HIV, Syphilis, Gonorrhoe und Chlamydiose in der Schweiz im Jahr 2017: eine epidemiologische Übersicht

Ähnliche Dokumente
Syphilis in der Schweiz im Jahr 2016

HIV, Syphilis, Gonorrhoe und Chlamydiose in der Schweiz im Jahr 2017: eine epidemiologische Übersicht

HIV, Syphilis, Gonorrhoe und Chlamydiose in der Schweiz im Jahr 2016: eine epidemiologische Übersicht

Im Jahr 2014 sind die sexuell übertragbaren

Partner/innen von Personen mit einer sexuell übertragbaren Infektion (STI): Lohnt es sich, sie ausfindig zu machen?

HIV und andere sexuell übertragbare Krankheiten: Epidemiologischer Überblick

Robert-Koch-Institut: Epidemiologisches Bulletin Nr. 27 vom 6. Juli 2015 Auszüge zu Deutschland und Nordrhein-Westfalen

Empfehlungen zur HIV-Prävention vor dem Hintergrund der Entwicklung der Syphilis in Nordrhein-Westfalen

HIV, Syphilis & Co. Fakten zur aktuellen Verbreitung

Dem Nationalen Programm «HIV und andere

Die Meldedaten 2013 zeigen unterschiedliche

Syphilis in Nordrhein-Westfalen 2014 Stand

Die Epidemiologie von HIV in der

Antwort. Drucksache 16/6528. LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN 16. Wahlperiode Datum des Originals: /Ausgegeben:

Bulletin 20/14. Bundesamt für Gesundheit

HIV und Aids in der Schweiz im Jahr 2016

Bei der Analyse der HIV- und STI-Diagnose-Meldungen

3.21 Krebs gesamt. Hintergrund. Kernaussagen

Syphilis in Nordrhein-Westfalen 2015 Stand

Umsetzung der Kampagne «Starman»

Migration und Vulnerabilitätsfaktoren 2016+

3.18 Morbus Hodgkin. Kernaussagen. Inzidenz und Mortalität: Nach der Jahrtausendwende

Syphilis in Nordrhein-Westfalen 2016 Stand

Sexuell übertragene Infektionen in Zeiten von HIV PrEPund TasP. Dr. Ulrich Marcus, RKI HIV im Focus 2018


Kontaktanzeigen und alles über das. vorher und nacher. Pietro Vernazza

Bulletin 25/15. Bundesamt für Gesundheit

Bericht der AIDS-Beratungsstelle des Rhein-Erft-Kreises

Checkpoint der Aidshilfe Köln

Bulletin 38/15. Bundesamt für Gesundheit

Syphilis in Nordrhein-Westfalen 2017 Stand

3.14 Hoden. Kernaussagen

Bösartige Neubildungen in Nordrhein-Westfalen 2003

Pandemische Grippe (H1N1) 2009: Wöchentlicher Situationsbericht des BAG Kalenderwoche 48 (23. November 29. November 2009)

Rationales STI-/HIV-Screening und Impfberatung

Übersicht über die erfassten Erkrankungsfälle in Hamburg 2002

SEMINARPROJEKT MEDIZINISCHE RUNDREISE

Epidemiologie von HIV/AIDS in Deutschland. Stand 03/2015

Epidemiologie der Tuberkulose weltweit, Deutschland und Sachsen. Dr. med. S.-S. Merbecks LUA Sachsen Coswig, 26. September 2012

43/2017. Jetzt neu: Ihr persönlicher Safer-Sex-Check. auf lovelife.ch. Informationsmagazin für medizinische Fachpersonen und Medienschaffende

Presseinformation. Wem die Bürger am meisten vertrauen: Platz 1 für Sachsens Polizei (aproxima-sachsenumfrage 2007)

3.3 Magen. ein zu hoher Verzehr von gepökelten und geräucherten Lebensmitteln. Rauchen und übermäßiger Alkoholkonsum erhöhen das Magenkrebsrisiko,

Demographische Situation in Immerath. Überblick. Historische Bevölkerungsentwicklung

Statistische Auswertung der HIVund Syphilis-Tests

0-14. Mortalitätsrate. und mehr 137,2 124,2 111,8. bis unter. bis unter 124,2 100,0 88,9. bis unter. bis unter 111,8 78,4 68,6

Fakten, Themen und Aspekte interkultureller Sexualpädagogik und Beratung

3.11 Gebärmutterkörper. Kernaussagen

Beschreibung von Diagrammen, Tabellen und Grafiken zur Prüfungsvorbereitung auf das Zertifikat Deutsch

Überblick über das Infektionsgeschehen in München 2015

Infektionskrankheiten in Hamburg 2002: wachsende bevölkerungsmedizinische Bedeutung der virusbedingten Gastroenteritiden

3.2 Speiseröhre. Kernaussagen

Ergebnisse des STD-Sentinels :

Praevalenz von HIV/AIDS und Serologische Untersuchungen ueber die Haeufigkeit von Genitalinfektionen in der Mongolei

3.12 Eierstöcke. ähnlich den Seminomen und embryonalen Hodentumoren. Kernaussagen

3.20 Leukämien. Kernaussagen

INFEKT-INFO. Ausgabe 11 / Mai Hygiene Institut Hamburg Im Dienste der Gesundheit

Jahresbericht 2007 der Nationalen Referenzzentrale für Tuberkulose

Mortalitätsrate 137,2 124,2 111,8. und mehr. bis unter. bis unter 124,2 100,0 88,9. bis unter. bis unter 111,8 78,4 68,6

Dem Robert Koch-Institut übermittelte meldepflichtige Infektionskrankheiten bei Asylsuchenden in Deutschland

Aktuelle Entwicklungen und epidemiologische Daten zu HIV in Bayern, Stand Ende Dr. Ulrich Marcus München,

WIE AUCH IMMER. Chlamydien. Gonorrhoe Syphilis. Chlamydien

Coup d'oeil aus der Infektiologie

Bulletin 29/14. Bundesamt für Gesundheit

Bulletin 31/16. Bundesamt für Gesundheit

Symptomen zublinzeln. STI sammelt ihre Symptome ein, Gruppe errät, um welche STI es sich dabei handelt.

Gemeldete Infektionskrankheiten in Hamburg im Jahr 2003: erste vorläufige Übersicht

Entwicklung der HIV-Epidemie Trends und Risikogruppen. Dr. Viviane Bremer MPH Nürnberg,

Meningokokkenerkrankungen in der Schweiz

3.4 Darm. Hintergrund. Kernaussagen

Bulletin 19/15. Bundesamt für Gesundheit

Sicherheit im Skisport. Sicherheit im Skisport

Epidemiologie des Schlaganfalls in Stuttgart Informationen zur Häufigkeit des Auftretens, zur Krankenhausbehandlung und zur Sterblichkeit

3.16 Harnblase. Kernaussagen. Inzidenz und Mortalität: Nach der Jahrtausendwende

3.16 Harnblase. Kernaussagen. Inzidenz und Mortalität: Nach der Jahrtausendwende

Medienmitteilung. Leicht erhöhte Sozialhilfequote im Kanton Glarus. Die Schweizerische Sozialhilfestatistik im Kanton Glarus 2014

WIR Versorgungsmodell für Sexuelle Gesundheit in Deutschland

Jahresbericht Kriminalität - Presseinfo zum. Stand:

Anlage 1 Referat für Gesundheit und Umwelt Gesundheitsschutz Infektionsschutz RGU-GS 11

Aktuelle Entwicklungen und epidemiologische Daten zu HIV in Bayern, Stand Ende Dr. Ulrich Marcus München,

Aktuelle Daten zur Epidemiologie von HIV und AIDS Menschen in Deutschland sind HIV-infiziert

Epidemiologische Situation in Deutschland. Prof. Dr. Walter Haas Berlin, 20. März 2017

Demographische Situation in Schalkenmehren. Überblick. Historische Bevölkerungsentwicklung

3.10 Gebärmutterhals. Kernaussagen. Inzidenz und Mortalität: Die altersstandardisierten

3.10 Gebärmutterhals. Kernaussagen. Inzidenz und Mortalität: Die altersstandardisierten

Zahlungsmoral Privatpersonen 1. bis 3. Quartal 2009

Neue Grippe ließ 2009 den Krankenstand der AOK-Versicherten leicht steigen

POLIZEILICHE KRIMINALSTATISTIK Pressekonferenz des Polizeipräsidiums Trier zur Straftatenentwicklung

VON 72 BSHG ZU 67 SGB XII STAND UND ENTWICKLUNGSBEDARF DER HILFE ZUR ÜBERWINDUNG BESONDERER SOZIALER SCHWIERIGKEITEN

Abschlusstreffen, November 2016, Robert Koch-Institut, Berlin. Ergebnisse im Städtevergleich

Workshop / Atelier. Swiss Public Health Conference Lausanne

Der HIV-Test. Was ich wissen und was ich mir im Vorfeld überlegen sollte

Bulletin 31/15. Bundesamt für Gesundheit

Blut. Sperma. Scheidenflüssigkeit. Muttermilch. 2.1 Ansteckung: Sexuell übertragbare Krankheiten und Körperflüssigkeiten

Transkript:

HIV, Syphilis, Gonorrhoe und Chlamydiose in der Schweiz im Jahr 2017: eine epidemiologische Übersicht Im Jahr 2017 ist ein deutlicher Rückgang der an das Bundesamt für Gesundheit (BAG) gemeldeten HIV-Diagnosen zu verzeichnen. Vermehrte Testung besonders exponierter Personengruppen und eine immer früher einsetzende Behandlung scheinen eine Trendwende ausgelöst zu haben. Inzwischen wird ein Drittel aller HIV-Diagnosen bei Männern, die Sex mit Männern haben (MSM), in einem der fünf Schweizer «Checkpoints» festgestellt. Bei Syphilis und Chlamydien lagen die Fallzahlen leicht über den Werten des Vorjahres. Bei der Syphilis hat das BAG Hinweise auf eine deutliche Zunahme des Testens vor diesem Hintergrund ist die Zunahme der Fallzahlen als gering einzustufen. Für die Gonorrhoe liegen dem BAG aufgrund einer Umstellung der Zählweise für 2017 Zahlen vor, welche nicht direkt mit denen des letzten Jahresberichts verglichen werden können. Belegt ist jedoch, dass unter anderem im Rahmen der STI-Testkampagne STARMAN das Testen auf Gonorrhoe und Chlamydien bei MSM massiv ausgeweitet wurde. Dem BAG wurden keine Fälle von multiresistenten Gonokokken angezeigt. HIV und Aids in der Schweiz im Jahr 2017 Die gemäss HIV-Testkonzept [1] für die HIV-Diagnostik und -Meldung in der Schweiz zuständigen Laboratorien meldeten für das Jahr 2017 insgesamt 445 neue HIV- Diagnosen 16 % weniger als im Vorjahr.

Geschlecht Die Mehrheit der gemeldeten HIV-Fälle betraf Männer: Im Jahr 2017 lag der Männeranteil unverändert bei 78 %. Die Inzidenz, das heisst die Anzahl neuer Fälle pro 100 000 Einwohner, lag im Jahr 2017 tiefer als im Jahr 2016, nämlich für Frauen bei 2,3 (Vorjahr: 2,7) und für Männer bei 8,2 (Vorjahr: 10,1) pro 100 000 Einwohner. Quelle: BAG-Bulletin 47 vom 19. November 2018

Syphilis in der Schweiz im Jahr 2017 Im Jahr 2017 wurden dem BAG 754 bestätigte Syphilisfälle gemeldet. Die Zunahme gegenüber dem Vorjahr ist nur gering. Von den bestätigten Syphilisfällen betraf die Mehrheit Männer (91 %). Der Männeranteil ist im Lauf der Jahre stetig gestiegen (Abbildung 1). Seit dem Jahr 2006 ist für beide Geschlechter zusammen eine Zunahme um den Faktor 3,8 zu beobachten. Während aber die Fallzahl bei den Frauen nur um den Faktor 1,5 gestiegen ist, hat sie sich bei den Männern in den letzten elf Jahren mehr als vervierfacht. Die Inzidenz, das heisst die Anzahl Neuerkrankungen pro 100 000 Einwohner, betrug 2017 für Frauen 1,5 und für Männer 16 pro 100 000 Einwohner.

Gonorrhoe in der Schweiz im Jahr 2017 Im Jahr 2017 wurden dem BAG 2809 klassifizierbare Gonorrhoefälle gemeldet. Da 2018 die Falldefinition präzisiert wurde, liegt diese Zahl höher als bisher und ist mit den Zahlen aus früheren Jahresberichten nicht direkt vergleichbar. Die Fallzahlen haben gegenüber dem Vorjahr um 4 % zugenommen. Von den bestätigten Gonorrhoefällen betraf die Mehrheit Männer (82 %), was im Vergleich zu den letzten Jahren einer praktisch unveränderten Verteilung auf die Geschlechter entspricht. Für beide Geschlechter zusammen ist seit dem Jahr 2000 eine starke Zunahme der Fallzahlen um den Faktor 7,3 zu beobachten. Die Inzidenz, das heisst die Anzahl Neuerkrankungen pro 100 000 Einwohner, betrug im Jahr 2017 für Frauen 12 und für Männer 54 pro 100 000 Einwohner.

Chlamydiose in der Schweiz im Jahr 2017 Im Jahr 2017 wurden dem BAG 11 101 bestätigte Chlamydiosefälle gemeldet. Damit haben die Fälle gegenüber dem Vorjahr um 1 % zugenommen. Von den bestätigten Chlamydiosefällen betraf die Mehrheit Frauen (65 %, siehe Abbildung 1). Seit dem Jahr 2000 ist eine Zunahme der Fallzahlen für beide Geschlechter zusammen um den Faktor 4,9 zu beobachten. Bei den Frauen sind die Fallzahlen um den Faktor 4,6 gestiegen, bei den Männern um den Faktor 5,7. Die Inzidenz, das heisst die Anzahl Neuerkrankungen pro 100 000 Einwohner, betrug im Jahr 2017 für Frauen 166 und für Männer 92 pro 100 000 Einwohner. Quelle: BAG-Bulletin 47 vom 19. November 2018