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Transkript:

SPklion 6 ErN E QUERSCHN TTTSTUDIE ZUR UNTERSUCHUNG DER SOZIALEN UNTERSTUTZUNG STUDI EREN DER Dipl. Reha.-Psych. (FH) Susanne Jäger M. Sc., Dipl. Psych. Marena Borchert M. 5c., Prof. Dr. Gabriele Helga Franke Hochschule Magdeburg-Stendal (FH) Einleitung Neben oersönlichen Stressoren wie kritischen Lebensereignissen oder familiären Schwierigkeiten sind es vor allem akademische Stressoren, die Studierende beeinflussen. Unter akademischen Stressoren sind Leistungs- und Erfolgsdruck, Sorgen um die Finanzierung des Studiums oder die Studiensprache (besonders bei ausländischen Studierenden; Misra, Crist & Burant, 2003) zu verstehen. Im Rahmen der transaktionalen Sichtweise von Stress wird jede Situation/jeder Stressor einzeln betrachtet. Jede Situation wird dabei vom Individuum bewertet, entweder als Herausforderung (positiver Stress, nicht gesundheitsschädigend) oder Stress (negativ, auf Dauer gesundheitsschädigend). Von Stress wird gesprochen, wenn die eigenen Ressourcen nicht ausreichen, um die Situation zu bewältigen (Larzarus& Folkman, 1984). Ressourcen zur Bewältigung sind Stressbewältigungsmechanismen, um Stresso- ren praktisch (2.8. durch Aktionen, Handlungen), emotional (2.B. durch Gespräche mit Freunden) und/oder kognitiv (2. B, durch Problemlösungsversuche) bewältigen zu können (Larzarus& Folkman, 1984). Soziale Unterstützung ist eine Form der Stressbewältigung, sie kann defi niert werden als das Ergebnis der Interaktion zwischen dem Individuum und seiner Umwelt. Es handelt sich dabei immer um das Ergebnis individueller Wahrnehmung und Verarbeitung, so dass verschiedene Personen die Unterstützung anders sehen und beurteilen (Fydrich, Sommer & Brähler, 2007) Defrnition und Theoretischer Hintergrund Gemäß Larieter (1993) ist soziale Unterstützung die Interaktion zwischen dem Individuum und seiner Umwelt, zum einen psychologisch und zum anderen instrumentell (vgl. Abb. 1). 132

Abb. 1: Darstellung von Sozialer Unterstützung (!n Anlehnung an Laireiter, 1993) Auf der psychologischen Seite steht soziale Unterstützung für: (1) Bindung durch Nähe und Geborgenheit zu Familienangehörigen, Freunden oder dem Partner. (2) Selbstwertunterstützung, in dem durch Interaktion das Selbstwertgefühl aufgebaut und negative Aspekte abgebaut werden. (3) Der Kontakt zu anderen Personen spielt dabei eine wichtige Rolle - Geselligkeit. Die Zugehörigkeit zu Netzwerken ist dabei ebenfalls ein wichtiger Aspekt. (4) Die emotionale Unterstützung fördert durch die Kommunikation des Problems mit anderen die Aussorache und stellt somit eine Ventilation oder Aufmunterung dar, so dass das Problem mit anderen Augen betrachtet werden kann. (5) Die Kognitive Unterstützung umfasst in der Kommunikation und Erörterung des Problems konkrete Problemlösungsansätze und das gemeinsame Überlegen von Schritten zur Bewältigung. Auf der instrumentellen Seite kann soziale Unterstützung stehen für: (1) Information und Ratschläge zu dem Problem. (2) Eine finanzielle Hilfe, z.b. die Eltern zahlen die Ausbildung ihres Kindes. (3) Eine Sachleistung wie z. B. das Borgen von Gartengeräten an den Nachbarn wird jedoch ebenso eingeschlossen. (4) Instrumentelle Unterstützung kann jedoch auch praktische Hilfe, z. B. in Form von Arbeit sein, wie jemandem beim Umzug helfen. (5) Im psychologisch-therapeutischen Zusammenhang können auch Interventionen, das heißt konkrete Maßnahmen zur Besserung der psychischen Verfassung, als Unterstützung gelten. Pfaff und Janßen (2004) beschreiben soziale Unterstützung weiterhin als einen,,puffer". Demnach kann durch soziale Unterstützung das Risiko einer psychischen oder physischen Erkrankung in Folge eines Stressors reduziert werden. Ursache hierfür ist, dass soziale Unterstützung hilft, die Stressoren zu bewältigen. Ohne soziale Unterstützung steigt das Risiko, durch langfristige Stressoren

5ekti0n 6 (persönlicher oder arbeitsbezogener Art) eine Erkrankung zu entwickeln. Für das Wohlbefinden eines Individuums spielt daher die soziale Unterstützung eine große Rolle. Empirische Studien zum Thema Exemplarisch sollen an dieser Stelle einige empirische Studien zur sozialen Unterstützung Studierender dargestellt werden. Diese Studien stammen zum großen Teil aus dem amerikanischen Sprachraum und haben häufig die Untersuchung internationaler Studierender zum Thema. Als internationale Studierende sind jeweils die in dem Untersuchungsland ausländischen Studierenden anzusehen. In ihrer Untersuchung von 101 asiatischen internationalen Studierenden konnten Yang und Clum (1995) zeigen, dass eine Schwierigkeit der Erfassung von sozialer Unterstützung bereits in der Kulturabhängigkeit der Erfassungsinstrumente liegt. Sie konnten eine erhöhte psychische Belastung (vor allem Depressivität) bei den asiatischen Studierendenachweisen und zeigten auf, dass die Sprache als,,schlüssel" zur sozialen Unterstützungilt. Alvan, Belgrave und Zea (1996) untersuchten 77 lateinamerikanische Studierende und konnten die stressreduzierende Wirkung von sozialer Unterstützung nachweisen. Sie stellten weiterhin fest, dass emotionale Unterstützung mit einem besseren akademischen Zurechtkommen verbunden ist. Neben der stressreduzierenden Wirkung von sozialer Unterstützung konnten Misra und Kollegen (2003) in ihrer Untersuchung von 143 amerikanischen interna- tionalen Studierenden aufzeigen, dass akademische Stressoren (2. B. Frust, Druck) durch soziale Unterstützung und allgemeine Stressoren (2. B. Finanzen, Sprache) moderiert werden. Die Stressreaktionen auf die akademischen Stressoren zeigten sich dabei als geschlechtsabhängig; Männer und Frauen profitieren unterschiedlich stark von sozialer Unterstützu ng. Dutke, Born, Kuhnert und Frey (2004) zeigten in ihrer Untersuchung von 96 ausländischen und 171 deutschen Studierenden, dass sich diese in der Wahl der U nterstützun gsformen u nterscheiden. Ausländische Studierende dieser Stichprobe präferierten eher die problemorientierte soziale Unterstützunq. In einer weiteren Untersuchung von 94 deutschen Medizin-Studierenden wurden, auf Grund der Vorbereitung auf ein Examen, vier Messzeitpunkte gewählt. Knoll, Schulz, Schwarzer und Rosemeier (2006) untersuchten an dieser Stichprobe die Ressource Partnerschaft und konnten aufzeigen, dass die soziale Unterstützung bei Partnern, die sich gut verstehen, am effektivsten lst. Die Querschnittstudie Einmalig wurden Studierende der Hochschule Magdeburg-Stendal (FH) mit einem Fragebogenset bestehend aus (1) dem Fragebogen zur sozialen Unterstützung (F-SozU; Fydrich, Sommer & Brähler, 2007), (2) der Symptom-Checkliste-90-R (SCL-90-R; Franke, 2002) und (3) dem IPC-Fragebogen zu Kontrollüberzeugungen (IPC; Krampen, 1981) sowie einigen soziodemografi schen Angaben befragt. 134

5ol(tion 6 Sen Fnage lrogen xur sozialen {.tr*"lterst[.it* äung {r-50?{.}} Der Fragebogen zur sozialen Unterstützung ist ein Selbstbeurteilungsfragebogen, der die subjektiv wahrgenommene soziale Unterstützung und soziale Integration misst (Fydrich et al., 2007). Die Standardform F-SozU S-54 besteht aus einem Teil A und einem Teil B; zusätzlich Iiegt der Fragebogen in zwei weiteren Kurzformen F-SozU K-22 und F-SozU K-14 vor. Die Standardform unterteilt sich in vier Hauptskalen: (1) Emotionale Unterstützung (16 Items), (2) Praktische Unterstützung (9 Items), (3) Soziale Integration (13 Items) und (4) Soziale Belastung (12 Items). Aus dem Summenwert der ersten drei Skalen resultiert das Gesamtmaß der wahrgenommenen sozialen Unterstützung (38 Items). Als Zusatzskalen wird mit fünf Items die Zufriedenheit mit der sozialen Unterstützung erfasst (Fydrich et al., 2007). Der F-SozU ist bei Jugendlichen ab 14 Jahren sowie bei Erwachsenen bis 96 Jahren als Einzel- oder Gruppentest einsetzbar. Die Bearbeitungsdauer beträgt 15 bis 20 Minuten, in denen der Proband auf einer fünfstufigen Ratingskala (,,trifft nicht zu" bis,,trifft genau zu") die jeweilige Aussage beurteilen soll (Fydrich et al,, 2007). Für die Auswertung des F-SozU S-54 und beider Kurzformen wird die Summe der Skalenwerte auf dem Auswertungsbogen protokolliert. Mittels der vorgegebenen Normtabellen (im Anhang des lvlanuals) werden diese Werte verglichen und dem zugehörigen Prozentrang zugeordnet (Fydrich et al.,2o07). Durch standardisierte Instruktionen und klare Anweisungen im Manual sind die Durchführungs-, Auswertungs- und Interpretationsobjektivität gewährleistet. Die internen Konsistenzen der Hauptskalen des F-SozU (Version S-54) sind mit Cronbach's Alpha Werten zwischen 0.81 (Praktische Unterstützung) und 0.93 (Gesamtwert) als gut zu bewerten (Fydrich et al., 2007). I) ie Symntor* * eirecnsl iste*9$* R {5e{-* S0 * R} Die individuelle psychische Belastung wird mit der Symptom-Checkliste-90-R (SCL- 90-R; Franke, 2002) auf einer fünfstufigen Likert-Skala (von,,überhaupt nicht" bis,,sehr stark") erfasst. Die SCL-90-R liefert Informationen über die psychische Belastung in Bezug auf neun Skalen: (1) Somatisierung, (2) Zwanghaftigkeit, (3) Unsicherheit im Sozialkontakt, (4) Depressivität, (5) Angstlichkeit, (6) Aggressivität/ Feindseligkeit, (7) Phobische Angst, (B) Paranoides Denken und (9) Psychotizismus sowie drei Globale Kennwerte (GSI, PSDI und PST; Franke, 2002). Der GSI (Global Severity Index) macht Angaben über die durchschnittliche psychische Belastung in Bezug auf alle 90 Items. Der PSDI (Positive Symptom Distress Index) gibt die durchschnittliche psychische Belastung in Bezug auf die Items, bei denen eine psychische Belastung vorliegt, an. Der PST (Positive Symptom Total) gibt Auskunft über die Anzahl aller ltems, bei denen eine psychische Belastung vorliegt (Franke, 2002). Die Objektivität des Verfahrens ist gegeben und die Validität in zahlreichen Studien nachgewiesen. In der Normstichprobe der Studierenden (N=800) Iag die Reliabilität (Cronbach's Alpha) zwischen 0,60 (PARA) und 0,86 (DEPR) und kann als tt)

I 5ektion 6 zufriedenstellend bis gut bewertet werden. Zur Auswertung existieren nach Geschlecht getrennte Normwerte (T-Werte) für Studierende (Franke, 2002). $e r! FC- Fra gebsgen cl', l{el*rtrsl I ij t}cnz*{.! * gu*gen {tfe} Der IPC-Fragebogen zu Kontrollüberzeugungen von Krampen aus dem Jahre 1981 ist ein Einstellungstest für Erwachsene ab 18 lahren mit 24 Items, die zu gleichen Teilen auf drei Skalen verteilt sind (Krampen, 1981). Der Test basiert auf der Rekonzeptualisierung des ROT-IE, wobei zwischen internalen und externalen Kontrollüberzeugungen unterschieden wird: die l-skala zur Internalität, die P-Skala zur Externalität sowie die C-Skala zur Externalität (Krampen, 1981). Internale Kontrollüberzeugungen werden verstanden, als die subjektiv wahrgenommene Kontrolle über das eigene Leben sowie über Ereignisse und Verstärker in der personspezifischen Umwelt. Externale Kontrollüberzeugungen bedeuten, dass eine Person Verstärkungen und Ereignisse, die den eigenen Handlungen folgen, als nicht kontingent zum eigenen Verhalten betrachtet, sondern sie als Ergebnis von Glück, pech und Zufall ansieht oder wegen der komplexen Umwelt als unvorhersehbar oder als von anderen Personen abhängig wahrnimmt (Krampen,19B1). Der Fragebogen kann als Einzel- und Gruppentest angewandt werden. Die Durchführungs-, Auswertungs- und Interpretationsobjektivität sind durch eine standardisierte Vorgehensweise sowie durch aus- führliche Anweisungen im Handbuch gewährleistet (Krampen, 1981). Die Bearbeitungszeit ist mit 10 bis 15 Minuten angegeben. Die Beantwortung der Items erfolgt auf einer sechsstufigen Likert-Skala (von,,sehr falsch.. zu,.sehr richtig"); die Auswertung zeitökonomisch mit einer Schablone. Die punktesummen der Skalen können nach Tabellen in Stanine-Werte, z-werte, T-Werte und pr Werte umgewandelt werden (Krampen, 1981). Die Überprüfung der Reliabilität wurde nach Kuder-Richardson an diversen Stichproben (N=56 bis 712) vorgenommen, die wiederum Koeffizienten zwischen 0.91 und 0,98 ergaben und somit als sehr gut zu bewerten sind (Krampen, 1981). Stichprobe Befragt wurden insgesamt N=336 Studierende, die durchschnittlich im 4. Fachsemester studierten und zu B0o/o dem Studiengang Rehabilitationspsychologie der Hochschule Magdeburg-Stendal (FH) angehörten. Die Studierenden waren durchschnittlich 23,6 Jahre alt (SD=3,5; Range: 18-42); B)oh der Studierenden waren weiblich. 95o/o der Studierenden waren ledig und nur 13% lebten mit einem Partner zusammen. Mit 50% lebte der größte Teil der Studierenden in einer Woh ngemeinschaft. Ergebnisse Die Auswertung der Fragebögen erfolgte gemäß der Angaben aus den Testhandbüchern; zunächst wurden die Skalen gebildet, Skalensummen oder Skalenmittelwerte berechnet und anschließend wur- 136

5-"ktlrn 6 den die Testergebnisse in Normwerte umgewandelt. Für den F-SozU ergaben sich keine Auffälligkeiten; der Mittelwert der hier vorliegenden Studentenstichprobe liegt im Normbereich und die Studierenden unterscheiden sich nicht von der Normstichprobe des Testhandbuches. Die psychische Belastung (SCL-90-R) sowie die Kontrollüberzeugungen (IPC) liegen ebenfalls im Normbereich. Es zeigte sich, dass es Unterschiede der Studierenden in Bezug auf die wahrgenommene soziale Unterstützung gibt. Die Stichprobe wurde daher auf Basis der Skala wahrgenommene soziale Unterstützung mittels N4edian- Dichotomisierung in zwei gleich große Gruppen geteilt. Die erste Gruppe (n1=168) setzt sich aus Studierenden zusammen, deren wahrgenommene soziale Unterstützung niedriger ist als die der Studierenden in Gruppe 2 (nr=163;, mit einer sehr hohen sozialen Unterstützuno. lvlittels multivariater Varianzanalyse wurde geprüft, ob sich die zwei Gruppen in Bezug auf die anderen Skalen des F- SozU unterscheiden. Aus Abbildung 2 kann entnommen werden, dass sich die Gruppen in der Ausprägung aller Skalen unterscheiden. Der größte Effekt fand sich für die Skala Praktische Unterstützung mit einer Varianzaufklärung von knapp 507o (F=331,0; p<0,0001), gefolgt von der Skala Emotionale Unterstützung (F=303,8; p<0,0001; 47,60/o Yarianzaufklärung), der Skala Soziale Integration (F =27 9,4; p<0,000 1 ; 45,5 o/o V arianzaufklärung) und der Skala Zufriedenheit mit der sozialen Unterstützung (F=180,9; p<0,0001; 35 o/o Varianzaufklärung). Die Ergebnisse zeigen, dass Studierende mit einer niedrigeren sozialen Unterstützung weniger praktische und emotionale Unterstützung erhalten, weniger stark sozial integriert sind und mit der sozialen Unterstützung weniger zufrieden sind, als die Studierenden mit einer sehr hohen P 3 a J 5zr F a ) Abb, 2: Gfuppen' ünlerschiede def f-502ll Skalen EU PU SI BEL ae- 1= ddf%14@d a ljnffiry dk-2=tr Ml4@hmunffi4

I 5ek1io* 6 wahrgenommenen Unterstützung. Am geringsten ist der Effekt für die Skala Soziale Belastungen (F =78,1; p<0,0001; 18,9 o/o Varianzaufklärung), wobei Studierende mit einer hohen wahrgenommenen sozialen Unterstützung weniger soziale Belastung berichten. Neben den statistisch signifikanten Grup- Denunterschieden im F-SozU fanden sich relevante Ergebnisse für die Psychische Belastung (SCL-90-R). Die generelle psychische Belastung ist bei den Studierenden mit niedriger wahrgenommener Unterstützung höher ausgeprägt, als bei den Studierenden mit hoher wahrgenommener Unterstützung (F=18,58; p<0,001; 5,2o/o Yarianzaufklärung). Dabei zeigte sich, dass die größten Effekte bei den Skalen Unsicherheit im Sozialkontakt (F=30,0; p<0,001; B,2o/o Varianzaufklärung), Depressivität (F=28,9; p<0,001; 8,07o Varianzaufklärung) und Paranoides Denken (F=30,0; p<0,o0ii B,2o/o Varianzaufklärung) vorlagen. Studierende mit niedriger sozialer Unterstützung sind demnach unsicherer im Umgang mit anderen, niedergeschlagener und grübeln eher über absurde Dinge nach. Für die Kontrollüberzeugungen (IPC) zeigte sich der größte Effekt bei den externalen Kontrollüberzeugungen (Machtlosigkeit: F=57,2; p<0,001; 13,3% Varianzaufklärung; Fatalismus: F=10,6; p<0,001; 3,lo/o Varianzaufklärung) gefolgt von den internalen Kontrollüberzeugungen (F=9,8; p<0,001; 2,9 o/o Yarianzaufklärung). Studierende mit niedriger wahrgenommener sozialer Unterstützung haben eine höhere Ausprägung der externalen und eine niedrigere Ausprägung der internalen Kontrollüberzeuqunqen. Fazit und Diskussion Für die vorliegende Stichprobe Studierender konnte gezeigt werden, dass die wahrgenommene soziale Unterstützung mit dem Erleben der eigenen psychischen Verfassung sowie den eigenen Kontrollüberzeugungen verbunden ist. Studierende, die sich als psychisch belastet wahrnehmen (besonders für die Bereiche Depressivität und Unsicherheit im Sozialkontakt), nehmen auch die soziale Unterstützung durch ihre Familie oder ihre Freunde als geringer wahr. Weiterhin sollte soziale Unterstützung immer in Kombination mit der Zufriedenheit betrachtet werden, d. h. wer sich als sehr stark sozial unterstützt erlebt ist damit meist auch zufrieden. Jedoch kann auch,,zu viel" oder,,zu wenig" soziale Unterstützung schaden. Jemand der.,zu viel" Unterstützung leistet kann sich leicht belastet fühlen, ebenso wie Personen, die von vielen Personen Unterstützung bekommen, jedoch nicht alle Angebote in Anspruch nehmen bzw. nicht in Anspruch nehmen können. Bekommt eine Person.,zu wenig" soziale Unterstützung, kann sie sich leicht unzufrieden fühlen. Interessant im Rahmen der sozialen Unterstützung scheint daher neben der Qualität immer die subjektive Beurteilung der Unterstützung zu sein. Unterstützungsbemühungen eines anderen wird jede Person individuell für sich deuten. Das Urteil von zwei unabhängigen Personen muss dabei jedoch nicht identisch sein. Aktuell gibt es noch einige offene Fragen, deren Antworten durch zukünftige Analysen gefunden werden sollen. So zum Beispiel,,Stellt die soziale Unterstützung t38

!tkl'cir 6 einen Puffer für psychische Beschwerden dar?" oder,,gibt es auch bei Studierenden Geschlechtsunterschiede in Bezug auf die sozlale Unterstützung?". Literatur 1. Alvan, S. E. J., Belgrave, F. Z. &Zea, M. C. (1996). Stress, social support, and college adjustment among latino students. Cultural Diversity and Mental Health, 2 (3), I93-203. 2. Dutke, S., Born, P., Kuhnert, K. & Frey, M. (2004). Welche Art sozialer Unterstützung bevorzugen ausländische Studierende?. Zeitschrift für Pädagogische Psychologie, 18, 249-254. 3. Franke, G, H. (2002). Symptom-Checkliste von L.R Derogatis - Deutsche Version - (SCL-90-R). (2., vollständig überarbeitete und neu normierte Auflage), CÄffin.an'Ralf7 4. Fydrich, T., Sommer, G. & Brähler, E. (2007). Fragebogen zur Sozialen Unterstützung (F-SozU). Göttingen: Hogrefe. 5. Knoll, N., Schulz, U., Schwarzer, R. & Rosemeier, H. P. (2006). Support provider's appraisal detection bias and the efficacy of received support in medical students preparing for an exam. British Journal of Social Psychology, 45, 599-615. zungsforschung. In A, Laireiter (Hrsg.), Soziales Netzwerk und soziale Unterstützung. Konzepte, Methoden und Befunde (S. 15-44), Berni Verlag Hans Huber. B. Lazarus, R. S. & Folkman, S. (1984). Stress, appraisal, and coping. New York: Springer. 9. Misra, R., Crist, M. & Burant, C. J. (2003). Relationships among life stress, social support, academic stress, and reactions to stressors of international students in the United States. International Journal of Stress N4anagement, 10 (2), r37 - r57. 10. Pfaff, H. &Janßen, C. (2007). Gesundheitsund Krankheitsmodelle, Soziologische lvlodelle. In B. Strauß, U. Berger, J. von Troschke & E, Brähler (Hrsg.), Lehrbuch lvledizinische Psychologie und Medizinische Soziologie (S. 109-118). Göttingen: Hogrefe. 11. Yang, B. & G. A. Clum. (1995). Measures of life stress and social support specific to an Asian student population. Journal of Psychopathology and Behavioral,Assessment, 17 (I), 5I - 67. l{*mt*irt Dipl. Reha.-Psych. (FH) Susanne Jäger M.Sc. Hochschule Magdeburg-Stendal (FH) E-Mail : susanne.jaeger@hs-magdeburg.de 6, Krampen, G. (1981). IPC-Fragebogen zu Kontrollüberzeugungen (Locus of Control). Göttingen: Hogrefe 7. Laireiter, A. (1993). Begriffe und Methoden der Netzwerk - und Unterstüt-