Planlos in die Energiewende? Wie gehen wir mit den Auswirkungen auf Natur und Landschaft um? 2. Netzwerktreffen Mühlhausen Dr. Hans S. Reip 13.03.2014
Was wird vorgestellt Energiewende Windenergie an Land Energiepflanzenanbau und Biogasanlagen Photovoltaik-Freiflächenanlagen Pumpspeicherkraftwerke Donnerstag, 13.03.2014 2
ENERGIEWENDE Warum? Ziele für Deutschland und Thüringen 2. Netzwerktreffen Mühlhausen Donnerstag, 13.03.2014 3
Energiewende Warum? Erfolgreiche Anti-Atom-Demos gegen Laufzeitverlängerung Atomkatastrophe in Japan mit schleichendem Super-GAU Beschlüsse zum Atomausstieg bis 2022 als Beschleuniger der Energiewende in Deutschland 2. Netzwerktreffen Mühlhausen Donnerstag, 13.03.2014 4
Klimawandel, Globalisierung und wachsender Ressourcenverbrauch Verschiebung von Klimazonen und Ökosystemen Verlust von Arten und Lebensräumen Extreme Wettereignisse Steigender Lebensstandard in Schwellenländern Konflikte um Rohstoffe (Zugang, Ausbeutung, Nutzung) 2. Netzwerktreffen Mühlhausen Donnerstag, 13.03.2014 5
Ziele und Szenarien Bund Quelle: BMU (2011): Langfristszenarien und Strategien für den Ausbau erneuerbarer Energien 2. Netzwerktreffen Mühlhausen Donnerstag, 13.03.2014 6
Ziele und Stand Ausbau erneuerbarer Energien in Thüringen Relative Verteilung der erneuerbaren Stromerzeugung (Endenergie) in Thüringen in 2010 Relative Verteilung der erneuerbaren Stromerzeugung (Endenergie) in Thüringen im Referenzszenario 2050 Quelle: Potenzialstudie (2011): S. 84 und 86 2. Netzwerktreffen Mühlhausen Donnerstag, 13.03.2014 7
WINDENERGIE AN LAND Ausbaustand in Deutschland und Thüringen Auswirkungen auf Natur und Landschaft Windenergie im Wald Vermeidungs- und Minderungsmaßnahmen 2. Netzwerktreffen Mühlhausen Donnerstag, 13.03.2014 8
Ausbaustand 2012 DEWI 2013 Donnerstag, 13.03.2014 9
Neuinstallationen in 2012 DEWI 2013 Donnerstag, 13.03.2014 10
Thüringen Landesziele Weniger als 0,3% der Landesfläche sind für die Windenergienutzung zugelassen d.h. 5.013 ha sind als Eignungsgebiete für die Windenergienutzung im Rahmen der Regionalplanung ausgewiesen 650 Anlagen mit einer Leistung von 900 MW Windanteil am Endenergieverbrauch 9% - Referenzszenario für 2020 sieht einen Anteil von 22% vor Forderung nach 2% der Landesfläche für die Windenergienutzung ein Teil der Fläche soll in Wirtschaftswäldern liegen Unterschiedliche Auffassungen der Koalition (CDU gegen Wind im Wald; SPD dafür) ThüringenForst hält bis zu 50.000 ha für die Windenergienutzung geeignet (davon 20.000 ha Staatsforst) Potenzialstudie hält die Erreichung der Ziele bis 2020 für möglich ohne in den Wald zu gehen Donnerstag, 13.03.2014 11
Auswirkungen von WEA auf Natur und Landschaft Vogel- und Fledermausschlag durch: Kollisionen an Rotoren und Masten tödliche Verwirbelungen im Rotorbereich Meideverhalten und Stress; Vertreibung einiger Brut- und Rastvögel aus angestammten Lebensräumen Mögliche Barrierewirkung an Engstellen von Flugrouten und Zugkorridoren Beeinträchtigung und Zerstörung von Lebensräumen Beeinträchtigung des Naturerlebens, des Landschaftsempfindens und der damit verbundenen Erholungsfunktionen Donnerstag, 13.03.2014 12
Windenergiesensible Vogelarten in Thüringen Z. B. Rotmilan, Schwarzmilan, Mäusebussard, Wanderfalke, Baumfalke, Turmfalke, Kiebitz, Waldohreule, Uhu, Feldlerche Berücksichtigung der Abstandsregelungen der Länder-Arbeitsgemeinschaft der Vogelschutzwarten (2007) Handlungsempfehlungen zur Ausweisung von Eignungsgebieten (2005) berücksichtigen: Zugtrassen und Rastgebiete für Avifauna und Fledermäuse Donnerstag, 13.03.2014 13
Windenergiesensible Fledermausarten in Thüringen Pipistrellus-Arten (Rauhhautfledermaus, Zwergfledermaus, Mückenfledermaus) Großer und kleiner Abendsegler Zweifarbfledermaus Donnerstag, 13.03.2014 14
Kumulative Wirkungen noch wenig untersucht Im Rahmen von Umweltverträglichkeitsstudien (UVPG) Nicht nur Energiewendeprojekte (Wind, Solarparks, Netzausbau), sondern noch weitere räumliche Nutzungen (Straßenbau, Siedlungsbau, etc.) Donnerstag, 13.03.2014 15
Waldflächen km² 30000 25000 20000 15000 10000 5000 0 45 40 35 30 25 20 15 10 5 0 % Waldfläche in km² Waldflächenanteil in % Donnerstag, 13.03.2014 16
Auswirkungen von WEA im Wald Bau Rodungen für Zuwegungen, Kranstellfläche, Kran-Montageausleger und Fundament Netzanbindung: Bau sehr langer Kabeltrassen aufgrund abgelegener Lage im Waldgebiet erforderlich Licht- und Lärmemissionen Donnerstag, 13.03.2014 17
Auswirkungen von WEA im Wald Betrieb Auflichtung des Waldes: ca. 3.000 m² pro Anlage dauerhaft baumfrei Veränderung der ökologischen und Wahrnehmungsqualität des Waldes Zerschneidung bisher zusammenhängender Waldlebensräume (Schachbrettmuster); Beeinträchtigung vieler Waldfunktionen Anlockwirkung für Insekten und Fledermäuse ggf. hohes Kollisionsrisiko Licht- und Lärmemissionen Störungen durch verstärkte Besucherfrequenz (Betriebsführung, Wartung) Donnerstag, 13.03.2014 18
Auswirkungen von WEA im Wald Wenig Wissen zu windenergiesensiblen Waldarten (Fledermäuse und Vögel) Wenig bis kein Wissen zu den Auswirkungen auf Populationen Betroffen sind v.a. Greif- und Eulenvögel (z. B. Schreiadler), Schwarzstorch Viel Wissen zur Kollisionsgefahr generell (Untersuchungen im Offenland) Kein Wissen zu Raum-Nutzungsverhalten von waldbewohnenden Arten über den Baumkronen Großer Forschungsbedarf Donnerstag, 13.03.2014 19
Vermeidungs- und Minderungsmaßnahmen Ausweisung qualifizierter Eignungsgebiete auf regionaler Ebene; Konkretisierung auf kommunaler Ebene Berücksichtigung der Abstandsregelungen der Vogelschutzwarten Voruntersuchungen notwendig, um Extremstandorte ausschließen zu können Abschaltalgorithmen zum Fledermausschutz (bisher nur in BY und BW angewandt) Unattraktive Gestaltung des Umfeldes von WEA für kollisionsgefährdete Arten Donnerstag, 13.03.2014 20
Regionale Planungsansätze in den Bundesländern Eignungs- bzw. Vorranggebiete mit Ausschlußwirkung Vorranggebiet mit Wirkung von Eignungsgebieten und Eignungsgebiete Vorranggebiete Vorrang- und Vorbehaltsgebiete, ggf. Ausschlußgebiete Vorrang- und Ausschlußgebiete Berlin/Brandenburg Hamburg Mecklenburg- Vorpommern Nordrhein-Westfalen Schleswig-Holstein Hessen (VRG) Niedersachsen (Ausschluß) Sachsen (Ausschluß) Sachsen-Anhalt (Ausschluß) Thüringen Baden-Württemberg Saarland Bayern Rheinland-Pfalz Keine Verbindlichkeit/ Kommunen weisen Konzentrationszonen aus Baden-Württemberg Saarland Konzentrationszonen außerhalb von Vorrangund Ausschlußgebieten Rheinland-Pfalz Bayern Klare Verbindlichkeit Berlin/Brandenburg Hamburg Mecklenburg- Vorpommern Niedersachsen Donnerstag, 13.03.2014 21
ENERGIEPFLANZENANBAU UND BIOGASANLAGEN Bioenergienutzung in Thüringen Auswirkungen auf Natur und Landschaft Lösungsansätze 2. Netzwerktreffen Mühlhausen Donnerstag, 13.03.2014 22
Bioenergienutzung in Thüringen Bioenergienutzung in Thüringen; Quelle: TLL 2010 Donnerstag, 13.03.2014 23
Bioenergienutzung in Thüringen Hauptgruppen und Unterbereiche für die Ermittlung der Biomassepotenziale in Thüringen Quelle: Potenzialstudie Thüringen (2011): S.48 Donnerstag, 13.03.2014 24
Auswirkungen des Energiepflanzenanbaus Hauptproblem: flächendeckende Verbreitung von Anlagen keine räumliche Steuerung Monokulturen (v. a. Mais), keine Fruchtfolgen Verlust von naturschutzfachlich wertvollem Grünland (Grünlandumbruch) Rückgang von Arten der Agrarlandschaft Donnerstag, 13.03.2014 25
Was ist notwendig? Lösungen Ausweitung des Maisanbaus stoppen Einhaltung von mind. 3-gliedrigen Fruchtfolgen Kein Grünlandumbruch Ausweitung der Nutzung von Rest- und Abfallstoffen Effiziente Biomassenutzung durch Kaskaden Einführung und Durchsetzung von Nachhaltigkeitsstandards bei der Biomasseerzeugung und nutzung Ökologische Kriterien auch für Kurzumtriebsplantagen (KUP) Nachhaltiges Waldmanagement Donnerstag, 13.03.2014 26
PHOTOVOLTAIK- FREIFLÄCHENANLAGEN PV-FFA in Thüringen Leitlinien für eine naturverträgliche Nutzung 2. Netzwerktreffen Mühlhausen Donnerstag, 13.03.2014 27
Photovoltaik in Thüringen Photovoltaik in Thüringen; Quelle: Photon 2011 Donnerstag, 13.03.2014 28
Leitlinien für eine naturverträgliche Nutzung Ausschluss von Schutzgebietskategorien: NP, NSG und BSR (Kernzone) Kopplung an einen Bebauungsplan mit Umweltverträglichkeitsprüfung Bevorzugt auf Flächen mit hoher Vorbelastung und geringer naturschutzfachlicher Bedeutung (z. B. Flächen mit hohem Versiegelungsgrad, hoher Bodenverdichtung, wenn Ackerflächen dann vorher intensiv genutzte, mit der Anlagenrealisierung Umwandlung in extensiv genutztes Grünland) Einzäunung der Anlage ohne Barrierewirkung für Kleinsäuger u. Amphibien Donnerstag, 13.03.2014 29
PUMPSPEICHERKRAFT- WERKE Ausbaustand Ausbaupotenziale Stand der Planungen 2. Netzwerktreffen Mühlhausen Donnerstag, 13.03.2014 30
Ausbaustand PSW Goldisthal (1060 MW) PSW Wisenta (3 MW) PSW Bleiloch (80 MW) PSW Hohenwartetalsperre I und II (62 u. 320 MW) Donnerstag, 13.03.2014 31
Ausbaupotenziale I Bestehende Talsperren: Schmalwasser (560 MW) Weida (50-100 MW) Hohenleuben (100 MW). Donnerstag, 13.03.2014 32
Ausbaupotenziale II 10 neue Standorte in den Mittelgebirgslagen Thüringens 4, 8 GW Donnerstag, 13.03.2014 33
Stand der Planungen Trianel Wasserspeicherkraftwerk Schmalwasser Runde Tische mit Bürgern/ Bürgerinitiativen: Vorschläge zu Alternativen z. B. PSW Schmalwasser-Ohra-Crawinkel Unterlagen zum Raumordnungsverfahren veröffentlicht April 2013: http://www.thueringen.de/th3/tlvwa/raumordn ung/raumordnungsverfahren/schmalwasser/ Online-Petition zum Raumordnungsverfahren erfolgreich Am 03.12.13 öffentliche Anhörung der Petition mit Petitionsausschuss und 3 weiteren Ausschüssen Donnerstag, 13.03.2014 34
Stand der Planungen Kritik am Vorhaben: Gravierende Eingriffe in Natur und Landschaft Beeinträchtigung des Wohnumfeldes von Anwohnern (insbes. durch LKW-Verkehr) Auswirkungen auf den Trinkwasserschutz in der Region Auswirkungen auf den Wintertourismus (Skisport) Unzureichende Variantenuntersuchung Donnerstag, 13.03.2014 35
Vielen Dank. NABU-Thüringen Landesgeschäftsstelle Dr. Hans S. Reip Reip@NABU-Thueringen.de Tel. 03641-605704 Fax 03641-215411 www.nabu.de 2. Netzwerktreffen Mühlhausen Donnerstag, 13.03.2014 36