Wissensmanagement über elektronische Kommunikationsforen



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Transkript:

Wissensmanagement über elektronische Kommunikationsforen 6. Juli 2000 Rainer Kuhlen Universität Konstanz Fachbereich Informatik und Informationswissenschaft 1

Wissensmanagement über Kommunikationsforen Informationsmanagenemt und Wissensmanagement Kommunikativer Ansatz des Wissensmanagement Elektronische Kommunikationsforen: Zum Forumsbegriff Einsatzmöglichkeiten von elektronischen Kommunikationsforen Bausteine des Wissensmanagement Elektronische Kommunikationsforen im Wissensmanagement-Modell Forumsfunktionen Mehrwerteffekte der Kommunikation in Foren für das Wissensmanagement 2

Informationsmanagement und Wissensmanagement Informationsmanagement ist die Koordination der internen und externen Ressourcen der Information 20 Jahre wurde von Informationsmanagement gesprochen - warum hat jetzt Wissensmanagement Konjunktur? Koordination bedeutet: Identifizieren der relevanten Ressourcen Zugriff zu den Ressourcen sichern Bereitstellen von Kompetenz zur Umwandlung von ermitteltem Wissen in handlungsrelevante Information 3

Ressourcen des Informationsmarktes klassische Sicht Institutionen der Produktion von Wissen und Wissensobjekten Institutionen der Speicherung von Wissensobjekten Institutionen der Verteilung von Wissensobjekten Technische Infrastruktur Institutionen der Telekommunikation, Netzwerke, Hard- und Software Institutionen zur Durchführung von Informationsarbeit, z.b. für Datenbasen Institutionen der Institutionen zur Erstellung und Vermittlung/des Transfer von Verteilung elektronischer Informationsbanken (CD, online) Information 4

Informationsmanagement und Wissensmanagement Die Handlungsrelevanz macht den pragmatischen Primat von Information aus: Ende der Sicherheit Information ist Wissen in Aktion Verläßlichkeit/Wahrheitswert wurde gesichert: Die Akzeptanz der Umwandlung von Wissen in handlungsrelevante Information beruhte auf dem Vertrauen in die Verläßlichkeit der Wissen bereithaltenden Ressourcen Professionalisierung von Informationsarbeit Vertrauenssichernde Institutionen Wissenschaft Verlage Bibliotheken Fachinformationszentren Informationsvermittlung 5

Transformationsmodell Informationsverwaltung (Transformation 2) potentiell aktuelles Wissen Kontingenzfaktoren als verzerrende Rahmenbedingungen Information Informationserarbeitung (Transformation 1) Handeln (Planen, Entscheiden) 6

Zur pragmatischen Sicht der Informationswissenschaft Wissen Wissen kann gleichermaßen durch Erfahrung, Logik oder Kommunikation begründet werden. Information Der Bestand an Modellen über Objekte bzw. Objektbereiche und Sachverhalte, über den Individuen zu einem bestimmten Zeitpunkt verfügen bzw. zu dem sie Zugang haben und der mit einem zu belegenden Anspruch für wahr genommen wird. In einem übertragenen Sinne spricht man nicht nur von Wissen von Individuen, sondern auch vom Wissen einer Gruppe, einer Organisation oder sogar vom Wissen einer Kultur oder der gesamten Menschheit. Wissen ist der statische Bestand, die Summe der bisherigen (begründbaren,) individuellen oder kollektiven Erfahrungen, Erkenntnisse, Einsichten. 7

Zur pragmatischen Sicht auf Information Information ist Wissen in Aktion Information hat Auswirkungen auf ihre Rezipienten, verändert Weltbilder, theoretische Einsichten, Einstellungen, beeinflußt Entscheidungen. Es gibt keine wirkungslose Information. Wird nichts im Rezipienten bewirkt, dann hat es sich nicht um Information gehandelt. 8

Informationsmanagement und Wissensmanagement Die Einsicht wird Allgemeingut, dass Information nichts mit dem Wahrheitswert von Wissen zu tun hat. Information steht orthogonal zu Wissen wie zu begründen? Das Vertrauen in die Verläßlichkeit der Ressourcen für Information ist in einer postprofessionellen Informationsumgebung nicht gegeben. Die Frage nach dem Wahrheitswert von Information wird ersetzt durch die Frage nach Validität und Relevanz 9

Ressourcen des Informationsmarktes postprofessionelle Sicht - Internet-Dominanz Institutionen der Produktion von Wissen und Wissensobjekten Institutionen der Speicherung von Wissensobjekten Institutionen der Verteilung von Wissensobjekten Institutionen zur Durchführung von Informationsarbeit, z.b. für Datenbasen Technische Infrastruktur Institutionen der Telekommunikation, Netzwerke, Hard- und Software Institutionen der Unterhaltungsund Freizeitwirtschaft Institutionen der Multimediaund Lernwirtschaft Institutionen der Wissens- und Agentenwirtschaft Institutionen für Basis-, Mehrwert- und Meta-Dienste in elektronischen Netzen Institutionen der Institutionen zur Erstellung und Vermittlung/des Transfer von Verteilung elektronischer Informationsbanken (CD, online) Information 10

Information orthogonal zu Wissen Information wahre Aussagen gesicherte Aussagen empirisch evidente Aussagen Information steht orthogonal zu den verschiedenen Ausprägungen von Wissen Was vor allem auf elektronischen Märkten zählt, ist die Handlungsrelevanz von Information plausible Aussagen Annahmen Vermutungen Meinungen falsche Aussagen 11

Begründbarkeit von Validität und Relevanz Referenzierung Validität wird durch Referenzierung auf anerkannte und vertrauenswürdige Ressourcen begründet. Validität und Relevanz kann durch Referenzierung und Diskurs begründet werden Die klassischen Qualitätssicherungsund Referenzierungsmechanismen referierte Zeitschriften, renommierte Herausgeber und Verlage, anerkannte, zertifizierte Datenbanken sind allerdings in den Diensten des Internet weitgehend außer Kraft gesetzt Die institutionellen Referenzierungsmechanismen werden durch vertrauensbildende Maßnahmen (elektronische Zertifkate, Vertrauensnetzwerke) ergänzt bzw. ersetzt. 12

Begründbarkeit von Validität und Relevanz Diskurs Begründung durch Diskurs bedeutet die Aufgabe der Referenz auf Autoritäten. Jede Zeit muss die angemessenen (Platt)Formen zur Durchführung von validitäts- und relevanzsichernden Diskursen finden. Validität und Relevanz kann durch Referenzierung und Diskurs begründet werden Elektronische Kommunikationsforen sind die ausgezeichneten Medien des Wissensmanagement. Die gegenwärtigen Plattformen für Diskurse sind elektronische Kommunikationsformen 13

Kommunikatives Verständnis von Wissensmanagement Elektronische Kommunikationsforen sind die ausgezeichneten Medien des Wissensmanagement. Die pragmatische Sicht auf Wissen und Information wird durch die kommunikative ergänzt Information ist Wissen in Aktion und entsteht durch Diskurs (in Foren) Die kommunikative Sicht auf das Wissensmanagement korrigiert die bislang dominierende Sich des Wissens- Warehouse Begriff, Eigenschaften und Mehrwerte von elektronischen Foren 14

Wissensmanagement als Wissens-Warehouse Ziel des Wissenswarehouse-Ansatzes: Standardisierung und Nutzung strukturierten Wissens, um klar definierte Lösungen umzusetzen Strategie des Wissenswarehouse-Ansatzes: Strukturierung des relevanten Wissens Umsetzung impliziten Wissens in explizites Symbolische Repräsentation des Wissens in einem System Kommunikation mit dem System nur bei direkten Fragen Abarbeitung der Fragen nach dem Matching Paradigma 15

Elektronische Kommunikationsforen: Zum Forumsbegriff Ursprüngliche und aktuelle Bedeutungen des Begriffs Forum : Ein Platz zur Abwicklung allgemeiner öffentlicher Geschäfte politischer und ökonomischer Art. Der Ort, an dem öffentliche Diskussionen geführt und Ideen zur Bildung von Öffentlichkeit ausgetauscht werden Ein Marktplatz zum Handeln von materiellen und immateriellen Gütern 16

Einsatzmöglichkeiten von elektronischen Kommunikationsforen Elektronische Kommunikationsforen werden verwendet zur Konsensbildung in der interkulturellen Kommunikation für computerunterstützte Lehr- und Lernformen als Instrument der Kundenbindung im Online-Marketing zur Erstellung von politischer Öffentlichkeit und Parteiarbeit in der netzbasierten Wissenskommunikation zur kooperativen Erarbeitung von konzeptuellem Wissen in einem virtuellen Wörterbuch als Möglichkeit des Wissensmanagement Elektronische Kommunikationforen, eher in ihrer asynchronen Ausprägung als in der synchronen Realisierung als Chats, werden zunehmend daraufhin überprüft, inwieweit sie als Instrumente des Wissensmanagement eingesetzt werden können. 17

Bausteine des Wissensmanagement (Probst et al. 1999) Einsatz Wissensziele Feedback Wissenserwerb Wissensnutzung Wissensbewertung Wissenidentifikation Wissensbewahrung Wissensentwicklung Wissens- (ver)teilung 18

Bausteine des Wissensmanagement (Probst et al. 1999) Einsatz Wissensziele Wissensent -wicklung Wissensziele Feedback Wissenserwerb Wissensnutzung Wissensbewertung Wissenidentifikation Wissensbewahrung Wissens- (ver)teilung Normative Wissensziele beziehen sich auf wissensbewusste Unternehmenskultur Strategische Wissensziele definieren das zukünftige Fähigkeitsportfolio und bestimmen das organisationelle Kernwissen Operative Wissensziele operationalisieren normative und strategische Ziele optimieren die Infrastruktur des Wissensmanagement 19

Bausteine des Wissensmanagement (Probst et al. 1999) Einsatz Wissensidentifikation Vorhandenes Wissen muss identifiziert und klassifiziert werden. Wissensziele Feedback Wissensbewertung Dieses Wissen muss transparent gemacht werden, d.h. es muss ersichtlich sein, welches Wissen, wo, in welcher Form zur Verfügung steht. Wissensent -wicklung Wissenserwerb Wissensnutzung Wissenidentifikation Wissensbewahrung Wissens- (ver)teilung Suchaktivitäten der Mitarbeiter müssen über geeignete Suchmechanismen unterstützt werden. 20

Bausteine des Wissensmanagement (Probst et al. 1999) Einsatz Wissenserwerb Der aktuelle Informationsbedarf kann nicht allein aus den internen Quellen gedeckt werden. Wissensziele Feedback Wissensbewertung Der Unternehmenserfolg hängt davon ab, inwieweit die heterogenen Ressourcen der globalen Informationsmärkte genutzt werden können. Wissensent -wicklung Wissenserwerb Wissensnutzung Wissenidentifikation Wissensbewahrung Wissens- (ver)teilung Wissenserwerb geschieht auch durch Kooperationsformen mit anderen Unternehmen und durch die Einstellung neuer Mitarbeiter 21

Bausteine des Wissensmanagement (Probst et al. 1999) Einsatz Wissensentwicklung Dient der Entwicklung neuer intern (oder sogar extern) noch nicht bestehender Fähigkeiten Wissensziele Feedback Wissensbewertung individuelle Wissensentwicklung bezieht sich auf Kreativität und Problemlösungsfähigkeit der Mitarbeiter durch gezielte Maßnahmen der Kontextsteuerung Wissensent -wicklung Wissenserwerb Wissensnutzung Wissenidentifikation Wissensbewahrung Wissens- (ver)teilung kollektive Wissensentwicklung sieht das Team als Keimzelle neuer Entwicklungen, die vor allem durch Kommunikationsmöglichkeiten gefördert werden 22

Bausteine des Wissensmanagement (Probst et al. 1999) Einsatz Wissensnutzung Wissens- (ver)teilung Hängt von einer funktionierenden Informationslogistik ab. Diese wird bestimmt Wissensziele Wissensent -wicklung Feedback Wissenserwerb Wissensbewertung Wissenidentifikation Wissensbewahrung Wissens- (ver)teilung von der technisch/methodischorganisatorischen Informationsinfrastruktur von den Informations- und Kommunikationsprozessen von der Bereitschaft der Mitarbeiter, Wissen weiterzugeben von der Anreizstruktur, Wissensverteilung/-weitergabe zu belohnen 23

Bausteine des Wissensmanagement (Probst et al. 1999) Einsatz Wissensnutzung Nutzung von Wissen, Umwandlung von Wissen in handlungsrelevante Information, ist Ziel und Zweck des Wissensmanagement. Wissensziele Feedback Wissensbewertung Nutzung ist abhängig von Kontingenzfaktoren, die es zu berücksichtigen gilt. Wissensent -wicklung Wissenserwerb Wissensnutzung Wissenidentifikation Wissensbewahrung Wissens- (ver)teilung Nutzung ist ebenso abhängig vom Abbau der Nutzungsbarrieren. 24

Kontingenzmodell Informationelle Kultur: kulturelle, politische, gesellschaftliche Makrostrukturen Normative Vorgaben - Zwecke, Ziele de Organisation Sozio-kulturelle Rahmenbedingungen - informationelles Klima Aufbaustruktur - Organisationstypologie Strukturierung der Ablauforganisation (Formalisierungsgrad) Verwendung der Informations- und Kommunikationtechnologien Ökonomische Rahmenbedingungen Zeitliche Restriktionen Aufgabenkomplexität Individuelle Informationsverarbeitungskapazität Wissen Methoden der Informationsearbeitung und - verwaltung 25 Information

Bausteine des Wissensmanagement (Probst et al. 1999) Einsatz Wissensziele Wissensent -wicklung Wissensnutzung Wissensbewahrung Feedback Wissenserwerb Wissensbewertung Wissenidentifikation Wissensbewahrung Wissens- (ver)teilung Einmal genutzte Informationen, als angewendetes Wissen, müssen nach den in der Wissensidentifikation erarbeiteten Kriterien aufgewahrt werden. Die Abspeicherung muss leichte Aktualisierung und Wiederverwendbarkeit gestatten. Wissen als latente Information wird ebenfalls von Personen als Wissensträgern bewahrt, vor allem in nichtexpliziter Form. Zentrale Wissensträger müssen besonders gepflegt werden. 26

Bausteine des Wissensmanagement (Probst et al. 1999) Einsatz Wissensbewertung Es kann keine objektive Wissensbewertung angestrebt werden. Der Wert von Wissen ist abhängig von dem Kontext der aktuellen Informationsverwendung. Wissensziele Wissensent -wicklung Feedback Wissenserwerb Wissensnutzung Wissensbewertung Wissenidentifikation Wissensbewahrung Wissens- (ver)teilung Der Wert von Wissen ist abhängig von den verschiedenen Ebenen der Wissensziele, d.h. der Wert von Wissen entscheidet sich an der Zielangemessenheit (Feeedback) 27

Elektronische Kommunikationsforen im Wissensmanagement-Modell Einsatz Elektronische Kommunikationforen sind Instrumente zur diskursiven Realisierung der verschiedenen Ausprägungen/Stufen des Wissensmanagement Ergebnis des Diskurses in einem Kommunikationsforum kann zwar auch eine konkrete Handlungsanweisung sein oder die Erledigung von konkreten Aufgaben - typisch für Foren ist aber im Sinne des kommunikativ begründeten Wissensmanagements eher das Zusammentragen bestehender und das gemeinsame Erarbeiten neuer Wissensbestände unter der Annahme, daß diese mehr sind als nur die Summe ihrer einzelnen Teile. 28

Ziele des Wissensmanagement über elektronische Kommunikationsforen Einsatz Elektronische Kommunikationforen als Instrumente des Wissensmanagement zum Zwecke der Wissensgenerierung mit den Zielen: Zusammenbringen von Wissensträgern mit unterschiedlichem Erfahrungshintergrund Erhöhung der Bereitschaft, Wissen zu teilen Wissenskommunikation im argumentativen Dialog Externalisierung impliziten Wissens durch elektronische Speicherung/Repräsentation der Kommuníkation Freie Kommunikation durch Möglichkeiten anonymer Teilnahme Auffinden von Experten und Aufbau von Expertennetzwerken 29

Forumsfunktionen I Über die Basisfunktionalität des Schreibens, Lesens, Kommentierens, Anzeigens des Diskursverlaufs hinaus können Foren in ihren Funktionen erheblich variieren. Für die Forumsnutzung müssen Teilnahme- und Veröffentlichungsbedingungen und eventuelle Beschränkungen formuliert sein. Zu klären sind Fragen der Zugangsberechtigung, der Kosten, der zu verwendenden Sprache, des Copyrights, der Datensicherheit und der Verwertung von zur Verfügung gestellten Materialien und Daten. Auch ist auf bestimmte Verhaltensregeln einzugehen oder auf allgemein akzeptierte Verhaltensregeln und Normen (Netiquette) oder Gesetze und Verordnungen (insbesondere die Einhaltung strafrechtlicher Bestimmungen) zu verweisen. 30

Forumsfunktionen II Der Diskussionsverlauf in Foren muss auf attraktive und intuitiv nachvollziehbare und Orientierung leistende Weise visualisiert werden. Bei umfänglicher werdenden Foren müssen leistungsstarke Suchwerkzeuge, serschließungs- und Ranking-Verfahren vorhanden sein. Die Teilnehmer der Foren sollen über eine Push-Komponente über jeden neu eingegangenen Beitrag, z.b. über Email, informiert werden können. 31

Forumsfunktionen III Sofern Foren über thematisch zugeordnete virtuelle Bibliotheken verfügen, z.b. als Linksammlungen zu einschlägigen Materialien, sollten die Forumsbeiträge automatisch damit verknüpft werden können. Foren sollen, auf maschineller oder intellektueller Grundlage, die Diskussion animieren, indem auf der Grundlage von Expertenprofilen gezielt solche Teilnehmer zu Beiträgen aufgefordert werden, die aufgrund ihrer Kompetenz und ihrer Interessenlage zu einem aktuellen Beitrag etwas zu sagen haben müssten. Foren sollten, auf maschineller oder intellektueller Grundlage, in der Lage sein, durch Techniken der Referenzierung und der Qualitätsabschätzung Hinweise auf die Validität eines Beitrags und des Autors zu geben. 32

Forumsfunktionen IV Für gelegentliche Benutzer von Foren sollte es, auf maschineller oder intellektueller Grundlage, Zusammenfassungsleistungen geben, die in der einfachen Form nach spezifizierter Interessenlage aus dem Diskussionsstand diejenigen Beiträge herausfiltern, die relevant sind, oder die in einer erweiterten Form den Stand der Diskussion in einem Dossier selber zusammenfassen. 33

Zusammenfassung der Forumsfunktionen Such-bzw. Archivfunktionen Visualisierung des Diskurses Zusammenfassungskomponenten Übersetzungskomponenten Benachrichtigungs-/Pushkomponenten Hintergrundinformationen zum Thema des Forums Verknüpfungsmöglichkeiten zu externen Ressourcen Offenlegen der Expertise-Profile der Teilnehmer Adaptierbarkeit nach individuellen Profilen. 34

Mehrwerteffekte der Kommunikation in Foren für das Wissensmanagement I Elektronische Kommunikation in Foren erlaubt den Austausch von Wissen zwischen Leuten, die im realen Leben kaum eine Chance haben, sich zu treffen. Elektronische Kommunikation bringt Personen mit unterschiedlichen (fachlichen, professionellen und persönlichen) Hintergründen und unterschiedlichen Lebensstilen zusammen. Beides begünstigt eine multiperspektivische Sicht auf Wissen. 35

Mehrwerteffekte der Kommunikation in Foren für das Wissensmanagement II Elektronische Kommunikationsforen sind auf Interaktion angelegt. Jede Aussage wird in Frage gestellt, ist Gegenstand möglicher Kommentare, Erweiterungen, Korrekturen und Modifikationen. Diskurse können auch anonym durchgeführt. Vor allem in organisationsinternen Foren begünstigt dies die Offenheit des Wissensaustauschs. Elektronische Foren bauen Hierarchien und Autoritäten ab - was zählt ist der aktive Wissensbeitrag 36

Mehrwerteffekte der Kommunikation in Foren für das Wissensmanagement III Elektronische Kommunikationsforen gestatten Aufbau und die Navigation in heterogenen Informationsmaterialien. Sie werden so zu umfassenden Wissensplattformen, Wissensnetzen. Wissensbeiträge können sich durch die verfügbaren Wissensplattformen informationell absichern und werden so in einen weiteren (objektiven) Kontext gestellt. Der Diskurs in Foren validiert die Qualität der Wissensbeiträge und relativiert deren Subjektivität 37

Mehrwerteffekte der Kommunikation in Foren für das Wissensmanagement IV Elektronische Kommunikationsforen begünstigen die Bereitschaft, vorhandenes Wissen zu teilen, zumal wenn entsprechende Belohungssysteme für aktiven Diskurs entwickelt sind. Durch den Diskurs werden Experten ausfindig gemacht, deren oft implizit bleibendes Wissen über die Forums-Indikatoren ihres explizit vermittelten Wissens angezeigt und genutzt werden kann. Diskurs in Foren setzt nicht allein auf explizites symbolisches Wissens, sondern hält die Referenzierung auf implizites Wissen offen. 38

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! 39

Kommunikationstypen FTF - Face-to-face-Kommunikation FF - Face-file-Kommunikation FFF - Face-file-face-Kommunikation mit sprachlichen, prosodischen, nonverbalen, haptischen, sozialen Informationen, kaum formalisiert ohne prosodische, non-verbale, haptische, gering soziale Informationen, durch Konventionen formalisiert Mit Kompensationsbedarf ohne prosodische, non-verbale, haptische, soziale Informationen, stark formalisiert 40

Die Bedeutung von Moderation I Foren keine Selbstläufer Praktische Erfahrungen beim Umgang mit elektronischen Kommunikationsforen haben ergeben, daß Prozesse asynchroner Kommunikation in elektronischen Foren keine Selbstläufer sind. Foren hängen nicht nur von (zweifellos wichtigen) systemund nutzungsbezogenen Rahmenbedingungen der Foren abhängen, sondern auch von den (kognitiven, sozialen) Koordinationsfunktionen. 41

Die Bedeutung von Moderation II Koordinationsfunktionen Koordinationsfunktionen sind wesentliche Erfolgsfaktoren für elektronische Foren und damit für gruppenbezogene Wissenskommunikation darstellen. Diese Funktionen werden häufig durch sozial-kognitive Referenzsysteme wahrgenommen, wie sie sich vor allem in den IRC-Chats und USENET/Newsgroups als neue soziale Konventionen herausgebildet haben, z.b. in Form von Netiquetten, Ritualen, Kommunikationsstilen, Sprachmustern und Prosodiesurrogaten (Smileys, Emoticons etc.). 42

Mehrwertleistungen von Moderatoren Die für Foren unerläßlichen Koordinationsfunktionen werden durch Moderatoren der jeweiligen Foren wahrgenommen werden. Moderatoren sollen insgesamt die Diskussionen kohärent, in der Thematik in sich stimmig, ablaufen lassen, sie kohäsiv organisieren, um Argumente zu entwickeln, zu bewahren oder auch aufzugeben, die Übersicht über komplexe Diskussionsstränge zu ermöglichen und die Qualität der Beiträge sichern. 43

Moderationsfunktionen I Definition und Strukturierung der anfallenden Aufgabe Vorschlag bzw. Auswahl der aktiven Teilnehmer des jeweiligen Forums Bereitstellung von anfänglichen Hypothesen und Fragen zur Eröffnung des Diskurses 44

Moderationsfunktionen II Zuspielen von relevanten Zusatz- und Hintergrundinformationen, auch durch Vernetzung mit externen Quellen und anderen Foren im Wörterbuchsystem Animation zu konkreten Beiträgen im laufenden Diskussionsprozesses, z.b. durch Rückgriff auf eine Datenbank einschlägiger Experten Sicherung der thematischen Kohärenz der Diskussion Förderung der persönlichen Identität und Reputation der einzelnen Forumsteilnehmer (Anerkennungsverfahren) 45

Moderationsfunktionen III Förderung der Gruppenidentität als Leistungsmerkmal für erfolgreiche Foren (soziale Integration) Sicherung der Qualität der laufenden Diskussion Zusammenfassung der laufenden Diskussion zur Ermittlung des Zwischenstandes oder zur Vorlage des abschliessenden Ergebnisse der Gruppen- /Forumsdiskussion 46

Messparameter: Informationsindikatoren zur Messung der Informationsbereitschaft Absolute Anzahl der primären Mitteilungen/Beiträge bzw. Kommentare/Reaktionen pro Zeiteinheit bzw. (Informationsgrad) Verhältnis von original beitragenden Teilnehmern (Verfasser von Beiträgen) und reagierenden Teilnehmern (Verfasser von Kommentaren) (Aktivitätsgrad) (absolute und relative) Anzahlen der insgesamt in das Forum eingebrachten Hintergrundinformationen (a) Gesamteingaben; (b) bezogen auf die jeweiligen Teilnehmer) 47

Messparameter: Kommunikationsindikatoren zur Messund der Kommunikationsbereitschaft bzw. des Vernetzungsgrades Anzahl der Kommentare zu gegebenen Beiträgen pro Zeiteinheit (Reponsegrad); durchschnittliche Häufigkeit der Kommentare zu gegebenen Beiträgen (Reaktivitätsgrad). durchschnittliche Reaktionszeiten auf Beiträge bzw. Kommentare (Reaktionsgrad) Ausmaß der Vernetzung eines Forums mit anderen Foren im Gesamtsystems Überlappungsgrad von Teilnehmern zwischen verschiedenen Foren 48

Messparameter: Verlaufsparameter I Dauer des Lebens eines Forums insgesamt, gemessen an der Zeitspanne, in der neue Beiträge bzw. neue Kommentare eingegeben werden; sinkt die Zeit zur Eingabe eines neuen Beitrags bzw. eines neuen Kommentars unter einen zu definierenden Schwellwert, wird das Forum für tot /beendet erklärt; in der das vorab definierte Ziel des Forums erreicht wird 49

Meßparameter: Verlaufsparameter II durchschnittliche Dauer des Lebens von Beiträgen, gemessen an der Zeitspanne, in der neue Kommentare zu dem Beitrag eingegeben werden sinkt die Zeit zur Eingabe von neuen Kommentar unter einen zu definierenden Schwellwert, wird das Thema des Beitrags für tot erklärt in der Praxis des Forums kann es jedoch jederzeit durch einen neuen Kommentar wieder zum Leben erweckt werden 50

Messparameter: Verlaufsparameter III Dysfunktionalität des Diskurses: Anzahl der nicht zielgerichteten Einträge im Verhältnis zum Gesamtzahl der Einträge Dysfunktionalität des Diskurses: Anzahl der Einträge mit Metafunktionscharakter im Verhältnis zum Gesamtzahl der Einträge 51

Messparameter: Qualitätssicherung Ausmaß der Belegung/Referenzierung der eingebrachten Beiträge Ausmaß der Absicherung der Kompetenz der Beitragenden durch nachgewiesene Expertiseprofile Ausmaß der Verbürgung der Qualität der Beiträge und Beitragenden durch Dritte 52

Messparameter: soziale-kognitive Parameter Ausmaß der direkten Ansprache zwischen Moderator und Teilnehmern Ausmaß der direkten Kontakte zwischen den Teilnehmern Ausmaß der Bereitschaft, persönliche Information in das Forum einzubringen Ausmaß der direkten Korrektur-/Reparatureingriffe durch den Moderator Ausmaß der Verwendung von Stilmitteln der FFF- Kommunikation, wie Smiley, Emoticons 53