Verzicht auf Schnabelbehandlung bei Puten aktueller Stand Dr. Henrike Glawatz Moorgut Kartzfehn von Kameke GmbH & Co. KG EIP-Workshop Uelzen, 23. und 30. Mai 2018
Die Situation Fokus der Öffentlichkeit liegt auf der Tierhaltung. NGO s, Medien und Politik sowie Lebensmitteleinzelhandel und Konsumenten reagieren. Öffentlicher Druck führt zu mehr Regulation durch Gesetze Freiwillige Vereinbarungen Marktlabel im LEH 2
Spannungsfelder und Anforderungen Züchter: Fokus auf Gesundheit und Fitness Mäster: Fokus auf management- und tierschutzbasierte Indikatoren Tierarzt: Fokus auf Antibiotikareduktion Wissenschaft: Fokus auf praxisnahe Lösungen Politik: Sorgsame Evaluierung des Verbots der Schnabelbehandlung (Zeitspannen?) Zurück zu realistischer Betrachtungsweise und weg von emotionaler Polemik 3
Agenda Politisch angestrebte Ausstiegsfristen Versuchsergebnisse bei Haltung ohne Schnabelbehandlung: Faktor Beschäftigung Faktor Futterinhaltsstoffe Faktor Besatzdichte Möglichkeiten in der Zucht 4
Politisch angestrebte Fristen für Verzicht auf Schnabelbehandlung bei Puten Tierschutzplan Niedersachsen ab 2018 (www.ml.niedersachsen.de) NRW Bundesratsinitiative Putenhaltung 2017 Bundesministerium ab 01.01.2019 (Hennen) (www.bmel.de) WBA (Wissenschaftlicher Beirat des BMEL) 5 Jahre (www.bmel.de) Initiative Tierwohl --- 5
Beschäftigung und Picken 6
Maßnahmen zur Reduzierung von Picken - Beschäftigungsmaterial - Anforderungen Bundeseckwerte / Initiative Tierwohl: mindestens ein veränderbares Material oder andere bepickbare Gegenstände (ein Beschäftigungsmaterial / 400m²) bei Picken zusätzliches Material 7
Beschäftigungsmaterialien 8
Automatisierung von Beschäftigung: EIP-Projekt Poultry Acitivity Farm Zusammenarbeit TiHo, LWK Niedersachsen, Moorgut Kartzfehn, Lehr- und Forschungsgut Ruthe und Praxisbetriebe Entwicklung eines Prototypen und Test von Materialien 9
Strukturelemente Empfehlungen aus Bundeseckwerten und bei der Initiative Tierwohl: Erhöhte Sitzgelegenheiten (z.b. Strohballen) Unterschlupfmöglichkeiten Außenklimabereich
Insektenlarven als Beschäftigung 11
Insektenlarven als Beschäftigung 12
Und trotzdem 13
Kartzfehner Versuche Sterblichkeitsrate aufgrund von Picken Versuch 1 Versuch 2 Versuch 3 3,5 3,5 3,5 3,5 3 3 3 3 x 2.8 2,5 2 2 X 1.8 2,5 2,5 2 2 x 2.2 2,5 2,5 2 2 x 2.0 1,5 x 1.3 1,5 1,5 x 1.4 1,5 1 1 1 1 1 0,5 0,5 0,5 0,5 0,5 0,5 0 0 Mortality (%) Mit Schnabelbehandlung 0 0 Mortality (%) Ohne Schnabelbehandlung 0 0 Mortality (%) Ohne Schnabelbehandlung + Stallstrukturierung +Beschäftigungsmaterial 14
Fütterung und Picken 15
Einfluss von Hämoglobin im Putenfutter (P. Hiller; A. Meyer; J. Simon; D. Gehmeier; H. Meyer; 2013) terblichkeitsrate % 18,00 16,00 14,00 12,00 mit Schnabelbehandlung ohne Schnabelbehandlung 10,00 8,00 6,00 4,00 2,00 0,00 Kontrolle 100 % Protein + Hämoglobin 85 % Protein + Hämoglobin 16
Effekte von Rohfasergehalten im Futter (Kartzfehn 2013) Sterblichkeitsrate 1,8 1,6 1,4 1,2 1 0,8 0,6 0,4 0,2 x 1,06 x 1,56 Erhöhung der Rohfaseranteile: P1: + 0,4 % P2: + 0,6 % P3: + 0,7 % P4: + 1,3 % P5: + 1,4 % P6: + 1,7 % 0 Standard mit SB Rohfaser mit SB Rohfaser ohne SB Standard MSB RF MSB RF OSB 17
Aktuelle Fütterungsversuche in Kartzfehn Wirkung unterschiedlicher Magnesium- Quellen Erhöhung von Natrium / Chlorid Wirkung von unterschiedlichen Rohfaser-Strukturen Wirkung von Futteradditiven (z.b. Probiotika, mittelkettige Fettsäuren)
Besatzdichte und Picken 19
Einfluss der Besatzdichte (Kulke, Ruthe 2014) Sterblichkeitsrate 7% 6,61% 6% 5% 5,41% 4% 3% 2% 1% 0% 40 kg/m² 58 kg/m² 20
Einfluss der Besatzdichte auf Sterblichkeitsrate (Kartzfehn 2013/14) 3 2,5 21 kg/m² x 2,6 3 2,5 40 kg/m² 3 2,5 58 kg/m² 2 1,5 1 2 1,5 1 x 1,47 2 1,5 1 x 1,18 0,5 0,5 0,5 0 mit 0 ohne mit ohne mit ohne 0 21
Möglichkeiten der Putenzucht Direkte Selektion auf "ruhigere" Linien nahezu unmöglich Fitness eher ein Faktor für Aggressivität!
Fazit Federpicken und Kannibalismus bei Puten ist ein sehr komplexes Geschehen. Eintretende Geschlechtsreife kann das Problem verstärken. Die Veränderung eines (Stress-)Faktors reicht aus, um Picken entstehen zu lassen (z.b. Wetteränderung). Aber: Mehrere Maßnahmen sind nötig, um Probleme zu reduzieren. Bis heute gibt es keine Lösung.