Das Konzept der ETH Zürich

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Transkript:

Das Konzept der ETH Zürich Katherine Timmel Zamboni, Leiterin Stab Sicherheit, Gesundheit und Umwelt der ETH Zürich Anlässlich der Tagung «Sicherheit auf dem Campus Gefahrenlagen, Prävention und Krisenmanagement», 5. /6. Oktober 2015 in Berlin 1

Inhalte Einführung ETH Zürich Bereiche des Stabes Sicherheit, Gesundheit und Umwelt Bedrohungsmanagement Besonderheiten einer Universität Vorgehen und zentrale Aspekte Erfolgsfaktoren und Herausforderungen Erkenntnisse seit 2008 und Fallmanagement Krisenmanagement, Verbarrikadieren, Informations- und Alarmierungstool (IAT) 2 2

Internationalität > 18 000 Studierende / 29 000 ETH Angehörige Gründung 1855 > 80 Nationen > 65% ausländische Professoren 16 Departemente 3 3

«Mehrere» Standorte ETH Zürich Zürich Zentrum Zürich Hönggerberg (ab 2016 Wohnhäuser für Studierende) Basel Aussenstandorte (Lugano, Lindau etc.) > 250 Gebäude Open Door Policy 4

5

Organigramm Sicherheit, Gesundheit und Umwelt 6

Bedrohungsmanagement ETH Zürich Sicherheit für Studierende und Mitarbeitende ist ein wichtiges Anliegen der ETH Zürich. Gewalt an Schulen und Hochschulen ist ein globales Problem. Nach den Ereignissen in Virginia Tech (2007), in Finnland und Deutschland, hat sich die ETH Zürich die Frage gestellt, ob Prävention möglich ist. Erkenntnisse aus Virginia Tech wichtig: Frühzeitiges Eingreifen kann Probleme und Konflikte entschärfen, bevor sie in Gewalt münden. aktueller Fall 2007 7

Besonderheiten einer Universität (I) Komplexe, nicht hierarchische Strukturen Oft Gefühl von Unabhängigkeit und Autonomie nicht immer leicht steuerbare Prozesse Deshalb oft unklarer Umgang und Kommunikation mit problematischen Personen Manchmal kritische Haltung gegenüber Präventions- und Interventionsansätzen Keine ausgeprägte Sicherheitskultur ( Security ) Erfolg/Nicht Erfolg im Studium grosse Auswirkung auf das Leben des Studierenden 8

Vier Gefährdungsgruppen Fremde Studenten/-innen oder ehemalige Studenten/- innen Mitarbeitende oder ehemalige Mitarbeitenden Partner oder ex-partner 9 9

Vorgehen 10

Vorgehen (I) Identifikation wichtiger Funktionen, die im BM-Team vertreten sein sollen (HR, Rechtsdienst, Rektorat, Psychologen, Sicherheit, Hochschulkommunikation). Schulung des Teams in der Fallbeurteilung und im Fallmanagement - Workshops, Trainings... Gemeinsames Verständnis für den Sinn und die Vorteile des BMs schaffen. Festlegung des Prozesses (muss die Führungskultur des Betriebes einbeziehen). Rollen und Verantwortlichkeiten der verschiedenen Abteilungen/Bereiche klären. Begeisterung schaffen 11

Vorgehen (II) Gründung des Bedrohungsmanagement-Teams unter Federführung des Stabs SGU. Einschätzung von Bedrohungen mittels standardisierter Instrumentarien (z.b. Checklisten zur Einschätzung von bedrohlichem Verhalten am Arbeitsplatz) -> WAVR 21 (Workplace Assessment of Violence Risk). Information extern/intern (Netzwerke). Unterstützung der Betroffenen in belastenden Bedrohungssituationen. 12

Teamzusammensetzung Externe (Polizei, Staatsanwaltschaft, Stadtarzt, Vormundschaftsbehörde etc.) Interne (Schnitt-)Stellen ETH BM Team (2 bis 3x / Jahr ) RD Kernteam BM (Sitzungsintervall: 1 x alle 6 Wochen) Psychologen SGU Rkt PA HK 13

Rolle und Aufgaben des BM-Teams Prüfung eingehender Meldungen auf Relevanz für das BM-Team oder für andere interne Stellen. Bezeichnung eines Fallmanagers (EINE Person) für alle neuen Fälle (inkl. Stv.). Überprüfung der Risikobeurteilungen und Besprechung der Risikosituation für aktuelle Fälle. Besprechung der Massnahmen: Disziplinarverfahren; Sicherheitsvorkehrungen; notwendige externe psychologische Beurteilung; rechtliche Massnahmen; Einbezug der Polizei; Schutz potentieller Opfer; Q&A für die Medien; Hausverbot etc. Regelmässige Information der Schulleitung. Organisation Sitzungen/Team. 14

Fallmanager Der Fallmanager wird den betroffenen Personen/Opfern und Stellen bekannt gegeben. Die gesamte Kommunikation (intern und extern) läuft über den Fallmanager. Der Fallmanager ist verantwortlich, neue Informationen intern/extern einzuholen und zu bewerten sowie die Falldokumentation zu betreuen (Chronologie). Er führt zum betreffenden Fall Risikobeurteilungen im Kernteam durch und bespricht den Grad der Gefährdung. Er steht für Opfer/Betroffene als Berater zur Verfügung; pflegt aktiv die Kommunikation zu den Betroffenen. Schlägt dem BM-Team notwendige Massnahmen vor. 15

Zentrale Aspekte Die Organisation muss selber Verantwortung für Gewaltprävention übernehmen. Die Unterstützung durch die Leitung sowie eine kontinuierliche Bewusstseinsbildung sind wichtige Faktoren für den Erfolg. Die Fallbeurteilung und das Fallmanagement müssen strukturierte und institutionalisierte Prozesse sein. Fokus auf Gewaltprävention legen, danach Krisenmanagement und Care Dienstleistungen wichtig. Das Team wird regelmässig geschult. Integration des BM in das Krisenmanagement Netzwerke Netzwerke - Netzwerke. 16 16

Interaktion mit externen Stellen Opfer CH Ausland Behörde Polizei Stab Ermittlungen Stalking Beratungsstellen Arzt Stadtarzt Psychiatrischer Dienst Institutionen ETH Zürich Uni Zürich Univ. Spital Fall Manager Weitere Amt für Immigration Vormundschaftsbehörde 17

Erfolgsfaktoren Das Interesse für das Thema Risikobeurteilung und Bedrohungsmanagement bei den Mitgliedern des BM- Teams wecken. Interessante und motivierende Workshops zum Thema Gewaltprävention organisieren. Das Training Wie kann ich das Risiko beurteilen? Welche Hilfsmittel stehen mir zur Verfügung? schafft das aha- Erlebnis. Beginnen mit einem aktuellen Fall. Schaffe und kultiviere das interne und externe Netzwerk. 18

Herausforderungen Hohe Fluktuationsrate im Vergleich zu einem Industrieunternehmen. Nicht-hierarchische Struktur in den Departementen. Mangelnde Konsistenz in den Aktionen. Manchmal eine allzu kritische Meinung gegenüber Prävention und Intervention. Unabhängigkeitsdrang. 19

Stand heute Das Bewusstsein für das Thema ist seit Gründung des Teams innerhalb der ETH Zürich gewachsen Einige Fälle bearbeitet und abgeschlossen; andere ongoing, können vermutlich nie gelöst werden One single point of contact wird akzeptiert. Kommunikation und Abstimmung zwischen den Bereichen, sogar mit der benachbarten Universität Zürich/dem Unispital, funktioniert immer besser. Steigerung der Fachkompetenz und Professionalität im BM Team beim Fallmanagement. Austausch/Zusammenarbeit mit der Polizei intensiviert. 20

Erkenntnisse seit 2008 Es werden hohe Erwartungen mit dem BM-Team verknüpft, v.a. im akademischen Umfeld Frühzeitig Prävention lohnt sich Fälle: Vielseitig Technische Hochschule Technokratischer Ansatz fix it. Das Konzept BM-Team funktioniert, aber es gibt immer wieder Verbesserungsmöglichkeiten in der Kooperation und Kommunikation mit internen und externen Stellen («selektive Vergesslichkeit») In langdauernden Fällen Fallmanager austauschen 21

Verbleibende Bausteine Projekt 1 Aufbau des Informations- und Alarmierungstool (2014/2015/2016) Dadurch sollten ETH Angehörige via SMS, mobile phone, Festnetztelefon, e-mail, Web erreicht werden. Informationsvermittlung über Evakuation (Brand / Explosion) oder Akt zielgerichteter Gewalt. Projekt 2 Projekt Einbau Amokschlösser in Räumen mit > 9 Personen (2016/2017). 22

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit 23

Kontakt Katherine Timmel Zamboni Stag Sicherheit, Gesundheit und Umwelt (SGU) Eidgenössisch Technische Hochschule (ETH Zürich) Hochstrasse 60, HCH 8092 Zürich Katherine-timmel@ethz.ch +41 44 632 2169 www.sicherheit.ethz.ch Siehe auch www.aetap.eu (Europäische Organisation Therat Assessment Professionals) 12. 10. 24