Medizintechnik Lettland
Lettland - Medizintechnik Branche kompakt: Lettland - Medizintechnik (April 2012) Riga (gtai) - Lettlands Importe von Medizintechnik sind 2011 um 7,9% auf 77,3 Mio. Euro gestiegen. Für 2012 wird ein ähnliches Marktvolumen erwartet. Eine höhere Nachfrage könnte es 2013 und 2014 geben, wenn EU-unterstützte Projekte zum Abschluss kommen. Aufgrund der angespannten Haushaltslage ermöglichen Fördergelder aus Brüssel in vielen Fällen erst Investitionen im Gesundheitswesen. Etwa ein Drittel der Medizintechnikimporte kommt aus Deutschland. Marktentwicklung/-bedarf Die Beschaffungen von Medizintechnik haben sich in Lettland seit 2008 im Zuge der allgemeinen Wirtschafts- und Investitionskrise stark verringert. Laut der Analyseagentur Espicom lagen die Ausgaben für Medizintechnik in Lettland 2011 bei 109 Mio. US$ beziehungsweise 49 US$ je Einwohner. Den Importanteil schätzt Espicom dabei auf 82%. Auch Anfang 2012 ist trotz der wieder besseren Gesamtkonjunktur bei den Ausgaben für Medizintechnik noch kein großes Wachstum zu beobachten, Branchenkenner erwarten für das Gesamtjahr ein in etwa gleiches Niveau wie 2011. Eine Marktbelebung könnte aber 2013 und 2014 eintreten, wenn diverse von der EU unterstützte Investitionen zum Abschluss kommen müssen. EU-Fördermittel haben in Lettlands öffentlichem Gesundheitswesen in den letzten Jahren fast alle Projekte überhaupt erst ermöglicht. Von 2007 bis 2013 stellt Brüssel für das Programm zur Infrastruktur im Gesundheitswesen in Lettland insgesamt 207 Mio. Euro zur Verfügung. Hiervon entfallen 182,6 Mio. Euro auf die Verbesserung der stationären Behandlung, davon 11,7 Mio. Euro für die Onkologie. Weitere 13,6 Mio. Euro kommen der Verbesserung der Notfallversorgung zugute und 10,6 Mio. Euro der ambulanten Behandlung. Branchenkenner rechnen für 2013 beziehungsweise 2014 mit umfangreicheren Aufträgen, insbesondere durch zwei Rigaer Großkrankenhäuser. Dies ist zum einen das Universitätsklinikum Pauls Stradins (www.stradini.lv), welches mit erheblicher EU-Unterstützung erweitert und modernisiert wird. Hohe Investitionen, etwa in die Kardiologie und Neurologie, sollen in den kommenden Jahren auch in Rigas östlichem Universitätskrankenhaus (www.aslimnica.lv) erfolgen. Eine medizinische Grund- und Notfallversorgung ist landesweit organisiert, doch fachmedizinische Leistungen konzentrieren sich auf Riga. Das Budget für das lettische Gesundheitswesen beträgt für 2012 insgesamt 651,0 Mio. Euro, das sind 7,7% weniger als 2011 (705,5 Mio. Euro). Der Großteil der Kürzungen entfällt dabei auf geringere Etats bei EU-Förderprogrammen sowie auf Einsparungen bei Maßnahmen zur Strategie für das Netz der sozialen Sicherheit. In der Vergangenheit sind Gesundheitsetats im Jahresverlauf allerdings wegen höherer angefallener Ausgaben öfters nach oben korrigiert worden. Neben dem öffentlichen Gesundheitswesen spielen auch private Einrichtungen in Lettland eine immer wichtigere Rolle. So hat sich die Zahl der öffentlichen Krankenhäuser 2010 um 4 auf 46 Einrichtungen reduziert, während es bei den privaten Kliniken eine Zunahme um 2 auf 19 Häuser gegeben hat. Größere private Anbieter sind unter anderem Veselibas centrs 4 (www.vc4.lv), ARS (www.ars-med.lv) und MFD (www.mfd.lv). Der Privatsektor zielt auch auf ausländische Patienten aus der EU und den GUS-Staaten ab. Um den Gesundheitstourismus zu fördern, haben sich neun Anbieter zur Marke Baltic Care (www.baltic-care.eu) zusammengeschlossen. Diese bieten etwa Germany Trade & Invest www.gtai.de 1
Lettland - Medizintechnik plastische Chirurgie, Zahnmedizin und Augenbehandlungen an. Auch mehrere ausländische Unternehmen engagieren sich im Gesundheitssektor des baltischen Landes, 2010 sind laut Lettlands Investitions- und Entwicklungsagentur LIAA insgesamt 1,4 Mio. Euro an Direktinvestitionen in diese Branche geflossen. Grundsätzlich erhalten alle Einwohner Lettlands Gesundheitsdienstleistungen innerhalb des steuerfinanzierten öffentlichen Systems. Besonders Fachuntersuchungen sind jedoch vielfach von teilweise sehr langen offiziellen Wartelisten und -zeiten gekennzeichnet. Darüber hinaus bieten Privatversicherer zusätzliche Absicherungen etwa für die Mitarbeiter von Unternehmen an. Diese Träger unterhalten allerdings keine eigenen Poly- oder anderen Kliniken. Bedarf an Medizintechnik haben auch Lettlands Seniorenwohnheime, von denen es Marktbeobachtern zufolge 2011 im ganzen Land 78 gab, wovon sieben privat waren. Im Jahr 2013 will etwa das Unternehmen Senior Baltic ein Luxuswohnheim für 200 Senioren in Riga eröffnen. Rahmendaten zum Gesundheitssystem in Lettland Indikator Wert Einwohnerzahl (2011, in Mio.) 2,1 Bevölkerungswachstum (2010, in % p.a.) -0,8 Altersstruktur der Bevölkerung (2011) Anteil der unter 15-Jährigen (%) 14,2 Anteil der über 64-Jährigen (%) 18,4 Durchschnittliche Lebenserwartung bei Geburt (2010, Jahre) 73,8 Durchschnittsbruttoeinkommen (2011, in Euro/Monat) 660 Gesundheitsausgaben (2009, in Mio. Euro) 1.517,5 Gesundheitsausgaben pro Kopf (2009, in Euro) 670 Anteil der Gesundheitsausgaben am BIP (2009, in %) 6,6 Ärzte/100.000 Einwohner (2010) 357 Zahnärzte/100.000 Einwohner (2010) 67 Krankenhausbetten/100.000 Einwohner (2010) 532 Anzahl der staatlichen Krankenhäuser (2010) 46 Anzahl der privaten Krankenhäuser (2010) 19 Quellen: Statistikamt, Nationaler Gesundheitsdienst Die Entwicklung des lettischen Medizintechnikmarktes wird auch in der kommenden Finanzierungsperiode von 2014 bis 2020 weiterhin stark von den EU-Fördermitteln abhängen. Deren Ausgestaltung ist Anfang 2012 Gegenstand von Verhandlungen zwischen Lettland und der EU-Kommission, daher stehen konkrete Titel für das Gesundheitswesen noch nicht fest. Eine langfristige nationale Strategie zur Entwicklung des Gesundheitssektors liegt in Lettland Anfang 2012 nicht vor. Der Bedarf an modernen Behandlungsmethoden nimmt jedoch in einigen Sparten weiter zu. So hat sich die Zahl der an Krebs erkrankten Erwachsenen zwischen 2003 und 2010 von 53.327 Personen auf 62.959 Menschen erhöht. Auch die Diabetesfälle sind zwischen 2007 und 2010 von 58.534 auf 72.654 gestiegen. Insgesamt belegt das lettische Gesundheitssystem im letzten Euro Health Consumer Index 2009 unter 33 untersuchten Staaten den 31. Platz. Allerdings zeigte der Trend zuletzt nach oben. 2 Branche kompakt
Produktion/Branchenstruktur In Lettland waren 2009 insgesamt 70 Unternehmen ausschließlich oder zum großen Teil mit der Produktion von Medizintechnik befasst. Hierbei handelt es sich in der Regel um kleine Hersteller von eher einfachen Geräten, weswegen die lettischen Anbieter meist unter starkem Wettbewerbsdruck durch größere ausländische Produzenten von günstiger Medizintechnik stehen. Zudem haben viele lettische Branchenfirmen stark unter der jüngsten Konjunkturkrise gelitten. Laut neuesten Angaben des lettischen Statistikamtes haben die 70 Unternehmen in der Medizintechnikherstellung 2009 zusammen 11,1 Mio. Euro umgesetzt. Noch 2008 hatten 81 Firmen einen Branchenumsatz von 16,8 Mio. Euro erzielt. Ausgewählte Branchenunternehmen in Lettland Unternehmen Sparte Internetadresse Biosan SIA Laboreinrichtungen www.biosan.lv Adrona SIA Laborgeräte www.adrona.lv ANK SIA IT für Medizintechnik www.ank-sia.com Data Pro Grupa SIA IT für Medizintechnik www.dataprogrupa.com Metalserviss SIA Medizinmöbel www.metalserviss.lv AGH SIA Medizin- und Labormöbel www.agh.lv MG Tehnika SIA Medizinmöbel, medizinische www.mgtehnika.com Ausstattung Tonus Elast SIA Orthopädische Binden, Bandagen www.tonus.lv Lauma Fabrics SIA Orthopädische Binden, Bandagen www.laumamedical.com Mediteks SIA Watte www.mediteks.lv UniHaus SIA Prothesen, Orthesen www.unihaus.lv Valtera protezu laboratorija Prothesen www.vpl.lv Tehnovers SIA Treppenlifte www.tehnovers.lv Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest Außenhandel Lettland ist bei Medizintechnik stark auf Importe angewiesen und die landesweiten Einfuhren in wichtigen Sparten erhöhten sich 2011 um 7,9% auf ein Volumen von 77,3 Mio. Euro. Die lettischen Bezüge aus Deutschland legten 2011 sogar um 32,8% auf 21,6 Mio. Euro zu. Insgesamt hat sich der deutsche Anteil an Lettlands Medizintechnikimporten in den letzten Jahren stetig ausgeweitet und 2011 eine Quote von 28,0% erreicht. Ein Teil der importierten Medizintechnik geht auch als Reexport in die anderen baltischen und GUS-Staaten. Germany Trade & Invest www.gtai.de 3
Lettland - Medizintechnik Einfuhr ausgewählter medizintechnischer Produkte nach Lettland (in 1.000 Euro) SITC Produktgruppe 2010 2011 davon aus Deutschland (2011) 774.1 Elektrodiagnoseapparate und 8.104,0 8.651,6 4.449.0 -geräte 774.2 Röntgenapparate etc. 8.406,4 7.807,5 3.707,3 741.83 Sterilisierapparate 636,3 2.853,4 75,1 785.31 Rollstühle 63,6 30,3 2,2 872.1 Zahnmedizinische Instrumente; 1.876,9 2.609,9 995,9 a.n.g. 872.21 Spritzen, Nadeln, Katheter, 11.982,0 12.675,6 2.335,3 Kanülen etc. 872.25 Ophthalmologische Instrumente 1.389,1 1.713,6 724,3 872.29 Andere Instrumente, Apparate 14.122,5 12.660,6 3.622,4 und Geräte 872.3 Therapiegeräte, Atmungsgeräte 7.554,0 12.096,0 1.749,1 etc. 872.4 Medizinmöbel 3.055,5 2.238,5 660,5 899.6 Orthopädietechnik, Prothesen 14.444,6 13.953,2 3.326,5 etc. Summe 71.634,8 77.290,2 21.647,5 Quelle: Eurostat Geschäftspraxis Im EU-Mitglied Lettland muss Medizintechnik CE-Zertifikate besitzen. Hinsichtlich der Normierung von Medizintechnik gelten die einschlägigen EU-Richtlinien. Siehe hierzu zum Beispiel die Website des Deutschen Instituts für Normung e.v. (www.din.de). Für die Registrierung von Branchenprodukten und Medikamenten ist die staatliche Medikamentenagentur (www.zva.gov.lv) zuständig. Da der Produktionsumfang von Anlagen der Klassen IIb und III sehr gering ist, existiert in Lettland keine Test- und Zertifizierungsstelle für Medizintechnik. Lokale Unternehmen nutzen hierfür ausländische Institutionen wie zum Beispiel von Sertika in Litauen (www.sertika.lt). Ausschreibungen öffentlicher Anschaffungen erscheinen in lettischer Sprache auf der Internetseite www.iub.gov.lv. Die Bearbeitung des Marktes erfolgt am besten mit Hilfe eines lokalen Vertriebspartners. Im innergemeinschaftlichen Warenverkehr der EU sind die Regelungen des Umsatzsteuer-Kontrollverfahrens in der EU zu beachten. Informationen hierzu finden sich auf der Internetseite des Bundeszentralamtes für Steuern (www.bzst.bund.de). 4 Branche kompakt
Kontaktadressen Bezeichnung Internetadresse Anmerkungen AHK Lettland www.ahk-balt.org Anlaufstelle für deutsche Unternehmen Exportinitiative Gesundheitswirtschaft www.exportinitiative-gesundheitswirtschaft.de Portal der Exportinitiative des Bundeswirtschaftsministeriums Veselibas ministrija www.vm.gov.lv Gesundheitsministerium Nacionalis veselibas dienests www.vec.gov.lv Nationaler Gesundheitsdienst Veselibas inspekcija www.vi.gov.lv Gesundheitsinspektion Zalu valsts agentura www.zva.gov.lv staatliche Medikamentenagentur Veselibas norekinu centrs www.vnc.gov.lv Gesundheitsfonds Latvijas medicinas vortals www.medicine.lv Portal zum Gesundheitswesen Medbaltica www.bt1.lv/bt1/medbaltica 2-jährliche Messe in Riga, nächster Termin 17. bis 19.5.12 Germany Trade & Invest www.gtai.de 5
Kontakt Impressum Herausgeber: Germany Trade and Invest Gesellschaft für Außenwirtschaft und Standortmarketing mbh Villemombler Straße 76 53123 Bonn Tel.: +49 (0)228/24993-0 Fax: +49 (0)228/24993-212 E-Mail: info@gtai.de Internet: www.gtai.de Autor: Torsten Pauly, Riga Redaktion: Martina Wohlgemuth Tel.: +49 (0)228/24993-308 E-Mail: Martina.Wohlgemuth@gtai.de Ansprechpartnerin: Barbara Kussel Tel.: +49 (0)228/2499-356 E-Mail: Barbara.Kussel@gtai.de Redaktionsschluss: April 2012 Bestell-Nr.: 16931 Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck - auch teilweise - nur mit vorheriger ausdrücklicher Genehmigung. Trotz größtmöglicher Sorgfalt keine Haftung für den Inhalt. Hauptsitz der Gesellschaft: Friedrichstraße 60, 10117 Berlin Geschäftsführer: Dr. Jürgen Friedrich, Michael Pfeiffer Layout: Germany Trade & Invest Gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie und vom Beauftragten der Bundesregierung für die Neuen Bundesländer aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages.