Die Ergebnisse kurzgefasst An zwei Standorten in Niederbayern (Landshut-Siebensee/Vilsbiburg) wurden im Winter 2016-17 neun verschiedene Sorten von frosttoleranten Wintergemüse-Sorten im Exaktversuch angebaut. Schon in 2015-16 testete das Gartenbauzentrum Bayern Süd-Ost als Außenversuchsstelle der Landesanstalt für Wein- und Gartenbau 18 verschiedene Sorten in einem Tastversuch: von Asiasalaten bis hin zur Winterkresse. Der Anbau erfolgte in beiden Jahren im frostfreien Glashaus. Im Tastversuch 2015-16 überzeugten acht Sorten, besonders 'Jargon' (1,94 kg/m 2 ), 'Frizzy Joe' (1,87 kg/m²), 'Tatsoi/Rosetten Pak Choi' (2,22 kg/m²), 'Moutarde Rouge metis' (1,44 kg/m 2 ) und 'Mizuna' (2,34 kg/m 2 ). Anhaltende Minustemperaturen im Winter 2016-17 führten zu Wachstumsstockungen und verspäteter Ernte. Trotzdessen erzielten Salanova Crispy 'Jargon' und die Asiasalate 'Frizzy Joe', 'Tatsoi/Rosetten Pak Choi' ausreichende Erträge von mindestens 2 kg/m². Partielle Ausfälle ergaben sich bei den Sorten 'Mizuna' und 'Moutarde Rouge' die nur ein Bruchteil vom vorjährigen Ertrag erreichten. Die essbaren Blüten von Viola cornuta wurden ab März kontinuierlich geerntet und trugen zur Vielfalt der Schnittsalatkiste bei. Versuchsfrage und Versuchshintergrund Welche Schnittsalate eignen sich für den ungeheizten Gewächshaus-Anbau? Alternativen zu Feldsalat wie etwa die Asiasalate werden getestet, um Aussagen zur Anbaueignung und Effizienz zu treffen. Ein vorhergehender Wintergemüse-Schauversuch im Winter 2015/16 zeigte Erträge bis zu 3 kg/m². Die besten Sorten daraus wurden erneut und diesmal im Exaktversuch zur statistischen Auswertung geprüft. Ergebnisse im Detail Den höchsten Ertrag mit insgesamt 2,40 kg/m² erzielte der Salanova Crispy 'Jargon' (RZ) mit zwei Erntegängen in KW 12 und KW 14 am Versuchsstandort Landshut. Der krause Asisasalat 'Frizzy Joe' (HI) erzielte mit drei Erntegängen 2,07 kg/m² ebenso viel wie Tatsoi/Rosetten Pak Choi (RS) bei einmaliger Ernte. Auffällig war, dass 'Frizzy Joe' - geerntet am 28.12.2016, 23.03. und 12.04.2017 - seine Blattform zum letzten Schnitt änderte (Abbildung 6). Die Winterkresse erreichte trotz einmaliger Ernte einen Ertrag von 1,26 kg/m² (Vergleich 2015-16: 1,94 kg/m², 3 Erntegänge). Fehlende Sonneneinstrahlung sorgte auch für Wachstumsverzögerungen beim Feldsalat 'Pulsar', der erst in Kalenderwoche 9 mit 0,74 kg/m² geerntet wurde und zudem partiell mit Fäule befallen war. Der 'Tatsoi/Rosetten Pak Choi' (VIB, auf Vorjahresniveau) und der 'Tatsoi Tama' mit 0,72 kg/m² (LA) ging Ende Februar/Anfang März innerhalb weniger Tage in Blüte und wurde deshalb mit Blütenknospen geerntet. Für die Direktvermarktung hatte dies keine Auswirkung, da auch der Blütenknospen gut verarbeitet werden kann (Pfannengericht). Unter einigen Tatsoi-Blättern war ein Alternaria-Befall sichtbar (Abbildung 2). Die Violen (Viola cornuta Callisto) wurden als essbare Blüten mit in das Wintergemüse-Sortiment genommen, um den Wert der Salatmischung optisch und geschmacklich abzuheben. Als Dekorationselement in einer gemischten Salat-Kiste reichen schon eine Handvoll Violen aus (Abbildung 3). Anfang März sind durchschnittlich 43 Blüten/m² geerntet worden, wenige Wochen später war es das 10-fache mit durchschnittlich 431 Blüten/m². Weitere Erntegänge sind bis mindestens in den Juni möglich, die Ertragserfassung endete jedoch am 10.04.2017. 1 Franziska Haitzmann Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten - Gartenbauzentrum Bayern Süd-Ost
'Moutarde Rouge metis' gefiel im Tastversuch 2015-16 mit 1,44 kg/m² in zwei Erntegängen, erlitt aber in 2016-17 Kälte-/Frostschäden und erzielte nur einen Teil des Ertragspotentials mit 0,46 kg/m² in Landshut bzw. 1,06 kg/m² in Vilsbiburg. Am Landshuter Wintergemüse-Standort gefiel der Senfblatt 'Green wave' optisch im Sortenscreening. 'Green wave' gehört zu Brassica juncea var. crispifolia und wurde auf 30 x 30 cm (Züchterangaben Bestandsdichte von 30 x 20 cm) gepflanzt und im Einzelblatt geerntet (Abbildung 7). Er konnte ab KW 9 wöchentlich mit durchschnittlich 0,14 kg/m² geerntet werden bis er in KW 14 zu Schossen begann. Tabelle 1: Ergebnisse aus den Wintergemüse-Versuchen 2015-16 und 2016-17 Familie, botanischer Name Brassica juncea Valerianella locusta Brassica rapa ssp. nipposinica Sorte und Herkunft 'Moutarde Rouge metis' (BI) Tastversuch 2015-16 KW 46-14, Vilsbiburg kg/m² Erntegänge 1,44 2 Exaktversuch 2016-17 KW 49 bis KW 16 kg/m² Standort Erntegänge bzw. Stk./m² 0,46 4** LA 1,06 3 VIB 'Pulsar' (RZ) 0,97 1 0,76 1 'Mizuna' (BI) 2,34 3 0,51 2 Lactuca sativa 'Jargon' (RZ) 1,94* 1 2,40 2 LA Brassica rapa var. rosularis Brassica juncea (L.) Brassica rapa var. rosularis Barbaraea praecox 'Tatsoi Tama' (HI) 1,02 1 0,72 1 'Frizzy Joe' (HI) 1,87 2,07 3 'Tatsoi/Rosetten Pak Choi' (RS) 2,22 2 2,06 1 Winterkresse (BI) 1,94 3 1,26 1 Violaceae Viola cornuta Callisto - - 2043 Stück/m² 8 *Grüner Salanova 'Anguilla' im Tastversuch **aufgrund Frost ein Erntegang am 09.12.2017: nicht marktfähig von 0,1 kg/m² VIB Abbildung 1: Wintergemüse Siebensee 10. Februar 2017 Abbildung 2: Alternaria an 'Pak Choi' 2 Franziska Haitzmann Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten - Gartenbauzentrum Bayern Süd-Ost
07.12. 24.12. 28.12. 13.02. 02.03. 03.03. 09.03. 16.03. 22.03. 23.03. 30.03. 6.04. 10.04. 12.04. 20.04. Ertrag in kg/m² Anzahl Violen (essbare Blüten) Versuche im deutschen Gartenbau 2017 Abbildung 3: Gemischte Kiste: 'Pak Choi', 'Moutarde Rouge' und Violen aus dem Versuch kombiniert mit Feldsalat und Postelein aus Eigenanbau Abbildung 4: 'Pak Choi' Ernte am 2. März 2017 in Vilsbiburg 3 500 450 2,5 2 1,5 1 0,5 400 350 300 250 200 150 100 50 Tatsoi Tama (LA) Jargon (LA) Mizuna (LA) Feldsalat Pulsar (LA) Winterkresse Tatsoi/Rosetten Pak Choi (VIB) Frizzy Joe (VIB) Moutarde Rouge (VIB) Moutarde Rouge (LA) Green Wave (LA, Schauversuch) Viola (VIB) 0 0 Abbildung 5: Marktfähige Wintergemüse-Erträge im zeitlichen Verlauf von Dezember 2016 bis April 2017 der Standorte Landshut und Vilsbiburg, Haitzmann 3 Franziska Haitzmann Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten - Gartenbauzentrum Bayern Süd-Ost
Abbildung 6: 'Frizzy Joe' nach dem 2. Schnitt am 07.04.2017 Kultur- und Versuchshinweise Abbildung 7: 'Moutarde Rouge' und 'Green wave' in Landshut- Siebensee Nr. Sorten Eigenschaften (Züchterangaben) Herkunft 1 'Moutarde Rouge metis' intensiv rot, fein gezackten Blättern, mittelscharfes Aroma Bingenheim 2 'Pulsar' breites, dunkelgrünes Blatt Rijk Zwaan 3 'Mizuna' stark gefiederte hellgrüne Blätter, milder Kohlgeschmack Bingenheim 4 'Jargon' Roter Salanova, Bl:16-32/Nr:0 Rijk Zwaan 5 Tatsoi 'Tama' glänzend dunkelgrüne Selektion mit löffelförmigen, glattrandigen Blatt Hild 6 'Frizzy Joe' hellgrüner Blattsenf mit mildem Senfaroma, stark gebruchtete und gefiederte Blätter Hild 7 'Tatsoi/Rosetten Pak Choi' runde, dunkelgrüne Blätter in dichter Rosette milder Geschmack Reinsaat 8 Winterkresse kräftiggrüne, wüchsige Blattrosette, kresseartiger, scharfer Geschmack, Bingenheim 9 Viola cornuta Callisto gelbe Blüte Leiner Standort Vilsbiburg Siebensee-Landshut Wiederholungen 3 3 Aussaat 29.09.2016 30.09.2016 Allgemein: 5 Korn/Quickpot Winterkresse: 10 Korn/Quickpot Tatsoi/Rosetten Pak Choi und Jargon: 1 Korn/Quickpot Pflanzung 3.11.2016 4.11.2016 Ernte kontinuierlich im Babyleaf-Stadium (siehe Abbildung 3) Bodenanalyse N min zur Pflanzung 160 kg/ha 94 kg/ha Parzellengrösse je Sorte und WH 2,16 m² 4,32 m² Vorkultur Stangenbohnen Schauparzelle keine Green Wave (Brassica juncea), Speisechrysantheme (Glebionis coronaria) Pflanzenschutzbehandlung keine keine 4 Franziska Haitzmann Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten - Gartenbauzentrum Bayern Süd-Ost
Starke Temperatureinbrüche bis zu minus 12 Grad zeigten sich an der Landshuter Wetterstation. Im Januar gab es anhaltende zweistellige Minusgrade im unbeheizten Gewächshaus an beiden Standorten und durch die schneebedeckten Gewächshäuser einen Wachstumsstillstand bzw. - verzögerung. Kritische Anmerkungen Bei 'Green wave' könnte eine Ertragssteigerung durch eine geringere Bestandsdichte erreicht werden. Die Speisechrysantheme am Standort Landshut als Randbepflanzung überstand die Minustemperaturen nicht. 'Jargon' erzielte den höchsten Ertrag, jedoch verwirrte er den Kunden beim Einkauf aufgrund seiner bräunlich-roten Farbe in Bezug auf Frische (Abbildung 8). Abbildung 8: Salanova 'Jargon' am 10. Februar 2017 am Landshuter Praxis-Versuchsbetrieb 5 Franziska Haitzmann Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten - Gartenbauzentrum Bayern Süd-Ost