Einleitung 4 Begriffe und Abkürzungen 6 Kosten je kg Milch 8 Leis tungsgerechte Fütterung Schlüssel zum Erfolg 10 Futterbedarf ermitteln 14 Futterqualität optimieren 16 Hochwertiges Grobfutter erzeugen! Was ist zu beachten? 18 Futter untersuchen lassen 20 Zum Grobfutter das passende Kraftfutter 24 Rationen berechnen 26 Rationsplanung mit nxp und RNB 32 Welches Milchleis tungsfutter auswählen? 36 Jeder Bissen bedarfsgerecht mit TMR 39 Anmerkungen zum Fütterungsmanagement 42 Rationskontrolle 43 Einsatz von Computer-Programmen 49 Trockenstehende Kühe richtig füttern 52 Weide gezielt einsetzen! 53 Vergleich der Weidesysteme 55 Aufgewertete Mischrationen beim AMS 57 Gezieltes Füttern entlastet die Umwelt 59 Verringerte Stickstoffdüngung 59 Nährstoffangepasste Fütterung 60 Nährstoffbilanz (N, P) am Beispiel eines Milchviehbetriebes 62 Minderung der Klimagase 64 Fütterung und Milchfettkonsistenz 65 Wie können Fütterungskrankheiten vermieden werden? 68 1. Milchfieber (Gebärparese, Festliegen) 68 2. Weidetetanie 71 3. Pansenazidose (Pansenübersäuerung) 72 4. Ketose (Acetonämie) 74 Literatur 76 Links 77 Bildverzeichnis 77 aid-medien 78 INHALT 3
EINLEITUNG Rentable Milcherzeugung erfordert hohe Leis tungen bei effizientem Einsatz der Produktionsmittel. Durch konsequente Zucht nimmt die genetische Leis tungsfähigkeit der Milchkühe ständig zu. Um diese potenziellen Leis tungen unter Beachtung des Tierwohls zu verwirklichen, ist die Fütterung neben der Haltung (Kuhkomfort) und dem passenden Management von zentraler Bedeutung. Futterbewertungssysteme und Fütterungsempfehlungen werden daher fortlaufend verbessert und angepasst. So sind beispielsweise die Kenngrößen nutzbares Rohprotein (nxp) und Ruminale Stickstoffbilanz (RNB) inzwischen Standard in der Proteinbewertung. Zur Beurteilung der Strukturwirkung der Ration finden die Kenngrößen Strukturwert (SW) oder strukturwirksame Rohfaser allgemein Anwendung. Weitere bereits eingeführte Neuerungen betreffen die Abschätzung der Futteraufnahme und die Berücksichtigung der Kohlenhydrate Stärke und Zucker in der Rationsplanung. Zur Beurteilung der Fasergehalte in den Futtermitteln werden die Detergenzienfasern ADF OM und NDF OM ergänzend angesprochen. Beim Fütterungssystem wird auf die Kurzrasenweide und die Kraftfuttergabe bei Betrieben mit Melkautomat eingegangen. Für eine erfolgreiche Umsetzung der Zielvorgaben sind eine gezielte und fundierte Rationsplanung und eine darauf aufbauende Rationskontrolle das heutige Einmaleins in der Fütterung. Neben den praxisorientierten Vorgaben zur Fütterung werden die Zusammenhänge zu Gesunderhaltung und Umwelt erläutert. 4
EINLEITUNG 5
BEGRIFFE UND ABKÜRZUNGEN Grobfutter: Futtermittel aus Ganzpflanzen mit weniger als 7,0 MJ NEL/kg TM, z. B. Grasprodukte, Maissilage, Heu, Stroh. Kraftfutter: Futtermittel mit mehr als 7,0 MJ NEL/kg TM und einem TM-Gehalt größer als 55 %, z. B. Getreide, Melasseschnitzel, Mischfutter. Mineralstoffe: Bei den Mineralstoffen werden entsprechend des Vorkommens im Tier Mengen- und Spurenelemente unterschieden. Die Mengenelemente sind: Kalzium = Ca, Phosphor = P, Natrium = Na, Magnesium = Mg und Kalium = K. Wichtige Spurenelemente sind: Zink = Zn und Kupfer = Cu. Netto-Energie-Laktation, abgekürzt NEL: Energie-Bewertungs-System für Milchkühe; Maßstab für den Energiebedarf der Tiere und für den Energiegehalt von Futtermitteln. Die Netto-Energie wird in Megajoule (MJ) einer physikalisch abgeleiteten Einheit für Energie angegeben. Beispiel: Der Erhaltungsbedarf einer 650 kg schweren Kuh beträgt 37,7 Megajoule Netto-Energie-Laktation, abgekürzt 37,7 MJ NEL. Netto-Energie-Laktation ist der Teil der aufgenommenen Energie, der im Produkt (Milch, Zuwachs, Kalb) erscheint und für die Erhaltung benötigt wird. Im Gegensatz zur ME sind die Verluste an Wärme bei der Umsetzung der ME in Milch abgezogen. Neutrale-Detergenzien-Faser, abgekürzt NDF bzw. NDF OM : Rückstand nach Behandlung mit einer neutralen Detergenzien-Lösung. Erfasst werden die Hemicellulosen, die Cellulose und das Lignin und somit die Gesamtheit der Faserstoffe. Beim Grobfutter findet die organische NDF OM (Abzug der Restasche z. B. Sand) Anwendung. nutzbares Rohprotein am Darm, abgekürzt nxp: Das nutzbare Rohprotein ist die am Darm anflutende Rohproteinmenge. Quellen sind das Bakterieneiweiß und das unabgebaute Futterprotein. Futterbewertung und Eiweißbedarf werden bei der Milchkuh in nxp ausgedrückt. Rohasche, abgekürzt XA: Mineralischer Rest, der nach dem Ver brennen von Futtermitteln verbleibt (Veraschung bei 550 C). Rohfaser, abgekürzt XF: In verdünnter Säure und Lauge unlösliche Gerüstsubstanzen (Cellulose und andere). Rohfaser kann in größeren Anteilen nur der Wiederkäuer nutzen. Die Kleinlebewesen (Bakterien und Protozoen) im Pansen des Wiederkäuers bilden daraus überwiegend Essigsäure, welche die Milchkuh für den Aufbau des Milchfettes benötigt. 6
BEGRIFFE UND ABKÜRZUNGEN Rohprotein, abgekürzt XP: Der Rohproteingehalt ergibt sich aus dem Stickstoffgehalt, der mit 6,25 multipliziert wird (Protein enthält durchschnittlich 16 % Stickstoff). Für die Mastrinder und Mutterkühe erfolgt die Bewertung der Futtermittel auf der Basis Rohprotein. Ruminale N-Bilanz, abgekürzt RNB: In den Vormägen (Rumen) wird N (Stickstoff) aus dem Futterprotein freigesetzt und von den Mikroben zur Bildung von Mikrobenprotein eingebaut. Die Ruminale N-Bilanz gibt nun an, ob im Pansen bei der Umsetzung der einzelnen Futtermittel N im Mangel oder im Überschuss ist. Maßgebend ist die RNB in der gesamten Ration. Saftfutter: Feuchte Futtermittel (weniger als 55 % TM) mit mehr als 7,0 MJ NEL/kg TM, z. B. Futterrüben, Kartoffeln und Kartoffelprodukte, Pressschnitzelsilage, Möhrentrester, Biertreber. Saure-Detergenzien-Faser, abgekürzt ADF bzw. ADF OM : Rückstand an Faserstoffen (Lignin, Cellulose), der nach dem Kochen schwefelsaurer Lösung übrig bleibt. Lignin (Holzstoffe) ist unverdaulich, Cellulose ist nur zum Teil verdaulich. Beim Grobfutter findet die organische ADF OM (Abzug der Restasche z. B. Sand) Anwendung. Strukturwert, abgekürzt SW: Relativzahl zur Bewertung der Futterstruktur; Basis sind Kauzeitmessungen (Speichelfluss) und Fütterungsversuche zum kritischen Kraftfutteranteil in der Ration. Total-Misch-Ration, abgekürzt TMR: Komplett gemischte Rationen für bestimmte Leis tungsgruppen, die keine zusätzlichen Kraftfuttergaben erforderlich machen. Trockenmasse, abgekürzt TM: Anteil eines Futtermittels, der nach Trocknung bis zur Gewichtskonstanz (bei 105 C) übrig bleibt. Nur in der Trockenmasse sind Energie und Nährstoffe enthalten. Umsetzbare Energie, abgekürzt ME: Maßstab für den Energiegehalt und den Energiebedarf bei Jungrindern und in der Rindermast. Gemessen wird die ME ebenfalls in MJ. Die Umsetzbare Energie ist der Anteil der gesamten chemisch gebundenen Energie, der nach Abzug der Energieverluste in Kot, Harn und Methan für Umsetzungen im Tierkörper zur Verfügung steht. 7
KOSTEN JE KG MILCH Aufgrund der eher niedrigen Milchpreise und vielfach steigenden Futterkosten steht die Milchviehhaltung stets unter Druck. Da mit der Höhe der Milchleis tung die Wirtschaftlichkeit in der Regel steigt, ist das Leis- tungsvermögen der Kühe so weit wie möglich zu nutzen. Der Tabelle 1 sind die Kosten der Milchviehhaltung in Abhängigkeit vom Leistungsniveau zu entnehmen. Den Kosten stehen die Erlöse an Milch und Kalb gegenüber. Tabelle 1: Kosten je kg Milch nach Leis tungsniveau Jahresmilchleis tung (kg/kuh) 5.500 7.000 8.500 10.000 Sonstige Kosten (Tierarzt, Energie, Wasser, Verzinsung usw.) je Kuh und Jahr 185 210 235 260 je kg Milch 3,3 Cent 3,0 Cent 2,8 Cent 2,6 Cent Bestandsergänzung* je Kuh und Jahr 140 180 220 260 je kg Milch 2,5 Cent 2,6 Cent 2,6 Cent 2,6 Cent Milchleis tungs- und Mineralfutter je Kuh und Jahr 240 390 530 670 je kg Milch 4,4 Cent 5,6 Cent 6,2 Cent 6,7 Cent Grobfutter (unterstellte Leis tung aus Grobfutter: 3.000 3.500 kg) je Kuh und Jahr 580 610 640 670 je kg Milch 10,5 Cent 9,2 Cent 7,5 Cent 6,7 Cent Gebäude und Geräte je Kuh und Jahr 300 330 360 390 je kg Milch 5,5 Cent 4,7 Cent 4,2 Cent 3,9 Cent Lohn (45 Stunden x 11 ) je Kuh und Jahr 495 je kg Milch 9,0 Cent 7,1 Cent 5,8 Cent 5,0 Cent erfasste Kosten je kg Milch ohne Lohn 26,2 Cent 25,1 Cent 23,3 Cent 22,5 Cent mit Lohn 35,2 Cent 32,2 Cent 29,1 Cent 27,5 Cent * selbsterzeugte Jungkühe; Differenz Jungkuh zu Altkuh 8