Die Biologischen Stationen in Nordrhein-Westfalen Rudolstadt, 20.5. 2016 Prof. em. Dr. Wolfgang Schumacher
Gliederung Hintergrundinformationen Organisation und Finanzierung Arbeitsbereiche Erfahrungen und Erfolge
Mindestens 95 % der Fläche Deutschlands sind Kulturlandschaften!
Biodiversität natürlicher Ökosysteme: artenreich (Felshänge, Naturwälder), artenarm (Hochmoore). Insgesamt < 5% Fläche in Deutschland.
Vom Ackerbau dominierte Landschaft - Eifelrand und angrenzende Niederrheinische Bucht
Ackerbauregionen: Herbizidfreie Äcker, Ackerrandstreifen und Säume sind fast nur durch Vertragsnaturschutz oder Kompensation zu erhalten : erbizidfreie Randstreifen sind beim Greening künftig ebenfalls zu berücksichtigen
Von Grünland dominierte Mittelgebirgsregion mit nutzungsabhängigen halbnatürlichen Lebensräumen: Wiesen, Weiden, Magerrasen u. Heiden.
Erhaltung der Biologischen Vielfalt nutzungsabhängiger Lebensräume nur durch Beweidung oder Mahd!
Biologische Vielfalt artenreicher Frisch-, Feucht- und Trockenwiesen Derartige Flächen müssten beim Greening künftig berücksichtigt werden!
Erhaltung durch naturschutzkonforme Mähverfahren (3000 ha)
Naturschutz durch Beweidung (ca. 2000 ha)
Kalkmagerrasen bei Bad Münstereifel, Frühjahrsaspekt mit Kuhschelle. Mahd seit 1990, Schafbeweidung der Steillagen.
Bärlauch-Buchenwald (Hordelymo-Fagetum allietosum), Kalkeifel
Eichen-Elsbeerenwald mit der Kennart Purpurblauer Steinsame
Organisation und Finanzierung der Biologischen Stationen in NRW Vom Land NRW und den Kreisen gegründete und finanzierte Biologi-sche Stationen gibt es seit 1988 (derzeit rund 40). In der Regel sind die Träger der Biologischen Stationen gemeinnützige Vereine, z.b. Natur-schutz- und Landschaftspflegeverbände, Heimat- und Wandervereine, aber auch kommunale, land- und forstwirtschaftliche Institutionen und Verbände. Diese stellen gemeinsam mit Kreis und Land (Finanzierung 20 : 80) eine(n) hauptamtliche(n) Geschäftsführer(in) und 1-2 (3) Mitarbeiter mit Ausbildung in Biologie, Landespflege, Landwirtschaft/Landnutzung oder Geographie ein. Bis 2005 gab es Rahmenvereinbarungen zwischen Kreisen und dem Land NRW (30: 70) für die Gründung und Finanzierung Biologischer Stationen. Inzwischen regeln Förderrichtlinien des Landes (FÖBS) die Finanzierung auf der Basis sogenannter Verrechnungseinheiten (80% Land, 20 % Kreis oder kreisfreie Stadt).
Arbeitsbereiche Die Arbeitsbereiche der Biologischen Stationen werden durch die jeweiligen Satzungen der Trägervereine bestimmt und jährlich im Rahmen eines Arbeits- und Maßnahmenplans konkretisiert (Genehmigung durch Höhere Naturschutzbehörde beim RP). Die Förderrichtlinie Biologische Stationen (FÖBS) formuliert drei grundlegende Arbeitsbereiche (mit unterschiedlichen Verrechnungseinheiten!) - Schutzgebietsbetreuung (Natura 2000-Gebiete, Naturschutzgebiete) - Vertragsnaturschutz (Einwerben, Beratung und fachliche Betreuung) - Natur- und umweltbezogene Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit Die Biologischen Stationen unterstützen das Land NRW inzwischen auch bei der Erfüllung der EU-Berichtspflichten: Monitoring von Lebensraumtypen und Arten innerhalb und außerhalb von FFH-Gebieten, die Erfassung von 62-Biotopen, Bewertung des Erhaltungszustandes der Gebiete sowie die Dokumentation durchgeführter Maßnahmen.
Die Biologischen Stationen NRW`s sind im Dachverband Biologischer Stationen zusammengefasst. Siehe Internet, dort auch Informationen, Filme etc, über die einzelnen Bio-Stationen sowie die NRW-Stiftung.de
Voraussetzungen und Erfolgsfaktoren für die Umsetzung in die Praxis Der Grundsatz Naturschutz durch Nutzung fördert die Kreislaufwirtschaft und ist für Äcker, Wiesen, Weiden und Magerrasen auf größeren Flächen der einzige naturhaushaltlich verträgliche, ökonomisch sinnvolle und auch naturschutzfachlich erfolgreiche Weg. Die Strategie der Integration des Naturschutzes in landwirtschaftliche Betriebe erfordert Kooperationsbereitschaft und partnerschaftliche Zusammenarbeit. Dabei muss die Planung auch die künftige Entwicklung der Betriebe berücksichtigen. Faktum aber ist, dass keine Form von Landwirtschaft derzeit in der Lage ist, Biodiversität systemimmanent auch nur annähernd zu erhalten. Selbst flächendeckender Ökolandbau könnte dies nur zu maximal 25 %, weil das zulässige Stickstoffniveau auch hier viel höher ist als in der extensiven Landwirtschaft um 1950/60.
Narzissenwiese in der Westeifel zehn Jahre nach Beseitigung einer 25jährigen Fichtenaufforstung
Voraussetzung war und ist in allen Fällen eine fachgerechte Durchführung der Naturschutzprogramme, umfangreiche Renaturierungsmaßnahmen einschließlich der entsprechenden Erfolgskontrollen. Ergebnisse und Ausblick Auf Grund des Vertragsnaturschutzes mit Landwirten in den letzten 35 Jahren ist in der NRW-Eifel entgegen der Entwicklung in den meisten Naturräumen Deutschlands die Trendumkehr gelungen: Bei der ganz überwiegenden Anzahl seltener und gefährdeter Arten ist eine deutliche, z. T. exponentielle Zunahme der Populationen zu verzeichnen. Die gleiche Entwicklung lässt sich auch bei den meisten Kennarten der Offenlandbiotope feststellen. Auch in anderen Naturräumen Nordrhein-Westfalens, z.b. Siegerland, Hochsauerland, Teile des niederrheinischen und westfälischen Tieflandes sowie Ostwestfalens, lassen sich ähnliche Erfolge nachweisen.
Natur- und Kulturerbe - zwei Seiten einer Medallie!
Mohn und Monet! Naturerbe und Kulturerbe! Natur- und Kulturlandschaft