High-Tech-Produkte prägen Luxemburgs Außenhandel 16.04.2018 Beachtlicher Leistungsbilanzüberschuss / Die meisten Waren werden importiert / Von Torsten Pauly (April 2018) Luxemburg (GTAI) - Luxemburg hat ein sehr hohes strukturelles Handelsdefizit, das sich 2017 auf 10,9 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) summiert hat. Hauptlieferanten sind Belgien und Deutschland. Dabei ist Luxemburg dank hoher Margen für ausländische Lieferanten ein äußerst attraktiver Markt: Im Jahr 2016 lag das Preisniveau für Endverbraucher dort um 25,1 Prozent über dem EU-Durchschnitt und war damit das höchste in der Eurozone. In Deutschland lag der Index nur 3,3 Prozent über dem EU-Mittel. Luxemburg ist bei sehr vielen Waren auf Importe angewiesen, da das Land eine kleine Volkswirtschaft ist. Zudem hat die Industrie dort in den letzten Jahren weiter an Bedeutung verloren. Im Jahr 2017 hat das verarbeitende Gewerbe nur noch 5,7 Prozent zur landesweiten Bruttowertschöpfung beigetragen (2007: 9,1 Prozent). Andererseits erwirtschaftet Luxemburg einen sehr hohen Wohlstand durch Überschüsse im internationalen Austausch von Dienstleistungen. Im Jahr 2017 hat der entsprechende Export den Import um 23,2 Milliarden Euro oder 41,9 Prozent des BIP übertroffen. Insgesamt verzeichnet das Land somit traditionell einen Leistungsbilanzüberschuss, der 2017 etwa 5 Prozent des BIP erreicht hat. Außenhandel von Luxemburg (in Mio. Euro; Veränderung in %) 2012 2017 Veränderung 2017/2012 Importe 21.235,9 19.970,3-6,0 Exporte 14.665,1 13.927,4-5,0 Handelsbilanzsaldo -6.570,8-6.042,9 - Quelle: Eurostat Außenhandel nach Handelspartnern NACHBARLÄNDER DOMINIEREN DIE EIN- UND AUSFUHR Luxemburgs Außenhandel konzentriert sich stark auf die drei Nachbarländer Belgien, Deutschland und Frankreich. Auf diese entfielen 2017 zusammen 57 Prozent der Ausfuhr und 68 Prozent der Einfuhr. Außerhalb der EU sind die USA der wichtigste Handelspartner. Führendes Lieferland ist traditionell Belgien, mit dem Luxemburg auch schon vor der Euroeinführung die Währung geteilt hatte. Mit Europas zweitgrößtem Hafen Antwerpen ist Belgien allerdings oft ein Durchgangsland für Luxemburgs indirekten Handel mit anderen Ländern. Deutschland hat den zweitstärksten Importanteil, der 2017 mit 24,9 Prozent noch leicht höher war als fünf Jahre zuvor (23,5 Prozent). 1 www.gtai.de
MKT201804138000.15 Deutschland ist für Luxemburg der wichtigste ausländische Absatzmarkt, 2017 gingen 25,6 Prozent des Warenexports dorthin. Es folgten Belgien und Frankreich sowie die Niederlande. Wichtige Auslandsmärkte sind auch Italien und das Vereinigte Königreich. Der britische EU-Austritt könnte Luxemburgs Warenaustausch mit dem Vereinigten Königreich beeinträchtigen, allerdings hat dieser für die gesamte Wirtschaftsleistung des Großherzogtums keine große Bedeutung. Problematischer wäre ein Rückgang des Handels mit Dienstleistungen, denn das Vereinigte Königreich hatte 2017 einen Anteil von 16,1 Prozent an Luxemburgs weltweitem Austausch damit. MKT201804138000.14 2 www.gtai.de
Außenhandel nach Warengruppen STARKER IMPORTBEDARF AN HOCHWERTIGEN PRODUKTEN Der Außenhandel von Luxemburg ist generell relativ großen Schwankungen unterworfen, da größere Bestellungen beim meist geringen Ausgangsniveau statistisch stark zu Buche schlagen können. Im mittelfristigen Vergleich ist der Wert der luxemburgischen Wareneinfuhr 2017 um 6 Prozent geringer gewesen als fünf Jahre zuvor. Dies liegt in hohem Maße am Preisverfall von Erdöl- und -gas auf dem Weltmarkt. So war Luxemburgs Import von mineralischen Brennstoffen 2017 um 44,4 Prozent geringer als 2012. Dazu ist die Einfuhr von Elektrotechnik im selben Zeitvergleich sogar um 68,7 Prozent gesunken. Deutschen Lieferanten kommt auf dem kaufkräftigen luxemburgischen Markt entgegen, dass hochwertige Industrieerzeugnisse den Importbedarf stark dominieren. So haben Straßenfahrzeuge 2017 etwa 12,7 Prozent der Gesamteinfuhr ausgemacht. Dabei war Volkswagen 2017 Pkw-Marktführer mit einem Anteil von 12 Prozent an allen registrierten Neuwagen. Es folgten die deutschen Oberklassemarken BMW, Mercedes und Audi vor Renault und Peugeot. Sehr bedeutend sind beim Warenimport auch andere klassische Exportwaren aus Deutschland. So hatten chemische Erzeugnisse 2017 einen Einfuhranteil von 11,6 Prozent, Maschinen von 8 Prozent, Schienen-, Wasser- und Luftfahrzeuge von 5 Prozent, Elektronik von 5 Prozent und Elektrotechnik von 3 Prozent. Einfuhr nach Warengruppen (in Mio. Euro) Warengruppe SITC-Code 2012 2017 Gesamt 21.235,9 19.970,3 Vorerzeugnisse 6 2.857,3 3.039,1 Fertigerzeugnisse 8 2.388,3 2.641,6 Straßenfahrzeuge 78 1.925,5 2.536,3 Chemische Erzeugnisse 5 1.981,1 2.313,0 Nahrungsmittel/lebende Tiere 0 1.469,8 1.610,5 Maschinen 71-74 1.120,5 1.603,6 Mineralische Brennstoffe, darunter 3 2.873,7 1.573,1.Erdöl/Erdölerzeugnisse 33 2.189,2 1.217,4 Rohstoffe 2 1.531,9 1.348,4 Schienen-, Wasser-, Luftfahrzeuge 79 1.451,9 1.007,1 Elektronik 75, 76, 776 553,2 696,2 Elektrotechnik 77 minus 776 1.925,5 603,6 Getränke/Tabak 1 459,1 598,6 Sonstiges 9 243,7 80,7 Tierische/pflanzliche Öle 4 15,5 17,9 Quelle: Eurostat 3 www.gtai.de
STAHLERZEUGNISSE BLEIBEN WICHTIGE EXPORTWARE Obschon Hochöfen im Süden des Landes in den letzten Jahrzehnten geschlossen haben, ist Eisen und Stahl für den luxemburgischen Export nach wie vor äußerst wichtig. Im Jahr 2017 hat diese Warengruppe 14,1 Prozent zur gesamten Warenausfuhr des Großherzogtums beigesteuert. Darüber hinaus prägen andere hochwertige Industrieerzeugnisse den Export. So lag der Anteil von Schienen-, Wasser-, und Luftfahrzeugen 2017 bei 12,7 Prozent, von chemischen Erzeugnisse bei 11,8 Prozent und von Elektrotechnik bei 6,9 Prozent. Bei der Ausfuhr solcher Produkte kann es sich auch um teilweise weiterverarbeitete Reexporte handeln, welche die Firmen zuvor aus dem Ausland bezogen haben. Im mittelfristigen Zeitvergleich war auch die Warenausfuhr 2017 um 5 Prozent geringer als 2012. Dies liegt zum einen am Minus bei Elektronikprodukten (-85,8 Prozent). Dieser Rückgang wiederum ist in erster Linie dem Einbruch bei Telekommunikationsausrüstungen geschuldet (-93,4 Prozent). Aber auch die luxemburgische Ausfuhr von Maschinen war 2017 um 80,4 Prozent geringer als 2012. Ausfuhr nach Warengruppen (in Mio. Euro) Warengruppe SITC-Code 2012 2017 Gesamt 14.665,1 13.927,4 Vorerzeugnisse, darunter 6 4.573,2 4.892,2.Eisen/Stahl 67 2.092,7 1.957,9 Schienen-, Wasser-, Luftfahrzeuge 79 191,6 1.766,7 Chemische Erzeugnisse 5 1.032,2 1.644,9 Elektrotechnik 77 minus 776 410,3 956,2 Nahrungsmittel/lebende Tiere 0 759,7 917,8 Elektronik 75, 76, 776 3.487,3 512,6 Fertigerzeugnisse 8 1.712,7 463,9 Rohstoffe 2 196,8 307,0 Getränke/Tabak 1 198,5 219,9 Maschinen 71-74 1.067,6 209,5 Straßenfahrzeuge 78 639,2 188,4 Sonstiges 9 297,2 463,9 Mineralische Brennstoffe 3 96,4 9,9 Tierische/pflanzliche Öle 4 2,5 2,7 Weitere Informationen zu Luxemburg finden Sie unter: http://www.gtai.de/luxemburg. (P.T.) 4 www.gtai.de
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