzierte Schäden Polysaccharide Strahlungsresistente Verbindungen Mögliche chemische Veränderungen bleiben überwiegend ohne Folgen für den Stoffwechsel Lipide Mögliche Bildung von Peroxiden Permeabilitätsstörungen Der Schaden ist jedoch gering

DNA Schäden nach Bestrahlung DNA Einzelstrangbrüche Doppelstrangbrüche DNA-DNA-Crosslinks Protein-DNA-Crosslinks Basenveränderungen aber: Sehr effektive DNA Reparatur-Mechanismen (z.b HR, NHEJ) jedoch: Manifest gewordene Änderungen der DNA sind kritisch!

DNA Schäden nach Bestrahlung Direkter und indirekter Strahleneffekt 3,4 nm 1 nm OH H O H 0,34 nm Indirekter Effekt e - Direkter Effekt e - p + n Atomkern p + n Atomkern E = h f Einfallende Strahlung E = h f Indirekter Effekt: Spaltung von H 2 O durch Ionisation Radiolyse: H 2 O H 2 O + + e - H 2 O + + H 2 O H 3 O + + OH Anregung Homolyse: H 2 O H + OH (Spaltung) DNA-Schaden durch entstandene Radikale Direkter Effekt: DNA-Schaden durch Teilchenwechselwirkun g Strahlenwirkungen auf die DNA bei Bestrahlung mit Röntgenstrahlen: 65 % indirekte Strahlenwirkung 35 % direkte Strahlenwirkung

Strahleninduzierte Bildung von Radikalen Wirkung ionisierender Strahlung Die Radiolyse von Wasser ist für die meisten Schäden an Biomolekülen verantwortlich. Durch Radiolyse entstehen: (1) Ionen: H+, O-, H 2 O+, e- (2) Radikale: H, OH (3) Peroxide: H 2 O 2, HO 2 Peroxidbildung wird durch molekularen Sauerstoff begünstigt (Sauerstoffeffekt)

Unterschiedliche DNA Schäden DNA Schäden nach Bestrahlung Protein-DNA- Verbindung Basenveränderungen 2000 3000 Einzelstrangbrüche 500 1000 DNA-Protein-Quervernetzungen 150 Doppelstrangbrüche 40 A+T Basenschädigung und Basenfreisetzung Doppelstrangbruch Einzelstrangbruch Veränderungen an Polysacchariden 800-1600 + gehäufte Läsionen (multiply damaged sites, bulky-lesions) A+T Gehäufte Läsion z.b. Einzelstrangbruch + Basenschaden Viele Schäden (außer Bulky-Lesions) können innerhalb von 2 h repariert werden. Reparatur nach 6-8 h abgeschlossen.

DNA Doppelstrangbrüche: Auswirkung auf die Zelle Zelluläre Schadensantwort Intrazellulärer Metabolismus Virusinfektionen Bestrahlung Chemikalien Fehlerhafte Replikation DNA-Schäden Viele Ereignisse können DNA-Schäden verursachen Aktivierung der Zellzyklus- Kontrollpunkte Aktivierung der Transkription DNA- Reparaturmechanismen Apoptose Unterschiedliche Mechanismen erhalten die genomische Integrität DNA- Doppelstrangbrüche (DSB) sind die schwerwiegendsten Schäden Durch ionisierende Strahlung wird die DNA-Replikation stark beeinträchtigt, die Proteinsynthese kaum

Klinischer Effekt Theoretischer Ansatz Tumor Bestrahlung 50 Gy Kein Tumor ca. 10 9 Zellen 1 cm ca. 10 6 Stammzellen Wie funktioniert das?

Einteilung der Gewebe nach strahlenbiologischen Aspekten Tumorgewebe - Ausdifferenzierte Zellen - Stammzellen Normalgewebe - früh-reagierende Normalgewebe (Ausdifferenzierte Zellen + Stammzellen) - spät-reagierende Normalgewebe (Ausdifferenzierte Zellen + Stammzellen)

Exponentielle Verdünnungsreihe der Strahlentherapie Theoretische Anzahl an Stammzellen 1 cm ca. 10 9 Zellen ca. 10 6 Stammzellen Wochentag Tagesdosis 1. Woche 2. Woche 3. Woche 4. Woche 5. Woche Montag 2 Gy 1 000 000 32 000 1 000 32 1 Dienstag 2 Gy 500 000 16 000 500 16 0,5 Mittwoch 2 Gy 250 000 8 000 250 8 0,25 Donnerstag 2 Gy 125 000 4 000 125 4 0,125 Freitag 2 Gy 64 000 2 000 64 2 0,064 Summendosis 10 Gy 20 Gy 30 Gy 40 Gy 50 Gy

Erworbene Eigenschaften maligner Tumore

Strahlenwirkung auf Tumorgewebe/Zellen Einflussfaktoren auf die lokale Tumorkontrolle: Tumorgröße - Proliferationsrate Strahlensensibilität der Tumorzellen - Zellzyklus-Status bei Exposition Gesamtdosis/Fraktionierung - Gesamtbehandlungszeit - Zeitintervall zwischen den Fraktionen Tumor-Oxygenierung - Sauerstoffeffekt Strahlenqualität - Linearer-Energie-Transfer (LET) - Beschleunigungsspannung - Teilchenart

Strahlenwirkung auf Zellen Erholung d.h. unveränderte Zellteilung Reproduktiver/Klonogener Zelltod Mutation (= Zelle lebt mit Veränderungen weiter) Apoptose/Nekrose Zellzyklusverlängerung (v.a. durch G2-Arrest) Zelldifferenzierung

Strahlenwirkung auf Zellen Erholung d.h. unveränderte Zellteilung Reproduktiver/Klonogener Zelltod Mutation (= Zelle lebt mit Veränderungen weiter) Apoptose/Nekrose Zellzyklusverlängerung (v.a. durch G2-Arrest) Zelldifferenzierung

Strahlenwirkung an der Zelle I Erholung Unbegrenzte Teilungsfähigkeit erhalten Kolonienbildung

Strahlenwirkung auf Zellen Erholung d.h. unveränderte Zellteilung Reproduktiver/Klonogener Zelltod Mutation (= Zelle lebt mit Veränderungen weiter) Apoptose/Nekrose Zellzyklusverlängerung (v.a. durch G2-Arrest) Zelldifferenzierung

Apoptose Strahlenwirkung auf Zellen Zelltod - Morphologisch Programmierter Zelltod Aktiver Prozess innerhalb der Zelle Enzymatische Spaltung der DNA Aufteilung der Zelle in apoptotische Körperchen Anschließende phagozytose Nekrose Zellschwellung Auflösung von Zellorganellen Denaturierung von Proteinen Enzymatische Verdauung

Strahlenwirkung auf Zellen Unbegrenzte Teilungsfähigkeit erhalten Kolonienbildung Zelltod Funktionell: Strahlenbiologische Bedeutung: Verlust der unbegrenzten Teilungsfähigkeit durch Reproduktiven Zelltod Mitosetod (Zelle morphologisch intakt, einzelne Teilungen, dann keine Teilung mehr, Zelltod) Klonogenen Zelltod Interphasetod (nach Schaden, vor Mitose) Differenzierung (klonogene Zellen werden zu terminalen Funktionszellen, die keine Kolonien mehr bilden)

Strahlenwirkung an der Zelle I Die Wirkung der Radiotherapie beruht hauptsächlich auf der Reproduktiven Inaktivierung von Stammzellen des Tumors

Ermittlung der intrinsischen Strahlenempfindlichkeit Zellüberleben in Abhängigkeit von der Bestrahlungsdosis Dosiseffektkurve Auftragung von Zellüberleben (log) gegen Dosis (linear) Typische Schulterkurve: gekrümmter und linearer Teil Gewebespezifisch

Intrinsische Strahlenempfindlichkeit von Tumoren Seminom 20-30 Gy Leukämie --------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Nephroblastom 30-45 Gy Morbus Hodgkin Non-Hodgkin-Lymphom Neuroblastom ------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Medulloblastom 50-60 Gy Ewing-Sarkom Mikroskop. Befall: PEC, Adeno-Ca Mamma-Karzinom --------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Makroskop. Befall: 60-70 Gy PEC, Adeno-Ca Mammakarzinom Prostatakarzinom Weichteilsarkom (mikroskop.) --------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Gliobastom > 70 Gy Knochensarkom Weichteilsarkom (makroskop.) Überlebensfraktion 1 0.1 0.01 Tumoren sind unterschiedlich strahlenempfindlich! 0.001 0 1 2 3 4 5 6 Dosis [Gy] Glioblastom HNO-Tumor Bronchial-Ca. Mamma-Ca.

Tumorgröße Die zu applizierende Dosis ist abhängig von der Tumorgröße Tumorkontrolldosis (linear) Mit zunehmendem Tumorvolumen werden höhere Strahlendosen benötigt Tumorvolumen (log)

Sauerstoffeffekt Die zu applizierende Dosis ist abhängig von der Tumorgröße 1 0,5 Strahlenempfindlichkeit einer Zelle ist abhängig vom Sauerstoffgehalt! Überlebender Anteil 0,1 0,05 0,01 Tumor-Oxygenierung aerob anaerob 7 Gy 14 Gy 0 5 10 15 20 Dosis [Gy]

Tumor-Oxygenierung Sauerstoff-Versorgung im Tumorgewebe Klinische Konsequenz: Sauerstoffversorgung Im Tumor verbessern! bei Tumoranämie: HB-Wert anheben

Fraktionierung: Schonung des Normalgewebe Bestrahlung mit Einzeldosen

Fraktionierung: Schonung des Normalgewebe Fraktionierte Bestrahlung

Strahlenwirkung an der Zelle I Erholung d.h. unveränderte Zellteilung Reproduktiver/Klonogener Zelltod Mutation (= Zelle lebt mit Veränderungen weiter) Apoptose/Nekrose Zellzyklusverlängerung (v.a. durch G2-Arrest) Zelldifferenzierung

Strahlenempfindlichkeit - Zellzyklus Mitose M: Zellteilung G1-Checkpoint: Zellwachstum (Ist die Zelle groß genug?) Überprüfung ( Ist die DNA geschädigt?) Vervielfachung der Zellorganellen (Ist die Umgebung adäquat?) G0/G1-Übergang: Wird eine Teilung benötigt? Gap-0-Phase G0: Arbeitsphase der Zelle Synthese-Phase S: Verdopplung der DNA G2-Checkpoint: Überprüfung (Ist die DNA-Replikation geglückt? Die Zelle groß genug? Die Umgebung adäquat?)

Strahlenempfindlichkeit - Zellzyklus Strahlenempfindlichkeit einer Zelle ist abhängig von der Zellzyklusphase! Die höchste Strahlenempfindlichkeit zeigen Zellen in der G2/M-Phase. Weniger strahlenempfindlich sind Zellen in der G0/G1- und S-Phase

DNA Doppelstrangbrüche: Auswirkung auf die Zelle Exogene Noxen Ionisierende Strahlung Chemotherapeutika Chemikalien DSB Sensoren Endogene Noxen Oxidative Schäden Replikation Programmierte Neuanordnung Mitotische DSBs Ku70, Mre 11, Rad 50, Nbs 1; Rad 17-RFC; Rad 9-Rad 1-Hus 1-Komplex Transduktoren PIKKs: ATM, ATR, DNA-PK Phosphorylierung Schadenssignal Signalverstärkung Effektoren Zelltod DNA Reparatur Zellzyklus-Arrest

DNA Doppelstrangbruch Reparatur Homologe Rekombination Nicht Homologes End-Joining Matrizenvorlage: Schwesterchromatid Hauptsächlich in später S- und G2-Phase Fehlerfrei End-zu-End-Verknüpfung Hauptsächlich in G0/G1- und frühe S-Phase Schnell aber nicht fehlerfrei

Strahleninduzierte Chromosomen-Aberrationen Bestrahlte Chromosomen Dizentrisches Chromosom + oder Bestrahltes Chromosom Mitoseassoziierter reproduktiver Zelltod Terminale Deletion Interstitielle Deletion Bestrahlte Chromosomen Vollständige rez. Translokation Bestrahlte Chromosomen Insertion Unvollständige rez. Translokation

Chromosomen-Aberrationen Nachweismethoden Durchlichtmikroskopie Giemsa-Färbung Fluoreszenzmikroskopie 2-Farben-FISH

Die 4 R s der Strahlentherapie Reparatur Erholung (Recovery) von Zellen/Geweben und Reparatur von subletalen Strahlenschäden Repopulierung Proliferation klonogener Tumorzellen in Therapiepausen Reoxygenierung von Tumoren (Sauerstoffeffekt Anämie behandeln, Rauchen unterlassen) Redistribution nach Bestrahlung partielle Synchronisation der Zellzyklusverteilung, mit zunehmender Zeit verteilen sich die Zellen wieder auf alle Phasen des Zellzyklus (Recruitment: Einschleusung ruhender Zellen aus der G0-Phase in den Zellzyklus) Effektivität einer fraktionierten Strahlentherapie

Radiotoxizität Jede Strahlentherapie führt auch zu Schäden im umliegenden gesunden Normalgewebe Beispiele:

Radiotoxizität: Knochenmark MRT-Abdomen (12 Mon. nach RT) Leukozyten- / Thrombozytenzahl nach RT Umwandlung des Knochenmarks in Faser- und Fettmark Knochenmarksdepression: Leuko-/Thrombozytopenie

Radiotoxizität: Lunge Pat. mit NSCLC, alleinige RT mit 66 Gy Bestrahlungsplan mit der Isodosenverteilung Diagnost. Thorax-CT (3 Mon. nach RT): Radiogene Pneumonitis

Radiotoxizität: Haut Akute Radiodermatitis am Tracheostoma Erythem Chronische Radiodermatits Hyperpigmentierung Hautatrophie

Radiotoxizität: Mundschleimhaut und Zähne Akute Mukositis: Schleimhautrötung (Enanthem), Schleimhautdefekte, weißliche Fibrinbeläge, Mundtrockenheit, Geschmacksverlust Chronische Mukositis: Mundtrockenheit, Geschmacksverlust, Mundbodenödem, Parodontose, Karies Mukositis Grad 2 Mukositis Grad 3

Reduktion der Normalgewebstoxizität Bestrahlungstechnische Möglichkeiten - Konformationsbestrahlung - Intensitäts-Modulierte Radiotherapie (IMRT) - Stereotaktische Bestrahlung Strahlenbiologische Möglichkeiten - Strahlenbiologische Grundlagen - Ermittlung der individuellen Strahlenempfindlichkeit

Normalgewebsreaktionen strahlenbiologische Aspekte Trotz konformaler Bestrahlungstechniken ist in der Radioonkologie die Normalgewebstoxizität häufig dosislimitierend! Interindividuell: sehr unterschiedliche Normalgewebsreaktionen aufgrund der individuellen Strahlenempfindlichkeit Entwicklung prädiktiver Tests für die individuelle Strahlenempfindlichkeit!

Reparatur Familiäre Krebssyndrome mit Mutationen in DNA-Reparaturgenen (Beispiele) Erkrankung defiziente Reparatur Mutierte Gene (betroffenedna-läsionen) Ataxia teleangiectasia DNA-Doppelstrangbrüche ATM Nijmegen Breakage Syndrom DNA-Doppelstrangbrüche NBS1 Fanconi Anämie DNA-Crosslinks u. DSB FANC - A, B, C, D1, D2, E, F, G Hereditäres Mammakarzinom DNA-Doppelstrangbrüche BRCA1, BRCA2 (= FANCB und D1) Werner Syndrom DNA-Doppelstrangbrüche WRN Bloom Syndrom DNA-Doppelstrangbrüche BLM HNPCC DNA-Mismatches hmsh2, hmlh1, hpms1, hpms2 Tumorzellen haben überwiegend keine eingeschränkte Reparaturkapazität! Eine eingeschränkte Reparaturkapazität kann verstärkt zur Tumorbildung führen

ATAXIA TELANGIEKTASIA Autosomal rezessiv Mutation im ATM (Ataxia telangiectasia mutated) Gen; Chr. 11 Prädisposition für Krebs (Leukämie und Lymphome; 10-20%) Progressive Neurodegeneration - dadurch Ataxien im frühen Kindesalter (2. LJ Gleichgewichtsstörungen, schlampige Sprache) Kleine, spinnenartige Erweiterung von oberflächlichen Blutgefäßen (Telangiectasien) Radiosensitivität, RDS Immundefizienz (anfällig für Infektionen)

NIJMEGEN BREAKAGE SYNDROME Autosomal rezessiv Mutation im Nbs1 (=Nibrin/p95) Gen; Chr. 8q21 Prädisposition für Krebs (Leukämie und Lymphome; 10-20%) Microcephalus Kleinwuchs Hautpigmentation AT-ähnliche Krankheit Radiosensitivität, RDS Immundefizienz (anfällig für Infektionen)

DSB-Nachweis Methoden Strahlenbelastung Radiodiagnostik Radioonkologie DSB-Nachweismethoden 1 mgy 10 mgy Immunfluoreszenz 100 mgy FISH 1 Gy 10 Gy PFGE 100 Gy

Immunfluoreszenz Strahlen-induzierte Foci- Analyse (RIF) mittels Immunfluoreszenz: Quantifizierung strahleninduzierter DSB Induktion Reparaturkapazität Zeit P Kontrolle P Unbestrahlte Kontrolle

Klinische Studie zur Reparaturkapazität Etablierung der γh2ax Immunfluoreszenz bei Blutlymphozyten hochsensitiver in-vivo Nachweis von strahleninduzierten DSB bei Patienten CT Löbrich M, et al. Proc Natl Acad Sci 2005; 102: 8984-9 DSB-Reparaturkapazität in vivo bei niedrigen Bestrahlungsdosen HOM-85: DSB-Reparaturdefekt

Tierexperimentelles Modell C57BL/6 Maus Wild-type BALB/c Maus DNA-PK polymorphism AT Maus ATM-mutation SCID Maus DNA-PK mutation Radiosensitivität Ganzkörperbestrahlung: 0 Gy / 0,1 Gy / 0,5 Gy / 1 Gy / 2 Gy Untersuchungszeitpunkte: 0,5 h / 2,5 h / 5 h / 24 h / 48 h Blut Lymphozyten Organe Dünndarm, Herz, Lunge, Gehirn Niere, Haut, Testis γ-h2ax Immunhistologie γ-h2ax Immunfluoreszenz

DSB Induktion in Organgeweben Konfokale Lasermikroskopie: Niere: 10 min nach Bestr. Vergrößerung x1000 C57BL/6

DSB-Reparatur der verschiedenen Mausstämme Gehirn Lunge SCID ATM Balb/c C57BL/6 Herz Dünndarm Nachweis der unterschiedlichen Reparaturdefekte in verschiedenen Organgeweben

DSB-Reparatur der verschiedenen Mausstämme Blutlymphozyten Nachweis der unterschiedlichen DSB-Reparaturdefekte in den peripheren Blutlymphozyten

Zusammenfassung γh2ax: Induktion und Reparatur von DSBs in-vivo nach Bestrahlung 2Gy Ähnliche DSB-Reparaturkinetiken in den verschiedenen Organgeweben und Blutlymphozyten Nachweis genetisch bedingter DSB-Reparaturdefekte in allen Organgeweben und Blutlymphozyten Prädiktion von Normalgewebstoxizität: Blutanalyse ermöglicht Nachweis von DSB-Reparaturdefekten

DSB-Reparatur in adulten Stammzellen Nicht nur in differenzierten Zelltypen, sondern auch in Stammzellen Haarfollikel Stammzellen (HFSCs)

DSB-Reparatur in adulten Stammzellen Nicht nur in differenzierten Zelltypen, sondern auch in Stammzellen Spermatogonische Stammzellen (SSCs)

RIF in der Immunfluoreszenz Gehirn: Co-Lokalisation Induktion (30 min) Reparatur (1 Gy)

Auflösungsvermögen IFM/TEM Eye Light microscopy TEM Fluorescent-labeled antibodies Gold-labeled antibodies Magnification: 1000x Magnification: 200000x

Gold-markiertes 53BP1 im TEM

pku70 und 53BP1 pku70 kann mittels TEM visualisiert werden pku70 und p53bp1 kolokalisieren in heterochromatischen Regionen In euchromatischen Regionen ist nur pku70, ohne 53BP1, nachweisbar

Rückblick in die Historie: erste Bestrahlungsgeräte Röntgen-Gerät (1915 1918) Siemens-Bestrahlungskasten und Lagerungstisch mit heb- und senkbarer Tischplatte (1925) James Ewing: All one could really do was to place the patient (1866-1943, Pathol.) under the machine and hope for the best

Zusammenfassung Bestrahlungstechnische Fortschritte Strahlenbiologische Erkenntnisse Hochpräzise, individualisierte Radiotherapie Reduktion der Normalgewebstoxizität

Klinik für Strahlentherapie - Querschnittsfach 11 Yvonne Lorat Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie Universität des Saarlandes Gebäude 6.5 und 51 (2. OG) e-mail: yvonne.lorat@uks.eu Tel. 06841/16-24862 oder -24808