3. Österreichisches Soja-Symposium Der weltweite Sojamarkt und die europäische Eiweißlücke



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Transkript:

3. Österreichisches Soja-Symposium Der weltweite Sojamarkt und die europäische Eiweißlücke LBWFS Ritzlhof, 7. Juni 2011

Agenda Sojamarkt weltweit Anbauflächen Aufbringung von Sojabohnen und Sojaschrot Nationale Bedarfsmengen Europäischer Eiweiß- und Futtermittelmarkt Resümee und Implikationen für österreichische Sojaproduzenten 2

Beinahe die Hälfte der weltweiten Ackerfläche entfällt auf Weizen, Mais, Sojabohnen und Reis Weltweit werden rund 1,3 Mrd. ha Ackerfläche bewirtschaftet, davon betreffen 645 Mio. ha den Anbau von Weizen, Mais, Reis und Sojabohnen Der Anbau von Soja ist in den letzten 10 Jahren um 29 Mio. ha auf 104 Mio. ha gestiegen Während Weizen und Reis vor allem als Nahrungsmittel Verwendung finden, werden Mais und Sojabohnen hauptsächlich verfüttert 250 Anbaufläche der weltweit wichtigsten Nutzpflanzen 219 225 227 222 200 Mio. Hektar 150 100 137 152 158 158 157 161 156 158 102 104 96 75 50 0 2000/01 2008/09 2009/10 2010/11 Weizen Mais Reis Sojabohnen 3 Quelle: World Agricultural Production, USDA, Dezember 2002, World Agricultural Production, USDA, April 2011, faostat Mai 2011 Agrarjahr bei den meisten Ländern Okt. / Sep., hiervon abweichend Mexiko (Sep. / Aug.), Peru (Jän. / Dez.) und Paraguay und Bolivien (Mär. / Feb.)

Weltweit werden auf 104 Mio. ha Sojabohnen angebaut; ¾ der weltweiten Anbauflächen liegen in Nord- und Südamerika Die Sojaanbaufläche der EU 27-Staaten liegt mit rund 400 Tsd. ha (rd. 900 Tsd. Tonnen) bei 0,4% der weltweiten Sojaanbaufläche Die wichtigsten Soja-Anbauländer neben den USA sind Brasilien und Argentinien sowie Indien und China Geografische Verteilung der weltweiten Sojabohnenanbaufläche 2010/11 EU 27 0,4% Indien 9,1% China 8,5% Andere 4,9% Südamerika 45,8% USA 30,0% Kanada 1,4% Mio. ha 2010/11 USA 31,0 Kanada 1,5 Brasilien 24,3 Argentinien 18,6 Sonst. Südamerika 4,6 Indien 9,4 China 8,8 Sonst. Ost- u Südostasien 1,4 EU 27 0,4 Frühere Sowjetunion 2,1 Andere 1,6 Welt 103,5 4

In den EU 27-Staaten werden rd. 360 Tsd. ha Soja angebaut, inkl. Serbien, Kroatien und Bosnien 580 Tsd. ha Die mit Abstand größten europäischen Sojaanbauflächen befinden sich in Italien und Serbien Rumänien verzeichnete als einziges Land einen Rückgang der Sojaanbaufläche 250 Geographische Verteilung der europäischen Sojaanbaufläche 210 200 170 180 170 150 Tsd. Hektar 100 50 51 60 45 43 40 41 25 27 5 10 11 1 1 3 3 4 4 0 Österreich 1) Frankreich Italien Spanien Tschechien Slowakei Rumänien Serbien Kroatien Bosnien 2010 2011 Quelle: EU-27 Oilseeds Crop Forecast, Coceral, März 2011 1) Tatsächliche Anbauflächen lt. LWK OÖ, DI Krumphuber: 2010: 34 Tsd. ha, 2011: 37,5 Tsd. ha

Weltweit wird der Großteil der nationalen Sojabohnenbedarfe durch Eigenproduktion gedeckt, hohe Importe in EU und China Der Großteil der in die Importländer eingeführten Sojabohnen wird zu Sojaschrot und öl verarbeitet Die EU 27-Staaten importieren rd. 14 Mio. Tonnen Sojabohnen 500 Weltweite Sojabohnenaufbringung 2010/11 450 400 350 60% China 15% EU 27 25% Andere 319,9 415,2 415,2 + 95,4-98,5 44% USA 33% Brasilien 11% Argentinien 12% Andere 316,7 Mio. Tonnen 300 250 200 + 261,0-255,8 150 100 50 58,9 60,9 0 Lagerstand Ende 2009/10 Produktion Importe Exporte Nationale Bedarfe Lagerbestand Ende 2010/11 6 Quelle: Oilseeds: World Market and Trade, USDA, April 2011 Mögliche Abweichungen sind durch Rundungsdifferenzen bedingt

Die weltweite Produktion von Sojaschrot liegt bei fast 180 Mio. Tonnen; die EU Staaten sind wichtigster Importeur Die weltweit wichtigsten Exportländer für Sojaschrot sind Argentinien, Brasilien und die USA Die EU 27-Staaten importieren rd. 23 Mio. Tonnen Sojaschrot 300 Weltweite Sojaschrotaufbringung 2010/11 250 41% EU 27 59% Andere 240,7 240,7 48% Argentinien 23% Brasilien 14% USA 15% Andere + 57,1-59,9 Mio. Tonnen 200 150 183,6 180,8 100 + 177,0-174,7 50 0 5,8 Lagerstand Ende 2009/10 Produktion Importe Exporte Nationale Bedarfe Lagerbestand Ende 2010/11 6,1 7 Quelle: Oilseeds: World Market and Trade, USDA, April 2011 Mögliche Abweichungen sind durch Rundungsdifferenzen bedingt

Während nur 0,4% der Sojaanbauflächen in den EU-27 Staaten liegen, beträgt der Sojaschrotbedarf rd. 20% Weltproduktion Der weltweite Bedarf an Sojaschrot ist seit 2000/01 um rund 50% gestiegen Mit einem Bedarf von mehr als 30 Mio. Tonnen pro Jahr sind die EU 27-Staaten nach China die größten Konsumenten von Sojaschrot Während sich der Bedarf der EU 27-Staaten zuletzt relativ konstant entwickelte, hat er sich in China in den letzten fünf Jahren um mehr als 60% erhöht; deutliche Zunahmen verzeichnen auch Brasilien und die restlichen Länder Mio. Tonnen 200 180 160 140 120 100 80 60 40 20 0 Entwicklung nationaler Sojaschrot-Bedarfsmengen 175 160 157 151 152 55 48 52 48 46 117 14 38 11 12 13 14 28 8 31 30 28 28 29 33 35 32 30 33 28 28 31 32 38 45 15 2000/01 2006/07 2007/08 2008/09 2009/10 2010/11e Verteilung Bedarfssteigerung seit 2000/01 : 12% Indien 42% sonst. Asien 21% Mittel- u Südamerika 25% Andere Davon Produktion von rd. 10-11 Mio. Tonnen aus Sojabohnenimporten China EU-27 USA Brasilien Andere 8 Quellen: Oilseeds: World Markets and Trade, USDA, Jänner 2003 Oilseeds: World Market s and Trade, USDA, April 2011 USDA Production, Supply and Distribution Online, Mai 2011

Agenda Sojamarkt weltweit Europäischer Eiweiß- und Futtermittelmarkt Resümee und Implikationen für österreichische Sojaproduzenten 9

Jährlich werden in den EU 27-Staaten ca. 460 Mio. Tonnen Futtermittel durch Nutztiere verzehrt Rund die Hälfte des Futtermittelbedarfes wird durch vom Ursprungsgebiet angebautes Raufutter gedeckt Knapp 40% des Bedarfes entfallen auf zugekaufte Futtermittel (entweder Futtermittelausgangsstoffe oder Mischfutter) Futtermittelbedarf der EU 27-Staaten Mio. To. % Futtergetreide 76 41% Getreide aus Ursprungsbetrieb 11% Zugekaufte Futtermittel 39% Nebenprodukte der Nahrungsmittelind. 17 9% Ölkuchen und Schrote 67 36% Öle und Fette 2 1% Minteralfutter, Vitamine, usw. 4 2% Andere 18 10% Gesamt 185 100% Raufutter 50% Industrieller Rohstoffverbrauch in der EU 2009 1) 10 Quellen: Feed & Food Statistical Yearbook 2009, Europäischer Verband der Mischfuttterindustrie (fefac) 1) Verbrauchswerte 2009 sind Schätzungen der fefac, angegebene Mengen beinhalten den industriellen Rohstoffverbrauch zuzügl. der Rohstoffimporte in die EU

Fast 70% des Bedarfes an eiweißreichen Futtermittelausgangsstoffen in den EU 27-Staaten wird durch Sojaschrot gedeckt Neben Sojaschrot ist Rapsschrot der bedeutendste der proteinreichen Futtermittelausgangsstoffe, gefolgt von Sonnenblumenschrot mit einem Anteil von 5% Anteil eiweißreicher Futtermittelausgangsstoffe an der Deckung des Proteinbedarfs der EU 27 Sonnenblumenschrot 5% Rapsschrot 15% Kokos-Palmschrot 2% Hülsenfrüchte 2% Trockenfutter 3% Maiskleberfutter 2% Verschiedenes 1% Fischmehl 2% Sojaschrot 68% 11 Quellen: Soy consupmtion for feed and fuel in the European Union, Profundo economic research, Niederlande, Oktober 2008

Die EU 27-Staaten sind vom Import eiweißreicher Futtermittel abhängig, der Selbstversorgungsgrad liegt bei nur 27% Der Selbstversorgungsgrad an proteinreichen Futtermittelausgangsstoffen ist in den EU 27-Staaten mit weniger als 30% gering, wenngleich der Selbstversorgungsgrad sehr unterschiedlich ist Bei Sojaschrot liegt der Selbstversorgungsgrad bei nur 2% Selbstversorgungsgrad der EU 27-Staaten mit eiweißreichen Futtermittelausgangsstoffen 104% 106% 93% 81% 63% 55% 29% 27% 2% 0% Sojaschrot Sonnenblumenschrot Rapsschrot Kokos-Palmschrot Hülsenfrüchte Trockenfutter Maiskleberfutter Verschiedenes Fischmehl Gesamt 12

Der Import von Soja als Proteinlieferant ist für die Futtermittelindustrie in den EU 27-Staaten unverzichtbar Der Bedarf an Protein liegt in den EU 27-Staaten bei 26 Mio. Tonnen, es können aber nur 7 Mio. Tonnen (27%) aus eigener Produktion erwirtschaftet werden Bei Protein aus Soja liegt der Selbstversorgungsgrad bei 2% 30 EU-27 Bilanz eiweißreicher Futtermittelausgangsstoffe 2007/08 26 25 3 20 4 1 Mio. Tonnen Protein 15 10 7 19 18 5 2 4 0 10,3 EU-Produktion Import EU-Verbrauch Sojabohnenschrot Sonnenblumenschrot Rapsschrot Andere Eiweißlücke 13 Quelle: Feed & Food Statistical Yearbook 2009, Europäischer Verband der Mischfutterindustrie

Eine mittelfristige Reduktion der Importabhängigkeit ist denkbar, ein Schließen der Eiweißlücke jedoch nicht Die Ausweitung der EU-27 Sojaanbauflächen auf 20% der Anbaufläche 1) von Körnermais entspricht 1,6 Mio. ha (aktuell 360 Tsd. ha) oder 10% der zur Vollversorgung mit Sojaschrot notwendigen Fläche Annahme: In Österreich liegt der Sojaanbau aktuell mit 34 Tsd. ha bei rd. 17% der Anbaufläche von Körnermais (rd. 200 Tsd. ha). Bei Erhöhung der Anbauflächen, insb. in NÖ, ist ein Überschreiten der 20% Marke denkbar. 18 16 14 16,5 1,6 14,9 34 Tsd. ha Sojaanbaufläche in Österreich entsprechen rd. 2,5% der heimischen Ackerfläche von rd. 1,39 Mio. ha. Mio. ha 12 10 8 6 Bezogen auf die gesamte Ackerfläche der EU 27-Staaten von rd. 102 Mio. ha ist eine Sojaanbaufläche von 16,5 Mio. ha als unrealistisch hoch anzusehen 4 2 0 Notwendige Anbaufläche EU 27-Staaten Anbaupotential1) 20% Körnermaisfläche Lücke 14 Quellen: Bei rd. 8,1 Mio. ha Maisanbaufläche in den EU 27-Staaten (USDA, 23.5.2011) entspricht eine Quote von 20% 1,6 Mio. ha. Sojaanbaufläche (Vgl. DI Christian Krumphuber, LWK OÖ, Sojaboom in Österreich, 28.4.2011); Eurostat Mai 2011 Bei einem Bedarf von 33 Mio., einem durchschnittlichen weltweiten Ertrag von 2,5 t/ha und einer Quote von Sojaschrot/Sojabohne von 80% errechnet sich ein Anbauäquivalent von 16,5 Mio. ha

Der überwiegende Teil des Sojaschrotbedarfs wird zu gleichen Teilen in der Schweine- und Geflügelwirtschaft verwendet Nur 6% des Sojaschrotbedarfs wird an Rinder verfüttert Die übrigen 94% verteilen sich zu gleichen Teilen auf die Schweine- und Geflügelwirtschaft 40.000 Bedarfsmenge an Sojaschrot durch landwirtschaftliche Produktion in den EU 27-Staaten 35.000 30.000 30.741 30.878 30.614 Mio. Tonnen 25.000 20.000 14.050 14.358 14.415 15.000 10.000 14.785 14.644 14.366 5.000 0 1.907 1.876 1.833 2007 2008 2009 Rinder und Kälber Schweine Geflügel 15 Der Verbrauch Rinder und Kälber beinhaltet sowohl Fleisch- als auch Milchproduktion Die Angaben für Geflügel umfassen sowohl die Produktion von Fleisch als auch von Eiern Quellen: Feed & Food Statistical Yearbook 2009, Europäischer Verband der Mischfutterindustrie www.milchindustrie.de, Mai 2011; www.worldpoultry.net, Mai 2011

Der Gesamtfleischkonsum der EU 27-Staaten ist leicht rückläufig Mit Ausnahme von Geflügel - bei dessen Produktion der Sojaeinsatz (g/kg Fleischproduktion) deutlich über jenem bei Rinder- oder Schweinemast liegt - ist der Konsum aller Fleischarten in den letzten Jahren leicht zurückgegangen Fleischkonsum der EU 27-Staaten 50 200 45 43,2 43,1 42,5 180 40 160 35 11,1 11,4 11,5 140 30 1,1 1,0 1,0 120 Mio. Tonnen 25 20 85,3 83,7 82,4 22,8 22,6 22,2 100 80 kg pro Kopf 22,9 23 23,1 15 2,8 2,6 2,4 60 10 42,7 41,8 40,9 40 5 8,2 8,1 7,9 20 16,9 16,3 16,0 0 Mio. Tonnen kg pro Kopf Mio. Tonnen kg pro Kopf Mio. Tonnen kg pro Kopf 0 2007 2008 2009 Rind und Kalb Schwein Schafe und Ziegen Geflügel 16 Quelle: Feed & Food Statistical Yearbook 2009, Europäischer Verband der Mischfutterindustrie

Agenda Sojamarkt weltweit Europäischer Soja- und Futtermittelmarkt Resümee und Implikationen für österreichische Sojaproduzenten 17

Resümee Mit einer Anbaufläche von 104 Mio. ha zählt Soja neben Weizen, Mais und Reis zu den wichtigsten Kulturpflanzen weltweit ¾ der weltweiten Anbauflächen für Soja liegen in Nord- und Südamerika Der jährliche Bedarf an Sojaschrot der EU 27-Staaten beläuft sich auf rd. 33 Mio. Tonnen. Diesem Bedarf steht eine innergemeinschaftliche Produktion von rund 0,9 Mio. Tonnen Sojabohnen gegenüber Um den Sojaschrotbedarf der EU 27-Staaten ohne Importe zu decken, wäre eine Anbaufläche von 16,5 Mio. ha erforderlich, die tatsächliche Anbaufläche liegt bei knapp 0,4 Mio. ha. Da die zur Deckung des Eigenbedarfs benötigte Anbaufläche nicht zur Verfügung steht, werden Sojabohnen und schrot in großen Mengen importiert. Hauptbezugsländer für die europäischen Sojaimporte sind Brasilien, Argentinien und USA Der Selbstversorgungsgrad der EU 27-Staaten mit Protein für die Futtermittelindustrie liegt bei < 30%, jener für Sojaprotein bei lediglich 2%. Selbst bei einer Vervierfachung der Anbaufläche auf 1,6 Mio. ha würde das einer Selbstversorgung mit Sojaschrot von nur 10% entsprechen Der überwiegende Teil (94%) des europäischen Sojabedarfs wird zur Schweine- und Geflügelproduktion verwendet, die in der Rinderproduktion verfütterten Mengen sind vergleichsweise gering Eine mittelfristige Reduktion der Importabhängigkeit ist denkbar, ein Schließen der europäischen Eiweißlücke aus eigener Produktion ist jedoch unrealistisch 18

Implikationen für österreichische Sojaproduzenten Der Großteil der weltweiten Sojaproduktion ist gentechnisch verändert, auch der Großteil des nach Österreich importierten Soja wird aus GVO Sorten hergestellt. Die Nachteile der Plantagenproduktion (z.b. soziale, ökologische, entwicklungspolitische Fragen) sind bekannt Ist GVO freier Sojaschrot am Weltmarkt in größeren Mengen für Österreich verfügbar? Aus traditionellen Ländern? Erschließung neuer Importländer? Logistik verfügbar? Preis? Die heimische GVO freie - Sojaproduktion lag 2010 bei rd. 96 Tsd. To. (34,3 Tsd. ha x 2,8 To./ha). Davon werden rd. 50 Tsd. To. an die heimische Lebensmittelindustrie verkauft, die übrigen Mengen werden als Vollsoja verfüttert oder exportiert Heimische Konsumenten stehen gentechnisch veränderten Lebensmitteln skeptisch gegenüber, es ergeben sich Marktchancen für Produkte auf Basis GVO-freier Futtermittel Können für diese im Inland produzierten Produkte (z.b. Fleischwirtschaft, Milch- und Eimarkt) relevante Marktanteile und damit Mehrerlöse erzielt werden? Gibt es Bereitschaft zur Zusammenarbeit von Produzent Verarbeitung Handel? Positionierung/Differenzierung im Wettbewerbsumfeld? Sind die notwendigen Volumina durch Kontrakte abgesichert? In den letzten Jahren ist insbesondere das Segment der aus Soja produzierten Lebensmittel (Sojadrinks, Desserts, Tofu, Mehle und Backwaren, Aufstriche, Fleischersatz, Flakes, etc.) stark gewachsen. Heimische Hersteller in diesem Segment haben aufgrund der GVO Freiheit der heimischen Sojabohnen einen Wettbewerbsvorteil am internationalen Markt Kann die heimische Lebensmittelindustrie den aktuellen - in einzelnen Segmenten sehr hohen - europäischen Marktanteil weiter ausbauen? Mit welchen Produkten, in welchen Ländern? Sind die notwendigen Sojaqualitäten und -sorten in ausreichenden Mengen verfügbar und vertraglich abgesichert? 19

Kontakt Fritz Lehner Geschäftsführer Finadvice Financial Advisory GmbH Am Winterhafen 11 / 4 A - 4020 Linz Tel: +43 (0) 732 652 955 0 Fax: +43 (0) 732 652 955 99 Internet: www.finadvice.at 20