Brühl, Bebauungsplan NW 2016/1022

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Transkript:

20.06. 22.07.2016 M. Aeissen M.A. Juli 2016

Inhaltsverzeichnis Einleitung... 2 Arbeitsablauf und geplante Arbeitsschritte... 2 Vorläufige Ergebnisse... 3 Jungsteinzeitliche (linearbandkeramische) Siedlung... 3 Bronzezeitlicher(?) Grabhügel... 4 Eisenzeitliche Befunde... 4 Römische und jüngere Befunde... 4 Prognose... 4

Einleitung Die Gert Lichius Immobilien GmbH, Neuss, plant ein Neubaugebiet mit Wohnbebauung in der Flur Langfuhr in Brühl-Pingsdorf (Bebauungsplan 01.16). Bei einer Begehung des LVR- Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland (LVR-ABR) wurden auf dem Gelände vorgeschichtliche, römische und mittelalterliche Keramikfragmente aufgefunden. Aus diesem Grunde wurde eine Sachverhaltsermittlung zur Konkretisierung der archäologischen Situation veranlasst. Sie wurde im März 2016 durch Anlage von sieben, über das Gelände verteilten 10 x 50 m großen Suchschnitten ausgeführt. Als Ergebnis erbrachte sie im mittleren Geländeabschnitt den Nachweis einer bandkeramischen Siedlung, im gesamten Plangebiet metallzeitliche Befunde sowie im Westen ein spätrömisches Grab sowie möglicherweise römische Gräben. Die metallzeitlichen Siedlungsbefunde im Osten ließen sich in die frühe Eisenzeit (Stufen Hallstatt C/D) datieren, im westlichen Drittel wurden späteisenzeitliche (Stufen Latène C/D) Befunde erfasst. Das LVR-ABR stimmte mit den Investoren eine vollflächige Ausgrabung des Baugebietes ab, so dass eine Unterkellerung in allen geplanten Bereichen erfolgen kann. Die Ausgrabung begann am 20.06.2016. Arbeitsablauf und geplante Arbeitsschritte Im Berichtszeitraum standen zunächst nur Teilflächen des Plangebiets zur Verfügung (Abb. 1), da die übrigen noch mit annähernd erntereifen Feldfrüchten bestellt waren bzw. sind. Im östlichen Drittel konnte im Süden auf dem ehemaligen Rhabarberfeld begonnen werden, während die nördlich anschließenden, mit verschiedenen Kohlsorten bestellten Parzellen nach Möglichkeit noch sukzessive abgeerntet werden sollten. Die Ernte ist mittlerweile fortgeschritten, so dass dort etwa die Hälfte der Fläche zur Verfügung steht. Im mittleren Drittel wurde zunächst ebenfalls das Rhabarberfeld im Süden beansprucht. Im Norden waren die mit Hafer bestellten Parzellen für die Ausgrabung abgemäht worden. Die mit Gerste bestellten Flurstücke 146/2 und 147/2 können seit der 28. KW betreten werden. Das westliche Drittel des Plangebiets wird erst nach der Weizenernte im August in Bearbeitung genommen. Derzeit ist vorgesehen, die Ausgrabung erst dann dorthin auszudehnen, wenn das östliche Drittel vollständig abgearbeitet ist und die Grabungsstelleneinrichtung umgesetzt werden kann. Die Planumsanlage erfolgt durch einen 30-Tonnen-Bagger mit einem 5 m breiten Böschungslöffel. Bei der Befundbearbeitung werden ein Midibagger (9 to) und ein Minibagger (2,8 to) eingesetzt. Auf sechs Arbeitsflächen (Stellen 83 88) wurde ein erstes Planum von insgesamt 7.565 m² angelegt (vgl. Übersichtsplan). In einigen kleinräumigen Bereichen war die Anlage eines 2. Planums notwendig, das eine Größe von ca. 450 m² hat. Dabei wurden 461 Stellennummern vergeben, die mit Ausnahme von neun Stellen für Grundrisse bzw. Pfostenreihen ausschließlich Erdverfärbungen bezeichnen. Außerdem wurden neun bereits in der Sachverhaltsermittlung festgestellte Befunde erneut erfasst. 2

Die extrem hohe Befundanzahl war Anlass, die Planumsanlage für zwei Wochen auszusetzen, da die Befundbearbeitung nicht Schritt halten konnte, ohne das Team weiter aufzustocken. Dies ist inzwischen geschehen. Die beiden Flächen mit hoher Befunddichte im Norden (Flächen Stelle 87, 88) wurden nach der Planumsdokumentation mit Silofolie gegen die Witterung geschützt und werden erst in der kommenden Woche in Bearbeitung genommen. Die ebenfalls befundreiche Fläche Stelle 86 ist in Bearbeitung. Die südlichen Flächen Stelle 83 85 sind abgearbeitet und teils rückverfüllt. Im Berichtszeitraum gab es keine witterungsbedingten Ausfälle, es konnte kontinuierlich gearbeitet werden. In der kommenden Kalenderwoche wird die Planumsanlage im östlichen Drittel mit einer Anschlussfläche an die Fläche Stelle 84 fortgesetzt und im mittleren Drittel mit der Planumsanlage entlang des Südrandes sowie nach vollständiger Verfüllung der Fläche Stelle 85 mit dem Zwischenstreifen. In der nördlichen Fläche Stelle 87 waren die Befunde nach Anlage des ersten Planums nur teilweise zu differenzieren; hier wird die Anlage eines zweiten Planums nach Bearbeitung der eindeutigen Befunde notwendig werden. Vorläufige Ergebnisse Im Unterschied zur Sachverhaltsermittlung, bei der der südöstliche Suchschnitt (Stelle 3) befundleer blieb, traten nun auch bis an den Südostrand des Plangebiets Befunde auf, wenn auch in geringer Dichte. Vom Ergebnis der Sachverhaltsermittlung weicht auch die sehr hohe Befunddichte im Norden des mittleren Drittels ab, die im Wesentlichen der Aufdeckung von Befunden der linearbandkeramischen Siedlung geschuldet ist, welche in der Voruntersuchung offensichtlich nur randlich tangiert wurde. Im Einmündungsbereich des asphaltierten Weges gegenüber dem Schulparkplatz befindet sich eine mehr als 70 x 40 m große Grube, die nach mehrfacher Untersuchung nun sicher als neuzeitliche Materialentnahmestelle angesprochen werden kann. Die Sohle liegt mehr als 2,50 m unter GOF, die Erhaltung von archäologisch relevanten Befunden ist hier ausgeschlossen. Jungsteinzeitliche (linearbandkeramische) Siedlung Fast alle 300 Befunde in den Flächen Stelle 85 88 gehören aufgrund ihres dunkelgraubraunen Substrats in die Jungsteinzeit. Der zeitliche Ansatz in die Linearbandkeramik wird durch Keramikfunde bestätigt, ohne dass das Fundmaterial bisher in gereinigtem Zustand vorläge. Bereits nach der Planumsanlage waren anhand der charakteristischen NW-SO- Ausrichtung und der Anordnung von Pfostengruben und Wandgräbchen (Abb. 2) mehrere linearbandkeramische Hausgrundrisse (s. Übersichtsplan) zu erkennen. In der nördlichen Fläche Stelle 87 liegen wohl mehrere Siedlungsphasen übereinander vor; die Fläche ist quasi vollständig von Befundsubstrat bedeckt. Bemerkenswert ist ein gebogen verlaufender, 3,30 4,50 m breiter Befund (Stelle 443) in der Fläche Stelle 88, welcher offenbar auf seiner Nordseite von einer Pfostenreihe begleitet wird. Er stört zwei schemenhaft erkennbare Hausgrundrisse (Abb. 3). Dabei dürfte es sich um den Graben eines Erdwerks handeln, eine für die Endphase der bandkeramischen Kultur typische Erscheinung. Klarheit wird erst die Bearbeitung des Befundes erbringen. Jungsteinzeitliche Befunde liegen in geringer Dichte bis in den Süden des mittleren Drittels des Untersuchungsgeländes vor (Abb. 4 links). Offensichtlich ist dort der südliche Rand der 3

Siedlung erfasst. Dagegen muss mit nach Norden zunehmender Befunddichte gerechnet werden, insbesondere auch in den derzeit noch von Schrebergärten und einem Waldstück in Anspruch genommenen, ebenfalls überplanten Flächen des mittleren Drittels. Bronzezeitlicher(?) Grabhügel In der Fläche Stelle 83 im Süden des mittleren Drittels wurde ein Kreisgraben (Stelle 215) von 15,40 m im Durchmesser erfasst. Der im Planum nur äußerst gering erhaltene, schwer abgrenzbare Graben schneidet bandkeramische Gruben (Stellen 216, 217), wird seinerseits von den Pfosten des wohl eisenzeitlichen Grundrisses Stelle 140 überlagert. Da es sich bei Kreisgräben häufig um die am Fuße von Grabhügeln umlaufenden Gräben handelt, lässt sich der Graben als Hinweis auf einen eingeebneten Hügel deuten. Als Datierung kommt eine bronzezeitliche Zeitstellung in Frage. Dafür lassen sich derzeit jedoch keine sicheren Belege beibringen. Eisenzeitliche Befunde Das Bild der eisenzeitlichen Besiedlung lässt sich noch nicht ausreichend gut beschreiben. Sie ist durch Gruben (Stellen 53, 196, 236 239, Abb. 4 rechts) in den Flächen Stelle 83, 84 und 85 im Südosten und Süden des Plangebiets sowie durch den Pfostengrundriss Stelle 140 im Süden (Abb. 5) belegt. Bei der Keramik aus den Gruben handelt es sich nach dem ersten Augenschein um Material der frühen Eisenzeit. Römische und jüngere Befunde An zwei Stellen im mittleren Drittel des Plangebiets, am Südrand der Fläche Stelle 83 sowie im Osten der Fläche Stelle 86, lassen sich römische Gruben (Stellen 230, 360) anhand von Ziegelfunden erkennen. Nur am Rande sei erwähnt, dass sich die bereits in der Sachverhaltsermittlung erfassten, geradlinig NNW-SSO veriaufenden mittelalterlichen oder neuzeitlichen Gräben fortsetzen. Prognose Die Bandkeramischen Siedlungsbefunde dürften sich mit hoher Dichte in der gesamten Nordhälfte des mittleren Drittels ausdehnen. Da im Suchschnitt Stelle 7 nur geringe Spuren der Siedlung gefunden wurden, sind Befunde im westlichen Drittel nur noch im Nordosten zu erwarten. Befunde der frühen Eisenzeit scheinen bislang nur als einzelne Gruben im östlichen und mittleren Drittel des Plangebiets aufzutreten. Über die Ausdehnung der späteisenzeitlichen Befunde kann derzeit keine Aussage getroffen werden. Der noch nicht vollständig freigelegte Pfostengrundriss Stelle 140 lässt sich innerhalb der Eisenzeit nicht genauer datieren. Die römische Epoche ist bisher nur mit vereinzelten Gruben vertreten. Sie scheint einen Schwerpunkt im Westen des Plangebiets zu haben. Die sehr ungleichmäßige Befundverteilung eignet sich noch nicht für eine Prognose zum Gesamtbefundaufkommen. Bei der derzeitigen Lage ist mit einer auszugrabenden Fläche von mindestens 55.000 m² zu rechnen und mit etwa 3.500 Befunden. 4

Abb. 1: Drohnenaufnahme über das mittlere Drittel der Grabungsflächen am 06.07.2016. Blick nach Westen. Abb. 2: links: schematisches Modell eines bandkeramischen Hofplatzes (nach U. Boelicke, in: Der bandkeramische Siedlungsplatz Langweiler 8. Rhein. Ausgr. 28 (Köln 1988) 330 Abb. 335); rechts Blick nach NW über den am Ostrand der Fläche Stelle 87 erfassten Grundriss Stelle 380. Der östliche Wandgraben liegt außerhalb der Grabungsfläche. 5

Abb. 3: Die beiden nördlichen Flächen mit insgesamt 190 Befunden in der Drohnenaufnahme (oben) und im Plan (unten). Gut erkennbar der Grundriss Stelle 380 am rechten (östlichen) Bildrand sowie der W-O orientierte Graben Stelle 443 in der südlichen Fläche Stelle 88. Der Zwischenstreifen von etwa 10 m Breite muss noch aufgezogen werden. 6

Abb. 4: Links die bandkeramische Grube Stelle 271 mit der charakteristischen dunklen Verfüllung. Rechts ein Scherbenlager der frühen Eisenzeit an der Sohle der Grube Stelle 238. Abb. 5: Hellgraue eisenzeitliche Pfostengruben des Grundrisses Stelle 140. Die Pfostengruben im Hintergrund heben sich besonders gut ab, da sie in die dunkle Verfüllung einer bandkeramischen Grube eingegraben sind. 7