Auslandssemester an der California Polytechnic State University in San Luis Obispo, CA. Studienjahr 2017/18 (WS 17/18 & SS 18) Fahrzeugtechnik Master der Fakultät 03 Hochschule München
Vorwort Ich war bereits im Bachelorstudium für ein Semester in Finnland im Ausland, was mir so gut gefallen hat, dass ich unbedingt die Chance ergreifen musste während meines Masterstudiums einen weiteren Auslandsaufenthalt zu absolvieren. Da es aufgrund des Bewerbungsverfahrens erst möglich ist im 3. Semester ins Ausland zu gehen und zu diesem Zeitpunkt in Master die Abschlussarbeit ansteht, wollte ich dieses gleich miteinander verknüpfen. Um mein Studium in München und im Auslandsaufenthalt ein weinig mehr zu genießen, entschied ich mich ein Fach aus den ersten beiden Semestern für die USA aufzuheben und meinen Aufenthalt auf zwei Semester zu erweitern. Dies gab mir die Möglichkeit im Fall Quarter den letzten Kurs zu belegen und mich im Winter und Spring Quarter voll auf meine Abschlussarbeit zu konzentrieren. Insgesamt ging mein Aufenthalt offiziell vom 09.09.17 bis zum 15.06.18, wobei ich je eine Woche vor und nach dem Zeitraum zum Reisen in den USA unterwegs war. Wenn nur ein kurzer Zeitraum für den Aufenthalt zur Verfügung steht kann ich definitiv das Fall Quarter empfehlen. Hier sind die meisten Events und Aktionen, wenn neue Studenten an den Campus kommen und die meisten Studenten noch motiviert sind. Das Schuljahr erfordert dort doch wesentlich mehr Aufwand als hier in Deutschland. Bewerbung Die Bewerbung ist generell sehr strukturiert und übersichtlich vom International Office in München erklärt. Zudem sind Herr Rode und seine Kollegen sehr hilfsbereit und stehen für alle Fragen umgehend zur Verfügung. Der Aufwand ist allerdings nicht zu Unterschätzen. Es sind doch einige Formulare und Termine notwendig. Das gesamte Verfahren, vor allem die offizielle Bestätigung der Cal Poly, kann sich durchaus in die Länge ziehen. Generell hat mir mein Aufenthalt in Finnland hierbei doch sehr geholfen und ich fand den Aufwand überschaubar, im Gegensatz zu ein paar Kommilitonen ;). Generell kann ich empfehlen die einzelnen Schritte frühzeitig zu absolvieren, was alles doch wesentlich entspannter macht. Leider ging das bei mir auch einmal nach Hinten los, nachdem der TOEFL-Test seit WS 17/18 nicht mehr benötigt wird, ich diesem aber bereits absolviert hatte. Der generelle Ablauf besteht aus einer offiziellen Bewerbung an der HM mit einem abschließenden Auswahlgespräch. Die anschließende Bestätigung der Cal Poly ist eigentlich nur noch reine Formalität. Nach der offiziellen Annahme der Cal Poly muss man noch einige Formulare der Cal Poly ausfüllen und schließlich das Visum im Konsulat in München beantragen. Hier empfehle ich früh dran zu seinen und sich strikt an deren Richtlinien zu halten. Amerikaner haben es diesbezüglich nicht gerne, wenn man auch nur minimal abweicht, selbiges gilt auch bei Ämtern in den USA z.b. DMV.
Vor der Abreise Sobald man sein Visum erhalten hat, kann man sich um dem Flug in die USA kümmern. Ich habe noch einem Zwischenstopp in Seattle gemacht und einen Freund besucht und bin dann von dort direkt nach SLO geflogen. Der Flughafen in SLO ist super klein und es werden auch nur 4 Destination angeflogen aber ich habe doch einen nicht schlechten Deal ergattert. Die meisten fliegen nach SFO oder LAX. Von dort muss man noch nach SLO kommen. Die bestehenden Zugund Busverbindungen sind definitiv nicht zu empfehlen. Die schnellste und günstigste Variante ist sich ein Ride Share in der Facebook Gruppe SLO Ride Share zu organisieren. Zu den üblichen Semesterreisezeiten findet man zahleiche Optionen für gewöhnlich $20 Spritgeld. Bei der Versicherung ist man leider an die der Cal Poly gebunden, was nicht die beste und günstigste Variante ist aber wer mehr will muss eben eine zusätzliche Versicherung abschließen. Leider bekam ich für den Aufenthalt nur einen kleinen Reisekostenzuschuss von der HM in Höhe von 400. Glücklicherweise wurde der Aufenthalt größtenteils von meinen Eltern gesponsert. Des Weiteren muss man sich um seine Unterkunft kümmern. Ich habe mich wie viele für Valencia Apartments entschieden, was ich definitiv nicht weiterempfehlen kann. Es ist zweifelsohne die einfachste Variante ein Zimmer zu finden, aber inzwischen viel zu überteuert (Achtung SLO ist generell wesentlich teurer als München) für was einem geboten wird. Dort bin ich auch nach 2 Quartern ausgezogen und habe mein Zimmer untervermietet. Über einen Freund habe ich dann ein privates Zimmer für das letzte Quarter bekommen. Meine Empfehlung ist sich auf Craigslist oder Facebook ein privates Zimmer zu suchen, auch wenn dies einige Zeit in Anspruch nehmen kann was von Deutschland aus zu finden, was den Aufenthalt allerdings definitiv angenehmer gestaltet. Ankunft In SLO gelandet wurde ich von meinem International Welcome Ambassador (IWA) abgeholt und zu meiner Wohnung gebracht. Er hat mir auch gleich noch bei Einkäufen und wichtigen Fragen geholfen. Allgemein stehen in der ersten Woche noch einige Welcome Events an, wo einem doch teils gute Informationen geben werden. Die meisten Welcome Events und auch den Kontakt zu anderen Austauschstudenten habe ich persönlich weniger bevorzugt und stattdessen eher Kontakt zu den amerikanischen Studenten gesucht.
Kurse Wie schon erwähnt habe ich mit den Kursen eine eher alternative Variante gewählt. Da man im Master mindestens 8 Units pro Quarter belegen muss um sein Visumsstatus zu behalten (Bachelor 12 Units) und die Masterarbeit an der Cal Poly nicht genügend Units entspricht, musste ich parallel zu meinem letzten Kurs und meiner Masterarbeit noch Units füllende Kurse belegen. Diese Kurse waren wirklich nur zum Füllen da und hatten auch teilweise rein Garnichts mit meinem Studiengang zu tun. Allgemein erfordert das amerikanische System unglaublich viel Aufwand neben den Vorlesungen mit teilweise wöchentlichen Hausaufgaben, Midterms, Quizes und Finals. Das System mit einer einzigen Prüfung kennen die Amerikaner leider nicht. Auch das Niveau ist ein bisschen niedriger als in Deutschland und man hat das Gefühl die Studenten werden mit all den Hausaufgaben an der Hand durch das Studium geführt. Hier eine Übersicht meiner belegten Fächer: Letzter fehlender Kurs: - ME542: Compressible Flow bei Prof. Westphal (4 Units) Hatte zuvor noch nie etwas mit kompressibler Strömung oder Überschall zu tun aber sobald man sich an das schnelle Quarter-System und die unendlich vielen Hausaufgaben, Midterms, gewohnt hat, ist der Kurs doch recht leicht. Prof. Westphal ist ein absolut super netter und qualifizierter Mensch und Professor. Nur weiter zu empfehlen. Units füllende Kurse: - ENGL149: Tech Writing for Engineers bei Mrs. Johann (4 Units) Dachte hilft mir mehr für meine Masterarbeit (erste Arbeit in Englisch zu schreiben). War in Ordnung und auch überschaubar vom Aufwand. Sadie Johann ist ein absolut offener und netter Mensch, war auch mal mit ihr was trinken ;) - KINE181: First Aid/CPR/AED bei Mr. Hall (1 Unit) Erste Hilfe Ausbildung mit American Red Cross Zertifikat als Abschluss. Guter Units Füller, wenn benötigt. - KINE121: Golf bei Mr. Hall (1 Unit) Einzige Aufgabe ist auf dem 10-Loch Golfkurs in SLO golfen zu gehen, mit Studentenrabatt. Beginners Clinic für Anfänger. Hat Spaß gemacht, spiel aber deswegen jetzt trotzdem kein Golf mehr.
- KINE125: Jogging bei Mr. Hall (1 Unit) Zweimal die Woche gemütlich zwischen 1 und 5 km laufen gehen. Easy class. - ME563: Graduate Seminar (1 Unit) Vorträge von Industriepartnern und Professoren. Anwesenheit entspricht Note. - ME500: Individual Study (4 Units) Theoretisch Projektarbeit, aber genutzt als Platzhalter für die Masterarbeit Masterarbeit: - Electronic Shifting im Formula Student Team und bei Prof. Mintzlaff (HM Prof.) (9 Units) Prof. Mintzlaff war zum gleichen Zeitpunkt wie ich an der Cal Poly, was mir sehr gelegen kam. Über den gesamten Zeitraum war ich Mitglied im Formula Student Team (Cal Pol Racing). Hier habe ich im Fall Quarter gemeinsam mit Prof. Mintzlaff und dem Team nach einem geeigneten Thema gesucht, welches ich dann im Winter und Spring Quarter bearbeitet habe. Auch wenn der Weg vielleicht nicht der vorgeschlagene oder einfachste war, bin ich doch sehr froh darüber wie alles funktioniert hat (mit einem wenig mehr organisatorischen Aufwand versteht sich). Leben Allgemein sind junge Amerikaner extrem offene Personen und sobald sie erfahren, dass du Deutscher bist ist es noch einfacher ins Gespräch zu kommen. An Kontakten fehlt es in den USA definitiv nicht. Noch mehr involviert wird man, wenn man sich Clubs anschließt. Ich war in drei Clubs mit dem Engineering Club Cal Poly Racing und den zwei Sport Clubs Triathlon und Cycling. Die drei Clubs konnte ich allerdings nur managen, da ich aufgrund meiner Masterarbeit kaum Kurse hatte. Die meisten Amerikaner schließen sich 1-2 Clubs an. In den Clubs habe ich eigentlich auch alle meine guten Freunde kennengelernt. Zur Fortbewegung in SLO reicht ein Fahrrad vollkommen aus. Einzig zum Einkaufen in den günstigeren Supermärkten wie z.b. Food4Less oder Trader Joe s wird ein Auto benötigt. Meistens haben die Mitbewohner oder Freunde eines das man sich leiht oder gemeinsam einkaufen geht. Ich habe neben meinen Radln (alle auf Craigslist gekauft) noch den kalifornischen Motorradschein gemacht. Leider zählt dieser in Deutschland erst nach praktischer
und theoretischer Prüfung (ohne Pflichtstunden), aber bei dem kinderleichten kalifornischen Schein für $33 (inkl. Auto Schein, 1 oder 2 Scheine gleicher Preis) habe ich das auch nicht erwartet. Und in Summe spart man sich doch erheblich Geld. Bzgl. Nachtleben in SLO sind Dienstag und Donnerstag die Bars Downtown eigentlich immer prall gefüllt, Wochenende versteht sich ja von selbst. Zu beachten ist allerdings das die Bars um 1.30 Uhr bereits schließen und allgemein Cal Poly nicht gerade ein Party College ist, wo die Polizei auch gerne mal strenger ist. Landschaftstechnisch ist SLO ein absoluter Traum mit der Küste knappe 10 Milen entfernt und einer raumhaften Hügellandschaft direkt in der Stadt. Für Rennrad, Mountainbike und Wandern perfekt das ganze Jahr über, sowie Wochenendausflüge in die kalifornischen Nationalparks. Fazit Ich habe die Zeit in SLO extrem genossen und wollte am liebsten gleich dortbleiben, leider ist das mit Arbeitsvisum nicht ganz so leicht. Ich werde aber auf jeden Falls dort wieder vorbeischauen und Freunde besuchen. Ich kann absolut keinen Negativ Aspekt an einem Auslandssemester finden und kann es allen nur herzlich empfehlen.