Dietrich Bonhoeffer. 2. Die Augen verschließen oder Widerstand leisten? Dietrich Bonhoeffer bekämpft Hitler auch um den Preis des eigenen Lebens

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Transkript:

2. Die Augen verschließen oder Widerstand leisten? Dietrich Bonhoeffer bekämpft Hitler auch um den Preis des eigenen Lebens Kompetenzorientierung / Vernetzung Die Schüler verstehen die Bedeutung der Frage Wer bin ich? und versuchen, sie für sich selbst zu beantworten, vollziehen den Lebensweg eines Menschen ein Stück weit nach und nehmen Anteil an seinem Such- und Leidensweg, denken über den Preis nach, den sie bereit sind, für die eigene Überzeugung zu zahlen. Vorbereitung M1 und M2 auf Folie kopieren. Motivation / Themenfindung L: Wir machen ein ruhiges Brainstorming. schreibe zuerst eine Frage an die TA, danach halten wir eine Minute Stille. L notiert die Frage: Wer bin ich? L: Auf diese Frage gibt es schnelle, aber auch tiefer liegende Antworten. Denkt eine Minute still darüber nach. L notiert Gedanken der Sch in Stichworten an die TA. Begegnung / Erarbeitung 1 L: Ein Mann hat sich auch diese Frage gestellt und in einem freien Gedicht für sich beantwortet. L legt Folie auf (M1). Sch lesen. L: Lest den Text noch einmal still für euch und beantwortet dann die Fragen (Folie / TA M2) (EA / PA). LSG über die Antworten. L: Wer bin ich? ist eines der letzten Gedichte, das Dietrich Bonhoeffer im Juni 1944 in einer Gefängniszelle in Berlin-Tegel verfasst hat. Dietrich Bonhoeffer war ein evangelischer Theologe, der am deutschen Widerstand gegen den Nationalsozialismus beteiligt war. Das Gedicht ist Ausdruck seiner Lage zwischen Hoffnung auf die Beseitigung Hitlers und Angst vor Verrat und Tod. L legt ein Bild von D. Bonhoeffer als Folie auf: Dietrich Bonhoeffer Bildarchiv: ogy.de/j5fq Begegnung / Erarbeitung 2 L: Wie Dietrich Bonhoeffer in diese Situation gekommen ist, erzählt die folgende Befragung. Sch tragen sie im Dialog vor (M3). L verteilt M4. L: Fasst die Antworten auf die Fragen in kurzen Sätzen und Stichworten ggf. arbeitsteilig zusammen. Vertiefung L spielt Lied Von guten Mächten treu und still umgeben 1 ein. > Video: ogy.de/zfpy > Text: ogy.de/fdnj L: Dieses Lied ist ein Gedicht Dietrich Bonhoeffers. Er hat es im Dezember 1944 in der Gestapo-Haft verfasst und schickte es in einem Brief als Weihnachtsgruß an seine Verlobte Maria von Wedemeyer. Der Text wird verständlich, wenn man Bonhoeffers damalige Situation bedenkt: Er hatte nur selten Briefkontakt mit seiner Familie und musste täglich mit seiner Hinrichtung rechnen. L verteilt M5. L: Lest die Strophen des Liedes noch einmal still durch. L: Dietrich Bonhoeffer hat in der Zeit seiner Inhaftierung alles durchlebt, was ein Mensch in dieser Lage durchleben kann. Es gab Zeiten, in denen es ihm relativ gut ging, aber dann auch Zeiten, in denen er voller Angst, Depression und Wut war. Wo kommen im Lied diese zwiespältigen Gefühle zum Ausdruck? L: Setzt die Strophen in freier Bildgestaltung um. Drückt dafür Gedanken und Gefühle Dietrich Bonhoeffers mit Farben aus. Transfer L verteilt M6. L: Haben wir uns die Frage Wer bin ich? eigentlich schon einmal selbst gestellt? Versucht es einmal! Ihr sollt also nicht aufschreiben, was Dietrich Bonhoeffer geschrieben hat, sondern eure eigenen, ganz persönlichen Gedanken. Dabei gibt es kein richtig oder falsch. Alle Antworten sind richtig, wenn ihr es so meint (vgl. M6-Lösungsvorschlag). 1 Dietrich Bonhoeffer, Widerstand und Ergebung, Gütersloh (Gütersloher Verlagshaus) 2010, S. 218 15

alternativ / weiterführend L: Wer möchte, kann eine Strophe des Liedes Von guten Mächten treu und still umgeben (M5) auswählen, als Lesezeichen gestalten und in ein Buch legen, das er öfters zur Hand nimmt. M1 Wer bin ich? Dietrich Bonhoeffer: Wer bin ich? Wer bin ich? Sie sagen mir oft, ich träte aus meiner Zelle gelassen und heiter und feste wie ein Gutsherr aus seinem Schloss. 5 10 Wer bin ich? Sie sagen mir oft, ich spräche mit meinen Bewachern frei und freundlich und klar, als hätte ich zu gebieten. Wer bin ich? Sie sagen mir auch, ich trüge die Tage des Unglücks gleichmütig, lächelnd und stolz, wie einer, der Siegen gewohnt ist. Bin ich das wirklich, was andre von mir sagen? Oder bin ich nur, was ich selbst von mir weiß: 15 20 Unruhig, sehnsüchtig, krank, wie ein Vogel im Käfig, ringend nach Lebensatem, als würgte mir einer die Kehle, hungernd nach Farben, nach Blumen, nach Vogelstimmen, dürstend nach guten Worten, nach menschlicher Nähe, zitternd vor Zorn über Willkür und kleinlichste Kränkung, umgetrieben vom Warten auf große Dinge. 25 30 Ohnmächtig bangend um Freunde in endloser Ferne, müde und leer zum Beten, zum Denken, zum Schaffen, matt und bereit, von allem Abschied zu nehmen. Wer bin ich? Der oder jener? Bin ich denn heute dieser und morgen ein andrer? Bin ich beides zugleich? Vor Menschen ein Heuchler und vor mir selbst ein verächtlicher Schwächling? Oder gleicht, was in mir noch ist, dem geschlagenen Heer, das in Unordnung weicht vor schon gewonnenen Sieg? Wer bin ich? Einsames Fragen treibt mit mir Spott. Wer ich auch bin, Du kennst mich, Dein bin ich, o Gott. (Quelle: Dietrich Bonhoeffer, Widerstand und Ergebung, Gütersloh (Gütersloher Verlagshaus 2010) S. 188) 16

M2 Fragen zum Gedicht Wer bin ich? Wo könnte sich der Schreiber des Gedichts gerade befinden? Dreimal heißt es Sie sagen. Wer könnte damit gemeint sein? Wie sehen die anderen den Dichter (Fremdwahrnehmung)? Wie sieht er sich selbst (Selbstwahrnehmung)? Wie beantwortet der Schreiber die Frage: Wer bin ich? M3 Fragen an Dietrich Bonhoeffer Wann wurden Sie geboren und wer gehörte zu Ihrer Familie? Geboren wurde ich 1906 in Breslau. Mein Vater war Arzt und Neurologe, meine Mutter Lehrerin. hatte sieben Geschwister. Hatten Sie Probleme in der Schule? Mein Elternhaus war sehr gebildet. Meine Mutter unterrichtete uns Kinder schon vor der Schule und so war ich ziemlich gut in der Schule und machte mit 17 Jahren Abitur. Warum haben Sie Theologie studiert? Den Entschluss, Theologe und Pfarrer werden zu wollen, fasste ich bereits als Kind. Besonders der Tod meines Bruders, der an einer Kriegsverwundung starb, und die Trauer meiner Mutter haben mich dazu gebracht, mich mit Fragen über Tod und Jenseits auseinanderzusetzen. Später habe ich dann auch promoviert und wurde Professor. Sie sind viel im Ausland gewesen. Was hat Ihnen das gebracht? Kontakte ins Ausland, besonders nach England, Spanien und Amerika, waren mir immer wichtig, um meinen Blick zu weiten. Später habe ich diese Kontakte genutzt, um vor der nationalsozialistischen Kirchenpolitik zu warnen. Was haben Sie gedacht, als Hitler 1933 an die Macht kam? Wie stand die evangelische Kirche zu Hitler? Was dachten Sie über die Deutschen Christen? lehnte das Nazi-Regime von Anfang an ab, weil ich gegen Krieg war und für Frieden zwischen den Völkern. Als Hitler 1933 gleich zu Beginn seiner Gewaltherrschaft gegen die Juden vorging, erhob ich Protest. Wichtige Vertreter der evangelischen Kirche begrüßten die Machtübernahme Hitlers. Protestanten gründeten die Deutschen Christen und wurden Anhänger der Nazi-Ideologie. Sie jubelten Hitler zu, weil er ihnen Arbeit und Brot versprach. Sie wollten nicht sehen, dass er mit Terror und Mord regierte und Deutschland in den Krieg führen wollte. 17

Was konnten Sie damals gegen die Nazis unternehmen? schloss mich mit anderen evangelischen Christen in der Bekennenden Kirche zusammen. Für uns war die Bibel und nicht Hitler das, worauf wir bauten. Wir lehnten das nationalsozialistische Führerprinzip ab. Warum haben Sie dann Deutschland verlassen? Weil ich es nicht mehr ertragen konnte, in Deutschland Christ zu sein, wurde ich 1933 Gemeindepfarrer in London. Doch 1935 kehrte ich zurück und übernahm in Berlin die Ausbildung von Pastoren. Hat Hitler Sie in Berlin in Ruhe arbeiten lassen? Die Nazis haben mich nie in Ruhe gelassen. 1936 wurde mir die Lehrerlaubnis entzogen, 1937 wurde das Predigerseminar polizeilich geschlossen. Später durfte ich mich nicht mehr in Berlin aufhalten und erhielt Rede- und Schreibverbot. Hätten Sie nicht wieder ins Ausland gehen können? 1939 war ich tatsächlich auf einer Reise nach London und in die USA. Meine Freunde warnten mich und rieten mir zu bleiben. Trotzdem bin ich nach Deutschland zurückgekehrt. Warum? wollte mich in Deutschland aktiv am Widerstand gegen Hitler beteiligen und meine Freunde nicht im Stich lassen. Was haben Sie konkret unternommen? bekam Kontakt zu Admiral Wilhelm Canaris und weiteren heimlichen Gegnern Hitlers. Canaris war der Chef der deutschen Spionageabwehr. Er nahm mich in Dienst und unter diesem Deckmantel konnte ich meine Auslandskontakte für den Widerstand nutzen und Verbindungen zu ausländischen Regierungen knüpfen. Was ging Ihnen durch den Kopf, als 1939 der Zweite Weltkrieg begann? Mir wurde klar, dass durch Hitler Millionen Menschen sterben würden, im Krieg und in den Konzentrationslagern. Deshalb kam ich zu der Überzeugung, dass im Falle Hitlers der Tyrannenmord gerechtfertigt sei trotz des Gebots Du sollst nicht töten. Weshalb wurden Sie 1943 verhaftet? Warum mussten Sie nach dem misslungenen Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 mit dem Schlimmsten rechnen? 1943 wurde ich verhaftet, weil ich zur Unterstützung von Nazigegnern Geld ins Ausland geschmuggelt hatte. Aber es kam zu keinem Gerichtsverfahren. So konnte ich im Gefängnis in Berlin Briefe und theologische Aufsätze schreiben und sogar an eine Flucht denken. Nach dem Attentatsversuch fand die Gestapo in einem Geheimarchiv Papiere, aus denen hervorging, dass ich zum Widerstand gehörte. Deshalb wurde ich in den Gestapokeller in der Prinz- Albrecht-Straße in Berlin gebracht. Hitler persönlich erließ am 5. April 1945 den Befehl, Bonhoeffer zu ermorden. Am 9. April 1945 wurde er zusammen mit anderen Widerstandskämpfern im KZ Flossenbürg hingerichtet. 18

M4 Fragen an Dietrich Bonhoeffer Fasse die Antworten auf die Fragen in kurzen Sätzen und Stichworten zusammen. Wann wurden Sie geboren und wer gehörte zu Ihrer Familie? Hatten Sie Probleme in der Schule? Warum haben Sie Theologie studiert? Sie sind viel im Ausland gewesen. Was hat Ihnen das gebracht? Was haben Sie gedacht, als Hitler 1933 an die Macht kam? Wie stand die evangelische Kirche zu Hitler? Was dachten Sie über die Deutschen Christen? Was konnten Sie damals gegen die Nazis unternehmen? Warum haben Sie dann Deutschland verlassen? Hat Hitler Sie in Berlin in Ruhe arbeiten lassen? Hätten Sie nicht wieder ins Ausland gehen können? Warum sind Sie nach Deutschland zurückgekehrt? Was haben Sie konkret unternommen? Was ging Ihnen durch den Kopf, als 1939 der Zweite Weltkrieg begann? Weshalb wurden Sie 1943 verhaftet? Warum mussten Sie nach dem misslungenen Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 mit dem Schlimmsten rechnen? 19

M5 Von guten Mächten treu und still umgeben Lies die Strophen des Liedes durch und gestalte sie bildlich vielleicht auch nur einzelne Aspekte der Strophen. Von guten Mächten treu und still umgeben, behütet und getröstet wunderbar, so will ich diese Tage mit euch leben und mit euch gehen in ein neues Jahr. Noch will das alte unsre Herzen quälen, noch drückt uns böser Tage schwere Last. Ach Herr, gib unsern aufgeschreckten Seelen das Heil, für das du uns geschaffen hast. Und reichst du uns den schweren Kelch, den bittern des Leids, gefüllt bis an den höchsten Rand, so nehmen wir ihn dankbar ohne Zittern aus deiner guten und geliebten Hand. Doch willst du uns noch einmal Freude schenken an dieser Welt und ihrer Sonne Glanz, dann wolln wir des Vergangenen gedenken, und dann gehört dir unser Leben ganz. Lass warm und hell die Kerzen heute flammen, die du in unsre Dunkelheit gebracht, führ, wenn es sein kann, wieder uns zusammen. Wir wissen es, dein Licht scheint in der Nacht. Wenn sich die Stille nun tief um uns breitet, so lass uns hören jenen vollen Klang der Welt, die unsichtbar sich um uns weitet, all deiner Kinder hohen Lobgesang. Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag. Gott ist bei uns am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag. (Quelle: Dietrich Bonhoeffer, Widerstand und Ergebung, Gütersloh (Gütersloher Verlagshaus) 2010, S. 218) 20

M6 Wer bin ich? Führe die Satzanfänge auf den Leerzeilen so zu Ende, wie es für dich passt. Unter Sie sagen kannst du dir vorstellen, wen du willst: Eltern, Geschwister, Lehrer, Freunde usw. Wer bin ich? Sie sagen mir oft Wer bin ich? Sie sagen mir auch Bin ich das wirklich, was andre von mir sagen? Oder bin ich nur, was ich selbst von mir weiß? Das weiß ich von mir: Wer bin ich? Der oder jener? Bin ich denn heute dieser und morgen ein andrer? Bin ich beides zugleich? Wer ich auch bin, Du kennst mich, Dein bin ich, o Gott. 21