OAIS Das Open Archival Information System - Ein Referenzmodell zur Organisation und Abwicklung der Archivierung digitaler Unterlagen



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Transkript:

OAIS Das Open Archival Information System - Ein Referenzmodell zur Organisation und Abwicklung der Archivierung digitaler Unterlagen Universität zu Köln Institut für Historisch-Kulturwissenschaftliche Informationsverarbeitung Dozentin: Simone Görl M.A. Seminar: Strukturen der wissenschaftlichen Informationsversorgung WS 2010/2011 Dennis Kiewning

OAIS Gliederung: I II III IV V Was ist OAIS? Entwicklung Kernkomponenten Funktionsmodell Ausblick

OAIS Digital Information lasts forever or for five years, whichever comes first Jeff Rothenberg

OAIS Was ist OAIS? - Referenzmodell für ein dynamisches, erweiterungsfähiges Archivinformationssystem - enthält Begriffsdefinitionen und beschreibt Organisations- und Funktionsabläufe sowie Datenmodelle für die digitale Archivierung Was macht OAIS? - Beschreibt im Detail, wie die von einem Produzenten hergestellte elektronische Information in ein Archivsystem gelangen soll. - Welche Bearbeitungsschritte für die langfristige Archivierung vorgenommen werden müssen - und wie auf die im Archiv gespeicherte Information zugegriffen werden kann. Welches Ziel verfolgt OASIS? - dauerhafte Aufbewahrung und die Gewährleistung einer langfristigen Zugänglichkeit digitaler Informationen/Objekte unter Berücksichtigung der sich verändernden Technologien

II Entwicklung Entwicklung: - Wurzeln im Gebiet der Raumfahrt - von der NASA initiiert - wird seit 1997 gemeinsam mit der Raumfahrtorganisation ESA und verschiedenen Weltraumforschungszentren weltweit vorangetrieben: Anspruch: CCSDS (Consultative Committee for Space Data Systems) - versteht sich als ein offener Standard - Ziel der Allgemeingültigkeit Konsequenzen: 1: verzichtet auf eine Beschränkung bestimmter Datentypen, Datenformate oder Systemarchitekturen 2: anwendungsfähig und skalierbar für eine Vielzahl bestimmter Institutionen und ihre jeweiligen Bedürfnisse

III Kernkomponenten Informationspakete: - unterscheidet zwischen drei Informationsobjekten - entwickelt um den unterschiedlichen Umgang und die unterschiedlichen Tätigkeiten bei der digitalen Archivierung besser beschreiben zu können 1. SIP: Submission Information Package - die digitalen Ressourcen, welche die aufbewahrenden Institutionen übernehmen 2. AIP: Archival Information Package - vom Langzeitarchiv mit Metadaten ergänzte digitale Objekte - in dieser Form werden die digitalen Objekte langfristig aufbewahrt. 3. DIP: Dissemination Information Package - in dieser Form werden die digitalen Objekte je nach rechtlichen Bedürfnissen generiert und zur Verfügung gestellt. Grundgedanke von Informationspaketen: - Inhalte, Metadaten und entsprechenden Strukturen der digitalen Aufzeichnungen nachvollziehbar bzw. rekonstruierbar halten, unabhängig von den sich wandelnden technischen Gegebenheiten.

IV Funktionsmodell Aufgabenbereiche: 1. Datenübernahme: Ingest - Übernahme des digitalen Archivguts - Qualitätssicherung der Information: Lesbarkeit, Verständlichkeit und korrekter Kontext - - Herstellung der archivischen Informationspakete (AIP) 2. Datenaufbewahrung: Archival Storage - AIPs werden in Empfang genommen und eingelagert - regelmäßige Wartung - Wiederauffindbarkeit der archivierten Informationspakete wird überprüft 3. Datenmanagement - Zugänglichhalten der Verzeichnungsinformationen und ihre kontinuierliche Ergänzung und Aufbereitung 4. Systemverwaltung - Regelungen zur Zuständigkeit für die Arbeitsvorgänge im Archivssystem (u.a. aushandeln von Verträgen) 5. Planung der Langzeitarchivierung: - Veränderung von der Technologien/Veränderungen von Nutzungsgewohnheiten 6. Zugriff: Access - Unterstützung der Benutzer: Anfragen / Zugangsberechtigungen koordinieren

IV Funktionsmodell

IV Funktionsmodell OAIS-Archiv Produzent -Stellt Informationen zur Verfügung Management - OAIS Regelungen als eine Komponente allgemeinerer Regelungen definieren Nutzer - Agiert mit OAIS-Diensten um bewahrte Informationen zu finden und zu verwenden

V Ausblick OAIS: - weltweit von Initiativen zur Langzeitarchivierung digitaler Ressourcen als Referenzmodell wahrgenommen und akzeptiert Einsatz: - 2002: Niederländische Nationalbibliothek in Den Haag entwickelt den ersten Prototyp eines digitalen Archivsystems, das digitale Publikationen zugänglich halten soll. (OAIS gezielt als Referenzmodell eingesetzt) - Nationales Datenarchiv Großbritanniens (NDAD) hat seine Routinen und Prozeduren auf OAIS umgestellt - Australisches Nationalarchiv orientiert sich im Rahmen des PANDORA-Projektes am OAIS. - Amerikanisches Nationalarchiv (NARA) nutzt OAIS als Grundlage für die groß angelegte Ausschreibung zur Entwicklung des ERA-Systems (Electronic Records Archives)

OAIS Zusammenfassung: - OAIS als Referenzmodell - OAIS ist KEINE Umsetzungsanleitung - Regelt Sprachgebrauch, Rollen, Aufgabenbereiche, Funktionalitäten - Anwendbar für alle Archive, Organisationen, Individuen - Anwendbar für alle Arten von Informationsobjekten

Diskussion Migration: - bezeichnet das Konvertieren der Daten in die jeweils gängige Programmversion - digitale Dokumente bleiben immer auf dem aktuellen Stand - digitale Informationen können von einer Hardware/Software-Konfiguration auf eine andere übertragen Emulation: - zukünftigen Systeme simulieren das Verhalten alter Betriebssysteme - Möglichkeit, alte Anwendungen zu installieren und Dokumente und Daten mit den Originalanwendungen zu betrachten Archäologie: - Mit alten Originalgeräten werden Originaldaten ausgelesen

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit!