Partizipation, Emanzipation und Handlungsfähigkeit als Schlüsselbegriffe einer qualitätsvollen Integrationsarbeit

Ähnliche Dokumente
Prof. Dr. Iris Beck, Prof. Dr. Anke Grotlüschen, Prof. Dr. Benedikt Sturzenhecker

Demographische Entwicklung

Neue Herausforderungen für Professionelle im Eingliederungsmanagement

Bildung - Auftrag der Jugendsozialarbeit

Demographische Entwicklung Migration, Integration, Religion

Zusammenwirken von Sozialraum und Menschen mit Behinderung Empfehlungen aus der Berliner Kundenstudie

Integration - Inklusion Diversity

Zivilgesellschaftliche Bedeutung von Vereinen von Jugendlichen mit Migrationshintergrund (VJM)

Altern und Teilhabe Aufgabe und Herausforderung Fachtag Bürgerengagement im Vor- und Umfeld von Pflege Stuttgart-Vaihingen 15.

1. Ausländerpädagogik 2. Interkulturelle Pädagogik 4. Weiterführungen 3. Zwei Stränge Interkultureller Pädagogik Differenzkritische Ansätze

Jugendliche im Social Web Potenziale und Herausforderungen für die sozialräumliche Jugendarbeit

Inklusion Eine Herausforderung für die WfbM?

Diakonisches Selbstverständnis im Rauhen Haus

Vielfaltstrategien in Kommunen des ländlichen Raums

in Deutschland Ihre Bedeutung und Funktion im Integrationsprozess Hamburg, 04. November 2008

Die entwicklungslogische Didaktik statt Aussonderung. Simon Valentin, Martin Teubner

Kompetenzen stärken: Kooperationen von VJM mit anderen zivilgesellschaftllichen Akteuren BAMF

Vielfalt leben in der Migrationsgesellschaft

Gemeinsam in Vielfalt: wie die migrationsgesellschaftliche Öffnung der Entwicklungspolitik gelingen kann

INKLUSION ALS FRAGE GESELLSCHAFTLICHER ANERKENNUNG KONSEQUENZEN FÜR PSYCHISCH KRANKE MENSCHEN UND IHR UMFELD? Sigrid Graumann

Inklusion auf kommunaler Ebene: Wie kann Inklusion geplant werden? Prof. Dr. Albrecht Rohrmann

Der islamische Religionsunterricht zwischen Integration und Parallelgesellschaft

Die UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen und die Herausforderungen an Unterstützung für Menschen mit Behinderungen

Profil Stadtteilarbeit. Stand Juni 2016

Theorie-Praxis-Verzahnung - Abstraktes Metathema oder praktische Handlungsanleitung?

(Vo V r o lä l uf u ig i e g ) Z i Z e i le l u n u d n d Grun u d n s d ätze d e d r M a M nn n h n e h im i e m r

kultur- und sozialwissenschaften

Niedrigschwelligkeit als sozialräumliches Prinzip Teilhabe durch Ausbildung, Qualifizierung oder Arbeit

Richtlinien zur Förderung von Integrationsmaßnahmen in Oö. Gemeinden

Kultur zwischen Nationalstaatlichkeit und Migration Plädoyer für einen Paradigmenwechsel

Inhalt. Teil I Grundlagen der Kinder- und Jugendhilfe

Buchners Kompendium Politik neu

Grundbegriffe klären, Themenfeld abstecken. Auseinandersetzng mit Kulturalität in der. Transkulturelle pflegeethische Prinzipien

Stadt und Migration. Dr. Norbert Gestring

Werkstatttag INKLUSION in Wilhelmshaven

Trägerverein Freies Kinderhaus e.v. Leitbild

Leitbild Kinder- und Jugendhilfe in der Stadt Freiburg

Die entwicklungslogische Didaktik nach Georg Feuser. Eine Präsentation von Lena Grates und Janek Müller

Teilhabe und Inklusion Konzepte für Migrant/inn/en am Arbeitsmarkt?

2. BMBF-Innovationsforum Zivile Sicherheit Mai 2014, Berlin, Café Moskau

Die multikulturelle Stadt

Übergänge sozialpädagogische Perspektiven. Internationaler Kongress der SGSA Wolfgang Schröer Universität Hildesheim

Partizipation in niedrigschwelligen Angeboten der Jugendberufshilfe

IV. Globalisierung Globalización aus Sicht der Fächer Gemeinschaftskunde, Spanisch und Religion

sozialräumliche Ansprüche und Widersprüche der Armutsbekämpfung

Partizipation im Übergang gemeinsam gestalten

Wer integriert hier wen?

Die Verknüpfung von Kompetenz- und Organisationsentwicklung als strategisches Gestaltungsmoment individueller und betrieblicher Lernprozesse

Themenwerkstatt Vom Engagement zur Beteiligung Rahmenbedingungen, Herausforderungen, Handlungsansätze

Leitlinien zur Integration in der Stadt Witten Einleitung

Gesellschaftliche Transformation im Klimawandel: Herausforderungen für die Anpassungsforschung

Das Fremde im Eigenen

NEUE QUALIFIKATIONSANFORDERUNGEN IN DER PFLEGE Qualifikationen und Technologien der Zukunft

Emanzipation und Kontrolle? Zum Verhältnis von Demokratie und Sozialer Arbeit

Wie geht's der Kinder- und Jugendhilfe?

Modulbezeichnung. Forschungsfelder und Selbstverständnis der Europäischen Ethnologie / Kulturwissenschaft

Die Behindertenrechtskonvention. Sonderpädagogik Plenumsvortrag auf der Fachtagung der KMK am in Bremen

ERKENNEN. Kernkompetenzen Orientierungsrahmen. Operatoren

Forschungsfeld 'Migration und Erwachsenenbildung

FINANZIELLE GRUNDBILDUNG DAS PROJEKT CURVE II AM DEUTSCHEN INSTITUT FÜR ERWACHSENENBILDUNG (DIE)

Auf dem Weg zur Inklusion. Mathes Reinhard

Forum Berufliche Bildung für nachhaltige Entwicklung NRW. LAAW-Projekt Nachhaltigkeit entdecken - Zugänge & Formate entwickeln

August-Dicke-Schule, Schützenstraße 44, Solingen Kernlehrplan Politk/ Wirtschaft

1 Einführung : Kultur- und Religionssensibilität in der Alten- und Krankenpflege 1.3 Herausforderungen für die Pflege

Thema Integrationskonzept

Vielfalt im Ländlichen Raum Plädoyer für eine neue Willkommenskultur

Inklusion Herausforderungen und Stolpersteine

Braunschweig inklusiv. Die Umsetzung der Behindertenrechtskonvention der Vereinten Nationen. Prof. Dr. Albrecht Rohrmann

Pädagogische Qualität für Kinder mit besonderem Unterstützungsbedarf. Einführung. Herzlich Willkommen

REGSAM-Netzwerk World Café. Zusammenfassung der Ergebnisse

Einleitung... 1 Emre Arslan und Kemal Bozay. Teil 1 Theoretische Zugänge... 7

Leitbild der Jugendarbeit Bödeli

Freuds Kulturtheorie

Flucht und Zuwanderung in Deutschland.

Bildung differenziert betrachtet

Transformationen und Perspektiven des Sozialen: Solidarisierung statt Ökonomisierung

WIR IN HAMBURG! HAMBURGER INTEGRATIONSKONZEPT September 2017 Forum Flüchtlingshilfe

Christian Vogel. Gründungsförderung für. Migrantinnen und Migranten

DER ÖGD ALS KOORDINIERENDER AKTEUR? Möglichkeiten und Grenzen bei der Gestaltung kommunaler (Inklusions-) Strategien

Medienfitt?! 1. Medien sind

Wie wollen Menschen mit Behinderung wohnen? Zusammenwirken von Sozialraum und Menschen mit Behinderung Empfehlungen aus der Berliner Kundenstudie

Integriert Euch! Plädoyer für ein selbstbewusstes Einwanderungsland

Allgemeinbildende FachlehrerInnen

Wo bleibt die Qualität in den Informationsfluten? Die Chance des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Andreas Bönte

Modul 1: Einführung in die Bildungswissenschaft Praxis. Umfang 6 LP. Modulnummer Workload 180 h. Turnus WS und SS

Kompetenzen Workshop Fairer Handel

Gehalt statt Taschengeld Forum Kloster in Gleisdorf 9. Juni 2011

Evangelische Religionslehre Einführungsphase

Lehrbuch der Erwachsenenbildung

Erfolgsfaktoren kommunaler Integrationskonzepte

Inklusive Werkstatt?! Handwerkszeug für einen kritischen Blick Dr. Cornelia Kammann

GEORGE FEUSER. Der Mensch wird am Du zum Ich. Er wird zu dem Ich, dessen Du wir ihm sind. (Martin Buber) (George Feuser)

Lebenswerte Stadt für alle. Inklusion als kommunale Steuerungsaufgabe. Prof. Dr. Albrecht Rohrmann

Von der Verwahrung über die Förderung zur Selbstbestimmung

Modul 1: Einführung in die Bildungswissenschaft Praxis

transnationale Perspektive

Sozialraumorientierung + Freiwilliges Engagement = Inklusion

Integrationshilfen aus der Sicht einer NGO

WORKSHOP III - Menschen mit geistiger Behinderung -

Leitbild der RBO Rehabilitationszentrum Berlin-Ost ggmbh (RBO)

Transkript:

Partizipation, Emanzipation und Handlungsfähigkeit als Schlüsselbegriffe einer qualitätsvollen Integrationsarbeit ADUQUA, 7.3.2014 Ao. Univ.-Prof. Dr. Annette Sprung

Komplexität Migration im Wandel... z.b.: Transnationale Migration Transnationale Sozialräume grenzüberschreitende alltägliche Lebenszusammenhänge (Ludger Pries)

Themen Integration Partizipation Wer muss integriert werden? Handlungsfähigkeit Rolle von (Erwachsenen-)bildung?

Integration Hintergrund Basis: Selbstverständnis des Migrationslandes, Diskurse, Alltag Österreich: Negativdiskurse Integration durch Leistung (Wer ist nützlich...?) Qualitätsdebatte: unterschiedliche Perspektiven

Integration Begriff rechtliche sozio-ökonomische politisch-partizipative sprachlichkulturelle religiöse Integration Integration als Prozess Integration zielt (.,.) darauf, dass Menschen sich bei der Beteiligung an den verschiedenen gesellschaftlichen Teilbereichen ihren Begabungen, ihrem Leistungsvermögen, und ihrer Leistungsbereitschaft entsprechend möglichst uneingeschränkt und eigenständig entfalten können, dass sie diskriminierungfrei arbeiten und leben können. Bezogen auf den einzelnen Zuwanderer ist es das Ziel von Integration, ein selbstbestimmtes Leben führen zu können, als zugehörig akzeptiert zu werden (Sachverständigenrat f. Zuwanderung und Integration 2004, in Schulte/Treichler 2010, S. 44).

Integration Kritik Eingliederung in homogenes Ganzes? Differenziertheit moderner, globalisierter Gesellschaften Migrant_innen als Akteur_innen Partizipation, Verwirklichungschancen Handlungsfähigkeit Leistungsdiskurs unterstützt Ausschlüsse und Hierarchisierungen (anderer als die Anderen?) Antidiskriminierung Gesetze, Institutionen, Alltag

Adressat_innen Reflexion: Was sagt Migrationsbiographie aus?? Was genau behindert Teilhabe? Wer muss wie handeln, sich verändern etc.? Qualität: reflexives Verhältnis zu Prozessen der Differenzsetzung Integrationsmaßnahmen richten sich an ALLE

Handlungsfähigkeit Handlungsfähigkeit, Agency: Individuum - Struktur Reproduktion und Gestaltung gesellschaftlicher Bedingungen Einbettung in historische gewachsene Strukturen Biographische Wissensbestände beeinflussen Aneignung Umgang mit Risiken Biographizität (Alheit) als Schlüsselqualifikation Pädagogik: Begleitung und Orientierung Cultural Studies - Emanzipation

Herausforderungen (1) Integrationsarbeit zwischen Anpassung und Autonomie Differenzierte Lernangebote Vielfalt der TN Spannungsfeld Bedürfnisse gesellschaftliche Vorgaben Beispiel: Deutschlernen Monolingualität Kommunikationsfähigkeit? Kontext wer muss sich wo und wie bewähren?

Herausforderungen (2) Auswirkungen: Mängelwesen, Selbstwert Handlungsfähigkeit eingeschränkt Wer wird gehört, wer darf sprechen? Fragen an die Anbieter: Verheißungen und Botschaften? Werden Vorgaben unkritisch reproduziert? Widerständigkeit und kritisches Bewusstsein als Integrationsziele...(?) Lerner_innen als selbstbestimmte Akteur_innen

Fazit (1) Individuelle Lernanstrengung hat Grenzen Subjektorientierte Bildung: Autonomie der Lerner_innen Empowerment, Agency Spannungsfelder nicht immer lösbar Reflexivität als permanente Aufgabe

Fazit (2) Vernachlässigte Bereiche der Integrationsarbeit: Antidiskriminierung, Migrant_innen als Verantwortungsträger_innen, Sprecher_innen Repräsentation, Role-Models Irritation von Normalitätsvorstellungen...

Danke für Ihre Aufmerksamkeit!