KONTINUIERLICHE FÖRDERUNG VON BILDUNGSCHANCEN

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Transkript:

«NATIONALE KONFERENZ GEGEN ARMUT» 7. SEPTEMBER 2018, FABRIKHALLE 12 KONTINUIERLICHE FÖRDERUNG VON BILDUNGSCHANCEN Prof. Dr. Doris Edelmann

INHALTE 1. Ausgangslage Synthesebericht 2. Konzept «Kontinuierliche Bildungschancen» 3. Folgerungen für Praxis und Politik

AUSGANGSLAGE SYNTHESEBERICHT Nationales Programm gegen Armut Handlungsfeld «Bildungschancen für sozial benachteiligte Kinder, Jugendliche und Erwachsene» Förderung von 20 Pilot- und Modellprojekten sowie 7 Forschungs- und Evaluationsprojekten durch das BSV Fördersumme in der Höhe von 1.7 Mio. CHF für den Zeitraum 2015 bis 2018 Mandat Synthesebericht Förderprojekte Bildungschancen Synthese aus den Erfahrungen der 27 Förderprojekte mit Fokus auf projektübergreifende Aspekte Ziel: Wissenschaftliche und praktische Erkenntnisse bündeln und für weitere Akteure zur Verfügung stellen Entwicklung des Konzepts der «Kontinuierlichen Bildungschancen» Folgerungen und Empfehlungen für Praxis und Politik 3

«Bildung verstanden als individueller Prozess des Aufnehmens, Erschliessens und Einordnens von Erfahrungen und Wissen erfolgt über die gesamte Lebensspanne, in verschiedenen Erfahrungszusammenhängen sowie in Abhängigkeit zur sozialen Lage.» (INFRAS/PHBERN, 2018, S. 7)

FOLGEN VON ARMUT Wissen um die Folgen von Armut als Grundlage zur Bekämpfung und Prävention. Eltern / Erwachsene Familie ist arm. Kinder/ Jugendliche Materielle Dimension Grundversorgung, Wohnsituation, Konsum Soziale Dimension soziale Einbindung, gesellschaftliche Partizipation Was bedeutet das für die Lebenslage? Gesundheitliche Dimension Ernährung, psychisches Wohlbefinden Kulturelle Dimension Bildungsressourcen, Bildungsabschlüsse [Quelle: Holz, Laubstein & Sthamer, 2012, S. 7]

THEORETISCHER HINTERGRUND Urie Bronfenbrenner (1981) Ökosystemische Entwicklung Geschwister Mutter Fach- und Lehrkräfte Kita/ Schule andere Kinder Kind Familie Vater Arbeitsplatz

KONTINUIERLICHE Abbildung 1: Kontinuierliche BILDUNGSCHANCEN Bildungschancen ab Geburt bis zur beruflichen Einmündung

EMPFEHLUNGEN FÜR ZUKÜNFTIGE PROJEKTE Klärung der Zielsetzungen Klärung der Zielgruppen Zugang zu den Angeboten sicherstellen Zielgruppenansprache und Zielgruppenerreichung Vernetzung von Angeboten Professionalität der Fachkräfte und Einbezug von Freiwilligen Evaluation und Nachhaltigkeit

EMPFEHLUNGEN AN POLITIK UND VERWALTUNG Hochwertige Bildungs- und Betreuungsangebote für alle Vorschulkinder Rolle der Schulen in der Armutsprävention stärken Schulische Tagesstrukturen auf- und ausbauen Eltern- und Familienbildung fördern Gezielte Unterstützung von Kindern und Jugendlichen bei Übertritten Berufsabschlüsse für Erwachsene individuell unterstützen Situationsanalyse erstellen Koordinationsstelle finanzieren

FAZIT Aufeinander abgestimmte und miteinander vernetzte Unterstützungsangebote auf allen Bildungsstufen können einen wichtigen Beitrag zur Förderung von kontinuierlichen Bildungschancen leisten. Mitverantwortlich sind Akteure aller staatlichen Stellen, insbesondere auch Schulen. sowie private Akteure wie Nichtregierungsorganisationen, Stiftungen und Vereine, indem sie Angebote zur Erhöhung von Bildungschancen bereitstellen, koordinieren und vernetzen und eine ausreichende Finanzierung dieser Angebote sicherstellen. Erfahrungen und Bedürfnisse von armutsbetroffenen und/oder -gefährdeten Erwachsenen, Familien respektive Eltern, Kindern und Jugendlichen sollten stärker in die Entwicklung von Bildungsmassnahmen einbezogen werden und ihnen somit die Rolle als relevante Akteure zugesprochen werden.

Literatur Andresen, S. & Galic, D. (2015). Kinder. Armut. Familie. Alltagsbewältigung und Wege zur wirksamen Unterstützung (2. Auflage). Gütersloh: Bertelsmann Stiftung. Bronfenbrenner, Urie (1981): Die Ökologie der menschlichen Entwicklung. Natürliche und geplante Experimente. Stuttgart: Klett- Cotta. Bundesamt für Statistik (Hrsg.) (2016). Armut und materielle Entbehrung von Kindern Erhebung über die Einkommen und Lebensbedingungen (SILC) 2014. Neuchâtel: BFS. Butterwegge, C. (2010). Kinderarmut und Bildung. In G. Quenzel & K. Hurrelmann (Hrsg.). Bildungsverlierer. Neue Ungleichheiten (S. 537-555). Wiesbaden: VS für Sozialwissenschaften. Edelmann, D. (2015). Stärkung der Chancengerechtigkeit durch frühe Förderung. In A. Haenni Hoti (Hrsg.), Grundlagenbericht Equity Diskriminierung und Chancengerechtigkeit im Bildungswesen für den Convegno der EDK-Kommission Bildung und Migration (S. 35-42). Bern, EDK. Edelmann, D. (2018). Chancenförderung und Integration durch frühe (Sprach-)Förderung? Theoretische Reflexionen und empirische Einblicke. Wiesbaden: Springer. Gärtner, L. (2012). Wie gross ist die Kinderarmut in der Schweiz? In Caritas Schweiz (Hrsg.), Sozialalmanach 2012. Schwerpunkt: Arme Kinder (79-92). Luzern: Caritas. Hock, B., Holz, G. & Kopplow, M. (2014). Kinder und Familien in Armutslagen Grundlagen für armutssensibles Handeln in der Kindertagesbetreuung. In Deutsches Jugendinstitut/Weiterbildungsinitiative Frühpädagogische Fachkräfte (Hrsg.), Inklusion - Kinder und Familien in Armutslagen. Grundlagen für die kompetenzorientierte Weiterbildung, Band 9 (S. 24-96). München Holz, G., Laubstein, C. & Sthamer, E. (2012). Lebenslagen und Zukunftschancen von (armen) Kindern und Jugendlichen in Deutschland. 15 Jahre AWO-ISS-Studie. Frankfurt a.m.: Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik e.v. INFRAS/PHBern (2018): Nationales Programm gegen Armut: Ergebnisse aus den geförderten Projekten im Handlungsfeld Bildungschancen. Synthesebricht. In: Beiträge zur Sozialen Sicherheit. Forschungsbericht 6/18. Bern: Bundesamt für Sozialversicherungen. Laubstein, C., Holz, G. & Seddig, N. (2016). Armutsfolgen für Kinder und Jugendliche. Erkenntnisse aus empirischen Studien in Deutschland. Gütersloh: Bertelsmann Stiftung.