Die künftige Gestaltung der Gasnetzinfrastruktur Lassen sich Blackouts vermeiden? Jan Fuhrberg-Baumann Geschäftsführer der Netz Leipzig GmbH Mittwoch, 12. Dezember 2012
0 Inhaltsverzeichnis 1. Die Rolle des Gasverteilnetzes 2. Die Erwartungen der Kunden 3. Symbiose zwischen Strom und Gas 4. Das Dilemma der Verteilnetzbetreiber 5. Gasabschaltung in Verteilnetzen ist keine Lösung 6. Unterbrechbare Transportverträge in Gasverteilnetzen als ein Lösungsansatz 7. Gas für die städtische Eigenversorgung als temporäre Lösung? 8. Herausforderungen Die kün)ige Gestaltung der Gasnetzinfrastruktur aus der Sicht der Gasnetzbetreiber Lassen sich Blackouts vermeiden? Seite 2, 12. Dezember 2012, Jan Fuhrberg- Baumann, Geschä)sführer der Netz Leipzig GmbH
1. Die Rolle des Gasverteilnetzes Gewerbekunden Dezentrale KWK-Anlagen by_rainer Sturm_pixelio.de Dezentrale Mikro-KWK Gewerbe- Heizgaskunden www.vaillant.de Private Heizgaskunden Industriekunden by_henrik Gerold Vogel_pixelio.de Heizgaskunden öffentliche Infrastruktur Kochgaskunden Die kün)ige Gestaltung der Gasnetzinfrastruktur aus der Sicht der Gasnetzbetreiber Lassen sich Blackouts vermeiden? Seite 3, 12. Dezember 2012, Jan Fuhrberg- Baumann, Geschä)sführer der Netz Leipzig GmbH
2. Die Erwartungen der Kunden Der Kunde erwartet eine 100%-ige Gaslieferung - i. d. R. keine Alternative vorhanden - Kein Backup für Wärme (bspw. bivalente Feuerung) Aktuell gibt es keine unterbrechbaren Verträge für die Mehrzahl der Kunden - Fehlende wirtschaftliche Anreize - Noch geltende Verträge sind Altverträge - Tendenz: Abbau von Anlagen mit bivalenter Feuerung Die kün)ige Gestaltung der Gasnetzinfrastruktur aus der Sicht der Gasnetzbetreiber Lassen sich Blackouts vermeiden? Seite 4, 12. Dezember 2012, Jan Fuhrberg- Baumann, Geschä)sführer der Netz Leipzig GmbH
3. Symbiose zwischen Strom und Gas Gasnutzung setzt in vielen Fällen Stromversorgung voraus - Gasanwendungsanlagen (bspw. Heizungsanlagen) benötigen Strom für Steuerungs- und Leittechnik - Bereitstellung der Anfahrleistung für den Start eines Gaskraftwerkes und Versorgung elektrischen Eigenbedarfs Fluktuierende Einspeisung aus Erneuerbaren Energien erfordert intensivere Zusammenarbeit zw. Strom- und Gasnetzbetreiber, aber: - Eine einseitige Absicherung der Stromversorgung zulasten der Erdgasversorgungssicherheit ist zu vermeiden. - Bevor nicht marktbasierte Maßnahmen zum Einsatz kommen, sind sowohl strom- als auch gasseitig sämtliche marktbasierten Maßnahmen auszuschöpfen. Die kün)ige Gestaltung der Gasnetzinfrastruktur aus der Sicht der Gasnetzbetreiber Lassen sich Blackouts vermeiden? Seite 5, 12. Dezember 2012, Jan Fuhrberg- Baumann, Geschä)sführer der Netz Leipzig GmbH
4. Das Dilemma der Gasnetzbetreiber Erdgas in Konkurrenz zu anderen Brennstoffen - Sensibilität bzgl. Unterbrechungen und Kostensteigerungen sehr groß Sicherung des Gasbezugs systemrelevanter Gaskraftwerke - Absicherung des großen Kraftwerksverbrauchs erfordert die Abschaltung vieler anderer Gaskunden - Sicherstellung der Erdgasversorgung von Haushaltskunden gem. 53a EnWG Verbindung Gas und Fernwärme: Sicherung des Wärmebedarfs Interne Bestellung nach KoV und Folgen für VNB bei Engpässen - Haftungsprobleme im Falle von unterbrechbaren Kapazitätsbestellungen bei Einschränkung oder -stellung der Gasversorgung - Unterbrechungsrisiko durch eine (Teil-)Bestellung auf unterbrechbare Basis kann gegenüber Letztverbraucher durch ebenfalls unterbrechbaren Netzzugang aktuell nicht abgesichert werden Die kün)ige Gestaltung der Gasnetzinfrastruktur aus der Sicht der Gasnetzbetreiber Lassen sich Blackouts vermeiden? Seite 6, 12. Dezember 2012, Jan Fuhrberg- Baumann, Geschä)sführer der Netz Leipzig GmbH
5. Gasabschaltung in Verteilnetzen ist keine Lösung Wiederinbetriebnahme eines Gasverteilnetzes nach Abschaltung ist nicht ohne Weiteres möglich. Inbetriebnahme ist mit Problemen verbunden: - Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass Gas bei Anwendungsanlagen unkontrolliert ausströmt. - Inbetriebnahme erfordert den Zugang zu jedem einzelnen Haushalt und ggf. Entlüftung der Hausinstallation. by_iwona golczyk_pixelio.de Die kün)ige Gestaltung der Gasnetzinfrastruktur aus der Sicht der Gasnetzbetreiber Lassen sich Blackouts vermeiden? Seite 7, 12. Dezember 2012, Jan Fuhrberg- Baumann, Geschä)sführer der Netz Leipzig GmbH
6. Unterbrechbare Transportverträge in Gasverteilnetzen als ein Lösungsansatz In nachgelagerten Gasnetzen ist hohes Potential an kapazitätsflexibilisierenden Möglichkeiten zur Absicherung von Gaskapazitäten vorhanden: Wiederbelebung des Instruments unterbrechbare Transportverträge - Derzeit keine Neuabschlüsse wegen fehlendem finanziellen Anreiz und unklarer gesetzliche Grundlage. Nutzung des Unterbrechungspotenzials bei Letztverbrauchern auf Verteilernetzebene zur Entlastung vorgelagerter Netze und Absicherung von entsprechenden Gaskapazitäten à Einführung 14b EnWG EnWG 2012ü Die kün)ige Gestaltung der Gasnetzinfrastruktur aus der Sicht der Gasnetzbetreiber Lassen sich Blackouts vermeiden? Seite 8, 12. Dezember 2012, Jan Fuhrberg- Baumann, Geschä)sführer der Netz Leipzig GmbH
7. Gas für die städtische Eigenversorgung als temporäre Lösung? (1) Eigene Versorgung in städtischen Netzen durch konventionelle Anlagen Netzinselversuch der Netz Leipzig mit Bypass-Gasturbine mit einer Frequenz- und Spannungsregelung in definierten Grenzen Aktuell: Prüfung verschiedener Varianten zur Realisierung einer eigenständigen GuD- Schwarzstart-möglichkeit Gas-und-Dampf-Kombikraftwerk Leipzig Nord. Die kün)ige Gestaltung der Gasnetzinfrastruktur aus der Sicht der Gasnetzbetreiber Lassen sich Blackouts vermeiden? Seite 9, 12. Dezember 2012, Jan Fuhrberg- Baumann, Geschä)sführer der Netz Leipzig GmbH
7. Gas für die städtische Eigenversorgung als temporäre Lösung? (2) Erfahrungsbericht der Netz Leipzig GmbH: - Erfolgreiche Versorgung der Netzinsel weit über 2 Stunden - Kurze Unterbrechung bei der Rücksynchronisation - Starke Anfälligkeit der Netzinselversorgung gegenüber Lastschwankungen Einschränkungen der Ressourcenverfügbarkeit im Krisenfall sind sehr wahrscheinlich - Gasversorgung unsicher - Alternative Öl, Vorrat für ca. 3 Tage, Nachlieferung vertraglich gesichert (fraglich, ob dieser Vertrag im Krisenfall durch den Lieferanten eingehalten werden kann) - Aufbau Lieferketten bei Blackout schwierig - Ggf. Zusammenbruch der gesamten Infrastruktur Die kün)ige Gestaltung der Gasnetzinfrastruktur aus der Sicht der Gasnetzbetreiber Lassen sich Blackouts vermeiden? Seite 10, 12. Dezember 2012, Jan Fuhrberg- Baumann, Geschä)sführer der Netz Leipzig GmbH
8. Herausforderungen Gewährleistung einer sicheren Gas- als auch Stromversorgung Aufbau eines integrierten Krisenmanagements einschließlich eines Kommunikations-/Maßnahmenplans in Engpasssituationen Gas kann einen Blackout nicht verhindern Power to Gas als eine Lösung bei Stromüberschuss Schaffung eines brancheneinheitlichen Konzeptes zur kurzfristigen Wiedereinführung von unterbrechbaren Transportverträgen Verteilnetze als Public Service Integrierte Betrachtung der Netzentwicklungspläne Strom und Gas sowie Kraftwerks- und Speicherplanung Die kün)ige Gestaltung der Gasnetzinfrastruktur aus der Sicht der Gasnetzbetreiber Lassen sich Blackouts vermeiden? Seite 11, 12. Dezember 2012, Jan Fuhrberg- Baumann, Geschä)sführer der Netz Leipzig GmbH
Vielen Dank! Jan Fuhrberg-Baumann Telefon 0341 122-4900 Fax 0341 121-4902 www.netz-leipzig.de
Backup: Integration von Strom und Gas Auswirkungen Novelle des EnWG (1) Einschränkung der Verfügungsbefugnis der Betreiber als Zwangsmaßnahmen sind als ultima-ratio auf den äußersten Notfall zu beschränken und auch so auszugestalten. Anweisungsrecht des ÜNB an den FNB zur Aufrechterhaltung der Gasversorgung - Die Folgen der Intervention für das Gasnetz sind vollumfänglich abzuwägen. - Auf Stromseite sind zuerst alle netz- und marktbezogenen Maßnahmen auszuschöpfen. - Die Versorgung geschützter Kunden i. S. der europ. Erdgasversorgungs-sicherheits-VO ist sicherzustellen. - Verantwortung für die Umsetzung von Maßnahmen ist zu regeln. - Haftungsfreistellung des auf Anweisung handelnden FNB ist aufzunehmen. Die kün)ige Gestaltung der Gasnetzinfrastruktur aus der Sicht der Gasnetzbetreiber Lassen sich Blackouts vermeiden? Seite 13, 12. Dezember 2012, Jan Fuhrberg- Baumann, Geschä)sführer der Netz Leipzig GmbH
Backup: Integration von Strom und Gas Auswirkungen Novelle des EnWG (2) Erweiterung der Aufgaben erfordert auch Regelungen zur zeitnahen Anerkennung der dadurch entstehenden Kosten Schnelle Reaktion erfordert die Erarbeitung eines Kommunikations-/ Maßnahmenplans in Engpasssituationen für ÜNB und FNB Spartenübergreifende Informationspflicht - Bei der gegenseitigen Informationspflicht ist die Weitergabe von Betriebs- und Geschäftsgeheimnissen auf das unbedingt erforderliche Mindestmaß zu begrenzen. Streichung der ursprünglich geplanten Kontrahierungspflicht von Gaskraftwerksbetreibern über feste Kapazitätsverträge wird begrüßt Die kün)ige Gestaltung der Gasnetzinfrastruktur aus der Sicht der Gasnetzbetreiber Lassen sich Blackouts vermeiden? Seite 14, 12. Dezember 2012, Jan Fuhrberg- Baumann, Geschä)sführer der Netz Leipzig GmbH
Backup: Branchenvorschlag für die Gestaltung und die Vergütung von Abschaltvereinbarungen in Gasverteilernetzen Anwendungsbereich von unterbrechbaren Transportverträgen: - in Netzgebieten, in denen unterbrechbare Kapazitäten im Rahmen der internen Bestellung bestätigt wurden - Netzgebieten, deren Abschaltpotenzial im vorgelagerten Netz kapazitätserhöhend/netzentlastend wirken kann Abschaltvereinbarung - Abstimmung zwischen VNB, LV und TK, Zustimmung des TK bei erstmaligen Abschluss notwendig - Regelung zur Kommunikationskette und Abschaltreihenfolge Ermittlung Entgeltreduktion - LP-Reduktion auf das zur Verfügung gestellte Abschaltpotenzial Ziel: Mit BNetzA abgestimmtes brancheneinheitliches Konzept Die kün)ige Gestaltung der Gasnetzinfrastruktur aus der Sicht der Gasnetzbetreiber Lassen sich Blackouts vermeiden? Seite 15, 12. Dezember 2012, Jan Fuhrberg- Baumann, Geschä)sführer der Netz Leipzig GmbH
Backup: Städtische Eigenversorgung als temporäre Lösung? Fazit: 1. Die Versorgung durch ein stabiles Übertragungsnetz ist durch eine eigenständige Erzeugung nicht ersetzbar. 2. Als Alternative für den äußersten Notfall kann eine Inselversorgung dienen. 3. Regionale Autarkiebestrebungen in der Energieversorgung sind unter Wohlfahrtsgesichtspunkten unsinnig. 4. EEG-Anlagen leisten keinen Beitrag zur Versorgungssicherung. 5. Speichertechnologien könnten ein Konzept zur Inselfähigkeit sinnvoll ergänzen. 6. Im derzeitigen Regulierungsrahmen existiert kein Mechanismus, der Investitionen in Inselfähigkeit anerkennt. Damit ist eine autarke Versorgung wirtschaftlich für einen Verteilnetzbetreiber nicht darstellbar. Die kün)ige Gestaltung der Gasnetzinfrastruktur aus der Sicht der Gasnetzbetreiber Lassen sich Blackouts vermeiden? Seite 16, 12. Dezember 2012, Jan Fuhrberg- Baumann, Geschä)sführer der Netz Leipzig GmbH
Backup: Regulierung baut Sicherheit im Netz zusätzlich ab, z. B. Netzpuffer Die Vorhaltung und der Einsatz von Netzpuffern sind nicht oder nicht ausreichend in der Anreizregulierung bzw. EOG berücksichtigt Netzbetreiber mit Netzpuffer haben Erlösnachteile Weiterentwicklung des bestehenden Anreizsystems - Schaffung eines wirtschaftlichen Anreizes für die Vorhaltung und den Einsatz von Netzpuffern - Einführung eines separaten Vergütungssystems Die kün)ige Gestaltung der Gasnetzinfrastruktur aus der Sicht der Gasnetzbetreiber Lassen sich Blackouts vermeiden? Seite 17, 12. Dezember 2012, Jan Fuhrberg- Baumann, Geschä)sführer der Netz Leipzig GmbH