SL Windenergie GmbH. Windkraftanlage Neuenrade - Giebel. Hydrogeologisches Gutachten. Projekt-Nr Bonn, Dipl.-Geol.

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Transkript:

Windkraftanlage Neuenrade - Giebel Projekt-Nr. 2160011 Bonn, 10.02.2016 Dipl.-Geol. Beate Hörbelt

Inhaltsverzeichnis: 1 Auftrag und Unterlagen... 1 2 Geologie... 1 2.1 Allgemein... 1 2.2 Tektonik... 2 3 Hydrogeologie... 3 3.1 Kluftwasseraquifer... 3 3.2 Springer-Quelle... 3 4 Schlussbemerkung... 5

Seite 1 von 5 1 Auftrag und Unterlagen Am 20. Januar 2016 erhielt die Kühn Geoconsulting GmbH von der SL Windenergie GmbH den Auftrag, für die geplante Windkraftanlage in Neuenrade - Giebel ein hydrogeologisches Gutachten zu erstellen. Dabei ist besonders eine mögliche Beeinflussung der Springerquelle zu betrachten. Hierzu wurden folgende Unterlagen zur Verfügung gestellt: [U 1]: : - Neuenrade Alternative B2, Lageplan - WSZ IIIb, Lageplan Potenzialflächen [U 2]: Stadtwerke Altena: Teilflächennutzungsplan Windenergie Schreiben an die Stadt Neuenrade vom 28.08.2015 und 08.10.2015 [U 3]: Fuhrmann & Brauckmann GbR: Projekt: Teilflächennutzungsplan Windenergie Hydrogeologische Stellungnahme auf Basis vorliegender Planunterlagen vom 12.11.2015 Weiterhin wurden die geologische Karte, 1:25.000 Blatt 4612 Iserlohn, als auch vorhandene Daten vom LANUV NRW (ELWAS) ausgewertet. 2 Geologie 2.1 Allgemein Das Rechtsrheinische Schiefergebirge setzt sich aus paläozoischen Tonschiefern (Tonund Schluffsteinen), Sandsteinen und Kalksteinen zusammen, in welche örtlich Konglomerate und Diabase eingeschaltet sind. Die Gesteine sind durch gebirgsbildende Kräfte in Sättel und Mulden gefaltet. Im Bereich der geplanten Windkraftanlage sind die Unteren Honseler Schichten tmh1 (oberes Mitteldevon) aufgeschlossen. Sie setzen sich aus einer Wechsellagerung von Grauwackensandsteinen mit grauen Schiefern zusammen. Die mehr als 4 km westlich liegende Springerquelle liegt im Bereich einer Störzone zwischen den Unteren und Oberen Honseler Schichten tmh2. Letzere setzen sich vorwiegend aus Ton- und Mergelschiefer mit einzelnen Kalkbänken zusammen.

Seite 2 von 5 Abbildung 1: Geologische Karte mit Darstellung der für die Springerquelle (blauer Kreis) hydrogeologisch relevanten Störungszonen (pink) und eher nicht relevanten Störzonen (braun) [U3], geplante Windkraftanlage (grün) Abbildung 2: Geologisches Profil I-H (Quelle Geologische Karte 4612) 2.2 Tektonik Das Untersuchungsgebiet liegt im Bereich einer großräumigen Sattelstruktur, die im Zuge der variszischen Orogenese entstanden ist. Die Schiefer und Kalke (tmh2) sind im Gegensatz zu den Grauwackesandsteinen (tmh1) relativ inkompetent und erosionsanfällig und stehen vorwiegend an den Sattelrändern an. Die Störungszonen, Klüfte und Verwerfungen haben größtenteils eine NNW SSE Ausrichtung, kleinere verlaufen auch in E W Richtung. 2160011GW_G01.doc

Seite 3 von 5 3 Hydrogeologie 3.1 Kluftwasseraquifer Mit Ausnahme kleinerer Bereiche mit Porengrundwasserleitern (Bachsedimente) ist im Untersuchungsgebiet ein Kluftgrundwasserleiter vorherrschend. Im Zuge der Gebirgsbildung sind Störzonen, Trennfugen und Klüfte entstanden, auf denen sich das Grundwasser bewegt. Im Allgemeinen besitzen Sandsteine und Grauwacken größere Durchlässigkeiten als Tonsteine und Tonschiefer. Die Grundwasserneubildungsraten sind sehr gering und schwanken erfahrungsgemäß zwischen 1-3 l/sec*km2 (30-90 mm/a) im vorwiegend tonig-schiefrigen Bereich und zwischen 2-4 l/sec*km2(60-120mm/a) im vorwiegend sandigen Bereich. 3.2 Springer-Quelle Im Bereich der Springer-Quelle erfolgt der Quellaustritt großflächig über verkarsteten massigen Kalk und liefert Quellschüttungen von ca. 2500 3000 m 3 pro Tag [U2]. Der Hauptabfluss erfolgt über N S verlaufende Störungen mit hohen Abflussgeschwindigkeiten. Die in [U3] dargestellte Unterscheidung von relevanten und vermutlich nicht wirksamen Störungszonen (Abb. 1) ist nachvollziehbar und schlüssig. Des Weiteren wird die Springerquelle durch ungewöhnlich hohe Versickerungsraten auf Giebelhochfläche gespeist [U2]. Das Niederschlagswasser wird im klüftigen Sandstein größtenteils gespeichert und über Hohlräume im Kalkstein und Störungen mit erhöhter Fließgeschwindigkeit abgeleitet. Nachfolgende Abbildungen 3 und 4 zeigen die Einzugsgebiete der Oberflächengewässer.

Seite 4 von 5 Abbildung 3: Einzugsgebiete der Oberflächenwasserkörper (rot), geplante Windkraftanlage (grün) (Quelle LANUV - ELWAS) Demnach fließt das Niederschlagswasser im Bereich der geplanten Windkraftanlage über den Sundwiger Bach nach Norden und über den Winterlit und Brunnenbach nach Süden ab. Das in dem Bereich versickernde Niederschlagswasser wird größtenteils entlang der NNW SSE verlaufenden Störzonen abgeleitet (Abb. 1). 2160011GW_G01.doc Abbildung 4: Topographie und Einzugsgebiete (rot), geplante Windkraftanlage (grün) (Quelle LANUV - ELWAS)

Seite 5 von 5 4 Schlussbemerkung Die geplante Windkraftanlage liegt zum Teil in der Wasserschutzzone III b des Wasserschutzgebietes Krim. Gemäß 3 der Wasserschutzgebietsverordnung ist der Bau von Windkraftanlagen nicht verboten. Auf Grund der dargestellten geologischen und hydrogeologischen Situation ist eine Beeinflussung der Springerquelle durch die Baumaßnahme nicht erkennbar. Durch die geplante Flachgründung über Fundamente findet kein tieferer Eingriff in den Kluftgrundwasserleiter statt. Die Versiegelung durch die Windkraftanlage ist vernachlässigbar. Bonn, 10.02.2016 Kühn Geoconsulting GmbH...... Dipl.-Geol. STEFAN OESINGHAUS Dipl.-Geol. BEATE HÖRBELT Geschäftsführender Gesellschafter Projektleiterin, Herr Schulenburg 2160011GW_G01.doc