Fazit aus zwei Expertisen zu schwer erreichbaren Zielgruppen. Domenic Schnoz

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Transkript:

Fazit aus zwei Expertisen zu schwer erreichbaren Zielgruppen Domenic Schnoz

Ausgangslage Jahresthema 2014/15 «Schwer erreichbare Zielgruppen» der Stellen für Suchtprävention im Kt. Zürich Gründung einer Arbeitsgruppe mit dem Auftrag auch externe Expertisen einzuholen. Koordiniert durch die ZüFAM.

1. Expertise Sucht Schweiz Begriffsklärung und Eingrenzung «schwer erreichbar» Wer soll erreicht werden? Nähere Bestimmung der ausgewählten Zielgruppen Vulnerable Familien Erwerbslose Junge Erwachsene

Begriffsklärung «Gemeinhin werden unter dem Begriff "schwer erreichbare Zielgruppen" für die Prävention relevante Zielgruppen verstanden, welche jedoch aus verschiedenen Gründen nicht durch die herkömmlichen Zugangswege und Angebotsstrukturen erreicht werden können.»

Wer soll erreicht werden? Tiefer ökonomischer Status Bildungsferne Soziale Isolation Räumliche Isolation Gesellschaftliche Marginalisierung Direkte strukturelle Barrieren (Erschwerter Zugang) Indirekte strukturelle Barrieren (Ungenügende Identifikation oder Aktivität durch MultiplikatorInnen) Eingeschränkte Mobilität Bewusst gewählte Unerreichbarkeit

Eingrenzung auf drei Zielgruppen Vulnerable Familien Erwerbslose Junge Erwachsene

Ableitungen aus Literatur u. Praxis

Ausgewählte Massnahmen PartyFit (Institut für Suchtprävention, Österreich) Mut tut gut Stärkung psych. Gesundheit bei Frauen (donna klara und JobCenter) Frühe Förderung ab Geburt: Zeppelin

Ziele Partyfit Junge Menschen mit Peeransatz im Partysetting erreichen und Alkoholkonsum thematisieren Aktive Auseinandersetzung mit Trinkverhalten und Trinkmotivationen nachhaltige Reduzierung des problematischen Alkoholkonsums bzw. Erlernen eines maßvollen Umgangs Bewusstseinsschärfung und Auseinandersetzung mit Gruppendruck innerhalb Freundeskreis

Methode Partyfit Einsatz von motivierten und geschulten Peers Zielgruppenadäquates und attraktives Giveaways (Saferpartyguide, Alkoholquiz ) Thematisierung von Safer Sex

Ziele Mut tut gut Stärkung des Selbstwertgefühls und der Selbstfürsorge soziale und emotionale Ressourcen erkennen und verbessern können Tage wieder strukturieren und aktiv gestalten lernen soziale Isolation verringern die aktuelle Situation realistisch einschätzen lernen Schritte zur Verbesserung ihrer Lebenssituation und Gesundheit einleiten

Methode Mut tut gut Persönliches Vorgespräch in der Beratungsstelle mit einer der Kursleiterinnen 10-wöchiges Kursprogramm mit 12-14 Frauen: 5 begleitende Einzelberatungen mit einer Mitarbeiterin aus der Beratungsstelle Nachtreffen, ca. 8 Wochen nach Kursende

Ziele Zeppelin Früherkennung von Kindern in psychosozialen Risikosituationen Frühe Förderung dieser Kinder: Eltern für altersspezifische Bedürfnisse sensibilisieren Vorbereitung auf gute Zusammenarbeit mit Bildungseinrichtungen Sprachentwicklung optimal fördern

Methode Zeppelin Elterntrainerin PAT (Parents as Teachers) Hausbesuche, 2x/Monat, während 3 Jahren Eltern/Kind-Interaktion (Bildung, etc.) Entwicklung des Kindes (Sprache, etc.) Wohl der Familie (Hilfe in Notfällen) Gruppenangebot, 1x/Monat (Aufbau soz. Netzwerke)

Fazit? Sich auf einzelne ausgewählte Zielgruppen zu fokussieren, um Verzettelung vorzubeugen. Und Punkte der Folie 5

2. Expertise Umfrage bei Mitgliedern Fachverband Sucht Internetbasierte Befragung 40 Mitglieder haben teilgenommen (33%)

Wichtigste Zielgruppe: belastete Familien Von den drei vordefinierten Zielgruppen werden die belasteten Familien am meisten beachtet. Gleichzeitig am meisten Schwierigkeiten, den Zugang herzustellen und aufrechtzuerhalten und es wird der grösste Handlungsbedarf ausgemacht.

Und die anderen beiden? erwerbslosen Personen wird in allen Belangen am wenigsten Beachtung geschenkt. Junge Erwachsene werden von der Prävention und Suchthilfe bereits seit längerem als eigene Zielgruppe angesprochen. Im Unterschied zu den anderen Zielgruppen spielt dabei auch die Online-Kommunikation eine Rolle, wenn auch keine zentrale.

Klare Vorstellung Die antwortenden Institutionen haben relativ klar verteilte Vorstellungen davon, was zu tun ist, damit ihre Angebote von den definierten Zielgruppen wahrgenommen, angenommen und genutzt werden.

Aber «Es besteht ein gewisser Trend dazu, die angetroffenen Zugangsschwierigkeiten, aber auch den wahrgenommenen Handlungsbedarf zu externalisieren. So betrifft ein sehr grosser Teil der genannten Schwierigkeiten Zugangsschranken auf Seiten der KlientInnen und Angehörigen also Faktoren, die nicht mit dem Angebot der Fachstellen in Zusammenhang stehen.»

Allem voran: Vernetzung «Für alle Zielgruppen steht die gezielte Vernetzung und Zusammenarbeit mit anderen Fachstellen, Fachpersonen und spezialisierten Organisationen als Zugang klar im Vordergrund. Das gleiche gilt für die Bewerbung der eigenen Angebote. Obwohl also die Vernetzung eine ganz zentrale Rolle für den Zugang zur Zielgruppe darstellt, scheint es in der konkreten Zusammenarbeit und Koordination mit Partnerstellen oftmals zu harzen.»

Fazit? Die eigenen Institution und deren Angebote und Zugänge überprüfen. Vernetzung verbessern Paradoxon: Die Zielgruppen, auf die man sich am meisten konzentriert, sind auch diejenigen, bei denen der grösste Handlungsbedarf gesehen wird

Erste Empfehlungen der Arbeitsgruppe Junge Erwachsene Prüfung weitere und Optimierung bestehender Kanäle mit Öffentlichkeitsarbeit. Insbesondere im Onlinebereich Bildung einer AG mit dem Schwerpunkt Nightlife à Wichtiges Oberziel: Vernetzung stärken

Erste Empfehlungen der Arbeitsgruppe Erwerbslose Sichtung bestehender Angebote auf Kantonsgebiet, insb. auch aus Therapie- und Beratungsbereich Vernetzung mit Multiplikatoren aus Amt für Wirtschaft und Arbeit 1. Schritt auf kantonaler 2. Schritt auf regionaler Ebene

Erste Empfehlungen der Arbeitsgruppe Vulnerable Familien Anknüpfung der AG Jahresthema 2016/17 (Kinder aus suchtbelasteten Familien) an die Erkenntnisse aus dem Projekt Zeppelin betreffend innovativem Zugang zu mehrfach belasteten Familien.

Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit Quelle: Roland Stähli, 20XX